Bauarbeiten an dem geblauten Neubau auf der großen Wiese konnten noch nicht vergeben Werden, Weil hinsichtlich der Finanzierung des Baues neben den sonstigen Bauarbei- ten der Stadt Schwierigkeiten aufgetreten sind, welche erst behoben werden müssen. Der Gemeinderat ermächtigt den Bauausschuß, zum geeigneten Zeitpunkt die weiteren Arbeiten einzuleiten. Auf eine Einsprache der Firma Waldbauer we­gen befürchteter Gefährdung ihrer Kanalmauer durch den Bau des Kriegerdenkmals und auf Einsprachen der Firma Hau­eisen und Sohn und der Oberpostdirektion gegen den Bebau­ungsplan der großen Wiese faßt der Gemeinderat seiner Auf­fassung entsprechende Beschlüsse. Die Rechnungssachen waren durch den bestellten Ausschuß vorbereitet und rasch erledigt.

Zum Schluß wurden noch eine Anzahl kleinerer Angele­genheiten beraten. Außerhalb der Tagesordnung wurde aus der Mitte des Gemeinderats angeregt, ob es nicht möglich sei, die Kehrichtabfuhr Samstags, wie vor dem Krieg, wie­der einzuführen. Der Vorsitzende sagt zu, den Versuch ma­chen zu wollen, wenn es gelingt, ein Fuhrwerk zu annehm­baren Preisen zu erhalten nnd die nötige Anzahl Teilnehmer aufzubringen. Schluß der Sitzung 9)4 Uhr. K.

Pfinzweiler, 2. Juni. Letzten Sonntag beging der Ge­sangverein GermaniaSpessart" sein tojähriges Jubiläum, verbunden mit Gesangs-Wettstreit. Die Lei­tung desselben lag in Händen bester Fachleute, die in ihrer Sache korrekt und mannhaft handelten und somit mancher Verein, der sonst nicht leicht auf seine in Ehren verdiente Rechnung kommt, sich sagen konnte, heute haben wir unseren nur durchSingen" wohlverdienten Preis erhalten. Der Ge­sangverein Eintracht Pfinzweiler weilte auch dort als Gast und konnte mit dem PreischorDer Rheinglaube" mit schö­nem Punktvorsprung (19 Punkte) den la-Preis in der Son­derklasse mit nach Haufe nehmen (zweitbeste Leistung vom gan­zen Sängerfest), was aber nur alles dem unermüdlichen Di­rigenten Ernst Höll zu danken ist, welcher an demselben Tag mit dem Gesangverein Ittersbach in den 2. Landklaffe den Ib-Preis errang. Wir wünschen beiden Vereinen Blühen und Gedeihen für die Zukunft.

Stuttgart, 3. Juni. (Preisbewegung^ Die Preise für Getreide, Mehl, Heu und Stroh haben sich an der Landes­produktenbörse seit Dezember v. Js, also seit Stabilisierung unserer Währung, bis zur Mitte Mai wie folgt entwickelt: Weizen von 20,91 auf 17,25, Gerste 17,16 aus 17,12, Haber 11,60 auf 13,50, Weizenmehl 35,07 auf 28,81, Brotmehl 31,44 auf 25,81, Kleie 7P3 auf 9F0, Kleeheu 9,75 auf 8,62, Wiesenheu 7,56 auf 7,81, Stroh 6,01 auf 4,75. Der Preis für Brot und zwar für 1 Kilogramm Weißbrot beträgt seit 25. Januar 40 Pfennig, Schwarz- oder Roggenbrot seit 20. März 30 Pfen­nig. Indessen ist der Preis für Weizenmehl in der gleichen Zeit um 9,1 Prozent, für Brotmehl um 3,6 Prozent herunter­gegangen. Demnach wäre es an der Zeit, daß das Weißbrot billiger würde. Weiter sind seit Dezember 23 bis Mitte Mai folgende Aenderungen in den Kleinverkaufspreisen Stuttgarts eingetreten: 1 Liter Milch von 34 auf 36 Pfennig, 1 Pfund Süßbutter von 3 Mark auf 2,40 Mark (im Februar 2 Mark); ein Pfund Schweizerkäse von 2,40 auf 1,80 Mark und ein Pfund Limburger Käse von 1P0 Mark auf 90 Pfennig. Die Preissenkung in Butter berechtigt zu der Hoffnung, daß der Preis für Milch nnd Milcherzeugniffe keine weitere Steige­rung erfahren wird.

Gmünd, 4. Juni. (Beilegung des Rathausstreites.) Der durch beleidigende Aeußerungen hervorgerufene Rathausstreit ist dank der Vermittlung des Oberbürgermeisters Lüllig durch Abgabe entsprechender Erklärungen der in Frage stehenden Gemeinderatsmitglieder beigelegt worden.

Nürtingen, 4. Juni. (Selbstmord.) Der frühere Kauf­mann Karl Birkmaier hat in Abwesenheit seiner Frau, die bei ihren Verwandten in Eningen u. A. weilte, durch Gas­vergiftung seinem Leben ein Ende gemacht.Ich Lin ver­reist" stand an seiner Haustürein eine andere Welt, wo keine finanziellen Nöte und Sorgen uns mehr drücken."

Betzingen OA. Reutlingen, 4. Juni. (Eine Mahnung zur Vorsicht,) Die Fabrikarbeitersehefrau Pregenzer nahm ihr 4 Jahre altes Töchterchen mit auf das Feld. Bald darauf wurde es dem Kinde unwohl. Es bekam heftige Leibschmer- zen. Tags darauf starb das Kind unter Erscheinung von Vergiftungen. Das Kind soll Habermauchen von einem Acker oder einer Wiese, die mit Kunstdünger gedüngt war, gegessen haben.

Ulm, 3. Juni. (Ein verlorener Prozeß.) Für die Käu­fer städtischer Grundstücke mit Bauverpflichtung ist von In­teresse, daß der erste der von «der Stadt angestrengten Muster­prozesse nun vom Oberlandesgericht Stuttgart entschieden wurde. Die Klage der Stadt wurde im Gegensatz zur ersten Instanz abgewiesen und die in besonderem Fall verlangte Vertragsstrafe nicht für begründet angesehen.

Ulm, 4. Juni. (Abtreibung.) Wegen Abtreibung standen ein verheirateter Bauer von der Münsinger Alb, seine Ehe­frau, deren Schwester und ein Stuttgarter Zahnarzt vor Ge­richt. Der Bauer hatte mit seiner erst 15)4 Jcchre alten Schwägerin Umgang gepflogen, der nicht ohne Folgen blieb. Wegen Beseitigung dieser Folgen wurde er zu 2 Monaten, seine Ehefrau zu 6 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten unter Zubilligung mildernder Umstände verurteilt. Die Schwägerin und der Stuttgarter Zahnarzt, dem Hilfe­leistung bei der Abtreibung durch Vermittlung der Lieferung eines Instrumentes zur Last gelegt war, wurden freige­sprochen.

Handel und Verkehr.

Neuenbürg, 5. Juni. (Schweinemarkt.) Zugeführt waren 22 Läufer, 40 Milchschweine. Verkauft 6 Paar Läufer um 4275 Mark, 13 Paar Milchschweine um 2835 Mark p ro Paar.

Neueste Nachrichten.

Stuttgart, 4. Juni. Die Sozialdemokratie hat im Landtag eine Reihe von Großen Anfragen gestellt. Die eine betrifft die empörende Neuordnung der Beamtenbesoldung im Reich, eine zweite die Wieder­einführung des achtstündigen Arbeitstags für die gewerblichen Ar­beiter und Angestellten, eine dritte Abänderung der Landesfürsorge­ordnung, während eine vierte Note gegen die Massenentlassungen von Bankbeamten sich wendet und verlangt, daß die den Bankan­gestellten gesetzlich zustehenden Rechte nicht geschmälert werden.

Stuttgart, 4. Juni. Die Abgg. Danael, Dr. Schermann und Gen. (Ztr.) haben eine Kleine Anfrage bezüglich der Gewährung von Krediten für Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe eingebracht. Die Abgg. Dr. Hölscher und Strobel (B.B.) wünschen Hilfeleistung zur Linderung der durch den Hagelschlag verursachten Not. Der Abg. Mergenthaler (Freiwirtschaftsbund) verlangt Maßnahmen gegen die schamlose Auswucherung durch die ungeheuerlichen Zinsen, die zurzeit vom Leihkapital verlangt werden.

München, 5. Juni. Von den seinerzeit auf dem verbotenen Be­zirksparteitag in München ausgehobenen 63 Kommunisten befinden sich noch 4 in Untersuchungshaft. 8 wurden in Schutzhaft genommen, die übrigen sind auf freiem Fuß.

München, 4. Juni. Die deutschnationale Volkspartei Bayerns hat an den neugewählten Staatspräsidenten von Württemberg,

Bazille, folgendes Telegramm gerichtet:Deutsch-Nationale Bayerns senden herzliche Glückwünsche zur Wahl zum württembergischen Staatspräsidenten. Möge unter Ihrer Führung das ivürttembergische Nachbarland seine nationale Sendung zum Wähle des Reiches er­füllen". Auch der bayerische Iustizminister Gärtner hat dem neuen Staatspräsidenten seine Glückwünsche telegraphisch ausgesprochen.

München, 4. Juni. Das Alpenvorland und Chiemgau wurden von schweren Hagelschäden heimgesucht. In verschiede­nen Gemeinden ist der Winterroggen fast vollständig verhagelt. Die Eiskörner hatten die Größe von Tanbeneiern. In ver­schiedenen Bauernhäusern sind die Fensterscheiben von den Hagelkörnern zerschlagen. Auch das Zusamtal hatte schwere Unwetter zu bestehen.

Nürnberg, 5. Juni. Wegen Vergehens gegen die Depotgesetze sind die beiden Direktoren der unter Geschäftsanfsicht stehenden Nordbayrischen Handels- und Gewerbebank A.-G., Negner und Theusing, sowie der Prokurist Fries in Untersuchungshaft genommen morden.

Mainz. 4 Juni. Im Kominunisten-Prozetz vor dem französi­schen Kriegsgericht wurde in der gestrigen Nachmittagssitzung nach­dem am Vormittag sämtliche Verteidiger ihr Mandat niedergelegt hatten, ein Hauptmann und 2 Leutnants zu Offizialverteidigern er­nannt. Die Verlesung der Anklageschrift beanspruchte nahezu eine Stunde, Sämtliche Angeklagten verweigerten die Auskunft, da sie durch das Fehlen ihrer Rechtsbeistände in ihrer Verteidigung ver­hindert seien. Es ivurde daraufhin in der Hauptsache aufgrund der in der Voruntersuchung gemachten Aussagen der einzelnen Ange­klagten verhandelt. Um 6>,« Uhr wurde die Sitzung auf heute vor­mittag 8 Uhr vertagt.

Hannover, 4. Juni. Gestern nachmittag wurde die Ehefrau Adolf, deren Ehemann in der Hildesheimecstratze ein Hutgeschäft betreibt, von einem unbekannten Täter ermordet. Man fand die Frau in einer Blutlache im Laden. Die Ladenkasse und einige Kleinigkeiten sind geraubt worden.

Berlin, 4. Juni. Dem8-Uhr-Abendblatt" zufolge be­antragte der Staatsanwalt in dem Prozeß gegen Thormann- Grandl wegen des versuchten Attentats auf General von Seeckt für beide Angeklagte ie 4 Jahre Zuchthaus unter An­rechnung von 4 Monaten Untersuchungshaft wegen Verab­redung zum Mord. Die Ermittelungen der Berliner poli­tischen Polizei in der Angelegenheit des verhinderten kommu­nistischen Bombenattentats in Potsdam haben bisher ergeben, daß es sich um eine sehr weitgehende Aktion zu handeln scheint, die von den Kommunisten im ganzen Reich an ver­schiedenen Orten gleichzeitig beabsichtigt war. In der Nacht vom Sonntag zum Montag wurde von unbekannten Tätern ein Drahtseil, das die 300 Meter langen Masten der Funken­station Königswnsterhausen verbindet, durchschnitten. Die Kriminalpolizei ist mit Ermittlungen darüber beschäftigt, ob es sich nur um einen einfachen Metalldiebstahl, oder aber um einen Sabotageversuch aus politischen Gründen handelt.

Bremen. 5. Juni. Auf der Werft Bremen-Vegesack fand gestern der Stapellauf des für Rechnung des Norddeutschen Lloyd erbauten DoppelschraubendampfersSierra Morena" statt. Der Dampfer aßt 11500 Brutto-Registertonnen Raumgehalt und ist für den Süd­amerikadienst bestimmt. Seine Ablieferung wird in etwa 4i, Monaten erfolgen.

Königshütte, 4. Juni. DemOberschlesischen Kurier" zufolge erteilte die polnische Regierung, um die angekünvigte Schließung der Königshütte zu verhüten, wodurch über 5000 Arbeiter brotlos würden, größere Aufträge, sodaß der Betrieb über den 16. hinaus fortgeführt werde, zumal der Hütte Kreditoergünstigungen zugebilligt wurden. Die Woywodschaft in Kattowitz forderte zur Eindämmung der Ar­beitslosigkeit im ostoberschlesischen Industriegebiet 1 Million Zloty telegraphisch bei der Warschauer Regierung an. '

Rom, 5. Juni. Nach einer hier eingetroffenen Nachricht ist Ti­rana von den albanischen Aufständischen besetzt worden. Die Re­gierungstruppen sind geschlagen worden. Ans beiden Seiten zählt mnn 100 Tote.

Sofia, 5. Juni. Die bulgarische Regierrmg hat die Wiederein­führung der allgemeinen Wehrpflicht zum l. Oktober ds. Js. offiziell bekanntgegeben. Nach einer amtlichen Mitteilung an die Presse haben Frankreich nnd Rumänien bereits ihre Einwilligung zur Auf­hebung der entgegengesetzten Bestimmungen des Vertrages von Neuilly gegeben.

Paris, 4. Juni. Am 15. Juni wirb ein Denkmal für Emile Zola enthüllt werden, das in der Avenue gleichen Na­mens aufgestellt wirb. Die Abgeordneten Herriot und Bon- ocurt werden bei dieser Gelegenheit Reden halten. Die Kammer wählte den der republikanisch-sozialistischen Partei an­gehörenden Abgeordneten Painleve zum Präsidenten. Wie derTemps" meldet, wirb Herriot Mitte Juni nach London reisen, >da Mavdonald vorläufig England nicht verlassen kann.

London, 4. Juni. Die englisch-türkische Konferenz über die Mossulfrage kann als gescheitert betrachtet werden.

Demokrafie und Zentrum zur Regierungsbildung.

Stuttgart, 4. Juni. Anläßlich der Neubildung der württ. Regierung erklärt die Deutsch-deMokratische Landtagssraktion, daß sie bei den Vorverhandlungen der bürgerlichen Parteien folgende Forderungen stellte: Anerkennung der Staatsform, Beibehaltung der bisherigen Grundrichtung der württ. Poli­tik gegenüber dem Reich, Fortführung der Staatsvereinfa­chung mit Abbau von Oberämtern und des Landgerichts Hall, Sorge für gesunde Staatsfinanzen, Zuverlässigkeit der Hilfs­polizei gegenüber der heutigen Staatssorm, Berücksichtigung des Koalitionsverhältnisses bei der parteipolitischen Arbeit im Lande, Fernhalten der Völkisch-Sozialen von der Regierungs- koalition und Ablehnung des von ihnen vertretenen Kultur- und Rassenkampfgedankens, lieber eine Reihe dieser Punkte sei weitgehende UebereiNstimpmng zwischen den Vertretern aller beteiligten Parteien erzielt worden. Bevor die sachli­chen Verhandlungen zu Ende geführt wurden, verlangten Kör­ner und Bazille, daß zunächst die Personenfrage zur Erörte­rung gestellt werde und die Rechte meldete ihren Anspruch auf Besetzung der Stelle des Staatspräsidenten mit dem Abg. Ba­zille. Die Demokratie machte Bedenken gegen die Eignung Bazilles zum Staatspräsidenten geltend, namentlich wegen sei­nes früheren Kampfes gegen die demokratischen Minister und lehnte die Beteiligung an einem unter der Leitung von Ba­zille stehenden Kabinett ab. Ein Vermittlungsvorschlag von anderer Seite, den Staatspräsidenten Rau zu belassen, lehnte die Bürgerpartei ab.

Stuttgart, 4. Juni. Landesvorstond, Landesausschuß und Landtagssraktion des Zentrums nahmen am 3. Juni in ge­meinsamer Sitzung zur Regierungsbildung in Württemberg Stellung. Nach lebhafter Aussprache wurde mit allen! gegen drei Stimmen beschlossen, der Regierungsbildung mit der Rechten zuzustimmen. Entscheidend war hierbei die Tatsache, daß eine Regierungsbildung mit der Sozialdemokratie ohne die Rechte zahlenmäßig und Politisch nicht tragbar erschien und daß eine Regierungskoalition, die sich auf Demokratie, Deut­sche Volkspartei und Zentrum stützen könnte (29 Mandate von 80) ebenfalls zur Unfruchtbarkeit verurteilt wäre. Die Zen­trumsfraktion wurde beauftragt, mit aller Kraft dahin zu wirken, daß der seitherige Rvgierungskurs im wesentlichen weitergesteuert wird.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 4. Juni. Der Landtag nahm in seiner heuti­gen Abendsitzung die erste Lesung des Jnitiativgesetzentwurfes der Rechten betr. weitere Hinausschiebung der Entscheidung über die Frage betr. Aufhebung von Oberämtern und des

Landgerichts Hall bis zum 15. Oktober d. Js. vor und trat, dann in die Besprechung der Regierungserklärung ein. Der Abg. Strobel (BB.) betonte, daß die Rechte bei Uebernahme> der Regierung eine sehr unerfreuliche Lage vorfinde. Auge- ! sichts des starken Ansturms der Linksradikalen wäre der Zu- ; sammenschluß aller bürgerlichen Parteien notwendig gewesen, aber die Demokratie hat es nicht fertig gebracht, den Tren- , nungsstrich zwischen sich und der Sozialdemokratie zu ziehen. Der Redner verlangte die Lösung der Schuldfrage am Krieg, ! ernstliche Prüfung des Sachverständigengutachtens, Erhaltung der Reichseinheit unter Wahrung süddeutscher Eigenart und Selbständigkeit, Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung, Schutzzoll für die Landwirtschaft, Abhilfe gegen Kreditnot und Zinswucher, Steuerstundung, Revision der Dritten Steuernot- ! Verordnung, Vereinfachung der-Verwaltung nnd ^größte Spar. ! samkeit im Privat- und Staatshaushalt. Der Abg. Keil (Soz.) bekundete der neuen Regierung das Mißtrauen seiner Partei, begründete eine Reihe von Anträgen auf dem Ge. biete des Steuer- und Besoldungswesens, lehnte Schutzzölle für die Landwirtschaft ab, forderte einen weiteren Abbau der veralteten Bezirksverwaltung und ^befürchtete großes Un­glück durch die Rechtsentwicklung des Zentrums namentlich in Württemberg. Staatspräsident Bazille erwiderte, daß wenn das Sachverständigengutachten ohne weiteres angenommen werde, die Jndüstriearbeiterschaft zu mindestens ISstündiger Arbeitszeit gezwungen wäre. Verfassungsstürzende Bestrebun­gen von rechts gebe es in Württemberg nicht. Der Wirtschafts­kampf sollte sich in den nächsten Jahren möglichst friedlich ge­stalten. Bisher habe die Wirtschaft den Staat kaput gemacht, nämlich der schematische Achtstundentag und der Einfluß der Gewerkschaften. Bezüglich der Aufteilung der Oberämter bestehe in lder Regierung keine einheitliche Auffassung, wes- , halb der Landtag die Entscheidung treffen müsse. Morgen , Fortsetzung. >

Pressestimmen zur Regierungsbildung in Württemberg. ;

Die deutschnationaleSüddeutsche Zeitung" weist darauf I hin, daß an der Wiege der neuen Regierung ein bedenkliches ! Kriogsgeschrei der Moskowiter ertönte. Wir Schwaben müs- ! sen mobil werden und die neue Regierung hat zum Wecken zu ! blasen. Zu der Koalition mit dem Zentrum erklärt das Blatt, bei ihr komme alles darauf an, daß auf beiden Seiten ehr- lick>es Spiel gespielt werde. Im demokratischen Stuttgarter Neuen Tagblatt befaßt sich der Abg. Scheef mit der Frage des ^ Verhaltens gegenüber der neuen Regierung, von der er der- ! langt, daß sie die öffentlichen Interessen, das Allgemeinwohl allen Sonderinteressen voranstelle. In diesem Falle werde die Demokratie sachlich Mitarbeiten, andernfalls schärfste Op­position treiben. Die gleichfalls demokratische Württemberger Zeitung nennt das Programm der neuen Regierung schwach, will Taten abwarten und findet die Rechtsregierung nach Lage der Dinge ganz in der Ordnung. Die sozialdemokratische Schwäbische Tagwacht wirft dem neuen Staatspräsidenten einen Gesinnungswechsel vor, indem er Erfüllungspolitiker geworden sei, bemängelt seine Uebernahme des Kultministe­riums, in welchem er nicht Fachmann sei und meint, dia Stärke der neuen Regierung werde lediglich in einer Unter­drückung der Arbeiter, einer Stärkung der reaktionäen Posi­tion, einer Verstärkung des Bolz'schen Polizeiregimes bestehen. Auch die kommunistische Süddeutsche Arbeiterzeitung sagt den Arbeitern schwerste Kämpfe voraus. Das Deutsche Volksblatt (Zentrum) betont, daß die Vertreter des Zentrums keine Mühe scheuten, um die Koalition aller bürgerlichen Parteien unter Einschluß der. Demokraten zustande zu bringen. Der Anstoß, den die Demokraten an Bazille nahmen, war mehr oder weniger nur Vorwand für ihren Rückzug. Sie hat ernsthaft an eine Regierungsbeteftiguntz nicht gedacht. Viele Leute haben sich von einer Beteiligung der Rechten an den Regierungsgeschäften eine wesentliche Besserung unserer trost­losen Lage versprochen. Die kommende Zeit wird da manche Enttäuschung bereiten, denn an der unerbitllichen Notwendig­keit harter Tatsachen wird auch die Rechte als Regierungs­partei nicht vorbeikommen. Der Schwäbische Merkur (Deutsche Bolkspartei) nennt die Regierungserklärung des Staatspräsi­denten einen würdigen Beginn seiner Regierungstätigkeit. Nur ein sehr verbohrter Gegner kann die Grundlage des Programms anfechten. Als Kultminister wird Bazille nicht leicht tun, aber es liegt im Wesen des neuen Staatspräsiden­ten, daß er in Schwierigkeiten, wo Mut und Kraft vonnöten sind, in die Höhe wächst. Im übrigen bedauert das Blatt, daß nicht eine Lösung gefunden werden konnte, bei der die schroffe Trennung der Demokratie von den übrigen bürger­lichen Parteien hätte vermieden werden können.

Verzicht auf neue Kasernenbauten im Rheinland?

Bekanntlich haben die Besatzuugsmächte für die nächste Zeit eine große Anzahl von militärischen Neubauten ver­langt, unter anderem den Bau einer großen Kaserne in Düs­seldorf. Wie verlautet, haben die Besatzungsmächte jetzt von diesen Plänen, die eine Verewigung der Besatzung bedeute­ten, Abstand genommen. Wenn sich die Nachricht bestätigt, so wäre dies das erste greifbare Zeichen einer leisen Abkehr von den Methoden der Politik Poincares.

Deutscher Reichstag. .

Berlin, 4. Juni. Im Reichstag wird heute zunächst ein Schreiben des gestern ausgeschlossenen Kommunisten Remmele verlesen, worin >dieser Einspruch gegen seinen Ausschluß er­hebt. Der Einspruch wird gegen die Stimmen der Kommuni­sten abgelehnt. Der Kommunist Scholem Protestiret dagegen, daß eine ganze Hundertschaft Schupo kriegsbewaffnet im ReichstagsgebäuLe untergebracht ist. Das Schandparlament werde durch die polizeilich Besetzung noch weit« geschändet. Präsident Wallraf ruft den Abgeordneten zur Ordnung. In der Fortsetzung der Beratung der Haftentlassungsanträge wendet sich der Kommunist Ko-enen gegen die Sozialdemokraten wegen ihrer Mlehnung des Einspruches von Remmele. Ab­geordneter Dr. Bell (Ztr.) rechtfertigt sich wegen Angriffen auf die Tätigkeit des Geschäftsordnungsausschnsses. Dieser habe mit seiner Entscheidung dem gerichtlichen Verfahren vor­gegriffen und die beschuldigten Abgeordneten müßten jetzt gegen sich selbst ein ordentliches Verfahren einleiten, um ihre Unschuld zu erweisen. Seine Partei könne nicht zugunsten der beschuldigten Kommunisten Pfeiffer und Lindau beschlie­ßen. Abgeordneter Brodaus (Demokrat) erklärt sich gleich­falls für den Ausschußantrag und gegen die Haftentlassung der beiden Kommunisten. Die Gerechtigkeit gebiete, gegen

rechts die gleiche Stellung einzunehMen. Abgeordneter Henning (Nationalsoz.) protestiert gegen Angriffe der Kom­munisten und Sozialdemokraten und sucht seine Genossen von

s I. ktorrksimer 8eMr2vll-Sall8, I

M kkarrbsim, kicke Vestlicke und Llumenstrssse. 8

m KU88SN-Kmiel, V/6I83 und iLrbi§, D

> Spiel-^nrüge, I

^ _ bis pkmgsten trott billiger kreise I

I WM" 10 k»roren1 ksbsll. "HAU »

dem Berda Taktik des Schriftführ nur von se jetzt Mischt ordntter L und tritt f ein. Dann vorigen N> klärt, daß nicht verzick tern ließen, umgetauft, kritisiert di< völkische P: Einschlag. Partei für Nach Person Stimmen d lassung der ebenso des tzung zu E Ähr anbevcu klärung der Präsiden daß auf An der Geschäft beauftragt h um die Erst zunächst auf Reiches, auf Verzögerung Sachverstand die Reichsvvj durch ldie R zur Durchfü der verschied vorhandenen sprüche aufkl völlig Karges sichtlich der ! Reichsbahn k brauchsabgab Tätigkeit des Einzelnen zu tätiger Mftr klärt der Kai Gesetzentwürf wenn klar ur Gutachten ab Gewißheit da

> alle die Maßi dig bezeichnet herzustellen.

, ihrer Heimat ! so das Gutach ! zes von allen

> geführt werde

> sen gelangen.

j rechtmäßig be selbst hinw iese politischen Pr ! rung richte ihi

>

i