Wohnung zu verhindern. Als der das Haus bewohnende Wirtschaftsrat Hilger dem russischen Beamten bedeutete, daß das Haus zu den von der deutschen Botschaft gemieteten Häu­sern gehöre, benahm sich der russische Beamte in höchstem Grade unzulässig und anmaßend und verließ das Haus erst nach sehr lebhaften Auseinandersetzungen. Eine Beschwerde des deutschen Botschafters gab dem russischen Außenkommissar Tschitscherin Veranlassung zu einer sofortigen Untersuchung des Falles, aus der sich die Berechtigung der deutschen Be­schwerde ergab. Der russische Beamte wurde daraufhin aus dem Dienst entlassen und vorläufig in Haft gesetzt. Dieses Er­gebnis teilte Tschitscherin der deutschen Botschaft niit dem Aus­druck des Bedauerns über den Vorfall unverzüglich mit. Der deutsche Botschafter, Graf Brockdorff-Rantzau, stattete darauf dem russischen Außenkommissariat seinen Dank ab für die prompte Erledigung des Zwischenfalls.

Aus StaM. Bezirk und Umgebung

Landeskurtheater Wildbad. Der überaus große Erfolg, den das ausgezeichnete LustspielDer Widerspenstigen Zäh­mung" von Shakespeare bei der letzten Freilichtaufführung fand, veranlaßt die Direktion, Sonntag nachmittag 4 UhrDer Widerspenstigen Zähmung" als Freilichtaufführung zu wieder­holen. Das liebenswürdige Werk, mit seinem herzerfrischenden Humor, löste wahre Beifallsstürme aus und als Petruchio seine Widerspenstige auf dem Pferd entführte, brach lauter Ju­bel aus. Die farbenprächtigen Kostüme eignen sich für Frei­licht besonders gut und die gesamte Aufführung bietet einen hohen Genuß. Preise der Plätze: Mark 1., 2., 3., 4.^-. Bei ungünstiger Witterung findet die Aufführung im Theater statt.

WürltLMdeW..

Stuttgart, 17. Juli. (Ernennung.) Das Staatsministe­rium hat den württ. Gesandten beim Reich und bei Preußen und stimmführenden stellvertretenden Bevollmächtigten zum Reichsrat, Staatsrat Dr. jur. Bosler, nunmehr auch zum württ. Gesandten bei der sächsischen Staatsregierung ernannt.

Stuttgart, 17. Juli. (Auflösung der Landesversorgungs­stelle auf 1. August.) Nachdem nunmehr auch die reichs- und landesgesetzlichen Vorschriften über die besondere Erlaubnis zum Handel mit Lebens- und Futtermitteln aufgehoben worden sind, wird die württ. Landesversorgungsstelle durch eine Ver­fügung des Arbeits- und Ernährungsministeriums auf 1. Au­gust 1924 aufgelöst. Da die Reichsverordnung über den Ver­kehr mit Vieh und Fleisch zurzeit noch in Geltung ist, wird durch eine gleichzeitig veröffentlichte Verfügung des Ernäh­rungsministeriums die Zuständigkeit zur Erteilung, Versagung, Zurücknahme und Einschränkung der Erlaubnis zum Handel mit Vieh und Fleisch mit Wirkung vom 1. August 1924 ab auf die Zentralstelle für die Landwirtschaft übertragen. Die Gül­tigkeit der Metzger-Aufkaufscheine wird auf das ganze Land ausgedehnt. Niit einer baldigen Aufhebung der Vorschriften Wer den Verkehr mit Vieh und Fleisch ist jedoch zu rechnen. Zuschriften, die den Verkehr mit Vieh und Fleisch oder andere bisher der Landesversorgungsstelle obliegende Aufgaben (z. B. den Verkehr nrit Getreide und Milch) zum Gegenstand haben, sind vom 1. August d. Js. ab an die Zentralstelle für die Land­wirtschaft, Abwicklungsstelle der Landesversorgnngsstelle Stutt­gart, Reinsburgstraße 19, zu richten.

Stuttgart, 17. Juli. (Geschästsaufsicht.) Die Handelskam­mer Stuttgart macht darauf aufmerksam, daß sie sich nur dann für Anordnung der Geschästsaufsicht aussprcchen kann, wenn begründete Aussicht besteht, daß die Zahlungsunfähigkeit be­hoben oder der Konkurs durch Vergleich abgewendet werden wird; außerdem sei auf die Neuerung hiugewiesen, wonach die Geschäftsaufsicht auf einen Monat beschränkt ist und eine Ab­weichung nur möglich ist, wenn die Zustimmung einer gewissen Gläubigermehrheit vorliegt, die aber vielfach nur sehr schwer beigebracht werden kann. Die Handelskammer hat die gesetz­liche Aufgabe, die Gesamtinteressen zu wahren und ist deshalb verpflichtet, nicht nur die Interessen der bedrängten Unterneh­mungen, sondern auch der Gläubiger wie auch dis allgemeine Verkehrssicherheit zu berücksichtigen und darnach streng objektiv bei der Nachprüfung und gerichtlichen Aeußerung vorzugehen.

Stuttgart, 17. Juli. (Gerichtliche Geltendmachung von Zinsforderungen.) Das Justizministerium hat unter dem 15. Juli an die Amtsgerichte folgenden Erlaß gerichtet: Die ge­genwärtigen Geld- und Kreditverhältnisse mit ihren außeror­dentlich Hohen, im einzelnen starken Schwankungen unterliegen­den Zinssätzen begünstigen die wucherische Ausbeutung kapital­

schwacher, geschästsunerfahrener Bevölkerungskreise. Dies legt den Gerichten die Pflicht nahe, bei ihrer Tätigkeit die besondere Aufmerksamkeit auf diese Seite der Ansprüche zu richten, und alle Forderungen, die das im Geschästsleben übliche Zinsmatz übersteigen, einer scharfen Prüfung, nötigenfalls unter Anhö­rung von Sachverständigen, zu unterwerfen. Ganz besonders gilt dies da, wo die gerichtliche Verfügung auf einseitigen An­trag des einen Teils ohne vorherige Anhörung der Gegenseite erlassen wird, wie dies im Mahnverfahren bei Erlassung des Zahlungsbefehls der Fall ist. Zinsenforderungen, -die das üb­liche Maß übersteigen, darf das Gericht nur berücksichtigen, wenn der Gesuch-steiler ihre Berechtigung dargctan hat. Fehlt eine solche Unterlage, so wird ini Mahnverfahren dem Gesuch­steller Gelegenheit zur, Ergänzung zu geben sein, und wenn die Beanstandung auch dadurch nicht behoben wird, das Gesuch im ganzen Umfang zurückzuweisen sein (Z 691 ZPO.). Eine Be­handlungsweise etwa dahin, daß im Zweifelsfall und insolange als die Grundlosigkeit des geltend gemachten Anspruchs nicht auf der Hand liegt, -der Zahlungsbefehl im Hinblick auf die dem Schuldner offen stehende Möglichkeit des Widerspruchs erlassen wird, könnte gerade in der Zinssrage von besonders mißlichen Folgen sein und wird -deshalb vom Standpunkt der Rechts­pflege nicht gebilligt werden können.

Stuttgart, 17. Juli. (Konkurse und Geschästsaufsicht.) Nene Konkurse: Anton Rettenmaier, Landwirt in Schönall Gde. Rin­delbach OA. Ellwangen; Ludwig Streng, Kaufmann und In­haber der Fa. Mugler u. Bcuttler in Hall; Fa. Jndustriewerk Stenrmle u. Co. in Tamm OA. Ludwigsburg; Hermann Oe- sterle, Fabrikant in Laichingen; Georg Messing, Schäfereibesitzcr in Stuttgart; Fa.Lesc-a", Leder- und Schuhhandelsgesell- schaft m. b. H. in Stuttgart; Josef Koch, Inhaber der Firma Theod. Schneider Nachf., gemischtes Warengeschäft in Besig­heim a. N.; Bernhard Geiger, Kolonialwarenhündler in Saul- g-au. Geschäftsaufsicht: Schwarzwälder Ballgesellschaft m- b. H. in Nagold.

Stuttgart, 17. Juli. (Aufwertung von Sta-dtobligationen.) Die lebhaften Erörterungen der letzten Zeit über die Aufwer­tung von Stadtobligationen haben dazu geführt, daß von lei­stungsfähigen Kreisen in starkem Umfang Spekulationskäufe in Stadtobligationen abgeschlossen worden sind und noch abge­schlossen werden. Der Württ. Städtetag hat die maßgebenden Stellen aus diese Vorgänge aufmerksam gemacht und verlangt, daß in solchen Fällen mag die Aufwertung im übrigen gere­gelt werden wie sie will keine Auswertung erfolgt. Es wäre auch mit dem allgemeinen Rechtsempfinden völlig unvereinbar, wenn jede Schuldverschreibung, gleichviel ob sie sich lang oder kurz im Besitz des jetzigen Inhabers befindet und gleichviel, ob dieser Inhaber dafür vollen Goldwert oder eine kaum nennens­werte Gegenleistung aufgebracht hat, in gleichem Maße aufge­wertet werden könnte. -

Stuttgart, 17. Juli. (Ehelichkeitserklärung und Befreiung von der Altersgrenze bei Kindsannahme.) Das Justizministe­rium hat mit Wirkung vom 1. Oktober d. Js. an die Behand­lung -der Gesuche um Ehelichkeitserklärung den Landgerichts- Präsidenten und um Altersbesreiuug . bei Kindsannahme ,den Amtsgerichten Wertragen. Die Anrufung der Entscheidung des Justizministeriums -gegenüber Ablehnungen bleibt Vorbehal­ten. Dieses kann auch seinerseits in geeigneten Fällen die Ent­scheidung unmittelbar an sich ziehen.

Stuttgart, 17. Juli. (Vom kaufmännischen Stellen mar kt.) Nach einem Bericht -des Gewerkschaftsbundes der Ange­stellten in Stuttgart ist der kaufmännische Stellenmarkt zurzeit im ganzen Reichsgebiet als recht ungünstig zu bezeichnen. Die Geld- und Kreditnot, sowie die ungeklärte politische Lage läh­men den gesamten Handel und Wandel derartig, daß noch im­mer weitere Kündigungen, Entlassungen und Betriebse-nschrän- kungen vorgenommen werden. Fast überall setzen Banken, Behörden und industrielle Betriebe die Verminderung ihres Personals fort. Aber auch Speditionsgeschäfte (Berlin, Ham­burg, Stuttgart), der Großhandel (Hamburg, Leipzig), Reede­reien (Hamburg), chemische Fabriken (Berlin, Mannheim), Werften, Braunkohlen- und Kalibergbau und Versicherungs­gesellschaften schreiten neuerdings wieder zu Entlassungen. An- gefordert werden dagegen Reisende bei geringer Ver-dienstmög- lichkeit, jüngere Kontoristen, sowie Verkäufer aus der Manu­fakturen-, Eisen- und Feinkostbranche.

Eßlingen, 17. Juli. (SckMerer Motorradunfall.) Dem in Begleitung seiner Frau auf einem doppelsitzigen Motorrad m der Richtung nach Obereßlingen fahrenden, 41 Jahre alten Pho­tographen Martin Bergmann von Hohenstaufen, lief ein 15- j jähriger, nicht normaler Hilfsschüler in -das Rad hinein, trotz­dem der erstere rechtzeitig und bis zum letzten Augenblick War­

nungssignale abgegeben hatte. Der Führer wurde mit voller Wucht zu Boden geschleudert, während seine Begleiterin sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Die ärztliche Un­tersuchung ergab bei Bergmann einen Schädelbruch mit schwe­rer Gehirnerschütterung.

Ulm, 17. Juli. (Der brennende Heuwagen.) Ein Bauer fuhr mit einem stark beladenen Wagen Heu aus der Stadt. Bei den Ehinger Anlagen mochten ihn Passanten darauf aufmerk­sam, daß das Heu brenne. Das erstaunte Gesicht des Bauern war unbeschreiblich. Mit Hilfe von einigen Arbeitern wurde der Wagen nm-gesturzt, die Feuerwehr bekämpfte -das hell bren­nende Heu. Ein un-gebeurer Rauch und nicht zu beschreiben- -der Gestank verbreitete sich über die -ganze Gegend. Die Lösch­arbeiten machten keine besonderen Schwierigkeiten, bedurften Wer größter Aufmerksamkeit, um zu verhüten, daß -durch flie­gende Funken weitere Brandstiftung entstand. Die Ursache des eigenartigen Brandfalls konnte nicht fest-gestellt werden.

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Wilferdingen, 16. Juli. Ein 20 Jahre alter Kraftfahrer von Pforzheim stieß an einer scharfen Straßenbiegun-g mg einem -aus entgegengesetzter Richtung kommenden Lastauto zu­sammen. Der Kraftfahrer wurde überfahren und starb kurze Zeit darauf. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.

Karlsruhe, 17. Juli. Die Karlsruher Herbstwoche, welche für den September vorgesehen ist, wird auch mit einem aleman- nisch-pfälzisch-frä-nkischen Sonntag verbunden sein, der am 2i. September stattfindet. Das Programm enthält unter ande­rem: ein heimatliches Festspiel unter Mitwirkung des Landes­theaters und verschiedener Vereine, große landwirtschaftliche Ausstellung, heimatliche Volksbelustigungen im Stadtgarten, Festzug usw.

Straßburg ist deutsches Gebiet! Die Tatsache, daß Straß­burg in den offiziellen Berichten der amerikanischen Weltflieger alsdeutsches Gebiet" bezeichnet wurde, hat bei -der französi­schen Regierung Helle Entrüstung hervorgerufen, so daß der amerikanische Botschafter in Paris sich gezwungen sah, wegen diesesgeographischen Irrtums" seiner Negierung um Ent­schuldigung zu bitten. Washington war so davon überzeugt, daß Straßburg zu Deutschland gehört, daß -es statt des amerika­nischen Luftattachees in Paris den Berliner Attachee nach Straßburg entsandte, um -die notwendigen Vorbereitungen zum Eknpfang der Flieger zu treffen. Die Ankunft des Atta- chees in Straßburg hat erst die Aufmerksamkeit der französi­schen Behörden auf die Stellen des amerikanischen Communi- gues gelenkt, wo die Landung der Flieger inStraßburg, Deutschland", angekündigt wird. DemIrrtum" -der Washing­toner Regierung kann man eine symbolische Bedeutung bei­legen. Denn eigentlich ist er ja kein richtiger Irrtum; die Washingtoner Regierung hat zwar nicht die durch Gewalt ge­schaffene Tatsache der veränderten äußeren Zugehörigkeit, wohl aber die durch die Geschichte und die Abstammung der Bewoh­ner innere Zugehörigkeit Straßburgs zum deutschen Gebiet durchaus richtig eingeschätzt.

Die Hebungsversuchr in Scapa Flow. Wie vor kurzem berichtet wurde, hat man seit einiger Zeit große Vorbereitun­gen zur Hebung der versenkten deutschen Kriegsschiffe gemacht. Ende Juni sollte der erste Versuch mit dem Zerstörer V 70 ge­macht werden. Stürmische See jedoch -vereitelte den Plan, und er wurde verschobenbis zum ersten schönen Tag". Nur die

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Mik einem Gemisch von lächelnder Neugierde, von in­nerer Ablehnung verfolgte Medell später, als man M Tisch ging, wie Frank Barry Fräulein Virginia Meßmer «m Arme führte. Man hafte im ganzen durchaus zwangjios eine bunte Reihe gemacht- In der Nähe der beiden, faßt unmittelbar gegenüber, postierten sich die allen Meßmers. Die Stellungen zur Eröffnung der sensationelle» Mrttciiung- waren somit gewählt. Seine ruhigen blauen Augen suchten Zyria. Sie schien.sich, absichtlich die Wahl eines Trschherrn vermeidend, ziemlich ans Ende der Tafel gesetzt zu haben, um! der Dienerschaft die nötigen Winke zu geben. Der immer­hin primitivere Rahmen dieses Sommerfestes und das Ser­vieren in dem aufgeschlagenen Zelt erforderten immer neue Anordnungen. Er hätte gern den Rechtsamvalt unmittel­bar neben sich gehabt, um vielleicht diese oder jene Ansicht mit dem Vormund auszulauschen, wenn man nachher die große Neuigkeit erfuhr. Aber Dr. Forgiß hatte seinen Platz zwischen zwei älteren Herren ihm schräg gegenüber gewühlt. Gleich ihm in dem sichtlichen Bestreben, sich nicht durch eine Tischdame zu einer Ankerhaltung verpflichtet fühlen zu müssen. , -

Der Gang von kalten gekrüffelten Fasanen, die der Se- heimrak auf diesem eigenen IagdgrundftüÄ erlegt, war ge­rade abservierttund die Diener erschienen mit Schüsseln von verschiedenen, köstlich verzierten Mayonnaisen, als Herr Meßmer sich von seinem Platz erhob und mik der Spitze seines Meffers an sein Glas schlug. Dis lebhafte Unterhaltung ver­stummte. Niit.einiger Aeberraschuno sah Mn auf den Fabri­kanten. Du liebe.Aeik, war man de--- offiziell, daß

es offizielle Tischreden geben mußte. Zerr

Meßmer nur-ein heiter gehaltenes Hoch paar Werner ausbringen, um für heiter-ungezwungenen gesellschaftlichen

Vielleicht! Mau wußte, Herr litzß-

sich sehr gern Konchsimente sagen-und.SchmeicheÄEi machen.,

And sicher würde dann der alte Herr im weiße:-^llckenbarft behaglich und zufrieden schmunzelnd in seiner nalürlich-

schlichken Art für dieses Hoch danken, ohne besondere Geistes­blitze zu verraten. Wer immer freundlich und wohlwollend.

Aber während die meisten am Anfang nur mit halbem Ohre hinhören wollten, weil es sicher wäedsr mir konventio­nelle Höflichkeiten zu hören gab, wurde 8er Ausdruck aller Gesichter immer gespannter. Herr Wedelt,, als Eingeweihter in die Sikuatton, verfolgte es mit Neugierde und Genug­tuung. Wie platt war doch diese ganze Gesellschaft, wie ohne innere gegenseitige Anteilnahme, wie einzig ans Ab­wechslung, Zerstreuung, auf Sensation war «a« hier ein- gesteM

And dann ging es wie ein dur ch ei nand erschwirrender Nus des Erstaunens, der Aeberraschung, der plattestsusNssgierde durch die ganze Schar der Anwesenden. Mi «MeS Braut­paar! And obendrein Virginia Meßmer, die Wstsvaganke, Sie ewig flirtende Sportdame, der schillernde Schmierling, die als Braut! Das war eine doppelte SensMou!

Nein, eine dreifache! Denn daß sie sich nicht einen schnei­digen Offizier, nicht irgend einen smarten Tennisparkner vielleicht einen Engländer vielleicht auch gar als Kaprice den feschen, jungen Bonvivant zum Gatten auserwählt, son­dern den jungen Doktor Frank Barry, der erst in diesem Winter in der hiesigen Gesellschaft aufgetauchk war, das war ganz entschieden die dirtte Sensation. Der junge Arzt hatte bis jetzt kaum über den.Durchschnitt der andern jungen Herren herausgeragt. Er war allerdings ein guter Tänzer, machte in den Gesellschaften eine gute: Figur/unterhielt 'eine Damen auch ganz Leidlich, aber schließlich war er eben doch ein Durchschnittsmensch, der von auswärts hereingeschneit kam, dessen Familie hier nicht wurzelte, der sich an gar kei­nem Spork beteiligte, kurz, man war überrascht, daß sie, Virginia Meßmer, sich nach all ihren Flirten auf diesen Mann kaprizierte.

Die Augen aller Anwesenden vereinigten sich auf das Brautpaar- Es bot äußerlich das traditionelle, glücklrch- lächelnde Paar, wie man es gewohnt war. Vielleicht, daß in dem interessanten Gesicht von Virginia ein leises, fast spöttisches Lächeln in den feinen, für ihre ganzen Züge so charakteristischen Mundwinkeln für den Schärserblickenden sstand.

Herr Fabrikant Meßmer ließ sich mik einer Geste von sichtlicher Befriedigung auf seinen Platz nieder. Ja, er war

zufrieden und auch die wohlbeleibte Frau Meßmer an seiner Seite strahlte offenkundig über ihr ganzes, ewig gerötetes Gesicht. Beide hatten die Genugtuung, daß der Gesellschaft durch die überraschende Verlobung ihrer Tochter gründlich und endgültig das Lästermaul gestopft war. Virginia war doch wirklich eine ganze Hexe. Sie hatte die ganze Geschichte heute tatsächlich mik zielbewußter Energie und kluger Schnel­ligkeit im Handeln zum Klappen gebracht. Kein einziger hier !m Kreise würde es jetzt noch wagen, auf ihre Tochter mit Fingern zu deuten und über ihre Beziehungen zum jungen Bonvivant zu lästern, die jetzt durch das überraschte Rendez­vous von neuem ein starker Gesprächsstoff geworden war.

Der beste Beweis für ihren Sieg, den Virginia bei ihrem schwankenden Namen in der Gesellschaft jetzt davongekragen. war, daß das Geschwisterpaar Werner sich jetzt erhob, auf das Brautpaar zuging, um als erste zu gratulieren. Ja, Fräulein Amanda Werner, die so moralisch altmodisch an­gehauchte Königin der Gesellschaft, wünscWe ihr mik großer Lebhaftigkeit Glück, und man wußte nicht, galt diese Leb­haftigkeit ihrer Freude oder ihrer Aeberraschung allein.

Dann folgten alle die andern Gäste dem Beispiel der Gast­geber. Es war w-e ein richtiges Eerek. And Virginia be­herrschte vollk -m m ' -ir die Situation. Sie stand, ihr Glas in der Hand, neben ihrem ichuen Verlobten «nd stieß lächelnd mit jedem an, der an sie herantrak, um ihnen Glück zu wünschen. SA tat cs mit-Einer solch verbDffenden Sicher­heit, daß alles glaub;,:, die^Sache sei mindestens schon seit einigen Tagen voroereftst, rM der von Frau Lieserich ver­breitete Klatsch von dem gestMen Rendezvous sei «olle Ka­mellen", das. heißt: eine afteGrMichte und nicht erst neueren Datums.

Auch Frank, plötzlich so gaitzchnd gar aus dem Rahmen der übrigen Gäste heransgehobeHNeachket, von vielen neu­gierig betrach btt und bestaunt, fiiWe sich in seiner Eitelkeit sehr geschmeichelt. Die Rolle gefiekMn. Gefiel ihm wirklich sehr gut! Mit gFchftlttsr BerechnLW .hielt sich Virginia so nahe an seiner Seite, so dicht daß esttast ein Anschmiegen war. And ihm, der in solchem Aebermcch ans Sichere Sachen Werk legte, der das Bedürfnis hatte, ohne Hespiidere eigene Mühe mit Geld, mik Ehren ein? beneidete uW beachtete Rolle zu spiele«, ihm wurde es w-e in einem .Rausche zumute.