nahes Gasthaus degeben, um ihre blutbefleckten Kleider zn reinigen und sich wieder in Ordnung zu bringen. Die Hintergangene Frau hat für drei Kinder zu sorgen und lebt in dürftigen Verhältnissen, da der Mann für seine Familie wenig übrig hat, während er es an Unterhaltungsgeldern für das Raoensburger Kind nicht fehlen lassen soll.

Rottweil, 1. Juli. (Gewitterschaden.) Bei einem Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen wurden Bäume umgerissen und Aeste auf den Boden geworfen, an der Schrambergerstraße zwei Telefon­stangen vom Blitze zerspellt. In Schwenningen schlug der Blitz in den großen Schornstein der Schreinerei der Kienzle'schen Uhren­fabriken. Der Kranz des Kamins wurde zerrissen Einzelne Steine flogen bis in die Karlsstraße. Der Kamin ist bis zur Hälfte der Länge nach geborsten. Auch schlug der Blig mehrmals in die elektrische Leitung.

Hohenacker. OA. Waiblingen, 1. Juli. (Vom Blitz erschlagen.) Während eines schweren Gewitters fiel der verheiratete Mesner Wilhelm Wieland einem Blitzstrahl zum Opfer. Er war sofort tot. Sein mit ihm gehender Sohn kam mit dem Schrecken davon. Beide waren mit Feldarbeiten beschäftigt.

Leutkirch, I. Juli. (Betriebseinstellung.) Die am I. April 1924 hier eingerichtete Strohwarenfadrik Scheidegg, Betrieb Leutkirch, hat wegen flauen Geschäftsgangs ihren Betrieb vorübergehend ein­gestellt. Die Firma beschäftigte hier 40 Arbeiterinnen. Den Bedürf­tigen wurde Gelegenheit geboten, im Betrieb Kißlegg weiter zu ar­beiten.

Aalen, I. Juli. (Religiöse Konkurrenz. Schon längere Zeit halten hier dieErnsten Bibelforscher" eifrig Borträge. In den letzten Tagen hat sich auch die Heilsarmee niedergelassen und wirbt intensiv. Nun rührt sich dieEvangelische Gemeinschaft" und hält Ausklärungsvorträge gegen dieErnsten Bibelforscher". Sie hat ein eigenes Gemeindehaus, den früheren Gasthof zumRitter". Alle Vorträge und Veranstaltungen sind gut besucht und jede Vereinigung rühmt sich ihrer Relegion und ihrer Erfolge.

HsLeu.

Pforzheim, 1. Juli. Seit gestern läuten die Glocken der katholischen Kirche nicht mehr; auch die Uhr verkündet nicht die Zeit durch Stundenschlag. Die Ursache liegt in dem Um­stande, daß sich die zweitgrößte Glocke löste und im Turmgebälk hängen blieb. Das neue Geläute wurde auf Weihnachten 1923 eingerichtet.

St. Georgen (Schwarzw.), 30. Juni. Die 13jährige Schü­lerin Luise Schwarzwälder, eine geübte Schwimmerin, erlitt am Freitag bei dem Versuch, zum dritten Male den Kloster- Weiher mit einer Freundin zu durchschwimmen, eine Herzläh­mung, die ihren Tod herbeiführte. Sie konnte nur als Leiche an Land gebracht werden.

Horheim (Amt Waldshut), 30. Juni. Am vergangenen Samstag nachmittag ereignete sich aus der Straße Horheim Oberlauchringen eine aufsehenerregende Bluttat zwischen um­herziehenden Korbmachern und Schirmflickern. Wegen einem früheren Vorkommnis hat der verheiratete Korbmacher Florian Müller von Hagnau a. B. den ledigen Korbmacher Peter Baugartner aus Kriegsstetten (Schweiz) erschossen.

Konstanz, 1. Juli. Bor einiger Zeit wurde berichtet, daß in einem Hause in Konstanz Haussuchungen wegen des Ver­dachts der Falschmünzerei vorgenommen wurden und einige Wochen später, daß man in einem oberbayerischen Dorfe Falschmünzer sestgenommen habe, die im Zusammenhang mit der Konstanzer Untersuchung standen. Nun melden die Blätter, daß in Eschenlohe in Oberbayern der Photograph Louis Sem- prich und der Kaufmann Leo Waßmer, beide in Konstanz, da­bei gefaßt wurden, als sie falsche Reichsschatzanwsisungen zu einem halben Dollar oder 2,10 Mark verausgabten. Eine sofort vorgenommene Haussuchung hat ergeben, daß die Festgenom­menen diese Falschstücke selbst hergestellt hatten. Außerdem wurden eine Reihe photographischer Platten vorgefunden, dar­unter auch von Schweizer 20- und 50-Franken-Noten. Diese Stücke nachzumachen, schien ihnen indes viel zu viel Schwie­rigkeiten geboten zu haben, so daß es vor der Hand nur bei der photographischen Aufnahme blieb.

Vermischtes

Münchener Vertehrsausstellung 1925. Montag nachmittag fand im großen Sitzungssaale des Münchener Rathauses eine Aussprache über die im Jahre 1925 in München stattfindende Erste Deutsche Verkehrsausstellung statt. Die Vertreter des Reichsverkehrsministerinms, des Reichspostministeriums, der Kommunen und der Industrie Krupp und Zeppelin-Luft­schiffbau sowie der Presse sagte ihre weitestgehende Unter­stützung zu. Auch der Luftverkehr, vertreten durch den Di­rektor der Trans-Europa-Union, wird sich in ganz besonderer

Weise an dieser- Ausstellung beteiligen. Es steht schon heute fest, daß die führenden Schwerindustriellen Deutschlands diese Ausstellung beschicken, und daß das Reichsverkehrs- und das Reichspostministerium mit ihren neuesten Erfindungen und Errungenschaften bei dieser Ausstellung vertreten sein werden. Der erste Bürgermeister der Stadt München teilte bei dieser Gelegenheit mit, daß der Münchener Stadtrat in geheimer Si­tzung beschlossen habe, aus den städtischen Krediten Münchens für die Ausstellung 400 000 Goldmark zur Verfügung zu stellen und 150 000 Goldmark Subventionen.

Der durchgrfallene Universitäts-Professor. Einer der be­deutendsten Mediziner der Neuzeit, Professor Dr. Hugo Salo- mon, Wien, ist vor wenigen Jahren von Wien nach Argen­tinien übergesiedelt. Obwohl ihn die Universität Buenos- Aires mit großen Ehren anfnahm, mußte er sich zur Aus­übung des Berufs nochmals einer Prüfung unterziehen. Kur­zerhand meldete sich Professor Salomon als Prüfungskandidat. Aber die Herren von der Fakultät ließen ihn schlankwog durch­fallen. Bor einigen Tagen hat der Professor nun die zweite Prüfung bestanden.

Todesopfer der amerikanischen Hitzwelle. Die gleiche Hitz- welle, die in den letzten Tagen Europa heimgesucht hat, hat auch in Amerika zahlreiche Opfer gefunden. In Chicago stieg das Thermometer Plötzlich auf 35 Grad Celsius im Schatten, in Illinois sogar bis auf 43 Grad. Zahlreiche Todesfälle durch Hitzschlag werden aus dem ganzen Lande gemeldet. In Ohio starben sechs Personen, in Chicago fielen drei Personen der ungewöhnlichen Hitze zum Opfer.

Ein allzumenschenfreundlicher" Arzt. In Kristiania wurde der- junge Arzt Meyer-Lie zu 60 Tagen Gefängnis und 100 000 Kronen Buße verurteilt, weil er in der Zeit vom 1. Januar bis Ende September vorigen Jahres insgesamt über 30 000 Rezepte ausgeschrieben hatte auf . . . Spiriutosen, für die in Norwegen bekanntlich ein allgemeines Verbot besteht. Die hohe Buße wurde den, geschäftstüchtigen Arzte mit Rück­sicht auf die aus dem Mißbrauch seiner ärztlichen Befugnisse erzielten Einnahmen auferlegt, die sich auf west über 300 000 Kronen belaufen.

Hände? und Verkehr

Stuttgart, 1. Juni. Dem Dienstagmarkt am Vieh- und Schlachthof waren zugeführt: 63 Ochsens 53 Bullen, 250 Iung- bullen ,unverkauft 25). 263 Iungrinder, 13 (13) Kühe. 717 Kälber, 640 Schweine, 47 Schafe. Erlös aus je I Pfund Lebendgewicht: Ochsen I. 3741 (letzter Markt: 37-41), 2. 2533 (uno.). Bullen

1. 3033 (uno.), 2. 22-28 (2227), Iungrinder I. 41 -45 (nnv.i,

2. 32- 37 iunv.), 3. 23-28 (22- 28), Kühe 1.29-34 (28 -34). 2. 1725 (18-25), S. 1115 (unv.), Kälber I. 55 -57 (54- 56), 2. 4852 (4751), 3- 3945 (40 - 45, Schweine I. 5456(54-57), 2. 49 52 (48 52), 3. 40 48 (uno.), Hammel 65 (60 - 65) Psg. Verlauf des Marktes: langsam, Ueherstand.

Schweinemärkte. Heilbronn: Zufuhr 305 Milchscistveine, 11 Läufer. Milchschweine kosteten 1018 Mk., Läufer 2035 Mk. Kirch he im u. T.: Zufuhr 283 Milch- und 2 Läuferschweine. Preis für Miichfchweine 16 -25 Mk., für Läufer 95 Mk. pro Stück Schwenningen: Zufuhr 22 Milchschweine. Verkauft wurde das Paar zu 27 37 Mark.

KeneM Nachktchren

Stuttgart, 1. Juli. Zu der Meldung der deutsch-demokratischen Korrespondenz über die Abberufung des württ. Gesandten in Berlin, Hildenbrand, erfahren wir. daß dem Gesandten die Versetzung in den zeitlichen Ruhestand nahegelegt wurde. An den Gesandten werden in nächster Zeit Aufgaben herantreten, die eine juristische und verwaltungsrechtliche Vorbildung zur Vertretung den Lmrdes- interessen notwendig machen. Der Nachfolger Hildenbrands ist noch nicht bestimmt. Die bisher genannten Namen sind unzutreffend.

Stuttgart, 1. Juli. Der Abg. Adam Müller hat an die Regie­rung eine Kleine Anfrage betr. Erweiterung der dem Verkehr schon längst nicht mehr genügenden, in Staatsbesitz befindlicher? Wolfangs- brücke in Mergentheim gestellt. Die Abg. August Müller u. a. wünschen in einer Anfrage Ermäßigung der Beiträge zur württ. i Baugewerksberufsgenosserifchaft sowie Berücksichtigung von Stun­dungsgesuchen.

München, 2. Juli. Nach den Dispositionen, wie sie gestern im Aeltestenrat des bayerischen Landtages getroffen wurden, wird sich an die Programmred« des neuen Ministerpräsidenten Heid, die er am Mittwoch in der Plenarsitzung halten wird, die Debatte über die Regierungserklärung noch nicht anschkießen, da Held nach Berlin zur Konferenz der Ministerpräsidenten sich begeben wird. Der Beginn dkr Generaldebatte ist daher auf Dienstag nächster Woche, nach­mittags, festgesetzt. Der Rest dieser Woche wird durch Ausschuß­fitzungen ausgefllllt.

Berlin, 2. JE. Der Allgemeine Deutsche Deamkenbunö oeratt-- stattete gestern zwei große Kundgebungengegen di« geringe Auf­besserung der Beamtmgehälter der unteren Besoldungsgruppen". Die Referenten forderten unter Zustimmung der Versammlung die Auf­hebung des Ermächtigungsgesetzes, sowie die Neuorganisation der Beamtenschaft auf gewerkschaftlicher Grundlage.

Berlin, 2. Juli. Zu der Meldung über eine Herabsetzung der Ruhrkohlenpreise um 20 Proz. ab I.Iuli berichten die Blätter noch, daß in der Versammlung der Zechenbesitzer aus Rheinland und Westfalen die Absicht umfangreicher Betriebsstillegungen fallen ge­lassen worden ist. Man will zunächst abwarten, ob nicht infolge Ser Kohlenpreisherabsetzung eine Hebung des Absatzes eintritt.

Berlin, 2. Juli. Das Verfahren gegen das Mitglied der Or­ganisationKonsul", den in München verhafteten Studenten Günther Brandt, dem Hilfeleistung bei der Bereitstellung des Autos für die Ermordung Rathenaus zur Last gelegt wird, steht, nach Blättcrmel- dungen aus Leipzig, vor dem Abschluß. Das Hauptoerfahren wird voraussichtlich in der zweiten Augusthälfte den Staatsgerichtshof be­schäftigen, jedoch steht noch nicht fest, ob die Anklage wegen Beihilfe zum Mord oder wegen Unterlassung einer Anzeige erhoben werden wird.

Paris, 2. Juli. Gestern nachmittag fand unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Herriot im Ministerium für Auswärtige Ange­legenheiten eine Zusammenkunft statt, woran insbesondere Barthou, Mauclere und Perctti della Rocca teilnahmen. Diese Zusammen­kunft hatte den Zweck, die Probleme zu prüfen, welche die Aus­führung des Dnwesplanes aufwirft. Die Zusammenkunft fand auf Veranlassung Herriots statt, um sofort die technischen Studien oor- zubereiten, die zur Prüfung dieser Probleme auf der Londoner Kon­ferenz dienen werden.

Barcelona, I. Juli. Als erster Schritt zu einer anglo-spanischen Verständigung in der Frage des Austausches von Gibraltar gegen Marokko wird in Spanien die Reise Primo de Rioeras nach Me­litta aufgefaßt, die ain 5: Juli stattfinüet. In einem letzten offiziellen Lommunigue heißt es: Wir können in der gegenwärtigen Lage unsere marokkanischen Ansprüche nicht aufrecht erholten.. Im Ein­verständnis mit König Alfons will der Diktator die beiden Probleme lösen, die Spaniens finanzielles, ökonomisches und politisches Leben beunruhigen, nämlich den erfolglosen Riffkrieg und die nationale Unzufriedenheit mit der englischen Besatzung von Gibraltar. Primo de Rioera ist der Ansicht, daß ein großer Teil der Armee ihn und den König unterstützen wird, sobald er die Zurückziehung der Truppen aus Marokko verlangt. Aus gut informierter Quelle verlautet, daß Primo de Rioera von Macdonaid die Zusicherung erhalten yabe, daß England prinzipell zu Vorbesprechungen über die Frage des Austausches von Gibraltar gegen Spanisch Marokko bereit sei.

Madrid, 2. Juli. Wie aus Marokko offiziell gemeldet wird, ist es einer spanischen Kolonne nach hartem Kampfe gelungen, das Fort Tazza zu entsetzen und ihm Munition und> Lebensmittel zuzu­führen. Die Verluste der Spanier in den letzten Tagen seien noch nicht genau bekannt: sie würde» auf 30 Tote geschätzt, darunter vier Offiziere.

London, 2. Juli. Reuter zufolge nahm Japan die Einladung zur Teilnahme an der bevorstehenden interalliierten Konferenz in London an. Es wird durch sesre Botschafter in Paris und London vertreten sei».

London, 2. Juli. Wie Rsuter erfährt, hat das Foreign Office die deutsche Antwortnote noch, nicht erhalten. Schon ans diesem Grunde sei es schwierig, eine bestimmte Ansicht darüber zu äußern. In gut unterrichteten Kreisen werde jedoch der Ton der deutschen Antwort, wie sie in der Presse veröffentlicht werde, für befriedigend angesehen. Indessen scheine es-nicht möglich, dem deutschen Vorschlag, die Kontrollarbeit endgültig bis zum 30. September ;u beendigen, zuzustimmen. Möglicherweise werde ein Einwand gegen die Bindung an einen bestimmten Zeitpunkt erhoben werden. Im allgemeinen werde die Note aber als fair und allgemein befriedigend angesehen und ferner als ein Zeichen, daß. Deutschland mit den Alliierten zu- fammenzuwirken wünsche.

Tokio, 2. Juli. Gestern,, dem Tage, an dem das neue ameri­kanische Einwanderungsgesetz in Kraft trat, fanden in ganz Japan zahlreiche Protestversammlungen und ähnliche Kundgebungen statt.

Der bayerische Landtag für bas Gütachte».

München, 1. Juli. Der bayerische Landtag hat sich heute mit dem Dawesgutachten befaßt. Die Ursache war ein An­trag der Völkischen, der Ablehnung des Dawesgutachtens aus Gründen der Reichs- und. der bayerischen Verkehrshoheit for­dert. Fast alle Parteien schickten ihre Redner vor und cs ist bezeichnend, daß lediglich die Völkischen und die Kommunisten das Dawesgutachten vollkommen ablehnten,, wahrend alle übri­gen Parteien sich aus den Standpunkt stellten, daß zunächst ein­mal >das Gutachten als Unterlage für Verhandlungen Geltung haben müsse. Die Beratungen nahmen den ganzen Vormittag- und Nachmittag in Anspruch, wobei sowohl der Finanzminister wie der Handelsminister das Wort ergriffen. Der Handelsmi­nister wies darauf hin, daß das Gutachten zum ersten Male ein

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Der Tanz um das goldene Kalb

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Don Erica Grupe-Lörcher

(Nachdruck verboten.)

Das Werner-Haus'.' In modernem Stil erbaut, würde es in seinen imposanten Dimensionen der Mitwelt von dem hohen Geistesflug seines Stifters verkünden und der Nach­welt sein ehrenvolles Andenken bewahren!

^ Rechtsanwalt Forgiß wippte in den auf dem Rücken ruhenden Händen den Zylinder etwas auf und nieder. Seine Angeduld war an der Grenze ihrer Dehnbarkeit angelangk. Wie lange würde diese Salbaderei noch dauern? Zuerst er­schien ihm das alles lächerlich, dann grotesk. Dann begann es, ihn anzuwidern. Wenn diese Ehrungen noch einem Geisteshelden gegolten hätten, der aus eigener und genialer Begabung Großes und Bewunderungswürdiges geschaffen: oder einem Erfinder, einem tapferen Krieger, oder einem wirklich großzügigen Kaufmann, der aus eigener Kraft seine Firma zu Weltruf und weittragender Achtung geleitet hat! Aber wer war im Grunde Karl Werner? Ein Durchschnitts­mensch in jeder Hinsicht. Eine Durchschnittsinkelligenz, die allein durch die Rührigkeit und die Intelligenz ihrer Häuser- spekulanken, unterstützt durch das ungeheuer schnelle Wachs­tum der heimischen Vaterstadt, binnen kurzer Zeit diesen ansehnlichen Reichtum erwerben konnte.

<Nn Durchschnittsmensch! Gehoben, nicht durch eigene fleWge Arbeit, sondern durch die Intelligenz von andern. BegÄtstigt vsnr Glück, gebläht von Eitelkeit und hohler Srlchmannssn üsrchMht von einem unersättlichen Be­dürfnis nach >-,ren und Schmeicheleien in ödester Form!

Endlich war die Sache nach einiger Zeit zu Ende, nach­dem der Geheimrak zu kurzer Antwort ebenfalls das Worb ergriffen hätte. Es war rckcht sehr bedeutend gewesen, was er als Dank geantwortet, aber niemand erwartete auch von Karl Werner befonLers hschDeaende Geistesblitze. Er war in den Augen 'aller eben ein höchst gemütlicher alter Herr, der von seinem Reichtum mit sollen Händen verteilte, cher sehr gern überall mit seiner Schwester die erste Geige spielte, und ebenso Schmeicheleien m irgendeiner Form entgegen nahm. . ^ ^.

Als die lautlos zuhkrendeu einzelnen Gruppen sich jetzt lösten und die, Unterhaltung von neuem begann, suchte sich Dr. Forgiß unbemerkt einen Ausgang zu bahnen. Er ge-

Zimmer. Da sah er zur Rechten das kleine Speisezimmer l durch die wektgeöffneten Flügeltüren ganz einsam liegen.' Nur Zyria stand am Büfett und befehligte mehrere Diener, die von neuem auf Tabletts vollgefüllte, perlende Cham­pagnerkelche und kleines Gebäck in die Gesellschafksräume trugen.

.Zyria, liebes Kind, nur schnell einen guten Tag und einen Händedruck!' Sie wandte sich auf seinen halblauten Zuruf herum und kam iym sogleich entgegen.

.Onkel Forgiß!' Es war eine ehrliche Freude, ihn, den lang Bekannten und Wohlmeinenden, zwischen all den ver­hältnismäßig ihr so gleichgültigen und fremden Gesichtern zu sehen. .Bist du schon lange hier? Ich habe dich noch gar nicht bemerkt!'

.So unbedeutende Mollusken wie ich, die so gar keine Rolle in der Gesellschaft spielen, liebe Zyria, verziehen sich angesichts von Ehrungen so eminenter Zeitgenossen am besten hinter die Azaleen des Wintergartens!' Sie sah ihm auf­merksam ins Gesicht. In seinem Ton hätte wieder der leise Spott gelegen, den er so oft für das Haus des Geheimrates bereit hatte.

.Onkel Forgiß! Du bist wieder ein bißchen boshaft an­gelegt heute!' Aber nun wurde er ernst. .Kind, wenn du dich schon so lange im Leben umgesehen hättest, wie ich, und die Verhältnisse in Checkberg kenntest, dann würde auch dich dieser .Tanz um das goldene Kalb' anekeln. Es würde dir gruseln vor der Flachheit und Kritiklosigkeit der Menschen, die nur den Mammon als Gottheit und als Richtschnur ihrer Handlungen kennen!'

Das junge Mädchen atmete einmal leise aus. Seine Worte machten sie beklommen. Eine ferne, undeutliche Ahnung sagte ihr, wie recht das Schicksal ihm eines Tages geben würde, auch in ihrem eigenen Schicksal. Deswegen war sie fast erleichtert, als er^jetzt einen andern Ton anschlug vnd voller Herzlichkeit auf das bunte Gewirr auf dem Büfett deutend, meinte: .Du hast immer alle Hände voll zu tun, Zyria. Bleibt dir in diesem Tohuwabohu von Festlichkeiten und Geselligkeit überhaupt einmal eine einzige Stunde für dich?'

.Selten!' gab fle ehrlich zurück. .Besonders, da wir in letzter Zeit auch noch nach auswärts zu Musikaufführungen und Oratorien gefahren sind und ich Fräulein Werner be­gleiten muhte, während ihr Bruder auf Iagdausflüge ging.

gesellschaftlichen Pflich­

ten in der Musik eine führende Rolle zu behalten, das heißt, in allem auf dem laufenden zu sein, sich ständig selbst zu orientieren und mit allen großen, lebenden Künstlern auf welchem Gebiete es auch sei in Berührung zu stehen.'

.Aber da mußt du doch ganz unpersönlich werden, Zyria! Du hört doch dabei auf, selbst eine Persönlichkeit zu sein. Ich meine, du löst dich selbst vollkommen in dieser Geselligkeit auf. Dir bleibt ja kaum Zeit zu einem eigenen Gedanken, einem eigenen Urteil.'

Sie seufzte leise auf. Was er ihr da sagte, hatte sie in letzter Zeit selbst oft noch voll Unklarheit empfunden. Eine unbestimmte Sehnsucht war in ihr aufgestiegen, noch leise, immer wieder verklingend, und doch sich immer von neuem vordrängend! Wo blieb ihr eigenes Ich in diesem Trubel? Wo blieb das Zimmern ihres eigenen Schicksales?

.Vielleicht wird es jetzt ruhiger- Die Passionszeit hak begonnen. Nach Ostern schläft die Geselligkeit mehr ein. Im Sommer kommt die Natur mehr zu ihrem Recht und damit die eigene Sammlung. Uebrigens Habs ich vergangene Woche dennoch Zeit gefunden, die Mutter von Frank Barry aufzusuchen. Frank hatte mich schon vor einiger Zeit aufgefordert, ihnen einen Besuch zn machen und ihr neues Heim hier anzusehen.'

Der Rechtsanwalt hörte mit erwachendem Interesse zu. .Wie fandest du die Häuslichkeit?'

.Wunderschön!' Sie hielt einen Augenblick sinnend inne. Bon früher her kannte sie die Mutter von Frank als eine rechtschaffene, aber etwas geizige, ege'ftiiche Dame. Des­wegen war Zyria überrascht gewesen, M' cec und Sohn jetzt in einer durchaus modernen und vornehm eingerichteten Woh­nung zu finden, welche zweifellos erst hier bei der Nieder­lassung von Frank angeschafft worden war. Er hatte bei Zyrias uneingeschränkter Bewunderung über die geschmack- volle Einrichtung gelächelt und gemeint: .Kink,, mit Müllers altmodischem Sparsamkeikssinn und dem' Prinzip, jeden Groschen dreimal umzuwenden, kann man heutzutage nicht als junger Arzt auftreten. Da heißt es, imponieren und gut auftreken! Meinst du, die reichen Kreise hier in Eheck- berg ziehen sich zu mir in meine Praxis, wenn sie hier in einem popeligen Wartezimmer sitzen müssen und die dürftige Einrichtung meines Sprechzimmers in jedem nicht vor­handenen Stück Möbel den Neuanfangenden verriete?'

Der

KI

Und zr flüchtigen erwies sich Praxis, f sellschafken glückliche, delke, ansck schnell an alle seine delte, im sönlich Ken .Kennf Onkel?' si «O ja, sie wiederh ders liebe, ganzen De allzugroße eine Egoist setzte er hi darin!'

(Forljetzung folgt.)

Das si der. Seele beherrscht ihr wenig Besuche; diesem H Port, iu schaWche entnerven immer so chen, wen: zu seiner Und a der Recht wie sie sic eine Frau Ein se