Württemberg-
Stuttgart, 31. Juli. (Reichswehr und Bauer niagc.) Die Ziachricht der Schwab. Tagwacht, daß der Wehrkreiskommandeur den Reichswehrangehörigen die Teilnahme an den Bauerntagen verboten habe, trifft nicht zu. Maßgebend für die Entscheidung des Wehrkreiskommandeurs ist der Befehl des Reichswehrministers, nach dem den Heeresangehörigen die Teilnahme an Veranstaltungen politischen Charakters verboten, an solchen unpolitischen Charakters, die von der Landeszentral- Lchörde zugelassen sind, gestattet ist.
Cannstatt, 31. Juli. (Die Dummen werden nicht alle.) In der „Cannstatter Zeitung" suchte ein Pforzheimer alle Tausendmarkscheine ausgewertet aufzukaufen. Er gab an, daß er am Mittwoch in der Zeit von 5 Uhr nachmittags bis 8 Uhr abends in einer Wirtschaft in der Cannstatter Pragstraße zu treffen sei. Schon um 2 Uhr rückten die Tausendmarkscheinbesitzer an; Erwachsene und Kinder strömten in Hellen Scharen herbei und hielten sich vor und in der Wirtschaft auf, um ihre Tausender los zu werden. Da traf unerwarteterweise beim Wirt eine (übrigens in Cannstatt abgestempelte!) Postkarte ein mit der Mitteilung, daß der Pforzheimer nicht kommen könne, da er nach Frankfurt verreist sei. Die Enttäuschung der umsonst Gekommenen und also Genasführten war natürlich groß, zumal auch von auswärts, selbst von Bietigheim, eigens deshalb Leute da-gewcsen sein sollen. Noch gegen 8 Uhr abends kamen Verkaufslustige in ziemlich großer Zahl an. Der Wirt wurde so zum lachenden Dritten, denn er machte bei dieser Gelegenheit ein glänzendes Geschäft. Wer die, die nicht alle werden, so hereingelegt hat, ist noch unaufgeklärt.
Eßlingen, 31. Juli. (Unlauterer Vertrieb von Schühwa- ren.) Gegenwärtig bietet eine Schuhvertriebsgesellschaft „Oria" m. b. H. in Bopfingen der hiesigen Bevölkerung Schuhe und zwar 1 Paar erstklassige Herren- und Damenstiefel oder ein Paar Shimmh-Schuhe zu 1.90 Mark. Bei näherer Nachprüfung ergibt sich, daß das an sich schon unmögliche Angebot ein grober Schwindel ist. vor dem die Polizei warnt.
Reutlingen, 31. Juli. (Rascher Tod.) Der hier wohnhafte Karl Scholl, Inhaber einer Ziaarrengroßhandlung, stürzte infolge eines Schlaganfalls in der Tübingerstraßc von feinem Motorrad, das er regelmäßig zu seinen Geschäftsreisen benutzte. Es konnte nur noch der eingetretene Tod festgestellt werden.
Tübingen, 30. Juli. (Diamantene Hochzeit.) Photograph Sinner und seine Ehefrau konnten das Fest der diamantenen Hochzeit begehen. Der Jubilar ist 87, die Jubilarin 86 Jahre alt.
Sondelfingen OA. Urach, 31. Juli. (Ein gefährlicher Bursche.) Der 22 Jahre alte Schmied Karl Müller aus Mittelstadt, der seit Wochen wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgt wird, hat in der Wirtschaft zur Rose und auf der Hopsenburg Zechprellereien verübt. Dort wurde er abends voni Polizei- diener festgenommen. Auf dem Wege zum Rathaus ist er ihm entsprungen und hat bei der Verfolgung mehrere Schüsse auf den Polizeidiener abgegeben. Eine Kugel hat die Mütze durchlöchert. Müller ist entkommen und konnte bis jetzt nicht verhaftet werden.
Voll OA. Göppingen, 31. Juli. (In den Brunnen gestürzt.) Das 3 Jahre alte Kind des Georg Maier spielte am Brunnen und löste eine Diele der Bedeckung, woraus es durch die Oeff- nung in die Tiefe fiel. Die Tante des Kindes, die beim .Haus eine Wäsche hatte, sah den Vorgang und rief sofort uni Hilfe. In ihrer Aufregung sprang die Mutter dem Kinde in den 8 bis 9 Meter tiefen Brunnen nach, dessen Wassertiefe 1 Meter betrug. Der ledige Ernst Allmendinger kam alsbald init einer Leiter zu Hilfe, die er auf einen unten im Brunnen befindlichen Querbalken aufstellte. Er stieg hinunter und es gelang ihm, das Kind zu retten. Als er das zweite Mal hin- untrgestiegen war, brach der Querbalken zusammen. Gleichwohl gelang es dem kühnen Retter, auch die Mutter aus dem Wasser zu ziehen. Mit vieler Mühe gelang es schließlich, beide mit Seilen heraufzuwinden und auf diese Weise das Rettungswerk zu vollenden.
Rottweil, 31. Juli. (Sinnige Spende.) Ter zurzeit hier weilende Hotelbesitzer Arnileder aus Genf (ein geborener Altstädter), der stets große Anhänglichkeit an seine Heimat bewiesen hat, stiftete zum Herrichten des freien Platzes in der Nähe des Bären in Altstadt als Anlage 5000 Schweizer Franken.
Laupheim, 31. Juli. (Ein treuer Landsmann.) Karl Lämmle in Newyork, von Laupheim gebürtig, ist wieder als Helfer eingesprungen, indem er der Gemeinde einen Kredit voll 12 000 Dollars zu 7 Prozent auf 3 Jahre einräumt. Außerdem erhielt die Gemeinde eine Spende von 1000 Dollars zum
Dank für die Ueberlassung einer Wohnung in seinem Elternhaus in der Radstratze. Die Kinderspeisung wurde mit 500 Dollars bedacht.
* Baden-
Gaggenau, 31. Juli. Heute nacht s^3 Uhr wurden die Bewohner beim Benzwerk durch dessen Notsignale ans dem Schlafe geschreckt; der Schleusenwart des Bergmännischen Kanals hatte Hochwasser gemeldet. Bald darauf überflutete denn auch das Wasser die Schutzmauer des Kanals und drang in mächtigen Massen gegen das Bcuzwerk und die angrenzenden Häuser vor. Hier gelang es in kurzer Zeit, die Hauptschleuse beim Elektrizitätswerk zu öffnen, wodurch größerer Schaden vermieden werden konnte. Vermutlich ist in Forbach am Murgwerk eine Schleuse geöffnet worden, wodurch der Wasserandrang außerordentlich groß war.
Freiburg, 28. Juli. Den Schwindel niit Brennholz, das nie geliefert wurde, betrieb auch der 10 Jahre alte Michael Stroh aus Freudenheim. Er versprach einer Reihe von Familien, außerdem mehreren Instituten in Freiburg und Umgebung die Lieferung von Brennholz, für das erst eine Anzahlung verlangt und meistens auch gegeben wurde. Was aber immer ausblieb, das war das gekaufte Holz, da die Holzvorräte des Stroh nur in seiner Phantasie vorhanden waren. Er wurde vom Amtsgericht wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu 1 Jahr 6 Wochen Gefängnis verurteilt. — Zweieinhalb Jahre lang entwendete der in einer hiesigen Spezialfabrik tätige Gießer Josef Fehrenbach in seiner Arbeitsstelle Messtugabfälle von erheblichem Wert. In ähnlicher Weise betätigte sich der in der gleichen Fabrik angestellte Werkmeister Franz Scheurer. Abnehmer des Gestohlenen war regelmäßig der selbständige Gießermcister Jakob Marx. Der der Anstiftung zum Diebstahl für schuldig befundene Marx wurde zu 6 Monaten, seine Ehefrau wegen Hehlerei zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Gegen Fehrenbach und Scheurer lautete das Urteil wegen fortgesetzten Diebstahls auf je 2 Monate Gefängnis_
SermrsMes-
Großer Brand bei Nürnberg. Eine an der Bahnlinie Nürnberg—Ansbach gelegene Halle, worin sich landwirtschaftliche Maschinen, sowie Oelfässer befanden, geriet in Brand. Drei Feuerwehrlöschzüge arbeiteten nahezu 4 Stunden an der Brandstätte. Ein nebenan befindlicher großer Holzschuppen worin gepreßter Torf lag, geriet ebenfalls in Brand; desgleichen die an der Lagerrampe stehenden Güterwagen, die in brennendem Zustande von einer Lokomotive weggefahrcn werden mußten. Die Reichswehr wurde zu den Lösch- und Absperrungsarbeiten herangezogen. Die Brandursache konnte noch nicht festgestellt werden. Der Sachschaden soll sehr bedeutend sein.
Eine siebenküpf-ge Familie vergiftet. Nach dem Genuß von Corneü Beef erkrankte in Griesheim eine siebenköpfige Familie unter schweren Vergistungserscheinungen. Die fünf Kinder und die Frau wurden dem städtischen Krankenhaus Angeführt. Bis jetzt sind vier Kinder an der Vergiftung gestorben. Das fünfte befindet sich in schwerer Lebensgefahr. Das Befinden der Frau läßt eine Besserung erhoffen, während der Mann noch seiner Arbeit nachzugehen vermag. Wen die Schuld an diesem entsetzlichen Unglück trifft, muß die eingelei- tete Untersuchung ergeben.
Epochemachende deutsche Erfindung. Der in Bergbau- kreiscn betaute frühere Leiter der Erdbebenwarte der westfälischen Berggewerkschaftskassc in Bochum und Lehrer an der Bochumer Bergwerkschule, Dr. Mindrop, hat auf Grund eingehender Studien einen Apparat erfunden, mit Hilfe dessen die Möglichkeit besteht, Kohlen-, Erz-, Salz- und Oeworkommen in der Erde festzustellen. Die Erfindung ist von um so größerer Bedeutung, als bisher alle Versuche einen vollen Erfolg hatten. Es handelt sich um einen, dem Seismographen ähnlichen Apparat, der durch Dynamitexplosionen in gewisser Bodentiefe verursachte Erderschütterungen registriert. Die durch den Apparat photographierten und zugleich graphisch registrierten Erderschütterungen werden nach einem Schlüssel berechnet. Das Ergebnis dieser Berechnung ergibt die Lage der Kohlenvorkommen. Infolge der äußerst zufriedenstellenden Ergebnisse hat die holländische Staatsbergwerkdirektion der Seismographengesellschaft in Hannover die Untersuchung der Kohlenfelder der Staatsbergwerkc Hendrik und Maurice übertragen In Geologenkreisen der Niederlande, sowie in der niederländischen Presse schreibt man der Erfindung Dr. Mindrops eine umwältigende Bedeutung zu.
Englische Anleihe für die Stadt Wanne. Die Stadt
Wanne hat mit englischen Banken Verhandlungen über den Abschluß einer Anleihe gepflogen, die ihrem Abschluß nahe sind. Das Geld soll mit 7 Prozent verzinst werden, die Rückzahlung und Zinszahlung in englischer Wahrung erfolgen. Die Gemeinde Röhlinghausen wird sich an der Anleihe beteiligen. Der Betrag der Anleihe von einer Million Goldmark soll zur Deckung der Schulden dienen, welche die Gemeinde aus Anlaß des Ruhrkampfes für die Unterstützungsaktion während der letzten Bergarbeiterbewegungen ausgenommen hat. Die Kosten für die Anleihe betragen 500 000 Goldmark.
Flucht eines Raubmörders. In der Nacht zum 24. Juni wurde in Petersdorf im Freistaat Sachsen ein entsetzlicher Dop- Pelraubmord verübt. Die zunächst noch unbekannt gebliebenen Täter waren in das Grundstück des Viehhändlers Schäfer ein- gedrungen, hatten dessen wachgewordcne 82 Jahre alte Mutter ' niedergestochen und nach schwerem Kampfe die in den fünfziger Jahren stehende Schwester des Besitzers erstochen. Ohne Beute mußten die Verbrecher flüchten. Die zuständigen Polizeiorgane hatten bald festgestellt, daß als Täter der 20jährige Schuhmachergehilfe Glaser, der Textilarbeiter Friedl und ein gewisser Netoma in Betracht kamen, die sich nach Wien gewendet hatten. Dort konnten Glaser und Friedl bereits vor zwei Wochen verhaftet werden. Netoma wurde bald aufgespürt und am 18. Juli festgenommen und in das Amtsgerichtsgefängnis Lauenstein eiugeliefert. Während des sogenannten Spazierganges ist jedoch der noch nicht zwanzig Jahre alte Raubmörder, der ein gewandter Turner und Schnelläufer ist, über die hohe Einfriedigung entflohen und entkommen. Alle Polizeibehörden wurden von dieser verwegenen Flucht sofort in Kenntnis gesetzt.
Anschlag auf einen D-Zug. Beamte der Berliner Kriminalpolizei und der Eisenbahndirektion Lübben sind zwischen den Bahnhöfen Brand und Schönewalde auf der Eisenbahnstrecke Berlin—Kottbus—Görlitz tätig. Man fahndet dort nach Len Tätern, die in der Nähe einer Wegnnterführung Steine auf die Schienen gelegt hatten, um die Entgleisung des Görlitz- Berliner D-Zuges herbeizuführen, um ihn dann auszurauben. Die drei Täter, wahrscheinlich Handwerksburschen, hatten Dachpappe auf die Steine gelegt. Der Führer eines vor dem D- Zug fälligen Güterzuges bemerkte das Hindernis erst, als seine langsam fahrende Lokomotive auf die Steine aufgefahren war. Er hatte die Geistesgegenwart, sofort dem schon heranbrausenden D-Zug 191 Görlitz—Berlin entgegenzulaufen und ihn zum Halten zu bringen. Der D-Zug wäre bei seinem raschen Tempo sonst sicherlich entgleist. Es wurden Spürhunde angr- setzt, die die Verfolgung der Banditen ausgenommen haben. Die Spur führte in der Richtung nach Kottbus. — Aus Wiesenthal in der Mark kommt eine ähnliche Meldung. Dort konte nur durch einen Zufall ein schweres Eisenbahnunglück vermieden werden. 600 Meter hinter Wiesenthal entdeckte der Lokomotivführer eines Güterzuges, daß aus einer Schiene ein etwa 35 Zentimeter langes Stück herausgebrochen war. Die Streckenwärter hielten die Züge an, die dann langsam über die demolierte Stelle hinwegfuhren. Vor allem war der D- Zug gefährdet, der um 8.03 die Stelle passieren sollte.
Kann eine Schenkung widerrufen werden? Der. Wiederruf setzt voraus, Laß der Beschenkte sich durch eine schwere Verfehlung gegen den Schenker oder gegen einen nahen Verwandten des Schenkers groben Undanks schuldig gemacht hat. Ob grober Undank vorliegt, ist, jeweils Tatfrage. Im allgemeinen nimmt man als solchen an: Körperverletzungen, schwere Ehrenkränkungen, widerrechtliche Herbeiführung der Entmündigung des Schenkers, wissentlich falsche Anschuldigungen, Betrug, Diebstahl oder Unterschlagung an bzw. gegen den Schen-
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Der Tanz um das goldene Kalb
54 Don Erica Gmpe-Lörcher
(Nachdruck verboten.)
Der Diener hörke ihrer Aeußerunp mit undurchdringlich ruhiger und gelassener Untergebenheit zu. Unterdessen sah er ihr scharf ins Gesicht. Er fand sie in der kurzen Zeit seit dem Tode ihres Bruders auffallend gealtert. Waren es nur die Aufregungen, der Kummer, das Bewußtsein, jetzt nicht mehr die gleiche Rolle spielen zu können, überhaupt innere Zerrissenheit und Unzufriedenheit? Oder stellte sich wieder ein inneres Leiden ein, das vor einiger Zeit, — wenn auch noch mit schwachen Symptomen, — ausgetreten war? Genug, er fand sie sichtlich gealtert, und chm kam der Gedanke, es würde sehr günstig sein, wenn auch sie nicht mehr allzu lange lebte!
Die Sonne brannte heiß auf die Boulevards der französischen Hauptstadt. Gelbbraune, versengte, verdorrte Blätter zeigten sich schon an den Baumreihen, die sich an den zahlreichen Straßenkaffees hinzogen. Aber Fräulein Amanda schien von erwachender Lebhaftigkeit und Elastizität! Es ging von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit? Bon Museum und Bildergalerien in historische Schlösser, von herrlichen Parks zu den riesigen Warenhäusern. Bon den ersten Ateliers für Kleider und Hüte zu eleganten Schuh- warenläden- Und abends in Konzerte, in Theater. Selbst m vornehme Kinodarbietungen und zu den großen Rennen der mondänen Welt. Sie konnte sich in das Auswählen und Ausprobieren von Kleidern und Hüten stundenlang mit einer Ausdauer und Hingabe versenken, als hinge unendlich Vieles von dem allen ab.
Und das alles dünkte Zyria unendlich ermüdend, aufreibend und verflachend! Nach dem Uebermaß des unruhigen gesellschaftlichen Winters nun diese Uebersättignng an Großstodtgenüssen und Znteresscmtem! Und wenn des Abends noch zur Nachtstunde das Brausen der Großstadt zu den Fenstern ihres Hotelftmnrsrs, heransdrang, wenn unzählige Droschken, Autobusse, und Elektrische
die breiten asphaltierten FotzrdSWE iL-erstettet«« u*d eine Woge elegant o-ftüsideter. Menschen über-
die TvettvirS strich, als Me es A«Hrrch>« Dr die LKenschhett, als sei keine «.zrFhsfte Arbeit nötig, oss sei e« srvicpr ««MhÄttkHer SmmäW, i«rm sie sich Mchck
> in die Sülle des Landlebens und nach dem Anblick der ruhig getanen, würdigen, wertvollen Arbeit, wie sie sie unter Herrn Wedell gesehen! —
Aber nach mehreren Wochen brach Fräulein Amanda zusammen. .Ich habe mir vielleicht etwas zuviel zogemu- iet! Es war zu unruhig hier in Paris! Aber so ist es mit diesem Moloch! Wenn man sich ihm nähert, verfällt man ihm mit Kopf und Kragen!" seufzte sie. Und da sie sich, für einige Tage an das Zimmer gefesselt, tatsächlich übermäßig ermüdet stihlke, beschloß sie, nach Wiesbaden weiter zu reisen. James erhielt den Auftrag, zu packen. Ihm war es recht. Ihm war es gleich, wo man sich schließlich die nächsten Monate herumtrieb. Denn eine Aeberzeugung stand in ihm fest: das Leben von Fräulein Werner konnte sich nur noch einige Monate hmziehen!
Zn Wiesbaden gab es wieder ein kurzes Aufflackern. Jetzt waren es neue Badebekanntschaften, denen man im großen Hotel begegnete, und Fräulein Werner legte besonderen Werk darauf, daß es wieder wohlklingende Namen und reiche Leute waren. So wurde dieser Aufenthalt ein viel größeres Opfer für Zyria als der in Paris. Hatte sie schon die ganze Hohlheit der Gesellschaft in Lheckburg erkannt, so war der neue Verkehr in dem eleganten Badeort ausschließlich ein Notbehelf gegen Langeweile; denn was konnte« diese Leute, die aus aller Welt, aus aller Herren Länder hier zusammevtrafen, Dr ein tiefes Interesse aneinander nehmen? M«l Das Ach am Kochbrunnen, im Kpr- hause, bei den Konzerte«, den Äeumons und pompösen Beleuchtungen des Parks, speiste oft gemeinsam zu Abend, machte auch diese »der sene lmrze Nheinschiffcchrk, hechelte auf der berühmten ANH^qmmkesade die BvrÄxrrgehen- den durch, bis der Tag der Abreise kam, »ran sich die Hand schüttelte, einige Artigkeiten sagte, und mit dem Bewußtsein schied: man sah sich nie im Leben wieder! —
Aber die innere Unruhe und Leere trieb Fräulein Wer-: ner nach einigen Wochen abermals weiter. Es sollte nach Berlin gehen! Der Aufenthalt in Wiesbaden schien sie ge- kräfttgt zu haben und sie fühlte sich für neue Strapaze« in der deutschen Hauptstadt wicht genug. Meder erhielt Ia- nors den Auftrag, zu packen.
Ma« kam gerade in Bertm E, als das gesellschaftliche tmä» kü«?klettfche Leben der GroMsdt noch der Sommer- PEfe von ns««!» einsetzte. Zn den BiNsn im ELUNEstd,
an den prächtigen Wohnungen und Häusern von Berlin W. und dem Tiergartenviertel hoben sich die Fensterläden und wieder rasten zahlreiche elegante Privatequipagen und Autos durch die Straßen. Das Leben wurde sichtlich wieder eleganter.
Fräulein Amanda genoß das alles in tiefen Zügen. Das war nach ihrem Geschmack! Wenn es ihr versagt war, persönlich noch in Checkburg der Mittelpunkt der Gesellschaft zu sein, persönlich eine große Rolle zu spielen, so bot diese ganze großstädtische Aufmachung ihr wenigstens Ersatz.
Jeder Tag brachte ein anderes Programm. Es war Kern Mangel cm Auswahl! Wenn es ihr versagt war, persönlich noch in Checkburg der Mittelpunkt der Gesellschaft zu fein, persönlich eine große Rolle zu spielen, so bot diese ganze großstädtische Aufmachung ihr wenigstens Ersah.
Zeder Tag brachte ein anderes Programm. Es war kein Mangel an Auswahl! Zuweilen bat Zyria die alte Dame, sich Ruhe zu gönnen, sich einen Tag zu Hause zu halten oder nur eine Spazierfahrt zu unternehmen. Aber sie fand kein Gehör. Mit einem brennenden Interesse suchte sie die Theakerpremieren aus, an denen sich täglich Neues bot, die Philharmonischen Konzerte, die berühmten Kammermusikabende und dann wieder,alle Möglichen andern Zerstreuungen. Der Geist der alternden Dame war elastisÜHUnd frisch. Aber der Körper begann von n«siM"D vAsWn7
Zu dem bisherigen Leiden gesellte sich ein MagKWel. Sie magerte zusehends ab. Der Appetit wurde gleich Null. Trotzdem hielt sie sich mit erstaunlicher Willenskraft aufrecht, um gewiß nichts an bedeutsamen Neuigkeiten zu versäumen! Zm Strudel dieser Zerstreuungen kam sie am besten über daS bohrende Gefühl der Beschämung hinweg, wenn sie an die Testamenkssache ihres Bruders dachte, wenn sie sich ausmalte, wie man in Lheckberg über die allgemeine Täuschung ihres vermeintlich großen Reichtums tuscheln und de« Kopf -schütteln würde —!
Aber eines Tages brach sie im Borraum zum Phi-hzr- monischen Konzert bewußtlos zusammen. Man schaffte sie ins Hotel. Der'kxrbeigerusene Arzt hielt sich sehr wortkarg. Er empfahl, lieber Ixlld nach HaHe MrückMkehrsn, sowie die Kräfte der Kranke« es rrtaAbä««. Am di« alte Dame uicht zu beimrrchise*, riet er ihr, dre HsnsnEwchM i» ihr«« «ö»«ns« Heft« «ufzufuchE, die Hotstftost sei Dr ihr AKOrrde« nicht sÄMg. (ForfteiMng frtgk.)
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Stuft
Schlachtho bullen. 2S Schafe, i Ochsen 1.
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2. 33-37 bis 22 l,un bis 40 <35 2. 65-68 Bei Schw,
Stuft, niedrigen! die Preise 21-22. S Nr. 0 33.5 4-5. Klee!
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