wachsener Mädchen und eures Knaben durch das Untertal wan­dert« um sich auf die Heidelbeersuche zu begeben, von drei des kommenden Burschen belästigt. Da die Burschen die bei­den Madien tätlich beleidigten, setzte sich der Mann gegen die Rohlinge mit seinem Stock zur Wehr. Nunmehr wurden me Leute von den Burschen bis ins Obertal verfolgt, wo der Mann dann mit dicken KnüppÄn niedergeschlagen wurde. Erst auf die Hilferufe der Mädchen verschwanden die Rohlinge.

Wolfach, 2. Aug. Im mittleren Rankach wollte das Perso­nenauto der Schwarzwälder Barytwerke einem entgegenkom­menden Radfahrer answeichen, fuhr dabei über die Böschung und überschlug sich. Von >den Insassen erlitt Frau Direktor Schulte starke Gesichtsschürfungen und einen Armbruch. Ihr Schwager Nippels trug einen doppelten Kiefer- sowie einen Schädelbruch davon und wurde ins Krankenhaus nach Wolfach verbracht. Drei Kinder und der Chauffeur kamen mit dem Schreckendavon.______

Vermischtes

Der Bevollmächtigte des Reichspräsidenten". Dieser Tage fuhr ein gut gekleideter Mann auf der Strecke Augsburg- Schwabmünchen und zeigte bei der Fahrkartenkontrolle einen auf den Namen Ernst von Bollenberg, Bevollmächtigter des Reichspräsidenten, lautenden amtlich äbgestempelten Ausweis vor, der ihn auch berechtigte, eine Begleitperson mitzunehmen. Der Beamte verständigte die Polizei zur Prüfung des ihm ge­fälscht erscheinenden Ausweises. Ein Polizeibeamter brachte den angeblichen Baron vor Len Richter, dem er erklärte, er habe die Fabriken im Auftrag des Reichspräsidenten zu inspi­zieren. Bei der Vernehmung erklärte der Pseudobaron zu dein ihn vernehmenden Richter:Sie werden der erste sein, der ab- gebaut wird". Stach seiner Verbringung ins Untersuchungsge­fängnis stellte sich heraus, daß der Pseudobaron ein Metzgerge­selle ans Dillingen ist. Wie er zu den ordnungsgemäß und echt abgestempelten Papieren gekommen ist, ist noch nicht aufgeklärt.

Der erste Gefallene der deutschen Armee. Der erste Soldat, der im Weltkriege der feindlichen Kugel zum Opfer fiel, war, wie dieKriegerzeitung" mitteilt, der Jägerleutnant Albert Mayer von der 3. Eskadron des Jägerregiments zu Pferde Nr. 5 (Mühlhausen im Elsaß). Er fiel am 2. August 1914 bei Jonchery. Mit einer Patrouille von sieben Mann war er zu Auftläruugszwecken nach Frankreich hineingeritten. Schon vor dem ersten Grenzdorfe traf er auf französische Posten; er bog aus, aber auch die nächsten Ortschaften waren besetzt.Ach was. einfach quer durch!" Ein paar Schüsse knallten hinterher, dann ging es weiter nach Delle zu, dem Ziel der Aufklärung. Etwa 800 Meter vor Jonchery stieß die Patrouille auf einen Doppelposten. Im Galopp ritt sie darauf zu und schoß ihn nieder. Weitere 20 Mann stellten sich der Patrouille entgegen. Die Attacke ging iiber sie hin, der feindliche Posten stob aus­einander und überschüttete die Reiter aus den Chausseegräben mit Geschossen. Da sank Leutnant Mayer tödlich getroffen vom Pferde. Gefreiter Heinze Wernahm die Führung der Patrouille, die vor starken Schützenlinien ausweichend, den schützenden Wald erreichte. Gefreiter Heinze und ein Jäger kehrten nach Erfüllung ihrer Aufgabe zur Truppe zurück. Bei dem gleichen Zusammentreffen fiel der erste französische Soldat, ein Marin des Doppelpostens von Jonchery. der Sergeant Peugeout. Dort wurde ihm kürzlich in pomphafter Weise ein Denkmal errichtet, bei dem der ehemalige französische Minister­präsident eine seiner üblichen Hetzreden hielt. Auch dem ersten deutschen Soldaten, der sein Leben für sein Vaterland ließ, soll nun in schlichter Form ein Denkmal gesetzt werden. Es soll seinen Platz in der Gegend von Badenweiler finden und den Blick nach dem alten Garnisonort der 5. Jäger, Mühlhausen im Elsaß, haben. Die Anregung zu diesem Denkmalsbau geht von dem Verein ehern. Angehöriger des Jägerregiments zu Pferde Nr. 5 aus, der alle Derrtschen bittet, ihm für dieses Eh­renmal Spenden an den 1. Vorsitzenden des Vereins, Herrn Fritz Höhne, Berlin C 2, Kaiser-Wilhelm-Straße 62, zu über­senden. Der- zweite Deutsche, der den Soldatentod im Welt­kriege fand, ist ein preußischer Eisenbahner, der am 2. August 1914 nach dem Bombardement des Bahnhofes Kalisch ans dem Hinterhalte von einem Russen erschossen wurde.

Die staatsfeindliche Schiller-Büste in Eger. Wie aus Eger gemeldet wird, wurde auf den Sockel des Kaiser-Josef-Denk- mals eine Schiller-Büste gestellt. Aber auch diese fand nicht Gnade vor den Augen der tschechoslovakischen Behörden und mußte entfernt werden.

Eine Prinzessin als Fabrikarbeiterin. Eine erlauchte Arbei­terin ist gegenwärtig in einer Fabrik in Chicago für einen Lohn von 20 Dollar die Woche tätig. Sie hat, wie Nowyor- kcr Blätter berichten, als ihren NamenElsa Bernadotte" an­gegeben, ist aber die Enkelin des Königs von Schweden. Die Prinzessin kam mit ihrem Vater zum Besuch nach Washington und war eine zeitlang Gast im Hause den. Rockesellers. Sie hörte hier im Gespräch, daß kürzlich Damen der besten ameri­kanischen Gesellschaft sich studienhalber in Fabriken hätten an­stellen lassen, und dieser Versuch reizte sie so, daß sie beschloß, ebenfalls ein solches Abenteuer zu bestehen. Sie verfolgte die Anzeigen in den Blättern, bewarb sich in einfachster Kleidung um verschiedene Stellungen und fand schließlich ein Unterkom­men in einer Fabrik, in der Leder verarbeitet wird. Sie be­dient setzt eine Maschine, durch die gegerbte Häute für Schuhe zugeschmtteu werden.

Handel und Derkebr.

Rosenfeld, 2. August. (Viehpreise.) Auf dem letzten Bieh- ^^osiete ! Paar Ochsen 600. Kühe 280460. Kalbinnen 300 bis böOMartzb"^"^ -180 Mark, I Paar Milchschweine 32

Schweinepreise. In Geradronn koslete das Paar Milch- schweme 26 44 Mk.. in Nürtingen Läufer 45-70, Milch- schweine 16-30 Mk. pro Stück, in U l m Milchschmeine 40 50.

00 Mk. pro Paar, in Winnenden Milchschweine 5256 Mk vro Paar.

Relief sraNMchtett

Stuttgart, 3. August- Die Wiederkehr des Tages, an dem vor >0 Jahren der Weltkrieg ausbrach und Pas deutsche Volk in einer Einmütigkeit und Geschlossenheit, die ihresgleichen in seiner Geschichte nicht hat, sich erhob, um den Kampf für seine nationale Existenz zu fuhren, fallt l» eine Zeit, da wieder einmal auf einer Konferenz der feindlichen Mächte das künftige Schicksal Deutscklnnds entschiede» werden soll. 1 800 000 Menschenleben hat der Krieg von Deutsch­land gefordert, das noch ans vielen Wunden blutet. Um deii^Opfer- tod der im Weltkrieg Gefallenen zu ehren und derer in treuer Dank­barkeit zu gedenken, die ihr Leben fürs Vaterland hingegeben haben fand auf Veranlassung der Regierung eine öffentliche Gedenkfeier statt, die ain Samstag abend im Hof der Rotebiihlkaserne mit einem stimmungsvollen dreiviertelstiiiidigen Weihekonzert eingeleitet wnrde Eine ungeheure Menscheittiienge, über 10000 Personen, füllten den weiten Kasernenhos. Bon den Nachbarhäusern, sowie auch in an­deren Stadtteilen wehten die Fahnen, zumeist in den alten Farben Erinnerungen an vergangene, bessere Zeiten weckend. Langsam brach die Abenddämmerung herein, als drei Rcichsmehrkopellcn des Standorts Stuttgart uiiter Leitung von Musikdirektor Langer inii dem Trauermnrsch von Beethoven den Weiheakt unter mächtigem feierlich-ernsten Tönen eröffneten. Dann fiel der mit etwa 200 Sän­gern besetzte Chor des Siuttgarter Liederkranzes mit vier meisterhaft gesungenen vaterländischen Liedern ein. Dazwischen noch feierliche Klänge der Kapellen aus Parsifal. worauf der große Zapfenstreich,

von Trommelwirbeln und Pfeisenklänge» begleitet, dem Weihkonzert einen Ausklang von tiefster seelischer Wirkung gab. Inzwischen hatte sich die Nacht herabgesenkt und ihre schwarzen Trauerschleier ausgebreitet über der in stiller Andacht lauschenden Menge.

Stuttgart, 3. August. Der Abgeordnete Ströbel hat eine Kleine Anfrage betr. die Erhaltung kleinerer Haltestellen für Land­gemeinden an das Staatsministerium gerichtet.

Stuttgart. 3. August. Der Staatssekretär des Reichsjustizmmi- steriums hat kürzlich nach Pressenachrichten im Reichstagsausschuß erklärt, das Reichsfinanzministerium stehe auf dem Standpunkt, daß es zu überlastet sei, um sich mit der Regelung der Aufwertungsfrage zu befassen, und daß es in der offiziellen Behandlung in der Ange­legenheit nur einen Anreiz zu weiteren Spekulationen sehe. Die württ. Regierung hat in einem an die Reichsregierung gerichteten Schreiben betank, sie nehme an, daß die Zeitungsnachrichten nicht ganz zutreffend seien, da es eine der wichtigsten Ausgaben des Reiches sei, daß das mit der Inflation angetane Unrecht durch eine dem Recht und der Billigkeit entsprechende Auswertung wieder gutgcmacht werde.

München, 4. August. Der Gedenktag für die Opfer des Welt­krieges wurde gestern in München durch feierliche Gottesdienste in allen Kirchen begangen. Das Mahnmal in der Feldherrenhalle hatte frischen Blumenschmuck erhalten. Eine behördliche Feier wurde in München nicht veranstaltet.

Mainz, 2. August. Die Eisenbahnregie erhöht ab 3. August die Fahrpreise um rund 60 Prozent. Dadurch betragen die Fahrpreise für den Kilometer in der I. Klasse 0,42, in der 2. Klasse 0,28, in der 3. Klasse 0,192, in der 4. Klasse 0,128 Franken.

Uerdingen, Regbez. Düsseldorf, 4. Aug. Vorgestern nachmittag suchte ein Wicbelsturm den südlichen Teil der Stadt heim. Dächer wurden abgerissen und teilweise bis an das andere Rheinufer ge schleudert. Auch zahlreiche Fensterscheiben und mehrere Schaufenster wurden zertrümmert. Ferner fielen eine große Anzahl Bäume, Etratzenbahnmasten und Telefongestänge der Windhose zum Opfer. Selbst Schiffe auf,dem Rhein wurden in Mitleidenschaft gezogen und von dem Orkan ans Ufer gesetzt. Auf der Uerdingen gegenüber­liegenden Seite des Rheins wurden das Strandbad und das Fähr­haus stark mitgenommen und teilweise zertrümmert. Ungefähr 200 Meter Starkstromleitung der Rheinischen Bahn wurden durch den Sturm abgerissen. Der Betrieb wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. Wie bis jetzt festgestellt ist, sind Menschenleben nicht zu beklagen.

Dresden, 3. August. Während im Vereinshaus die große Ge­dächtnisfeier des Bllrgerblocks stattfand, woran auch die Krieger­vereine, sowie die Studentenschaft in Trauerwichs teilnahmc». sam­melten sich im Stadtinnern auf dem Allmacht gegen zwölf Uhr Tausende von Mensche» an. Im Augenblick der Gedächtnisstille bewegte sich ein nach Hunderten zählender Kommunistenzug, der Schilder mit der InschriftNie wieder Krieg!" mit sich führte, unter Absingung der Internationale rings um den Marktplatz. Von der Menge wurde daraufhin das Deutschlandlied angestimmt. Die Schilder der Kommunisten wurden niedergerissen. Hierbei kam cs an verschiedenen Stellen zu Schlägereien. Schließlich räumte ein starkes Aufgebot der Schutzpolizei die Straße. Eine Reihe Verhaftungen wurde vorgenommen.

> Leipzig, 2. August. Anstelle des am 1. August infolge erreichter Altersgrenze in den Ruhestand getretenen Senatspräsideitten beim j Reichsgericht Dr. Schmidt übernimmt der bisherige stellvertretende Vorsitzende beim Staatsgericht zum Schutze der Republik Senats­präsident Niedner nunmehr endgültig den Vorsitz.

Berlin, 3. Aug. Auf dem Tarnisonsfriedhos in der Hasenheide wurden heute von Deputationen der Deutschen Liga für Menschen­rechte, des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten usw. an den Grü bern der unbekannten deutschen und der ehemalig feindlichen Sol­daten niedergelegt. A» der Feier nahm eine Abordnung der Inter­alliierten Militärkommission teil.

Berlin, 3. Aug. Der amerikanische Staatssekretär Hughes ist mit Gemahlin heute Morgen um 7.10 Uhr auf dem Bahnhof Fried- richsjtraße cingetroffen. Botschaftsrat Robbins von der hiesigen amerikanischen Botschaft und Legationsrat Erdmaimsdörffer vom Auswärtigen Amt waren bis Köln entgegengefahren. In Berlin wurden sie durch den amerikanischen Botschafter Houghton und zahlreichen anderen Herren der amerikanischen Botschaft, sowie durch mehrere Herren des Auswärtigen Amtes empfangen. Staatssekretär Freiherr von Maltzan überreichte nach einigen Begrüßungswortcn Frau Hughes einen prächtigen Blumenstrauß. Auf dem Bahnsteig und vor dem Bahnhosgebäude hatten sich trotz der frühen Morgen­stunde eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden. Staatssekretär Hughes stattete heute in Begleitung des Botschafters der Vereinig­ten Staaten, Houghton, dem Reichspräsidenten einen Besuch ab. Um 1.30 Uhr fand zu Ehren des Staatssekretärs Hughes und seiner Frau beim Reichspräsidenten ein Frühstück statt, woran auch der amerikanische Botschafter, der Reichskanzler die Reichsminister und führende Persönlichkeiten des deutschen Wirtschaftslebens mit ihren Damen teilnahmen.

Berlin, 3. Aug. Wie dieMontagspost" meldet, wird die deutsche Delegation zur Londoner Konferenz heute früh 9 Uhr nach London abreisen.

Berlin, 3. August. Die Kommunisten veranstalteten heute vor­mittag elf Persammlungen in Groß-Berlin, worin die Parole aus- gegeben wurde, die Gedenkfeier auf dem Königsplatz zu stören. Die­jenigen, die versuchten, die Ruhe zu stören, würden von der Schutz­polizei überall sofort dingfest gemacht. 40 Personen wurden dem Polizeipräsidium zugeführt. Infolge des ungeheuren Menschenan- dranges zu der Gedenkfeier ereigneten sich eine Reihe Unfälle. Etwa 300 Personen mußten die Hilfe von' Sanitätspersonal in Anspruch nehmen.

Hamburg, 3. Aug. Der Anregung der Reichsregierung folgend, weihte auch Hamburg den heutigen Tag dem Gedächtnis der Opfer des Weltkrieges. Am Gottesdienst in der St. Katharinenkirche nahmen der Senat, die Bürgerschaft, sowie Vertreter von Behörden und Kriegstcilnehnierverbänden teil. Um N-/. Uhr setzte ein allge­meines Trauergeläute ein. Mit seinem Abbrechen um zwölf Uhr begann eine vollkommene Berkchrsstille für zwei Minuten. Die Kriegergräber auf dem Ohlsdorfer Friedhof waten aUf Weisung des Senats geschmückt. Die hiesige Gruppe des Reichsbanners schwarz- rot-gold veranstaltete auf dem Ehrenfriedhvf in Ohlsdorf eine beson­dere Gedächtnisfeier.

Hamburg, 3. Aug. Heute Vormittag versammelten sich trotz des Verbots der für elf Uhr angesetzten kommunistischen Versammlung etwa 2000 Personen vor dem Gewerkschaftshaus Die Aufforderun­gen der Polizei, niiseinanderzugehen, wurden aber im allgemeinen sofort befolgt. Kleinere geschloffene Züge, die sich in Seitenstraßen bildeten, wurden von der Polizei ohne Waffengebrauch aufgelöst. Es wurde» auch mehrere Personen festgenommen, doch sind die ineisten wieder entlassen.

Meran, 3. August. In der Sommerstätion St. Valentin auf der Heide ist das Hotel zurPost", wo auch das Post- und das ! Telegraphenamt untergebracht waren, niedcrgebraimt. Außerdem i fielen dem Feuer zwei Häuser und drei Wirtschaftsgebäude zum § Opfer. Die Gäste konnten sich rechtzeitig retten. Ein' Feuerwehr­mann wurde bei den Läsckarbeiten durch einen herabstürzenden Balken verletzt. Der Gasthof war vor über 300 Fahren als Hospiz eingerichtet worden.

Brüssel, 3. August. In Berichtigung der bereits wiederqeqe- benen Meldung derDerniere Heure" teilt die Brüsseler Telcgraphen- agentur mit, daß der kommimistische Relchstagsabgeordnete Höllcin von der Polizei festgenominen und in Haft gehalten wurde Höllei»,

§ der in einer kommunistischen Versammlung in Hodimont bei Vertuers i sprechen wollte, führte einen Ausweis aus den NamenKessel ! deutscher Reichstagsabgeordneter", bei sich.

j Belgrad, 3. August. Der Miiiistcrrat beschloß vorgestern, die

> Note der Interaliiicnen Kontrollkommission für Bulgarien betreffend ! die Wünsche Bulgarien» nach Erhöhung seiner militärischen Mann-

schaftsslärkc in verneinendem Sinne zu beantworten.

Paris

2. A

August Wie der Londoner Berichterstatter des Temps

meldet, soll Macdonald heute mittag Herribt gesagt haben :Das

Einverständnis unter den Alliierten ist jetzt erzielt. Von nun an Könnte nur der Satan allein uns trennen".

Paris, 2. August. Nach Schluß der Vollversammlung der Lon­doner Konferenz erklärte Ministerpräsident Herriot dem Sonderbericht­erstatter der Agentur Havas, er sei glücklich Uber das Uebereinkommen, das auf der Londoner Konferenz erzielt worden sei. Die Verpflich­tung Deutschlands sei kommerzialisiert worden und alle Schwierig­keiten zwischen Deutschland und den Alliierten würden in Zukunft durch Schiedsspruch geschlichtet werden. Das Reparationsproblem scheide nunmehr aus dem Gebiete der Politik ans, und seine Regelung könne dadurch nur erleichert werden, daß die Zukunft aus einer positiven und praktischen Basis beruhe.

Paris, 3. Aug. Ministerpräsident Herriot erklärte dem Londoner Korrespondenten desPetit Puristen" in einem In­terview, die Verständigung aus der Konferenz sei Macdonald zu verdanken Die Zukunft werde beweisen, da die gefaßten Be­schlüsse nicht allein den Interessen Großbritanniens entsprä­chen, sondern geeignet seien, die Sache des Friedens mächtig zu fördern. Jetzt müsse Deutschland seine Aufgabe begreifen. Frankreich habe keinen Kuhhandel getrieben und habe mrs ei­genem Antrieb eine der Gerechtigkeit entsprechende Auffassung entwickelt, gegründet auf jenen Begriff des schiedsgerichtlichen Verfahrens, der den Londoner Schlüssen zugrunde liege und der künftig berufen zu sein scheine, alle diplomatischen Abma­chungen zu beherrschen. Es gebe zwei Verfahrensarten, um die großen Politischen Meinungsverschiedenheiten zu regeln: Kano­nen und das Schiedsverfahren, Er habe letzteres gewählt und er möchte glauben, daß der moralische Gewinn, der sich für Frankreich und die ganze Welt ans diesem Entschluß ergeben werde, die materiellen Vorteile noch übertreffen werde, die das Londoner Abkommen ihnen verschaffe.

Totengedenkfeier i« Stuttgart.

Stuttgart, 3. Aug. Die Hanptfeier zu Ehren der im Welt­krieg Gefallenen fand heute vormittag 11 Uhr bei bedecktem Himmel und einem kurzen Regenschauer im Hose des Rcsidenz- schlosses statt. Bald nach 10 Uhr rückten unter klingendem Spiel verschiedene Truppenteile der Reichswehr an und marschierten in strammem Schritt in den Hof ein, vor dessen Mittelbau ein mit der Kriegsflagge bedeckter Kartafalk, hinter ihm die mit dem Eisernen Kreuz auf schwarz-rotem Tuche geschmückte Redner­tribüne stand. Die Balkone und Fenster des Schlosses waren mit geladenen Gästen, darunter den Spitzen der Behörden, dicht besetzt. Nachdem die Reichswehr im offenen Viereck um den Katafalk Aufstellung genommen hatte, marschierten die Krie­ger-, Militär- und Regimentsvereine mit ihren Fahnen in den Hof ein. Auf beiden Seiten der Rednertribüne standen zahl­reiche Offiziere der alten Armee in Uniform. Der übrige Platz im Schloßhof wurde später dem Publikum freigegeben, das, zirm Teil auch vor >dem Schloßhof stehend, in ungezählten Tau­senden >der ergreifenden Feier lautlos beiwohnte. Die Kapelle des Grenadier-Bataillons vonr Infanterie-Regiment 13 eröff- nete die Feier mit dem Niederländischen Dankgebet. - Hierauf bestieg Staatspräsident Bazille die Rednertribüne und führte mit weittrag endet Stimme folgendes aus:

In schicksalsschwerer Zeit treten wir ernsten Sinnes vor den Altar des Vaterlandes und wenden den Blick zurück auf ein Jahrzehnt des Ruhmes und der Schmach. Als vor 10 Jahren das deutsche Volk sich erhob, stand es auf so einig, wie nie vor­her, so gehoben wie nie zuvor in seinem Kampf um Recht und Freiheit. In dem vierjährigen gewaltigen Ringen zitterte die Welt vor den Schrecken der deutschen Waffen, bis die uralte deutsche Zwietracht dem stolzen Heere, wenn auch nicht die Kränze unsterblichen Ruhmes, so doch den Lorbeer des Sieges entwand. Stolz fühlen wir unser .Herz sich erheben bei dem Gedanken, daß die württ. Reginrenter bis zum Schluß furchtlos und treu ihrem Soldateneide ausgeharrt haben. Heller noch als der Glanz ihrer unbesiegten Waffen leuchtet die Unbesieg­barkeit ihrer treuen Herzen. Aber das gewaltige Ringen endete nicht mit dem Triumphe der Gerechtigkeit. Seit die Sonne Deutschlands sich zum Niedergänge neigte, liegt die Nacht nati­onaler Schmach über allen Gauen, in denen Deutsche wohnen. Es scheint, daß uns nichts bleiben soll, als die Klage um die Toten, das Mitgeühl mit den Leidenden, die wehmütige Er­innerung an die versunkene Herrlichkeit. Dem äußeren Feind zur Seite steht, gefährlicher als dieser, die deutsche Zwietracht, die erreicht hat, was dem Feinde nie geglückt wäre, die Kraft des Volkes in Waffen zu zerbrechen. Angesichts dieser Not er­hebt sich die bange Frage, ob cs denn der Sinn der Zeit ist, daß das deutsche Volk zu Grunde gehen soll, ob das WortUmsonst" das Buch der deutschen Geschichte abschließen soll. Aus den of- feirbar gewordenen Gesetzen des Menschenlebens wissen wir, daß Gott vor die Herrlichkeit das Märtyrertum gesetzt hat und daß die Menschheit jeden Fortschritt auf ihrem langen und müh­samen Wege ans Irrtum, Knechtschaft und Gewalt zu Wahr­heit, Freiheit und Recht mit großen Opfern in gewaltigem Rin­gen erkaufen muß. Der Krieg begann mit dem Glauben des ganzen deutschen Volkes an das Recht. Dieser Glaube ward lange Zeit durch Wolken der Lüge verfinstert, aber am Ende des langen Weges wird er helleuchtend triumphieren. Well das deutsche Volk das Volk des Rechtes für alle ist. hat es die Aus­gabe, den Kampf der Freiheit und des Rechts für alle zu sühnen, um der Menschheft höhere Formen des nationalen und inter­nattonalen Lebens zu erringen. In höchster Not wird das ganze deutsche Volk durch diesen Glauben wieder geeinigt wer­den. Das ist der Sinn unserer Zeit, der Zweck des deutschen Märtyrertums und so wirft die Zukunft einen versöhnenden Schimmer auf die Gegenwart. Nicht umsonst sind die Milli­onen gefallen, denn aus ihren Gräbern blühen die neuen Ideen, die den Fortschritt der Menschheit bewirken. Nicht umsonst sind alle Leiden, denn nur unter Schmerzen vollzieht sich die Geburt neuen Lebens. Nicht besser können wir dem alten herr­lichen Heere huldigen, nicht schöner alle Opfer des Krieges eh­ren, als durch Hingabe an die große Idee des Rechts und der Freiheit, für die Deutschland gekämpft hat, für die es leidet, in deren Zeichen es schließlich siegen wird. Nicht nach Rache dür­stet unser Herz. Aber dieses Gelöbnis sind wir heute schuldig mn Altäre des Vaterlandes, am Grabe der Gefallenen, daß wir sehnsüchtig des Tages harren, an dem von den Alpen bis zum Meere, vom Rhein bis zur Weichsel Donner gleich der Ruf des einigen Volkes erschallen wird: Für Freiheit, Recht rrnd Vater­land!

^ Nach einem Choral legte der katholische Divisionspfarrer Schwenck seiner Predigt die Worte zu Grunde: Mächtig ist die Liebe wie der Tod, und führte ans, daß in dieser Stunde ganz Deutschland instinktiv nach dem sichtbaren Wahrzeichen deut­scher Art und Ebre, nach der derttschen Kriegsflagge mit den typischen Farben schwarz-weiß-rot greift. Schwarz, das Symbol der tiefsten und wehmütigsten Trauerklage. Dieses Schwarz verdüstert sich uni einige Abtönungen, wenn wir über die rein numerischen Verluste hinanssehen, die ungleich schwerer wiegen, als sie zählen, die die Besten und Tüchtigsten, die Starken und die Schaffenden hinwegrissen. Weiß ist das Symbol des Licht­glanzes und es fliegt sin weißer Lichtstrahl über die Gräber in dem Gedanken: Sie sind hindurch!, hindurch durch die Sta­chelzäune von schweren Zeitsorgen und Zeitnöten. Das frei­willige Sterben fürs Vaterland ist ein Prachtvolles Aufglühen der Lebensflamme inWeißglut", das in christlichem Sinne, in der Umarmung Gottes nicht ausgemündet hat in schwarze Nacht. Rot ist ihr Blntopcfr als der Flammenansbruch ihrer größten Liebe, die das Leben hingibt für die Freunde Dt '