in den verschiedenen Gegenden verschiedene Namen: Herbstrose, Wiesensafran, Lichtblume, oder auch Nackte Jungfer. In unserer Gegend ist besonders letztere Bezeichnung, im Volksmund der in „Nackte Hur'" verwandelt, gebräuchlich. In diesem Flamen drückt sich Wohl einerseits die Verachtung des Volkes gegenüber der Pflanze wegen ihres giftigen Charakters aus, und dann soll sicherlich auch den Empfindungen Ausdruck gegeben werden, mit denen das Volk diese in schönen Farben Prangende, und harmlos aussehende Giftpflanze auf den kahlen, abgeern- teten Feldern ohne schützende Blatthülle austauchen sieht. — Den Menschen, vor allem aber dem Vieh kann die Herbstzeitlose sehr gefährlich werden, so daß cs sich empfiehlt, die Kinder vor der Berührung der Pflanze zu warnen und dem Landwirt sehr zu raten ist, auf die Weide seines Viehes zu achten- Auf verschiedenen Wiesen im Bezirk zeigt sich die Herbstzeitlose in Massen, daher ist größte Vorsicht zu empfehlen.
Neuenbürg, 9. Sept. Der Reichsminister der Finanzen rief im Einvernehmen mit dem Reichsverkehrsminister das wertbeständige, auf Goldmark und Dollar lautende Notgeld der deutschen Reichsbahn mit den Ausgabedaten vom 23. 10. und 7. II. 1923 mit Wirkung vom 15. September auf. Die Einlösungsfrist läuft bis einschließlich 15. Oktober. Die Einlösung kann bei sämtlichen Kassen der deutschen Reichsbahn ».Fahrkarten-, Gepäck-, Eilgut-, Stations-, Güter- und Hauptkassen) erfolgen. Hiermit ist nunmehr das gesamte von der deutschen Reichsbahn ausgegebene Notgeld, das auf Papiermark lautende sowie das auf Goldmark und Dollar lautende zum Aufruf gelangt.
Neuenbürg, 4. Sept. (Schleichwege des Mädchenhandels.) In der Inflationszeit waren es vor allem Dienstmädchen und Bürodamen, die von gewissenlosen Agenten unter falschen Vorspiegelungen ins Ausland gelockt wurden und in der Umgebung, in er sie sich wiederfanden, vielfach elend verkamen. Seit der Drang nach dem Ausland nachgelassen hat, wird nun mehr mit der Abenteuerlust und der Eitelkeit des weiblichen Geschlechts gearbeitet. „Künstlertruppenführer", die mit den anständigen Artisten freilich nur den Namen gemeinsam haben, werben in Deutschland junge Mädchen für eine Tanztruppe Damenbox- truvve und dergleichen, die im Auslände ihre Lorbeeren pflücken soll. Begeistert fährt die Schar ab, von Freundinnen beneidet, von stolzen Eltern zur Bahn gebracht. Man landet in irgend einer fremden Stadt, meist auf dem Balkan, in einem Animierlokal. Dann geht es schnell bergab: Kavaliere, Sekt, Vorenthalten der Gage; der Unternehmer verschwindet; mittellos bleiben die Mädchen zurück und sinken immer tiefer, bis etwa aus einem Briefe aus dem Spital die Eltern von dem Schicksal ihrer Tochter erfahren. Vor allen derartigen Unternehmungen kann nicht dringend genug gewarnt werden, ebenso vor einer aus Chinesen und Japanern bestehenden ostasiatischen Organisation, von der sich nach dem Geständnis von 26 in Odessa verhafteten Mädchenhändlern 800 Mitglieder z. Zt. in Europa aufhalten sollen. Auch in Deutschland ist die Polizei schon auf diese angeblichen Nippsachenhändler aufmerksam geworden die mit List und Gewalt Weiße Sklavinnen für ihre Zwecke nach dem Osten zu verschleppen suchen.
(Wetterbericht.) Bei »westlichen bis südwestlichen Winden ist für Donnerstag und Freitag zeitweise ausheiterndes und in der Hauptsache trockenes, aber noch nicht beständiges Wetter zu erwarten.
Württemberg.
Horb, 9. Sept. (Schlägerei auf dem Horber Bahnsteig.) Zu einer widerlichen Szene kam es auf dem hiesigen Bahnhof Mehrere bei der Dampfstratzenwalze der Straßenbauinspektion Oberndorf beschäftigte Arbeiter hatten sich anscheinend einen vergnügten Samstag gemacht und dabei zwei Faß Bier geleert. In ihrem angetrunkenen Zustand erregten sie auf dem Bahnsteig bei den übrigen Fahrgästen lebhaften Anstoß, zumal sie sich diesen gegenüber skandalös benahmen. Der Vorstand des hiesigen Bahnhofs wies die Leute zunächst zurecht und ließ einen derselben, der sich flegelhaft benahm, vorsühren. Hierdurch erregt, wurden die Angetrunkenen gegen die einschreitenden Unterbeamten tätlich. Bei der Rauferei wurde der sich seiner Vorführung am heftigsten Widersetzende verwundet und ckonnte von dem auf dem Bahnhof anwesenden Oberamtsarzt verbunden werden.
Münklingen, OA. Leonberg, 9. Sept. (Brand.) In der Rächt auf Montag brannte der Gasthos zum Ochsen vollständig ab. Die Vorräte an Heu und Frucht und ein großer Teil der Fahrnis fielen den Flammen zum Opfer. Der Schaden ist teilweise durch Versicherung gedeckt. Brandstiftung wird vermutet.
Stuttgart, 9. September. (Das Manöver fällt nicht aus.) Die Manöverleitung hat umfangreiche Maßnahmen zur Beschränkung von Flurschäden eingeleitet. Die berittenen Truppen, die hauptsächlich den Flurschaden verursacht haben könnten, sollen stark vermindert, außerdem soll das Betreten nicht abgeernteten Landes grundsätzlich unterbleiben. Besondere Absperrungskommandos unter sachverständiger Leitung werden eingesetzt werden. Diese Maßnahmen erscheinen hinreichend, um die gehegten Befürchtungen zu zerstreuen.
Stuttgart, 9. Sept. (Vom Manöver der 5. Division.) An den großen Herbstübungen der 5. Division vom 15. bis 20. September nehmen an den beiden letzten Tagen (19. und 20.) auch Reichswehrminister Dr. Gehler, der Chef der Heeresleitung, General von Seekt,
1s Ich Hub dich lieb.
Roman von Erich Ebenstein.
Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart.
„Weil es frivol ist! Mißverstehen Sie mich nicht. Ich bin durchaus nicht engherzig oder prüde. Eine Frau darf und soll auch die Nachtseiten des Lebens kennen lernen, aber diese müssen dann von einem ernsten sittlichen Standpunkt aus beurteilt sein, sie dürfen nicht bloß zum Zweck der Unterhaltung beschrieben werden. Der Glorienschein, der eine reine Frauenseele umgibt, darf auch nicht vorübergehend getrübt werden durch Frivolität."
Er blickte sie ernst an.
„Wenn Sie auf mein Urteil etwas geben, dann stellen Sie das Buch dem Händler lieber ungelesen zurück!"
Maja sah einen Augenblick lang seltsam bewegt vor sich hin, dann nahm sie das Buch und schleuderte es mit leidenschaftlicher Gebärde über die Brüstung hinab in den Fluß.
„Kommen Sie", murmelte sie hastig, „ich muß nach Hause."
Er folgte ihr stumm, im Innersten erschüttert und gerührt durch diesen Akt unbedingter Unterwerfung unter seinen Willen. Zugleich packte es ihn wie stürmischer Jubel.
So viel galt ihr sein Wort? So großen Einfluß hatte er in kurzer Zeit über diese Seele gewonnen? Diese Seele, die wie ein bisher vermauertes Gewölbe voll unermeßlicher Schätze war, das nur er durch ein Zauberwort zu öffnen verstand . . .
Nach ein paar Schritten blieb er stehen.
„Maja", sagte er weich,,, ich danke Ihnen! So viel hat mir noch niemand auf Erden gegeben, wie Sie in duner Minute!"
der Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos 2, General Ritter von Möhl, die Inspektionen der Infanterie, Artillerie, Kavallerie, Nachrichtentruppen und Pioniere (letztere schon ab 16.) sowie die Chefs des Truppen- und Personalamts im Reichswehrministerium teil. Die Hebungen leitet vom 15. bis 19. Sept. Generalleutnant Reinhardt, der Führer der 5. Division (Stuttgart; am 20. September General der Infanterie, Ritter von Möhl.
Ludwigsburg, 9. Sept. (Tüchtige Schwaben.) Chormeister und Komponist R. Arnold, hier, der bewährte Leiter der Dirigentenkurse des Schwäbischen Sängerbundes, wurde zur Veranstaltung eines Dirigentenkurses in die Pfalz berufen. Es ist dies der vierte Kurs, den Arnold im Auftrag großer Sängerbünde in Baden, der Pfalz und im Saarland leiten wird.
Besigheim, 9. Sept. (Zur Stadtschultheitzenwahl.) Im Rathaussaal fand eine Bürgerversammlung statt, um zur Kandidatenfrage Stellung zu nehmen und eine Einigung auf zwei oder drei Kandidaten zu erzielen. Ratschreiber Linkenheil-Trossingen, der längere Jahre auf dem hiesigen Rathaus als Gehilfe tätig war, erhielt 275 Stimmen, Schultheiß Hayer-Beutelsbach 169, Schultheiß Schick- Truchtelfingen 40, Schultheiß Siegele-Auenstein 9, Ratschreiber Sigler- Aalen 6, Stadtpfleger Psünder-Neuffen 5 und Schultheiß Spindler- Oetlingen i Stimme. Ungültig waren 21. Bei einer zweiten Abstimmung, ob drei oder zwei Kandidaten vorgeschlagen werden sollen, stimmten für drei 242, für zwei 249. Eine endgültige Stellungnahme erfolgte jedoch nicht.
Heilbronn, 9. September. (Weinbaukongreß.) Nach einem am Sonntag vorausgegangenen Begrüßungsabend wurden am Sonntag im Harmoniesaalbau durch Präsident Dr. Müller die Verhandlungen des 31. Deutschen Weinbaukongresses begonnen. Dr. Müller gedachte zunächst des 50jährigen Bestehens des Deutschen Weinbauverbandes und wies daraus hin, daß kein Grund vorliege, Feste zu feiern, sondern daß man ernstlich darüber beraten müsse, wie das Unheil, das dem deutschen Weinbau drohe, abgewendet werden könne. Er begrüßte dann die Ehrengäste, vor allem Dr. Hagedorn vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Geheimrat Melior vom Reichsministerium des Innern, Staatspräsident Bazille, Justiz- minister Beyerle und zahlreiche andere Vertreter von preußischen, bayerischen, hessischen, württembergischen und anderen Behörden. Nachdem eine Liste neuernannter Ehrenmitglieder bekannt gegeben worden war, betonte Staatssekretär Dr. Hagedorn, die Reichsregierung werde alles daran setzen, den Weingärtnerstand und den deutschen Weinbau in allen seinen Teilen zu erhalten. Staatspräsident Bazille übermittelte im Auftrag aller deutschen Weinbauländer herzliche Glückwünsche zum 50. Jubiläum des Weinbauverbandes und betonte die Notwendigkeit, die deutsche Landwirtschaft und den deutschen Weinbau zu erhalten. Während der deutsche Export durch die Friedensverträge gehemmt sei, werde der Weinimport durch sie gefördert. Das bedeute eine große Gefahr. Oberbürgermeister Beutinger- Heilbronn rief den Gästen ein herzliches Willkommen zu. Oberregierungsrat Dern überbrachte die Grüße der deutschen Landwirtschaftsgesellschaften, Direktor Ströbel diejenigen des Deutschen Landwirtschaftsrats und der südwestdeutfchen Landwirtschaftskammern. Der deutsche Weinbau sei in seinen Grundfesten erschüttert. Der Regierung dürfe man nicht mit Flötentönen Wünsche vortragen, sondern man müsse mit Donnerstimme Forderungen erheben. In Berlin höre man eher den Tritt der Arbeiterbataillone als den der Bauern Die Nagelschuhe der Bauern könnten aber schließlich doch stärker auftreten. Man müsse bestrebt sein, durch engen Zusammenschluß der gesamten Landwirtschaft und des Weinbaus das dem deutschen Weinbau drohende Unheil abzuwenden. Nach weiteren Begrüßungsansprachen und nach einem Vortrag des Generalsekretärs des Weinbauverbandes, Dr. Farnschon-Karlsruhe, über die wirtschaftliche Lage, insbesondere über den deutsch-spanischen Handelsvertrag und nach einer Aussprache über diesen Vortrag, in der die Reichstagsabgeordneten Bogt, Haag und Dr. Heutz das Verhalten der Regierung kritisierten, wurde eine von Dr. Farnschon eingebrachte Entschließung angenommen, in der flammender Protest gegen die Vergewaltigung erhoben wird, die dem deutschen Weinbau durch das deutsch-spanische Handelsabkommen droht. Bei den darin vorgesehenen Zollsätzen kann der Weinbau unmöglich bestehen. Er muß ständig weit unter Produktionskosten verkaufen, was in kurzer Zeit seinen vollständigen Ruin zur Folge haben müßte. Der deutsche Weinbau beschwört in höchster Not den Reichstag, dem Vertrage die Zustimmung zu versagen, der geeignet ist, rund zwei Millionen deutsche Staatsbürger dem Elend preiszugeben. Ferner wurde ein Beschluß zum Weinsteuergesetz gefaßt, der jede Verlegung des Erhebungszeitpunktes der Steuer näher zum Produzenten hin ablehnt, aber eine Vereinfachung in der Erhebung und in der Steuerbuch- fiihrung fordert. Nachmittags fand eine Herbstfeier mit einem aus zahlreichen Festwagen bestehenden Umzug statt.
Heilbronn, 9. Sept. »Kundgebung des Kirchenpräsidenten. > Auf den eoangel. Kanzeln des Kirchenbezirks Heilbronn wurde am Sonntag eine Kundgebung des Kirchenpräsidenten zu der in der Nacht auf 17. August in Talheim geschehenen Bluttat vorgelesen. Der Kirchenpräsident nennt diese so grauenvoll, daß er, der der Mund der Landeskirche sein soll, nicht dazu schweigen dürfe. Er fährt dann fort: „Wir wollen nicht richten, am wenigsten ehe das Gericht in der Sache gesprochen hat. Aber wir verhüllen in Trauer das Haupt, daß so etwas in unserer Mitte, unter Christen, möglich war. Und es muß uns zu ernster Einkehr bewegen, auf Herz und Gewissen mutz die Frage brennen, was kann geschehen, um den Schäden in unserem Volksleben, die sich hier schrecklich offenbaren, zu wehren? Alle, die Gottes Wort lieb haben, müssen dafür sorgen, daß Fami
Strahlend vor Dankbarkeit hingen ihre Augen an seinen Zügen, deren strenge Linien jetzt wie ausgelöscht waren unter dem weichen Schimmer, der darüber ausgebreitet lag.
„Wirklich? Wie mich das glücklich macht! Ich bin Ihnen ja so viel, viel Dank schuldig! Mehr als Worte ausdrücken können! Wenn ich mich heute nicht mehr so toteinsam fühle, wenn mein Leben reich geworden ist, indem ich sehen lernte, so danke ich dies alles ja doch Ihnen allein!"
Wieder schritten sie stumm nebeneinander hin. Ohne es zu wissen, bogen sie von der Straße ab nach dem einsamen Kai. Immer langsamer wurde ihr Gang. Wie im Traum wandelten sie dahin. An der Kaimauer blieben sie stehen und blickten verträumt in die leise rauschenden Wasser hinab.
Es war nun ganz -dunkel, der Himmel voll leuchten- - der Sterne. Ueber die Hänge des Schloßberges herab klangen halb verweht die Klänge einer Musikkapelle. Plötzlich stieg Wer den Bergen der Mond aus. Groß, leuchtend in zauberhafter Schönheit....
Und da sagte Bernd so leise, daß sie es kaum vernahm:
„Maja . . . hast du mich lieb?"
„Mehr als alles in der Welt!" stammelte sie bebend, und ihre Hand nestelte sich innig in die seine.
Und abermals verstummten sie beide. Zu voll von Seligkeit, um Worte zu finden.
Das Tor, zu dem es sie seit Wochen drängte in unklarer Sehnsucht —> es war aufgesprungen. Dahinter aber breitete sich in lockendem Glanz das blühende Land ihrer Zukunft, das wahre Leben, wie Bernd es geahnt...
Arm in Arm schritten sie dann später auf dem breiten, menschenleeren Gehsteig des Kais auf und ab, unermüdlich von ihrer Zukunft sprechend, die sie nicht müde werden konnten, sich in den süßesten Bildern aüszumalen.
lienleben und Kinderzucht von christlichem Geist durchdrungen werden Die Arbeitsgemeinschaft im Berus, die Lebensgemeinschaft in Haus und Nachbarschaft muß dem Einzelnen einen Halt geben, ihn beim Guten zu erhalten und vor dem Bösen bewahren". Der Kirchenpräsident schließt mit der Bitte um gemeinsame Fürbitte für unser Volk und seine vom rechten Weg abgekommene Glieder und um Gottes Segen für alle treue Erziehungsarbeit in Haus und Schule Gemeinde und Kirche.
Tübingen, 9. Sept. (Beisetzung.) Die Einsegnung der Leiche der Herzogin Philipp Albrecht wird am Donnerstag vormittag im Hause des Herzogs in aller Stille stattfinden. Nachmittags findet die Ueberführung nach Altshausen statt und am Freitag nachmittag erfolgt die Beisetzung in der Familiengruft.
Tübingen, 9. Septbr. (Ungetreuer Postbote.) Das erweiterte Schöffengericht hat den Milchkutscher Friedr. Horsch, der Postbeutel von Nürtingen nach Grötzinaen beförderte und Amerikabriefe in zahlreichen Fällen ihres Geldinhalts beraubte, zu 10 Monaten Gefängnis und zur Tragung der erheblichen Kosten verurteilt. Es waren 20 Zeugen geladen.j
Schwenningen, 9. Sept. (Schlägerei in der Eisenbahn.) Am Sonntag abend wurde in dem von Villingen kommenden Zug kurz vor der Einfahrt die Notleine gezogen. Es war zwischen mehreren Personen eine Schlägerei ausgebrochen, in deren Verlauf ein Mann aus Angst, er könnte totgeschlagen werden, die Notleine zog.
Ulm, 9. Sept. (Frecher Dieb.) Einen überaus frechen Diebstahl verübte ein Mann, angeblich aus Ersingen, in einer Söflinger Wirtschaft, indem er die Abwesenheit der Wirtin benutzte, um die Kaffe zu berauben. Der Diebstahl wurde in Anwesenheit vieler Gäste ausgeführt. Der Dieb ist mit dem Rad entflohen.
Saulgau, 9. Sept. (Durchgebrannt.) Der seit einigen Wochen bei dem Domänepächter Hagmann in Stefansreute, Gemeinde Königseggwald, in Arbeit stehende, 24jährige, ledige Dienstknecht Matthias Noske von Wien hat seine Dienststelle heimlich verlassen, nachdem er seinen drei Nebenarbeitern aus ihrem unverschlossenen Kleiderkasten Bargeld, Kleidungs- und Wäschestücke im Wert von 80 Mk. gestohlen hatte.
Friedrichshafen, 9. Sept. (Die zweite Probefahrt des Zeppelin verschoben.) Die auf heute vormittag 8 Uhr anberaumte zweite Probefahrt des Amerika-Luftschiffes ist wegen auftretender Föhnlage im Alpenvorland abgesetzt worden, da befürchtet werden mußte, daß das Luftschiff bei seiner Hallen-Aus- oder Einfahrt durch seitlichen Föhndruck beschädigt werden könnte. Diese Mitteilung gab Dr. Eckener heute vormittag 7»/, Uhr den Pressevertretern. Geplant war eine Fahrt nach der Nordschweiz mit Richtung Zürich. Diese Fahrt soll womöglich am morgigen Mittwoch zur Ausführung kommen. Es sind jetzt noch zwei bis drei etwa sechsstündige Probefahrten geplant, die allerlei Versuchszwecken dienen sollen. Diesen Probefahrten wird sich, falls das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, Ende der Woche die große Nordlandsfahrt anreihen, wobei jedoch von einem Besuch in Skandinavien Abstand genommen werden dürfte. Günstige Wetterlage vorausgesetzt, soll dann in der nächsten Woche, was ja auch den ursprünglichen Absichten entsprechen dürfte, die Amerikareise angetreten werden.
Baden-
Meßkirch, 5. Sept. In der Stadtkirche wurde heute nacht ein schwerer Einbruch verübt. Diebe drangen auf einer Leiter durch ein Kirchenfenster, das sie eingedrückt hatten, in das Innere der Kirche ein. Sie entfernten zuerst einen 8 Zentner schweren Stein und stiegen dann in die Fllrstengruft. Dort erbrachen sie sechs große und vier kleine Särge von Fürstlichkeiten. Offenbar vermuteten sie Schmucksachen in den Särgen, dürsten aber nichts darin gefunden haben. Die Gebeine der Toten waren umhergestreut. Dann brachen die Diebe in die Sakristei ein, fanden aber auch dort keine wertvollen Gegenstände, weil diese schon vor 14 Tagen von dort entfernt worden waren, als man in der Sakristei eines Abends ein Loch entdeckte, das wahrscheinlich schon zum Einbruch bestimmt war. Der Tabernakel wurde von den Einbrechern erbrochen und der Kelch mit den Hostien herausgenommen. Den ziemlich wertlosen Kelch ließen die Diebe aber liegen, warfen die Hostien heraus und zertraten sie. Die Täter sind dis jetzt noch unbekannt.
Freiburg i. Br.. 9. Septbr. Ein verheerendes Unwetter suchte gestern nachmittag die Umgebung von Lahr heim. Von Slldwesten nach Nordosten zog in mäßiger Breite ein Orkan Uber das Land und richtete in den Waldungen schweren Schaden an. In Grasenhausen wurden zahlreiche Dächer abgedeckt, in Kippenheim die große massive Halle mit Mehlvorräten vernichtet. Zahlreiche Telephonstangen wurden umgelegt und mehrere hundert Bäume wurden entwurzelt. Auch in Rcichenbach hauste das Unwetter furchtbar, das mit seinen vielen schwer beschädigten oder völlig zerstörten Häusern einem beschossenem Orte gleicht. Durch einen Scheuneneinsturz wurde ein Landwirt getötet, ferner zwei Eisenbahnarbeiter mehr oder weniger schwer verletzt. Maßnahmen zur Instandsetzung der beschädigten Häuser wurden getroffen.
Konstanz, 9. Septbr. Ein schwerer Junge scheint der Kriminalpolizei Konstanz in der Person des jüngst verhafteten Paul Kolb aus Ziezenhausen, der sich unter dem falschen Namen Max Keller aus Kißlegg im Lande Herumtrieb und sich auch auf diesen Namen von den Gerichten verurteilen ließ, in die Hände gefallen zu sein. Kolb hat nicht nur die Einbrüche in Bodemvaldhof und Liggeringen aus- geführt, sondern noch «ine Reihe anderer derartiger Straftaten auf dem Kerbholz, fo u. a. den Einbruch im Bootshause des Rudervereins „Neptun" und bei Tengelmann in Konstanz.
Wie die Helle Mondnacht ringsum, so voll magischen Lichtes lag sie vor ihnen .. .
Maja bat ihn, mit seiner Werbung und der Veröffentlichung ihrer Verlobung noch zu warten, bis ihr Vater, dem sie heute noch schreiben wollte, zurückgekehrt sein würde.
Damit war Bernd ganz einverstanden. Vermied er dadurch doch vorerst- auch nach eine Aussprache mit seiner Mutter, wozu gerade jetzt der Moment nicht geeignet war.
Herr Rehmen befand sich gegenwärtig in Panditscherri. Bis er zurückkam, würde sich die Verstimmung zwischen Bernd und der Mutter wohl gegeben haben.
„Aber bist du auch sicher, daß er auf deinen Brief hin wirklich kommt?" fragte Bernd plötzlich. „Du erzähltest mir doch, er sei ein wenig Sonderling, und ihr stündet euch nahezu fremd gegenüber?"
„Das ist wahr. Aber die Verlobung seines Kindes ist Anlaß genug, daß er endlich wieder einmal zu den Seinen kommt! Ich werde ihm schon recht dringend und beweglich schreiben. Und ist er erst da, dann will ich ihn so lieb haben, daß er überhaupt nicht mehr in die Fremde will."
Dazu machte Bernd ein zweifelndes Gesicht. In seinem Innern stand längst fest, daß Majas Vater ein ausgemachter Egoist sein mußte, von dessen väterlicher Liebe nicht viel zu hoffen sei. Wie hätte er sonst Maja so der- nachlässigen können?
Sie las etwas davon in seinem Blick, und es tat ihr Weh.
„Du mußt nicht schlecht von Papa denken, Bernd! Er ist gar nicht kalt oder gleichgültig. Speziell bin ich sogar sein Liebling. Aber siehst du, seit Mamas Tod ist er immer so traurig. Ich glaube, die Erinnerung an sie treibt ihn immer wieder fort.
... (?k.vcis?6pna