Am Waldseer Tagblatt lesen wir folgendes Inserat: Heustamp- ser-Gesuch. Wegen Platzmangel suche ich sofort mehrere kor­pulente, gewichtige Frauenzimmer zum Heustampfen. Lohn und gutes Vesper je nach Leistung. Bei tüchtiger Arbeitsleistung und gleichzeitigem Sonnenbade Entfettungskur. Johann Grimm, hochbesteuerter Landwirt.

Baden

Freiburg, 2. Juli. Am vergangenen Sonntag sind auf der Höllentalstrahe von den zuständigen Kontrollorganen nicht we­niger wie 48 (!) Motor- und Autofahrer wegen übermäßig raschen Fahrens zur Anzeige gebracht worden. Die Aufsichts­personen sind mit Stoppuhren ausgerüstet, wodurch die Schnelligkeit der Kraftfahrzeuge genau festgestellt werden kann. Das Bezirksamt Freiburg, dem die Anzeigen vorliegen, wird gegen die Schnelligkeitsfexerei mit empfindlichen Strafen Vor­gehen.

Lörrach, 2. Juli. Auf der Strecke Zwischen Lörrach und Stetten geriet ein Fahrgast mit einem Schaffner in Streit. Er weigerte sich, aus Aufforderung des Schaffners statt aus der Plattform im Wagen Platz zu nehmen. Dabei schlug er dem Beamten mit einem harten Gegenstand ins Gesicht und verletzte ihn erheblich. Auf der Station Stetten wurde der Täter verhaftet.

Oftersheim A. Schwetzingen, 3. Juli. (Selbstmord.) In selbstmörderischer Absicht warf sich gestern abend ein 21 Jahre altes Mädchen in der Nähe der Station Hockenheim vor den in vollstem Tempo anfahrenden Abendzug, wobei ihr der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde. Wegen der kurzen Entfernung von 10 Metern gelang es nicht mehr, den Zug zum Halten zu bringen.

Handel und Verkehr»

Stuttgart, 3. Juli. Dem Donnerstagmarkt am Vieh- und Schlachthof waren zugeführt: 72 Ochsen, 31 Bullen, 183 Junqbullen, 180 Jungrinder, 60 Kühe, 581 Kälber, 623 Schweine, l6 Schafe, 1 Ziege. Alles wurde verkauft. Erlös aus je 1 Pfund Lebendge­wicht in Goldpfenniqen: Ochsen 1. 3742 (letzter Markt: 3741), 2. 25 -33 (uno.;, Bullen 1. 3134 (3033), 2. 24- 29 (22 28), Jungrinder 1. 41-45 (uno.), 2.32-37 (uno.). 3. 23 -28 (unv.), Kühe 1. 2834 (29-341. 2. 17-24 (17 -25), 3. 1115 (unv. , Kälber 1. 53-56 (5557), 2. 47-51 (4852). 3. 37-44 (3945), Schweine I. 55 -56 (54-56), 2. 49 53 (49-52), 3. 4046 (unv.. Hammel 6065 (60). Schafe 30-50. Verlauf des Marktes: bei Schweinen belebt, bei Großvieh und Kälbern mäßig belebt.

Stuttgart, 3. Juli. (Landesproduktenbörse.) Die Stimmung am Getreidemarkt ist etwas fester und die Preise haben eine mäßige Steigerung erfahren. Es notierten je 100 Kilo: Weizen 1717,75 >am 30. Juni: 1717,5), Sommergerste 15,7516,5 (unv.), Hafer 13,75-14,50 (13.5014,25), Weizenmehl Nr. 0 29,25-30,50 (29,25 bis 30,25>, Brotmehl 26,2527,50 (26,25- 27,25), Kleie 8.25-8PO (unv.), Wiesenheu 3.80-4.50 (3,6-4,2), Kleeheu 5.5 - 6.5 (unv.), drahtgepreßtes Stroh 3.5-4.5 (unv.) Mark.

Pforzheim, 2. Juli. (Schlachtoiehmarkt.) Auftrieb: 6 Ochsen (unverkauft 0). 7 Kühe (1 -, 14 Rinder (4). 40 Kälber (0,, 34 Schafe (13), 116 Schweine (9). Erlös aus je einein Pfund Lebendgewicht ohne Zuschlag: Ochsen 1. 4145, Rinder I. 42 46, Ochsen und Rinder 2. 26 -33, Kühe 2034, Kälber 5258, Schweine 53-58. Marktverlauf: Großvieh mittelmäßig, Kälber und Schweine lebhaft.

Ehingen, 3. Juli. (Biehmarkt.) Zugeführt waren 2 Farren, 3 Kühe, 8 Kalbeln, 15 Stück Jungvieh. Es kosteten Farren 400 bis 450 Mk.. Kühe 300-350 Mk.. Kalbeln 350-420 Mk., Jungvieh 110-160 Mark.

Schweinemärkte. In E h i n g e n kosteten bei einer Zufuhr von 390 Ferkeln, 6 Läufern und 10 Mutterfchwemen 1 Paar Ferkel 30 - 60 Mk., I Paar Läufer 7090 Mk., I Mutterschwein 130 bis 150 Mk. - In Biberach betrug die Zufuhr II Läufer- und 252 Milchschweine. Es kostete 1 Läufer 40-60 Mk., 1 Milchschwein 20-28 MK.

Frachtpreise. Auf dem Fruchtmarkt in Wangen i. A. wurden bezahlt für Gerste 8,509, Haber 88,50 Mk. je der Zentner. - In Heidcnheim kostete der Zentner Haber 7,20 Mk., in Reut­lingen Weizen 10-11, Gerste 8,50-9,50. Haber 7,30 7.80, Alber Dinkel 7 Mk.

Der Stand der württ. Weinberge.Der Weinbau" schreibt: Die Vertrauensmänner bezeichnen als die bis jetzt aussichts­reichsten Sorten den weißen Riesling, Trollinger (in jüngeren Weinbergen), Urban, Limberger (der 1923 ganz ausgesetzt hatte) und da und dort auch der Affentaler. Gutedel, Elbling und Sylvaner, merkwürdigerweise auch der Fröhlich-Shlvaner, befinden sich Heuer im Hintertreffen. Vom Wetter allein hängt es jetzt ab, ob der nur in Ausnahmefällen wirklich befriedi­gende Ansatz standhält. Schon haben Blattfallkrankheit und Heuwurm eine Bresche gelegt. Häufige Strich- und Landregen, gewittrige Niederschläge, schwüle, dunstgeschwängerte Lust und Nebel boten in besonderem Maße das Element, in dem sich der Peronosporapilz wohlfühlen und sich über Blatter, Triebe und Träubchen ausbreiten konnte; und der Wurm fand in der ge­mächlich einsetzenden und in ihrem Verlauf verzögerten Reb- blüte Muße genug, in blütestörendem Fraß sich einzunisten.

Zur deutschen Wirtschaftslage. Während im November vorigen Jahres der Tiefstand der Konkurse mit 8 Fällen ver­zeichnet wurde, haben die Konkurse im Monat Juni ungefähr 580 Fälle erreicht, womit der Monatsdurchschnitt der Vor­kriegszeit mit 700800 Konkursen nahezu erreicht sein dürste, wenn man die Gebietsverluste, und auch die Konkurse des Saargebiets in Betracht zieht. Hierzu kommen noch die zahl­reichen Fälle der Geschäftsaufsicht. Im Monat Juni haben, etwa 600 Firmen davon Gebrauch gemacht. Die Fälle von Geschäftsaufsicht sind am meisten festgestellt worden im Wa-° renhandel, sowie in der Textil- und Maschinenindustrie, wäh­rend die Lederbranche bisher wenig von diesem Wittel Ge­brauch gemacht^hat.__

NeueüL Nachrichten

Ulm, 3. Juli. Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Hölscher (BP.) da: der Finanzminister mitgeteilt, daß wegen der derzeitigen schlechten Jmauziaae über den Neuen Bau ein Notdach errichtet werde. So­bald die finanziellen Verhältnisse es erlauben, soll der Bau vom Ewot wiederhergestellt werden.

München, 3. Juli. Im Wirtschaftsausschuß des bayerischen Landtages sprach sich der Landwirtschaftsmimster Fehr bei einem Antrag zur Behebung der Ertragskrise dahin aus, daß die Land­wirtschaft eines Schutzes durch eine vernünftige Zollschutzgesetzgebung bedürfe.

München, 3. Juli. In Anwesenheit zahlreicher Ehren- c-' . wurde heute vormittag die Ausstellung Rheinlandnot vom Kultusminister Matt als Vertreter des in Berlin wei­lenden Ministerpräsidenten Held mit einer Ansprache eröffnet, worauf er darauf hinwies, daß schlimmer als alles, was mit einigem Recht auf den Vertrag von Versailles gegründet wer­den. Sune, die Maßnahmen seien, die hohnlächelnd gegen jedes Recht über die besetzten Gebiete verhängt wurden. Der Mi­nister erinnerte namentlich au die Separatistenherrschast und betonte, zur Abwehr beitragen könne nur der entschlossene Wille des deutschen Volkes, allen Parteistreit zurückzustellen und alles zu unterlassen, was sich drüben an den deutschen Volksgenossen im Rheinland und in der Palz auswirken müßte.

München, 3. Juli. Der Verfasfnngsausschutz des bayeri­schen Landtags beschäftigte sich heute mit den Anträgen der Kommunisten, des Völkischen Blocks und der Sozialdemokrati- sihen Partei auf Erlaß einer Amnestie für politische Vergehen

und Hastenlassung für die politischen Gefangenen. Justizmi­nister Gürtner sprach sich im Laufe der Debatte gegen die sämtlichen Anträge aus, wobei er sich gegen die von den völ­kischen Rednern vertretene Auffassung wandte, daß das Vor­gehen vom 8. November und 9. November v. Js. beim Hitler­unternehmen kein Hochverrat gewesen sei. Der Minister be­stätigte, daß gegen die in den sogenannten kleinen Hitlerpro­zessen ausgesprochenen Bewährungsfristen mit seiner Zustim­mung Beschwerde eingelegt worden sei und daß in 35 Fällen dieser Beschwerde durch Aufhebung der Bewährungsfrist statt­gegeben wurde. Schließlich verfielen sämtliche Anträge, gegen die sich die Redner der Bayerischen Volkspartei, der Deutsch- Nationalen und des Bauernbundes ausgesprochen hatten, der Ablehnung.

München, 3. Juli. Der Geschäftsordnungsausschuß des bayerischen Landtages verweigerte heute die Genehmigung zur Vollstreckung der gegen Abgeordneten Pöhncr (Völk. Block) Vom Münchener Volksgericht wegen Teilnahme an dem Hit­lerputsch ausgesprochenen Festungsstrase. Ein weiterer An­trag des Völkischen Blocks, das Dienststrafverfahren gegen Pöhner für die Dauer der Landtagstagung aufzuheben, wurde abgelehnt, ebenso der Antrag des Deutsch-Völk. Blocks ans Aufhebung des Dienststrafverfahrens gegen den Abgeordneten Streicher. Die Genehmigung erteilt wurde dagegen zur Strafverfolgung des sozialdemokratischen Abgeordneten Blum- ' idkg

tritt wegen Beleidigung in Abwehr des gegen ihn erhobenen! Vorwurfs, daß er während des Krieges gegen Bezahlung Lan­desverrat begangen habe. Der kommunistische Antrag auf Haftentlassung des Abgeordneten Groensfelder wurde bis zur weiteren Klärung der Haftgründe zurückgestellt.

Nürnberg, 3. Juli. Bor dem hiesigen Schwurgericht endete nach zweiteiliger Verhandlung der Giftmordprozeß gegen die 50jährige Luise Eckardt und deren Sohn, Georg Hoffmonn. Die Eckardt hatte dem 82sährigen Pensionisten Leonhard Scherf in fortgesetzten i Handlungen Lötwässer, Mäusegift, Faulbaumtee und giftige Pilze j beigebracht, um seinen Tod dadurch herbeizufiihreu. Die Tat ge- i schah in der Absicht, in den Besitz der Habseligkeiten des Alten zu kommen. Hoffmonn war Mitwisser und hatte auch verschiedene- male Giftmittel besorgt. Die Eckardt wurde wegen versuchten Gift­mordes zu 4 Jahre» Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, Hoffmonn wegen Beihilfe zu l Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Beiden werden 3 Monate Untersuchungshaft angerechnet.

Höchst a. M., 3. Juli. Vor dem hiesigen Schöffengericht wurde gestern gegen 2l wegen Landfriedensbruchs angeklcigten Personen! verhandelt, die sich im Oktober 1923 an der Erwerbslosendemon- i stration vor dem hiesigen Rathaus beteiligt hatten, in deren Verlaufi van der bedrängten Polizei ein Arbeiter erschossen ivorden ist. Zwei Angeklagte erhielten 6 Monate, einer 4 und zwei erhielten 3 Mo­nate Gefängnis. Die übrigen wurden frergesprochen.

Mainz, 4. Juli. Drei Postbeamte wurden wegen Durchschneidens der Telegraphenverbindung Rheinland-Berlar von dem französischen Kriegsgericht zu Freiheitsstrafen von 1 Monat bis zu einem Jahr und zu Geldstrafen von 200 bis 1000 Mark verurteilt., obwohl die Angeklagten erklärten, daß sie mit der Sache nichts zu tun gehabt hätten. Ein gleichfalls angeklagter Postdirektor wurde freigesprochen.

Berlin, 3. Juli. Die Reichsregiening beschloß, am 3. Aug. eine Gedenkfeier für die vom deutschen Volk im Weltkrieg gebrachten Opfer zu veranstalten. Einzelheiten darüber werden »och bekannt gegeben. Daneben soll in diesem Jahre der Berfassungstag am 1!. August iw der üblichen Weife gefeiert werden: Am 5. Juli führt sich zum vierzigsten Make der Tag, da die deutsche Flagge über der ersten deutschen Kolonie wehte. Der in Hannover ver­haftete vielfache Lustmörder Haarmann hat vor dem Untersuchungs­richter sein vor der Kriminalpolizei abgelegtes Geständnis wiederholt. Inzwischen sind weitere Vermißte festgestellt worden. Me Zahl der Opfer des Mörders steigt damit vermutlich auf 12. - Der Bade-

direktor des Nordseebades Borkum wurde gestern von dem preußi­schen Landrat Bubert in Emden, zu dessen Landkreis Borkum ge­hört, seines Amtes- entsetzt, weil auf seine Veranlassung trotz be­hördlichen Verbots das antisemitische Borkurlied von der Kurkapelle meitergefpielt wurde. j

Stargard, 3. Juli. Gestern nachmittag entstand im Dorfe Mt- tichow im Kreis Pyrit; ein Großscuer, dem zehn Erdrinde zum Opfer fielen. Es verbrannte viel landwirtschaftliches Inventar. Der Schaden ist sehr grüß, die Entstehungsursache noch: unbekannt.

Stellt«, 3. Juli. Im Graff-Prozeß heantragte der General- stacstsanwatt, die drei Angeklagten Kaws, Engiller und Schwirrot wegen gemeinschaftlichen Mordes zum Tode zu verurteilen, ihnen ^ jedsch die bürgerlichen Ehrenrechte nicht abzuerkennen.

Myslswitz, 3. Juli. Die Auswanderung cws Polmsch-Ober- schirsien nach Frankreich nahm einen außerordentlichen Umfang an. 3n diesen Tagen erhielt dis französische Mission in Viyslowitz aus Frankreich die Aufforderung, 1300 befähigte Arbeiter für die Metail- und Kohienindustrie nach Frankreich zu befördere Am vergangenen Dienstag' ging bereits ein Transport von 800 Arbeitern ab.

Graz, 3. Juli. Nach derGrazer Tagespost" ereignete sich bei Bifthofsiack ein Grsnzzwischenfall. Eine italienische Grenzwache trat auf jugoslawisches Gebiet über und beschoß, die dortige Finanz- wache. Zwei südslawische Grenzwächter und ein- südslawischer Stu­dent wurden schwer verwandet.

Wien, 3. Juli. Der Bundeskanzler Du. Seipel übersiedelte heute aus dem Krankenhaus in ein Erholungsheim.

Rom, 3. Juli. Der italienische Gesandte in der Schweiz erhielt den Auftrag, sich um eins Wohnung für Mussolini in Gens umzu-! sehen, weil dieser die Absicht habe, ebenso wie Macdonald und! Herriot, an der nächsten Bölkerbundstaguug tÄizunehmen. - Musso- z lini beschloß, daß die Nationalmiiiz im Lache des Juli dem König j den Treueid oblegen soll. !

Paris, 3. Juli. Der neue Präsident der interalliierten Militär- s Kontrolle General Waich, reist heute aus Paris ab, um seinen Posten ; in Berlin anzutrZten.

London, 3. Juli. Reuter erfährt bezüglich der letzten deutschen Vorstellungen betr. den Luftverkehr über deutschem Gebiet, derI Berliner Regierung sei mitgeteilt worden, dies sei eine interalliierte. Angelegenheit, in der niemand allein für sich Vorgehen könne. Die i Versteigerung des restlichen deutschen Eigentums in Kamerun findet am 27. und 28. Oktober d. I. in Winchester House in London statt.) Diesmal sind- Käufer aller Nationalitäten, also auch Deutsche zuge- j lassen. Zur Versteigerung gelangen 87 Lose.

Separatisten-Prozeß Barkhold.

Hamm, 3. Juli. Der Staatsgerichtshof zum Schutze der j Republik eröffnete heute vormittag hier unter dem Vorsitz des » Senatspräsidenten Niedner die Verhandlung gegen den Wein- ! gutsbesitzer Barkhold wegen Landesverrats. Barkhold soll - als Separatist -den Franzosen Dienste geleistet haben. Die An­

klage vertritt Oberreichsanwalt Ebermeier. Verteidiger ist der Frankfurter Rechtsanwalt Dr. Ungeheuer. Von -den 35 gela­denen Zeugen, die zum größten Teil im besetzten Gebiet woh­nen, sind nur 9 erschienen. Die anderen hat. Wie der Vor­sitzende mitteilt, der französische Kreisdelegierte Armand in Rüdesheim heute zu einer Sitzung geladen. Der Oberreichs­anwalt beantragte Ausschluß der Oeffentlichkeit, da die Staats­sicherheit in höchsten: Maße gefährdet werden kijnne. Der Ge­richtshof beschloß aber, in voller Oeffentlichkeit zu verhandeln, da durch den Ausschluß der Oeffentlichkeit die Staatssicherheit eher gefährdet werde, als durch eine öffentliche Verhandlung. Der Angeklagte erklärt, er müsse jede Aussage verweigern, solange nicht sämtliche Zeugen zur Stelle seien. Dazu führt der Verteidiger aus, Latz die übergroße Zahl der anwesenden Zeugen als Belastungszeugen in Frage kommen und daß -die Gefahr bestehe, der Staatsgrichtshof könne dadurch zu einem einseitigen Urteil veranlaßt werden. Die Veranlassung für Armand, die Mehrzahl der Zeugen an ihrem Erscheinen zu verhindern, sei wohl eine Notiz in einem Hanauer Lokalblatt gewesen, die darauf hinwies, in dein Prozeß werde bewiesen werden, daß hinter -den Rüdesheimer Separatisten als trei­bende Kraft und Drahtzieher der Kreisdelegierte Armand ge­standen hat. Der Verteidiger beantragt, die Verhandlung bis morgen vormittag zu vertagen, und der Staatsgerichtshof gibt den: Antrag statt.

Kündigung des Micum-Abkommens zum 31. Juli.

Düsseldorf, 3. Juli. Die Sechserkommission kündigte heute vormittag das kürzlich abgeschlossene Micumabkommen zum 31. Juli. Das Kündigungsschreiben lautet: Die Besprechungen mit der Regierung, die gleich nach dem Abschluß der Verhand­lungen über -die Verlängerung des Micumvertrages gepflogen wurden, haben ergeben, daß die Regierung nicht in der Lage ist, dem Ruhrbergbau für Len Monat August eine finanzielle Unterstützung zuzusichern. Es ist -auch dem Ruhrbergbau un­möglich, die Lasten des Vertrages zu übernehmen. Wir sehen uns deshalb gezwungen, das Abkommen zum 31. Juli zu kün­digen.

Gewaltsame Befreiung eines Kommunisten.

Eine gewaltsame Befreiung eines komnrunistischen Agita­tors wurde am Mittwoch nachmittag in Duisburg ausgeführt. Der Agitator Weber war von Essen her aus der Hast durch einen Hilfspolizeibeamten nach Hamborn zu einem Termin gebracht worden und sollte nachmittags wieder nach Essen zu­rückgebracht werden. Ans der Fahrt mit der Kreis-Ruhrorter Straßenbahn -wurde jedoch an der Neumühler Grenze von mehrereil im Innern des Wagens befindlichen Männern die Tür zur Vorderplattform aufgerissen, auf der sich der Beamte mit dem Gefangenen befand. Der Arbeiter Ernst Detering gab ans den Beamten mehrere Pistolenschüsse ab. Eine Kugel traf diesen in die linke Brustseite. Der Gefangene entwich und auch Detering flüchtete, nachdem sich vorher zwischen dem schwerverletzten Beamten und dem Angreifer ein regelrechtes Feuergefecht entwickelt hatte. Später konnte Web er, wieder auf­gegriffen werden, und auch Detering wurde festgenommen.

Prozeß Hermann.

Weimar, 3. Juli. Heute begann vor dem hiesigen Schöf­fengericht der Prozeß gegen den ehemaligen thüringischen Mi­nister des Innern Hermann, ferner gegen den Regierungs- asscssor Rudolf Kunze, die Kreisdirektoren Louis Renner- Meiningen, Adolf Hörschelmann-Eisenach und Berthold Fcm- licm-Roda, sowie Edmund Koch-Gotha. Die Anklage behaup­tet, -daß die Angeklagten in Zahlreichen Fällen gemeinsam und vorsätzlich in rechtlichen Urkunden Tatsachen falsch beurkundet und auch Urkunden vernichtet haben, wobei sie in der Absicht gehandelt hätten, anderen Vermögensvorteile zu verschaffen. Die Angeklagten Renner und Genossen gaben die ihnen zur Last gelegten Straftaten teilweise zu. Staatsminister a. D. Hermann bestritt jedoch. Laß er sich von parteipolitischen Rück­sichten habe leiten lassen. Nach der Vernehmung der Ange­klagten wurde die Verhandlung aus Freitag vertagt.

Billigung der Reichspolitik durch die Länder.

Berlin, 3, Juli. Die Reichsregierung beriet heute in ein­gehenden Erörterungen mit den Staats- und Ministerpräsiden­ten der Länder die Politische Lage unter besonderer Berücksich­tigung der Durchführung des Sachverständigengutachtens. Mit Ausnahme des Vertt-eters von Mecklenburg-Schwerin erkann­ten alle Chefs der Länderregierungen trotz schwerwiegender Bedeuten gegen manche in dem Gutachten enthaltenen Forde­rungen erneut das Vorgehen der Reichsregierung, eine baldige Durchführung des Sachverständigengutachtens zu erreichen, als richtig an.

Neuer Bruch des Rheinlandabkommens.

London, 3. Juni. Der diplomatische Berichterstatter -der Westminster Gazette" schreibt,, die aus dem Ruhrgebiet und Rheinland Ausg-ewiesenen, denen von den Franzosen gestattet wird, nach Hause zurückzukehren, würden aufgefordert werden, den Eid zu unterzeichnen, daß sie zukünftig -allen Verfügungen und Befehlen der interalliierten Rheinlandkommission -gehor­chen würden. Hierdurch würden alle in eine schwierige Lage gebracht, da sie als deutsche Beamte in erster Linie ihrer Re­gierung verpflichtet seien. Die französische Forderung stelle tatsächlich eine Verletzung des Rhoinlandsabkommens dar, wel­ches die souveränen Rechte Deutschlands in dem besetzten Ge­biete verbürge.

Wettrüsten auf dem Balkan.

London, 3. Juli. Gestern nachmittag hat der Unterstaats­sekretär im Auswärtigen Amt, Ponsonby, auf eine Anfrage von Morel erklärt, -daß die englische Regierung es nicht gern sehe, wenn Anleihen, che in England ausgenommen würden.

Aus Anlaß dieser Anfrage im Unterhause hatteDaily He­rold" Morel befragt, was an den Gerüchten über -die Bewaff­nung der Balkanstaaten zutreffend sei. Morel hat in -einem Interview auseinandergc-s-cht, daß nach Feststellung von engli­schen Vertrauensleuten d-° Skoda-Werke, an denen das fran-

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