verständiger für Finanzfragen. Italien wird vertreten werden durch den Finanzminister de Stefani, den Wirtschaftsminister Nava und den Londoner Botschafter della Toretta; Belgien dirrch den Ministerpräsidenten Theunis und durch Hymans. Südslavien, Griechenland, Portugal und Rumänien werden durch ihre Londoner Botschafter oder Gesandten vertreten sein, denen aus der Heimat Sachverständige für Reparationsfragen beigegsben werden. _ __ ^

Aus Stadt,, Bezirk Md UMFedrmg,

Neuenbürg, 12. Juli. (Angestelltenversicherung.) Alle ein­mal auf Grund des tz 380 des Angestellenversicherungsgesetzes ausgesprochenen Befreiungen von der eigenen Beitragsleistung bleiben bestehen, so lange der der Befreiung zu Grunde liegende Lebensversicherungsvertvag nicht durch Ablauf, Verfall oder aus anderen Gründen aufgehoben ist, auch wenn die Prämien bis zur Auszahlung der Versicherungssumme gestundet werden. Die Befreiung bleibt aber auch dann bestehen, wenn entweder a) die alte Papiermarkversicherung unter Uebernahme der Prämienreserve oder zu besonderen Vorzugstarifen in eine neue Goldmarkversicherung umgewandeit wird, oder b) anstart und unter Aufhebung der alten Papiermarkversicherung bei dem glei­chen Versicherungsunternehmen eine neue Goldmarkversicherung abgeschlossen wird. Eine zeitliche Verlängerung der Befreiung tritt aber dadurch nicht ein, -d. h. die Befreiung fällt spätestens mit dem Zeitpunkt weg, zu dem die die Befreiung begründende Versicherung vertragsmäßig abgelaufen wäre. (Beschluß des Direktoriums vom 18. Februar 1924.)

Conweiler, 15. Juli. Der GesangvereinFreund­schaft" errang bei dem anläßlich des 25jährigen Jubiläums des GesangvereinsEintracht", Weiler, stattgehabten Gesangs­wettstreit in der 2. Sonderklasse (70 Sänger) einen Ib-Preis mit 13 Punkten als zweitbester Verein aller am Wettgesang beteiligten Vereine.

Herrenalb, 14. Juli. Zu dem gestrigen großen Sonder­konzert im Kursaal fanden sich in harmonischem Zusammenwir­ken der Männergesangverein Liederkranz, der Kirchenchor, die Musikalische Vereinigung und das Kurorchsster unter der Ge- samtleitung von Musikdirektor W. Padoni. Der Liederkranz, Chormeister Brehmayer, begann mit seinem Sängerspruch und trug alsdann den Uhland-Kreuzer'schen ChorDas ist der Tag des Herrn" mit all seinem Stimmungszauber tonschön und fein in seinen dynamischen Abstufungen vor. Kurorchester und Musikalische Vereinigung folgten mit der Militärsinfonie von Haydn und gaben die vier charakteristischen Sätze mit Schwung und Hingabe zu beifallbegrüßtem Vortrag. Julius Beckers erfolgreiche melodramatische DichtungKolumbus" ver­einigte die beiden Chöre und Orchester zur Wiedergabe eines ergreifenden Tongemäldes, das hohe Anforderungen an alle Mitwirkenden stellt. Die Rezitation übernahm Dramaturg Brandt, das Tonorsolo Heldentenor Schmidt vom Kurtheater Wildbad. Musikdirektor W. Padoni hat mit rühmenswerter Umsicht und Energie Vorbereitung und Ausführung zu schö­nem Gelingen gebracht. Bei den bescheidenen Eintrittspreisen wäre ein stärkerer Besuch wünschenswert gewesen.

Stuttgart, 14. Juli. (Bischof und Sport.) Der Sportplatz der Deutschen Jugendkraft in Degerloch wurde gestern nach­mittag von Domdekan Dr. Kottmann in Vertretung des Bi­schofs eingeweiht. Der Redner überbrachte die Glückwünsche des Bischofs und betonte, daß die Kirche durchaus keine Gegne­rin der Körperpflege sei und in Spiel und Sport ein vorzüg­liches, hochwillkommenes Mittel sehe, den Menschen zu erziehen und zu bilden. Justizminister Beyerle betonte, es komme dar­aus an, ein Geschlecht heranwachsen zu sehen, das gesund an Leib und Seele, tüchtig in seinem Beruf, wehrhaft und stark, opferbereit und entsagungsgcwöhnt seinen Weg bahne und von dem jeder einzelne durchdrungen sei von dem Gedanken, als Glied einer Gemeinschaft sein bestes geben zu müssen. Als Ort edeler Gmeinschaftspflege sei die Sportsanlage geeignet, den Sinn für Rücksichtnahme auf andere, für Treue und Brüder­lichkeit, den echten Gemeinschaftsgeist zu schaffen.

Stuttgart, 14. Juli. (Amerikanische Visum-Erteilung.) Ab Mittwoch, den 16. Juli, wird das Amerikanische Konsulat (Visa- Abteilung) Einwanderungsvisas ausstellen, die zur Einreise nach den Vereinigten Staaten von Amerika innerhalb eines Zeitraums von vier Monaten vom Tage der Ausstellung an berechtigen. Die Ausstellung der Visa erfolgt auf Grund der von der Regierung der Vereinigten Staaten erlassenen Be­stimmungen. Darin wird unterschieden zwischen Quote-Ein­wanderer, d. -h. solche Einwanderer, die auf die durch das Ein­

wanderungsgesetz festgesetzte Quote anzurechnen sind, nicht unter die Quote fallenden Einwanderern und Nicht-Einwanderern, welch letzteren Paßvisa oder Durchreisescheine ausgestellt wer­den im Gegensatz zu Einwanderungsvisa.

Cannstatt, 14. Juli. (Todessturz.) Eine grausige Todes­art wählte sich ein offeribar von auswärts zugereister Mann- Er stürzte sich vom großen Viadukt bei Münster in die Tiefe und blieb zerschmettert liegen. Man nimmt an, daß er sich von Cannstatter Seite ungesehen auf den Viadukt begab und sich ursprünglich vom Zug überfahren lassen wollte.

Welzheim, 14. Juli. (Ertrunken.) Im Ebnisee ist ein Herr aus Stuttgart, der mit einer Gesellschaft im Auto ge­kommen war, beim Baden ertrunken. Es scheint, daß er mit vollem Magen in das Wasser sprang und einen Schlagansall erlitt. Merkwürdigerweise hat, trotz des starken Besuches am See, niemand den Mint besessen, dem Verunglückten, der nach einm Kopfsturz nicht mehr erschien, nachzuspringen. Schließ­lich sprang die Gattin des Verunglückten selber in den See, um ihren Mann zu suchen. Sie konnte nur mit Mühe wieder an das Ufer gebracht werden.

Waiblingen, 14. Juli. (Schweres Automobilunglück.) Zwi­schen Endersbach und Waiblingen ereignete sich Sonntag abend 9>s Uhr ein schweres Automobilunglück. Die Insassen, ein Chauffeur und drei Ehepaare, hatten sich im Remstal den Wein gut schmecken lassen. Der Wagen, der einem Stuttgarter Bankier gehört und dem Chauffeur zu einem Ausflug über­lassen worden war, sauste von Endersbach her und geriet bei einer Kurve, die falsch angeschnitten wurde, über den Straßen­rand und überschlug sich zweimal. Die Insassen wurden her­ausgeschleudert. Einer der männlichen Insassen war sofort tot, wärend die drei anderen schwer verletzt wurden und im Laufe der Nacht im Waiblinger Krankenhaus starben. Die Da­men kamen mit leichteren Verletzungen -davon und sind außer Lebensgefahr. Das Automobil ist nur wenig beschädigt.

Herrenberg, 14. Juli. (Selbstmord.) Der 54 Jahre alte Georg Junger von Haslach ließ sich in selbstmörderischer Ab­sicht vom Schnellzug überfahren. Der Lebensmüde lag vor­dem Uebergaug -bei Haslach, als -der von Eutingen kommende Abendschnellzug heranbrauste. Auf die Notsignale -des Schnell­zugs hielten beide Züge, aber das Unglück war bereits ge­schehen. Dem auf den Schienen Liegenden wurde der Kopf vollständig vom Rumpfe getrennt und Arme und Beine zer­schmettert. Teile der Schädeldecke wurden 20 Meter weit weggeschleudert. Der Tote, -der schon längere Zeit geistig nicht mehr ganz zurechnungsfähig und auch in starkem Maße dem Trünke ergeben war, hinterläßt eine Frau und fünf Kinder im Alter von 12 bis 22 Jahren.

Riedlmgen, 14. Juli. (Die Vorgänge in Hausen.) Zu dem Rottenb-urger Urteil betr. die Ekstasen, Visionen und Offen­barungen der Helene Amann ergeht von -beteiligter Seite an die Augsburger Postzeituug die Mitteilung, daß gegen dieses Urteil seitens der Zeugen der Vorkommnisse Berufung zum Metropolitangericht in Freiburg i. Br. eingereicht wurde.

Ehingen a. D., 14. Juli. (Fette Sau.) Dieser Tage -wurde von Wendelin Maunz zur Heckenmühle ein fettes Schwein ver­kauft, das auf der städtischen Wage ein Gewicht von 750 Pfund hatte.

Oberschmeien, 14» Juli. (Obst und Bier.) Der Schmied­meister August Graser hat nach dem Genuß von Stachelbeeren Bier getrunken, worauf sich alsbald große Schmerzen ein­stellten. Graser wurde anderntags in die Klinik nach Tübin­gen verbracht und einer Operation unterzogen. Aber er war nicht mehr zu retten. Nach 2 Tagen war der rüstige, kaum dreißigjährige Mann eine Leiche.

Langenau, 14. Juli. (Ein Rechtsstreit.) In dem Rechts­streit zwischen dem württembergischen Staat und der hiesigen Stadtgemeinde hat nun das Landgericht Ulm das Urteil ge­sprochen. Der Staat hat 1910 von -der Stadt Langenau etwa 30 Hektar Gelände für Zwecke der Laudeswasserversorgung erworben und verlangte nun, daß die Stadtgemeinde Langenau in die Auflassung dieses Kaufgeschäftes willige. Die Stadt Lan­genau weigerte sich und wollte -die Auflassung erst bewilligen, wenn -der Staat den im Vertrag zugesicherten Anschluß der Stadt Langenau an die Laudeswasserversorgung vollzogen habe. Hieraus entspann sich der Rechtsstreit, der seine vorläufige Be­endigung durch den Entscheid des Landgerichts erfahren hat, durch den die Stadtgemeinde Langenau zur Auflassung ver­urteilt wurde.

75jähriges Jubiläum des Licderkranz Hirsau.

X Hirsau, 14. Juli. Am letzten Sonntag fand hier das 75jährige Jubiläum des hiesigen Liederkranzes statt. Mit dem Fest war ein Gesangswettstreit verbunden, an -dem sich 33

Vereine beteiligtem Das Fest nahm bei dem herrlichen Som­merwetter einen glänzenden Verlauf. Der Fest- und Kurort hatte das schönste Festgewand angelegt. Von >L7 Uhr ab war Empfang der auswärtigen Vereine und Festgäste. Um ^8 Uhr begann das Pr eis sin gen. Als Preisrichter waren die Herren Musikdirektor Nagel-Eßlingen und Chordirek- tor und Komponist Löffler-Stuttgart tätig. Das Preis­singen hatte eine große Zahl von Gesaugsfreunden angelockt, die trotz der furchtbaren Sonnenhitze, die sich aus dem schatten­losen Festplatz und die Zuhörermenge niedersenkte, aufmerksam den zum Vortrag gebrachten Preischören lauschten. Punkt 142 Uhr stellte sich der Festzug auf, an dem sich außer den Preis- singenden Vereinen noch 12 Gastvereine beteiligten. Auf dem Festplatz augekommen, brachte der festgobende Verein den Be­grüßungschorWeihsgruß" von Löffler zum Vortrag. Die üb­lichen Begrüßungsansprachen namens des Vereins hatte der Vereins-Vorstand Giacomind, namens der Gemeinde Schultheiß Maulbetsch übernommen. Die -Festrede hielt Hauptlehrer Ba­der. Nun folgten in reichem Wechsel die Spezialvorträge der anwesenden Vereine. Jeder Verein war bemüht, sein Bestes zu bieten und wurden die Darbietungen seitens des Publikums beifällig und dankbar ausgenommen. Um 167 Uhr fand die Preisverteilung statt. Es erhielten in

Klaffe I: Einfacher Bolksgesang: Frohsinn Wald re »nach is-Preis, Eintracht Hohenwart Is, Sängerkranz Mindersbach Ib, Liederlust Schöckingen Ib, Gesangverein Unterjettingen Ib, Liederkranz Oberkollbach lb, Liederkranz Altbnrg Ic, Liederkranz Schwann Ich Liederkrang Simmozheiin Ich Gesangverein Gültlingen III, Lieder­kranz Pfrondorf Ild, Liederkranz Oberjettinge» Ilb, Eintracht Neu- hengstett llc, Liederkranz Snlz llch Liederkranz Möttlingen Ilch Liederkranz Holzbronn Ilk.

Klaffe ll: Höherer Bolksgesang: Liederkranz Feldrenn ach lo-Preis (beste Leistung), Liederkranz Darmsheim Id, Freundschaft Tiefenbronn Ic, Liederkranz Wildberg Ic, Licderkranz Renningen Ic, B. M.-Chor Monakam-Unterhangstett Ich Freundschaft Liebenzcll Ic, Liederkranz Aidlingen le, Eintracht Effringen IIs, Sängerbund Merklingen Ila, Licderkranz Schönbronn Ilb, Liederkranz Hirsch­landen Ild, Liederkranz Liebenzell llc, Männergesangverein Weil der Stadt Ilä.

Klaffe HI: Kunstgesang: Männergesangverein Stuttgart III- Preis (war mit diesem Preis nicht einverstanden und hat ihn zurück­gewiesen), Freundschaft Dillweißenstein Ild, Mannergesangverein Gerlingen llc.

Baden

Schwetzingen, 11. Juli. In eine kritische Lage geriet eine von Speyer kommende Autofahrerin. Bei der Einmündung des Speherbachs fuhr der Kraftwagen bei dem Versuch, urnzuwen- den, direkt in den Rhein und versank. Die Lenkerin konnte sich noch im letzten Augenblick -dirrch einen Sprung in Sicherliest bringen.

Vermischtes

München, 14. Juli. Wegen seines patzigen Auftretens und seiner wiederholten Aeußeruug-en, er sei mit Leib und Seele Kommunist, geriet in Wasserburg (Oberbaycrn) der Obermon- teur Lehnbeck im Wirtshaus mit anderen Gästen iin Streit. Beim Nachhauseweg setzte er den Streit fort, der schließlich in Tätlichkeiten ausartete. Lehnbeck griff plötzlich zur Schuß­waffe und streckte den Händler Zünhiel von Penzing tat zu Baden. Durch einen weiteren Schuß wurde der Metzgergehilfe Anton Mauerer sehr schwer verletzt. Der Täter ist verhaftet.

Schlimme Lage der Pirmasenser Schuhindustrie. Die Zahl der Arbeitslosen in der Pirmasenser Schuhindustrie beträgt über 7000. Mit wenigen Ausnahmen beschäftigen die noch im Gang befindlichen Betriebe ihre Arbeiter 24 Stunden in der Woche.

Verhaftung eines Falschmünzers. In Wahn bei Köln wurde -der Althändler Hülser von deutschen und englischen Kriminalbeamten verhaftet. In seinem Hause wurden eine Druckpresse, sowie Druckplatten für englische Fünfpfundnoten und -deutsche Zw-anzig-Billionenscheine beschlagnahmt.

Eine Wasserleitung unter der Elbe.

In Sachsen ist unlängst eine interessante Wasserleitungs­anlage gebaut worden. Eine Lebensmittelfabrik bei Barby an der Elbe war auf der Suche -nach einer täglichen Wassermenge von 12 000 bis 16 000 Kubikmeter für ihren Betrieb. Da das Grundwasser auf ihrer Fluhseite wegen zu hohem Chlorgehall nicht verwendbar und auf -dem anderen Ufer weiches Grund­wasser von sehr geringem Chlorgehalt zu finden -war, so ent­schloß man sich, am jenseitigen Ufer in 200 Mieter Entfernung vorn Fluß durch 22 Rohrbrunnen eine Wasserleitung vorzu-

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Der Tanz um das goldene Kalb

!von vrka Hruxr-Lörcher - ERacPruL »erbot«,.)

Da sie ihm mit Seiner Frage, mit Seinem Worte zu Hilfe kam, atmete er einmal «es rmd schwer «uf.Es ist mir un­endlich peinlich, mav ich dir Mt faxen mutz. Aber schließ­lich halte ich es doch für z«rjM1e«der, ats wenn du es n»ch- her bei Tisch Äs fertige Tatsache hörst!"

Zyria sah ihn mit großen «staunten Augen an. Wieder kam kein Wort über ihre Lippen. Aber in ihrem Buck

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ieg jetzt ein langsames, schweres und banges Ahnen aus.

Ein plötzlicher Trotz schien über ihn zu kommen. Mein Sott, er war -och Herr seines Schicksals! «Ich habe mich vorhin mit Virginia Meßmer verlobt."

Und als sie nur ganz tonlos wiederholte: «Du hast dich mit Virginia Meßmer verlobt?" fuhr er fast hastig fort: «Ja. Ueberrascht es dich?"

Sie gab ihm auf diese schamlose, herzlose Frage keine Antwort. «Dein Schweigen bestätigt meine Vermutung. Du ast dir anscheinend Hoffnung auf mich gemacht, Zyria. Ich vielt das für nicht ausgeschlossen. Allerdings habe ich mich Anreißen lassen, dich zu Küsten-. Du hättest ja aller­

dings daraus und an der Hand unserer Jugendliebe als Qrimaner und Backfisch schließen können, ich wolle dich öc-iraken. Deswegen teile ich dir zuerst meine Ver­ödung mit, damit du nicht nachher etwa Bemerkungen satten läßt, die deine Enttäuschung merken lassen und mich als schlechten Kerl vor den andern hrnstcllen könnten-."

Jehl fand Zyria ihre Haltung auch äußerlich wieder. Es var, als ob ein tiefer, tiefer Schmerz sie erweckt habe. Senn dieser Schmerz hatte nicht nur ihr Herz, sondern auch ihren Stolz geweckt!

§Ich -ich durch eine derartige Aeußerung bloßstellen? Oh, vas denkst du denn?! Was habe ich für eine Veranlassung, 6nen so guten und edlen Menschen, wie du es bist, dlsß- justellen?"

Ihm entging in der stolzen Antwort nicht der Spott, der n ihrem Tone lag. Plötzlich änderte er seinen Ton. «Sieh nal, ick verhehle nicht, daß ick mehr als einmal gedacht Wbr, dich zu heiraten, Zyria! Denn ich habe dick wirklich -ebr lieb gehabt, ia. wirklich lieb- Du warst mir schon als

Backfisch anziehend, und du hast dich reizend entwickelt. Aber, laß uns doch ganz offen sprechen, wenn auch die Sache delikat ist. Du mußt doch selbst zugeben, daß ich keine unvermögende Frau heiraten kann! Das geht bei einem Arzt heutzutage nicht."

«Das ist ein Punkt, den ich nicht ganz einsehe« kann. D« hast dir ungewöhnlich schnell eine gute Praxis hier er­werbe«, ungewöhnlich schnell, und Mar in den besten und den guten Kreisen. Ich verhehle dir nicht, daß es dir ge- dkngen ist, weil du alle die Familien und Kreise im Hause des Gel eimrall Werner kennen gelernt hast. Solche Ge­legenheiten schaffen heutzutage alles!" Sie hielt eine« Augenblick inne. Es war ihr zum Herzzersprmgen eng und beklommen vor Ekel, vor Empörung, var dem heiße« Drang, ihm rückhaltlos ihre Ansicht und Verachtung zu zeigen.

..Es wird mir auch immer klarer, daß du mich als Sprungbrett benutzt hast, um in unser Haus, um in diese guten Kreise zu kommen." Als er mit einer großen Gest« abwehren wollte, beharrke sie voll Entschlossenheit. «Doch! Deine gelegentlichen Zärtlichkeiten, von denen Rh mich Mt schäme, sie oednkdek zu haben, sie nicht von "vrnherei« mit noch viel größerer Entschiedenheit abgewehrt zu haben, sollten mich bestärken, dich möglichst viel Fräulein Werner zur Ein­ladung zu empfehlen-!"

«Aber, Zyria! Was sprichst du km' Was denkst du? Nein, du unterschätzest den eigenen Ne , den du nun einmal ausübst. Ich war wirklich in dich verliebt! Ja, wenn ich mich sehr prüfe, liebe ich dich n> jetzt in dieser Stunde mehr als Virginia."

Er schwieg wie auf den Mund geschlagen, da er sah. wie sie sich äufrlchtete und den Kops WrSckwars. «Oh, welch verächtliche kleine Liebe ist das, Frank! Eine Liebe, weicher der Glaube fehlt. Wenn du an mich glaubtest, dann wüßtest! du, daß ich vielleicht mein ganzes Lebensziel daran setzte,! dich glücklich zu machen. Daß ich absolut nicht diejenige Frau bin, die sich nur in Samt und Seide glücklich fühlt, sondern"

«Das alles habe ich mir in ruhigen Stunden der sieb Er­legung auch gesagt. Aber, siebe Zyria! Ich muß auch Rücksicht auf meine Mutter nehmen! Sie hat zwar eine auskömmliche Pension als Witwe und braucht mich nicht als Ernährer. Mer sie ist ganz entschieden der Meinung, daß

ich eine möglichst vermögende Frau heiraten soll. 3a, mög­lichst vermögend, und zugleich eine Frau, die mir ständig güte Verbindungen in den ersten Kreisen sichert!"

«Das sind allerdings zwei sehr wichtige Punkte, Frankl" Und Äs er, ihren herben Spott heraushorchend, eine Ent­gegnung versuchen wollte, wiederholte sie nochmals: «Aller­dings, lieber Frank! Du mutzt auch noch als Sicherlich fertig erwachsener Mensch, als geprüfter Arzt ein durchaus gehorsamer Sohn sein und dich den Forderungen deiner Mutier unterwerfen Sieh einmal eine Heirat zwischen »ns beiden wäre auch deshall» ganz ausgeschlossen, weil mir ein Mann, der noch in deinem Alter hinter dem Schürzen­zipfel feiner Frau Mama fitztj der nicht die Kraft in sich fühlt, für feine eigene Zuneigung gegen die allzu materielle Auffassung der Mutter in die Schranke zu treten, ein Mann, der unter dem Befehl der Mutter heiratet und eigene Wünsche unterdrückt solch ein Mann kann mir nicht im­ponieren. Nein, wirklich, lieber Frank! Du kann mir da nicht sehr imponieren!!"

Er wollte antworten, Einwendungen machen, sich ver­teidigen- aber sie war so fest und klar und voll herber Ent­schlossenheit geworden, daß es ihr eine Wohltat, eine innere Notwendigkeit wurde, ihm ihre ganze tiefe Verachtung zn sagen. «Sieh, und deswegen danke ich es dem Schicksal, daß ich nicht Vermögen genug besitze, um vor den prüfenden Augen deiner Mutter und deiner herzlosen Berechnung in Gnaden zu bestehen! Glaube mir, es ist mir wirklich ernst mit dem, was ich sage: ich könnte ja neben einem Menschen von deiner Welk- und Lebensanschauung gar nicht glücklich werden. Müßte mich täglich verletzen und verwunden an eurer Art und eurer Habsucht ums liebe Geld. 3n meinem Wernhause find höhere Werte, höhere Ziele der Grund der Irzichuna gewesen, bei dir, jetzt sehe ich es, nur das Geld. lDos eP'vche Geld. Viel besser ist es, es ist so gekommen, als daß ich »sich neben eurer einzig materiellen Lebensauffassung zermürbt m?d Zerrungen hätte. Oh, wie danke ich dem Schick­sal, daß ich ein verhältnismäßig armes Mädchen bin, und wie bedauere ich Virginia Meßmer, die um ihres Geldes willen geheiratet wird! Sic ist allerdings nach meinen Be­griffen nicht der Mensch, der über höhere Werte viel Nach­denken wird!"

(Fortsetzung fol-gk.) , .