Aus Stadr. Bezirk und Umgebung

Neuenbürg, 7. Aug. Zu unserem Bericht im Dienst-ag- Enztäler über den plötzlichen Tod des Goldwarenfabrikcmien Carl Behner tragen wir berichtigend nach, daß die Verbringung des Verstorbenen nach dem ersten Schlaganfall nicht durch des­sen Angehörige, sondern durch hiesige Einwohner nach dem Bahnhof, erfolgte. Seine Angehörigen in Pforzheim erfuhren erst am Montag den Tod des so jäh aus dem Leben Geschiede­nen, dessen Leiche am Sonntag abend in die hiesige Leichen­halle verbracht wurde, wo seine Persönlichkeit am Montag festgestellt werden konnte.

Wildbad, 6. Aug. Heute nachmittag fand auf dem Turn­platz eine Vorführung mit Minimax-Apparaten statt. Die Vertreter der Minimax-A.-G. hatten ein großes Kisten­objekt und ein Teerfeld in Brand gesteckt, nachdem beide Ob­jekte reichlich mit Benzin begossen wurden. Es hat sich erneut gezeigt, daß die Minimax-ÄPParate in Wirkung und Handha­bung immer wieder zu empfehlen sind. Bei dieser Vorführung hatte ein Vertreter der Radikal-Firma in Stuttgart deren Ap­parat vorgeführt. Ohne diesen Apparat zu verwerfen, ist her- vorzuhcben. Laß die Wirkung der Minimax-Apparate eine weit bessere war und die Minimax-Ilpparate ein durchaus vollkom­menes großes Feuer mit einem Teerbrand zusammen löschten, während das Feuer, welches Radikal zu löschen hatte, in keinem Verhältnis zu demjenigen war, welches die Minimax-Apparate zu löschen hatten. Die Richtigkeit bestätigt: Kuch, Feuerwehr- Kommandant.

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Stuttgart, 5. Aug. (Stand der Früchte in Württemberg.) Die vorherrschend nasse Witterung im letzten Drittel des Mo­nats Juli war von nachteiligem Einfluß auf die meisten Früchte. Die Einerntung des Getreides, das infolge häufiger Schlagregen ohnedies vielfach stark gelagert ist, wird verzögert und erschwert, und wo die Frucht bereits geschnitten ist, leidet sie durch Auswachsen. Nicht selten zeigt sich, besonders an Weizen, Rost und Brand sowie die Fußkrankheit. Die Som­merfrucht, besonders die Gerste, ist stark verunkrautet und häu­fig von Schädlingen (namentlich Drahtwurm) heimgesucht. Nicht selten steht ine Gerste so schlecht, daß sie abgemäht werden mußte, um zu Heu gemacht oder grün verfuttert zu werden. Jedenfalls wird das Wintergetreide wegen der starken Lage­rung kaum mehr als eine Mittelernte geben, während der Er­trag in Haber, namentlich aber in Gerste, unter dem Mittel bleiben wird. Die Kartoffeln haben sich bis jetzt befriedigend entwickelt; doch ist zu befürchten, daß sie nachgerade ebenfalls unter der Nässe leiden. Mancherorts zeigt sich bereits die Blattfäule und vereinzelt treten Engerlinge schädigend in den Kartoffelfeldern auf. Den Wiesen ist die feuchte Witterung zu statten gekommen und der zweite Schnitt Wird wie der erste einen reichen Ertrag geben, ausgenommen in nassen Wiesen, wo das Gras durch die Nässe leidet. Der Stand des Klees ist verschieden; zum Teil steht er gut und verspricht schönen Er­trag, zum Teil leidet er unter der Nässe und dem Mangel an Sonnenschein, so daß er mancherorts schwarz wird und abstirbt und nicht selten wird er durch Schneckensraß beeinträchtigt. Am Hopfen ist teilweise, besonders in dem Haupthopfengebiet der Tettnanger Gegend, der SommerbranL in stark schädigen­dem Maße aufgetreten; sonst zeigt der Hopfen befriedigenden oder sogar recht schönen Stand. Die Obstaussichten haben sich durch das. vielfach wahrnehmbare starke Abfallen 'der Früchte vermindert. Im Allgäu hat ein Gewittersturm am 22. Juli großen Schaden an den Obstbäumen angerichtet. Der Weinstock hat unter der gewitterhaften, regenreichen Witterung sehr ge­litten; trotz aller Bekämpfungsmittel sind die Rebkrankheiten, besonders die Peronospora, fortgeschritten, wodurch die Hoff­nungen auf einen befriedigenden Weinherbst bedeutend herab­gemindert werden.

Stuttgart, 6. Aug. (Kongreß für Blindenwohlfahrt.) Im weiteren Verhaus des Kongresses für BlinLenwohlfahrt sprach Oberlehrer Hübner über allgemeine BlindeNstatistik. Die letzte vom Jahr 1900 ist gegenstandslos geworden. Im Jahre 1920 sollte mit der Volkszählung eine Aufnahme aller Blinden ver­bunden werden. Nach einer Aussprache über diesen Gegen­stand hielt der selbsterblindete Syndikus der akademischen Blin­denbücherei und Studienanstalt in Marburg Dr. Strahl einen Vortrag, in dem er Vorschläge zur Förderung der Unterbrin­gung von Blinden im Erwerbsleben machte. Später fanden Sondersitzungen statt.

Kniebis, 6. Aug. (Autounfall.) Zwei Autos der Karof- seriefabrik Rwoblewsky-Offenbnrg waren auf einer Probefahrt

von Offenburg über Zuflucht nach Freudenstadt begriffen. Hier­bei kam das erste Auto an der großen S-Kurve unterhalb Kniebis-Lamm durch die nasse Straße ins Schleudern und das zweite Auto, das diese Gefahr nicht bemerkte, fuhr an der Kurve von hintenher mit voller Wucht auf das erste Auto. Beide Wa­gen überschlugen sich und stürzten in den Chausseegraben. Ne­ben leichteren Verletzungen sind die Insassen in der Hauptsache mit dem Schrecken davongekommen. Nur der Fabrikant zog sich eine Ausrenkung des Armes zu.

Schramberg, 6. Aug. (Zu Tode gedrückt.) Am Spoditions- schuppen der Fa. Gebr. Junghans bei der früheren Maßmühle wollte der Begleitfährer Karl Kunz von Lauterbach einen An­hängewagen loslösen, kam durch das Anfahren des Hinterwa­gens zwischen die beiden Wagen und wurde totgedrückt.

Leonberg, 6. Aug. (Beisetzung.) Der verstorbene frühere Vizepräsident des Landtags, Rechtsanwalt Dr. Jonathan Roth, wurde gestern nachmittag auf dem Eltinger Friedhof beigesetzt. Im Trauergefolge befand sich auch Staatspräsident Bazille, Fi­nanzminister Dr. Dehlinger und Landtagspräsident Körner so­wie Abgeordnete verschiedener Parteien. Die Vereine von Le­onberg und Eltingen waren mit ihren Fahnen erschienen, die Landsmannsäiaft Schottland mit 3 Chargierten und zahlreichen aktiven und alten Herrn. Am Grabe wurden zahlreiche Kränze niedergelegt u. a. auch von Oberst Ziegler namens des ehema­ligen Landsturmbataillons, in dessen Reihen der Verstorbene den Krieg mitgemacht hatte.

Göppingen, 6. Aug. (Mordversuch.) Die in der Schiller­straße wohnhafte Rosa Fischer wurde von dem in Bartelbach ansässigen 22 Jahre alten Wilhelm Hertler in unmittelbarer Nähe der Wohnung ihrer Eltern überfallen und mit einem Stilettmesser schwer verletzt, so daß sie ins Krankenhaus ver­bracht werden mußte. Sie schwebt in Lebensgefahr. Der Täter ist flüchtig. Nach den: Ergebnis der bisherigen Ermittlungen wird der Beweggrund zur Tat darin zu suchen sein, daß Hertler mit der Fischer ein Liebesverhältnis anzuknüpfen versuchte, aber wiederholt abgewiesen worden ist. Hertler ist erst vor kurzem wegen Bedrohung -der Fischer gerichtlich verurteilt worden. Er hat sich wiederholt geäußert, daß die Fischer das büßen und kaputt" gemacht werden müsse.

Walddorf OA. Tübingen, 6. Aug. (Jagdunfall.) Der hie­sige Jagdpächter Freiherr von Tessin von Kilchberg wurde im Gemeindewald infolge Selbstentladung des Jagdgewehres jäh aus dem Leben gerissen. Freiherr von Tessin war mit einem jüngeren Bruder auf dem Anstande und übergab letzterem sein Gewehr, um feine Kleider zu reinigen. Anscheinend war das Gewehr nicht gesichert und entlud sich während der Uebergabe mi den Bruder.

Waiblingen, 6. Aug. (Ertrunken.) Der etwa 45 Jahre alte Reinhard Buck von hier kam auf dem Heimweg an einer steil abfallenden schlüpfrigen Stelle des Remsufers ins Rut­schen und versank vor den Augen seines Begleiters in den reißenden Fluten. Dem Zimmermeister Hummel gelang es zwar, den Verunglückten zu finden, allein die angestellten Wie­derbelebungsversuche waren vergeblich.

Gmünd, 6. Aug. (Folgenschwerer Irrtum beim Marken­verkauf.) Eine Bcamttn dös Postamts 1 Gmünd hat sich zwi­schen dem 29. Juli und 4. August bei dem Verkauf von Ein­kommensteuermarken in den Sorten vergriffen und 6 Marken zu 100 Goldmark statt zu 1 Goldmark und eine Marke zu 50 Goldmark statt zu 50 Pfennig abgegeben. Die Beamtin ist für den Kassenmangel verantwortlich.

Friedrichshofen, 6. Aug. (Vom Amerikaluftschiff.) Die für das Amerikalustschiff bestimmten Motoren neuen Typs werden nun demnächst zur Ablieferung gelangen. Die Motore haben 400 PS und die Neuerung liech in ihrer Umsteuerbarkeit sowie in der Ersetzung der Weißmetallgleitlager -durch Rollenlager. Man rechnet damit, daß die Füllung des Luftschiffes in etwa 14 Tagen beginnen und die erste Probefahrt gegen den 25. Au­gust stattfinden wird.

Urla« OSl. Leutkirch, 6. Aug. (Glück im Unglück.) Ms das Lastauto -der Stuttgarter Brennstoffversorgung auf dem Rück­weg von Leutkirch nach dem Winnismoos die Bahnlinie bei Urlau kreuzen wollte, übersah -der Chauffeur anscheinend die Schranken und durchfuhr sie in dem Augenblick, als der Jsnher Zug heranbrauste. Das Lastauto hatte die Schi-enenstränge schon größtenteils überfahren, so daß nur noch der Hintere Teil des Lastautos erheblich beschädigt wurde. Personen wurden nicht verletzt.

Vermischtes»

Graf Luckner." Ueber ein lustiges Schwindlerstückchxn -wird in Lübeck -gelacht. Kam -da eines Abends ein vornehm gekleideter Herr in ein bekanntes Kaffee in der Breiten Straße,

machte Bekanntschaft mit würdigen Bürgern und stellte sich also vor:Gestatten, Graf Luckner!" Die hanseatischen Kauf­herren überlies es heiß und kalt, der Grog fing im Leibe noch einmal an zu sieden. Aber es war kein Zweifel: sie hatten Len Seehelden leibhaftig vor sich. Im Nu war das Kaffee bis auf den letzten Platz gefüllt. Alles überbot sich, den hohen Gast zu ehren. Wein und Test floß in Strömen, die patriotische Welle stieg. Die Musik durfte nur Marinemärsche und -Lieder spie­len. Der Gast wurde auf den Schultern der Begeisterten ge­tragen und zuletzt stritt man sich um die Ehre, die Zeche be­zahlen zu dürfen. Ein vornehmer Hanseat erbot sich, den hohen Gast zu beherbergen. Nur zu früh wurde Feierabend geboten Ilmringt von Getreuen, zog man von dannen, dem Marktplatz zu, wo nmn noch im Dunkel der Nacht begeisterte Reden hielt. Dann -gings zum Ehrenheim, dem Hause eines bekannten Koh­lenhändlers in einem Villenviertel. Beim Frühstück wurden die Gastgeber von dem Herrn Grafen zu einer Autofahrt am Nachmittag eingeladen. Gegen halb 2 Uhr telephonierteLuck­ner". die Herrschaften möchten sich bis gegen 6 Uhr gedulden, da er noch einige Besorgungen zu machen habe. Und geduldig warteten die Ueberglücklichen, bis sie der hohen Ehre teilhaftig werden konnten. Sie warteten, den Rosenstrauß bereit und warten noch heute vergebens. Verschwunden war der Held und niemand sah ihn wieder.

Gegen den Zinswucher wendet sich nun auch die Evang. Pvessekorrespondenz in scharfer Weise und bezeichnet es als un­erhört, daß selbst Volksbanken 12 Prozent für Einlagen bieten, selbst aber bis zu 66 Prozent Pro Jahr nehmen. Großbanken scheuen sich nicht, noch eine Provision bis zu 60 Prozent zu nehmen.

Unwürdiges Ende. In Augsburg haben wegen finanzi­eller Schwierigkeiten ein 30jähriger Laboratoriumsinhaber und seine 19jährige Braut gemeinsam durch Einatmen von Leuchtgas Selbstmord verübt. Vor der Tat veranstalteten sie in ihrer Wohnung ein Festgelage und schlugen dann alle Einrichtungs­gegenstände, Möbel, Spiegel, Uhren usw. kurz und klein, zer­schnitten die Anzüge, Bett- und Leibwäsche usw. Hierauf er­warteten sie nach Oeffnung sämtlicher Gasmuffen im Bett lie­gend den Tod. Die Zerstörungen haben die beiden offenbar aus Rache gegen die Gläubiger vorgenommen.

Pilzvergiftung. Unter schweren Vergiftungserscheinungen wurde in München die Haushälterin Mathilde Thalhammer in das Krankenhaus eingeliefert. Die Erkrankte gab an, daß sie am Tage zuvor nach dem Genuß selbst gesuchter und zubereiteter Pilze von heftigen Schmerzen befallen worden sei; unter -den vermeintlich gesammelten Champignons hat sich offenbar der Knollenblätterpilz befunden.

Deutsches Sängerfest. Nicht weniger als 99 Sonderzüge, deren Führung und Fahrzeiten in einer von sämtlichen Reichs­bahndirekttonen beschickten Konferenz in Hannover festgestellt wurden, werden am 22. und 23. August die Gäste aus ganz Deutschland zum neunten Deutschen Sängerbundfest bringen uird wieder heimfahren.

Grotzfcuer in Buenos Aires. Aus Buenos Aires wird ge­meldet: Ein Großfeuer, -dessen Ursprung auf Brandlegung zu- rückgeführt wird, zerstörte fast -vollkommen -den sogenannten anglo-amerikanischen Schlachthof, der hier einer der größten dieser Art -ist. Der Schaden ist auf 5 Millionen Pesos zu schätzen.

2Y sibirische Dörfer unter Wasser. Der ostsibirische Fluß Seja ist aus seinen Ufern -getreten und hat, wie der Ost-Expreß meldet, 20 Dörfer überschwemmt. Die Bauern haben fast ihr gesamtes Vieh und ihren Hausrat verloren. Der Strom hatte schon im Jahre 1917 durch eine Ueberschwemmung viel Unheil angerichtet, doch ist das Hochwasser in diesem Jahr noch Höher gestiegen.

Weintrauben als Viehfutter. In Südafrika herrscht ein solcher Neberfluß an Weintrauben und Rosinen, daß man sich entschlossen hat, diese Früchte in getrocknetem Zustand als Fut- rer für -das Rindvieh zu verwenden. Aus 5 Pfund frischen Weintrauben wird ein Pfund getrockneter hergestellt, und 100 Pfund dieses getrockneten Weins kosten nicht mehr als 5 sh. Die südafrikanischen Farmer können also, wie aus Kapstadt berichtet wird, kein billigeres Viehfutter auftreiben.

Hände! und Verkehr.

Waldsee, 6. August. (Vieh- und Schweinemarkt. Dem Bieh- markt waren 72 Stück zugeführt. Der Handel war lebhaft mit an­ziehenden Preisen. Der Schweinemarkt hatte eine Zufuhr von 71 Stück, wovon 65 verkauft wurden. Erlös pro Paar 4454 Mark.. Der Handel war lebhaft.

Heidenheim, 6. Aug. (Fruchtpreise.) Es kostete der Zentner

er im ersten Augenblick kaum Atem schöpfen. Er fühlte, wie alles Blut ihm jäh aus dem Kopfe zum Herzen schoß. Das war eine infame Falle!

Aber er riß sich- gewaltsam zusammen, um geschickte Antworten zu geben. So knüpfte er an die Frage des Rechts­anwaltes an. Ja, wie kam er zu diesem Schriftstück und warum hatte er es entwendet? So begann er von dem Auf­trag der Corelli zu erzählen.

Der Rechtsanwalt hüllte sich in eisiges Schweigen. Er schien ihm das nicht glauben zu wollen. Deswegen begann sich James zu ereifern. Er fühlte, die Chancen standen für ihn schlecht. Vor Dr. Forgiß hatte er immer eine große Angst und Scheu besessen. Jetzt hieß es, nach Möglichkeit die Corelli belasten und sich selbst als Len Verführten hinstellen!

Ja, die Künstlerin hatte ihn seit Jahr und Tag zu werben verstanden, um durch ihn stets über alle Vorgänge >m Hause des Geheimrates aus dem laufenden zu sein. Eilten besonderen Haß schien sie auf Fräulein Zyria geworfen zu haben. Die Corelli hatte ihn, James, wirklich nicht losgelassen. Für seine Dienste war er stattlich von ihr bezahlt worden. Du liebe Zeit, und wer nahm nicht heutzutage gern einen leichten Nebenverdienst durch derartige Trinkgelder an?

Als er begann, sich in Weitschweifigkeiten zu verlieren, mit denen er schlau den Rechtsanwalt abzulenken hoffte, steuerte Dr. Forgiß mit unerbittlicher Logik immer wieder auf di« Testamentsache zu. Da bequemte sich der Diener zu einem umfassenden Geständnis in der Hoffnung, dadurch würde sich sein« Lage bessern. Was dem Rechtsanwalt eine Vermutung gewesen war, wurde ihm nun zur Gewißheit, wo er in die ganze Affäre hineinsehen konnte. Die Corelli bestach den Kammerdiener, das Schriftstück sofort noch am Tage der Bei­setzung beiseite zu schaffen. Wenn auch Fräulein Werner das Zeitliche segnete, kam die Künstlerin auf diese Weise bald zu einem stattlichen Legat. Die Umstände schienen durch den plötzlichen tödlichen Unglücksfall günstig, und der Kammer­diener konnte Vortäuschen, der Herr Geheimrat habe wahr­scheinlich seinen Entschluß hinterher geändert und das Schrift­stück selbst vernichtet!

Aber warum haben nicht auch Sie das Blatt Bacher vernichtet, James? Aus welchem Gr m V- ' ' ( w

sorgfältig auf?"

(Fortsetzung folgt.)

Der Tanz um das goldene Kalb

Vo» Erica Erupe-LSrcher

(Nachdruck verboten.)

Zyria erwartete fie und öffnete ihnen, eh« sie klingeln muhten. Di« andere Dienerschaft war noch ;m Kellergeschoß mit Arbeiten beschäftigt. So geleitete sie die vier verkleideten Kriminalschutzleute in das obere Stockwerk zu den Zimmern der Dienerschaft hinauf.

D«M leisen fachkundigen Druck des einen Beamten öffnete sich di« Tür zum Zimmer von James fast lautlos.

Er schien alles in bester Ordnung! Ja, James hielt etwas auf sich! Aber als der eine Beamte nun aufs zerade- wohl den Kleiderschrank öffnete, fiel der Blick von Zyria auf einen Frack, der kaum dem Diener gehören konnte! Das reiche Seidenfutter bewies, daß es der eine Frack des Herrn Geheimrats war. Den alten hatte James unten zwischen den andern Anzügen des Herrn Geheimrats hängen lassen. Den neuen und guten nahm er an sich! Das gnädige Fräulein würde den kleinen Unterschied, würde diese kleine Schiebung niemals merken-!

Dann begann erst eine Durchsuchung des Koffers, der Kommod« und anderer verschließbarer Möbel. Von ihrem Vorgesetzten waren sie darauf aufmerksam gemacht, es sei ein wichtiges Schriftstück verschwunden und müsse unter den Sachen des Dieners gesucht werden. Stück für Stück wurde aus den Behältern genommen.-

Nach einiger Zelt erschien Dr. Forgiß. Die Angelegen­heit beanspruchte sein ganzes Interesse. Er gönnte der Corelli nicht das Legat. Cr freute sich, wenn dis kleine Zyria, die wirklich etwas für ihre rührende Anhänglichkeit verdiente, nicht leer ausging! Und besonders wollte er um der Sache willen den Fragen auf den Grund gehen.

Der eine der Beamten hatte eine wertvoll« Schreib­mappe aus der Tiefe des Koffers herausbefördert. Ja, James hielt etwas aus schön« Sachen! Er verstand es, sich bei den reichen Herrschaften auch mite Sachen als Eigentum zu holen. So stammte diese Mappe von seinem letzten Dienst in Berlin. Aber da er kein Freund vom Briesschreiben war, benutzte er dies« Moppe sichtlich nur, um Papiere und Dokumente cmfzuheben. Allerlei Geldsachen enthielt sie, aus denen hervorging, daß der schlichte Diener des Herrn Ge­

heimrates ein ganz ansehnliches Vermögen zu besitzen schien, welches sogar die Zinsen eines kleinen eigenen Hauses in einer anderen Stadt trug.

Plötzlich holte der Beamte ein mittelgroßes Schriftstück empor und reichte es dem Rechtsanwalt. Ein Mick genügte. Es war das Gesuchte! Es war die Ergänzung zum Testament des Geheimrates!

Dem sonst so beherrschten Rechtsanwalt entfuhr ein lauter Ausruf. Halb war es Ueberraschung, doch auf richtiger Fährte gewesen zu sein, halb ausbrechende Empörung.

Was hatte dieser Schuft für ein Interesse daran, dieses Schriftstück zu entwenden, das ihn selbst gar nicht betraf, und doch so wichtige Aenderungen im eigentlichen Testament enthielt?

Im nächsten Augenblick klang ein Hinundherreden unten vom Korridor herauf. Dr. Forgiß ging hinaus und lehnte sich über das Treppengeländer. Was er vermutet, bestätigte sich: James war eben von seinem Ausgang zurückgekehrt und im Vestibül von einem fünften Kriminalbeamten ver­haftet worden! Der Diener versuchte zuerst den wilden Mann zu spielen und erklärte, sich unter keinen Umständen fügen zu wollen, da er vollkommen unschuldig sec. Er schlug um sich, und bei den riesigen Kräften seines stattlichen und wohlgepflegten Körpers hatte der eine Beamte Mühe, ihn zu bändigen, als von oben noch mehrere Kollegen dem Beamten zu Hilf« eilten.

Auch Dr. Forgiß schritt jetzt herab. Bei seinem Anblick knickte der eben noch so wütend um sich fechtende James zu­sammen. Nun sah er, daß sich ein gefährliches Komplott über seinem Haupt« zusammengezogen, ohne daß er es ahnte. Schnell überlegte er sich, es möge günstiger sein, rven« ec jetzt vor dem Rechtsanwalt den Unterwürfigen spiele.

Der Rechtsanwalt stieß eine der Türen auf, die zu den nach dem Hintergarten gelegenen Zimmern führten.Da herein mit ihm! Und benehmen Sie sich leise, Fräulein Werner braucht nicht unnötig, durch Ihr Benehmen erregt zu werden! Schämen Sie sich, daß Sie Ihrer sterbenden Herrin noH diese ganze Affäre bereitet haben!"

Der Diener antwortete nicht. Er wollte das Prinzip einschlagen. die anderen reden zu lassen. Wußte er doch noch nicht, was sie eigentlich mit ihm vorhatten, sWie kommt dieses Schriftstück in Ihren Besitz?" James I erblaßte. Trotzdem er ein so abgefeimter Bursche war, konntet

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