nähme regelmäßiger Ozeanfahrten ermöglichen soll, und mit dem möglicherweise auch von Deutschland aus eine Reihe von Passagier­fahrten ausgeführt werden sollen.

Friedrichshafen, 10. Eept. (Ungünstiges Flugwetter.) Die für heute angesetzte Probefahrt des L. Z. 126 mußte wegen ungünstiger Wetterverhältnisse wiederum abgesagt werden.

Giengen a. Br., 10. Scpt. (Lebensrettung.) Am Samstag fiel in der Spitalstraße ein 5 jähriges Mädchen über das Brückengeländer in den zur Zeit hochgehenden Brenzkanal. Sofort sprang der ver­heiratete Josef Fröhle von Bargberg kurz entschlossen mitten in die reißenden Fluten hinein. Dreimal nahmen ihn die reißenden Fluten selbst unter Wasser und nur mit großer Mühe bei eigener Lebens­gefahr gelang es dem braven Mann, bei der Badeanstalt mit dem geretteten Kinde glücklich das Ufer zu erreichen.

Heidenheim, 10. Septbr. (Betrug.) Der hiesige Vertreter der neugegründeten Deutsch-Südamerikanischen Siedlungs- und Wirt- schastsgcnossenschaft in Berlin wurde wegen Betrugs dem Amtsgericht eingeliefert.

Abtsgmünd, 10. Sept. (Vorsicht beim Weidegang.) Der Farrenhalter Josef Mack hier hatte früh morgens sein Pieh auf der Weide gehabt. Als man einige Stunden nach dem Eintrieb wieder in den Stall kam, waren zwei schöne Kühe infolge Aufblähung ver­endet.

Unterrombach O.-A. Aalen, 10. Sept. (Die Herren der Straße.) Fährt da ein friedlicher, ehrsamer Bürger von Unterrombach mit einem Wagen Holz seinem Dorfe zu, da holt ihn bei den ersten Häusern ein Auto ein. Auf das erste Signal lenkt der Fuhrmann pflichtgemäß sein Fuhrwerk ganz nach rechts, die Kühe bei den Köpfen führend und schon saust das Auto in rasender Fahrt an ihm in allernächster Nähe vorüber, wobei ihm der Insasse mit aller Ge­walt einen Gummiknüppel über den Rücken schlägt mit dem Ruf: Kannst du nicht rechts fahren!" Der Unterrombacher Bürger meint im ersten Moment vom Auto erfaßt worden zu sein und fällt fast in Ohnmacht vor Schrecken. Er hatte aber doch die Kraft, sein Fuhr­werk vollends nach Hause zu bringen, dürfte aber an den Folgen dieses Schlags nach ärztlicher Aussage ca. drei Wochen arbeitsun­fähig sein. Eine solche Roheit von Autofahrern ist doch unerhört.

Kirchüerg-Iagst, 10. Sept. (Zeppelins Enkel.l An einer der nächsten Zeppelin-Probefahrt nimmt auch ein Schüler der hiesigen Reformschule teil. Es ist dies der älteste Enkel des Grafen Zeppelin, Sohn des Grafen von Brandenstein-Zeppelin. Er wurde mit seinen Geschwistern zu dieser Fahrt von der Zeppelingesellschaft eingeladen.

Badens

Offenburg, 8. Sept. Die Bürgermeisterwahl findet am Montag ben 15. September statt. Die hiesigeGemeinnützige Volksversor­gung", G. m. b. H., ist in Konkurs geraten. Die Volksversorgung ist eine Gründung des freien Gewerkschaftskartells.

Bruchsal, 10. Sept. Hier ereignete sich der Wohl seltene Fall, daß im Männerzuchthause gestern eine standesamtliche und kirchliche Trauung stattfand, nachdem vom Ministerium die Erlaubnis zu dieser Hochzeit gegeben worden war.

Mietersheim (bei Lahr), 10. Sept. Zwei schwere Unglücks­fälle haben sich am Montag hier zugetragen. Der 20jährige Hilfsarbeiter Kurt Hohenwald aus Berlin, der sich auf der Wanderschaft befunden und zur Erntearbeit angeboten hatte. War mit Futterschneiden beschäftigt. Beim Abstellen des Mo­tors versagte aber anscheinend die Abstellvorrichtung, der Un- gückliche blieb mit der Hand hängen und ein Strom von 380 Volt ging ihm durch den Körper. Ein zur Hilfe herbeigeeilter Nachbar befreite den jungen Mann aus seiner furchtbaren Lage, wobei er selbst einen elektrischen Schlag erhielt; der junge Hohenwald brach tot zusammen. Frau Ruder, bei der der Hohenwald beschäftigt war, wollte mit ihren beiden Töch­tern zu Hilfe eilen, wurden aber von ihrem Hofhund, der durch die Schreie tollwütig geworden war, überfallen. Die Frauen erlitten schwere Bißwunden am Unterkörper. Der Hund konnte erschossen werden.

Vermischtes

Weinsprüche. Ein gut Glas Wein, ein schönes Weib, macht viel Vergnügen und Zeitvertreib. Nur für die Klugen ist der Wein, drum schenke keinem Narren ein. Weintrinken macht fröhlich, Gott lieben macht selig, drum liebe Gott und trinke Wein, so kannst du fromm und fröhlich sein. Es kommt die Zeit, da der Lenz entflieht, wo 'die Röte der Wange, in die Nase zieht. Gott schuf die Mädchen und Len Wein, um fröhlich und vergnügt zu sein. Was ist Wein? Sonnenschein, den die Reben dürstend eingesogen! Schenket ein! Sonnen­schein, kommt ins Herz mit dem Wein gezogen!

Zwei Personen ertrunken. Ein Schiffer aus Niederwerth wollte mit seiner Schwester und einer Freundin eine Pflau­mensendung mit einem Kahn nach Köln transportieren. Die Fahrt wurde abends -begonnen. In der Dunkelheit stieß der Nachen bei Linz gegen die Fährponts. Der Kahn kenterte und die Insassen stürzten ins Wasser. Der Schiffer und das Mäd­chen ertranken, die Schwester konnte gerettet werden.

Der Kampf gegen den Mädchenhandel. In Graz beginnt der internationale Weltkongreß zur Bekämpfung der Prosti­tution und des Mädchenhandels. Der Vorsitzen!« des Arbeits­komitees, Ade, erklärte in seinemTatsachenbericht": Vom 1. Oktober 1919 bis 1. Mai 1920 sind in den deutschen Großstädten 3700 junge Mädchen und Frauen spurlos verschwunden. Die meisten sind Mädchenhändlern für Vergnügungslokale des Bal­kans, zumeist Bulgarien oder Griechenland, oder auch irgend­einer Großstadt Amerikas, in die Hände gefallen.

Schwer« Ernteschäden in Böhmen. Aus Eger wird gemel­det: Das andauernde Regenwetter der letzten Wochen droht für die Landwirtschaft in Böhmen von geradezu verhängnis­vollen Folgen begleitet zu sein. Das durch den unaufhörlich rieselnden Regen zu Boden gedrückte und schwarz gewordene Getreide wird in vielen Gegenden des Landes bereits gemäht und als Viehfutter eingefähren. Es droht eine Katastrophe nicht nur für die Landwirtschaft, sondern für die gesamte Volkswirtschaft der Tschechoflovakei. Die ersten Anzeichen sind bereits in rapid ansteigenden Lebensmittelpreisen wahrzu­nehmen.

Vierlinge. In Corignola hat eine Frau vier gesunde Mädchen zur Welt gebracht. Von der seltenen Geburt wurde auch das königliche Haus Verständigt. Bon Behörden und Privaten wurden der Mutter diele Geschenke und -bedeutende Geldbeträge zngewiesen.

Ei« feuchtes Kirchenfest. Wie die Sowjetpresse meldet wurde in der Stadt Whschgorod bei Kiew kürzlich das Fest des Schutzheiligen der dortigen Kirche gefeiert. Die zum Fest in großen Massen herbeigeströmten Bauern brachten ungeheure Mengen selbsthergestellten Schnapses Mit. Die ganze Stadtbe­völkerung mit Einschluß der alten Weiber und kleinen Kinder iowie der Geistlichkeit und der Mönche des städtischen Klosters betrank sich völlig. Auch einige Mitglieder der Dorfsowjets nahmen an dem allgemeinen Zechgelage teil. Die Feier schloß mit einer wüsten Schlägerei. Die örtliche Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung der Angelegenheit eingeleitet.

Tanzmusik auf einem Friedhof. London hat wieder einen neuen Skandal. Der Geistliche an der Kirche St. Paul, der Geld brauchte, um seine Werke der Wohltätigkeit zu üben, war ArA langen: und vergeblichem Suchen nach einer ergiebigen Geldquelle auf den Gedanken gekommen, ein Wohltätigkeitsfest zu arrangieren. Da er offenbar die Spesen für die Miete eines Saales scheute und vielleicht auch ein bißchen sensationell wir­ren wollte, lud er die zur Wohltätigkeit aufgelegten Londoner

Damen und Herren auf den Kirchhof seiner Pfarrei ein. Dort fand nun 'der Tanzabend statt; das Orchester war in der Vor­halle aufgestellt und spielte mit lustigen Weisen zum Tanze auf. Der Eintrittpreis war niedrig gehalten; man zahlte 9 Pence. Darüber herrschte nun in London große Erregung, die noch dadurch verstärkt wird, daß diese sonderbare Veranstaltung sich eines ganz außerordentlichen Zuspruchs der Londoner Gesell­schaft erfreut hatte.

Neueste Nackrickte»

Stuttgart, 10. Sept. Der Landtag wird, wie nunmehr seststeht, im Laufe des Monats September nicht mehr zusammentreten. Land­tagspräsident Körner hat durch Schreiben den Landtagsfraktionen mitgeteilt, daß die Etatvorlagen erst jetzt einlaufen und zunächst in Druck gegeben werden. Da die Landtagsbeamten zum Teil erst in diesen Tagen ihren Urlaub angetreten haben, sei nicht damit zu rech­nen, daß im September noch Sitzungen stattfinden werden.

Koblenz, 10. Sept. Der Oberpräsident der Rheiuprovinz, Dr. Fuchs, richtete bei der Wiederaufnahme der Regierungsge­schäfte an die Bevölkerung der Rheinprovinz eine Kundgebung, worin er für die vielen und starken Beweise des Vertrauens und der Anhänglichkeit, die ihm entgegengebracht wurden, dankt. Er erklärt, er werde auch weiterhin in unwandelbarer Treue gegenüber dem Vaterlande seine ganze Kraft einsetzen, um das Wohl der ihm anvertrauten Provinz zu fördern.

Bochum, II. Sept. Der Bochumer Verein hat die sr. Zt. still­gelegten Hochöfen wieder in Gang gesetzt. Dienstag früh explodierte einer dieser Oefen, wobei ein Arbeiter getötet wurde.

Oberhausen, 10. Sept. Seit gestern begannen die französischen Truppen mit dem Abtransport von Material und Ausrüstungsge­genständen. Wie der Kommandant der Besatzungstruppen der Stadtverwaltung mitteilt, wird der Abzug der Truppen am 18. 9 beendet sein.

Halle, 10. Sept. Hier wurde eine Bande von zehn Personen verhaftet, die unter der Angabe, für den national-sozialistischen Kampf­bund Wiking zu sayimeln, Sammlungen unter der Landbevölkerung der Halleschen Gegend mit gefälschten Listen veranstaltet und große Geldmittel zusammenbekommen hatte.

Leipzig, 11. Sept. Als gestern vormittag auf dem Hauptbahn­hof 30 Strafgefangene, darunter zu mehrjähriger Zuchthausstrafe Ver­urteilter, in den Transportwagen gebracht wurden, um nach der Strafanstalt befördert zu werden, versuchten die Gefangene ihre Fesseln zu sprengen und das Dach des Wagens durchzubrechen. Der Bahnhofspolizei und Beamten der benachbarten Wache gelang es, den Widerstand der Gefangenen zu brechen und die Sträflinge ohne weiteren Zwischenfall nach der Anstalt zu transportieren.

Berlin, 10. Septbr. DerMatin" läßt sich aus Berlin melden, daß es in Dresden anläßlich der Wiederaufnahme der Militärkontrolle zu Zwischenfällen gekommen sei. Ein deutscher Offizier hätte sich geweigert, der Einladung der Kontrolloffiziere zu entsprechen. Dem­gegenüber wird von zuständiger Seite festgestellt, daß bisher sämt­liche Kontrollbesuche, auch der in Dresden, unter der Teilnahme deutscher Begleitoffiziere programmäßig und reibungslos verliefen. -DerMatin" arbeitet offenbar nach dem Prinzip: Nur frisch drauf los verleumdet, es bleibt immer etwas hängen. Schristl.)

Berlin, ll. Sept. Im Zusammenhang mit den bereits gemel­deten polizeilichen Feststellungen über das Bestehen einer kommunisti­schen Tscheka im Ruhrgebiet wird jetzt, lautVorwärts", von der Polizei berichtet, daß die Untersuchungen als vorläufig abgeschlossen betrachtet werden können. Eine große Menge belastendes Material wurde beschlagnahmt. Die Untersuchung gegen den verhafteten Kom­munisten sächsischen Landtagsabgeordneten Karl Beyer hat ergeben, daß Beyer seit Monaten an der Spitze der Tschekaorganisation ge­standen hat,

Berlin, 9. Sept. Wie das Berliner Tageblatt hört, ist der amerikanische Kredit für das Kalisyndikat über den seit einiger Zeit verhandelt wurde, zustande gekommen. Die amerikanischen Banken haben 6 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, die vom Kalisyn­dikat. je nach seinen Bedürfnissen abgerufen werden soll.

Berlin, 10. Sept. Der Zechenverband hat dem Vorwärts zu­folge beim Reichsarbeitsminister den Antrag auf Verbindlichkeits­erklärung des von den Bergarbeiterorganisationen abgelehnten Schieds­spruches sür die Lohnregelung in den südlichen Randzechen des Ruhr­gebiets gestellt.

Gera, 10. Sept. Bei der Reichsfahrt des Allgemeinen Deutschen Automobilklubs, die heute von Eisenach über Ost­thüringen nach Frankfurt a. O. geht, ereignete sich zwischen Mittelpöllnitz und Triptis auf gerader Landstraße ein schweres Unglück. Der Kaufmann Kurt Lindig aus Gera war mit sei­ner Frau auf einem Motorrad nach Pößneck gefahren und be­fand sich aus dem Rückwege, als das Motorrad von einem Kraftwagen, der ins Schleudern geraten war, erfaßt wurde und umstürzte. Die Ehefrau Lindig war sofort tot. Lindig selbst wurde schwer verletzt in das Geraer Krankenhaus eingeliefert, wo er bald starb. Die zwei Insassen des Autos, der Fahrer und eine Dame, wurden bei dem Zusammenstoß ebenfalls schwer verletzt. Das Auto soll aus Weimar stammen. Die Schuld an dem Unglücksfall wird dem verunglückten Lindig zugeschrieben, da er auf der falschen Straßenseite gefahren war.

Hamburg, 10. Sept. In Hamburg richteten schwere Gewitter und Hagelschlag, sowie ein wolkenbruchartiger Regen großen Schaden an. Infolge des heftigen Sturmes wuchs heute früh die einkom­mende Flut zum Hochwasser an. Die 3 Stockwerk hohe Mauer eines Schuppengebäudes wurde eingedrückt.

Stettin, 10. Sept. Heute früh entwichen aus dem hiesigen Ge­richtsgefängnis die vier Strafgefangenen, die Im Grass-Prozeß ver­urteilt wurden. Der ehemalige Hamborner Schutzpolizeibeamte Engeler wurdx wieder ergriffen) während der mit ihm verurteilte gleichfalls geflüchtete Kaws noch nicht wieder gefunden wurde.

Kattorvitz, 10. Sept. In der letzten Bezirkskonferenz der deut­schen sozialdemokratischen Partei in Polen wurde beschlossen, bei den nächsten Kotmnunalwahlen nicht mit der polnischen Sozialdemokratie zu gehen.

Paris,-10: Septbr. Offiziell wird mitgeteilt: Gemäß Artikel 7, Anhang 3 des Londoner Protokolls wurden 51 Deutsche aus den Gefängnissen im Ruhrgebiet in- Freiheit gesetzt. Darunter befinden sich 36 Untersuchungshäftlinge und' 111-Verurteilte. Die Amnestie­maßnahmen werden eifrig fortgesetzt.

Prag, 10. Septbr. Wie der Vertreter des Wolffbüros in der deutsch-böhmischen Provinzstadt Länz, welche 16000 Deutsche und nur 1800 Tschechen zählt, berichtet, wurde das dortige deutsche The­ater mit Hilfe bewaffneter Gendarmen von den tschechischen Behörden gewaltsam geöffnet und dort zwei tschechische Vorstellungen abgehal­ten. Während dieser Aufführungen waren vor diesem Theater be­waffnete Gendarmen postiert.

Budapest, 10. Eept. Die ungarische Polizei Hot fcstgestellt, daß Tillessen, der zweite Erzbergermörder, sich in Budapest aufhält. Bis vor einigen Tagen wohnte er bei einem rechtsradikalen Politiker in der inneren Stadt. Jetzt ist er aber wieder verschwunden. Die Polizei ist ihm auf der Spur und hofft, ihn in kürzester Zeit ver­haften zu können.

Konstantinopel, 10. September. Nach den letzten Berichten aus Georgien dauern die Kämpfe zwischen den Sowjettruppen und den Aufständischen an. Letztere sind im Besitz der wichtigsten transkau­kasischen Bahn nach Baku. Im ganzen Kaukasus ist der Belage­rungszustand erklärt. Die Sowjettruppen werden alle nach dem Aufstandsgebiet geschickt. In Datum und Tiflis wurden die kriegs­gerichtlich zum Tode Verurteilten hingerichtst.

Annapolis, 10. Sept. Wie aus Utah gemeldet wird, steht der amerikanische Pellostone-Naturschutzpark, eine der größten Sehens­würdigkeiten Amerikas und der Welt, in Flammen) 5000 Morgen Land sind bereits ausgebrannt. Der Brand rast zur Zeit weiter.

Bekanntlich stellt der Nationalpark ein Schutzgebiet von sehr großem Umsang dar, wo nicht gejagt oder Holz geschlagen werden darf.

Chicago, 10. Sept. Die Millionärssöhne Nathan Leopold und Richard Löb, die sich zur Ermordung des Millionäcssohnes Franks bekannten, wurden vom Richter Caverly zu lebenslänglichem Zucht­haus verurteilt. Dazu wird noch gemeldet: Unter ungeheurem An­drang des Publikums zum Gerichtssaal wurde heute in dem sensatio­nellen Knabenmordprozeß, der monatelang die amerikanische Oeffent- lichkeit in Atem hielt, das Urteil verkündet. Es lautet aus lebens­längliches Gefängnis für die beiden 17- und I8jährigen Mörder des 13 jährigen Frank, Richard Löb und Nathan Leopold. Alle drei ge­hörten Chicagoer Millionärsfamilien an.

Kleine Anfrage.

Stuttgart, 10. Sept. Der Abg. Adorno hat im Landtag folgende Kleine Anfrage eingebracht: Unter dem 28. 6. hat die württ. Staatsregierung in Beantwortung meiner Kleinen An­frage betr. Schutz der heimischen Landwirtschaft durch Ueiber- flutnng ausländischen Obstes bzw. von Südfrüchten mitgeteilt, daß nach einem Benehmen mit den zuständigen Reichsbehörden dort wegen der anderweitigen Gestaltung der Einfuhr von Obst und Südfrüchten schon seit einiger Zeit Erwägungen im Gange seien und daß die württ. Regierung sich auch in dieser Frage um eine Erleichterung der ungünstigen Lage der Land­wirtschaft nach Möglichkeit bemühen werde. Inzwischen sind weitere 2 Monate ins Land gegangen und haben wie vor- ausgesagt eine geradezu ungeheure, in früheren Jahren nie gekannte Ueberflutung sämtlicher deutscher Märkte mit auslän­dischem Obst- bzw. Südfrüchten gezeitigt. Infolgedessen steht sich die Landwirtschaft, insbesondere die württembergische, die gleichsam ihre letzten Erntehoffnungen auf den Absatz des Obstes aufgebaut hatte, wiederum schwer getäuscht, umso mehr, da dieselbe weitaus schlimmer wie die norddeutsche Landwirt­schaft die teilweise Rekordernten verzeichnen konnte - unter der Ungunst der Witterung zu leiden hatte. Hierzu kommt der Umstand, daß ein gewisser übereifriger Handel noch durch An­zeigen in den verschiedensten Tageszeitungen das Publikum vor dem Ankauf heimischen Obstes in geradezu anstoßender Weise öffentlich warnt unter Anpreisung des angeblich besseren aus­ländischen Obstes. Ist Las württ. Staatsministerium bereit, mit größter Energie beschleunigte Abhilfe dieser ganz unhalt­baren, trostlosen Zustände von der Reichsregierung zu erwirken, ganz besonders auch im Hinblick auf den beinahe über jedes Maß hinausgohenden Steuerdruck, dem die landw. Betriebe bei Fortbestehen obiger Zustände über kurz oder lang erliegen müs­sen. In Anbetracht der Dringlichkeit der Sache begnüge ich mich mit einer schriftlichen Antwort.

Antworten auf Kleine Anfragen. ^

Stuttgart, 10. Sept. Auf die Kleine Anfrage des Abg. Dr. Kurt Schumacher wegen der unterbliebenen Veranstaltung ei­ner Berfassungsfeier Lurch das württ. Staatsministerium, hat das Staatsministerium folgende Antwort erteilt: Die Staats­ministerium hat davon abgesehen. Verfassungsfeiern in Würt­temberg zu veranstalten, weil sie nach der bisherigen Erfah­rung eine nur geringe Teilnahme im württ. Volk gefunden haben. Ans die Kleine Anfarge des Abg. Keil betr. Beflag- gung der staatlichen Gebäude bei Reichsgedenkfeierrq hat das Staatsministerium folgende Antwort erteilt: Das Staatsntini- sterium hat angeordnet, daß an dem Tag der Gedenkfeier sür die Opfer des Weltkrieges die staatlichen Dienstgebände in den Reichs- und Landesfarben zu beflaggen seien. Die Anordnung entsprach der bisherigen Hebung. Es besteht kein Anlaß, hieran etwas zu ändern. Wenn bei der Gedenkfeier für die Gefallenen des Weltkrieges die Landesfarben vielfach -bevorzugt wurden, so geschah dies in dankbarer Erinnerung an die Tapferkeit, Aus­dauer und Treue der württ. Regimenter.

Arbeitnehmer Leim Staatspräsidenten.

Stuttgart, 10. Sept. Vor einigen Tagen hatten Vertreter des Gewerkschaftsbundes deutscher Arbeiter-, Angestellten- Und Boamtenverbände eine Unteredung mit dem Staatspräsidenten, um sich Gewißheit darüber zu verschaffen, wie sich die Staats- regiernng zu den schwebenden Fragen der Sozial- und Wirt­schaftspolitik stellt. Bezüglich der Arbeitszeit, Sonntagsruhe, Erwerbslosenfürsoxge, Wohnungsnot, Preisgestaltung usw. er­klärte der Staatspräsident, daß sich die württ. Regierung s. Zt. Mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs über die Errich­tung von Arbeitnehmerkammern (Arbeiter- und Anqestellten- kammerst) als öffentlich-restliche Körperschaften beschäftigte. Den Arbeitnehmerorganisattonen werde rechtzeitig und genü­gend Gelegenheit gegeben werden, eingehend Stellung zu neh­men. Der Staatspräsident war ferner der Ansicht, daß die Durchführung der Zollvorlage eine Verteuerung der Lebens­haltung in sich einschließe, was naturgemäß auch eins Anpas­sung der Löhne und Gehälter bedingen würde. Gegenüber den Bedenken, die die Vertreter des Gewerkschaftsrings bei einem Anziehen der Lebenshaltungskosten zum Ausdruck brachten, er­klärte der Staatspräsident, daß der Landwirtschaft unbedingt ge­holfen werden müsse und daß nur der Weg über Schutzzölle die Erreichung dieses Zieles ermögliche. Zum Schluß wurde der Staatspräsident gefragt, ob sich die Regierung mit dem Gedan­ken ernstlich trage, das Ärbeitsministerium abzubauen, und wann die Regierung cmch in Württemberg Apothekerkammern zu bilden gedenke. In Beantwortung der ersten Frage erklärte der Staatspräsident, daß das Arbeitsministerium bis zur Er­richtung der vorgesehenen Arbeitnehmerkammern in seinem bis­herigen Zustand bestehen bleibe. Alsdann soll dieses Ministe­rium dem Mimsterinm des Innern als selbständige Abteilung angegliedert werden. Die Bildung von Apothekerkamniern werde den Arbeitnehmerkammern obliegen.

Eine Windhose über dem Kinzigtal.

Eine Windhose von ungeheurer Stärke hat das Kinzigtal im mittleren Schwarzwald heimgesucht nnd in zahlreichen Ort­schaften noch nicht übersehbaren Schaden cmgerichtet. Beson­ders schlimm wurde Las Schwarzwalddorf Fußbach betroffen. Neben einigen Privathäusern wurde das Gebäude der Kreis- Pslegeanstalt mit ihren Insassen arg mitgenommen. Der erst im vorigen Jahr neu errichtete südliche Flügel des Frauen- hausvs wurde bis zur Höhe von sieben Metern eingedrückt. Die gegenüberliegende Mittelwand, die durch das Männcrhans etwas geschützt wird, wurde samt den: Gebälk des Hauses etwa fünfzehn Zentimeter nach außen gedrückt. Von allen Gebäuden wurden durch den ungeheuren Druck der Windhose die Dächer abgedeckt. Durch hcrabsallende Ziegel und entwurzelte Bäume wurden elf Männer und vier Frauen der Anstalt verwundet, eine davon schwer. Todesfälle sind glücklicherweise nicht zu ver­zeichnen. In der Umgebung der Anstatt wurden zahlreiche Bäume entwurzelt, so daß der Zugang bis zur Anstalt auf

Hebung im Jahre 1799 versunkener Schätze. Lloyds Bureau hat mit einigen holländischen Interessenten einen Vertrag ab­geschlossen zur Hebung der Schätze, die sich auf der 1799 nn- tergegangenen FregatteLa Lutine" befinden sollen. Bei der Hebung soll ein ganz neues Verfahren angewandt werden. Die FregatteLa Lutine", die an Bord 32 Geschütze und Millio­nen Gold und Silber hatte, sank infolge eines schweren Stur­mes in der Nacht zum 9. Oktober 1799 in der Nähe der hollän­dischen Küste. Von der ganzen Bemannung, die aus 100 Köp­fen bestand, konnte nur ein einziger gerettet werden. Alle frü­heren Versuche zur Bergung derLutine" sind gescheitert.