ru Kommen. Das Ergebnis der polizeilichen Nachforschung wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Der Untersuchungsrichter ist seit einer Woche mit der Vernehmung zahlreicher Zeugen beschäftigt.

München, 4. Aug. Durch die Polizei wurde eine aus 35 Per­sonen bestehende Geheimversammlung aufgehoben. Die Durchsuchung der Papiere ergab, dah man es mit kommunistischen Funktionären zu tun hatte. Ein Teil der Versammlungsteilnehmer wurde festge­nommen. Ueber den Zweck der Geheimversammlung werden die Behörden »och nähere Nachforschungen anstellen.

Mannheim, 4. August. Die Mannheimer Arbeiter Jung und Mayer waren auf der Rheinbrücke mit französischen kommunistischen Zeitungen abgesaht worden, die sie bei den Pesatzungstruppen ver­teilen wollten. Sie wollen von dem Inhalt der Zeitungen keine Kenntnis gehabt haben und die Verteilung der Blätter nur wegen ihrer Arbeitslosigkeit übernommen haben. Das französische Kriegs­gericht verurteilte sie zu je sechs Monaten Gefängnis.

Koblenz, 4. August. Die Interalliierte Rheinlandkommission ver­fügte die Ausweisung von fünf hier wohnenden Personen, darunter zwei Eisenbahnbeamten.

Griesheim a. M., 4. August. Schwere Ausschreitungen gegen die Passagiere eines Personenzuges verübte gestern nachmittag auf der hiesigen Station ein junger französischer Ossizier. Er ritz zahl­reichen Passagieren, die ihn angeblich auf sein Verlangen nicht ge­grüßt hatten, die Mützen und die Hüte vom Kopf und warf diese aus dem Fenster. Mehreren anderen Personen, von denen er ver­mutete, daß sie das Frankfurter Bundesradsahrerfest besucht hatten, zerriß er die Pässe.

Höchst. 4. August. In Verbindung mit der Erhöhung der Personenfahcpreise hat die Eisenbahnregie auch die Preise für den Güterverkehr um sechs Prozent erhöht.

Barmen, 4. August. Zu der Autikriegskundgebung und der damit verbundenen roten Aktion hatten die Kommunisten große Massen aufgeboten. Da die Polizei aber von der Absicht rechtzeitig Kenntnis hatte, konnte die geplante Demonstration mit verstärktem Aufgebot von Schupo verhindert werden, sodaß die große Aktion in die üblichen Hetzreden im Thaliatheater auslief. Durch das ruhige Verhalten der Polizei wurden größere Zwischenfälle vermieden. An­gesichts des kommendenRoten Sonntags" bleiben die ergriffenen Maßnahmen bestehen.

Meiningen, 4. Aug. Ein Eisenbahnunglück hat sich gestern abend bei der Station Mellrichstad:, 18 Klm. von Meiningen ent­fernt, zugetragen. Dort ist nach Ueberfahren des Haltesignals ein Personenzug auf eine für ihn bestimmte Vorspannmaschine gefahren. Beide Maschinen sind aus dem Gleis gehoben worden und schwer beschädigt. Bon den zahlreichen Fahrgästen des Personenzuges sind 16 Personen mehr oder minder schwer verletzt.

Berlin, 4. August. DemÄerliner Tageblatt" zufolge fand heute nachmittag eine Besprechung der gewerkschaftlichen Spitzenoerbände mit dem Reichsarbeitsminister über die Frage der Ratifizierung des Washingtoner Abkommens betr. den Achtstundentag statt. Die Ge­werkschaften haben dabei ihre Absichten über die Durchführung eines Volksentscheids dargelegt. Nach Feststellungen des Zentralverbands des deutschen Großhandels stieg die Zahl der unter Geschäftsaufsicht stehenden deutschen Firmen in den letzten Tagen um weitere 479. Die Gesamtzahl der nunmehr unter Geschäftsaussicht stehenden Firmen wird von dem Zentralverband auf 2615 angegeben. Auf dem Müggelsee bei Berlin versuchten gestern abend gegen 9 Uhr drei In­sassen eines Paddelbootes, zwei Herren und eine Dame, sich einem Dampfer anznhüngen. Dabei schlug das Boot um. Die drei In­sassen versanken in den Fluten. Bei der Dunkelheit war eine Rettungsaktion seitens des Danipsers unmöglich. Die drei Personen sind wahrscheinlich ertrunken. Auf den Wiesen des Dorfes Snssen- burg im Kreise Saazig entdeckte ein Ingenieur der norddeutschen Pekroleumgesellschnft mit Hilfe einer Wünschelrute ein über 10 Kilo­meter langes Petroleumlager. Das Vorkommen erfüllt ein langes Wiesentut, welches zerschiedene Dörfer bei Freienwalde berührt.

Königsberg, 4. August. In der Nacht zum Sonntag fuhr ein mit neun Personen besetztes Automobil anscheinend infolge Versehens des Führers in den Pcegel. Während ein Teil der Insassen gerettet werden konnte, ertrank ein Mädchen im Alter von 12 Jahren und ein Knabe im Alter von 15 Jahren. An der Hebung des Automo­bils wird von der Feuerwehr gearbeitet.

Budapest, 4. August. Zu Ehren der im Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten veranstaltete die reichsdeutsche Kolonie auf dem Zentrnlsriedhof in Budapest, ivo über 100 deutsche Soldaten bestattet sind, eine erhebende Gedenkfeier. Nach einem von der ungarischen Militärkapelle gespielten Choral, Gesangsvorträgen des Mannerchors des Deutschen Vereins und einer z. Zt. hier anwesenden Truppe deutscher Pfadfinder folgten Ansprachen von Geistlichen der drei Kon­fessionen. Mit der ungarischen Nationalhymne und dem Deutschland­lied wurde die Feier geschlossen. Der deutsche Gesandte Graf Welc- zeck und der rangälteste ungarische Offizier der zur Feier abkom­mandierten Offiziersdeputation, General Baron Szirmay, legten an den Gräbern Kränze nieder.

Warschau, 5. August. Mittelpolen wurde von einer großen Ueberschwemmnng heimgesncht. Die Weichsel, der Donaje, die Rawa und Sole sind über ihre User getreten. Den Blättern zufolge sind viere Ortschaften und Einzelgehöfte zerstört und die Felder auf iveite Strecken überflutet. Der vom Hochwasser nngerichtete Schaden sei bereits sehr beträchtlich

Wien, 5. Aug. Die .Sonn- und Montagszeitung" veröffentlicht Aeußerungen des Handclsministers Schuerff zur Frage des Rhein- Mnin-Donau-Kanals. Darnach haben die amerikanischen Finanz- männer Strauß und Harrimann, sowie Walter Böhmer aus München bei dem Minister vorgesprochen, um sich über die Stellungnahme der österreichischen Regierung zu informieren. Der Minister versicherte den Herren, daß die Regierung den Gedanken der Gründung einer internationalen transeuropäischen Wasserstraßengesellschaft freudig begrüße.

Prag, 5. August. Nach einer Meldung des tschecho-flowakischen Pressebüros wurden am Sonntag in Karpatho-Rußland kommunisti­sche Kundgebungen gegen den Krieg veranstaltet, wobei es in Sval- jaoo zu Zwischenfüllen kam, sodaß die Gendarmerie von der Waffe Gebrauch machen mußte. Drei Demonstranten sind ihren tödlichen Verletzungen erlegen. Bier Gendarme» wurden verletzt, zwei davon schwer.

Rom, 4. August. Da noch Zweifel darüber bestanden, ob nicht der Leichnam Matteottis vielleicht ans dem städtischen Friedhofe be­graben worden sei, ordneten die Behörden die Exhumierung an fünf Gräbern an, die den Gerüchten nach als das Grab Matteottis in Betracht kämen Das Ergebnis ist negativ. Keine der erhumierten Leichen ist mit der Matteottis identhch.

Varefe, 4 Aug. Die elektrische Bahn entgleiste. Dabei wurden sechs Personen getötet und ungefähr 40 teils sehr schwer verwundet , Paris, 4. Aug. Der im Dezember 1922 von dem Kriegsgericht m Mamz ivegen angeblicher Spionage zu 5 Jahren Gefängnis ver­urteilte Rcgierungsrat Prange ist, einer Havasmeldunq zusolae be­gnadigt worden.

Paris, 4. August. Nach einer Mitteilung des Marineministeri- ums hat sich aus dem französischen SchlachtkreuzerCourbet", der auf der Höhe von Toulon Schießübungen veranstaltete, eine Kessel- erplosion ereignet. Zehn Mann der Besatzung wurden verwundet darunter drei schwer.

London, 5. Ang. DerWestminster Gazette" zufolge bestellte du japanische Regierung bei der Firma Vickers 140 000 Maschinen- gemehre.

London, 4. August. Reuter meldet: Dr. Page, der Schatzmeister "".Föderation, erklärte in seinem Budgetbericht, die Regierung be­absichtige außer den beiden Zehntausend-Tonnen-Kreuzern, die in der Neletzesvoriage für Berteidigungsrüstnngen für Australien vorgesehen Md, noch zwei moderne Unterseeboote zu bauen und die Luftstreit- wsie um vier Luftschiffe zu vermehren. Der Auftrag zum Ban des men Kreuzers wurde nach England vergeben.

., London, 4. August. Im Unterhaus erklärte Macdonald aus Me einfrage, daß in der Sanktionsfrage auch weiterhin die Mög­

lichkeit für selbständiges Vorgehen der einzelnen Staaten bestehen bleibe.

Newyork. 4. August. Die britische Staatsangehörige, Madame Rosalie Evans, ist unweit von ihrem Gute bei Pueblo von einem mexikanischen Agrarier ermordet worden. Die schon seit Monaten bestehende Kluft zwischen Engländern und Mexikanern ist durch diese Bluttat bedeutend vergrößert worden. England hat die Regierung der Vereinigten Staaten gebeten, den Schutz der britischen Interessen in Mexiko zu übernehmen.

Ein Protest gegen das Reichswehrministerimn.

Stuttgart, 4. Aug. Das Reichswehrministerium in Berlin hat anläßlich der Totengedenkfeier den Reichswehrkapellen und den Reichswehrangehörigen die Teilnahme an den Gedenkfeiern des FrontkämpferLunLes verboten. Die bei diesen Feiern ver­sammelten ehemaligen Angehörigen der alten Armee haben des­halb eine Entschließung gefaßt, worin sie zum Ausdruck brin­gen, daß sie Len an die Reichswehr ergangenen Befehl, sich an diesen kameradschaftlichen Feiern, denen die Staatsregierung mit dem Staatspräsidenten an der Spitze und die Generalität, die Führer im Weltkrieg, beigewohnt haben, nicht zu beteiligen, als ganz besonders verletzend und geradezu empörend empfin­den. Der Kern der Reichswehr sind die Frontkämpfer und diesen wird verboten, den Erinnerunastag mit ihren Frontkame­raden, die Gut und Blut für das Vaterland dahin gegeben, in ernstein stolzen Gedenken zu begehen. Durch die Maßnahme des Reichswehrministeriums wird auch ein KeÜ zwischen Reichs­wehr und den Angehörigen >der alten Armee getrieben, was we­der im Interesse der Reichswehr noch der deutschen Einigkeit liegt. Von der württembergischen Regierung wird verlangt, daß sie gegen Liese jedem vaterländischen Gefühl hohnsprechenden Maßnahmen energisch Stellung nimmt und für alle Zukunft derartige Eingrifft verhindert.

Mehr Deutsche denn je in französische» Gefängnissen.

Düsseldorf, 4. Aug. Die Londoner Konferenz hat auf die Besatzungsbehörden nicht den geringsten Eindruck gemacht. Die französischen Gefängnisse beherbergen im besetzten Gebiet augen­blicklich mehr deutsche Gefangene als je während der letzten Mo­nate. Außerdem werden jetzt zahlreiche größere Firmen, die sich während des passiven Widerstands durch Zollvergehen oder Steuerverweigerung mißliebig gemacht haben, streng bestraft. So ist eine Automobilfabrik zu 10 Millionen, eine Maschinen­fabrik zu drei Millionen, ein Emallierwerk zu zweieinhalb Mil­lionen und eine Speditionsfirma zu drei Millionen Franken Geldstrafe verurteilt worden.

Das Märchen von der deutschen Kriegsvorbereitung.

Berlin, 4. Aug. In einem zweiten Artikel zur Aufklärung der englischen Oeffentlichkeit über die deutschen Zustände tritt der englische General Seeley, der sich auch hier wieder als ein objektiver und scharfblickender Beobachter erweist, gegen das Märchen von den angeblichen Kriegsrüstungen Deutschlands aus. Es sei eine Illusion, mit Poincare anzunehmen, daß Deutsch­land für einen Krieg rüste. Die zivile Lustgefahr, die kleine deutsche Flotte und die ganz ungenügende Artillerieausrüstung seien keine geeigneten Mittel zum Revanchekrieg. Wenn mgn sich frage, was Deutschland in der dumpfen, aber entschlossenen Stimmung seines Volkes zu tun gedenke, könne man darauf nur eine Antwort geben:Bis zum äußersten Produzieren, um durch die eigene Tüchtigkeit wieder in ^der Welt hvchzukommen."

Ameria zu sofortiger Anleihe gerüstet.

London, 4. Aug. TerTimes" wird aus New-8)ork ge­meldet: In maßgebenden Bankierkreisen werde mitgeteilt, daß innerhalb eines Monats sämtliche Vorbereitungen zur Aufbrin­gung der internationalen Anleihe getroffen werden können. Die Anleihe soll von allen maßgebenden Bankkreisen New-Aorks, Chicagos, sowie von anderen wichtigen Konzernen gezeichnet werden, lieber die Bedingungen der Anleihe haben sich die maßgebenden Bankiers noch nicht geäußert.

Die Londoner Konferenz.

Heute Vollsitzung mit den Deutschen.

London, 4. Aug. Der deutsche Botschafter Sthamer ist heute nachmittag nach .Harwich abgereist, um die deutsche Delegation morgen früh gleich nach ihrer Landung auf englischem Boden zu begrüßen und nach London zu begleiten. Die Ankunft auf dem Liverpooler Bahnhof in London erfolgt um 8s4 Uhr. Hier findet auch die Begrüßung durch die englische Regierung statt. Die deutschen Delegierte» wohnen imRitz"-Hotel als Gast der englischen Regierung. Die Delegation wird morgen um Uhr aus dem Bahnhof durch den Generalsekretär der Londoner Konferenz, Hankey, empfangen werden. Von offiziöser engli­scher Seite wurde heute folgendes vorläufige Progranrm sür den Beginn der Verhandlungen mit der deutschen Delegation skizziert unter dem Vorbehalt, daß diese Zeitangaben und Ab­sichten die Zustimmung des Chefs der deutschen Delegation fin­den werden. Die deutsche Delegation wird in einer Vollkonfe­renz, die für morgen mittag 12 Uhr angesetzt ist, in einer offi­ziellen Ansprache durch Ramsah MacLonald, als dem Vorsitzen­den der Konferenz, begrüßt werden. Macdonald wird in dieser Rede Art und'Ziel der Verhandlungen näher umschreiben. Als­dann dürfte ein Mitglied der deutschen Delegation auf diese Rede erwidern. Es werden sich, wie man annimmt, weitere Re­den der anderen Delegatio-nschcfs anschließen. In dieser, wie bereits betont,rein formalen" Sitzung wird man alsdann der deutschen Delegation die Dokumente überweisen, die den Gegen­stand der Verhandlungen zwischen der deutschen Delegation und den alliierten Regierungen, sowie der Reparationskommission und der deutschen Regierung bilden sollen. Es dürfte alsdann von englischer Seite die Frage aufgeworfen werden, wann die deutsche Delegation in der Lage sein dürfte, in einer weiteren Vollsitzung grundsätzlich zu den bisherigen Beschlüssen der Voll­konferenz Stellung zu nehmen. Von englischer Seite wurde die Hoffnung ausgesprochen, daß diese Vollsitzung bereits am Mittwoch statt finden könne. Stach dieser zweiten Vollsitzung, in der man.in erster Linie hofft, die allgemeinen und grundsätz­lichen deutschen Einwendungen kennen zu lernen, dürfte von al­liierter Seite angeregt werden, den Beratungsstoff in engerem Kreise zu behandeln, in dem nach Bedarf Sachverständige zuge­zogen werden könnten. Es wurde nochmals von englischer Seite darauf hingewiesen, daß sich die Konferenzverhandlungen mrr mit der Ausführung des Dawesplans beschäftigen könnten. Die Frage der militärischen Räumung des Ruhrgebiets müsse ausschließlich in direkten Verhandlungen der Delegationschess und der von ihnen zu diesem Zwecke zu bestellenden Sachverstän­digen überlassen und außerhalb der eigentlichen Konftrenzarbei- ten gehalten werden.

In Berlin bezweifelt man, daß die deutschen Delegierten, wie es anfangs beabsichtigt war, bereits Ende der Woche wieder zurück sein könnten. Sobald die Delegation ihre Ausgabe be­endigt hat, werden jedenfalls der Reichskanzler und der Außen­minister den Führern der Reichstagsparteien Bericht erstatten. Der Auswärtige Ausschuß soll dann alle mit der Londoner Konferenz und mit den: Sachverständigen-Gütachten zusammen­hängenden Fragen und Gesetze behandeln.

Deutschlands Einwändc müsse« sorgfältig erwogen werden.

DerManchester Guardian" schreibt über die Samstag- abschlüsse:Die interalliierte Konferenz in London hat aus Len: Wege zu einem Uebereinkommen so weit Fortschritte gemacht,

daß sie glaubt, in der Lage zu sein, bindende Einladung an die deutschen Vertreter zu entsenden, um mit ihnen zu verhandeln. Die zweite Konferenz wird nicht ausschließlich eine formale sein, bei der Deutschland nur aufgesordert werden wird, die Schluß­folgerungen anzunehmen oder abzulehnen, die zustande gebracht worden sind, ohne daß Deutschland darauf einen Einfluß hätte. Denn die freie Zustimmung Deutschlands ist notwendig, 1. weil der Dawesbericht darauf hinweist, baß keine auferlrgte Regelung die herzliche Mitarbeit herbeiführen würde, die notwendig ist, für die Wirksamkeit des Zahlungsplanes, 2. weil der Dawesplaa nicht nur weit über die vertragsmäßigen Verpflichtungen Deutschlands hinausgeht, sondern auch in der Form, in der der Plan aus der gegenwärtigen Konferenz hervorgegangen ist, in vielen Beziehungen darüber hinausgeht und sogar nicht gut mit ihm zu vereinbaren ist. Die Alliierten müssen daher, obwohl sie bestimmte vorläufige Abkommen miteinander beschlossen haben, noch mit der anderen Partei über diese Transaktion zu einer Uebereinstimmung gelangen. Deutschland muß nicht nur gehört werden, sondern seine Ansichten müssen auch noch sorgfältig er­wogen werden, da kein Grund vorhanden ist, anzunehmen, daß, wenn die deutsche Delegation in dieser Woche eintrifft, sie ge­neigt sein wird, unbegründete oder schikanöse Einwendungen zu machen. Es darf nicht vergessen werden, daß der Dawesbe­richt nicht nur neue und außerordentlich schwere Lasten Deutsch­land auferlögt, indem er den. gesamten nationalen Besitz an die Gläubiger verpfändet, sondern auch in mancher Beziehung die Freigabe der nationalen Souveränität bedingt. Deutschland hat daher das Recht, sich darüber zu vergewissern, daß die Vorteile, die ihm im Austausch für diese Konzessionen gemacht werden, realpolitische Vorteile sind und daß es dabei die notwendige Kontrolle über das Ruhrgebiet zurückerhält und daß die Ue- bergriffe in die Rechte, die ihm aus dem Dawesvertrag be­züglich des Rheinlarmes zustehen, ausgegeben werden." Der Schatzkanzler Snowden, der in den Pariser Blättern als Fran- zoftnfeind ausgescholten wird, hat heute im Unterhaus gegen­über politischen Freunden folgendes bemerkt:Hcrriot, der acht­zehn Tage lang um seine Sanktionsformel gestritten hat wird es, hofft ich, den Deutschen nicht übel nehmen, wenn sie ihr gu­tes Recht geltend machen und die militärische Räumung der Ruhr verlangen."

Amerikanische Vermittlung in der Räumungsfrage?

London, 4. Aug. An hiesiger maßgebender amerikanischer Stelle traf ein Bericht aus Berlin ein, der sich eingehend mit der Räumungsfrage beschäftigt, die notwendigerweise von den Mitgliedern der deutschen Regierung hier aufgerollt und geklärt werden müßte. Wie ich von den amerikanischen Delegierten erfahre, geht dieser Bericht von der Voraussetzung aus, daß die Regelung der Räumungsfrage für Deutschland eine Lebens­frage bedeute und daß ohne die Befreiung der Ruhrstädte von französischen und belgischen Soldaten eine Durchführung des Dawesplänes sehr problematisch erscheine. Die Beweisführung des deutschen Außenministers werde sich umso leichter gestalten, da in den wichtigen diplomatischen Schriftstücken, die seit der Ruhraktion zwischen Paris und London gewechselt und veröf­fentlicht wurden, die militärische Besetzung nur als eine Schutz­maßnahme für Ingenieure und Eisenbahner zugegeben wurde. Aus innerpolitischen Gründen sei es der deutschen Regierung nicht möglich, so heißt es in den: Bericht weiter, den französi­schen Räumungsvorschlag, der sich über zwei Jahre erstreckt, zu erörtern, geschweige denn als rechtmäßig cmzuerkennen. Es wäre, so wird weiter gesagt, ein schlechter Dienst, den die Al­liierten Europa erweisen würden, wenn sie die ungerechtfertigte französische Forderung einer weiteren zweijährigen Besetzung des Ruhrgebietes irgendwie gutheißen würden. Von England erwarte man Las nicht, und aus dem Meinungsaustausch mit den maßgebenden amerikanischen Persönlichkeiten ergebe sich, daß der deutsche Standpunkt in London kräftige Unterstützung finden wird. Der deutschen Regierung komme es daraus an, in London solche Vereinbarungen zu unterschreiben, die tat­sächlich eine Erfüllung der Reparationspflichftn und eine Bes­serung der allgemeinen internationalen Verhältnisse zur Folge haben sollen. Wenn aber Hrrriot die Forderung auf eine mu zwei Jahre befristete Räumung aufrecht erhalte, so werde es der deutschen Reg erung nicht möglich sein, in London ein Protokoll zu unterschreiben. Mit einer dilatorischen Behandlung der Räumungsfrage werde sich die deutsche Regierung ebensowenig zufrieden geben, weil sie in diesem Fall nicht die Mehrheit iw Reichstag erhalte. Zu diesem Bericht hat ein amerikanischer Delegierter, mit dem ich sprach, folgendes bemerkt:Die ver­mittelnde Rolle, die Amerika in London übernommen hat, wird auch in dem entscheidenden Abschnitt der Konferenz, der jetzt be­ginnt, vor großen Aufgaben stehen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in den Beratungen, mit den deutschen Delegierten ein ame­rikanischer Vorschlag emgebracht wird, der die Räunmngsfrist auf eine kurze Zeitspanne verteile. Ebenso wie die Amerikaner alles mögliche getan haben, um bei den Alliierten eine Einigung zustande zu bringen, ebenso wird auch bei den Verhandlungen mit den Deutschen die amerikanische Vermittlung sehr bestimmt und vielleicht entscheidend sich betätigen."

Paris, 4. Aug. Der Sonderberichterstatter desJntran- sigeant" in London berichtet, daß die Sicherheitsfrage, trotzdem sie nicht auf der Tagesordnung stehe, fest gestern ständig Ge­genstand von Beratungen zwischen den Führern der Delegatio­nen Frankreichs und Belgiens sei. Der Berichterstatter be­hauptet, daß selbst die französischen Sachverständigen, wenn sie einzeln darum befragt worden wären, sich für die militärische Räumung und die Zurückziehung der französischen Ingenieure und Eisenbahner ausgesprochen haben würden.

London, 5. Aug.Westminster Gazette" sagt, man glaube, daß die Deutschen, die niorgen in London eint ressen, ihre Be­reitschaft zeigen werden, zur Erzielung einer Vereinbarung zwecks Inkraftsetzung des DawesPlanes beizutragen. Der Wunsch nach Beendigung der Konferenz sei allgemein. Aber trotzdem werde es vielleicht notwendig sein, sich auf weitere 10 bis 14 Tage oder noch mehr gefaßt zu machen. Jeder Versuch, eine Erörterung mit den Deutschen zu verhindern oder über ihre Einwände hinweg zu schreiten, würde, wenn nicht formell, so doch tatsächlich, für den Erfolg verhängnisvoll sein.

London, 5. Aug. DieTimes" schreibt, die deutsche Delega­tion werde eingeladen werden, ihre volle Zustimmung zu den Transsersklauseln, so wie sie von der Londoner Konferenz aus­gelegt worden seien, zu geben und man werde zweifellos auch erwarten, daß sie den Beschluß der Reparationskommission bei-

Versäumte Abonnements

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