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macht sich wieder bemerkbar, seit der Landwirtschaft Einnah­men in Aussicht stehen. Deshalb richtete der Reichsbund des Textileinzelhandels eine Eingabe an Reichsregierung und Reichstag, um eine Abänderung der Reichsgewerbeordnung da­hingehend herbeizuführen, daß das Feilhalten von Textilwaren nur auf Grund eines besonderen Wandergewerbescheins gestat­tet ist und dieser nur innerhalb des Bezirks der ausstellenden Behörden Geltung hat. Die Mißstände des Hausierhandels lie­gen in der ungenügenden steuerlichen Erfassung desselben; im Mangel, die Reellität von Ware und Händler nachzuprüfen, weil der Aufenthaltsort rasch gewechselt und die Kundschaft ei­gentlich unbegrenzt ist. Der Zwang, nur in einem bestimmten Bezirk zu verkaufen, würde da eine gewisse Kontrolle schaffen. Der ortsansässige Einzelhandel im Textilwesen hat ein ganz anderes Interesse als der Hausierer, sich das Vertrauen seiner Kundschaft zu erhallen und zu bewahren; beim Kauf am Orte bewahrt man sich vor Schäden, die schon hundertmal beklagt wurden, aber nicht hindern, daß immer wieder bittere Erfah­rungen gemacht werden müssen.

(Wetterbericht.) Die Wetterlage hat sich nicht we­sentlich geändert. Für Mittwoch und Donnerstag ist immer noch zeitweise bedecktes, aber in der Hauptsache trockenes Wetter zu erwarten.

Wümremoerg

Mühlacker, 8. Sept. (Selbstmord.) Innerhalb der Ruine Löffelstelz fand ein Schulknabe eine Leiche. Es handelt sich um den Mechaniker Ernst Fischer von hier. Der 26 jährige Mann war in­folge im Kriege erlittener Verletzungen neroenleidend und seit einiger Zeit arbeitslos, weshalb er sich wohl erschossen hat.

Stuttgart, 8. Sept. (Die glücklichen Regierungsräte.") Unter dieser (Überschrift veröffentlichte die Süddeutsche Arbeiterzeitung eine Mitteilung, nach der sich zwei Frauen von Regierungsräten dahin geäußert haben sollen, daß ihre Männer monatlich 1000 Mark ver­dienen und daß es möglich sei, von diesen Gehältern jeweils 400 bis 600 Mark zu ersparen. Die von der Süddeutschen Arbeiterzeitung veröffentlichten Zahlen entsprechen in keiner Weise den Tatsachen. Ein Regierungsrat auf Stufe X bezieht 3600 bis 5400 Mark, auf Stufe XI 4200 bis 6300 Mark im ganzen Jahre. Dazu kommt in Stuttgart ein Ortszuschlag von 720 bzw. 960 Mark im Jahr. Der Frauenzuschlag beträgt im Jahr 120 Mark, während der Kinder­zuschlag sich je nach dem Alter des Kindes zwischen 192 und 240 Mark ebenfalls im ganzen Jahr bewegt.

Stuttgart, 6. Septbr. (lOjährige Regimentsgrllndungsfeier mit Gedächtnistag des RIR. 248.) Die Vereinigung ehemaliger 248 er IE. V.), Sitz Stuttgart, begeht am 4. und 5. Oktober ds. Fs. in Kirchheim u. T., dem damaligen Standort des Ersatzbataillons und des Orts, an dem das Denkmal für die Gefallenen des Regiments steht, für alle ehemaligen 248 er eine 10 jährige Regimentsgründungs­feier mit Gedächtnistag. Meldungen für Quartier und Essen sind bis spätestens den 25. September ds. Fs. an Kamerad Ernst Gerber in Kirchheim-Teck, Marktstraße 23, zu richten.

Stuttgart, 8. Sept. ;Eine Ehrung für den Grafen Zeppelin.) Bei dem Flug des Luftschiffes über Stuttgart senkte es sich in der Gegend des Pragfriedhofs stark zur Erde. Bei dieser Gelegenheit wurde vom Luftschiff aus ein Kranz abgeworfen, der für das Grab des Grafen Zeppelin bestimmt war und dort auch alsbald seinen Platz erhielt.

Eßlingen, 8. Sept. (Sich selbst gerichtet.) Am Samstag, den 6. September, hat die Kriminalpolizei einen Postbeamten wegen Amtsverbrechens festgenommen. Der Jestgenommene wurde überführt und war geständig, in einer Anzahl Fälle Amerikabriefe geöffnet und die inliegenden Geldbeträge sich angeeignet zu haben. Im Laufe des Sonntag-Nachmittag hat sich der Beamte in seiner Zelle im Polizcigefä'ngnis erhängt.

Tübingen, 8. Sept. (Todesfall im herzoglichen Hause.) Die Ge­mahlin Seiner König!. Hoheit des Herzogs Philipp Albrecht, geborene Erzherzogin Helene von Oesterreich, die am 2. September von einer Tochter entbunden wurde, ist heute nacht im Alter von 21 Jahren plötzlich verschieden. Die so früh und jäh aus dem Leben geschiedene Herzogin Helene war am 30. Oktober 1903 geboren und hatte sich am 23. Oktober vorigen Jahres in Altshausen mit Herzog Philipp Albrecht vermählt. Die Eltern der Heimgegangenen Herzogin sind Erzherzog Peter Ferdinand von Oesterreich und Maria Christin«, geb. Prinzessin von Bourbon. Am letzten Freitag hatte in Anwesen­heit der Mutter der Herzogin und der ehemaligen Königin von Württemberg die Taufe des Kindes aus den Namen Maria Christine stattgefunden. Der Tod der jungen Herzogin trat als Folge einer Herzschwäche nach einer schweren Angina ein.

Tübingen, 3. Sept. (Ein liebekurierter Feuerwehrmann.) Ein tragikomischer Fall spielte sich am Sonntag anläßlich des Wecker­linientages auf dem Neckar ab. Saßen da die wackeren Feuerwehr­mannen im schönen Neckarmllllerei-Garten zusammen, um nach den anstrengenden Tagungen sich imangenehmeren" Löschen zu üben, und ergötzten sich nebenher an dem munteren Treiben, das der Neckar mit seinen vielen Ruderbooten zeigte. Eine Schöne, die nebenbei gesagt, ihren Nachen ganz sachgemäß zu meistern verstand, stach scheints einem unternehmenden Göppinger Löschzugmann besonders in die Augen, und nach längerem Werben um die Gunst der Spröden sah man dann den Kühnen von der Mauer des Gartens herab ins Boot steigen. (Übermut und Lebenslust blitzten aus den Augen des Unternehmenden, der neben Schäckern und Echöntun nun auch noch

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Ich Hab dich lieb.

Roman von Erich Ebenstein. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzeutrale C. Acker­mann, Stuttgart.

Dann wissen Sie gar nicht, um wieviel man Sie auch da betrogen hat! Wir können ja nicht alles selbst erleben oder immer aus eigener Anschauung Stellung zu den Dingen nehmen. Aber in guten Büchern spiegelt sich das Leben. Alle die Fragen, welche die Welt bewegen, werden da berührt, oft eingehend erläutert, Verhältnisse geschil­dert, die uns sonst ewig fremd blieben, unser Urteil wird angerufen, unsere geistige Mitarbeit wachgerufen. Und alles dies trägt bei zu unserer inneren Reife, ist so not­wendig, wenn wir uns ein selbständiges Urteil über das. was unsere Zeit Gutes und Schlimmes in sich birgt, bil­den wollen!"

Dann schrieb er ihr eine Reihe von Büchern auf, die sie lesen sollte. Und Maja, die beschämt erkannte, wie unfertig sie in seinen Augen dastand, ließ sich Berge von Büchern kommen und las die halben Nächte durch.

Sie verfolgte alle literarischen Notizen über neu er­schienene Bücher, und auch sonst wurde jeder zufällige Hinweis auf dies oder jenes Werk benutzt, um es sofort anzukaufen.

Da sie dabei noch ohne kritische Wahl vorging, kam sie mitunter auf Bücher, die Bernd ihr keinesfalls emp­fohlen hätte. Aber sie war wie ein Dürstender, dem man einen Quell gezeigt hatte, und der nun trank ohne Be­sinnen.

Denn eine neu« Welt war ihr da aufgegangen, eine Welt, von der sie kaum etwas gewußt, in der ganz andere Dinge den Kompaß bildeten Toiletten, Modetorheiten

das Schifflein zu schaukeln anfing, was aber der Holden doch zu viel war, und energisch wies sie den Kecken in die Schranken, so daß er sich längere Zeit mit Vergnügen durch die Maid spazieren rudern ließ. Als der Don Juan an derselben Stelle, wo er ins Boot gestiegen war, dann wieder aussteigen wollte, hielt er sich an der hier ziemlich hohen Ufermauer, wobei aber der Nachen natur gemäß wiederseewärts" treiben mußte. Trotz allen krampfhaften Anstrengungen kam nun der Höhepunkt des Dramas. Plumps gings kopfüber in die kühlenden Fluten des hier tiefen Neckars, und nur noch die Stiefel waren kurze Zeit sichtbar; aber auch das Boot kenterte nun, und auch die Jungfrau bekam ihr gut Teil an dem unfreiwilligen Bade ab, wurde aber sofort von den herbeigeeilten Hilfsbereiten aufs Trockene gezogen. Mittlerweile tauchte nun auch der so plötzlich und jäh Abgekllhlte wieder pustend und schnaubend auf und will nun auch die entgegengestreckten Hände erfassen, aber es reicht noch nicht; hinunter gehts wieder in die Tiefe. Schließlich gelang es aber doch mit Hilfe des mit raschen Ruderschlügen herbei­geeilten Bootsverleihers, den scheints nicht sonderlich des Schwimmens kundigen, aber nun von seiner Liebessehnsucht wohl gründlich kurier­ten Mann an das User zu lootsen. Dank des raschen Eingreifens aller seiner Kameraden lief der Fall noch gut ab; aber es hätte leicht schief gehen können, dennUebermut tut selten gut". Unter schallendem Gelächter betrat der wie ein nasser Pudelhund Triefende wieder den Garten und wurde dann von dem gefälligen Besitzer mit trockenen Kleidern versehen. Erneutes dröhnendes Halloh erscholl, als nun aus dem einfachen Feuerwehrmann ein eleganter Stutzer sich entpuppte, und lang; noch mußte der Mann das schadenfrohe Ge­lächter einstecken. Ihm selber wars nicht zum Lachen. Dafür war der Neckar zu tief gewesen.

Rottenburg, 8. Sept. (Todesfall.) Am Sonntag morgen starb unerwartet an einem Schlaganfall der langjährige Vorstand und erste Hauptlehrer der Realschule, Prof. Thuma, nachdem er am Vortage noch in Reutlingen gewesen war.

Gmünd, 8. Sept. (Minister Beyerle in Waldstetten.) Zur Be­sichtigung des Hochwasser-Unheils in Waldstetten erschien Samstag vormittag der Abg. und Minister Beyerle. Unter Begleitung von Schultheiß Barth, des Ortspfarrers und zweier Gemeinderäte nahm der Minister an Ort und Stelle Augenschein von dem großen Unheil, das das Hochwasser in der Gemeinde angerichtet hatte. Mit einzel­nen hart getroffenen Einwohnern wechselte der Minister mitfühlende Worte. Beim Abschluß der Besichtigung besprach der Minister mit den Begleitern die etwa vom Staat zu treffenden Hilfsmaßnahmen. Er werde sofort mit dem Staatsministerium deswegen in Verbindung treten. Vor allem werde der Gemeinde ein Darlehen zur Behebung der Schäden am Bach, den Straßen und Wegen gegeben werden müssen. Ein staatlicher Wasser- und Wegbautechniker soll zur Ver­fügung gestellt werden. Daneben hätte die staatliche Wohltätigkeits­stelle einzugreifen. Jedenfalls soll alles geschehen, um dem Unglück u steuern. Schultheiß Barth dankte namens der Gemeinde dem Ninister Beyerle für seine Teilnahme und zugesagte Hilfe.

Gmünd, 8. Sept. (Ein Opfer des Meeres.) Aus Zinnowitz in der Pommerschen Bucht kommt die Trauernachricht, daß der 13 jäh­rige Sohn des Kaufmanns Eugen Gageur hier, der dort mit noch verschiedenen anderen Schülern aus Gmünd und Stuttgart auf schul­ärztliche Empfehlung Erholung gesucht hatte, beim Baden ertrunken ist, wenige Tage vor Ablauf seines dortigen Aufenthalts. Es ist noch nicht gelungen, die Leiche des bedauernswerten Jungen aufzu- mden.

Biberach, 8. Sept. (Immer noch flüchtig.) Die beiden Diebe, die vorige Woche aus dem Gefangenenwagen der Eisenbahn bei der Station Laupheim entwichen und in den Waldungen bei Untersulme- tingen gesehen wurden, konnten trotz größeren Aufgebots von Land- ägern und Polizeimannschaft nicht ergriffen werden. Es wurde aber festgestellt, daß die beiden Gauner in der Wirtschaft in Schaib- lishausen gevespert hatten. Einer von ihnen soll schon Zivilklcider tragen, während der andere noch Gefangenenkleidung trägt.

Oberteuringen, 8. Sept. (Treue Dienste.) Gestern starb hier die älteste Person der Gemeinde, Jungfrau Agnes Egle im Hohen Alter von beinahe 88 Jahren. Die Verstorbene war das Muster und leuchtende Vorbild eines treuen und gewissenhaften Dienstboten. Seit 63 Jahren diente sie treu und gewissenhaft im Hause des En­gelbert Eberle, früher Schultheiß Haller'sches Hosgut.

Waldsee, 8. Sept. (Tödlich verunglückt^ Beim Stockholzsprengen verunglückte der 79 Jahre alte Metzgermeister Karl Daiber von hier tödlich. Wie der Fall vor sich ging, konnte nicht festgestellt werden. Als Daiber in später Abendstunde nicht nach Hause kam, suchten ihn die geängsteten Angehörigen und fanden ihn schrecklich verwundet, tot in seinem Blute liegend vor.

Aalen, 8. Sept. (Oberamtszuteilungen.) Die Bestrebungen der beiden Städte Ellwangen und Aalen, jede um bessere Verbindung mit den Gemeinden Pommertsweiler und Adelmannsfelden sind alt und kehren immer wieder. Der Kraftwaqcnverkehr brachte diese Frage kürzlich erneut auf die Tagesordnung. Besonders Ellwangen wirbt stark um die beiden, im Oberaml Aalen gelegenen großen Ge­meinden. Im Publikum spricht man sogar schon von einer Abtren­nung vom Oberamt Aalen und Zuteilung zu Ellwangen. Auch eine Lösung und einen Ausgleich weiß es schon ; es würde Pommertsweiler bei Aalen belassen und Adelmannsfelden gegen das an der Nörd- linger Bahn gelegene, für di« Aalener Milchoersorgung wichtige West­hausen tauschen. Unter' diesen Umständen ist man auf die Entschei­dung der Oberpostdirektion betr. der Kraftwagenlinien ab Ellwangen und Aaün sehr gespannt.

Bom Kocher, 8. Septbr. (Unglücklicher Sturz.) Die Kriegers-

Alles in ihr antwortete leidenschaftlich auf diesen Weck­ruf. Von Tag zu Tag begriff sie mehr, wie leer ihr Leben bisher gewesen, begriff sie ihn besser, der wie ein Erlöser in ihr Leben getreten war ...

So war sie auch heute nach dem Streit mit Tante Madeleine, die durchaus nicht begreifen wollte, warum Maja nicht auf den letzten Rout der Exzellenz von Wim­penning mitgehen wollte, zum Buchhändler geeilt, um sich für den Abend ein Buch zu holen.

Sie hatte es kürzlich in einem anderen Buch als be­sonders geistreiches Zeitbild erwähnt gefunden. Nun trug sie es sorgsam im Arm und schlug langsam den Heimweg damit ein.

Majas Aerger war verflogen. Der Abend war so köstlich mild, ganz frühlingsmäßig. Im Westen lag noch eine goldig klare Helle über den Bergen, hier längs des Flusses und auf der Brücke zündete man schon die Gas­laternen an, die sich nun in den dunklen Wassern unten spiegelten.

Auch oben am Schloßberg in der Glasveranda des Re­staurants, das sich zwischen alten Schanzmauern aus der Türkenzeit als Wahrzeichen der modernen Zeit einge­zwängt hatte, leuchteten Lichte» auf. lieber-den Hängen darunter lag schon ein grüner Schimmer. Die Luft roch leise nach Veilchen. Die Wasser des Flusses rauschten stärker als sonst, geschwellt von den Schmelzwässern der Gebirge, die sich gleich einer phantastisch gezackten Wand im Norden am Abendhimmel emporreckten. Da und dort blinzelte schon schüchtern ein Sternlein auf.

Maja, die dies Bild sehr liebte, blieb mitten auf der Brücke stehen und vertiefte sich in seinen Anblick.

Wie schön war doch die Welt! Welcher Frieden, welche Größe! Die Straßen schon menschenleer, selbst die Brücke nur wenig belebt, denn man schloß den Tag zeitig in der .. lunde beschränkte sich

witwe Pauline Steinle, Mutter von drei unversorgtem Kindern, m Sindringcn glitt im Stall so unglücklich aus, daß sie sich eine schwere Verletzung der Nieren zuzog. Trotz sofortiger Operation starb sie nach wenigen Tagen.

Hundert Jahre Württ. Weinbauverein.

Heilbronn, 8. Sept. Der Württ. Weinbauverein feierte ge­stern sein lOOjähriges Bestehen im Harmoniesaale. Zu der Feier waren Weingärtner in großer Zahl, aber auch viele Eh­rengäste erschienen, n. a. Staatspräsident Bazille, Landtags- Präsident Körner, sowie Vertreter der Zentralstelle für die Landwirtschaft, des Statistischen Landesamts und Direktor Strobel von der Äandwirtschaftskammer. Nach Begrüßungs­ansprachen durch den Vorsitzenden des Württ. Weinbauvereins, Stadtrat Krämer-Stuttgart, sowie Oberbürgermeister Beutin- ger, sprach Staatspräsident Bazille dem Württ. Weinbanverein die Glückwünsche der Regierung, des Landtags und der sonst vertretenen Behörden aus. Der Staatspräsident erinnerte dar­an, daß in den letzten 100 Jahren die Menschheit den Organis­mus der Weltwirtschaft schuf, von dem auch der Weinbau nicht unberührt blieb und durch den ihm der Zwang zur Qualitäs- leistung auferlsgt wurde. Je Mer eine Sache sei, umso größer die Zahl .ihrer Feinde. So halbe auch der Wein, das edelste Gewächs, die meisten Feinde und die Weltwirtschaft habe ihm den allergefährlichsten Feind in Gestalt der Reblaus aus Ame­rika gebracht. Der Weingärtner stehe unter dem Zwang här­tester Arbeit, fortgesetzter Aendernng der Arbeitsweise und un­ablässiger Fortbildung. Der Württ. Weinbauverein fei außer­ordentlich erfolgreich in dieser Richtung tätig gewesen. Landtag und Regierung hätten ihn auch kräftig unterstützt. Trotz al­ler Ungunst der Zeiten habe sich der ehrenwerte Weingärtner­stand in zäher Arbeit zu behaupten gewußt und hoffentlich werde er auch über dieses schlechte Jahr glücklich hinwegkommen. Der Staatspräsident schloß mit dem Wunsche, daß mich die kommenden 100 Jahre gekrönt sein möchten von dem Segen der zähen Arbeit in den württ. Weinbergen. Weitere Be­grüßungsansprachen hielten der Präsident des Deutschen Wein­lauverbandes, Oekonomierat Dr. Müller, und Direktor Strö- bel im Namen des Deutschen Landwirtschaftsrats und der Landwirtschaftskammer sowie des Landw. Hauptverbands. Er sprach die Hoffnung aus,, daß es dem Reichstag gelingen werde, in der Weinzollfrage das wieder gut zu machen, was die Reichs­regierung gefehlt habe. Hierauf hielt Oekonomierat Mährlen- Weinsberg einen Vortrag über das ThemaHundert Jahre Württ. Weinbauverein". Der Verein zählt heute über 3000 Mitglieder. Der Reichstaasabg. Weingärtner Haag-Heil­bronn sprach sodann noch über den Heilbronner Weinbau. Ge­sellige Veranstaltungen, darunter ein Winzerreigen, beschlossen die Jubelfeier,

Baden

Pforzheim, 8. Sept. Der Maximilianstraße 160 wohnhafte Bürstenmacher Karl Bahnet fand am 6. September, mittags, als er nach Hause kam, seine Wohnung verschlossen vor. Er verließ das Haus wieder, ohne näher nach der Ursache der Schließung zu forschen. Als er dann abends diese wieder verschlossen fand, drang er mit Gewalt in die Wohnung ein und fand seine Ehefrau und sein vier Jahre altes Kind im Bette liegend vor, Das Kind war durch einen Schuß in die Herzgegend getötet, während die Frau, durch einen Schuß in den Kopf schwer verletzt, noch lebte. Der herbeigerufene Arzt ordnete die Verbringung der schwer verletzten Frau ins Kran­kenhaus an. Aus einem von der Kriminalpolizei Vorgefundenen Brief der Frau geht hervor, daß sie ihr Kind umbringen und sich elbst das Leben nehmen wollte. Sie hat mit einer Vorgefundenen Browningpistole dem Kinde den tödlichen Schuß beigebracht und sich elbst lebensgefährlich verletzt. Der Grund der Tat dürfte in zerrütteten Familienverhältnissen zu suchen sein. Untersuchung ist eingeleitet.

Durbach, 6. Septbr. Gestern früh brach in dem Anwesen des Polizeidieners Feuer aus, das in den reichen Futter-, Heu- und Holzvorräten gute Nahrung fand. Das Feuer griff so rasch um sich, daß die beiden Söhne des Brandgeschädigten sich nur mit knapper Not retten konnten. Auch das Vieh konnte nur unter großer Lebens­gefahr gerettet werden. Das ganze Anwesen mit allem Inventar wurde vollständig ein Raub der Flammen.

Böhrenbach, 8. Sept. Die 19jährige Dienstmagd Frida Andrer verübte in verschiedenen Villinger Geschäften größere Schwindeleien, durch die sie sich Kleider und anderes verschaffte. Die bereits mehr- äch vorbestrafte jugendliche Betrügerin wurde jetzt verhaftet.

Bühl, 8. Sept. Um sich an seinem Lehrmeister zn rächen, 'teckte ein Lehrling eines hiesigen Friseurgeschäftes einen Hau­fen Werg auf dem Speicher in Brand. Das Feuer wurde je­doch bemerkt, noch ehe ein größerer Schaden entstand. Der Junge wurde fostgenommen. Er hat seine Tat eingestanden und gab an, zu wenig Freiheft gehabt zu haben und wollte sich auf diese Weise entschädigen.

Emmendingen, 8. Sept. Das Opfer eines Insektenstiches wurde die 46jährige Frau des Krankenkontrolleurs Zimmer­mann hier. Die Frau wurde im Walde beim Beerensuchen von einem Infekt in eine Halsader gestochen, suchte am Abend noch das Krankenhaus auf, wo sie schon am andern Morgen um 5 Uhr verschied.

alles Leben auf den Korso und ein Paar Straßen der in­neren Stadt.

Alles ist anders, schöner, reicher, erhabener, seit ich ihn kenne!" dachte Maja verträumt.

Da sagte plötzlich eine Stimme neben ihr:

Guten Abend, gnädiges Fräulein! Ich hoffe. Sie gehen nicht mit Slbstmordgedanken um, weil Sie so sehn­süchtig in den Fluß hinabsehen?"

Sie fuhr herum, errötend in freudigem Schreck.

Dr. Haller!"

Einen Augenblick sahen sie einander stumm an mit leuchtenden Augen. Es schien ihnen beiden wunderbar, daß sie sich hier trafen gerade in dem Augenblick, wo sie an einander gedacht hatten, denn auch Bernds Gedanken hatten sich Maja beschäftigt, als er die Brücke betrat.

Und dann schien es ihnen doch wieder so natürlich! Sehnsucht hat magische Kraft, fuhr es Maja durch den Kopf, während sie ihm eifrig von dem Streit mit Tante Madeleine und von ihrem Gang zum Buchhändler er­zählte.

Was ist es denn für ein Buch, das Sie sich geholt haben?" fragte er.

Sie zeigte ihm den Band. ' ''

O das? Wer hat es Ihnen denn empfohlen?" meinte er gedehnt.

Niemand. Ich fand es irgendwo erwähnt und dachte, es könnte interessant sein."

Interessant ist es gewiß. Aber es ist kein Buch für .. . Sie!"

Warum nicht?"

(Fortsetzung folg:.)

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