n u
abreicht werden konnte, verdanken diesen edlen Menschenfreunden Gesundheit und Leben, den Eltern wurde dadurch eine große Sorge abgenommen. Deshalb hätten die Kinder allen Anlaß, dankbar zu sein diesen edlen Menschenfreunden und denjenigen Personen in Neuenbürg, welche sich in den Dienst des Hilfswerkes stellten und es förderten, so namentlich Oberamtmann Wagner, Rektor Vollmer, Frl. Emma Vollmer und Frau Erath, welch beide letztere immer bemüht waren, den Kindern ein gutes und schmackhaftes Essen vorzusetzen. Auch der Filiale der Bezirksfürsorgestelle gebühre Dank. Die Kinder sollen den Dank äußerlich durch ein gutes, gesittetes Betragen gegenüber den Erwachsenen zum Ausdruck bringen, innerlich aber all ihrer Wohltäter im täglichen Gebet gedenken und bestrebt sein, dereinst brave, tüchtige Menschen zu werden, die, wenn sie einmal Gelegenheit haben, auch Gutes tun an ihren Nebenmen- schen. Ob die Speisung fortgesetzt werden könne, hänge von den noch verfügbaren Mitteln ab, von welchen wohl noch etwas vorhanden sei. Er möchte wünschen und hoffen, daß di -s möglich sei, wenn sich milde Hände und offene Herzen finden, damit in den dringendsten Fällen Abhilfe geschaffen werden könne. Noch brachte der Redner die Gedankengänge der am Erscheinen durch dienstliche Inanspruchnahme verhinderten Bezirksfürsorgerin, Schwester Uber, zur Kenntnis, die auch ihrerseits dankte für das edle Hilfswerk und insonderheit für die sog. Mütterpakete, bestehend in Mehl, Eiern, Zwieback und sonstigen Lebensmitteln, um welche sich namentlich Frau Sägewertbesitzer Kommerell, Höfen, verdient machte. In einem Schlußwort dankte Dekan Dr. Megerlin den Herren Lehrern, an ihrer Spitze Rektor Vollmer, welche die Veranstaltung durch ihre Mitwirkung verschönten, wie für die Gesänge und Deklamationen. Seinen weiteren Ausführungen legte er das Thema zu Grunde: „Die Völker Europas brauchen einander". Er setzte auseinander, wie es gehe, wenn die Völker Europas gegeneinander stehen und sich bekämpfen. Das sei gerade so, wie wenn zwei Löwen einander zerfleischen und sich gegenseitig auffressen, schließlich bleiben nur noch zwei Schwänze übrig. 30 Millionen Menschenopfer habe der Weltkrieg gefordert. Wenn diese gewaltige Zahl in Zehnerreihen aufgestellt werden könnte, würde es gerade ein Vierteljahr dauern, bis sie am Schulhaus vorüber wären. Die Völker Europas müssen Versuchers miteinander zu leben, einander zu Helsen wie die Quäker. Deutschland mit seiner großen Bevölkerung und seiner ungenügenden Anbaufläche könne seine Bevölkerung nicht allein ernähren und sei auf das Ausland angewiesen. Auch für die Studenten auf unseren Hochschulen sei Hilfe nötig. 100 Vertreter aus allen Ländern der Welt waren zu diesem Zweck vor kurzem beisammen, um über das Hilfswerk zu beraten. Vertreten waren dabei Amerika, England, Japan, China, Tschechoslovakei und andere Länder, nur die Franzosen und Italiener fehlten. Wenn es in Europa besser werden soll, müssen die Völker Europas für einander leben und nicht gegen einander stehen. Möchte es >bald dahin kommen, daß diese Erkenntnis sich überall durchsetze und dieser Wunsch bald in Erfüllung gehe. Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Nun danket alle Gott" schloß die Ebenso gehaltreiche wie schöne Feier, die einen erhebenden Eindruck bei Kindern wie Erwachsenen hinterließ. Eine Speisung für die Kinder bildete den eigentlichen Abschluß.
(Wetterbericht.) Die Wetterlage in Süddeutschland wird durch Randstörungen des nordwestlichen Niederdrucks beeinflußt. Für Samstag und Sonntag ist unbeständiges, mehrfach bewölktes und auch teilweise regnerische Wetter zu erwarten.
x Birkenfeld, 2t. Sept. Die Bautätigkeit ist in diesem Jahr fast lahmgelegt, trotzdem es eine große Zähl von Baulustigen gibt. Woran liegt die Schuld? In erster Linie fehlt das Geld. Durch die Inflation ist der ganze Wohlstand unseres früher so fleißigen und sparsamen Volkes in ein Nichts zerronnen. Dann aber mögen auch die hohen Baukosten Schuld daran sein, daß die Bautätigkeit so flau ist. Das muß anders werden. Wenn die Bautätigkeit wieder in Fluß kommen soll — und nur dann kann die Wohnungsnot behoben werden —, müssen wir wieder in den Besitz von Geld gelangen. Ohne Geld können wir nichts anfangen, also auch nicht bauen. Oft und viel hört man den Ausspruch: Das Sparen hat keinen Wert, ja man macht sich sogar groß mit dem Vielverbrauchen und Verputzen. Das ist kein Ruhm. Unsere Voreltern waren einfach, sie haben klein cmgefangen und haben es zu schönen Wohlstand gebracht. So müssen auch wir zur Einfachheit zurückkehren und klein anfangen mit sparen. Viele Wenig machen ein Viel. Die Folge wird sein, daß die Sparkassen bald wieder über das zur Hebung der Volkswirtschaft so notwendige Geld verfügen können. Die Kreditnot wird beseitigt, es wird wieder Geld zu billigerem Zinsfuß zu bekommen sein. Wer bei Zeit angefangen hat zu sparen, wird sich mit Hilfe der nicht unbedeutenden Zinszuschüsse >bald ein schönes Sümmchen erspart haben, mit dessen Hilfe er nun an den Bau eines Häuschens herantreten kann. Daß die Bautätigkeit trotz aller möglichen Schwierigkeiten in den letzten Jahren nicht geruht hat, beweist die kürzlich aufgenommene Erhebung über die Bautätigkeit
der letzten Jahre. Darnach wurden in den Jahren 1919 bis 1923 in der hiesigen Gemeinde insgesamt 58 Gebäude neu erstellt und zwar im Jahr 1919 2, 1920 3, 1921 26, 1922 16, 1923 11 Gebäude. Von diesen 58 Neubauten sind es 50 Wohngebäude. In Neubauten wurden Wohnungen geschaffen insgesamt 53 und in 36 Umbauten 15 Wohnungen, zusammen also 68 Wohnungen.
x Birkenfeld, 25. Sept. Ein Viertel nach 11 Uhr kam das auf seiner großen Probefahrt befindliche Amerika-Luftschiff am östlichen Horizont in Sicht. In majestätischer Ruhe überfolg es die Stadt Pforzheim und konnte von hier aus etwa 20 Minuten lang deutlich beobachtet iwerden, bis es 11.35 am westlichen Horizont verschwand.
Einiges über die Ausstellung von Blindenarbeiten.
Daß es Blinde gibt, wissen Wohl alle; aber davon haben die wenigsten Kemttnis, daß der Blinde auch arbeiten kann. Die nun im Sonnensaal stattfindende Ausstellung von Blindenarbeiten gewährt einen hinreichenden Einblick in das Blinden- wesen. Die ausgestellten Arbeiten zeugen nicht nur davon, daß der Nichtsehende Pünktlich und sauber arbeitet, sondern verraten zuweilen auch Kunstsinn. Von besonderem Interesse für die Frauenwelt dürften die Handarbeiten der blinden Mädchen sein. Es wird hier geradezu staunenswertes geleistet. Auch werden Schreibmaschinen, Schreibapparate, Lehr- und Unterrichtsmittel für Blinde und Blindenspiele vorgeführt. Der Referent, Herr K. Anspach aus Heilbronn, Geschäftsführer des Württemberg:sehen Blindenvereins, ist ein vortrefflicher Redner. Auch die musikalischen Darbietungen beanspruchen volle Beachtung. Zwei blinde Sängerinnen und Klavierspieler werden es verstehen, den Zuhörern hohe Genüsse zu bereiten. Herr Regierungspräsident Von Nickel, Vorsitzender des Landesblindenvereins, wohnt der Veranstaltung bei und dürste die beste Gewähr dafür bieten, >daß das Unternehmen von hoher Bedeutung ist. Versäume es deshalb niemand, der Veranstaltung beiz »wohnen!
Altensteig, 25. Sept. (Brand.) Der Gasthof zum Hirsch, eines der größten Gebäude in Grömbach, ist vollständig niedergebrannt Das Feuer verbreitete sich unheimlich und schnell und brachte dis Nachbargebäude in größte Gefahr.
Kleinglattbach, OA. Vaihingen, 25. Sept. (Diamantene Hochzeit.) Stationsdiener a. D. Friedrich Trostel und seine Gattin Katharine Luise, geb. Hessenberger, 86 bzw. 83 Jahre alt, feierten im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel das seltene Fest der diamantenen Hochzeit.
Stuttgart, 25. Sept. (Landesversammlung der Verivaltungs- beamten.) Der Verein Württ. Verwaltungs-Beamten hält hier am Sonntag den 28. September im Konzertsaal der Liederhalle seine Landesoersammlung ab. Auf der Tagesordnung steht u. a. der Zusammenschluß der Verwaltungsbeamten des mittleren Dienstes im Verein Württ. Verwaltungs-Beamten.
Metzingen, 25. Sept. (Null von Null geht auf.) Im Konkurse über das Vermögen der Firma G. Raiser, Leder- und Handschuhfabrik in Liquidation in Metzingen, werden voraussichtlich nicht einmal die bevorrechtigten Gläubiger (Steuern) befriedigt, Konkurs- gläubiger ohne Vorrecht — größtenteils Warenlieferanten — erhalten nichts.
Reutlingen, 25. Sept. (Festgenommen.) Ein gefährlicher Einbrecher und Zechpreller, der hier und in der Umgebung sein gefährliches Handwerk ausgeübt hat, wurde auf der Haltestelle Lichtenstein festgenommen. Man fand den Mann betrunken iin Wartesaal liegen. Er war erst vor einigen Tagen in der Wirtschaft der Frau Stahlecker in Lichtenstein eingebrochen und gab auch zu, Ende Juni in der Wirtschaftshütte des Hirschwirts Hermann von Genkingen bei der Nebelhöhle und bei Kaufmann Schumacher Einbrüche verübt zu haben. In Reutlingen, Pfullingen und Undingen hat er außerdem Zechprellereien verübt. Der Täter ist der 18 Jahre alte schon vorbestrafte Alfred Rein aus Genkingen.
Gmünd, 25. Sept. (Interalliierter Besuch.) Gestern kam eine Abteilung der gegenwärtig in Deutschland weilenden Militärkontrollkommission in zwei Kraftwagen hier an. Sie statteten dem Finanzamt sowie dem Heeresunterkunftsamt in der neuen Kaserne Besuche ab. Die Kontrolle verlief reibungslos.
Aulendorf, 25. Sept. (Schöner Empfang.) Kürzlich zog ein Oberlehrer aus dem Bezirk auf seinen neuen Posten, dem Bodenseedörfchen M., auf. Gleich in der ersten Nacht erhielt er Besuch durch ein offenes Fenster. Die Diebe öffneten dann die Hintertür?, stellten zwei Fahrräder hinaus, schlossen wieder ab und verließen auf dem gleichen Weg die Wohnung wieder. Dann fuhren sie mit den Rädern unbemerkt und unerkannt davon.
Mergentheim, 25. Sept. (Frechheit.) Als der Steigerer eines städtischen Obstbaumes seine morgens erstandenen Aepsel holen wollte, mußte er feststellen, daß diese restlos gestohlen worden waren. Der Name des Steigerers war am Baum vermerkt, sodaß es sich um keine Verwechslung handeln kann.
Gerabronn, 25. Sept. (Aus der Industrie.) Die erste Slldd. Strohseilfabrik Gerabronn stellte ihren Betrieb wegen Absatzmangel vollständig ein und mußte ihre sämtlichen Arbeiter entlassen. Auch das Sägewerk mußte aus diesem Grunde seine Arbeitszeit reduzieren. Die Hohenlohische Nährmittelsabrik dagegen hat ihren Betrieb wieder
voll ausgenommen und ihre diesen Sommer entlassenen Arbeiten größtenteils wie der e ingestellt.
Baden.
Karlsruhe, 24. Sept. Am vergangenen Heimatsonntag haben, die Bettler glänzende Geschäfte gemacht. Die Polizei verhaftete mehrere Bettler, von denen einer 1000 Rentenmark und ein anderer 630 Rentenmark im Besitz hatten. Nach ihren Angaben sind sie durch die Bettelei in den Besitz des Geldes gelangt.
Offenburg, 24. Sept. Die Schwarzwälder Gasthofbesitzer tagten hier am Montag. Bei den Besprechungen führte unter anderem der erste Vorsitzende Strittmatter aus, daß eine zweite schlechte Saison wie die gegenwärtige die Schwarzwald- und anderen Kurorte gänzlich zu Grunde richten würde. Der erwartete Fremdenzustrom aus dem Auslande sei vollkommen ausgeblieben, andererseits hätte man beim deutschen Volk auf mehr Heiniattreue gehofft. Infolge Oeffnnng der Grenzen habe sich das inländische Publikum fast restlos dem Auslände zugewandt. Verkehrsdirektor Dusner-Freiburg bezeichnet? die Reklame überhaupt als eine der wichtigsten Aufgabe» des Verkehrs. Ein weiteres Ziel sei die Aufnahme der Propaganda unter dem Begriff „Schwarzwald". Jede Zersplitterung müsse hier vermieden werden. Der Redner wünscht ein ersprießliches Zusammenarbeiten mit dem Badischen Verkehrsbunde auf diesem Gebiete. Zur Eiscnbahnreklame erklärte Verkehrsdirektor Dufner es für eine Ungerechtigkeit der Reichseisenbahnverwaltung, sämtliche Eisenbahnflächen einer privaten Eisenbahnreklamegesellschast zu überlassen, mit welcher ein Abkommen auf 50 Jahre getroffen wurde. Hingegen müsse energisch Front gemacht werden. Eine weitere Aufgabe sei die Bekämpfung von schlechten Eisenbahnzeitungen. Der Vorsitzende des Landesverbands der badischen Hotelindustrie Karl Bieringer Baden- Baden führte aus das Gebiet der Steuer. Die Gesamtheit der Steuerlasten sei für das Gewerbe nicht tragbar. Dringend notwendig sei es, daß Reichstags» und Landtagsabgeordnete sich dafür einsetzen, das jetzige Steuersystem zu Fall zu bringen und eine Steuerverteilung auf moralischer und gerechter Basis herbeizuführen. Ueber Preisbildung berichtet L. Ioner-Badenweiler. Er betonte, daß eine Preispolitik gänzlich verfehlt sei, die sich nach dem Ausland richte. Das deutsche Gastwirtsgewerbe müsse wieder konkurrenzfähig gemacht werden, indem es seine Preise wieder wie vor dem Kriege berechnet. Der Vertreter der Handelskammer Dr. Tröndle wies darauf hin, daß die Handelskammern und Spitzenorganisationen sich unbedingt für die Abschaffung der Einkommensleuervorauszahlungen einsetzen. Es sei nicht möglich, daß Betriebe Einkommensteuer bezahlen, wo überhaupt kein Einkommen festzustellen sei. In temperamentvoller Weise setzte sich Regierungsrat Dr. Geyer für eine bessere Ausgestaltung der Zugsoerbindungen durch den Schwarzwald ein. Unbedingtes Erfordernis der heutigen Zeit sei es, den Verkehr über und durch den Schwarzwald wieder auf Friedenshöhe zu bringen. Weiter wünschte der Redner eine beschleunigtere Führung der Schnellzüge. Besondere Rücksicht müsse auch dein Wintersport gegenüber geübt werden durch Beibehaltung guter Zugsverbindungen. Weiter wurde beschlossen, im Laufe des Winters einen Führer durch den Schwarzwald in einer Auflage von 10 OM Stück herauszugeben, wovon ein Teil in englischer Sprache erscheinen soll.
Waldshut, 24. Sept. Die Papierfabrik Albbrück hat die 300 Mann starke Belegschaft ausgesperrt, weil diese die 12stllndige Arbeitszeit nicht annehmen wollte. In der Presse wird zwischen Arbeiterschaft und der Fabrik ein heftiger Streit geführt.
Mannheim, 24. Sept. Vier schwere Iungens standen vor dem hiesigen Schöffengericht; der 38 Jahre alte Gipser Otto Raupp, der 41 Jahre alte Schuhmacher Wilhelm Blößer, der 35 Jahre alte Taglöhncr Max Häßler und der 42 Jahre alte Hafenarbeiter Franz Betzga, sämtliche von hier. Die ersten beiden kommen aus dem Zuchthaus, der dritte aus dem Gefängnis, der vierte aus dem Arbeitshaus. Den Bier wird zur Last gelegt, im Dezember vorigen Jahres zwei dicht nebeneinanderliegende Geflügelställe geleert und den Besitzern die Köpfe von 11 Hühnern und einer Ente bezw. 12 Hühner und 4 Günsen zurückgelaffen zu haben. Raupp und Blößer kommen als eigentliche Diebe in Betracht. Der letztere behauptete jedoch, ec sei 40 Jahre alt, wisse aber nicht wie Gänsebraten schmecke, und will von der ganzen Geschichte nichts wissen. Er ist Psychophate. Die
8obul>bk>.n>»
L. HV«riA«rL,
Lek« veimUnxZlr. 18 n. IVaisonknuspInIr: 2. Telephon 672.
Lest« LeruZsguelle kür
81rsÜM-, 8oor1- v. kmeHsvdsM-Svdiilrv.
Lesckten Sie meine -VuslsZen!
kliläemMll, 8 WMM»
in einkack bis kockkeln.
LoLkvr LvSvrHvruk«»
io Leckle^en« ^ustildrunx kauten Sie bllllx d«i
WiM. Sross, pforrkvlm,
Lek« Lsri'«iu»«r»tr»8»s nnä vLllmslriu»«.
Ich Hab dich lieb.
Roman von Erich Eben st ein.
Urheberschutz öurch Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart.
Die sehr elegante, in eine schwarz-weiße Gazerobe gehüllte Dame, die dem Auto entstieg, sah sich neugierig um, als sie den Kiesweg zum Tore entlang schritt.
Unter dem lichten Strohhut, der mit einer Weißen und einer schwarzen, steil aufstehenden Straußfeder geziert war, die eine blaßrote Rose festhielt, kräuselte sich rotblondes Gelock. In den dunklen Augen war ein übermütiges Blitzen.
„Wenn der gute Flamm oder gar Siebert wüßten, daß ich hier bin!" dachte Flor, denn sie war es. „Aber ich mußte mir Dieses Eberswalde einmal persönlich ansehen und besonders die gute Hausunke, die dem armen Flamm so viel zu schaffen macht und die mit mir in Schranken treten will! Uebrigens ein Kapitalspaß, das ganze!"
Mit leisem Lachen betrat sie die Halle.
Der Portier fuhr erschrocken auf.
„Melden Sie mich bei twr gnädigen Frau an", herrschte Flor ihn an. „Hier ist meine Karte. Fügen Sie hinzu, ich würde nicht lange stören, es handle sich nur um eine Auskunft, die ich erbitten wolle."
„Tie gnädige Frau . . . sehr Wohl ... die gnädige Frau ist in der Milchkammer, aber ich werde sie gleich ölen. Bitte, einstweilen nur einzutreten."
Markwardt öffnete, noch immer ein wenig verwirrt in seiner Schlaftrunkenheit, die Tür eines kleinen, kühlen, halbdunklen Salons und entfernte sich eilig.
Flor sah ihm belustigt nach.
„Ein Prachtexemplar von Biedermeier! Wohl Por-
? Und die
Gnädige in der — Milchkammer! Das stimmt ja genau zu dem, was ich erwartete."
Der Spott in ihrem hübschen Gesicht vertiefte sich, als Jella eintrat in einem einfachen hellblauen Leinenkleid, das blonde Haar kunstlos gescheitelt, einen Schlüsselbund am Gürtel. Sie frug höflich, was man von ihr wünsche.
„Der Kochlöffelstiel, wie er im Buch steht", dachte Flor geringschätzig, und ihr eigenes elegantes Aussehen, das auch die kleinsten Hilfsmittel nicht verschmähte, um sich so blendend und verführerisch als möglich zu präsentieren, kam ihr angenehm zum Bewußtsein.
Wortreich setzte sie dann den Zweck ihres Besuches auseinander. Es handle sich um eine gewisse Fina Etters, die einmal auf Eberswalde gedient habe und über die sie gerne Auskunft hätte, da sie sich ihr als Kammerjungfer angetragen yabe.
Jella dachte nach.
„Ja, das Mädchen diente vor zwei Jahren vorübergebend hier als Stubenmädchen", sagte sie endlich. „So viel ich mich erinnere, war sie recht geschickt, und zur Jungfer wird sie sich ja vielleicht auch gut eignen. Ich aber brauchte keine Kammerjungfer, sondern eine solide Arbeitskraft. Ich entließ das Mädchen, weil es mir zu kokett, raffiniert und leichtfertig war. Fina Etters knüpfte überall Liebschaften an und ging nur darauf aus, allen männlichen Bediensteten die Köpfe zu verdrehen."
Wieder huschte das spöttische Lächeln um Flors Lip. Pen.
„Ich begreife. Sie sehen bei Ihren Leuten auf strenge Moral!"
„Nicht mehr als jede ordentliche Frau, die ihr Haus rein erhalten will."
„Nun. aber eigentlich ist es doch kein Verbrechen, wenn ein weibliches Wesen gefallen will, so lange es jung ist!
Wenn die Mädchen nur sonst ihre Arbeit tun, drucke ich gern ein Auge zu."
Jella schwieg. Je länger sie dieses elegante Luxus- geschöpfchen vor sich sah, desto deutlicher wurde ein gewisses Mißbehagen in ihr. Es lag etwas so Dreistes in den Blicken, mit denen sie sie maß, etwas Aggressives in ihrem spöttischem Ton. Dabei bemerkte Jellas scharfes Auge sehr wohl die feinen schwarzen Striche unter den Lidern und die weiße Puderschicht auf den Wangen.
„Sie raten mir also ab, das Mädchen zu engagieren?" fragte Flor.
„Durchaus nicht, da das, was mir mißfiel, Sie nicht geniert."
„Nein. Wenn die Etters sonst keine Fehler hat — ein wenig Koketterie geniert mich wirklich nicht. Ich bin darin tolerant und meine: Gleiches Recht für alle! Wir Frauen wollen doch auch gefallen — oder nicht?" Flor lachte leise auf. „Gewiß wollen auch Sie Ihrem Herrn Gemahl gefallen, denn so klug ist am Ende doch jede Frau, sich zu sagen — Liebe ist eine Blume, die man nicht mühelos blühend erhält, und entfällt sie mir eines Tages aus Achtlosigkeit, dann hebt sie Wohl eine andere auf!"
Jella sah die Sprecherin groß an, während langsam dunkle Röte ihr Gesicht bedeckte.
Wohin verflieg sich diese fremde Frau denn nur? Was ging sie ihr Mann an? Wie seltsam überhaupt, die Auskunft über ein Dienstmädchen auf derlei Fragen hinüberzuspielen! Und wie höhnisch sie sie dabei ansah, als wüßte oder ahnte sie.. .
Eben wollte Jella die Unterredung durch eine abweisende Antwort beenden, als draußen auf dem Kicsplatz vor dem Hause in scharfem Trab ein Wagen vorfuhr und hielt. Beide Frauen horchten unwillkürlich auf.
(Fortsetzuna fvlar.)