tal und in ihrem ganzen Verlauf bei uns sichtbar, sofern das Wetter keinen bösen Streich spielt. Die Sonne geht um ^8 Uhr unter, zu «gleicher Zeit geht der Mond ans, der schon um 6.32 Uhr in den Halbschatten der Erde getreten ist. Kurz vor Mondaufgang, 7.31 Uhr, beginnt der Mond in den Kernschatten der Erde zu treten. Um 8.31 Uhr beginnt dann die Totalität, die bis 10.09 Uhr dauert. Um 11.09 Uhr verläßt dann der Mond den Kernschatten der Erde und um 12.07 Uhr tritt er auch aus dem Halbschatten aus.

Neuenbürg, 20. Juli. (Mädchenoberklassen.) Manche Ge­meinden unseres Landes wurden kürzlich durch einen Erlaß der Schulbehörde überrascht, daß möglichst sofort, spätestens bis Beginn des Winterhalbjahres, die reinen Mädchenoberklassen statt von Lehrern mit weiblichen Kräften zu versehen seien. Die davon betroffenen Lehrer und Lehrerinnen beide Teile haben den Erlaß mit sehr gemischten Gefühlen ausgenommen, und es können sicher Gründe dafür und dagegen angeführt wer­den. Am meisten verwundert sind sie und besonders die Schul­vorstände über die Eile, mit der mitten im Schuljahr solche Veränderungen vorgenommen werden sollen und etwas gesche­hen soll, was schon lange hätte geschehen können oder wozu es nächstes Frühjahr Leim allgemeinen Klassenwechsel noch Zeit wäre. Aber auch die Eltern, besonders die Väter, werden von der Maßnahme eigentümlich berührt sein. Wie es heißt, ist Württemberg wieder einmal gegen Norddeutschlanü zurück. Das wäre natürlich nicht zu verantworten! Oder sind es vielleicht Standesbestrebungen, die den Stand heben und «den Einzelnen drücken?

Neuenbürg, 21. Juli. (Aufhebung des Chiffreverbots bei Anzeigen.) Die Verordnung Wer Zeitungsanzeigen vom 16. Dezember 1915, nach «der Anzeigen Wer den An- und Verkauf von Gegenständen des täglichen Bedarfs in den Zeitungen nicht unter Buchstaben erscheinen durften, ist laut Zeitungs-Verlag numnehr ausgehoben. Es können also sänftliche Anzeigen be­treffend Angebot oder- Nachfrage von Gegenständen des täglichen Bedarfs wieder als Chiffreanzeigen erscheinen, womit ein wichtiger Teil der Pressefreiheit wiederhergestellt ist.

Württeuroerg.

Stuttgart, 17. Juli. (Neue Papierformen.l Das Staats­ministerium hat durch Verordnung vom 17. Juli d. Js. die neuen Papierformen beistimmt, die künftig für den Dienstge­brauch der Behörden zu verwenden sind. Das wesentliche ist, daß an die Stelle des bisherigen Kanzleibogens von der Größe 210 : 330 ein um 33 Millimeter kürzerer Bogen tritt. Die wei­teren Haupt formen werden durch fortgesetzte Halbteilung die­ses Bogens gefunden. Die Briefhüllen sollen ebenfalls ein­heitlich gestaltet werden; die gewöhnliche Briefhülle zur Auf­nahme des doppelt «gefalteten Bogens bekommt die Größe 114 zu 162 Millimeter. Die Vorräte der alten Form sind aufzu- Lrauchen. Auch dürfen die Behörden Handelsverträge der al­ten Form, soweit besondere Umstände dies rechtfertigen, ins­besondere von seitherigen Lieferern, auf deren Wunsch im Rah­men «des laufenden Bedarfs bis auf Weiteres noch abnehmen. Formgrößen, die auch für die Wirtschaftskrcise bindend sind, werden erforderlichenfalls durch besondere Verfügung geändert werden. Die übrigen öffentlichen Verwaltungen werden er­sucht, sich «der erwünschten Einheitlichkeit halber dem Vorgehen der Staatsverwaltung anzuschließen. Die neuen Formen für die sich die Reichsregierung und die Regierungen aller Lander entschieden haben, werden im ganzen erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen.

Stuttgart, 21. Juli. (Die Lage des Arbeitsmarkrs in Württem­berg.) In der ersten Hälfte des Juli hat die Arbeitsmarktlage eine weitere leichte Verschlechterung erfahren. Die Verschlechterung der Lage zeigt sich auch im Rückgang des Güterverkehrs bei den Eisen­bahnen und in dem weiteren Steigen der Erwerbslosenzisser. In Württemberg sind am 15. Juli 3440 Erwerbslose gegenüber 2450 am I. Juli unterstützt worden. Die allgemeine Verschlechterung der Arbeitsmarktlage in der Industrie, von der naturgemäß am schärfsten die ungelernten Arbeitskräfte betroffen werden, kommt der Land­wirtschaft insofern zugute, als ihr für die Ernte wohl in diesem Jahr genügend Hilfskräfte zur Verfügung stehen werden. Bei den 20 bedeutendsten württ. Arbeitsämtern betrug die Gesamtzahl der am Abend des 15. Juli verfügbaren männlichen Arbeitsuchenden gegen 9000, während nur etwa 1000 offene Stellen noch verfügbar waren. Bei den weiblichen Arbeitskräften waren die entsprechenden Zahlen etwa 3200 und 1300.

Stuttgart, 2l. Juli. (Bürgschaft des Staates für gewerbliche Kredite) Das Staatsministerium hat dieser Tage den Entwurf eines Gesetzes über die Bürgschaft des württ. Staates für Darlehen zur Ausrechterhaltung der gewerblichen Erzeugung festgestelit, der

dem Landtag demnächst zugehen wird. Nach dem Entwurf soll die Staatsregierung ermächtigt werden, zur Aufrechterhaltung der ge­werblichen Erzeugung für Darlehen, die der Zentralkasse württ. Ge­nossenschaften e. G. m. b. H. in Ulm, zur Weitergabe an den ge­werblichen Mittelstand, namentlich an das Handwerk, von der preußischen Genossenschaftszentralkasse gewährt werden, bis zum Betrag von insgesamt 5 Millionen Goldmark namens des württ. Staates Bürgschaft zu übernehmen.

Stuttgart, 20. Juli. (Obst- und Gemüsemarkt.) Der Obst­markt «ist mit allem Beerenobst stark befahren. Heidelbeeren stehen im Vordergrund des Interesses, aber auch die übrigen Beeren gehen bei langsam sinkenden Preisen noch «gut ab. Seit Jahren sind, wie die Zentralvermittlnngsstelle des Württ. Obst­banvereins mitteilt, zum erstenmal wieder einheimische Apri­kosen zu haben. Frühpfirsiche, Frühbirnen und Frühäpfel kommen in schöner Qualität. Ausländische Früchte werden noch reichlich eingeführt, auch «viel «badische Birnen und Aepfel. Auf dem Gemüsemarkt ist die Zufuhr außerordentlich stark, doch kann alles unter geb rächt werden, wenn auch bei sinkenden Preisen.

Ludwigsburg, 21. Juli. (Denkmaleimveihung.) Nach einer uns zugegangenen Mitteilung wird am Sonntag, den 7. September d. Js hier das von den Offizieren des ehemaligen Infanterie-Regiments Alt-Württemberg (3 Württ 1 Nr. 121 ihren gefallenen mehr alt 4000 Kameraden auf dem Arsenalplatz errichtete Denkmal eingeweiht werden. Mit der Einweihung wird ein Regimentsappell verbunden werden, der sicherlich die ehemaligen Angehörigen des Feld- und Friedens-Regiments in der gleich stattlichen Anzahl in der alten Garnisonsstadt versammeln wird, wie beim ersten Appell im Februar 1921. Das nähere Programm wird im Laufe des Monats August bekanntgegeben werden.

Tübingen, 21. Juli. (70. Geburtstag.) Studiendirektor Dr. Th. Knapp konnte am 20. Juli seinen 70. Geburtstag feiern. Er stammt aus dem Pfarrhaus in Neckartailfingen. Die neuen Lese­bücher für die höheren Schulen sind von ihm zusammengestellt worden. Im Württ. Philologenverein nahm der Jubilar eine führende Stellung ein.

Tübingen, 21. Juli. (Von der Landesuniversität.) Der durch «die Berufung des Professors Kralik von Meherswalden nach Wien erledigte Lehrstuhl der deutschen Philologie an der Universität Würzburg ist dem ord. Professor Dr. Hermann Schneider in Tübingen angcboten worden. Seit drei Jahren lehrt Schneider in Tübingen als Nachfolger Hermann Fischers. Professor Schneider, denen Arbeiten vornehmlich auf «dem Ge­biete der deutschen Heldensage liegen, ist in «weiten Kreisen durch seine Biographie Uhlands bekannt geworden.

Hirschau, O.-A. Rottenburg, 21. Juli. ^Absturz in den Alpen.) Der von hier stammende, zur Zeit zur weiteren Ausbildung in der Schweiz in der Nähe von Bern weilende Kunstmaler Alois Fried­rich ist am Taubenflllhli abgestürzt. Der Künstler war mit Skizzieren beschäftigt gewesen, tat auf dem Rückweg einen Fehltritt und stürzte über die 40 Meter hohe Fluh in die Tiefe. Er erlitt erhebliche Verletzungen und wurde ins Krankenhaus verbracht.

Trossingen, 21. Juli. (Autounfall.) Kurz nach 1 Uhr morgens rannte in Villingen ein mit mehreren Personen be­setzter Kraftwagen in das Gattengitter «der Schwarzwald- Elektra im Kaiserring. Der Lenker «des Wagens, ein Fabrikant von hier, erlitt erhebliche Schnittwunden im Gesicht, eine In­sassin wurde leicht verletzt, die übrigen kamen mit dem Schrek- ken «davon.

Wasseralfingen, 21. Juli. (Schwerer Betriebsunfall.) Sonntag, abenlb nach 6 Uhr kurz nach Schichtwechsel, «er­eignete sich im Hüttenwerk sin schwerer Unfall. Der Hochofen, der in letzter Zeit umgebaut und vergrößert wurde, wurde am Samstag wieder in Betrieb «genommen. Der verheiratete, 46 Jahre alte Hermann Westhäuser von hier und der 43 Jahre alte Kaspar Maier von Hüttlingen mußten oben am Hochofen Erz usw. nachfüllen. In dem Ofen sammelten sich Gase an; diese hatten sich zu sehr ausgedehnt, so daß der Wasserabschluß herausgeschlagen wurde. Die beiden Arbeiter wollten nun Wasser nachfüllen, wobei Westhäuser durch die Gase betäubt wurde und bewußtlos umsiel. Maier wollte seinem Kamera­den zu Hilfe «eilen, spürte aber bald auch die Wirkung der ausstörmenden Gase und konnte sich aus der Vertiefung, in der Westhäuser lag, herausarbeiten, brach dann Wer selber be­wußtlos zusammen. Ein Ingenieur fuhr mit dem Aufzug nach oben «und fand zunächst Maier in bewußtlosem Zustand. Er brachte ihm «die erste Hilfe und nachdem ein weiterer Inge­nieur herbeigeeilt, fanden sie auch Westhäuser. Sie befreiten ihn aus seiner «gefährlichen Lage. Trotz sofort angewandter Wiederbelebungsversuche konnte der Wcrksarzt bei Westhäuser nur noch den Tod feststcllen, während Maier wieder zum Le­ben zurückgebracht werden konnte.

Badem

Donaueschingen, 21. Juli. Einer Bekanntmachung des Kabi­nettssekretariats des Fürsten zu Fürstenberg zufolge, wurde in einer der letzten Nächte von Bubenhändcn im fürstlichen Park der Schwanen- weiher abgelassen und in einer anderen Nacht die Bänke im Park in die Donau geworfen. Die Bevölkerung ist über diese sinnlosen Streiche empört.

Mannheim, 21. Juli. Die Hercynia, Holz-A.-G. hier, ist zah­lungsunfähig geworden und befindet sich, nachdem die Konkurser­öffnung vom Gericht mangels einer die Kasten deckenden Masse abgelehnt worden ist, in Liquidation. Die vorhandene» Aktiven sind nicht nennenswert und reichen zur Begleichung der rückständigen Miete- und Gehaltsforderungen für den Monat Juni 1924 nicht aus.

LermLjchtLS.

Wörnitzstein (Bayern), 19. Juli. (Merkwürdiger Blitz­schlag.) Während eines Gewitters wurde der Krämer Stad­ler mit seinem Fuhrwerk durch einen Blitzstrahl erschreckt. Im gleichen Augenblick stieg das Pferd vorn in die Höhe, und es stellte sich heraus, daß dem Pferd beide Hufeisen der Vorder- füße abgerissen waren.

Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Die Zahl der Be­ratungsstellen für Geschlechtskranke beträgt auf «dem Gebiet «der Invalidenversicherung gegen 200. Die Zahl der bei den Beratungsstellen gemeldeten Personen ist etwas im Sinken begriffen, erreicht aber immer noch 100 000- Die Landesver­sicherungsangestellten waren im Jahre 1923 gezwungen, wegen ihrer bedrängten Finanzlage den Kampf gegen die Geschlechts­krankheiten auf ein Mindestmaß zu beschränken. In vielen Anstaltsbezirken mutzten die Beratungsstellen ganz oder zum Teil geschlossen werden. Auch «die von einzelnen Landesver- sicherungsanstalten mit «den Krankenkassen und «der Reichsver­sicherungsanstalt für Angestellte geschloffenen Behandlungs­gemeinschaften, deren Entwicklung Aussicht auf Erfolg bot, waren fast völlig zum Stillstand gekommen. Der Kampf ge­rn diese die Gesundheit der Bevölkerung noch immer schwer edrohende Volksseuche wird wieder ausgenommen werden.

Erinnerungsmedaille für die Kriegsopfer. Zur Feier für die deutschen Kriegsopfer am 3. August d. I. hat die Reichs­regierung eine Erinnerungsmedaille Herstellen lassen. Sie zeigt auf «der Vorderseite einen «aufstrebenden Körper, der sich über einem tot hinsinkewden Körper erhebt. Die Rückseite trägt in einen: Dreieck die Inschrift:Dem lebenden Geist unserer Toten 19141918."

Ein astronomisches Ereignis ersten Ranges steht in diesem Sommer bevor. Im Monat August wird der Ikachbarpla.net Mars unserer Erde so nahe kommen, wie «dies in den nächsten 80 Jahren (bis zum Fahre 2003) nicht wieder der Fall sein wird. Alle bedeutenden Sternwarten der Wett rüsten sich, um während der Augustwochcn die günstige Stellung des Mars zu einer genauen Forschung feiner Oberfläche zu benutzen.

Unglaublich. In Budweis war eine Katze wutverdächtig. Die Stadtverwaltung ordnete daraufhin an, «daß sämtlich: Katzen der Stadt Budweis, die übrigens durch« ihren Katzen- reichtum berüchtigt ist, getötet tverden müßten. Als Tag dieser Tötung wurde der vergangene Samstag bestimmt. Die Tiere wurden mit Hilfe von vier großen geschlossenen Müllwagen aus «den verschiedenen Stadtteilen «abgeholt. Die Art und Weise, wie die Stadt die Tiere töten ließ, ist «geradezu unglaublich. In jeden Wagen wurden 500 bis 600 Katzen lebend üöereinam- üergeschichtet und so stundenlang in dem «gedeckten Wagen ge­lassen, bis man sie endlich in «die Gasanstalt führte, wo ein Gasschlauch in «die Wagjen «geleitet wurde, bis der Tod «die Katzen von'ihren Qualen erlöste. Die untersten Tiere waren von «den oberen Schichten schon erdrückt worden. Zwischen den übrigen spielte sich ein Kampf auf Leben und Tod ab. Die Müllkittscher erzählen, daß sich «die zu oberst liegenden Katzen «auf jede neue, in den Wagen hineingeworfene fauchend und «drohend stürzten und auf diese einbissen. Als man nach «vollbrachtem Werk die Wagen öffnete, fand man einen unentwirrbaren Knäuel in sich verbissener Tiere vor.

Das Steigen des Schweizer Franken ist eine der bemer­kenswertesten Erscheinungen an den internationalen Devisen­märkten. Ende Juni «stand «der Schweizer Franken in Neuyork auf 17,60, während 100 Schweizer Franken in Neuyork bei Gold­parität der beiden Währungen 19,29 notieren sollen. Bis 12. Juli verbessert« sich «dann der Schweizer Franken auf 18,24 und notierte an: 14. Juli 18,44-ch>; «dann flaute er wieder auf 18I5 ab. In kurzer Zeit hat sich also der Kurs des Schweizerfran- kens in Neuyork um rund 3 Prozent verbessert. Diese Tatsache läßt sich zu einem Teil durch «den Fremdenverkehr begründen. Nachdem der Zustrom an fremden Reisenden dieses Jahr zum

Der Tanz um das goldene Kalb

4<I Von Erica Gr»pe-Lörcher_ ,

Machbrsck verboten.)

James stand abermals dr«uße« an der TSr des Vestibüls und mußte sich beherrschen, nicht vor überraschter Freude eine unvorsichtige Bewegung zu machen. Das war eine Neuigkeit für ihn, von der er wirklich nichts geahnt! Der famose alte Herr! 3a, wen» man das Geschick besaß, sich als Kammerdiener in einem reichen Hause einzunisten, das Ver­trauen der Herrschaften zu gewinnen und auch sonst die Augen überall aufhielt, um diverse kleine Nebengeschäfte zu machen, wie jetzt mit der Corelli, dann konnte man im Laufe der 3ahre ein erkleckliches Vermögen zusammenbringen!

Aber es hieß, immer sehr vorsichtig, immer auf dem laufenden sein! Als nach kurzer Zeit Herr Rechtsanwalt Forgiß erschien und 3ames ihn zum Arbeitszimmer des Herrn Geheimrats hereinführte, benutzte er geschickt den Moment der gegenseitigen Begrüßung, um ins nebenliegende Wohn­zimmer hineinzuschlüvfen. Hier blieb er in der Nähe eines Sofas an der Tür stehen. Er spielte ein gewagtes Spiel. Fräulein Amanda konnte auf den Gedanken kommen, ir­gend etwas aus dem Wohnzimmer zu holen. Für diesen Fall markierte er, er sei soeben eingetreten, um dem Herrn Geheimrat noch eines der großen schweren Rückenkissen als Polster unter den verstauchten Fuß zu schieben. Niemand würde seine wahre Absicht merken!

So stand er uisteweglich, ohne eine Muskel zu rühren, selbst nur kurz und leise r'-nend. Aber seine ganze Aufmerk­samkeit vereinigte sich auf das Lauschen. Es gab sehr viel interessantes m hören! Der, alte Geheimrat, impulsiv and natürlich, wie er sich immer sab, öffnete dem Rechtsanwalt ohne Verzögerung und Umschweife seine Empörung über die Corelli. Aus der ganze« Art und dem Tone, in dem Dr. Forgiß antwortete, hörte James schr wohl heraus, wie angenehm dem Rechtsanwalt dieser Zorn war. And nach­dem die drei Herrschaften anscheinend alle um den Schreib­tisch des Herrn Geheimraks Platz genommen, bestätigte Dr. Forgiß auf die Frage des Geheimrates nochmals alle Einzel­heiten jener unvermuteten Begegnung mit der Corelli in einem auswärtigen Hotel. ,

Der alte Herr unterbrach ihn wiederholt mit kräftigen Ausbrüchen des Zornes. Aber angesichts solches Zeugen gab es kein Zweifel« mehr. Fräulein Amanda suchte ihren Bruder zu beruhigen. Das Schelten und Zürnen, das Sich- ärgern und Empören hatte keinen Wert! 3hr selbst bedeu­tete diese Entdeckung keine Aeberraschung. Vielmehr hieß es jetzt, sich über einiges klar werden. Deswegen habe man den Herrn Rechtsanwalt hergebeten! Vor allen Dingen schied natürlich die Corelli offiziell aus dem Bekanntenkreis des Hauses aus. Man lud sie nicht mehr ein. Der Ge­heimrat brach jegliche Beziehungen zu ihr ab. Jegliche und endgültig. Denn nun war er an seiner verwundbarsten Stelle, seiner Eitelkeit, getroffen! Als logische Folgerung stieß man auch ihr Legat um, das er ihr in seinem Testament ausgeworfen!

James verschärfte drinnen seine Aufmerksamkeit. Es wurde sehr interessant. Wirklich, sehr spannend und inter­essant! lieber das Testament des Geheimrates hatte er bis jetzt noch nicht viel erfahren können. Nun gab es allerlei zu hören. Der Rechtsanwalt schien in dieser Hinsicht einen großen Einfluß auf den alten Herrn zu besitzen. Er riet ihm jetzt, den Posten von sechzigtcmsend Mark, den der Geheim­rat der Corelli in bekannter Noblesse halte aussetzen wollen, noch der Stiftung des Wernerhauses zuzuschreibev. Damit rundete sich der Bettag für diesen Zweck um ein Stück. Offensichtlich schien dem Rechtsanwalt die zmu Bau des Wernerhauses gestellte Summe nicht hoch genug zu sein. Der Herr Geheimrat dürfe sich nicht vor der Nachwelt blamie­ren, indem er Bestimmungen A>er in seinem Äamen zu er­richtende Bauten hinterliH, zu denen nachher die pekuniä­ren tatsächlichen Mittel fehlten!

.Hattest du nicht auch Fräulein Zyria bedenken wollen?' James hörte ganz deutlich, wie Fräulein Amanda diese Frage stellte. Der Geheimrak stimmte zu. 3a, in den letz­ten Wochen war diese Sache schon mehrfach zwischen ihnen erörtert worden, und zwar auf besondere Beranlassung von Fräulein Amanda, nachdem Zyria sich ihr immer unentbehr- lffyer gemacht.Aber sie sM es nicht missen, soll es durch­aus nicht wissen!" machte er zur Bedingung. .Wenn sie treu bis zu deinem Tode bei dir bleibt, soll es ihr zufallen; aber sie soll es erst dann erfahren!"

Der Reckksanwalt schien über diesen Entschluß erfreut. Und der Geheimrat, befriedigt, daß der sonst immer so kri­

tische, mit schonungsloser Offenheit sich äußernde Rechtsan­walt heute zustimmend war, ging noch einen Schritt weiter und meinte, man könne die Angelegenheit gleich einmql schriftlich entwerfen und fixieren, da man ja gerade zu dritt so vollkommen ungestört beisammen sei, auch Klarheit und Uebereinsttmmung in den Fragen zwischen ihnen herrsche.

Der Diener hörte, wie am Schreibtisch einige Schieb­laden auf- und zugeschoben wurden. Man holte Papier und Feder heraus. Dann wurde der Nachtrag zum Testa­ment skizziert. Der Rechtsanwalt entwarf die Formulierung der Sätze. Mehrmals fiel eine zustimmende Bemerkung des Tchcimrats dazwischen- Das Ganze bekam schnell eine kurze, Knappe Fassung. Das der Künstlerin zugedachte Le­gat wurde umgesioßen, der Betrag der ausgeworfene« Summe zum Bau des .Wernerhauses' zugewiesen. Fräu­lein Zyria Engelhardt erhielt zum Dank für ihre Bereitwil­ligkeit als Hausgenossin eine ansehnliche Summe vermacht unter der Bedingung, daß sie noch beim Tode von Fräulein Amanda im Hause sei. 3m übrigen wurde Fräulein Amanda nochmals ausdrücklich als Universalerbin anerkannt, und erst nach deren Ableben sollten die Einzelheiten des Testaments in Kraft treten. So war der Entwurf zur Erweiterung des Testaments.

Der alte Herr ließ es sich scheinbar nicht nehmen, den Entwurf eigenhändig niederzuschreiben. Wo sein Unfall seine noch tatkräftige Lebhaftigkeit heute an den Sessel fesselte, wollte er sich wenigstens in dieser Weise eine intensive Be­schäftigung machen. Zum Schluß setzte er noch das Datum und seinen Namen darunter. «So," meinte er mit einer ge­wissen Befriedigung,jetzt sind wir uns klar! Dieser Lap­pen Papier wäre ja an und für sich schon als rechtskräftig gültig in seiner Fassung und durch meine Unterschrift. Aber natürlich ist Herr Doktor so gut und fügt die verschiedenen Paragraphen so bald wie möglich dem Original-Testament ein, nicht wahr? Vielleicht kommen Sie morgen schon des­wegen her, Herr Doktor, und dann machen wir gleich das ganze Testament in seiner Ergänzung in Ordnung!"

Der Rechtsanwalt schien es zufrieden. Man vernahm eine zustimmende Antwort und dann den Geheimrat hinzu­setzen: .Bis morgen hebe ich dann diese Ergänzung zum Testament in meinem Schreibtische auf." ..

(Fortsetzung folgt.)