Meinung Italiens ist an einem Verschleppen der Reparationsfrage und anderen Nachkriegsproblcmcn nicht interessiert. Alles Interesse dort konzentriert sich auf die Innenpolitik. Für Italien ist also die Möglichkeit gegeben, durch eine geschickte Haltung auf der Londoner Konferenz ohne aufsehenerregende Diskussionen in Presse, Parlament oder in der Oeffentlichkeit viel für die italienischen nationalen Dinge im Orient erreichen zu können
Der kommunistische Gruß im Papierballe».
In einen: aus Deutschland importierten Papierballen entdeckten Arbeiter der staatlichen Münze in Petersburg einen Zettel, auf welchem die Arbeiter der Papierfabrik in Sachsen, von welcher das Papier geliefert war, einen Gruß an ihre russischen Arbeitergenossen geschrieben hatten. Wie die Sowjetpresse berichtet, wird darin die Lage „in dem geknechteten Sachsen" als kaum mehr erträglich bezeichnet.
Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 16. Juli. Die Geschäftsstelle der Bauausstellung Stuttgart beabsichtigt, zur besseren Ermöglichung des Besuchs der Bauausstellung und der Gartenbauausstellung in Stuttgart voraussichtlich am Sonntag, den 27. Juli d. Js., einen Sonderzug Pforzheim—Stuttgart zu führen, der auch vom Enztal aus mit dem Frühzug benützt werden könnte. Fahrpreis und Eintrittspreise in die Ausstellungen werden dabei bedeutend ermäßigt. Es wird schon setzt auf diesen Plan aufmerksam gemacht. Sobald die Sache endgültig fsststeht, wird Bekanntmachung erfolgen.
x Birkenfeld, 16. Juli. In den letzten Tagen fand die Gemeindevisitätion durch den Oberamtsvorstand, Oberamtmann Wagner-Neuenbürg, statt. Bei der sich an die Visitation anschließenden Gemeinderatssitzung wurde noch über verschiedene Gegenstände verhandelt. Sodann konnte Herr Oberamtmann Wagner als Ergebnis der Prüfung der Gemeindeverwaltung ein recht befriedigendes Zeugnis ausstellen. Insbesondere sprach er seine Freude darüber aus, daß in der Gemeindeverwaltung so gearbeitet werde, wie es ein gesunder Fortschritt erfordert und wie es sich praktisch erweise in der zur Zeit im Bau begriffenen Baumgarten- und Silcherftraße. Die rasche Entwicklung der Gemeinde erfordere noch manches, so sei es z. B. ein dringendes Bedürfnis, ein Feuerwehrmagazin zu bauen. Auch an die Errichtung eines Schlachthauses müsse herangegangen werden und wenn die Entwicklung Birkenfelds in Zukunft so weiter schreite, wie vor dem Krieg, müsse später auch an einen Rathaus neu- bau gedacht werden. Herr Oberamtmann Wagner schloß die Sitzung mit den besten Wünschen für das künftige Wohlergehen der Gemeinde. Herr Schultheiß Fatzler dankte dem Herrn Oberamtsvorsteher für seine freundlichen Wünsche und gab der Hoffnung Ausdruck, daß Herr Oberamtmann Wagner, der im September den Bezirk verläßt, nicht allein den Bezirk Neuenbürg, sondern auch die Gemeinde Birkenfeld in gutem Andenken behalten möge.
x Birkenfeld, 15. Juli. Am letzten Sonntag drohte im hiesigen Gemeindewald ein Brand ausznbrechcn. Durch das schnelle Eingreifen eines Teils der hiesigen Feuerwehr konnte das Feuer gelöscht und auf seinen Herd beschränkt werden. Vermutlich ist das Feuer durch abkochende Wandervögel entstanden, die in leichtsinniger Weise weitergegangen waren, ohne das Feuer ganz auszulöschen. Wäre der Brand nicht gleich entdeckt worden, hätte der Gemeinde ein ungeheurer Schaden erwachsen können. Ein solch unverantwortliches Treiben der wanderlustigen Jugend muß verurteilt und gerügt werden.
Pfinzweiler, 15. Juli. Letzten Sonntag, den 13. Juli, unternahm der Gesangverein Eintracht diesen Sommer seine dritte Sängerreise, und zwar nach Weiler, wo anläßlich des 25jähri- gen Jubiläums der Gesangverein Eintracht, Weiler, einen Wettgesang veranstaltete, woran eine größere Zahl von Vereinen teilnahm. Unserer wackeren Sängerschar unter der bewährten Leitung ihres sehr tüchtigen Dirigenten Ernst Hüll war es beschieden, einen la-Preis mit 16 Punkten in der dritten Landklasse zu erringen. Möge der Verein weiter blühen und das deutsche Lied pflegen. Am selben Tage errang der Gesangverein Ittersbach unter der Leitung von Ernst Höll ebenfalls einen la-Preis mit 19 Li Punkten in der zweiten Landklasse. Hoch deutsches Lied, hoch deutscher Sang!
Schömberg, 15. Juli. Am Sonntag, den 13. Juli, tagte hier unter Leitung des Herrn Oberamtsarztes Dr. Betz-Calw der ärztliche Bezirksverein X. Die Verhandlungen fanden im Park des Sanatoriums Schömberg statt. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten hielten die Herren Dr. Wälder,
Chefarzt des Sanatoriums Schömberg, Dr. Eoersbusch, Chefarzt des Sanatoriums Schwarzwaldheim, und Dr. Dorn, Chefarzt der Heilstätte Eharlottenhöhe, fachwissenschaftliche Vorträge, an deren nachfolgenden Diskussion sich Herr Dr. Schröder, Chefarzt der Neuen Heilanstalt, und die Herren Referenten beteiligten. Hieran anschließend wurde im Saal des Sanatoriums Schömberg ein gemeinsames Mittagessen eingenommen, während dessen Herr Dr. Eversbusch auf die Damen toastete, sowie die Herren Oberamtsarzt Dr. Betz, Dr. Wälder nnd Schultheiß Hermann Ansprachen Hielten. Den Schluß bildete eine Besichtigung der Heilstätten und hochbefriedigt über das von Seiten der Sanatorien nnd des Kurvereins Gebotene verließe:: die Herren Aerzte mit ihren Damen unseren gastlichen Kurort.
Freudenstadt, 16. Juli. (EMosion.) Aus unaufgeklärter Ursache entstand beim Schwarzenbachwerk ein Brand, der eine Explosion zur Folge hatte. Der 21 Jahre alte Arbeiter Bäuerle ans Schönmünzach erlitt dabei den Tod, der ledige Niet- liammer aus Wolfsbrunnen schwere Verletzungen, denen er im Laufe des Nachmittags erlag. Ein dritter Arbeitnehmer erlitt leichtere Verletzungen. Näheres wird die Nirtersuchung ergeben.
Stuttgart, 16.'Juli. (Landw. Hanptfest 1921 .) Die Anmeldefrist für die Abteilung 2 (Ausstellung lcrnd- und haus- wirtschaftlicher Maschinen. Geräte und andere Bedarfsgegenstände) ist auf zahlreiche Gesuche hin bis zum 1. August 1921 verlängert worden, ohne einen besonderen Zuschlag für die Standgelder zu erheben.
Stuttgart, 16. Juli. (Aufklärung der SkelettfMde.) Dis Persönlichkeit des Paares, dessen Skelette am letzten Sonntag durch Zufall in einem Waldstück bei Rohr entdeckt worden sind, ist Lurch die polizeilichen Erhebungen inzwischen einwandfrei festgestellt worden. Es handelt sich um den zum Antritt einer Freiheitsstrafe und wegen Bandendiebstahls schon längere Zeit steckbrieflich verfolgten, 28 I, n. ledigen Hilfsarbeiter Robert Wörner von Möhringen und dessen Geliebte, die gleichfalls von der Polizei und Gerichtsbehörden gesuchte 28 I. a. Menstmagd Wilhebnine Weigle vorn Reutlingen, zuletzt gleichfalls in Möhringen a, F, aufenthältlich. Der Selbstmord ist mutmaßlich schon im November v. Js. verübt worden,
Stuttgart, 16. Juni. (Berbandstag der Alldeutschen.) Der diesjährige Berbandstag des Alldeutschen Perbandes findet am 30. und 31. August in Stuttgart statt.
Tübingen, 16. Fuli. (Ungezogene Burschen.r Am-Sonntag) den 6. Juli waren verschiedene junge Leute von Dußlingerr in de? Bahnhofwirtschaft. Als sie sich nachts auf den Heimweg begaben, schreckten sie die Einwohner mit dem Rufe „Feuer" ans dem' Schlafe. Sofort erschien die Feuerwehr in Gestalt von einigen be-! herzten Männern. Für ihren Mutwillen erhielten die Burschen eine gehörige Lektion. Am letzten Sonntag etwa um 0,10 Uhr erschienen nun zu Rad und zu Wagen etwa 2V jüngere Leute, mit Gewehren, Revolvern und Messern beivaffnet nm ihre Genossen zu rächen. Sie eröffneten in der Mitte des Orts eine regelrechte Schießerei. Das Schnlthcißenamt telephonierte sofort mir Landjäger und Polizeiwehr. Als diese erschienen, hatten die mutigen Kämpfer den Ort, jedenfalls nichts Gutes ahnend, schon verlassen. Wie man hört, wurden sie noch nachts verhaftet nnd nach Tübingen eingeliesert.
Tübingen, 16. IM. (Der Zusammenbruch der Gvwevbe- bank.) Eine im „Hirsch'" abgehaltene Generalversammlung! der Gewerbebank war äußerst zahlreich besucht und nahm einen fast stürmischen Verlauf. Der dem Aussichtsrat angehörende Flaschnermeister Henne leitete die Versammlung. Nach den Mitteilungen von Gerichtsnotar Schiihle ist die Leitung der Gewerbebank den Wechselfälschungen der Firma Maurer zum Opfer gefallen. Dieser schuldete der Bank im Januar 3500 Mark, im Februar 5000, anfangs März 13 000, Ende März 10 000 Mark. Dazu kamen die Wechselfälschungen in Höhe von 86 000 Mark, so daß die Gesamtschuld Maurers mit Zinsen und Spesen sich auf 138 000 Mark beläuft. Die Ausstände betragen 106 000 Mark. Im Konkursfalle stehen Aktiven inr Betrag von 112 000 Mark 271 000 Mark Passiva gegenüber. Berbandsrevi- sor Schumacher setzte sich lebhaft für die Weiterführung der Bank ein auf Grund eines Vorschlags für gütliche Vereinbarung. Aus der Versammlung wurden gegen Aussichtsrat und. Vorstand scharfe Klagen laut und man konnte es nicht verstehen, wie derartig hohe Kredite gewährt werden konnten. Die Aufsichtsratsmitglieder Henne und Jäger beteuerten, daß sie vor: der Kreditgewährurig keine Kenntnis gehabt hätten. Ein Versammlungsteilnehmer hob hervor, man habe Schwindlern nnd Schiebern Geld gegeben, kleineren Geschäftsleuten aber mit realen Sicherheiten nicht. Weiter wurde mitgeteilt, daß die Gewer- bebank der Dresdener Bank in Stuttgart 58 000 Mark schuldet, der Dresdener Bank in Frankfurt 22 000 Mark, der Stuttgarter Bank 15 000 Mark, der Zentralkasse 81 000 Mark und dem
Staatsrerrtamt 21 000 Mark. Bei der Abstimmung über den Vergleichsvorschlag wurde die gütliche Vereinbarung mit überwältigender Mehrheit abgelehnt und damit auch die Zeichnung der Geschäftsanteile von'500 Mark und der Haftsumme von 600 Mark. Laut „Tübinger Chronik" wird die Folge dieses Beschlusses sein, daß in den nächsten Tagen über die Gewerbe- bauk der Konkurs verhängt wird.
Reutlingen, 16. Jnli. (Lebensrettung.) Ein des Schwimmens unkundiger Mann von 22 Jahren geriet beim Baden im Neckar bei Kirchentellinsfurt in eine tiefe Stelle und versank. Eine große Zahl Badender und Zuschauer konnte dem mit dem Tode Ringenden keine Hilfe bringen. Im letzten Moment sprang der 17 Jahre alte Schwimmer Albert Ostertag vom 1, Schwimmvercin Reutlingen dem Ertrinkenden nach und rettete ihn unter Einsetzung seines eigenen Lebens vom sicheren Tode.
Schwenningen, 16. Juli. (Der Mehlprozeß.) Zwischen dem städtischen Wirtschaftsamt bzw. der Stadtverwaltung und der Firma Christian Stähle, Mehlgroßhandlung hier, herrschten wegen der Lieferung von Mehl Differenzen, Diese führten zum Prozeß, bei dessen Entscheidung das Landgericht Rottweil der Klage der Firma Stähle stattgab und die Stadt kostenpflichtig verurteilte, das gelieferte Mehl abzunehmen und den vereinbarten Preis voll zu bezahlen. Infolge ldes inzwischen eingetretenen rapiden Falles der Mehlpreise erwuchs der Stadt ein beträchtlicher Schaden, so daß die Affäre unter der Bevölkerung große Erregung hervorrief. Das Oberlandesgericht Stuttgart als Berufungsinstanz hat nun aber die Entscheidung getroffen: „Der Berufung der Stadt Schwenningen gegen die Firma Christian Stähle. Mehlgrotzhandlnng in Schwenningen, wird stattgegeben und die Firma Stähle kostenpflichtig verurteilt, das gelieferte Mehl zurückzunehmen und der Stadt Schwenningen allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch die'Klage der Firma Stähle erwachsen ist."
Heiöenheim, 16i Juli. (Ein Zeichen der Not in der Landwirtschaft.) Bei der staatlichen BezirksrinÜviehschau waren als Preisrichter tätig Landesökonomierat Schmucker nnd Ober- amtstrerarzt Häberle-Nkm. Die Anmeldung und Zufuhr war schwach. Die Qualität der Tiere hat nicht befriedigt, es wurden deshalb wenig Preise znerkainnt,
Sontheim a. Br., 16i Juli. (Der erste Erntewagen.) Gestern wurde hier die erste Getreideernte, drei Wagen Wintergerste, von dem Bauern Mayer erngefüh-tt:
BsrnMisthtEK.
Dir Wildschweinplage in den Pfalz nimmt derart über- 'hanS, daß die pfälzischen Landwirte immer dringender Abhilfe für die Wildschäden Verlangen. Die in der Nähe von Waldun- igen gelogenen Felder) hauptsächlich Kartoffeläcker, werden von :den Wildschweinen, die in Rudeln bis 50 Stück auftreteu, vollständig verwüstet. Eine Bekämpfung des Schwarzwildes durch die deutschen Behörden ist jedoch vollständig unmöglich, weil die Privatjagdpächter die von. den Franzosen beschlagnahmten Staatswaldiingen, in denen das SckiwarzwW seinen Standort hat', nicht betreten dürfen.
Handgranatcnling-ück. Beim lieben mit .Handgranaten der hessischen Schutzpolizei in Babenhausen wurde durch zu frühes Abziehen der Granate ein Unglück hervorgerufen. Von den -übenden Mannschaften wurden zwoii getötet und mehrere verletzt.
Hanrnnmns erweitertes Geständnis. Wie die Blatter aus .Hannover melden, hat der Massenmörder Haarmann nunmehr 13 Morde eingeftanden. In den letzten Aussagen hat Haar- m.ann den mitbeschuldigten Grans schwer belastet^ gegen den auch anderes Beweismaterial vorlisgt, .so daß seine Mittäterschaft an Len Verbrechen nicht mehr in Zweifel: zu ziehen ist. Nach dem ärztlichen Gutachten stammen die bei der Absuchung der Leine gefundenen Knochen von 21 Dien sehen. Es können sich jedoch darunter auch Körperteile von Verunglückten oder Selbstmördern befinden. Auf Grund der bisherigen Unterlagen kann jedoch mit Sicherheit gesagt werden, daß es sich um wenigstens 20 Opfer handelt.
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Der Tä«Z »m das gMwne Kalb
Z8j
Don Erica Grü-pe - Lörcher
(Nachdruck verboten.)
«3a, das ist aüertMgs U« Hanptsache!' pflichtete Zyria bei. Dann schwieg ste, es war ihr unmöglich, diese Art von UntertMima sortzusetzen. Ein Ekel Keg in ihr aus, ein würgender Ekel, dich es Menschen mit solcher Lebensauffassung gab. Und ein wütender Aerger über sich selbst, diesem Manne ihre Me Zuneigung, ihre geheimsten Gedanken geschenkt zu haben. Aerger, ja noch mehr als das: Beschämung, Zorn, Empörung über sich selbst. Sie wurde sich klar, daß sie ihn nicht mit klaren kritischen Augen angesehen und geprüft hatte, sondern all sein Tun und Reden mit ihrem Schleier der Zuneigung umwoben und zugedeckt. Wie eine plötzliche Erinnerung kam ihr jetzt der Moment, da sie das kleine Mädchen von der Ballettschule mit schmerzende: ..Fuße in der Garderobe am Festabend von Werners liegen, hatten und Frank in seinen Bemühungen um das Kind sehr ernüchtert wurde, als er horte, es sei nicht das Kind vermögender Ellern, sondern armer Leute. Das war so charakteristisch
.gewesen.!.-- -r.L: .
Ein Mann, der nur das. Ziel kannte, reich zu «erden und Ansehen zu gewinnen. Der Tanz um das goldene Kalb! And unter, dieser Lebensauffassung wählte er sich jetzt seine Leb'ensäefährtin. ^
Ob er das Glück damit finden würde?
Zyria richtete sich wie unter einem Entschlüsse auf- Was hatten sie sich hier eigentlich noch'zu sagen? So schritt sie auf den Tisch zu, legte eine feine weihe Serviette Oer das PoweKän/das hier zur Reserve stand, und sagte, in einen andern Ton verfallend: '.Ich muß nun zu der Gesellschaft zurück, denn man wird gleich zu Tische gehen. Laß mich noch nach dem Rechten sehen. Fräulein Werner überräßk mir gern das alles. Also, es war sehr nett von dir, daß du wir als erste. Äs Zagendgespielin deine Verlobung mit- keilst." -
Sie suchte noch nach Worten, denn keines schien ihr jetzt gleichgültig genug, um ihre Gefühle z« zeigen. Aber er kam ihr zu Hilfe und meinte: „Es ist besser, man sieht uns beide nicht zusammen hier aus dem äagdhäuschen kommen. Virginia ist, glaube ich, eifersüchtig auf dich, weil sie wohl fühlt.
daß ich Interesse für dich habe. Ich gehe also lieber einige Augenblicke vor dir voran!"
.Ja! Gehe nur!"
Da er hinaustrak und ihn schon wieder vollkommen: der Anblick der Gesellschaft beschäftigte, hörte er nicht, mit welcher Betonung sie ihm diese Morte nachries. .Ja! Gehe nur!" Sie vermochte jetzt einen Schwall von Verachtung in diesen Zuruf zu legen. Ja, mochte er gehen! Aus ihrem "ecken scheiden! Für sie war er in dieser Stunde gestorben. Eine langjährige, zuerst halb unbewußte, dann stlll-sehnsuchksvÄle Jugendliebe wurde jel' von ihr emgesargk. In ihre Bitterkeit, in ihren plötzlich wieder aufzüngelnden Schmerz mischte sich jetzt, jedes ändere Gefühl mederpressend, die Ueber- zeugung:
.Er war meiner nicht werk! Wie unglücklich wäre ich neben ihm geworden! Wie danke ich dem Schicksal, daß cs mir die Augen öffnete und unfern Weg getrennt hat!"
Für Sekunden stand sie allein im Zimmer und verbarg das Gesicht in beide Hände. Diese Stunde war schwer. Schwer, sie alleine durchzukämpsen! Schwer, im sofortigen Uebersehen und Durchdringen der für sie überrascht herein- brechenden Situation nicht nur Haltung zu bewahren, sondern ihm ihren Stolz zu zeigen. Aber sie war innerlich über sich Meisterin geworden! Ohne zu schwanken. Ohne ihm eine Blöße zu geben!
Dessen war sie stolz. Und so würde sie jetzt in innerer Fassung ihren Lebensweg weilergehen!
Dann schritt sie hinaus. Gesellte sich den andern wieder zu. Und ste wußte: sie würde ihre Selbstbeherrschung bewahren können! -
Als sich drinnen im Iagdhäuschen die Tür wieder schloß, richtete sich eine stattliche Männergesialk, die auf der Bank unmittelbar neben dem Fenster ruhig, fast zusammengekausrt im wortlosen Lauschen gesessen, langsam auf. Das ernste, versonnene Gesicht nahm einen andern Ausdruck an. Es war Wedell, als kehre seine Gedankenwelt in die Jetztzeit zurück-
Was hakte er erlebt? War es nicht ein Traum? Aber zu genau entsann er sich jeden Wortes. Zu genau hatte er mit tiefsten Empfindungen, mit heißem Ineresse dem ganzen Vorgänge dort drinnen gelauscht.
Eine einzige Empfindung rang sich deutlich mit sieghaftem
Gluck in ihm durch: Zyria war frei! Das Schicksal meinte es gnädig. Es hakte sie in letzter Stunde vor einer unglücklichen Ehe bewahrt. Hatte i h n davor bewahrt, mit gebundenen Händen Zusehen zu müssen, wie ein Unwürdiger sie ihm wegholte. — Sie war frei, auch innerlich! Wenn er auch mit feinem Takte fühlte, daß sie durch die Haltung von Frank enttäuscht gewesen war-, sie würde diese Ent
täuschung um so sieghafter überwinden, als sie ihn durchschauen gelernt hatte, als seine ganze Kläglichkeit ihr offenbar geworden war. Und der Stolz, mit dem sie Frank eben herbe begegnete, bewies Wedell, sie würde über dieses ganze Erlebnis hinwegkommen. Und dann war die Bahn für ihn frei!
Ein lautes Lachen und Scherzen klang zu ihm herüber.. Man schien sich wirklich noch immer bei dem Rasenspiel zu belustigen. Um so angenehmer für ihn. Es wäre ihm ein Zwang gewesen, wenn man schon jetzt zur Abendtafel gegangen und ihn aus seinen Gedanken gerissen hätte. — So lehnte er sich nochmals an die Lehne der Bank zurück. Wie mit einem stillen, erleichterten Anfseufzen.
Ein unendlich süßer und .,rrter Duft umhauchte ihn. Rings die Wand des Iagdhäuschens umspannken einige Stämme wilder Rosen. Schnell waren sie emporgewuchert und hakten in wenigen Jahren das ganze Häuschen umsponnen, über das Dach hinweg, von allen Seiten emporklinnnend, als reichten sich droben auf dem Dachfirst die zusammenwuchernden Zweige die Hände. In wenigen Tagen würde jetzt im Frühsommer das ganze Häuschen von einem Schwall kleiner zartrosa Rosenbüschel überzogen sein. Schon begannen die Blüten sich mit ihrem feinen süßen Hauch zu erschließen. Und plötzlich erschien ihm dieser Duft der wilden Kletterrosen als etwas Heimatliches, Wohlbekanntes!
Auch auf seiner Besitzung, in seinem parkähnlichen Garten nahe dem Herrschafkshause stand eine Laube, die mit den gleichen Mildrosen überwuchert war! Mehrinals hatte er in letzter Zeit allein abends in seiner Laube gesessen und dann waren seine Gedanken viel zu Zyria gewandert, Hallen sie in der Frage gesucht, ob der Tag kommen würde, da sie vielleicht als seine Herrin, als sein gesiebtes Weib hier neben: ihm sitzen »ürde.-
(Fortsetzung folgk.)