valversamnilung Stimmen laut geworden, die Generalversammlung abwechslungsweise nach Orten außerhalb Neuenbürgs zu vorigen Itach längerer Aussprache, in welcher die verschiedensten Anschauungen zum Ausdruck kamen, wurde mit Stimmenmehrheit beschlossen, aus Zweckmäßigkeitsgründen jeweils Neuenbürg, weil zentral gelegen, zum Ort der Generalversammlung zu bestimmen. Anträge waren nicht eingegangen, und so schloß der Vorsitzende, nachdem noch einige unwesentliche Punkte besprochen waren, um >65 Nhr die an Anregungen reiche Tagung, an welche sich für solche, die noch keine Gelegenheit hatten, eine Besichtigung des Zentrallagers und der Wäreniausstel- lung im Ankerladen schloß.
Neuenbürg, 3. Sept. Gestern nachmittag wurde nach langem, schweren Leiden unser Mitbürger Friedrich Schickert unter zahlreicher Beteiligung zu Grabe getragen. Der amtierende Geistliche zeichnete ein Lebensbild des im schönsten Mcm- nesalter von erst 41 Jahren Dahingegangenen, der, ein braver Mann, eine trauernde Witwe mit zwei Söhnen und eine betagte Mutter, deren Versorger er war, hinterläßt. Eine lange Leidensgeschichte tat sich darin auf, die manches Herz ergriff. Am Grabe wurden als Zeichen dankbarer Wertschätzung und treuen Gedenkens im Auftrag Kränze niedergelegt namens der Altersgenossen, des Krieger- und Turnvereins, welche letzterer ein äußerst tätiges Mitglied in dem Verstorbenen verlor, des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen, der Mitarbeiter und des Holzarbeiter-Verbandes Pforzheim, Zahlstelle Neuenbürg. Möge dem Entschlafenen, der hie nieder auf Erden gottergeben sein schweres Schicksal trug, himmlische Ruhe und Frieden beschieden sein, seinen Hinterbliebenen aber Kraft verliehen werden, das zu tragen, was ihnen ein schweres Geschick auferlegte.
Neuenbürg, 1. Sept. (Bauernregeln für den September.) Jst's am 1. September rein, wird's so den ganzen Monat sein. — Wie St. Egidi, so ist es 4 Wochen lang. — Bläst Jakobus weiße Wölkchen in die Höh', sind's Winterblüten zu vielem Schnee. — Jakobus in Heller Gestalt, macht uns die Weihnacht kalt. — Regnet's am Michaelistag, so folgt ein milder Winter nach. — Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Wein oft Essig macht. — Bringt St. Michel Regen, kann man im Winter den Pelz anlegen. — Herbstgewitter bringen Schnee, doch dem nächsten Jahr kein Weh. — An Septemberregen für Saaten und Reben ist dem Bauer gelegen. — Sind Zugvögel nach Michaelis noch hier, haben bis Weihnachten lind Wetter wir. — Septembergewitter sind Vorläufer von starkem Wind. — St. Michels-Wein wird Herren-Wein sein. St. Gallus-Wein ist Bauern-Wein. — Jst's am Egidientage schön, dann wird auch gut der Herbst besteh'». — Septemberdonner prophezeit uns reichlich Schnee zur Weihnachtszeit. — Was der August nicht kocht, wird der September nicht braten.
Württemberg
Talw, 2. Sept. (Ein unzufriedener Alter.) Ein Insasse des Altersheimes versuchte sich im Friedhofbrunnen zu ertränken, behielt aber den Kopf über Wasser und konnte herausgezogen werden. Als man ihn nach dem Grund seiner Handlungsweise fragte, gab er an, daß er habe ins Spital kommen wollen, wo es besser sei als im Altersheim.
Freudenstadt, 2. September. (Der Reichspräsident als Kurgast.) Reichspräsident Ebert mit Frau und Sohn sowie Staatssekretär Meißner mit Frau werden hier zu mehrwöchigem Erholungsaufenthalt erwartet und im Hotel Waldeck Wohnung nehmen.
Stuttgart, 1. Sept. (Warnung vor einem Unterstützungsschwindler.) Einer der berüchtigsten Unterstützungsschwindler, der 47jährige frühere Schriftsteller Friedrich Maximilian Enger aus Krefeld ist hier festgenommen worden. Er ist wegen Betrugs und Urkundenfälschung vorbestraft. In der Kriegs- und Nachkriegszeit trat er in Offiziersuniform auf und beging Darlehens- und Heiratsschwindeleien. Seither verübte er unter Vorlage gefälschter Empfehlungsschreiben führender Männer des öffentlichen Lebens hauptsächlich bei katholischen Familien, Geistlichen und Vereinen, bei Offiizeren, Nationalen Verbänden und Angehörigen der Deutschnationalen Partei Urrterjtützungs- schwindeleien. Fast alle größeren Städte Deutschlands wurden von ihm hermgesncht. Mit Vorliebe nennt er sich Dr. Berren- berg. Er tritt sehr unverschämt auf. Wegen Unzurechnungsfähigkeit dürfte er bald aus der Haft entlassen werden, weshalb vor ihm dringend gewarnt wird.
Stuttgart. 2. Sept. (Deutscher Katholikentag.) Der vom Schwabenland zur 63. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands nach Hannover entsandten Abordnung ist es gelungen, in der ersten geschlossenen Versammlung einen Beschluß herbeizusühren. daß die 64. Generalversammlung im Jahre 1925 zugleich als Ehrung für den Iubilarbischos S. Exzellenz Dr. Paul Wilhelm von Keppler in Stuttgart stattfindet.
Besigheim, 2. Sept. (Der wilde Mann.) Nachts versuchte ein Handwerksbursche aus Lausten einen Einbruch ins städt. Krankenhaus. Er wurde jedoch ertappt. Während seiner Verbringung ins Ämtsgerichtsgefängnis spielte er den wilden Mann, biß einen seiner Wächter in den Finger und brüllte wie wahnsinnig, sodaß die ganze obere Stadt in ih rer Nachtruhe gest ört war._ _
" Ich Hab dich Lieb.
Roman von Erich Ebenstein.
Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart.
„O, Jella, du kennst doch Bernds unerbittliche Härte! Und er hat ja so vieles für uns getan, ist trotz allem mein Kind, das ich liebe, wie ich dich liebe und . . . euren unglücklichen Vater liebte! Sollte ich zum Dank für alle Opfer, die er uns brachte, mich gegen ihn auflehnen, das bißchen Frieden, das ich mühsam rettete aus all' dem in- nern Widerstreit auch noch gefährden? Aber jetzt, wo es sich um dein Lebensglück handelt, darf ich nicht länger schweigen. Lasse dich nicht aufhetzen von Bernd! Höre nicht auf seine Ratschläge."
„Sei ruhig, Mama chas tue ich gewiß nicht. Das, was er will, was er mir als Pflicht gegen mich selbst predigt — die Scheidung von Gustav wäre ja mein Tod!"
„Das ist recht, mein Kind! Harre aus auf deinem Posten, aber quäle deinen Mann nicht mit Eifersucht. Sei sanft und geduldig, mache ihm sein Heim traut, tue, als merktest du keine Veränderung an ihm und erfülle deine Pflichten als Herrin von Eberswalde, wie schwer es dich auch manchmal ankommen mag."
„Mama!" unterbrach sie in diesem Augenblick Bernds Stimme entrüstet. Er war, ohne daß die beiden Frauen es merkten, eingetreten und hatte Frau Hallers letzte Worte gehört. „Wie kannst du meinen Intentionen so entgegen handeln und Jella derlei Ratschläge geben? Soll dein eigenes Schicksal sich noch einmal erfüllen an — ihr?"
Die alte Frau sah ihn benähe finster an.
„Nein! Eben weil ich dies vermeiden will und Jella helfen möchte, ihr Glück zu bewahren."
„Dieses wurmstichige Glück!" schaltete er höhnisch ein.
Jella aber fuhr trotzig aus:
Besigheim, 2. Sept. (Explosion.) In der Fabrik von Siegle u. Co. sollte ein neu angelegter Kessel aus seine Brauchbarkeit geprüft werden. Infolge zu starker Ueberhitzung explodierte der in Rotglut geratene Kessel und zersprang mit großer Gewalt und fürchterlichem Knall. Das im Kessel befindliche Blei wurde nach allen Seiten geschleudert und das Mauerwerk erheblich beschädigt. Glücklicherweise kam niemand zu Schaden.
Frankenbach, OA. Heilbronn, 2. Sept. (Ein Schurkenstreich.) Als am vergangenen Freitag nacht der Dirigent des hiesigen Acbeiter- aesangoereins G. Link auf dem Heimweg nach Großgartach dem Leinbach entlang war, begegnete ihm der Leiter des Musikklubs Großgartach E. Nesper. Nesper machte Link darauf aufmerksam, er sei auf ein Hindernis gestoßen, er möge sich vorsehen. Link leuchtete den schmalen Fußweg ab und fand an einer Biegung des Baches die hier aufgestellte Falle. Der Weg war durch einen Strick, der an einem Baum und Pföstchen festgemacht war, überspannt. Auf der andern Seite waren ca. 10 bis 12 35 Zentimeter lange Eichenstäbchen, die extra zugespitzt waren, in den Fußweg gesteckt. Wäre ein Passant Uber den Strick gefallen, hätte er sich förmlich aufgespießt. Die Spieße waren in der Richtung Großgartach gesteckt. Ein Glück, daß sie von Nesper entdeckt wurden.
Heilbronn, 2. Sept. (Bor 600 Jahren.) Vom Jahre 1320 bis 1326 war nach dem Heiibronner Weinbüchlein eine siebenjährige Teuerung in Heilbronn. Dann schreibt der Chronist: „1828 war ein warmer und gelinder Winter, daß die Bäume im Januar, die Weinreben im April geblüht haben ; im Mai an Pfingsten ist die Ernte gewesen und um Johanni hat man zeitige Trauben gehabt. Viel und guter Wein."
Stangenbach, O.-A. Weinsberg, 2. Sept. (Ueble Nachrede.) Durch eine haltlose Anzeige sind die Familien Karl Wurst und Wengert in Aufregung versetzt worden. Es war nämlich behauptet worden, die Tochter des ersteren habe ein Verbrechen an ihrem verstorbenen Kinde begangen, das seinen Tod verursacht habe. Auf Veranlassung des Mädchens und ihres Vaters wurde die Leiche des Kindes ausgegraben und durch einen Arzt einwandfrei festgestellt, daß die Behauptung unsinnig ist. Das Mädchen war wegen dieser Sache lange Zeit in Haft.
Münsingen, 2. Sept. (Ein militärischer Dieb.) Ein Unteroffizier von einer M.-G.-K., z. Zt. im Lager, der die Schlafkammern der Dienstboten des Ochsenwirts Bosch heimsuchte und bereits 100 Mark styraus gestohlen hatte, wurde dem Gericht übergeben.
Gosbach, OA. Geislingen, 2. Sept. (Von der Transmission erfaßt.) Gipser Andreas Rink arbeitete in der Pappenfabrik Staehlin hier, wurde von der Transmission erfaßt und hochgeschleudert. Die Kleider wurden ihm stückweise vom Leibe gerissen. Am ganzen Körper trug er schwere Verletzungen davon, denen er im Bezirkskrankenhaus unter großen Schmerzen erlag.
Nlm, 2. Sept. (Immer noch flüchtig.) Die entflohenen Zuchthausgefangenen konnten noch nicht ergriffen werden, obwohl der ganze Ersinger Wald von einem größeren Aufgebot von Landjägern und Schutzpolizei durchsucht worden war. Bei ihrer Meuterei hatten sie den Landjäger mit dem Ofentürchen niedergeschlagen. Die Sträflinge waren nicht auf dem Weg nach Ludwigsburg, sondern sollten nach einer bayerischen Strafanstalt gebracht werden. Die Ortskun- digkeit — der eine der Flüchtlinge ist von Ay — dürfte ihnen bei ihrer Flucht zugute kommen.
Ennabeuren, OA. Münsingen, 2. Sept. (Ungeschickte Schlächter.) Hier ereignete sich folgender tragischer Fall: Zwei elegante Feinschmecker, die gern einen Gockelbraten haben wollten, schlachteten einen Hahn. Es wurde beschlossen, daß der eine den Kopf des Hahns halten und der andere mit einem Beil den Hals des Hahnes abhacken sollte. Entweder hat der eine nicht gut gesehen oder war der Daumen des andern zu lang. Als der Kopf des Hahn gefallen war, lag auch ein Daumen aus dem Boden.
Tuttlingen, 2. Septbr. (Schwindel.) Dieser Tage erhielt die Familie des hier ansässigen Schuhmachers Jakob Koch aus Amsterdam die Nachricht, es sei der seit dem 9. Septbr. 1914 als tot oder vermißt geglaubte Sohn Emil Koch dort aufgefunden worden und werde bis nächsten Sonntag hier sein. Sämtliche Briefe sind von drei verschiedenen holländischen Damen geschrieben und eine davon erlaubte sich sogar, noch 5 Gulden beizulegen, um dem heimkehrenden Kriegsgefangenen einen ehrenden Empfang zu bereiten. Da sich von Jakob Koch zufällig zwei Töchter in Amsterdam in Stellung befinden, wurden diese sofort benachrichtigt, jedoch führten die erhobenen Nachforschungen zu einem negativen Ergebnis. Der angebliche Kriegsgefangene hat sich jetzt als Schwindler entpuppt.
Altshausen, O-A. Saulgau, 2. Sept. (Die Boxer.) Ein unüberlegtes Boxspiel, das einen schlimmen Ausgang nahm, erlaubten sich ein paar junge Leute, ein Bauernsohn und ein bei ihm bedienste- ter Knecht, in einer benachbarten Ortschaft. Nach einem tüchtigen Mittagessen fanden sie ein Vergnügen darin, sich im Spaß gegenseitig mit der Faust Stöße in die Magen- und Bauchgegend zu versetzen. Das sonderbare Spiel dauerte schon eine Weile, als der Sohn des Hauses nach einem erhaltenen Hieb plötzlich umsank und sich unter furchtbaren Schmerzen am Boden wälzte. Der Arzt stellte innere Verletzungen-fest.
Tettnang, 2. Sept. (Seltsame Todesursache.) Auf seltsame Weise zu Tode gekommen ist der 14 Fahre alte Sohn Anton des Landwirts Bernhard Ummenhofer in Argenhardt. Der Knabe hatte leere Hopfensäcke auf die Hopfendarre getragen und sich dabei die Säcke auf Kopf und Nacken gelegt. Beim ruckartigen Abwerfen seiner Last zog sich der als sehr fleißig bekannte Knabe eine Verletzung am Rückenmark zu, an der er starb.
„Was geht dich mein Glück an? Was weißt du mit deinem kalten Herzen überhaupt davon?"
„Und du?" unterbrach er sie scharf. „Sieh' dich doch im Spiegel an! Spricht dein verhärmtes Gesicht etwa noch von Glück? Nein, Jella, begreife es doch endlich: Deine Ehe war ein Mißgriff, und wenn du Ehre im Leibe hast, so endest du diesen unhaltbaren Zustand. - Wie kann eine Frau nur bleiben wollen in dem Haus eines Mannes, der sie vernachlässigt und betrügt? Ich fasse es nicht!"
„Du meinst Wohl, eine geschiedene Frau sei glücklicher?" sagte Jella bitter.
„Besser geschieden, als — verlassen! Oder willst du darauf warten?"
Die junge Frau schwieg. Bernd aber fuhr dringlich fort:
„Sei doch vernünftig, Jella! Du wirst mir nie ein- reden, daß man noch lieben kann, wo man zu achten aufhören mußte. Eine Ehe ohne Liebe aber ist unsittlich, denn sie ist innerlich zerbrochen. Daraus gibt es für den, der sich selbst achtet, nur einen Ausweg: die Scheidung. Und du brauchst dich ja um nichts zu kümmern. Mein Haus steht dir offen, alles will ich dir abnehmen, alles für dich besorgen. Entschließe dich nur, endlich zu uns zu kommen, dann will ich mit deinem Mann schon fertig werden ..."
„Du hast nur eines dabei vergessen, Bernd", unterbrach sie ihn mit funkelnden Augen, „etwas, das du freilich nie begreifen willst im Lebe«: daß ich meinen Mann liebe!"
Liebe! Ein heißer Schein zockte über feine kühlen Züge. Er dachte an Maja. O ja — er begriff wohl, was Liebe war . . ., aber Liebe ohne Achtung? Nein? das gab es nicht!
„Das redest du dir nur ein", sagte er überlegen, „man
BadeN-
Karlsrnhe, 2. Sept. Zu der Entlastung von Rechtsanwalt Hau ans dem Bruchsal« Zuchthaus verlautet noch: Der wegen Ermordung seiner Schwiegermutter Frau Medizinalrat Molitor in Baden-Baden auf Grund eines Indizienbeweises vom Karlsruher Schwurgericht zum Tode verurteilte und zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigte Rechtsanwalt Hau, wird auf Grund eines allgemeinen Amnestieerlastes auf 1. Apr-il 1925 aus dem Bruchsal« Zuchthaus entlassen werden. Inzwischen war jedoch ein erneutes Gesuch seiner Angehörigen um Entlastung beim badischen Justizministerium Angegangen, dem nach eingehend« Prüfung auf Grund der guten Führung dez Verurteilten Folge gegeben wurde. Hau wurde am letzten Donnerstag aus Wohlverhalten mit ein« Bewährungsfrist von 6 Jahren aus dem Bruchsal« Zuchthaus entlassen. An Stelle sein« «krankten Stiefmutter, die ihren Wohnsitz in Berncastel an der Mosel hat, holte ihn seine Tante -im Zuchthaus ab D« Entlassungstermin wurde geheim gehalten, um im Hinblick auf die sein« Zeit während des Prozesses vor dem Karlruher Schwurgericht ftattgefundenen Kundgebungen der Bevölkerung für den zum Tode verurteilten Hau, erneute Zwischenfälle zu vermeiden. Hau dürfte sich wohl nach dem Wohnsitz seiner Stiefmutter, nach Berncastel, begeben haben.
Einbach (A. Wolfach), 2. Sept. Der berüchtigte Dieb und Räuber Silvester Armbrust«, der der Aburteilung seiner Taten im Amtsgefängnis Wolfach entgegensah, mußte kürzlich zur Operation eines Geschwürs ins Krankenhaus verbracht werden. Er benützte die günstige Gelegenheit, um sich aus dt-m Staube zu machen. Da man annahm, daß er das Feld sein« früheren Tätigkeit Wied« aussuchen würde, begab sich eine Gendarmeriestreife in das Gelände um den Hohenlochen und es gelang ihr bald, den Ausreißer in einer Viehhütte aufzugreifen und in sicheren Gewahrsam zu bringen.
Kenzingen, 1. Sept. Großes Pech hatte dieser Tage ein Lastauto einer Pfälzer Weinsirma auf der Straße von Herbolzheim nach Kenzingen. Durch Versagen der Steuerung fuhr das Auto die Straßenböschung hinunter und kippte um. Die für die Weinzentrale in Freiburg bestimmten Fässer rollten auf den Acker und zwei -«selben wurden eingedrückt. Die herbeieilenden Zuschauer konten sich an dem ausströmenden Inhalt der beiden Fässer laben und kamen so zu einem Freitrunk Pfälzer Weines.
Emmendingen, 1. Sept. (Tot aufgefunden.l Der seit Donnerstag voriger Woche vermißte Metzgermeister Richard Schöchlin ist heute morgen als Leiche bei der unteren Brücke aus der Elz gezogen worden. Tiefstes Bedauern muß uns mit dem Unglücklichen erfassen, der entweder einem Unfall zum Opfer gefallen ist oder den Tod freiwillig im Wasser gesucht hat. Infolge eines im Kriege erlittenen Kopfschusses traten häufig epileptische Anfälle bei ihm auf, die sich neuerdings immer häufiger wiederholten. Infolge dieses Zustandes, der ihn auch an der Ausübung des Berufs beeinträchtigte, mag dem strebsamen, fleißigen Mann das Leben zur unerträchtlichen Qual geworden sein.
Bermtichres
September. Das Meersburg« Gemeindeblatt schreibt: Geheimnisvolle Wetterpropheten behaupten, daß wir im Dezember eine unsinnige Hitzwelle «leben werden, und daß mit dem diesjährigen ewigen Regen nur noch bis zum ersten Adventssonntag zu rechnen sei. Den Kurgästen sollte es deshalb mit der Abreise nicht so sehr eilen und auch die Winzer können Kaffeemühle und Nußknacker beiseite lassen, die bei der heurigen Traübenreife nötig scheinen. „Fm Wasser ist Heil", steht auf einem Stein geschrieben. Darum ist es in diesem heilsamen Jahr fast so ziemlich gleich, ob ein« die Schuhe in den Boden- soe stellt od« auf dem Marktplatz Fußbäder nimmt, wie die Irma und der Fränzle. Zwei Wochen vor Mariä Geburt, sind auch bereits die Schwalben furt. Nicht einmal Fliegen und Schnaken hat es in diesem traurigen Sommer gegeben, keinen Hobixer oder Schmetterling. Aus dem nassen Heusrock riecht es nach Trostlosigkeit, beim Brohnenbrätschen und Hopsenzupfen stehen alle Schnäbel still, es hat der Menschheit das Gehirn verregnet. Ans dem Gebirge sieht man die fröstelnden Sommerfrischler herunterkommen, wo sie im Nebel und Schnee Leim roten Tiroler Trost gesucht hatten. Die Damen Wickeln Hals und Genick in Wolle und Watte, und denken reumütig an den schönen warmen, abgeschnittenen Weiberzops. Jetzt sitzen sie noch einen Tag an dem Bodensee, wo alle die glänzenden Farben von Wasser und Luft so grau geworden sind wie alte Wagenschmiere. Sie wärmen sich an Tischfüßen und heißen Schweinswürsten, blasen sich Trübsal und Zigarrenrauch ins Gesicht und stecken die Nase ins Kursbuch und Kalender. Inzwischen liegt wieder ei« Sommer voll Hoffnung im Wasserkübel, und wir roden schon von 1925. Das ist eine heitere Jahreszeit!
Raubüberfall im Hausflur. Als in Leipzig in der Nacht zum Freitag gegen >12 Uhr der 52 Jahre alte Bewohner des Grundstücks Nürnberger Straße 5, der Fußoperateur Hesselharth, bei seiner Heimkehr -den Hausflur betreten und die Tür
liebt nicht, wo man enttäuscht wurde! Und vor allem: man zwingt ein Glück nicht mehr ins Leben, wenn es gestorben ist!"
„Wenn es gestorben ist!" mischte sich Frau Haller plötzlich ein. „Aber sehr oft ist es nur scheintot. Und dann zwingt man es Wohl noch zum Leben empor. Nicht durch Worte freilich, aber durch Taten und Güte und Selbstlosigkeit. In der Irre gehen kann Wohl jeder Mensch ' einmal; sich aber verlieren in ihr wird nur der, dem die liebende Hand fehlt, die ihn sanft zurückleitet aus den rechten Weg. Hätte ich das nur selbst getan . . ^ dürfte ich es nur tun!"
Die letzten Worte kamen fast unhörbar über ihre Lippen. Bernd hört sie nicht. Fassungslos starrte er die Mutter an. Jella legte die Hand auf seinen Arm und sagte versöhnlich:
„Manm hat gewiß recht, Berndl Mache doch nicht dir und uns das Leben so schwer durch deine Härte! Laß mich meinen Weg gehen, wie ich dir ja deinen Standpunkt auch lasse." ^.
Er schüttelte ihre Hand ungeduldig ab.
„Wer nicht m i t mir ist, ist gegen mich! Aber ich merke ja endlich, wo ihr hinaus wollt. Flamm ist ein reicher Mann, und du willst dir die Vorteile einer behaglichen Lebensstellung erhalten um jeden Preis, selbst um den deiner — Selbstachtung!"
„Bernd!" Jella, die totenbleich geworden war, schrie auf. Dann schüttelte sie zorni- seinen Arm.
„Nimm das zurück — dn! Sonst scheiden sich unsere Wege! Ich könnte das Hans nicht mehr betreten, wo man so von mir denkt, und wäre -eö zehnmal das Haus meines Bruders!"
„Und ich kann die Frau nicht mehr achten, die handelt wie du! Beweise durch die Tat, daß ich unrecht habe, dann nehme ich meine Worte zurück. Sonst nicht!" .