dem törichten Kampf um Belgien und das Baltenland verlei­tete, ehe wir uns den unbestrittenen Besitz des Rheins gesichert hatten. Nach dem Sturz aus Sonnennähe in den dunklen Ab­grund sehen wir auf einmal klar: Kein materielles Gedeihen, keine staatliche Ausgestaltung, keine soziale Entwicklung wird uns beschieden sein, wenn wir uns vom Rheine lösen oder uns von ihm abdrängen lassen. Darum wiegt uns eine handvoll rheinischer Erde eine ganze polnische Provinz auf.

Wir sehen uns heute an der Schwelle einer unbekannten Zukunft, von der wir den dunklen Vorhang nicht Wegreißen können, auf die wir aber zu wirken suchen muffen. Frankreich besitzt nicht mehr die Fülle der Säfte und der organischen Kräfte, die zur Bewahrung seiner Vormacht nötig sind. Frank­reichs überragende Stellung wurzelt nicht wie zur Zeit Ludwigs XIV. und Napoleons I. in der eigenen überwältigenden Kraft­fülle, sondern zieht ihre Stärke aus der Schwächung, Erschöp­fung und Kräftezeristreunng der anderen Die ursprünglich in ihren natürlichen Grenzen hinter den Vogesen ruhende franzö­sische Republik war stärker als die nach dem Koalitionssieg auf­gerichtete, auf beiden Seiten des Rheins balancierende Macht, die im Gefühl ihrer inneren Schwäche und überdehnten Grenz­festsetzung ängstlich nach Garantieverträgen sucht gegen den Rückschlag des Glücks. Deutschland kann das Schwert nicht ziehen um sein heiliges Recht. Die Scheide, die die Kerben un­gezählter Siege trägt, ist leer. Aber dieser friedlose Frieden drängt Europa zu neuen Entscheidungen und niemand kann sa­gen, wann der aufgesparte Entschluß wie ein Blitz aus lange gestauter Wolkentracht hsrniederfährt. Nie wieder Krieg dre Entscheidung darüber liegt bei -den anderen. Aber nie wieder solchen Frieden das erhärte sich zum Schwur in jedem deut­schen Herzen. Das deutsche Volk wird seinen Weg noch finden und auch in dem Leidensweg, den wir heute gehen müssen, liegt ein Stück göttlicher Führung.

Ich will euch schmieden mit dem schwersten Hammer Mit dem ich Völker Präge, mit dem Schmerz!

Bis aus der Flammenglut -von Schmach und Jammer Wie blanker Stahl erglänzt das deutsche Herz.

Ich will euch lehren eure Heimat lieben.

Mit Donnerschlägen sei's in euch geschrieben Dies eine heilge Wort nur: Vaterland!

Du bist geboren -deutsch zu fühlen.

Sei ganz auf deutsches Denren eingestellt.

Erst kommt -dein Volk, dann erst die andern vielen.

Erst -deine Heimat, dann die Welt.

Wie kommt es, daß sich unser Volk nicht wie alle anderen auf diesem Boden, dem heiligen Boden des Vaterlandes, zusammen­finden kann? Wir leiden besonders schwer unter dem furcht­baren Gegensatz zwischen dem Einst und Jetzt. Der Glanz -der Vergangenheit blendet uns um so mehr, als unsere Väter es waren, die seiner genossen, und der Zerfall trifft uns um so schmerzlicher, als wir seine Schwären an uns tragen. Genera­tionen -gehen durch lichte Tage und Generationen -wandeln durch Nacht und Dämmerung das liegt im Auf und Ab -der ge­schichtlichen Wellenbewegung beschlossen. Keine der Generatio­nen aber wird härter getroffen als die Uebergangsgeneration, die ihre Maßstäbe einer anderen Zeit entnehmen muß als ihre Väter. Unserer Zeit fehlt der Maßstab für Größe, und das ist das Schlimmste, schlimmer als alles, was uns die letzten Jahre gebracht; denn cs hindert uns zu sehen, wie klein und flach und nichtssagend alles geworden ist, was wir treiben. Wer spricht heute anders vom Krieg, als uni zu klagen und anzuklagen? Wer kann sein eigenes Wollen empfehlen, ohne das des anderen schlecht zu machen? Wer ist im Stande, eine andere Meinung gerecht zu würdigen? Um den Mangel an eigener Größe zu decken, reißt man den anderen herunter bis alle gleich ärmlich, gleich jämmerlich, gleich hilflos dastchen. Und in dieser Stick­luft geht uns das Beste verloren, die Ehrfurcht vor dem Gewe­senen wie vor dem Gewordenen, die Ehrfurcht, die auch Größe noch ächtet, wo man Fehler sieht und ablehnen muß. Nur durch strenge Sachlichkeit und Nüchternheit werden wir sie wieder in unserem Volke Pflanzen. Unser Volk muß den Weltkrieg wieder als das erkennen, was er wirklich war, als ein ganz großes Ge­schehen, für das zwei Millionen seiner Besten ihr Leben ge­opfert. Alles Für und Wider kommt erst in zweiter Linie. Un­fern Staat wollen wir wieder sehen lernen wie er wirklich war und ist. Wir wollen die Mächte kennen lernen, die ihn groß machten und die ihn stürzten. Wir wollen die Faktoren würdi­gen, die das -geschichtliche Geschehen bestimmen und dann erst urteilen. Unser Volk und unsere Jugend wird am sichersten verdorben, wenn man sie lehrt, den Gleichdenkenden von vorn­herein höher zu nehmen als den Andersdenkenden. Nur die Ehrfurcht vor aller Größe wird es uns wieder ermöglichen, sachliche Gegnerschaft und Persönliche Achtung zu verbinden. Das sind die unerläßlichen Voraussetzungen, die geschaffen wer­den müssen, wenn sich unser Volk wieder znsammenfinden soll. Keine Hand ist so schwach, keine Kraft so -gering Sie kann tun zu dem Bau ein gewaltig Ding.

Ein jeder arbeite und schaffe, -daß wieder Ehre in unserem Lande wohne und Treue und Güte einander -begegnen. Treue muß wieder wachsen auf Erden, so wird Gerechtigkeit Pom Hnmnel schauen. Dann werden Gerechtigkeit und Frieden sich küssen und unser Land sein Gedeihen haben. So hat einst ein Gottgesand- 1er seinem gesunkenen Volk -den Weg gewiesen. Und in einer Zeit tiefster nationaler Schmach hat ein Deutscher seinem Volke z-ugerusen:

Und -handeln sollst du so, als hinge Von dir und -deinem Tun allein Das Schicksal ab der deutschen Dinge Und die Verantwortung war dein!

Dann darfst du an Deutschlands Zukunft glauben.

An deines Volkes Auferstehn,

Laß diesen Glauben dir nicht rauben,

Trotz allein, allem, was geschehn.

WÜNrrEerg

Stuttgart, 4. Aug. (Bestimmungen über das Verfahren und die Gebühren bei der Aufwertung.) Nachdem -durch Reichs­verordnung die Amtsgerichte als Auswertungsstellen bestimmt worden sind, hat das Justizministerium in einer Ausführungs­verfügung nähere Bestimmungen über das Verfahren und die Gebühren bei -der Aufwertung getroffen und dabei auch die Bezirksnotare in gewissem Umfange für die Aufgaben der Auf- wertmrgsstelle herangezogen. Von besonderer Bedeutung für alle Sparkassengläubiger ist, daß die Anmeldung der alten Guthaben bei öffentlichen Sparkassen bis 31. Dezember 192t be­wirkt werden muß, wenn der Anspruch auf Aufwertung gewahrt bleiben soll und daß Liese Anmeldungen nunmehr unmittelbar bei der betr. Sparkasse selbst zu erfolgen haben. Auf Verlan­gen muß die Sparkasse über -die Anmeldung eine gebührenfreie Bescheinigung erteilen.

Stuttgart, 1. Aug. (Fensterscheiben.) In der Nacht vom Samstag, den 2. ans 3. August, wurden in dem Gebäude der Ententekonimission, Friedrichstraße 2, mehrere Fensterscheiben mit Steinen eingeworfen. Die Täter sind ermittelt.

Besigheim, 4. Aug. (In den Ruhestand.) Stadtschultheiß Köhler ist krankheitshalber in den dauernden Ruhestand versetzt worden.

Lconberg, 4. Aug. (Todesfall.) Der frühere Landtags- und Reichstagsabgeordnete und frühere Vizepräsident des württ.

Landtags Rechtsanwalt Dr. Roth ist am Samstag infolge eines Herzschlags gestorben. Er gehörte der Bürgerpartei cm.

Möhringen OA. Horb, 4. Aug. (Unterschlagung.) Ein Kri­minalbeamter machte hier Erhebungen über Unterschlagungen resp. Veruntreuungen amerikanischer Gelder, die für die Un­terstützung Notleidender, Armer usw. bestimmt waren. Der Erfolg war, daß die Verhaftung des Beschuldigten erfolgte. Darüber herrscht hier allgemeine Erregung.

Erolzheim OA. Brberach, 4. Aug. (Wassernot.) Die Grund­wasserangelegenheit, die so viel Schaden für die Gemeinde ver­ursacht, ist noch nicht gelöst. Vor einer Woche wurde im Kul­turamt Ulm eine Einigung dahin erzielt, daß die beiden Nach­bargemeinden das Wasser in Gräben auf ihren Markungen so­fort weiterleiten, um es, nachdem es in einer großen Röhren­dohle durch die Staatsstraße Erolzheim-Kilchberg geleitet ist, in den Staatsstraßengraben iveiier zu führen und endlich in den Manchenbach einmünden zu lassen. Dadurch wird voraus­sichtlich die Wassergefahr von -den Kornfeldern abgewendet. Durch die letzten Regengüsse ist -das Wasser im Ort selbst wie­der bedeutend gestiegen, so daß es in Kellern bei den Fenstern herausgedrückt wird und in der Lauggasse und einigen tiefer gelegenen Gaffen einen halben Meter hoch steht. Für die Be­wohner sind das trostlose Zustände und die Aufregung in der Gemeinde ist wohl erklärlich.

Vom Ries, 4. Aug. (Das Wasser im Keller.) Eine Ue- berraschung sehr unangenehmer Art erlebte eine Bauersfrau. Infolge des ungewöhnlich starken Hochwassers, das die Eger in den letzten Tagen führte, hatte sich ihr Keller mit Wasser ge­füllt. Als die Frau nach ihrem Most sehen wollte, da schwam­men ihr auch schon die Fässer entgegen. Mit Betrübnis mußte sie feststellen, daß der sorglich für die Ernte ausbewahrte Most mit den; E-gerwasser gemeinsame Sache gemacht hatte und nur ein Teil der trüben Mischung noch in den Fässern war. Selbst­verständlich ist auch der Rest nicht wehr zu gebrauchen.

Baben

Pforzheim, 4. Ang. Dem Polizerbericht vom 16. April 1924, in welchem bekannt gemacht wurde, -daß am 14. April 1924 im Benckiser-Gewerbekanal hier die Leiche eines neugeborenen Kindes geländet worden ist, wird nachgetragcn, daß dieser Fall nun seine Aufklärung gefunden hat. Die ledige, hier wohnhafte Mutter des Kindes wurde ermittelt. Es handelt sich zunächst um ein Verbrechen nach Z 219 St.G.B. Das Kind wurde ge­tötet und in den Kanal geworfen. Zwei der beteiligten Personen waren schon seit einiger Zeit wegen anderer Verbrechen hier in Haft und die Mutter des Kindes, sowie noch eine weitere an der Sache beteiligte Frau wurden ebenfalls festgenommen. In Dillweißenstein hat am 31. Juli 1924 ein Witwer in sei­ner Wohnung durch Erhängen Selbstmord verübt.

Heidelberg, 4. Juli. Gegen den Privatdozenten der hiesi­gen Universität, Gumbel, den Verfasser zweier Bücher gegen die heutige Rechtssprechung bei Politffäxm Vergehen, wurde wegen einer Redewendung, die er in einer Versammlung gebrauchte und worin ein Teil der Studentenscliaft eine Beleidigung er­blickte, ein Disziplinarverfahren ciugeleitet. Das Ministerium untersagte ihm. einer Blättermelduiig zufolge, vorläufig die Ausübung der Lehrtätigkeit.

Heidelberg, 4. Arig. Eine Eifersuchtstragödie, die mit ei­ner blutigen Ausschreitung eines hiesigen Polizeiassistenten endigte, har sich -am Samstag hier abgespielt. Die Frau eines Beamten der Sittenpolizei war eifersüchtig geworden auf ein unter Kontrolle stehendes Mädchen und lud sie zu einer Aus­sprache in ihre Wohnung ein. Als der Mann hinzukam, geriet er in große Erregung und streckte das Mädchen durch einen Pistolenschuß in die Brust nieder. Die Verletzung stellte sich als nicht lebensgefährlich heraus. Das Mädchen befindet sich im Krankenhaus.

Mannheim, 4. Aug. Gestern vormittag hat eine 36 Jahre alte ledige Schneiderin hier ihr ! Monate alles Kind in ihrem Bett, wahrscheinlich in einem Anfall schwerer Geistesstörung, vorsätzlich erstickt. Die Mutter mußte nach dem Krankenhaus überführt werden und konnte infolge ihres Zustandes bis jetzt nicht vernommen werden.

Beemrlchles

Bedeutsamer Fortschritt im Tanchwesen. Die Kieler Firma Neufeldt und Kuhnke hat mit einem neuen Tauchapparat im tiefen Walchensee in Südbaycrn Tauchvcrsuche vorgenommen, um festzustellen, in welche Tiefe -der Mensch heute ohne Le- bensgefährdung hinabzustoigen vermag. Der Walchensee, einer der tiefsten Seen, bot die Gelegenheit dazu, bisher war es nur möglich, Wassertiefen von höchstens 6070 Metern zu errei­chen und dort zu arbeiten. Der erste mit dem Apparat ver­sehene Taucher wurde in die grausige Tiefe von 140 Metern hinabgelassen. Der Apparat funktionierte vortrefflich, alle Gelenke der Taucherrüstung blieben trotz der Wasserbelastung vollkommen beweglich. Der Taucher fand Schlinggewächse und klaren Seeüoden, es war ihm möglich, in Sichtweite von etwa X- Meter die Umgebung zu erkennen, darüber hinaus war nichts mehr zu sehen. An anderer Stelle stieg ein zweiter Taucher 160 Nieter tief herunter. Zu erkennen war nichts, es herrschte völlige Finsternis, da er aber gangbarere Boden fand, ging er hin und her' spazieren. Er stieg bis 120 Meter wieder auf und kornrte hier in 114 Meter Sichtweite gut um sich schauen. Ein dritter Taucher, ein Oberrngenreur der Firma, wurde 110 Meter tief herunter gelassen, blieb einige Zeit unten und führte verschrobne Arbeiten aus, z. B. kettele er euren Gegenstand an, der dann hochgezogen wurde; der Lichtkreis betrug etwa 2 Meter. Ohne alle Schwierigkeiten wurden alle Taucher aus der Tiefe wieder an die Oberfläche gezogen. Die Versuche haben ergeben, daß ein Mensch mit dem Apparat herrte in Wassertiefen tauchen kann, die bisher völlig unerreich­bar waren.

Ein sonderbarer Selbstmörder. Auf höchst sonderbare Weise hat in Pasing bei München der in den 30er Jahren stehende Zimmermann Josef Turner Selbstmord begangen. Er legte sich in einen schon vor 20 Jahren selbstgezimmerten Sarg rmd brachte sich mit einem Revolver einen tödlichen Schuß in die Schläfe bei. Turner war geistig nicht normal. Er hat bereits mehrere Male Selbstmordversuche begangen. Einmal hat er sich die Pulsadern geöffnet; zweimal mußten ihn seine Angehö­rigen am Erhängen hindern. Unlängst hatte er sich unter das Kopfkissen einen schweren Hammer bereit gelegt, mit -dem er sich erschlagen wollte.

Der mißverstandene Haydn. Ans Marienbad wird dein Pilsener Tagbloti" folgendes Geschichtchen überDen mißver­standenen Haydn" -berichtet: Es war Sonntag nachmittag in Marienbad, wo neben den Kurgästen auch Einheimische ans den Beinen sind, und so standen zwei Dämon, die anscheinend Ma- rienb-aderinnen waren, vor dem Musikpavillon auf der Kolo- nade. Das Orchester spielte gerade die Abschiedssymphonie, be­kanntlich ein geistreicher musikalischer Scl)crz Papa .Haydns, bei der ein Musiker nach dem andern zu spielen aufhört, sein In­strument niederlegt und abgeht. Die Symphonie wird dann von zwei Instrumenten zu Ende gespielt. Die Leiden Damen sahen mit wachsendem Interesse diesen: Schauspiel zu, und als gerade der sechste Musiker in oben geschilderter Weise sich hin­ausgeschlichen hatte, sagte die eine Dame zur anderen:Ja, ja unser Marienbader Wasser!"

Grotzfeuer in einer Möbelfabrik. Ein großes Feuer hat die Möbelfabrik von Heistermann in Orbke bei Detmold vollständig vernichtet. Große Möbelvorräte sind Opfer der Flammen ge­worden. Die Entstehungsursache ist noch nicht aufgeklärt. Die Feuerwehr hatte große Mühe, die benachbarten Häuser zu schützen.

Der gefährliche Feldstecher. Einem deutschen Reichsangehö­rigen ist kürzlich bei der Einreffe noch Sowjetrußland ein wert­voller Zeiß-Feldstecher bei der Zollkontrolle an -dem Moskauer Bahnhof abgenommen und beschlagnahmt worden mit der Be­gründung, daß entsprechend den bestehenden Bestimmungen der Feldstecher als Kriegsausrüstung ordnungsgemäß beschlag­nahmt sei und seinem früheren Eigentümer nicht zurückgegeben werden könne. Personen, die nach Sowjetrußl-and reisen wol­len, können daher nur dringend davor gewarnt werden, optische Instrumente mitzunehmen.

Schiffshebuog bei Seapa Flow. Am Freitag wurde das erste Schiff bei Seapa Flow gehoben. Es ist dies der ehemalige deutsche TorpodozerstörerV 70".

Der Erfinder der Todesstrahlen vor dem Erblinden. Der Engländer Grindell Matthews, der Erfinder der sagenhaften Todesstrahlen, der sich zur Zeit in Neuyork befindet, hat sich dort in die Behandlung des berühmten Augenarztes Dr. Henry Beers begeben. Bei den'Versuchen mit -den sogenannten To­desstrahlen haben seine Augen gelitten. Auf dem einen ist er bereits erblindet. Auch -das andere ist angegriffen, doch hofft der Arzt, das Augenlicht erhalten zu können.

Ein Jahr im ewigen Eise. Aus Reykjavik kommen zahl­reiche telegraphische Berichte über dieToddy"-Mannschaft, die man seit einem Jahr im Eisnwer verloren glaubte und die aus Shakletons altem Expeditionsschiff Jslarid wohlbehalten er­reicht hat. Nach den: ersten ausführlichen Telegramm, das Berlinske Tidende" aus Island erhalten hat, verlief die Ex­pedition folgendermaßen: Mit dem 7. September 1923 begann Teddys" Todeskamps an der berüchtigten Liverpool-Küste, ge­nau an derselben Stelle, wo das deutsche Expeditionsschiff Hansa" 1869 im Oktober vom Eise zermalint wurde. Eis und Orkane, die das Schiss in dunkler Nacht herumwirbelten, ga­ben ihm schließlich den Rest. Die Mannschaft versuchte, sich auf den gewaltigen Eisfeldern eine Wohnung zu erbauen. Ans den: 67. Breitengrad brach Plötzlich die Eisscholle, -auf der das Haus stand. Es glückte trotzdem, das Haus zu bergen, und der Rest der Scholle trieb nun in westlicher Richtung auf Land zu. Mit sieben Ziehfchlitten und einer Jolle verließen die Schiffbrüchigen, nachdem sie 400 Meilen mit der Eisscholle ge­trieben waren, am 30. Oktober das Haus, 20 Meilen östlich von der Leifsinsel. Am 1. November trat ein Schueesturm ein. Ein riesiger Eisberg zerteilte die Eisscholle abermals, bis sie endlich 25 Meilen nördlich von Kap Dan an Land getrieben wurde. Nach endlosen Kämpfen mit Hunger und Kälte er­reichte dieTeddh"-Mannschast schließlich Verbindung mit einem Menschen, dem Bäreujäger Nada. Mitte Dezember be­fanden sich alle 21 Mann in der Kolonie Kap Dan, wo sic mit Aufopferung gepflegt wurden.

Eine Hitzwelle in NewAork. lieber New-Aork ist eine entsetzliche Hitzwelle eingebrochen. Viele Hunderte Personen erlitten Hitzschläge, mehrere Fälle verliefen tödlich. Den Blät­tern zufolge verließen über 500 000 Einwohner New-Mrks die Stadt, um kühlere Luft in den Küstenplätzen aufzusuchen. Am Strand -von Coneh Island übernachteten 50 000 Personen im Freien. Das Thermometer stieg auf 92 Grad Fahrenheit im Schatten.

Handei und Derksk«-

Stuttgart, 4. August. (Landesproduktenbörse.) Die Stimmung auf dem Getreidemark! ist fest. Die Preise sind etwas höher. Das anhaltende schlechte Wetter verzögert die Ernte und beeinträchtigt die Qualitäten. Es notierten je 100 Kilo: Weizen 21.50 22.50 (am 3l. Juli: 2122:, Sommergerste 1818.50 (17.5-18!, Hafer 16 16,5 (15.7516.5-, Weizenmehl 3435 33.5 34.5), Brotineh' 29 -30 028.75- 29 75!, Kleie 10 10.25 19.7510), Wiesenheu 4.25 bis 5.25 -4 5-, Kleeheu 5.25-6.25 (5 6, drahtgepresitcs Stroh 3.75-4.75 13.5 -4.25- Mk,

Schwcinemärkte. Heilbronn: Zufuhr 207 Milch- und 6 Lüufcrschweine. Erstere kosteten 1220, letztere 24 36Mark das Stück. Der .Handel war stockend. Horrend erg: Zufuhr 120 Milch- und 30 Läuferschweine. Verkauft wurden 120 Milchschweine zum Paarpreis von 3565 Mark uud 20 Läufer zum Paarpreis von 70 NO Mark Ravensburg: Preise für Ferkel 1525, für Läufer 30 40 Mark. Sa ulgau: Zufuhr 48 Stück. Preis pro Paar Ferkel 38 46, Läufer 48 - 56 Mark.

Fruchtprerse. In Giengen a. Br. kostete Weizen 103011. , Roggen 9. , Gerste 8.80-9.20. Haber 7.40-7.90: in G ei s l i» g e n Weizen 10 50, Gerste 9.50, Hafer 7.80 bis 8 in Nagold Weizen II. bis 1-.50, Gerste 9.50, Haber 9. bis 9.20, Reps^ 14. ; in

Ravensburg Besen 5. bis 8.50, Weizen II. bis Il.50, Roggen 8.508 80, Gerste 8.75 - 9.50, Hafer 7.50-8. : i» Tübingen Dinkel 8.70 - 9.50. Haber 9. bis 9.20, Weizen U 50 -12.50, Gerste 10 bis 10.50, je der Zentner; in Reutlingen Weizen 10. bis 15.-. Dinkel 8.60-10.-, Roggen 10.-, Gerste 9.50-l!. Haber 7.808.50 Mk.

Stuttgart, 4. Auig. Das Staatsministerium legt dem Land­tag den Entwurf eines Gesetzes über Bürgschaft des württ. Staats für Darlehen zur Aufrechterhaltung der gewerblichen Erzeugung vor. Darnach wird die Staatsregierung ermächtigt, zur Anfrchhterhaltung der gewerblichen Erzeugung für Darle­hen, die der Zentralkasse Württ. Genossenschaften, eine G. m. b. H. in Ulm a. D. zur Weitergabe an den gewerblichen Mittel­stand, namentlich -an das Handwerk, von der Preuß. Genossen- schaft'szentralkasse gewährt werden, bis zum Betrag von insge­samt 5 Millionen Goldmark immens des Württ. Staats Bürg­schaft zu übernehmen. In der Begründung wird hervorgehoben, daß die gegenwärtige Kreditnot besonders schwer -aus der Land­wirtschaft und -dem gewerblichen Mittelstand, namentlich auch auf dem Handwerk lastet. Der Kredrtnot durch allgemeine Maßnahmen zu steuern, ist die württ. Regierung nicht in der Lage-; es -bleibt nur die Möglichkeit, durch Sonderniaßnwhmen in den dringendsten Fällen unterstützend einzugreifen. Es er­scheint daher geboten, in gleicher Weise wie der Landwirtschaft auch dem gewerblichen Mittelstand, namentlich dem .Handwerk, durch Gewährung einer Staatsbürgschaft berzusprrngen. Der Kredit, der auf diese Weise beschafft werden soll, soll ausschließ­lich für Zwecke der Warenerzeugung Verwendung finde::. Als Kreditnehmer, für den Staatsbürgschaft geleistet werden soll, tritt die Zentralkasse württ. Genossenschaften e. G. m. b. H. in Ulm a. D. auf. Der Zentralkasse sind zur Zeit 108 Kreditgenos­senschaften mit rund 190 000 Mitgliedern angeschlossen. Die Ge­iamtgarantiesumme der angeschlosienen Genossenschaften ist von der Zentralkasse auf rund 175 Millionen Goldmark angegeben worden. Die Bürgschaftserklärungen des Staats werden von: Arbeits- und Finanzministerium gemeinschaftlich ansgestellt werden.

Stuttgart, 4. August. Wie amtlich bekanntgegeben wird, sollen die Oberümtcr Sulz und Spoichingen bis auf weiteres mit einem Oberamtsverweser besetzt werden

München, 5. August Nach einer Meldung der Münchener Zeitung scheint nun endlich in die Angelegenheit des vor 4 Jahren an dem unabhängigen Sozialisten Gareis ansgeführten Mordes Licht