von Tessin, Majoratsherr auf Schloß Hochdorf OA. Vaihingen an der Enz, und nicht, wie irrtümlich berichtet wurde, um den Freiherrn von Tessin von Kilchberg.

Göppingen, 7. Aug. (Zu dem Mord.) Der Mordanfall am die jugendliche Rosa Fischer hat den tragischen Ausgang ge­nommen, der zu befürchten war. Die Schwerverletzte ist un Krankenhaus gestorben. Der Mörder hatte sein Opfer in bestialischer Weise zugerichtet. Er scheint das Stilet in der rech­ten Faust gehalten und wie toll auf das Mädchen eingestoßen zu haben, denn dieses hatte Stiche an Kopf, Hals, Brust und Rücken. Nach der Tat warf der Mörder das Messer weg und floh. Er hatte sich seit mehreren Tagen am Tatort Herumge­trieben und es war auch versucht worden, ihn abzufassen, was jedoch nicht gelang. Das Mädchen hat sich anscheinend ledig­lich belästigt gefühlt, sonst aber nicht an den Ernst der Drohun­gen geglaubt) es wäre sonst auch nicht so arglos ein- und aus­gegangen. Die Ermordete hat noch in keiner Weife etwas mit ihm zu tun gehabt. Sie hat Wohl bemerkt, daß der Mörder ein Auge auf sie geworfen hatte, aber sie ist nie daraus einge­gangen. So scheint er sich dann völlig einseitig in seine Lei­denschaftlichkeit hineingesteigert zu haben, daß er wiederholt erklärte, entweder bekomme ich diese, oder ich mache sie und mich kaputt. Am Abend der Tat hielt er sich hinter einer Holzbeige versteckt und brachte seine Drohung unter der Fischer- schen Haustüre zur Ausführung, als die Rosa um 10 Uhr des Wegs kam.

Oehringen, 7. Aug. (Unfall.) Das Opfer eines eigenarti­gen, nicht alltäglichen Unfalles ist die in den besten Jahren flehende Frau Haag in Oberohrn geworden. Während sie in der Küche tätig war, brach der von unten abgesprießte Küchen­boden mit dem Herd hinunter und riß die Bedauernswerte mit, die offenbar dabei vom Herd erschlagen wurde.

Leinzell, 7. Aug. (Mit der Fahne gestorben.) Michael Karus, Maurer und Veteran, langjähriges Mitglied des Kir­chenstiftungsrats und Bürgerausschusses, wollte am Sonntag früh mit der Fahne in der Hand, an der Spitze des Veteranen- und Militärvereins zum Friedhof marschieren, um die gefalle­nen Helden zu ehren. Vor seinem Hause sank er plötzlich im Festzug zu Boden, die Fahne fest umklammert, und verschied kurz dara uf.___

Gaden

Oberweier (AM Rastatt), 7. Aug. Gestern kam ein Sohn hiesiger Gemeinde aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Es handelt sich um den 30 Jahre allen Karl Strolz, er ist dem­nach im Alter von 20 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen wor­den. Wie verlautet, hat er die Zell seiner Gefangenschaft am Schwarzen Meer verbracht. Strolz ist derart gealtert, daß er kaum noch zu erkennen ist. Allgemein wurde es unangenehm empfunden, daß die deutschen Behörden diesen wackeren Strei­ter für die deutsche Sache in zerrissenen und zerlumpten Klei­dern, die er in Gefangenschaft getragen hat, nach Hause gehen ließen. Die Gemeinde bereitete ihrem Mitbürger einen würdi­gen Empfang. Am Bahnhof Muggensturm wurde er mit dem Wagen abgeholt und in feierlichem Zug nach dem Elternhaus begleitet, voran ein Reiter. Der ganze Ort trug reichen Flaggenschmuck.

Freiburg, 7. Aug. In der Brauerei Ganter hier hat sich ein schwerer Unfall ereignet. Der Betriebsobmann Fritz Pfeifle war zusammen mit dem Kraftfahrer Volmer mit dem Löten eines Autobenzinbehälters beschäftigt. Dabei explodierte auf noch nicht aufgeklärte Weise dm: Benzinbehälter, wobei der Kraftfahrer Volmer sofort tat war, während der Betriebsob­mann in hoffnungslosem Zustand in das hiesige Krankenhaus gebracht wurde. Volmer ist erst seit einem Vierteljahr verhei­ratet Pfeifle ist Vater von drei unmündigen Kindern.

Hausen vor Wald, 7. Aug. Die 19jährige Emma Merz, Tochter -des Landwirts und Jagdaufsehers Merz in Döggingen, sollte gestern abend 6 Uhr zusammen mit einem anderen Mäd­chen aus Döggingen Beeren nach Achdorf bringen. Sie schlu­gen in Hausen vor Wald einen abkürzenden Feldweg ein, der infolge der letzten Regentage aufgeschwemmt war. Während ihre Begleiterin vom Rad stieg, fuhr Emma Merz weiter, stürzte mit ihrem Rad und wurde mit solcher Wucht gegen die Mauer eines Hauses geschleudert, daß das Gehirn aus dem Kopfe trat und die Bedauernswerte sofort tot war.

Meersburg, 6. Aug. Dieser Tage scheuten in der Unter­stadt die Pferde eines Biersuhrwerkes. Eines derselben erfaßte ein Keines Kind und trat es unter sich derart mit den Hufen, daß ein Davonkommen ganz ausgeschloffen schien. Das Kind jedoch rollte sich zusammen wie ein Igel und kam ohne jegliche Verletzung davon Dann raste Las ganze Gespann davon, bis es von beherzten Händen aufgehalten wurde.

Vermischtes

Ein tragikomisches Mißgeschick. Während eine Hochzellsge­sellschaft in Peterswörth bei Gundelfingen vergnügt im Gast­haus, trank und tanzte, drang das Hochwasser der Donau ein und überflutete die Dorfstraßen. Als man zur vorgerückten Stunde ans Heimgehen dachte, umspülten schon dieDonauwel­len" das Gasthaus. Wohl oder übel mußte nun die ganze Hoch­zeitsgesellschaft Schuhe und Strümpfe unter den Arm nehmen und Mt aufgestülpten Hosen und Röcken nach der heimatlichen Klause waten.

Einem gräßlichen Mord fiel der 31 Jahre alte Maurer Karl Hemmer von Queidersbach bei Kaiserslautern zum Opfer. Der Maurer Hemmer machte dem Korbmacher Adam Schnei­der, der von der Bevölkerung den BeinamenDer Wilde" zu­gelegt erhielt, Vorwürfe wegen des von diesem angerichteten Schadens auf seinem Kornacker, die tätlich ausarteten. Unter Drohungen, daß er den Hemmer töten werde, entfernte sich der Korbmacher Schneider. Abends drang er mit seinem 18jähri- gen Sohne in das Haus des Hemmer ein, der sich aber durch eine Hintertür flüchtete. Hemmer wurde aber von seinen An­greifern verfolgt und beim Handgemenge von dem jungen Schneider ins Herz gestochen. Hemmer suchte sich trotz der tödlichen Verletzung in sein Haus zu flüchten, wurde aber von dem alten Schneider verfolgt und durch einen zweiten Stich ins Herz getötet. Schneider hat schon 25 Jahre im Gefängnis zu­gebracht und hat als Soldat zweiter Klaffe 8 Jahre Festung verbüßt. Die beiden Täter sind flüchtig.

Gewaltige Obdachlosigkeit in Düsseldorf. Wie wir erfahren, beträgt die Zahl der Wohnungssuchenden in Düsseldorf zirka 10 000. Man kann sich eine Vorstellung machen, wie lange diese auf eine Wohnung warten müssen, wenn man weiterhin hört, daß während der Monate Mai, Juni, Juli 451 Wohnun­gen beschafft werden konnten. Düsseldorf dürfte durch diese Zahl als eine Rekordstadt in bezug auf Obdachlosigkeit gekenn­zeichnet sein. Die dortige Wohnungsnot isst natürlich in der hier ungewöhnlich großen Besatzung begründet.

Folgenschwere Explosion einer Handgranate. In Erle bei Buer ereignete sich ein bedauerliches Unglück. Acht spielende Kinder fanden im Wald oberhalb des Forsthaufes eine Hand­granate. Eines der Kinder nahm diese mit nach Haufe und gab sie dem zwölfjährigen Willi Jmaschewski. Man ging nun an die Oeffnung der Eierhandgranate. Der neunjährige Franz Jakobowski holte einen Hammer und gab ihn dem Jmaschewski und dieser schlug mit demselben auf die Handgranate. Bei der nun folgenden Explosion wurden sieben Kinder zum Teil sehr schwer verletzt.

Ein Hochstapler in Priesterkleidung. Im Januar dieses Jahres machte ein Hochstapler von sich reden, der nicht nur im Inland, sondern auch im Auslande, und vor allem in der Schweiz als katholischer Geistlicher aufgetreten war. Messen ge­lesen hatte und auch im Beichtstuhl Prissterliche Handlungen vollführte. Dieser Hochstapler gab sich bald als Professor der Theologie, bald als Bischof, wiederholt als Kardinal und bayeri­scher Prinz aus und verstand es, überall ziemlich beträchtliche Beträge zu erhalten. Wo man ihm Unterstützungen nicht ge­währte der Hochstapler gab vor, für ein Institut zu sam­meln verschaffte er sich durch Diebstahl Geld und Wertsachen. Dieser Hochstapler konnte dann später in Ludwigshafen verhaf­tet und als der 42jährige Lehrer a. D. Memmel aus Kronach in Bayern identifiziert werden. Memmel stand gestern in München vor den Schranken des Gerichtes und hatte sich wegen falscher Namensführung, wogen eines fortgesetzten Vergehens Wider die Religion, wegen eines fortgesetzten Vergehens des Betrrvgs in Tateinheit mit einem fortgesetzten 'Verbrechen der Urkundenfälschung und eines Vergehens des Diebstahls zu ver­antworten. Memmel erschien auf der Anklagebank in schwar­zer Priostertracht. Der Staatsanwalt beantragte wegen der Gemeinhell und Niederträchtigkeit der Handlungsweise vier Jahre Gefängnis. Das Urteil lautete auf 1 Jahr 9 Monate Gefängnis und drei Wochen Hast. In der weiteren Verhand­lung stellte sich heraus, daß der Hochstapler in der Schweiz auch als Heiratsschwindler eine Gastrolle gegeben hatte.

Der Sowjetführer an der Stelle des Admirals. In Sewa­stopol wird demnächst ein Lenin-Denkmal enthüllt werden. Die­ses Monument soll auf dem Platz aufgestellt werden, wo früher der Admiral Nachimow, der russische Seeheld des Krimkrieges, sein Denkmal hatte, welches diesen Platz räumen muß.

Der englische Weltflug aufgegeben. Der englische Weltflug ist van Mac Laren wegen schweren Maschinenschadens in Alaska endgültig ausgegeben worden. Auch der amerikanische Weltflie­ger Wade, der gezwungen war, in der Nähe der Färör-Jnseln niederzugehen, mußte, nachdem er 19 000 Meilen zurückgelegt hatte, seinen Flug aufgeben, da seine Maschirw derart beschädigt war, daß eine Reparatur unmöglich geworden war.

Hände! und Verkehr-

Suttgart, 7. August. Dem Donnerstagniarkt am Vieh- und Schlachthof waren zugeführt: 152 Ochsen, 37 Bullen, 200 Iung- bullen, 214 Iungrinder, 100 Kühe, 729 Kälber, 570 Schweine, 15 Schafe. Verkauft wurde alles. Erlös aus je einem Pfund Lebend­gewicht in Goldpfennigen: Ochsen I. 3842 (letzter Markt: unv.), 2. 25 35 (25-36), Bullen I. 32 35 (32-34), 2. 25 29 (unv.). Iungrinder 1. 4l45 (unv.), 2 34 39 (unv.), 3. 25-32 (2531), Kühe I. 2733 (unv.), 2. 16-24 (17 -24), 3. 11-15 (unv. , Kälber I. 44 -46 (unv., 2. 3842 (uno.h 3. 3236 (unv), Schweine 1. 70 72 (69 - 72), 2. 65 - 68 (unv.) 3. 5762 (58 - 63). Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

Stuttgart, 7. Aug. Landesproduktenbörse./ Die Forderungen für ausländisches Getreide sind in den letzten Tagen etwas ermäßigt worden, sind aber immer noch erheblich höher als für Inlandgetreide. Preise unverändert.

Pforzheim, 7. August. (Schlachtoiehmarkt.) Auftrieb: 4 Ochsen, 6 Rinder, 3 Farren, 43 Kälber, 14 Schafe, 100 Schweine. Erlös aus je einem Pfund Lebendgewicht ohne Zuschlag: Ochsen 1. 41 bis 44, Rinder I. 42 46. Ochsen und Rinder 2. 2635, Farren 2635, Kälber 42-52, Schweine 70 - 74. Marktverlauf: Groß­vieh und Kälber ruhig, Schweine lebhaft. Infolge gesetzlichen Feiertags am I I. August wird der Markt am Dienstag, den 12. August abgehalten.

Bühl, 7. August. (Frühobstmarkt.) Zimmers 2224 Pfennig, Buhler Frühzwetschgen 24 27 Pfg., Birnen 5-8 Pfg., Reine­clauden 1012 Pfg., Aepfel 810 Pfg., Erntepflaumen 510 Pfg., Pfirsische 50 Pfg. Anfuhr gut. Absatz in Reineclauden und Ernte­pflaumen schlecht, sonst im allgemeinen gut.

Meh- und Schweinemärkte. In Ehingen kosteten Farren 370-500, Kühe 330 - 450, Kalbeln 250-350, Jungvieh 100-200, Ochsen 400500 Mark. Von 411 zugefllhrten Ferkeln kostete das Paar 4060 Mark, von 7 Läufern das Paar 80 110 Mark, 1 Mutterschwein 240 250 Mark. InBiberach waren 288 Milch- und 7 Läuserschweine zugeführt. Läufer galten 3040 Mark das Stück. Milchschweine 2232 Mark. In W ei l d er st a d t bestand die Zufuhr in 68 Milchschweinen. Bei lebhaftem Handel kostete das Paar Milchschweine 1. 5055, 2. 3038, 3. 2628 Mark In Backnang waren 118 Milchfchweine und ein Läufer zugeführt. Milchschwein kostete 1723 Mark.

Fruchtpreise. In Ebingen kostete der Ztr. Haber 8,59, Gerste 9,5 -10, Weizen 11,5 Mark. In Wangen i. A. kostete der Ztr. Haber 9,510 Mark. In Leutkirch kostete der Ztr. Weizen 10,40, Roggen 10, Gerste 9,50, Haber 8,95 Mark. In Waldsee Korn 15,60, Weizen 10,70, Beesen 8,50, Gerste 9,30, Haber 8,20 Mark.

München, 7. Aug. Dem Vernehmen nach gelang es, die Frei­lassung sämtlicher Pirmasenser Gefangenen zu erreichen. Es sind dies 44 Personen. Gegen weitere 60 Personen war ein Verfahren eingeleitet. Auch dieses wurde niedergeschlagen, sodatz im Ganzen 104 Personen außer Verfolgung gesetzt wurden.

München, 8. August Das Kartell der katholischen Studenten­verbindungen ist aus dem Hochschulring deutscher Art ausgetreten, nachdem die Verhandlungen über eine Beschwerde des Kartells wegen der antikatholischen Demonstrationen an der Münchener Universität unmittelbar nach dem Hitlerputsch zu keinem Ergebnis geführt hatten. Das Kartell begründet seinen Austritt damit, daß der Hochschulring den in seinen Satzungen festgelegten Grundsatz der Ueberparteilichkeit verlassen habe.

St. Goar, 7. August. Der Kreisdelegierte von St. Goar hat, wie nachträglich bekannt wird, den Geistlichen seines Bezirks ver­boten, der Gefallenen in der Predigt vom 3. August zu gedenken. Das ist der erste bekanntgewordene Fall, in dem ein französischer Machthaber im besetzten Gebiet sich sogar in die internsten Angele­genheiten der Kirche einmischt und den Geistlichen Vorschriften für ihre Predigertätigkeit macht. Dieses Vorgehen bedeutet eine geradezu eklatante Verletzung des Rheinland-Abkommens.

Duisburg, 7. Aug. Hier wurde eine Falschmiinzerwerkstätte ausgehoben und mehrere Personen verhaftet. Die Vorgefundenen Apparate wurden beschlagnahmt. Zwei Fälscher wurden in Hamborn verhaftet. Die Falschmünzer wurden seit längerem in Westdeutsch­land gesucht, das sie mit falschem Hartgeld üverschwemmt hatten. Außerdem kommt Banderolenfälschung in Frage.

Berlin, 7. August. In einigen Blättern wird Beschwerde ge­führt, daß die vom Reichstage beschlossenen erhöhten Sätze der Er- werbslosenunterstützung noch nicht veröffentlicht wurden. Zur richti­gen Beurteilung der Frage ist darauf hinzuweisen, daß das Reich zur Durchführung des Neichstagsbcschlusses der Zustimmung der Länder bedarf, die an den finanziellen Aufwendungen im gleichen Ausmaß beteiligt sind, wie das Reich. Die Reichsregierung weiß, in welch schwerer Notlage sich viele Erwerbslose befinden und ist daher von Anfang an bemüht gewesen, die Zustimmung der Landes­regierungen mit möglichster Beschleunigung herbeizusührrn. Diese Verständigung ist bisher leider noch nicht mit den Ländern zustande gekommen. Es kann aber damit gerechnet werden, daß die erhöhten Unterstützungssätze noch Ende dieser Woche veröffentlicht werden.

Berlin, 8. Aug. Nach einer Blättermeldung ist der pfälzischen Regierung neuerdings von der interalliierten Rheinlandkcmwission eine Liste mit 1116 Ausgewiesenen überreicht worden, denen die Rückkehr erlaubt worden ist. Auf der Liste befinden sich auch solche Pfälzer, die seinerzeit wegen der Abwehr der Separatistenbewegung ousgewiesen worden waren, darunter der Polizeiinspektor Rothaus aus Pirmasens.

Berlin, 7. August. Gestern abend gegen 7 Uhr ereignete sich p der Ballenstraße ein schweres Straßenbahnunglück. Der Triebwagen eines Straßenbahnznges, der die abschüssige Petersburgerstraße hinab­fuhr, sprang in einer Kurve aus den Schienen und raste gegen die Bordschwelle und gegen einen Kandelaber der Hingerissen wurde. Sämtliche Fensterscheiben des Triebwagens und des Anhängewagens zersplitterten. Der Fahrgäste bemächtigte sich eine ungeheure Panik. Vieie sprangen bereits in voller Fahrt aus dem Wagen. Es wurden im ganzen 12 Personen mehr oder weniger schwer verletzt.

Berlin, 7. August. Der 15jährige Sohn des Rittergutsbesitzers von Behr in Heya an der Weser wurde in dem Schlafzimmer, das er mit seinen beiden jüngeren Brüdern teilte, mit durchschnittener Halsschlagader im Bett ermordet aufgefunden. Der Mörder muß von der Wasserseite aus mittels einer Leiter durchs Fenster gestiegen sein. Die beiden Brüder und die Eltern des Ermordeten vernahmen nicht das geringste Geräusch. Allem Anschein nach liegt ein Rache­akt vor. Als der Tat dringend verdächtig wurde ein Kutscher des Rittergutsbesitzers verhaftet.

Potsdam, 7. August. In Ahrensdorf bei Drewitz stürzte ein Villenneubau kurz vor der Vollendung des Dachstuhls im Rohbau zusammen. Die im Neubau anwesenden Personen, eine bereits im unteren Stockwerk als sogenannte Trockenmieterin wohnende Frau und die im Keller arbeitenden Maurer wurden von den herab­stürzenden Ziegeln begraben und getötet. Ein Maurer wurde fchwer verletzt. Ein Polier konnte sich nur durch einen Sprung aus dem Fenster des zweiten Stockes retten.

Marienburg, 7. August. Gestern ereignete sich aus dem Exer­zierplatz in Willenberg ein schweres Explosionsunglück. Eine Kom­pagnie des Marienburger Ausbildungsbataillons war nach dem Wer­fen scharfer Handgranaten damit beschäftigt, die Blindgänger in geballten Ladungen mit Hilfe einer Zündschnur zur Explosion zu bringen. Als eine solche Ladung trotz längeren Wartens nicht explo­dierte, glaubte ei» Feldwebel, die Zündschnur sei infolge des Regens wieder verlöscht und brannte sie nochmals an. In diesem Augenblick explodierte die Ladung, der Feldwebel war sofort tot. Ein weiterer Feldwebel starb auf dem Transport zum Krankenkaus. Der Kom­pagnieführer wurde leicht verletzt

Genf, 7. August. Der französische Kommunist Ilbert und der deutsche Kommunist Thomas wurden in Zürich bezw. Schaffhausen verhaftet. Das scharfe Vorgehen der schweizerischen Behörden gegen ausländische Kommunisten ist darauf zurllckzuführen, daß man erfuhr, es würden von russischer kommunistischer Seite zur Zeit besondere Anstrengungen gemacht, um in der Schweiz eine st irkc Propaganda­tätigkeit zu entfalten.

London, 7. August. Blättermeldungen zufolge hat die britische Regierung durch die Zer. Staaten eine sofortige Erklärung Mexikos bezüglich der Ermordung der Frau Evans gefordert. Die britische Regierung habe sich das Recht Vorbehalten, jene Aktion zu unter­nehmen, die sie für notwendig erachten werde.

London, 7. August. Die Regierung hat heute nachmittag im Oberhause zwei neue Niederlagen erlitten. Mit 27 gegen 11 Stimmen hat das Oberhaus einen Antrag zu der Vorlage über das Lohn­minimum der Landarbeiter angenommen, der von der Regierung abgelehnt worden war. Mit 26 Stimmen wurde ferner ein zweiter Zusatzantrag zu dem gleichen Gesetz angenommen, der von der Re­gierung ebenfalls bekämpft worden war.

Tokio, 7. August. Die Ueberschwemmungen im Norden Formo- sas haben alle Verkehrswege stark beschädigt. 2000 Häuser sind zer­stört und zahlreiche Personen werden vermißt.

Mexico, 7. August. Der Militärkommandant von Puebla teilte dem Kriegsminister telegraphisch mit, daß die Mörder der Farmbe­sitzerin Evans eingefangen und nach Puebla gebracht wurden.

New-Pork, 8. Juli, lieber ein neues Verbrechen aufständischer Eingeborener in Mexico wird gemeldet. Eine Bande von 50 Mann überfiel eine Hacienda im Staate Pukatan, tötete 17 Bewohner und plünderte das Anwesen vollständig aus. Newyork erlebte gestern den heißesten Tag seit 6 Jahren. Das Thermometer stieg im Schatten auf 100 Grad Fahrenheit. Tausende verbrachten die Nacht im Freien. Verschiedene Todesfälle durch Hitzschlag sind zu verzeichnen.

Waffendiebstähle bei der Potsdamer Reichswehr.

Leipzig, 7. Aug. Die heutige Verhandlung vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik bezieht sich auf die Waffendiebstähle bei der Potsdamer Reichswehr. Zu ver­antworten haben sich zehn Angeklagte, von denen zwei Unter­offiziere, ein Gefreiter und ein Schütze z. Zt. der Straftaten bei den Potsdamer Truppenteilen des Infanterieregiments Nr. 9 bzw. Reiterregiments Nr. 4 dienten. Zur Verhandlung sind etwa 20 Zeugen geladen. Vor dem Eintritten die Verhandlung wurde das neue Mitglied des Staatsgerichtshofs Reichsgerichts­rat Hettner vereidigt. Hierauf brachte Rechtsanwalt Samter für den Angeklagten Großmann einen Ablehnungsantrag gegen den Vorsitzenden. Senatspräsident Niedner, wegen seiner Hal­tung in Königsberg ein. Rechtsanwalt Herzfeld schloß sich dem Ablehnungsantrag an. Das Gericht lehnte den Antrag ab, da das Verhalten Nicdners in Königsberg keine Voreingenommen­heit gegen die kommunistische Partei erkennen lasse. Hierauf wurde in -die Vernehmung der Angeklagten eingetreten. Bei der Fortsetzung der Verhandlungen erklärte der Angeklagte Mehlhorn, der in der Voruntersuchung zugegeben hatte, Ge­wehre entwendet und über die Mauer der Kavalleriekaserne ge­worfen zu haben, er habe diese belastenden Aussagen nur ge­zwungen gemacht, da er Angst vor dem Kriminalkommissar ge­habt habe. Staatsanwaltschaftsrat Gysae habe auf seinen Gu­tenmorgengruß chm eines Morgens geantwortet:Für Sie wäre es das Beste, Sie würden gleich an die Wand gestellt." Im Laufe der weiteren Vernehmung machte der Vorsitzende, Senats-Präsident Niedner, eine Bemerkung, die unverständlich isst, in der er aber zum Schluß sagte:Es wäre vielleicht auch besser. Sie wären an die Wand gestellt worden". Diese Worte lösten eine lebhafte Bewegung aus. Rechtsanwalt Dr. Samter gibt hierauf die Erklärung ab, -daß er infolge -der Worte des Vorsitzenden sein Mandat als Verteidiger niederlege. Rechtsan­walt Dr. Herzfeld schließt sich dieser Erklärung an. Beide Ver­teidiger verlassen ostentativ den Sitzungssaal. Der Vorsitzende gab nunmehr bekannt, daß er gesagt habe:Wenn Sie das wirklich -getan hätten Beschaffung der Waffen dann wäre es vielleicht gerechtfertigt gewesen". Weiter teilte er mit, daß die Verhandlungen bis zum Nachmittag vertagt werden sollten, um neue Verteidiger von Amtswcgen zu bestellen. Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Döring äußerte jedoch Bedenken hiergegen, da neue Verteidiger so schnell nicht zu bestellen seien. Infolge­dessen wurde die Verhandlung bis morgen Freitag -vertagt.

Beschwerde der Verteidiger bei Reichspräsident und Reichsjustizminister.

Im Anschluß an den Zwischenfall im Staatsgerichtshof ha­ben die RecRsariwälte Dr. Herzfeld und Dr. Samter ein Te­legramm an den Reichspräsidenten und Reichsjustizminister ge­richtet, in dem es heißt: Die Unterzeichneten Verteidiger prote­stieren gegen die amtliche Billigung der Lynchjustiz, gegen die heeinflussenlE Vorwegnahme eines Urteils vor Beginn der Be­weisaufnahme, sowie gegen die Billigung einer ungesetzlichen Todesstrafe. Wegen der nicht abzusehenden Wirkung auf das öffentliche Rcchtsbew:7tsein und -die Reichssicherheit haben die

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