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gefördert würde durch einen kräftigen Bezirksverein. Das Altensteiger Fest verlief dank den von Oberförster Weith trefflich angeordneien vielerlei Darbietungen (u. a. Floßfahrt, Beleuchtung der Stadt) aufs Schönste, so daß alle Festbefucher hochbefriedigt das gastliche Altensteig verließen. Nur mit Benützung beider Maschinen und sämtlicher Personen- und Güterwagen konnten die zahlreichen Fahrgäste auf dem „Bähnele" heimwärts befördert werden.
-j- Liebenzell, 7. Juli. Dem Johann Ulrich Baier, Taglöhner und seiner Ehefrau war eS am 25. Juni ds. IS. vergönnt, daS Fest der goldenen Hochzeit zu feiern. Mittags 12 Uhr war festlicher Kirchgang und nachher fand im Gasthaus z. „Löwen" eine allgemeine Feier unter zahlreicher Anteilnahme der Einwohnerschaft statt. Stadtschultheiß Mäulen gedachte in warmen Worten des Jubelpaares, insbesondere dessen, daß der Jubilar 30 Jahre lang treue Dienste als Gemeindetaglöhner leistete, worauf Stadipfleger Schönten demselben Namens der Stadt ein namhaftes Geldgeschenk übergab. Besonders erfreut wurden die Jubilar« durch ein vom König verwilligtcs Gnadengeschenk. Baier ist 79 und seine Ehefrau 76 Jahre alt und beide noch recht rüstig. Zehn ihnen geborene Kinder sind alle im zartesten Alter gestorben.
Althengstett, 8. Juli. Im Hits. Gemeindewald fand man den 68jährigen Bürger Sch. von Weil im Dorf erhängt. Das Motiv soll in unguten Familienverhältnissen liegen.
Altenstetg, 9. Juli. Die Schätzungen, welche infolge des am 4. d. Mts. hier und in den umliegenden Ortschaften niedergegangenen Hagrl- schlags gegenwärtig stattfinden, geben ein trauriges Bild. Außer den Halmfrüchten haben die Kartoffelfelder schweren Schaden erlitten. Der Schaden an den Halmfrüchten beträgt hier bis zu 50°/«, in Edelweiler und Pfalzgrafenweiler 50—80 °/° und in Egenhausen und Epielberg bis zu 90 "/». Von den hart betroffenen Landwirten ist ein Teil mit den Halmfrüchten versichert, dagegen mit den übrigen Feldfrüchten nicht. Den Glasern blühte infolge des Hagelschlags das Geschäft, da hier und anderwärts eine Menge Fensterscheiben durch die großen Hagelkörner eingeschlagen wurden.
Böblingen, 8. Juli. In der gestrigen gemeinschaftlichen Sitzung der bürgerl. Kollegien wurde mit allen gegen 1 Stimme die Abschaffung des Volksschulgeldes und das der Kleinkinderschule beschlossen.
Herrenberg, 5. Juli. Auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschoft in München wurden drei Molkereigesellschaften aus unserem Bezirk prämiert. Es erhielt die Molkereigenossenschaft Gärt rin gen den 3. Sieger- Ehrenpreis des Bayerischen Landwirtschaftsrats München und einen 1. Preis (große bronzene Preis- wünze), der neue Molksreiverein Kuppingen einen
2. Preis (kleine bronzene Preismünze) und die Molkereigenossenschaft Nufringen eine Anerkennung.
Stuttgart, 8. Juli. Die Kammer der Abgeordneten beendete in ihrer heutigen Sitzung die Beratung dls EisenbahnbaukreditgesetzeS und genehmigte für Erweiterungen und Verbesserungen an den im Betrieb befindlichen Bahnen 8 943 000 und zwar für die Bahnhöfe bczw. Stationen Mühlacker als dritte Rate 200060 Feuerbach als dritte Rate 900 000 Plochingen als vierte Rate 1300 000 Ulm als vierte Rate 2000 000 ^, Lauphetm 263 000 Biberach als erste Rate 400 000 Stuttgart Westbahnhof als
erste Rate 300 000 Freudsnstadt als dritte und
letzte Rate 180 000 Schiltach als zweite und letzte Rate 100 000 Reutlingen als zweite Rate
800 000 Tübingen als erste Rate 400 000 Aalen als vierte und letzte Rate 500 000 für Durchführung der Bahnsteigsperre 600 000 zur Beseitigung von schiencngleichen Wegübergängen als zweite Rate 500 000 »E. für Maßnahmen zur Erhöhung der Betriebssicherheit als zweite Rate 500 000 ^ Für Erbauung von Wohngebäuden für Unterbeamte und Eisenbahnbeamte in Stuttgart, Untertürkheim, Ulm und Cannstatt wurden insgesamt 1 200 000 bestimmt, für die Vermehrung des Fohrbetriebsmaterials, nämlich Anschaffung von 28 Lokomotiven und 18 Tendern, 65 Personenwagen, 3—4 Motorwagen und 8 Bahnpostwagen 3330000 Mark, ferner für Uebernahme von Filderbahnaktten 306 750 und schließlich für Zwecke der Postverwaltung insgesamt 930000 nämlich für Herstellung von Postgebäuden in Bopfingen 62 000 Saulgau 70 000 Rottenburg 75 000 Blaubeuren 54 000Riedlingen 60000 Friedrichs- Hafen als erste Rate 123 000 Heilbronn als erste Rate 143 000 und für Erbauung von Familienwohngebäuden für Postunterbeamte in Ulm als erste Rate 343 000 Nennenswerte Debatten knüpften sich an keine der einzelnen Forderungen und so wurde schließlich das ganze Gesetz, das für die Zwecke der Eisenbahnverwaltung 22727 750^, für die Zwecke der Post- und Telegrophenverwaltung 930 000 für gemeinsame Zwecke der Verkehrs- anstolten 150 000 zusammen also 23 807750 erfordert, gemäß den Anträgen der Kommission in einfacher Abstimmung genehmigt. Die Zeit der nächsten Sitzung wird mit Rücksicht darauf, daß nunmehr die Verfassungsrevifions-Kommission ihre Beratungen beginnt, vom Präsidenten festgesetzt werden. Schluß der Sitzung gegen 1 Uhr.
Stuttgart, 8. Juli. Se. Majestät der König ist dem Verband der Inhaber des Eisernen Kreuzes im Königreich Württemberg als Mitglied Leigetreten und hat diesem Verbände, dessen Zweck die Unterstützung bedürftiger Inhaber des Eisernen Kreuzes und deren Hinterbliebenen ist, den Beitrag von 100 ^ überweisen lassen.
Stuttgart, 8. Juli. In einer Sitzung des Medizinalkollegiums, in welcher im Beisein von Mitgliedern des Ministeriums des Innern, sowie des Kirchen- und Schulwesens über die Schularzt f r a g e verhandelt wurde, wurde von seiten der Regierung der Ansicht zugeneigt, daß das Schularztwesen staatlich zu organisieren und daß eine entsprechende Instruktion für die schulärztlichen Untersuchungen aufzustellen sei. Dabei entspann sich eine lebhafte Erörterung über die Forderung, daß sämtliche Schüler (auch die der höheren Lehranstalten) beim Eintritt in die Schnlanstalt und 1 bis 2 mal während der Schulzeit, entkleidet untersucht werden sollen, und daß über den Befund genaue Aufzeichnungen zu machen seien.
Stuttgart, 8. Juli. (Wochenbericht der Zentralstelle für ObstverWertung. In dieser Woche gingen bei uns ein: Angebote in Stachelbeeren aus JlShofen, Künzelsau, Feuerbach, Eschach bei Gmünd, Lauffen; tn Johannisbeeren aus Jlshofen, Weikers- hcim, Künzelsau, Feuerbach. Unterheinriet Oberamt Weinsberg, Lauffen a. N., Eschach bet Gmünd und Obernau; Nachfragen in Weichselkirschen, roten He:zkirschen, Himbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeere», Pflaumen, Zwetschgen, Aprikosen, Aepfel, Gaishirtlen, Hagendutten, Mirabellen und Reineclauden. — Engrosmarkt bei der Markthalle am 8. Juli. Erdbeeren 70—80 A Himbeeren 18 bis 25 A Stachelbeeren 9—12 A Johannisbeeren 8—14 A, Kirschen 10—22 H, Aprikosen 35—40 A.. Glcsbirnen 20 A Nüsse, grüne 12—20A Heidelbeeren 14—15 A, Prcstlinge 20— 40 A Preise pr. '/- Kilo. Zufrhr staik, Verkauf sehr lebhaft.
Leofels OA. Gerabronn, 8. Juli. Am Mittwoch Abend zog lt. „Vaterlandsfreund" ein f ürchterliches Unwetter über unsere Markung. Taubeneigroße Hagelkörner bedeckten stellenweise fußhoch den Boden. Die gegen die Wetterseite gerichteten Fenster wurden größtenteils zertrümmert. 60—80 °/° oller Feldfrüchte sind vernichtet. Zum Glück sind die meisten Betroffenen versichert.
Ulm, 7. Juli. (Schwurgericht.) Wegen versuchten Torschlags und gefährlicher Körperverletzung hatten sich gestern der Maler Gustav Anton Bantleon von Gingen und der Fabrikarbeiter Georg Haug von dort zu verantworten. Die beiden Angeklagten kamen am 26. März abends in die „Sonne" in Gingen, wo sie den Maurer Michael Marchtoler trafen, mit dem der Bruder Hougs nicht gut stand. Es kam bald zu Streitigkeiten, die sich auf der Strohs fortsetzten. March- taler war schon vorher gewarnt worden, daß er von den beiden Angeklagten noch Schlimmes zu erwarten habe. Die Angeklagten gingen ihm auch nach, er wurde von ihnen zu Boden geworfen, an der Gurgel g-würgt und mit Fäusten geschlagen. Schließlich verfitzte ihm Bantleon mit seinem Taschenmesser roch einen Stich in die linke Schulter. Dann packten beide Angeklagte Marchtaler und mühten
„Eme Mission!" so ging es ihm fortwährend durch den Kops. Aber wenn sie nichr gelang?. . . Der Dummkopf brummte ihm schon zwischen den Schultern! Und welches Interesse hatte dieser junae Mann, der ihm an öffentlichen Stötten stets wie ein Kavalier unter seinen jungen Kollegen erschienen war, dos Mädchen aufzusuchen, eine Waise ohne Namen, ohne Familre . . . Dieser Dagobert! dachte er unterwegs.
DaS also steckte hinter diesem jungen Mann, der in den Lokalen, in welchen sich die Künstler zusammen fanden, stets eine solche Fr«udigkeit und Lebhaftigkeit in den Kreis gebracht hatte! Allerdings — so erschien ihm daS heute, seit er von diesem Inkognito erfahren — oll-rdiagS besaß derselbe ein so ganz anderes Wesen, als manche der übrigen Künstler, deren HauSbackenheit und Psilisterart oft recht viel Langeweile um sich verbreitete, wenn sie vorzugsweise nur von ihrem eigenen Interesse zu sprechen liebten.
Blenke machte sich unterwegs ein Bild von seinem künftigen Gefährten, um fein eigene- Benehmen gegen ihn danach zu regeln.
WaS ihm unverständlich gewesen nach Einsicht in die Akten, war der Umstand, daß man gerade diesen jungen Künstler in Verdacht gehabt und verfolgt hatte. Ein Beweis, überlegte er, daß man als Kriminalist nie schnell genug handeln, aber auch nie schnell genug klug und vorsichtig zaudern könne. Der Pol'zeirat hatte ihm auf seine Frage geantwortet, «S werde ihm hierüber Niemand Kiffer Auskunft geben können, als sein zukünftiger Reisegefährte, besser aber sei es, davon gar nicht zu reden.
Jedenfalls hat es etwas JntereffanteS, mit diesem originellen jungen Mann in so enge Beziehung zu treten und was seine Mission betraf, hoffte er von Dagobert eine wesentliche Unterstützung.
ES überraschte ihn nicht, als er die zwar nicht große, aber höchst elegante Wohnung drtselbe» betrat, in der nur einig« «mherliegende Mappe« und
Skizzen an dm Künstler erinnerten. Ein Diener meldete ihm, Herr Dagobert wnde sogleich zu seiner Verfügung st-h-n. Also auch hier nur Dagobert!
Dieser empfing ihn mit der Liebenswürdigkeit eims junge» Kavaliers und den hatte er ja zu finden erwartet.
„Man hat Ihnen unbeschränkten Urlaub gegeben?" fragte Dagobert nach dem AuS.'ausch einiger Höflichkeiten.
„Ich bin eben nur Supernumeror bei der Kriminalpolizei, um bei dieser meine praktischen Studien zu wachen. Schon vor nvhr als drei Jahren beschäftigte ich mich vorzugsweise mit Kriminalistik, sprang aber wied:r ab, weil sich mir im Vsrwaltungsfach glänzende Auisichien boten; La diese sich jedoch nicht bestätigten, kehrte ich wieder zurück und fühle also das dringendste Bedürfnis, nachzuholen, was ich versäumte."
„Sie sind in die Sache eingeweiht, um die eS sich handelt?"
„Ich habe ste von Anfang mit großem Interesse verfolgt, die Akten noch einmal gründlich studiert und hoffe, von Ihnen weitere Details zu hören."
Dagobert lächelte, die Achseln zuckend.
„Die werden wir erst suchen müssen! Bis wann können Sie reisefertig sein?"
„Also nicht hier?" ...
„Weil die Nachforschungen der Behörde hier zu keinem Resultat geführt haben. Wenn wir unterwegs sind, werde ich Muße haben, Ihnen zunächst das Fundament meines Planes ausznbreite« und Sie an die Stätte zu führen, auf welche ich dasselbe gebaut habe. Dann erst werden Sie mir mit Ihrem Rat zur Seite sein und mir sagen, was und wie viel weiter darauf zu bauen. Ich fürchte oder ich hoffe vielmehr, ich stehe der Sache näher, als ich geahnt, und das Schicksal stellt mir da eine Aufgabe, der ich mich um so bereitwilliger unterziehe, als es mir Zeit und Mittel hierfür geboten hat." (Forts, folgt.)