machten Ersparnisse, und zwar fast restlos in Goldmark, sind vorerst nicht in Betracht zu ziehen und liegen noch tot. Bezüglich des Mitgliederstandes sind keine erheblichen Veränderungen eingetreten. Auf 31. Dezember 1923 waren vorhanden rund 1700 ordentliche und 50 außerordentliche Mitglieder. Neu eingetreten find rund 80 Kameraden. Den stärksten Zuwachs hatte der Krieger- und Militärverein Loffenau mit 31, und -der Kriegerverein Neuenbürg mit 19, ihnen folgt der Kriegerverein Langenbrand mit 11 neuen Kameraden. Die Versammlung gab ihrer Freude über diesen Zugang Ausdruck. Durch Tod hat der Verband 14 Kameraden verloren. In üblicher Weise wurde deren Andenken geehrt. So hat auch trotz äußerst mißlicher Ereignisse und früher überhaupt nicht gekannter Schwierigkeiten der Bezirkskriegerverband seine Stärre behalten. Anschließend an den Geschäftsbericht richtete der Bezirksobmann noch die Bitte an alle Kameraden, in der Werbearbeit nicht müde zu werden; insbesondere in einer Zeit, wo unser Volk vom Parteihader zerrissen und gespalten sei, sei ein Bund nötig, in den: das Trennende zurückgedrängi und das Einigende hervorgehoben werden müsse, und dieser Bund sei der Württ. Kriegerbund und die ihm angeschlossenen Vereine. Sein Panier sei Vaterlandsliebe, Treue und Kameradschaftlichkeit. Zu Punkt 2 der Tagesordnung gab unser fleißiger und dienstbereiter Kassier, Kam. Buck, Aufschluß. Leider ist all seine Mühe, all seine sorgfältige Rechenavbeit durch die Geldentwertung zunichte gemacht worden. Die einst eingenommenen Mitgliedsbeiträge und auch die nicht hereingekommenen betragen «wohl eine schöne Papiergeldsumme, aber ihr heutiger Wert ist gleich Null. In seinem Schlußbericht richtete der Kassier an die Versammlung die Aufforderung, in ihrem Teil dazu beizutragen, daß unsere Kasse bald wieder mit haltbarerem Geld versorgt werden möge. Für seine Mühe und Arbeit dankte ihm der Bezirksobmann und bat ihn, auch fernerhin seine Kraft in den Dienst der guten Sache zu stellen. Bei Punkt 3 der Tagesordnung wurde der Antrag des Bezirksobmanns und Kassiers auf 10 Pfg. Bezirksbeitrag angenommen, nachdem von einem beinahe gleichstarken Teil der Beitrag auf 20 Pfg. gewünscht und wiederholt empfohlen worden war. Punkt 4 betraf die Regelung der Bezirkssterbekasse, Höhe des Beitrags und des Sterbegeldes. Hier wurde von den daran beteiligten Vereinen der Zustand wie vor der Geldentwertung, d. h. wie im Jahre 1912 beschlossen, wieder gewünscht und bei der namentlichen Abstimmung ging der Antrag auf 2,40 Goldmark Jahresbeitrag pro Mitglied und eine Sterbegeldleistung von 80 Goldmark mit erheblicher Stimmenmehrheit durch Der Bezirkskassier richtete anschließend an den Beschluß -die dringende Bitte, der Vereinskassiere mögen nach Erhalt der ihnen zugehenden Zählkarten baldmöglichst die Beiträge einsenden. Zu dein am 15. Juni in Stuttgart stattfindenden Bundestag wurden als stimmberechtigte Vertreter der Bezirksobmann und der Bezirkskassier bestimmt. Als letzter Punkt der Tagesordnung schloß sich der Vortrag des Kameraden Bundesschatzmeister Fortunat mit dem Thema: „Was wollen die Kriegervereine?" an. Die ersten Ansätze der Gründung von Kriegervereinen finden wir bereits bei den alten Kämpfern Napoleons I., in Württemberg z. B- schon im Jahre 1812. Zweck dieser Vereinigungen war wie auch heute noch Pflege der Kameradschaft und der Erinnerung an die Leistungen -des Heeres. Die weiteren Ausführungen des Redners, die von einer lückenlosen Beherrschung dieses interessanten Stoffes zeugten, ließen jeden verstehen, wie der Württ. Kriegerbund getreu seiner Satzungen als obersten Grundsatz die Liebe zum deutschen Vaterland hegt und aus diesem leitenden Gedanken -heraus seine -ganze Haltung einstellt. Neben diesem idealen Standpunkt war und ist der Bund aber auch jederzeit bestrebt, mit materiellen Kräften seinen Mitgliedern an die Hand zu gehen. Hier redeten die vom Redner angeführten Zahlen und wohlverstanden, nur Goldmarcheträge, eine solch überzeugende und nachhaltige Sprache, daß nur ein ganz erhärmlicher Neider oder Hetzer etwas dran bemängeln kann. Wenn nun trotzdem da und dort allerlei unsinnige Behauptungen und Vorwürfe gegen den Kriegerbund erhoben werden, so zeigen diese Vorwürfe eben von krasser Unkenntnis und unverständlicher Böswilligkeit. Doch wollen wir uns dadurch nicht irre machen lassen. Mit einem kräftigen Appell an alle Kameraden, auch weiterhin in Treue zum Württ. Kriegerbund zu stehen, schloß der Redner seinen mit lebhaftem Interesse und starkem Beifall aufgenommenen Vortrag. Der Bezirksobmann sprach -den Dank der Versammlung für die tiefschürenden, klaren und von vaterländischem Geist durchwehten Ausführungen aus und knüpfte daran den Glückwunsch zum 70. Geburtstag des Bundespräsidenten des Württ. Kriegerbundes, General -d. Inf. Exzellenz von Gerok. Die Versammlung stimmte begeistert in das auf den Jubilar ausgebrachte Hoch ein. Zum Schluß gab der Bezirksobmann noch bekannt, daß 2 Anträge von den Kriegervereinen Dobel und Rotensol auf Abhaltung der nächstjährigen Bezirks-Kriegerversammlung in genannten Orten eingegangen seien. Da für nächstes Jahr Pfinzweiler bereits bestimmt ist, kommen die beiden Orte, soweit nicht sonstige zwingende Gründe etwas anderes bedingen, für die übernächsten Versammlungen in Betracht. Im Schlußwort dankte der Bezirksobmann allen Kameraden für das bewiesene Interesse und die seither gehaltene Treue und wünschte allen eine gesunde Heimkehr und ein frohes Wiedersehen. Die Kameraden Burkhardt, Schömberg, und Bubeck Höfen, sprachen dem Bezirksobmann, dem Bezirkskassier und dem Bundesvertreter den Dank der Versammlung -aus. Das gemeinsam gesungene Lied: „Ich hatt' einen Kameraden", von Kam. Stanger am Klavier begleitet, schloß die in schönster Harmonie verlaufene Versammlung.
Würüemoerg-
Hohenheim, 5. Juni. (Von der Landwirtschaftlichen Hochschule.) An der Landw. Hochschule sind im Sommerhalbjahr 1924 712 Studierende, darunter 12 weibliche, eingeschrieben. Außerdem nehmen 9 Gasthörer und 2 Gasthörerinnen am Unterricht teil. Unter -den 712 Studierenden befinden sich 326 Württemberger. Von Len 386 Nichtwürttembergern sind 317 Reichsangehörige, 31 deutschstämmige Ausländer, 12 Deutsch-Oesterreicher und 26 sonstige Ausländer.
Lauffen a. N., 5. Juni. (Kirschenernte.) Die Frühkir- schenernte hat begonnen. Die aufkaufenden Händler bieten 15—20 Pfg. Pro Pfund, während in -den letzten Tagen in Stuttgarter Schaufenstern Kirschen zu 1.20 Mark pro Pfund ausgestellt waren.
Kirchheim a. N., 5. Juni. (Aus Verzweiflung.) Der langjährige Polizeidiener Fr. Weingärtner hat sich auf -dem Friedhof mit seiner Dienstwaffe erschossen. Der Grund zu der unseligen Tat liegt zweifellos -darin, daß seine Frau, mit der er in den friedlichsten Verhältnissen lebte, von einem unheilbaren Leiden befallen wurde, und er sich außerstande sah, die hohen Behandlungskosten zu tragen.
Tuttlingen, 5. Juni. (Selbstmord.) Der 53 Jahre alte Instrumentenmacher Joh. Gg. Storz wurde im Walde (Witt- hoh) erhängt aufgefunden. Krankheit und Schwermütigkeit scheinen den fleißigen und rechtschaffenen Mann in den Tod getrieben zu haben.
Schlier OA. Ravensburg, 5. Juni. (Verhaftung.) Der
längst gesuchte Schäfer Titus Kuchler von Zipplingen OA. Ellwangen wurde hier verhaftet und dem Gericht übergeben. Kuchler soll vor -einiger Zeit seinem Dienstherrn, dem Domäne-Pächter Fidel Stehle in Hochberg, mehrere Zentner Schafwolle gestohlen und verkauft haben.
Badett-
Pforzheim, 5. Juni. Vor kurzem ertranken in der hochgehenden Nagold ein Kind und sein Vater bei dem Versuch, das Kind zu retten. Der 27 Jahre alte ledige Kett-enmacher Alfred Trautz von Pforzheim -benützte -die Gelegenheit, unter falschem Namen an die Witwe zu schreiben und ihr unter Vorspiegelung der Auszahlung einer Erbschaft von 25 000 Dollars, die er eben aus Amerika mitbringe, den Vorschlag zn einer Besprechung in einem Hotel zu machen. Trautz ist mehrfach vorbestraft, müßiggäugig und ein Heiratsschwindler. Die unglückliche Frau fiel auf den Schwindel nicht herein, übergab den Brief der' Polizei, kam dann aber auf Anraten der letzteren mit Trautz zusammen. Trautz wurde verhaftet und erhielt jetzt vom Schöffengericht im Hinblick auf -die Gemeinheit der Tat 1 Z Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust.
Binzen (b. Lörrach), 3. Juni. Ein furchtbares Familien- ürama spielte sich hier ab. Der 40 Jahre alte Taglöhner Anton Geiger versetzte seiner Frau im Verlaufe eines Streites, hervorgerufen durch die Eifersucht Geigers, einen Dolchstoß in die Schlagader. Darauf durchschnitt er ihr mit einem Messer die Kehle. Herbeieilende Personen fanden den Mörder, der sich mit einem Schnitt durch die Kehle selbst gerichtet hatte, tot in einem Zimmer vor. Die Familie hinterläßt drei unmündige Kinder.
Mannheim, 4. Juni, lieber eine nächtliche Schießerei am Bahnhof Käfertal werden folgende Einzelheiten berichtet: Die fortgesetzten Diebstähle in der letzten Zeit auf -dem Bahnhm Käfertal machten einen verstärkten Bahnschutz notwendig. In der letzten Nacht beobachteten nun die Bahnschutzbeamten, daß sich mehrere verdächtige Personen an verschiedenen Wagen zu schaffen machten, offenbar in der Absicht, zu plündern. Als die Beamten sich anschickten, gegen die Räuber vorzugehen, um sie festzunehmen, wurden sie von Liesen mit Pistolenschüssen empfangen. Darauf griffen auch -die Beamten zur Waffe. In dem sich nun entwickelnden Feuergefecht wurde ein 35jähriger Beamter sehr erheblich verletzt. Die Täter entkamen. Dann wurden in der gleichen Nacht einige Zeit später durch Polizeibeamte fünf Personen auf dem nahe gelegenen ehemaligen Gefangenenlager festgenommen, als sie plünderten. Ob diese Festgenommenen mit den an der Schießerei beteiligten Personen in Zusammenhang stehen, ist noch nicht bekannt.
Hände! und Verkebr.
Stuttgart, 5. Juni. Dem Donnerstagmarkt am Vieh- und Schlachthof waren zugeführt: 110 Ochsen, (unverkauft 20). 45 -10- Bullen. 300 (50) Iungbullen, 398 (100) Iungrindcr, 120 (20) Kühe. 737 Kälber. 797 Schweine, 49 Schafe, 2 Ziegen. Erlös aus je 1 Pfund Lebendgewicht in Goldpfq.: Ochsen 1. 36—40 (letzter Markt: 37 40). 2. 25 32 -.26—32,, Bullen 1. 29-32 (31 34', 2. 23 -28 (24 -30), Iungrinder I. 41—44 (43-45), 2. 33—39 -34-40), 3. 24 bis 29 (25-30), Kühe 1. 26 -33 (26-33,, 2. 17 -23 (18- 24), 3. 11-16 (11-16), Kälber 1. 53-55 (52 -54), 2. 46-49 (45 48). 3. 38-44 (35 42,. Schweine I. 53 55 (52—54) 2. 47 50 (47-50), 3. 40 —45 (40—45,. Verlaus des Marktes: langsam, Ueberstand bei Großvieh.
Stuttgart. 5. Juni. (Landesproduktenbörse.) Die Preise für Getreide und Mehl haben sich seit unserem letzten Bericht kaum verändert. An der heutigen Börse herrschte schon Feiertagsruhe und kamen nicht viel Geschäfte zustande. Es notierten je 100 Kilo: Weizen 16-16,75 (am 2. Juni 16 16,75). Sommergerste 15,75 bis 16,5 (nnv.), Hafer 13,25—13,75 (unv.), Weizenmehl Nr. 0 28—29 (uno.), Brotmehl 25—26 (unv ). Kleie 8,5—9 (unv.), Wiesenheu 5,5 bis 6,5 (6-7-. Kleeheu 6.5—7,5 (7—8), drahtgepretztes Stroh 3,5 bis 4,5 (4—5 Mark. Nächste^Börse: 12 Juni.
Neuer«»
Stuttgart, 5. Juni. Zum Stellvertreter des Staatsprä- 'identen wurde Minister Bolz bestellt.
Stuttgart, 5. Juni. Die Abgg. Roos, Wider und Dr. Schott wünschen für die Mannschaften und Unteroffiziere der Schutzpolizei eine Ermäßigung der Unterkunftsabzüge aus den früheren Stand. Die starke Erhöhung dieser Abzüge wird mit Rücksicht darauf, daß das Kasernenquartier gleichzeitig Dienstraum ist, als Ungerechtigkeit empfunden.
Stuttgart, 5. Juni. Am Freitag findet im Festsaal der Liederhalle eine Protestversammlung der Beamtenschaft gegen die von der Reichsregierung vorgenommene Besoldungsregelung statt.
München, 5. Juni. Aus den gestrigen Beratungen -des Aeltestenausschusses des bayerischen Landtages wird bekannt, daß auch die Frage erörtert wurde, ob die Kommunisten an den Ausschußberatungen teilnehmen können, weil sie sich nicht an das Schweigegebot halten wollen. Bei allen Vertretern mit Ausnahme des kommunistischen Vertreters bestand Ueber- einstimmung darüber, daß die Landtagsmitglieder das Schweigegebot beachten müssen. Eine Entscheidung ist noch nicht gefällt worden.
Berlin, 5. Juni. Die deutsch-nationale Reichstagsfraktion brachte folgenden Antrag ein: Der Reichstag wolle beschließen, die Reichsregierung zu ersuchen, ungesäumt im Ausschuß des Reichstags Wer den Stand der Verhandlungen über das Gutachten der fremden Sachverständigen, namentlich in der Eisenbahnfrage und der Bankfrage, Auskunft zu geben.
Berlin, 5. Juni. Im Prozeß Thormann-Grandl wegen des versuchten Attentats -auf General Seeckt wurden beide Angeklagte freigesprochen. Die Kosten werden der Staatskasse auferlegt. Die Haftbefehle gegen die beiden Angeklagten werden sofort aufgehoben.
Rom, 5. Juni. Zu den Vorgängen in Albanien schreibt „Corriere Jtaliano", daß angesichts der Bestrebungen, welche die albanische nationale Partei verfolge, Italien nicht umhin könne, ihr Vorgehen sympathisch zu betrachten. Italien dachte niemals daran, intervenieren zu können oder zu müssen. Süd- 'lavien sollte im eigenen Interesse eine ähnliche -Haltung einnehmen.
London, 6. Juni. Die vorgestrige Reichstagsrede des Reichskanzlers hat in Londoner politischen Kreisen einen sehr guten Eindruck gemacht. Besonders begrüßt wird -das Eintreten des Kanzlers für den Sach-Verständigenbericht.
Stockholm, 6. Juni. Der König wird heute in feierlicher Audienz den neuernannten deutschen Gesandten von Rosenberg empfangen, der bei -dieser Gelegenheit sein Beglaubigungsschreiben überreichen wird.
Württembergischer Landtag.
Stuttgart, 5. Juni. Der Landtag hat in seiner heutigen Sitzung nach längerer, zum Teil lebhafter Debatte in dev Frage der Austeilung von Oberämtern und des Landgerichts Hall eine endgültige Entscheidung getroffen Lurch Annahme eines -bürgerparteilichen Jnitiativ-gesetzentwurfes, wonach die Verordnung der alten Regierung die am 15. Juni in Kraft treten sollte, aufgehoben wird und wonach die Aufhebung von
Oberämtern auch künftig nur durch Gesetz möglich sein soll. Dieser Antrag wurde mit 46 Stimmen der Rechten einschl. der Zentrumsminister Bolz und Beyerle gegen 28 Stimmen der Sozialdemokraten, der Kommunisten und der Demokraten angenommen. Anderweitige Anträge der Oppositionsparteien waren vorher abgelehnt worden. In der Debatte kam zum Ausdruck, daß die Vereinfachung der inneren Verwaltung durch einen Gesetzentwurf erfolgen soll, dessen Vorlegung im Winter zu erwarten sein dürfte. Bei der dann fortgesetzten Besprechung der Regierungserklärung betonte der Abg. Bock (Ztr.), seine Partei hätte es gerne gesehen, wenn auch die Demokratie sich an der Regierungsbildung beteiligt hätte. Die Koalition mit der Rechten sei nicht durch Preisgabe wesentlicher Grundsätze der politischen Grundauffassung erkauft. Der Redner billigte die Regierungserklärung und wünschte Kredit für Landwirtschaft und Gewerbe, soziale Gerechtigkeit bei der BeamtenLesoldung, Unterstützung der Landwirtschaft, Rettung des Unterbaus der sozialen Gesetzgebung und des Arbeiterrechts, baldige Inangriffnahme des Reichsschulgesetzes und Unterstützung der Reichsaußenpolitik durch die württ. Regierung. Der Ab-g. Müller (Komm.) wandte sich scharf gegen die Rechte und nannte das Zentrum ein Anhängsel von Äürgerpartei und Bauernbund. Die Zentrumspolitik reduziere sich auf Gummiknüppel und Zuchthauszelle. Das Unglück für Europa seien nicht die Friedensverträge, sondern die kapitalistische Wirtschaft. Wenn Bolz und Beyerle tausendfältigen Haß in die Arbeiterseele säen, dann könne die Geschichte einmal schlimm ausgehen. Er drohe nicht, aber er warne. Der Redner zog sich wiederholt Rügen des Präsidenten zu. Morgen: Gesetzentwurf betreffend Staatskassenschsine und Fortsetzung der Besprechung.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 5. Juni. In der heutigen Sitzung des Reichstags wird mit der Besprechung der Regierungserklärung begonnen. Dr. Scholz (Deutsche VP.) erklärt namens -der Mittelparteien, daß das Ziel dieser Parteien eine Einigung des Reichstages -auf möglichst breiter Front gewesen sei. Die schleunige Annahme des Gutachtens war unbedingt erforderlich. Daraus ergebe sich notwendigerweise ein Festhalten an der Richtung -der bisherigen auswärtigen Politik. Äon den Deutschnationalen war eine -solche Erklärung nicht zu erlangen. Also blieb nur die bisherige Koalition. Sie sprechen deshalb der Regierung -das Vertrauen aus und hoffen, daß sie schleunigst alle nötigen Schritte tut, die das Gutachten erfordert. Das entspreche wahrer Vaterlandsliebe. — Abg. Graf Westarp (Deutschnat.) weist -daraufhin, daß -der deutsche Notschrei im Ausland gehört werden müsse, berührt die Kriegsschuldfrage, verwirft die Kriecherei gegenüber dem Auslande und will von einer Rücksichtnahme auf -die Sozialdemokraten nichts wissen. Dann kommt er aus das Reichstagswahlergebnis zu sprechen, findet bei der Regierungsbildung die Nichtbeachtung der Größeverhältnisse der Parteien und betont, daß seine Partei verantwortungsbewußt zur Mitarbeit an der Regierung auch unter Marx bereit gewesen wäre. An der gestrigen Erklärung des Kanzlers tadelt er besonders Las Uebergehen -der innerpolitischen Fragen. Sodann zerpflückt er das Sachverständigengutachten, findet dabei einen lieber- setzungsfehler, daß wir nämlich -das Gutachten nur im Großen und Ganzen anzunehmen brauchten. Er fordert Garantien, daß die Ruhr geräumt werde und erklärt die Bereitwilligkeit seiner Partei, in der Regierung an den Verhandlungen über das Gutachten teilzunehmen. Zu der gegenwärtigen Reichsleitung könne er kein Vertrauen haben. — Reichskanzler Marx rechtfertigt sich' gegen Angriffe in bezug auf die Kriegsschuldsrage und die Kabinettsbildung- Dem Grafen Westarp entgegnet er, daß seine Politik die Rheinlande nicht schütze. — Abg. Loebe (Soz.) hebt die Wirkung einer Ablehnung des Gutachtens hervor, tritt für eine gerechte Verteilung der Lasten ein und bekennt seine republikanische Gesinnung. — Abg. von Gräfe (Nationalsozialist) stellt den vollen Bankerott des Parlamentarismus fest, kritisiert in heftiger Weise die gestrige Regierungserklärung und kündigt ein Mißtrauensvotum seiner Partei gegen die neue Regierung an. — Abg. Leicht (Bahr. ÄP.) warnt vor weiterem Parteihaß, freut sich über die Antwort der Regierung auf den Sachverständigenplan und erklärt, daß die heftigen Angriffe gegen die Regierung nicht verhindern könnten, daß wir die Folgen des verlorenen Krieges tragen müssen. Der Redner rügt das Auftreten der Nationalsozialisten und behält sich -seine Stellungnahme der Regierung gegenüber vor. — Abg. Kamps (Wirtschaft!, Vereinigung) spricht der Regierung das Mißtrauen aus. Abg. Kuntze (Deutschsoz.) wendet sich ebenfalls scharf -gegen die neue Regierung und hält -das Gutachten für -ein Schandwerk ähnlich dem Versailler Vertrag. — Dr. Bell kündigt für morgen eine Rede des Außenministers Dr. S-tresemann am — Nach Persönlichen Bemerkungen wird die zweite Lesung des Notetats erledigt und die nächste Sitzung auf morgen anberaumt.
Aussprache über die Regierungs-Erklärung.
Berlin, 5. Juni. In dieser Neichstagssitzung, die der Be- -prechung der gestrigen Regierungserklärung gewidmet war, und die schier kein Ende nehmen wollte, schürzte sich die Handlung mehrfach in fesselnder Weise und es gab viele Momente, in denen die Leidenschaften wild gegeneinander brandeten. Als Gesamteindruck bleibt leider das Bild einer hoffnungslosen Zerklüftung haften, die sich, wie Lurch das ganze Volk, so durch dieses sein Parlament zieht. Man könnte Herrn Löbe um seinen Glauben, daß die Hochflut des Radikalismus hüben und drüben bereits wahrnehmbar im Ab- ebben begriffen sei, fast -beneiden. Wenn andererseits Graf Westarp, -der die Oppositionsrede für die Deutschnationalen hielt, die kommunistische Gefahr mit Fleiß in den Vordergrund rückte, so könnte man aus diesen Bemühungen nur zu deutlich Len Pferdefuß heraussehen. Den Deutschnationalen kam es im Gegensatz zur Regierung darauf an, die Debatte möglichst von -dem ihnen nicht ganz geheuren Thema -des Sachverständigengutachtens fort auf das innerpolitische Gebiet zu lenken. Die kommunisti-sche Gefahr und — wird man hinzufügen dürfen — -die Wrigen inneren Nöte sind eben so groß, weil das ungelöste Reparationsproblem -gleich einem bösen Alp
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