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Reueiibülg, Dienstag, den 29. Jnli 1924.
Deutschland.
Stuttgart, 28. Juli. Der neue württemberg-ische Gesandte in Berlin, Dr. Bosler, seither Abtellnngspräsident im Äandes- finanzamt Stuttgart, ist anläßlich seiner Ernennung zum württenrbergischen Gesandten beim Reich und bei Preußen, wie der Reichsanzeiger meldet, aus seinen Antrag aus dem Reichs- dicnst ausgeschioden.
Berlin, 27. Juli. Der Vorstand der Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamten wendet sich in einer Zuschrift an den vorwärts" entschieden gM-en den Plan französische und belgische Eisenbahner im rheinisch-westfälischen Eisenbahnnetz zu belassen. Die Zuschrift betont, daß, gleichgültig ob die nichtdeutschen Eisenbahner Vorgesetzte oder Untergebene der deutschen Eisenbahner sein würden, bei der Anwesenheit dieses Fremdkörpers nur gefährliche Konfliktstoffe und stetige Reibungsfläche im deutschen Eisenbahnwesen entstehen würden. Das deutsche Eiscnbahnpersonal denke nicht daran, im schwierigsten Eisenbahngebiet der Welt dauernd fremdländische Ei- senbahnbedienstcte einschieben zu lassen.
Krach im völkischen Lager in Baden.
Karlsruhe, 26. Juli. Der Führer der Deutschvölkischen in Baden, Freiherr Schilling von Cannstatt, gab dieser Tags im „Völk. Kämpfer" bekannt, daß sieben namhafte Mitglieder aus der Partei ausgeschlossen wurden, darunter auch der badische Spitzenkandidat Lei der letzten Reichstagswahl, der Schriftsteller Dr. Motz aus Karlsruhe, lieber die Gründe, die zum Ausschluß führten, schwieg er sich aus; er sagte nur, daß er darüber in der nächsten Ausschußsitzung Auskunft geben werde. Diese hat inzwischen stattgefunNn und es scheint dabei zu einem gewaltigen Krach gekommen zu sein. Wie verlautet, soll Dr. Klotz zwei Forderungen, eine auf Pistolen mit 15 Nieter Distanz, und eine auf schwere Säbel bis zur Abfuhr, erhalten, aber nicht angenommen haben. Wie man sieht, können sich die Karlsruher Völkischen ganz gut neben ihren Münchener Kameraden sehen lasten.
Aufwertung von Lebensversicherungen.
München, 27. Juli. Hier wurde dieser Tage der Schutzverband der Lebens- und der Feuerversicherten e. V. gegründet, der den Hauptzweck verfolgt, eine Höherwertung der zum größten Teil in Goldmark einbezahlten Lebensversicherungen bei den maßgebenden gesetzgeberischen Stellen durchzudrücken. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn recht viele Lebensversicherte, auch ganze Verbände und Vereine dem Schutzverbande beitreten würden, um durch eine wuchtige Mitgliederzahl günstige Resultate sicher herbeiführen zu können. Mat hat es z. B. in Oesterreich jetzt schon erreicht, daß eine nachträgliche Höherwertung erfolgt. Außerdem werden die Mitglieder des Verbandes auch bei Brandschäden fachmännisch kostenlos beraten und in ihren Ansprüchen unterstützt. In strittigen Fällen führt der Verband die Prozesse seiner Mitglieder auf eigene Kosten. Zum Vorsitzenden des Verbandes wurde Herr H. Keim, München, Fsabellastraße 40, gewählt. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt 2 Goldmark.
Französische Kriegsgerichtsurteile!
Mainz, 27. Juli. Dem Inhaber einer hiesigen spanischen Weinstube, einem Franzosen, hatte ein Dienstmädchen 2200 französische Francs entwendet und ihrem Bräutigam, einem Mainzer Arbeiter, in Verwahrung gegeben. Das französische Kriegsgericht (!) verurteilte das Matchen wegen Diebstahl zu zwei Jahren Gefängnis und den Bräutigam zu fünf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ausweisung.
Der französische Holzraub in der Pfalz.
Die Franzosen haben in den Staatswaldungen der Pfalz bis jetzt mindestens 786000 Festmeter Holz in Form von Groß- vcrkäufen und etwa 150 000 Festmeter in kleinen Mengen veräußert, zusammen mindestens 940 000 Festmeter. Hierunter sind ungefähr 140 000 Festmeter schwaches Holz, so »daß sich ein Einschlag von mindestens 800 000 Festmeter wertvollsten Starkholzes ergibt. Damit haben die Franzosen innerhalb von 1 ^ Jahren mindestens das 2^ fache an Gesamtmaßen, mindestens das vierfache an Starkholz und mindestens das fünffache an Wert verkauft gegenüber der deutschen normalen Fällung und gegenüber den Einchlagsmengen, die ihnen selbst vom Standpunkt der französischen Rechtsauffassung ans als Verwalter und Nutznießer eines Pfandes dem Schuldner gegenüber zugekommen wäre.
Warnimg vor übereilter Rückreise ausgewiesener Eisenbahner.
Der Reichsverkehrsminister hat an alle Reichsbahndirektionen eine Verfügung ergehen lassen, der zufolge wegen der Schwierigkeiten in der Unterbringung der Heimkehrenden im besetzten Gebiet ansgewiesene Eisenbahner bis auf weitere Weisung zurückgchalten werden sollen, sofern sie nicht ausreichende Unterkunft Nachweisen oder in den Regiedienst einberufen werden. Die Anordnung gilt nicht für die Einreise zwecks Beschaffung einer Wohngelegenheit. — Wie die „Telvgraphen- Union" erfährt, sind die Gewerkschaften mit dieser Anordnung des Reichsverkehrsministers durchaus einverstanden, da auch sie dringend vor übereilter Rückreise -warnen, vor allen Dingen vor Rückkehr ohne den Besitz einer festen Wohnung.
Ausland.
Polnische Flotten- und Hafenbaupläne.
Die polnische Kriegsflotte besteht auch heute noch lediglich aus einigen kleinen, von Deutschland übernommenen Fahrzeugen, nämlich 6 Torpedobooten und 2 Kanonenbooten, ferner aus ^Hilfskreuzern, von denen einer, das als Schulschiff dienende Segelschiff Lwow, erst vor kurzen! aus der Haft in Cherbourg zurückgekehrt ist, wo es von einer holländischen Gesellschaft zu Beginn -dieses Jahres beschlagnahmt wurde, weil Polen trotz mehrjährigen Wartens, und vielen Mahnens der Gesellschaft,
den für das Schiff geschuldeten Preis nicht bezahlt hatte. Hierin soll nun ein gründlicher Wandel eintreten. Gleichzeitig mit dem Ausbau -des Kriegshasens Gdingen, der in Bälde energisch in Angriff genommen werden wird, soll auch der Ausbau der polnischen Kriegsflotte nunmehr nach einem festen Programm durchgeführt werden. Zunächst sollen hierfür in einem Zeitraum von vier Jahren und bei einer jährlichen Ausgabe von 15 Millionen Zloth die vorhandenen zwölf Fahrzeuge einer gründlichen Reparatur unterzogen und dazu noch sechs Unterseeboote neu beschafft werden. Neben diesem Mindestprogramm wurde als weitergehendes Programm für die Dauer von zwölf Jahren mit einem jährlichen Kostenaufwand von 50 Millionen Zloty verlangt die Beschaffung von drei kleinen Kreuzern, acht Zerstörern, zwölf Torpedo-Motorbooten und zwölf Unterseebooten. Welches von diesen beiden Programmen zur Ausführung gelangen wird, hängt von !den Mitteln ab, die Polen von seinem französischen Geldgeber zur Verfügung gestellt werden, denn aus eigener Kraft würde der polnische Staat kaum imstande sein, auch nur das Mindestprogramm zur Durchführung zu bringen, wie denn auch die Organisation der polnischen Armee in der Hauptsache mit französischen Mitteln erfolgt ist. Für Danzig wird es das nächste Ziel sein, zu erreichen, daß die anscheinend unvermeidbare polnische Marinebasis in der Danzi- ger Bucht sich auf den neu zu errichtenden Hafen in Gdingen beschränkt, und -daß Polen endlich einmal anfhört, Danzig mit seinen Handel und seine Existenz gefährdenden Einrichtungen zu behelligen.
Die erste englische Nachkriegsflottenparade.
Bei Spithead sammelt sich die gesamte gegenwärtig zur Verfügung stehende englische Flotte, über die am kommenden Samstag zum erstenmal wieder seit dem Jahre 1914 der englische König eine Flottenparade abhalien wird.
Der amtliche englische Bericht über die Seeschlacht beim Skagerrak.
London, 27. Juli. Der mit großer Spannung erwartete amtliche Bericht über die Schlacht bei Jütland (Skagerrak) ist soeben in Buchform erschienen. Der Bericht Umfaßt mehr als 100 Seiten. Die verschiedenen Stellungen der Flottenernheiten während -der Schlacht werden an Hand von 45 Plänen gezeigt. Am Schluß des rein sachlichen Anhangs, in dem die nackten Tatsachen und Statistiken der Schlacht enthalten sind, befindet sich ein interessanter Kommentar des Admirals Jellicoe, der ein grelles Schlaglicht auf die zwischen Jellicoe und -der Admiralität bestehenden Gegensätze wirst! Jellicoe gibt zunächst seinem aufrichtigen Bedauern Ausdruck, anderer Meinung zu sein, aber er hält es für seine Pflicht, auf einige der wichtigsten Stellen des Buches hinzuweisen, denen er nicht zustimmen kann. Mit seinen ersten beiden Punkten der Kritik verteidigt Jellicoe den Admiral Ewan Thomas. Jellicoe sagt, -daß der amtliche Bericht Thomas vorwirst, an dem zu späten Jnaktiontreten -des fünften Kampfgeschwaders Schuld zu haben. Jellicoe beschreibt die Flaggensignale, die den Eintritt für das fünfte Geschwader freigaben und sagt, daß -diese Signale sehr schwer zu erkennen waren. Weiter versucht Jellicoe, die Schwierigkeiten zu zeigen, die sich ans dem Eingang -der verschiedenen Berichte ergaben. Er sagt: Bis 5 Uhr nachmittags war ich auf Grund -der früher erhaltenen Berichte der Meinung, daß ich die feindliche Flotte überholen könnte. Ich würde mich niemals auf -die Berichte der Admiralität im Gegensatz zu den Berichten von Schiffen, die den Feind tatsächlich gesichtet haben, verlassen haben. In längeren Ausführungen beschäftigt er sich dann mit -dem verfügbaren Jnformationsmaterial Wer die Stellung -der -deutschen Hochseeflotte in -der Nacht nach -dem zweiten Kampf mit dem Feinde. Die Admiralität hat Fellicoes Kommentar mit zahlreichen Fußnoten versehen. Sie gibt der Genugtuung Ausdruck, daß die Verfasser -des Buches sich an Tatsachen gehalten haben, und -daß da, wo der Bericht des Admirals von -dem der Admiralität abweicht, sich letztere mehr in Übereinstimmung mit dem tatsächlichen Beweismaterial befinde.
Attentatspläne eines Russen in Serbien.
Eine in Belgrad lebende russische Prinzession hat der Polizei eine Anzahl Anzeigen über ein weitverzweigtes Komplott erstattet, an -dessen Spitze der russische Sektionschef im Ministerium des Aeußern, Tarasevic, steht. Hausuntersuchungen sollen Beweise ergeben haben, daß der Genannte Attentate auf den König und Pasitsch vorbereitet habe und für die Ermordung -des ehemaligen Ministers des Innern verantwortlich sei. Tarasevic soll auch in Beziehungen zu bolschewistischen Kreisen gestanden haben. Mehrere Funktionäre des Ministers des Aeußern wurden bestraft, weil sie -die Sektion nicht genügend bewacht hätten. Eine Bestätigung der Meldung bleibt noch abzuwarten.
Der rumänische Belagerungszustand.
Bukarest, 26. Juli. Zwei Verordnungen des Kommandanten -der zweiten Armee, Hörbar, enthalten die Verhängung des Belagerungszustandes über das ganze Gebiet der Festung Bukarest. Diese Verordnungen haben in Bukarest ungeheure Erregung hervorgerufen, da man sich den Zweck nicht erklären kann. Die Bukarester Blätter bemerken, -daß es eine Ungeschicklichkeit war, die Verordnungen zu veröffentlichen, weil sie im Ausland einen schlechten Eindruck über die innere Lage in Rumänien Hervorrufen würden.
Kämpfe auch in Franzöfisch-Marokko.
Aus Rabat wird gemeldet, daß es am 23. und 24. Juli zu Kämpfen zwischen marokkanischen Risleuten und französischen Truppen gekommen ist. Die Franzosen verloren 15 Tote und hatten außerdem 29 Verwundete, darunter einen Offizier.
Zur Ermordung des amerikanischen Konsuls.
Mch den ausführlichen Schilderungen ist der Mord an dem amerikanischen Konsul in Teheran, Major Jmbrie, ani Freitag vorvergangener Woche unter außerordentlich dramati
schen Umständen verübt worden. Der Konsul fuhr in Begleitung eines anderen Amerikaners namens Seymour an einer Quelle vorbei, die für -die Perser als heilig gilt und tagtäglich große Mengen von Anbetern um sich sammett. Das war auch gerade -der Fall, -als -die Amerikaner vorüberfuhren. Der Konsul ließ den Wagen in kurzer Entfernung von der Quelle halten und hielt seine photographische Kamera hoch, um eine Aufnahme zu machen. Als -die Menge das sah, -geriet sie sofort in Aufregung und stürmte unter Drohworten gegen die Amerikaner vor, die in Erkenntnis der Gefahr sofort in den Wagen sprangen und fortfuhren. Die Menge stürmte hinterher. Die Amerikaner wären wahrscheinlich entkommen, wenn sich nicht überall sofort in -den Straßen, Ne sie passierten, Massen gesammelt und wenn nicht ein Perser auf einem Motorrad die Verfolgung übernommen- hätte. Diesem Verfolger gelang es, das Auto der Amerikaner anzuhalten. Die Menge lief -sofort herzu, umringte -den Wagen und zog den Konsul auf -der einen und seinen -amerikanischen Begleiter auf der anderen Seite aus dem Wagen. Unter den Angreifern befanden sich auch bewaffnete Soldaten. Major Hmbrie verteidigte sich mit seinem Stock, erhielt aber sehr bald euren Schwertschlag auf den Kopf und wurde sofort hinterher durch einen schweren Stein im Gesicht getroffen, so -daß er bewußtlos zusammenbrach. Auch sein amerikanischer Begleiter wurde Wel zugerichtet. Die Polizei, die lange Zeit untätig zugesehen hatte, griff nun ein und brachte Ne beiden Amerikaner in ihren Wagen in das Polizeihospital. Die Menge stürmte hinterher, drang in das Gebäude ein, wobei sie Türen und Fenster zertrümmerte und schlug weiter -aus den Konsul ein, der kurz -darauf starb.
Die Londoner Konferenz.
Hughes als erfolgreicher Berater.
London, 28. Juli. In alliierten Kreisen, Ne über gute Beziehungen zu führenden Delegationsmitgliedern verfügen, verlautete heute kurz vor Mitternacht, daß in -den englisch-franzö. fischen Besprechungen eine vorläufige Einigung Wer -die wich- tisten umstrittenen Fragen der Konferenz ans folgender Grundlage erreicht sein soll: Wenn Frankreich bereit ist, in Verhandlungen außerhalb der Konferenz bestimmte Zusagen zu machen über die Zeitpunkte der schrittweisen militärischen Räumung des Ruhrgebrets, werden der englische Premierminister und der Schatzkanzler Snowden bei den Banken intervenieren zugunsten eines Uebereinkommens mit den Banken über die Aufgabe der 800-MWonen-Goldrnark-Anleihe zu politischen Garantiebedin gungen, die für Frankreich erträglich find.
Es verlautete weiter, daß Herriot auf Grund des Ergebnisses dieser Besprechungen telegraphisch das französische Kabinett beauftragt hat, morgen vormittag in Paris zu -diesem Kompromißvorschlag Stellung zu nehmen. Die Einzelheiten dieses Kompromißvorschlages soll er dem Chef der Kabinettskanzlei, der gestern in London eingetroffen ist, mitgeteilt haben. Israel hat London bereits heute wieder verlassen, so -daß er in der Lage sein werde, dem Kabinett den Kompromißvorschlag zu erläutern. In hiesigen gut informierten politischen Kreisen erläutert man -diese Kompromißformel dahin, -daß zweifellos Herriot mit Macdonald eine Verabredung getroffen habe, wonach es nicht in der Absicht der französischen Regierung liegen soll, isolierte Sanktionen im Falle einer Nichterfüllung des Da- wesplcms gegen Deutschland anzuwenden. Der Artikel von Sir Jean Herbette in -der „Sunday Times" gewinnt im Lichte dieser neuesten Kompromißformel eine besondere Bedeutung, da in diesem Artikel ausdrücklich davon Ne Rede ist, daß man in Frankreich in Zukunft nicht Ne Absicht habe, Sanktionen anzuwenden, wenn man nicht sicher sei, daß England bereit sei, an dieser Aktton teilzunehmen.
Die Formel.
London, 28. Juli. Wie bereits Mitte voriger Woche von maßgebender Seite angekündigt wurde, ist das Kompromiß, das jetzt von allen alliierten Delegationen zugsgeben wird, durch das nachdrückliche, aber „inoffizielle" Eingreifen des Staatssekretärs Hughes und des amerikanischen Schatzkanzlers Mellon z-ustandegekoinmen. Staatssekretär Hughes hat auf der ganzen Linie für seine politische Forderung den Sieg davongetrage». wonach die Mitarbeit Amerikas an dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas abhängig gemacht werden müsse davon, daß die Europäer erst einmal, bevor amerikanisches Geld an Europa geliehen werde, ihre kleinen Schwierigkeiten und Streitfragen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit durch eine große und kühne Geste begraben müßten. Würden die Europäer zu dieser Geste bereit sein, so würde man in Amerika wenig geneigt sein, von Garantien zu sprechen, die Frankreich den amerikanische» Geldgebern geben müßte, denn ein guter Wille im Zusammenleben der europäischen Völker sei für die Amerikaner als praktische Garantie mehr als die komplizierte juristische Formel.
Unter dem Donner der Kanonen von Spithead haben die Ministerpräsidenten von England und Frankreich in weiter Entfernung von dom Konserenzort und von den Delegationen in -der füllen, kleinen Schiffskabine den moralischen Pakt geschlossen, -ans den Ne ganze europäische Welt gewartet hat, den Pakt, der mit der von Amerika geforderten kühnen Geste jetzt der Gewalt und Sanktionen ein Ende machen muß, um das nächste Jahrzehnt der europäischen Geschichte ans gesunden Menschenverstand, auf guten Willen und auf Ne im Grunde, alles beherrschende wirtschaftliche Vernunft aufzubauen. Nachdem das juristische Gutachten Ne Notwendigkeit ergeben hat, über die Anwendung wichtigster Abschnitte des Dawesberichts mit Deutschland zu verhandeln, weil die darin von Deutsch- - land -geforderten finanziellen Leistungen und staatlichen Rechts- Verhandlungen über den Rahmen des Friedensvertrages hin ansgehen, waren folgende Grundlagen für ein politisches Kompromiß gefunden. Es umfaßt folgende Punkte: 1. Deutschland wird in der heutigen Vollsitzung der .Konferenz unter den Br- SinglMgen völliger Gleichberechtigung und weiter Zusicherung