wünschen wäre, vorbereitet zu sein. Bei Würdigung all dieser Gründe und in Anbetracht des Umstandes, daß Pläne und Kostenvorschläge für diese notwendige Kanalisation im Oberdorf ausgearbeitet werden sollen, ist der Gemvindevat überzeugt, eine Weiterverwendung des 2. Technikers zu verantworten und ihn zunächst bis zum 1. April 1925 weiter zu verwenden.
Württemberg-
Jselshausen OA. Nagold, 4. Juli. (Unter den Rädern.) Eine hiesige Bürgerin legte sich unter den von Eutingen herkommenden Güterzug, ungefähr 600 Meter von der Station entfernt, und wurde sofort getötet. Der Lokomotivführer konnte den Zug nicht mehr zum Halten bringen und mußte Zeuge des schrecklichen Vorfalls sein. Die Tat der Unglücklichen ist in geistiger Umnachtung geschehen.
Stuttgart, 4. Juli. (Die „unpolitischen" Bauerntage.) Unter dieser Ue-berschrift berichtet die „Schwäbische Tagwacht" von einem Bauerntag am 15. Juni in Ehningen im Gäu. Dort wurde u. a. folgende Gruppe -gezeigt: Ein Wagen mit drei Metzgern und einer Riesensau. Die Metzegr wetzen die Messer, und ein Plakat trägt die Aufschrift „Eüerts letzte Stunde".
Heilbronn, 4. Juli. (Im Dienste der Nächstenliebe.) Ein stilles Jubiläum feiern heute, wie kürzlich im- Gemeiuderat bekannt gegeben wurde, die katholischen Schwestern. Seit 50 Jahren verrichten sie in größter Selbstbescheidenheit und wahrer Nächstenliebe ihre entsagungsvolle Arbeit.
Plochingen, 4. Juli. (Reklame.) Steckt da ein hiesiger Bürger mitten in den Arbeiten zur Abreise nach dem Land Dollaria. Er erwartet die Schiffskarte. Da kommt ein Brief. „Der bringt sie." Nein, aber ein Schreiben einer amerikanischen Bank, die sich ihm für alle möglichen Geldgeschäfte empfiehlt und dem Empfehlungsschreiben ein Scheck über 1 Dollar beilegt, der ihm gutgeschrieben wird, sobald er sich als Kunde dort anmeldet. Großzügig!
Ulm, 4. Juli. (Die Schweizer Hilfe.) Die Schweizer Sup- penküchs wurde mit dem Ende des Monats Juni geschlossen. In dem vergangenen halben Jahr sind nahezu 100 000 Liter eines Eintopfgerichts an hiesige Unbemittelte abgegeben worden. Die Zahl der täglich abgegebenen Portionen betrug im Januar 900 und ging mit der Abnahme der Arbeitslosigkeit und Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse in den späteren Frühjahrsmonaten auf 550—600 zurück. Für die Speisung wurden aus der Schweiz fllahrungsmittel im Gesamtgewicht von 21841 Kilogramm übersandt. Aber die St. GalleNer Hilfsaktion erschöpfte sich keineswegs mit der Suppenküche; zur Linderung der Not in Ulm und Neu-Ulm wurden Kleider, Schuhe, Wäsche und Lebensmittel im Gesamtgewicht von 28 238 Kilogramin -gespendet, deren Verteilung -durch einen nach den Vorschlägen der Schweizer zusammengesetzten Ausschuß vorgenommen wurde. Es konnten damit 2044 Familien bzw. Einzelpersonen unterstützt werden; auch die wohltätigen Anstalten haben Zuweisungen aus der Schweizerhilfe erhalten. Ferner wurden 120 unterernährte Ulmer Schulkinder von Familien des Kantons St. Gallen und Bern ausgenommen.
Giengen a. Br., 4. Juli. (An einer Bretzel gestorben.) Dem 2jährigen Söhnchen des Schneidermeisters M. Forstenbacher geriet ein Stück einer Bretzel in die Luftröhre. Da die Entfernung nicht -gelang, mußte das Kind zur Operation nach Ulm gebracht werden. Obwohl der Fremdkörper entfernt werden konnte, starb der arme Kleine doch bald darauf.
Oberkochen OA. Aalen, 4. Juli. (Die Not der Zeit.) Die Kapital- und Kreditnot macht sich auch in den hiesigen Betrieben fühlbar, so daß in verschiedenen Geschäften Kurzarbeit eingeführt werden mußte. Die Fabrik Günther konnte vorläufig den Betrieb wieder aufnehmen. Die Bautätigkeit, die im Frühjahr einsetzte, liegt infolgedessen ebenfalls darnieder.
Oberstotzingen OA. Ulm, 4. Juli. (Falsche Gerüchte.) Die Leiche der vor vier Wochen in der Dr. Schlägel'schen Klinik in Günzburg verstorbenen 36jährigen Ehefrau Elisabeth« Aubele ist in Gegenwart von amtlichen Urkundspersonen und Verwandten exhumiert worden. Die widersinnigsten Gerüchte waren im Umlauf. So hieß es, die ehemals so robuste, bei der Geburt des sechsten Kindes rasch Dahingeschiedene, sei gar nicht in die Heimat überführt worden, sei zu anatomischen Studien oder medizinischen Präparaten von den eigenen Angehörigen oder angeblichen Vertrauenspersonen „verkauft" worden. Die Grab- und Sargöffnung zeigte die Verlogenheit der bösen Gerüchte.
Wurzach, 4. Juli. (Junger Brandstifter.) Auf dem dem Bräumcister Schiele gehörigen Marhof spielte ein fünfjähriger Knabe eines dort beschäftigten Arbeiters mit Zündhölzern und hätte den Keim zu einem mächtigen Schadenfeuer gelegt, wenn es den Arbeitern nicht gelungen wäre, das Feuer im Entstehen zu löschen. Den jungen Brandstifter fand man nach Beendigung der Löscharbeiten in einem anderen Raum -des Hofes noch mit Zündhölzern spielend vor.
Baden.
Dietlingen, 3. Juli. Ein Mjähriges Mädchen, Tochter angesehener Leute, starb plötzlich. Das Mädchen hatte sich Montag abend anscheinend noch gesund zu Bett gelegt und wurde nach etwa drei Stunden tot im Bett gefunden. Die Todesursache ist noch nicht bekannt. Die achtbaren Eltern werden allgemein bedauert.
Ettlingen, 3. Juli. In der Spinnerei und Weberei Ettlingen legten 16 Arbeiter der Parderieabteilung wegen Lohndifferenzen die Arbeit nieder. In der Folge mußte gestern die Spinuereiabteilung mit etwa 600 Arbeitern stillgelegt werden. Da für die Weberei das Material nicht mehr ausreicht, wird morgen nur noch die Bleicherei in Betrieb gehalten werden können und demnächst überhaupt das -ganze Werk mit etwa 1600 Mann stillstehen.
Vom Bodensee, 4. Juli. (Unfall mit Todesfolge.) Dieser Tage stürzte Pfarrer August Lehr von Möggingen bei Radolfzell vom Rade und zog sich eine Verwundung an der Schulter zu. Nachdem zunächst die Operation, der er sich im Krankenhaus in Radolfzell unterziehen mußte, gut vorübergegangen war, ist er nun plötzlich an Len Folgen einer inneren Blutung gestorben. Der auf so unglückliche Weise ums Leben gekommene Priester war erst 38 Jahre alt.
Vermischtes
Vom Auto überfahren. Die etwas schwerhörige Frau Anna Maria Weber aus Hoßkirch (Hohenz.) wurde von einem Lastauto überfahren und so schwer verletzt, daß sie ihren Verletzungen erlag. Den Kraftfahrer soll keine Schuld treffen.
Die Tragödie von Oberammcrga». Ein tiefgehender Konflikt ist innerhalb der Passionsspielgemeinde Oberammergau ausgebrochen, die bereits gelegentlich der vorjährigen Aufführungen von amerikanischer Seite dahin bearbeitet worden war, das Spiel für eine kinematographische Aufnahme freizugeben. Schon die Ablehnung dieses mit dem Hinweis auf ungezählte Tollargewinne gemachten Angebots hatte zu Meinungsverschiedenheiten innerhalb der dörflichen Theaterspieler geführt, die sich später zu einem unüberbrückbaren Zwiespalt erweiterten, nachdem bekannt geworden war, daß auch ein weiteres amerikanisches Angebot, das Oberammergauer Spiel in Amerika vor
zuführen, äbgelehnt wurde, während andererseits gleichzeitig die drei Hauptdarsteller des Christusdramas, darunter der Darsteller des Heilandes, Töpfermeister Lang, ein Angebot akzeptierte, sich gelegentlich einer amerikanischen Schau auf New- Aorker Ausstellungsgelände in der Weise zu beteiligen, daß sie dort ihrer beruflichen Beschäftigung nachgingen und sich als Mitglieder der Passionsspiele von den Milkees bewundern ließen. Mit Recht wurde dies Vorgehen als eine Profanierung des Oberammergauer Ansehens in der Welt bezeichnet und die Gemeinde setzte alle Hebel in Bewegung, um -die geplante Amerikafahrt ihres Christus-Lang, des von -dem Bürgermeister Oberammergaus verkörperten Petrus und des Judasdarstellers Zwick zu verhindern. Allein die bürgermeisterliche Partei war so stark, daß sie die Erörterung des blamablen Falles in -der Ortspresse zu unterdrücken verstand und so hat man monatelang die Träger der größten Rollen des altehrwürdigen Spiels in ihrer Haartracht, inmitten des Kulissenzaubers einer Oberammergauer Landschaft schnitzend, töpfernd, Postkarten unterschreibend den Amerikanern zur Schau stellen können. Die Amerikaner hatten die Situation geschickt ansgenützt, indem sie auf dem Wege über diese „Originalschau" angeblich die Oberammergauer Schnitzkunst in Amerika populär machen wollten. Damit hatten sie die gegenwärtig recht kärglich dahinlebenden Schnitzarbeiter auf ihre Seite gebracht und diese forderten geradezu von der Gemeinde die Abordnung der drei Darsteller, da ohne sie die Amerikaner den -ganzen Rummel nicht inszenieren wollten. Nun sind in diesen Tagen die drei Matadore -des Oberammergauer Spiels in die Heimat zurückgekehrt und es hat sich herausgestellt, daß die Amerikareise ein Fehlschlag allerersten Ranges gewesen ist. Der Manager der Tournee, ein gewisser Herr Michaelsohn, hat alle Erwartungen der Amerikafahrer enttäuscht und es ist nur ein magerer Trost, daß die Mnkees ihnen einen Fonds zur Erbauung eines Amerika-Gedenksteins in Oberammergau mit auf den Weg gegeben haben, -denn -die Gegenpartei hat bereits die Erklärung abgeben lassen, daß -dieser Gedenkstein schon in der Nacht nach seiner Errichtung in die Luft fliegen würde. Auch die erhofften Schnitzaufträge sind ausgoblieben und -so herrscht -gegenwärtig in dem Passionsdorfe eine geradezu katzenjämmerliche Stimmung ob des ganzen Dollarunternehmens, das -die Harmonie des großartigen Spiels zu -untergraben droht, wenn es nicht -gelingen sollte, die blamable Angelegenheit auf irgendeine Weise aus der Welt zu schaffen. Offenbar, um -damit den Anfang zu machen, ist -denn auch bereits beschlossen worden, den Denkstein überhaupt nicht zu errichten.
Nordpolflug ohne Amundsen. Römische Blätter berichten, daß der Pilot des von Mussolini geschenkten dritten Dormer- Flugbootes beabsichtigt, den geplanten Nordpolflug auf alle Fälle Lurchzuführen. Die italienische Regierung hat das Flugzeug bereits bei der Werft bezahlt. Der italienische Pilot, Lo- catelli, erklärte Pressevertretern gegenüber, den Polflug unverzüglich in Angriff zu nehmen, da der Monat Juli die günstigsten Möglichkeiten zu seiner glücklichen Durchführung biete. Wenn sich Amundsen nicht an dem Flug beteiligen werde, müsse er italienische oder andere Wissenschaftler mitnehmen. Die finanziellen Schwierigkeiten Amundsens sind dadurch entstanden, daß die italienischen Teilnehmer die Verpflichtung verweigerten, auf drei Jahre jede Veröffentlichung und jede kinematographische oder bildliche Darstellung über den Flug ausschließlich dem Unternehmen Amundsens zu überlassen.
Moderne Postrimber. Wie aus Washington gemeldet wird, hat der Generalpostmeister den Kriegsminister ersucht, den Postbeamten in -den Postzügen Gasmasken zur Verfügung zu stellen, damit sie gegen die Angriffe, wie sie auf -den Postzug Chicago—Milwaukee ausgeführt wurden, in Zukunft ge- schützt seien.
Aeueft« NaÄMÄrlerr
" Stuttgart, 4. Juli. Der Abg. Ströbel (B.B) hat folgende Kleine Anfrage im Landtag eingebracht: Das Landesfinanzamt, Abt. für Besitz- und Verkehrssteuern, hat mit Erlaß vom 21. 2. 24 sür die Eisenbahngeometer vereinfachte Katastervermessungsvorschriften genehmigt, jedoch deren Anwendung den Messungsbeamten der Ämtskörperschaften durch Erlaß vom 20. 6. 24 vorenthalten. Ist der Finanzminister bereit, dahin zu wirken, daß die Vereinfachung und Verbilligung des Bermessungswesens auch im Gebiet der Ber- messungsbeamten der Amtskörperschaften durchgefiihrt wird?
München, 4. Juli. Der Bersassungsausschuß des bayerischen Landtags lehnte den kommunistischen Antrag auf Rückgabe des am 24. Juni durch die Münchener Kriminalpolizei im Fraktionszimmer der kommunistischen Partei beschlagnahmten Materials ab. Wie der Minister des Innern mitteilte, wurde zum größten Teil Material bei der Beschlagnahme zu Tage gefördert, das sich auf die Fortführung der verbotenen kommunistischen Partei erstreckte. Ferner wurden Schriftstücke der KPD. in Bayern an die Berliner KPD. Zentrale gesunden.
München, 4. Juli. Der Bersassungsausschuß des bayerischen Landtags nahm heute einstimmig einen Antrag der Bayerischen Volkspartei an, der die Staatsregierung auffordert, bei der Reichsregierung ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß der Kampf gegen die Kriegsschu'dlüge auch vom Reich amtlich ausgenommen wird.
Worms a. Rh., 4. Juli. Auf tragische Weise kam hier der Sohn des Fabrikbesitzers Wilhelm Schmälz ums Leben. Er hatte dieser Tage ein rohes Ei, das konserviert war, ausgetrunken. Es traten Vergiftungserscheinungen ein, an deren Folgen der junge Mann nunmehr gestorben ist.
Dortmund» 4. Juli. Das französische Kriegsgericht verurteilte 17 junge Deutsche, die beschuldigt waren, der hiesigen Organisation des Wikingbundes, der nach französischer Ansicht eine Neuauflage der Organisation Konsul ist, angehört zu haben, zu Strafen von einem Monat bis 2 Jahren Gefängnis und Geldstrafen von 500 bis 1000 Goldmark verurteilt. Bier Angeklagte, denen Anwerbung sür den Wikingbunb vorgeworfen wurde, sind zu 10 Jahren Gefängnis und 50000 Goldmark Geldstrafe verurteilt worden.
Stendal, 4. Juli. Das Schwurgericht verurteilte den früheren stellvertretenden Bürgermeister Beigeordneten Friedrich Sohle in Gardelegen wegen wissentlichen Meineides in zwei Fällen zu einem Jahr Gefängnis und dreijährigem Ehrenverlust. Söhle hat in einer vvn ihm in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Wohnungskommission gegen eine Arbeiterin angestrengten Beleidigungsklnge eidlich in Abrede gestellt, ihr unsittliche Anträge usw. gemocht zu haben.
Berlin, 4. Juli. Wie die „Deutsche Tageszeitung" erfährt, gehört zu den aus dem besetzten Gebiet Ausgewiesenen, denen die Geste Herriots die Riickkehrerlaubnis versagt hat, auch der deutsche Staatsminister a. D. Wnllraf.
Berlin, 4. Juli. Anläßlich der fünfzigsten Wiederkehr des Todestages von Fritz Reutter am 12. 7. ordnete der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, dem amtl. preuß. Pressedienst zufolge, an. daß in allen Schulen vor oder nach den Ferien in geeigneter Weise des Dichters gedacht wird. — Dem „Bcrl. Tagebl." zufolge traf der demokratische Reichstagsabgeordnete Erkelenz in Paris ein, um sich über die politische Situation in Frankreich aus eigener Anschauung zu unterrichten. — Der Einspruch des deutschen Botschafters gegen die Beschlagnahme eines Teils des Düsseldorfer Regierungsgebäudes als Truppenunterkunft wurde abgewiesen. — Nach einer Meldung des Pariser „Petit Journal" soll die Botschafter-Konferenz beschlossen haben, daß die Militärkontrolle gegen Deutschland am 20. Juli wieder beginnen solle.
Kopenhagen, 4. Juli. In Dänemark wird gegenwärtig gesammelt für die Errichtung eines Heimes für französische Kricgswaisen bei Braisnes, in der Kampfgegend von Soissons. Man hat in der Sammlung einen dänischen Akt der Dankbarkeit für den Anteil
Frankreichs an dem Erwerb Nordschleswigs zu erblicken. Das Kriegswaisenhaus soll in die Nachbarschaft des dänischen Soldaten- friedhoses bei Braisnes kommen, der kürzlich eingeweiht worden ist und wobei es zu dänisch-französischen Freundschaftsbezeigungen gekommen ist.
Rom, 4. Juli. Das Interesse der Presse für die Londoner Konferenz nimmt zu. Allgemein wird Frankreichs Heuchelei bei der Zurücklassung der Ausgewiesene» aus dem Ruhrgebiet gebrandmarkt, die keine Unterkunft finden. Der Berliner Vertreter des „Tribunal" meint, dis beste Entwaffnung sei die Politik der Mäßigung gegenüber Deutschland. Kommissionen nützen gar nichts. Die Reichsre- aierung komme täglich mehr unter den Einfluß der Rechten. Die Republik sei kränker als je.
Paris, 4. Juli. Nach dem „Echo de Paris" soll die britische Einladung mit dem Memorandum über die Verhandlungen von Chequers auch der Berliner Regierung durch den britischen Botschafter zugestellt worden sein. — (Anmerkung des WTB.: Wie wir von unterrichteter Stelle erfahren, ging der Reichsregierung eine Einladung zur Londoner Konferenz bisher nicht zu.)
London, 4. Füll. Die „Morning Post" meldet aus Bombay, daß die englische Regierung auf das Ersuchen der vereinigten südindischen Kirchen drei deutschen Missionaren gestattete, einschließlich einer Frau nach Malabar zu gehen und dort im Dienst rein religiöser Arbeit zu bleiben.
London, 4. Juli. Der rheinische Berichterstatter der „Times" meldet aus Wiesbaden, er erfahre, daß beschlossen wurde, ein britisches Konsulat für die Pfalz und den Saarbezirk zu errichten. Der Beschluß sei von beträchtlichem politischem Interesse. Magowan, seit vier Jahren britischer Mzekonsul in Bremerhaven, sei zum britischen Konsul für die Pfalz ernannt worden. Das Konsulatsbüro werde in etwa 14 Tagen in Mainz eröffnet.
London, 4. Juli. Premierminister Macdonald lehnte die Einladung ab, Präsident der englischen Völkerbundsvereinigung zu werden, und teilte gleichzeitig mit, daß er sich die Zusendung von Zeitungen, Broschüren und anderer Literatur dieser Vereinigung verbitte. Diese Haltung gegenüber der englischen Bölkerbundsver- einigung erregt in politischen Kreisen große Ueberraschung. Man führt sie auf die Tatsache zurück, daß die Bereinigung die unabhängige Arbeiterpartei, den linken Flügel der Arbeiterpartei nicht zuließ. Lord Robert Lecil, der Präsident der Vereinigung, erklärte, daß er die Ablehnung Macdonalds bestätigen könne. Die ganze Angelegenheit sei sehr heikel.
New-Pork, 4. Juli. Japanische Eisenbahninteressenten bemühen sich, eine Anleihe von 6 Millionen Dollars sür ihre Unternehmungen zu erlangen.
Washington, 4. Juli. Nach der 61. Abstimmung vertagte sich der demokratische Parteikongreß in Cleoeland, ohne einen offiziellen Präsidentschaftskandidaten gewählt zu haben.
Washington, 4. Juni. Präsident Coolidge hat aus Anlaß seines heutigen Geburtstages Glückwünsche von rund 53 000 Amerikanern erhalten. Der Präsident ist am 4. Juli 1872, also am höchsten amerikanischen Nationalfeiertag, dem sogenannten Unabhängigkeitstag geboren.
Pretoria, 4. Fuli. Premierminister Hertzog richtete an den Kolonialminister ein Telegramm, worin er die Hoffnung ausspricht, daß die herzlichen Beziehungen zwischen der britischen Regierung und der südafrikanischen Union unverändert bleiben.
Eirr Aufwertungsurteil.
Der Württ. Hypothekengläubig-er- und Sparerschutzverband E. V., Stuttgart, schreibt uns: „Der Reichspostfiskus hat im Fahr 1923 versucht, den Fernsprechbeitrag von 1000 Mark, welcher auf Grund des Gesetzes vom 6. 5. 1W0 RGBl. S. 894, in zwei Raten von je 500 Mark bezahlt wurde, auf Grund -des Gesetzes vom 5. 4. 1923 RGBl. S. 244, zum Nennwert in Papiermark zurückzuzahlen. Der Kläger verweigerte -die Annahme und verlangte angemessene Aufwertung. Das Amtsgericht Stuttgart 1 nimmt an, -daß es sich bei -der Einforderung des IVOO-Mark-Beitrages lediglich um sine Ergänzung des Hauptvertrags, des zwischen Post- und Teilnehmer geschlossenen Werkvertrags handelte, die allerdings -gesetzlich festgelsgt wurde, der aber der Kläger durch Beibehaltung -des Telephonanschlusses, also durch kompetente Handlung zu-stimmte. Die Neben- le'isttmg war dazu bestimmt, dem wirtschaftlichen Hauptzweck zu dienen. Ihre Zahlung sollte: „Vorbedingung für die Belastung der bestehenden und die Herstellung neuer Anschlüsse sein." Sie ist ein Teil -der Vergütung sür -die Telephonbenützung, auf die Privatliche Grundsätze anzuwenden sind. Das Amtsgericht verurteilte den Postfiskus zur Zahlung von 50 Goldmark und wies die Auffassung des Beklagten zurück, daß es sich um eine Spezialsteuer oder eine Spezialzwangsanleihe im Sinne des Z 16 der dritten Steuernotverordnung handle."
Separatistenprozeß.
Hanau, 4. Juli. (Zweiter Verhandlungstag.) Beim Aufruf in -der Hauptverhandlung ergibt sich, daß von den 41 -geladenen Zeugen wiederum nur 9 erschienen sind. Der Senatspräsident Niedner -gibt ein -an die OLerreichsanwaltschaft gerichtetes Telegramm des Rüdesheimer Landrats bekannt, worin es heißt, -daß es Len Zeugen im Prozeß Bark-Hold von den französischen Kreisdelegierten verboten wurde, zur Verhandlung zu kommen. Ferner liegt ein Schreiben -des Hauptzeugen Jung vor, -welches -das gleiche Mitteilt. Niedner erklärt, daß, da die Hauptzeugen fehlten, nur übrig bleibe, Len Prozeß zu vertagen. Die Verteidigung schließt sich -dem Anträge an und der Gerichtshof beschließt dementsprechend, da es im unbesetzten Gebiet unmöglich sei, den, Prozeß Lnrchzuführen. Der Antrag der Verteidigung -aus Haftentlassung wird mit der Begründung abgelehnt, daß Fluchtverdacht vorlioge.
Ausschluß des Separatistenführers Matthes aus dem rheinisch-westfälischen Volksbund.
Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Düsseldorf: In einer stürmischen Sitzung des Fünszehnerausschusses des sonderbünd- lerischen rheinisch-westfälischen Volksbundes ist Donnerstag abend Matthes der Gründer und bisherige Leiter dieses Bundes, ausgeschlossen -worden. Gegen Matthes war von seinen eigenen Leuten der Vorwurf erhoben worden, daß er in jüngster Zeit ein unerhört brüskes Auftreten in seinen politischen Handlungen an den Tag lege.
Ein Helfershelfer Haarmanns perhaftet.
Von Angehörigen der Opfer des Hannoverschen Lustmörders Haarmann sind durch Wiedcrekennung der Kleidungsstücke der Ermordeten bisher 16 verschwundene junge Personen rekognosziert worden. Ein 23jähr'ger Kaufmann Granz ist überführt worden, -dem Mörder, mit dem er längere Zeit zu- sammetzwohnte, die Opfer zugeführt zu haben. Granz hat in vielen Fällen die Habseli-gkeiten der Getöteten verkauft, so daß man den -dringenden Verdacht hegt, daß er von den Mordtaten des Haarmann -gewußt hat.
Abbau des Oberbürgermeisters Pon Hannover.
Hannover, 4. Juli. Ter „.Hannoversche Kurier" meldet: Das hannoversche Bürgervorstcücrkollegium beschäftigte sich heute in einer vertraulichen Sitzung mit einem Abbau des Magistrats. Der kommunistische Antrag, -den -gesamten Magistrat abzubauen, wurde gegen die Antragsteller abgelehnt. Vom Ordnungsblock lag ein Antrag auf Abbau der Senatoren Schulrat Grote und Lindemann vor. Während der Beratungen wurde von -deutsch-hauuovera-nischer Seite -der Antrag gestellt, den Oberbürgermeister Leinert wegen der Minderwertigkeit seiner Dien-stlcisrnngen abznbauen. Dieser Antrag wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten angenommen. Weiter wurde der Abbau des Senators Grote beschlossen.
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