noch nicht absehen. Die Folgen machen sich immer schärfer bemerkbar. Auch Zahlungseinstellungen werden in steigendem Maße bekannt. Die Aussichten sind sehr ernst.
Börse. Der Konflikt mit Rußland und der Streik auf den Kohlenzechen im Ruhrbezirk wie in Schlesien haben bloß noch gefehlt, um die schon durch den Wahlausfall beunruhigte Stimmung der Börse noch weiter herabzudrücken. Die Spekulation sieht auch angesichts der Geldnot keine Möglichkeit, den Kurs ihrer durch fortgesetzte Zwangsverkäufe gedrückten Papiere Wieder zu heben. Es gab Wohl einen oder zwei Tage im letzten Berichtsabschnitt, wo ein Stillstand in der Abwärtsbewegung eintrat, der gleich als Erholung bejubelt wurde, aber man merkt bald, daß hier der Wunsch der Vater des Gedankens war. Die Papiere sind heute in der Tat außerordentlich billig und stehen zum Teil mehr als die Hälfte unter ihrem wirklichen Wert. Doch das Schicksal, das der Börse vor Jahren goldene Zeiten brachte, rächt sich heute durch das Gegenteil. Die starke kommunistische Welle bei den Wahlen, die ja Wohl auch als die Trägerin der Bergarbeiterbewegung anzusehen ist, gibt den zeitkundigen Börsenbesuchern viel zu sorgen. So lange eine iiberragende sozialdemokratische Partei im Reichstag saß, ging auch die Steuergesetzgebung mit der Börse glimpflich um, ein Zustand, der sich bei einer neuen Parteikonstellation empfindlich ändern könnte. Wenn also ein Gesundungsprozeß der Börse überhaupt schon in Aussicht zu nehmen ist, dann sicherlich nicht in naher Frist.
Produktenmarkt. Das Geschäft ist stiller als je, die Stimmung lustlos. Da die Geldknappheit täglich wächst, fehlt jede Unternehmungslust und die Umsätze bleiben auf die Dek- kung des laufenden Bedarfs beschränkt. Infolgedessen geben die Preise etwas nach. An der letzten Landesproduktenbörse in Stuttgart blieben die Preise für Heu und Stroh mit 10 und
Mark unverändert, aber in Berlin gab es Abbröckelungen, vor allem in Weizen mit 172 (—4), Roggen 134 (unverändert), Braugerste 187 (—3), Hafer 132 (—4) und Mehl 26 (—>k) Mk.
Warenmarkt. Es ist eine längst erkannte Notwendigkeit, daß die Kohlenpreise gesenkt werden müssen, wenn wir zu einem Preisabbau in den anderen Warengattungen gelangen sollen. Dieser Preisabbau ist unbedingt notwendig, weil sonst die Löhne und Gehälter wieder erhöht werden müssen und die Gefahr einer neuen Geldentwertung immer näher rückt. Eine Kohlenpreissenkung ist nur möglich durch eine Erhöhung der Förderung, die auch heute noch nur 70—80 Prozent der Ar- reitsleistung ausmacht, die im Frieden erzielt wurde. Deshalb sollten die sieben Stunden-Schichten durch 8 und 8-H Stunden- schichen erhöht werden, aber die Bergleute streiken. Vielleicht gelingt eS, die Bewegung rasch beizulegen, vielleicht aber hat sie auch eine Verteuerung statt einer Verbilligung zur Folge. Auf den übrigen Gebieten des Warenmarktes gab es diese Woche keine nennenswerten Veränderungen. Die Stuttgarter Industrie- und Handelsbörse vom 7. Mai ließ die Notierungen für Baumwollgarne und Baumwollgewebe unverändert. Auch aus der Lederbranche und Chemikalienmarkt und dem Hände! in Lebensmitteln ist nicht viel Neues zu berichten, es sei denn die Tatsache, daß die Eier angesichts des kühlen Wetters schon wieder angezogen haben und Butter immer noch 100 Prozent über dem Friodensstand steht.
Viehmarkt. Die Lage ist stabil. Die Futteraussichten find sehr günstig, der Antrieb von Schlachtvieh deshalb mäßig. Weder in diesem noch in Nutzvieh auch nicht in Pferden ist es in der Berichtswochn zu nennenswerten Preisschwankungen gekommen.
Holzmarkt. Das Geschäft belebt sich weiter, aber die Preise geben eher nach. Man sieht viel Schnittholz im Verkehr, auch Langholz wird mehr gehandelt als in letzter Zeit.
Neueste Nachrichten.
Stuttgart, 9. Mai. Heute nachmittag fand unter Vorsitz von Staatspräsident Rau eine Sitzung führender Persönlichkeiten aller im Landtag vertretenen Parteien statt, um zu der Frage des nochmaligen Zusammentritts des alten Landtags Stellung zu nehmen. Von Präsident Walter war der Wunsch geäußert worden, in einer Abschiedssitzung einen Rückblick über die Tätigkeit des alten Landtags zu geben und noch einige kleinere Angelegenheiten, über die Einstimmigkeit besteht, ohne Debatte zur Verabschiedung zu bringen. Die Abgg. Bazille für Bürgerpartei und Bauernbund und Andre für das Zentrum sprachen sich gegen den nochmaligen Zusammentritt des Landtags aus. Die übrigen Parteien schlossen sich dieser Auffassung an. Der neue Landtag wird am 20. Mai zusammentreten.
Stuttgart. 9. Mai. Innerhalb der völkisch-sozialen Partei hat sich infolge des Verzichts von Professor Mergenthaler auf das Reichstagsmandat eine Schiebung vollzogen, die das Ergebnis hatte, daß nunmehr der Eisendreher Alois Wieland aus Göppingen in den Reichstag einziehen wird. — Wie das Heilbronner „Neckar-Echo" erfährt, soll der in Württemberg gewählte Kommunist Reminele auf dieses Mandat nicht verzichten. Dadurch kann Schwan nicht nach- rücken.
Mannheim, 9. Mai. Bei der Badischen Anilin- und Sodafabrik wird heute die Arbeit wieder ausgenommen werden, nachdem sich bereits 80 Prozent der Arbeiterschaft zur Arbeitsaufnahme gemeldet haben.
München, 9. Mai. Der Völkische Block veröffentlicht gegenüber den Gerüchten, daß die Fraktion des Blockes nach den Wahlen nicht mehr bestehen bleibe, eine Erklärung, wonach es der Wille der völkischen Führer ist. daß der Völkische Block im Landtag arbeitet. Seine Arbeit solle sich auch nicht in leerer Negation verlieren, sondern der Block werde den Landtag vor positive Anträge stellen. — Vas Verbot des „Völkischen Kuriers" ist auf die Beschwerde des Blattes heute wieder aufgehoben worden.
München, 9. Mai. Von zuverlässiger Stelle wird mitgeteilt, daß die Blättermeldung, wonach von der bayerischen Staatsregierung an den Regierungspräsidenten von Kahr ein Schreiben gerichtet worden sei. in welchem ihm nahegelegt wurde, sein Rücktrittsgesuch einzureichen, nicht den Tatsachen entspricht.
Wiesbaden, 9. Mai. Ein 39 jähriger Magistratsbeamter aus Königsstein im Taunus, ein früherer Marineoffizier, ist gestern von dem französischen Kriegsgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, weil man bei einer Bahnhofskontrolle in Eschborn bei ihm verschiedene Tageszeitungen gefunden hatte und weil er außerdem auf dem Anzug das Abzeichen des „Stahlhelms", einer im besetzten Gebiet verbotenen Vereinigung, gefunden hatte. Bei einer bei diesem Beamten vorgenommenen Haussuchung wurde außerdem ein Revolver mit Munition gefunden.
Höchst a. M-, 9. Mai. Durch Verordnung der Rheinlandkom- mission sind vom 10. Mai ab die „Reichssturmfahne", der „Werwolf" und die „Woche" auf drei Monate im besetzten Gebiet verboten worden. Die „Rheinische Tageszeitung" ist vom 5. Mai ab auf einen Monat verboten worden.
Köln, 9. Mai. Die Polizei verhaftete den bekannten Kommunisten Frantzen, bei dem eine große Anzahl von Klischees für Schatznoten und Druckstöcke für englisches, französisches, deutsches, tschechoslowakisches und anderes Geld gefunden wurden, ferner Platten von 1-Billionennoten, Pfundnoten, Stempel von deutschen, englischen, französischen und tschechischen Behörden, außerdem Waffen und Muri tion.
Bochum, 9. Mai. Die Bcrgarbeiterverbände sind an die Stadt- und Gemeindeverwaltungen herangetreten, um eine Unterstützung für die arbeitslosen Bergarbeiter zu erreichen. Die Städte werden gebeten, der allgemeinen Not durch Ausgabe von Lebensmitteln zu steuern.
Dresden, 9. Mai. Die Deutschnationalen haben im Landtag einen Antrag auf Aushebung der Gesetze eingebracht, durch welche der I. Mai und der 9. November zu gesetzlichen Feiertagen erklärt werden.
Leipzig, 9. Mai. Die von den Arbeitgeberverbänden des Leipziger Baugewerbes beschlossene Aussperrung ist gegenstandslos geworden, nachdem neue Verhandlungen zu einer Verständigung geführt haben. Der verbindlich erklärte Schiedsspruch ist von den Gewerkschaften der Bauarbeiter und Zimmerleute sowohl hinsichtlich der Arbeitszeit, als auch des Lohnes angenommen worden.
Halle a. S., 9. Mai. Die Mansseldische Kupferschiefer bauende Gesellschaft A.-G. hat Schritte unternommen, um von der Aufsichtsbehörde die Genehmigung zur Stillegung ihrer Betriebe wegen Unrentabilität zu verlangen. Die Mansfelder A.-G. beschäftigt zusammen mit den von ihr abhängigenSWerken neben Hunderten von Beamten und Angestellten etwa 300W Arbeiter.
Berlin, 9. Mai. Wie der sozialdemokratische Parlamentsdienst erfährt, hat der Vorstand der VSPD. in seiner heutigen Sitzung einstimmig den Beschluß gefaßt, in der Frage der Annahme oder Ablehnung der Sachverständigenvorschläge den Volksentscheid zu beantragen: da der Kampf zwischen 23 Parteien die erforderliche Klarheit nicht gebracht habe, solle das Volk selbst durch Ja oder Nein entscheiden.
Berlin, 9. Mai. Der Mitinhaber des seit dem Jahre 1885 bestehenden Berliner Bankhauses Felix, Ulrich, Lipmann-Wulf machte heute früh in seinem Büro einen Selbstmordversuch. Er schoß sich eine Kugel in den Kopf und wurde in schwerverletztem Zustande ins Krankenhaus verbracht. Die Gründe des Selbstmordes werden auf finanzielle Schwierigkeiten zurückgeführt. Die Firma Felix, Ulrich, Lipmann A.-G. hat sich wegen Zahlungsschwierigkeiten unter Geschäftsaufsicht begeben. Wie später verlautet, ist Lipmann-Wulf seinen Verletzungen erlegen.
Berlin, 9. Mai. Mehrere Blätter melden aus München, die Bayerische Volkspartei erstrebe eine Koalition aller in der Mitte stehenden Parteien mit Ausschluß der Völkischen, der Sozialisten und der Kommunisten. Eine solche Koalition würde über 74 Stimmen im Landtag gegenüber einer Opposition von 55 Stimmen verfügen. Als neuer Ministerpräsident werde in den Kreisen der Bayer. Volkspartei wieder Herr von Knilling genannt.
Berlin, 9. Mai. Im russisch-deutschen Konflikt erfahren wir, daß die beiderseitigen Regierungen jetzt in einen diplomatischen Gedankenaustausch eingetreten sind, um den Konflikt möglichst bald aus der Welt zu schaffen. Bis zur Anrufung eines Schiedsgerichts ist die Angelegenheit aber noch nicht gediehen. — Der neue Reichstag wird dem „Vorwärts" zufolge voraussichtlich erst am 27. Mai zusammentreten. — Wie von amtlicher Seite gemeldet wird, trifft es nicht zu, daß der Reichspräsident eine Besprechung mit Herrn Hergt gehabt hat über die Bildung der neuen Regierung. - Der Bericht der Saarkommission an den Völkerbund bezeichnet die wirtschaftliche und soziale Lage an der Saar als durchaus günstig.
Beuthen, 9. Mai. Bei Reparaturarbeiten im Schacht der „Hedwig-Wunsch-Grube" brachen, als ein Damm beschlagen wurde, giftige Gase in den Schacht ein. Von den fünf Mann, die an dieser Stelle arbeiteten, konnten vier gerettet werden, während einer tot zutage gefördert wurde.
Paris, 9. Mai. Dem „Matin" wird aus Mainz gemeldet, daß ungefähr 100 Pfälzer Separatisten aus Vorsicht vor Vergeltungsmaßnahmen sich nach Vionville geflüchtet haben und in den Gruben der Umgegend beschäftigt werden. — Im französisch besetzten Gebiet hat die Rheinlandkommission 200 Strafvollzüge aufgehoben und 4300 Ausweisungsbefehle zurückgezogen. Weiter haben 2000 Aufenthaltsbewilligungen die Genehmigung erhalten.
Patts, 9. Mai. Eine Begegnung Poincares mit Macdonald ist für Ende Mai vorgesehen.
Newyork, 9. Mai. Wie der Marinesekretär Wilbur hier in einer Rede mitteilte, wird das lenkbare Luftschiff 2 3, das gegenwärtig in Friedrichshafen gebauf wird, nach seinem Eintreffen in diesem Herbst von der Marine -zu dein Versuch verwendet worden, zu erweisen, daß die Post zwischen den Vereinigten Staaten und Europa in zwei Tagen oder weniger befördert werden könne.
Newyork, 9. Mai. Pierpon Morgan, der hierher zurückgekehrt ist, lehnte es auf Anfragen ab, zu erklären, ob seine Firma beabsichtige, den im Sachverständigengutachten vorgeschlagenen Anteil an der deutschen Anleihe in Höhe von 100 Millionen Dollar flüssig zu machen. Morgan sagte, er müsse sich erst mit den anderen Mitgliedern seiner Firma besprechen, bevor diese Frage erörtert werden könne.
Washington, 9. Mai. Senator Lodge hat im Senat eine Entschließung eingebracht, in der die Errichtung eines Weltgerichtshofes in Haag vorgeschlagen wird, dem die Vereinigten Staaten beitreten, sollen.
Amte-Cith (Louisiana), 10. Mai. Sechs Italiener wurden gestern wegen der im Jahre 1921 erfolgten Erschießung eines Restaurationsbesitzers gehenkt, obwohl festgestellt war, daß nur ein einziger tatsächlich den tödlichen Schuß abgegeben hatte. Dieser Fall hat große internationales Interesse erregt und zu einem Appell Mussolinis an dm Präsidenten Coolidge geführt.
Tokio, 9. Mai. Mit Unterstützung des japanischen Unterrichtsministeriums wurde ein Propaganda-Inststut für die französisch-japanische Annäherung gegründet.
Polizeiliche Schließung der Pfalz-Zentrale in Heidelberg.
Karlsruhe, 9. Mai. Wie uns bekannt wird, hat das Ministerium des Innern heute abend die polizeiliche Schließung der Geschäftsstelle der Pfalzzentrale in Heidelberg angeordnet. Das Personal ist angewiesen worden, abzureisen. Aus welchen Gründen diese Maßregel verfügt wurde, darüber ist Näheres noch nicht zu erfahren. Um Mißdeutungen vorzubeugen, wird darauf hingewiesen, daß die Pfalzzentrale mit der bayerischen Regierungsstelle in Heidelberg nicht identisch ist.
Unveränderte Lage an der Ruhr.
Essen, 9. Mai. Die Lage im Ruhrgebiet ist im Großen und Ganzen unverändert. Den Belegschaften wurde mitgeteilt, daß die Arbeit jederzeit unter den durch die Schiedssprüche festgelegten Bedingungen wieder ausgenommen werden kann. Gegen die Einzeichnung zur Wiederaufnahme der Arbeit wird aber von kommunistischer Seite energisch agitiert. Von mehreren Zechen wird gemeldet, daß Belegschaftsmitglieder, welche zur Arbeit gehen wollten, tätlich angegriffen und bedroht worden sind. Auf den Kruppschen Werken wird durch Anschlag der Direktion bekanntgegeben, daß voraussichtlich vom 11. Mai an infolge Kohlenmangels Kurz- und Feierschichten eingelegt werden müssen. Auch die „Gute Hoffnungshütte" in Oberhausen ist bereits gestern wegen Gas- und Strommangels zum größten Teil zum Erliegen gekommen. Bei der heutigen Frühschicht sind 93,7 v. H. der Gesamtbelegschaft nicht angefahren. — Die vier Bergarbeiterverbände veröffentlichen eine Erklärung, in welcher der Auffassung entgegengetreten wird, daß der gegenwärtige Konflikt im Ruhrbergbau politischen Motiven entsprungen sei, und die Bewegung der Ruhrbergarbeiter unter dem Einfluß der Kommunisten und Unionisten stehe. Der kommunistisch-unionistischen Generalstreikparole seien 1,5 v. H. der Belegschaften gefolgt. In dem Aufruf der vier an den Tarifverträgen beteiligten Bergarbeiterverbände sei wiederholt dargelegt worden, daß die Differenzen rein wirtschaftlicher und gewerkschaftlicher Art sind.
Die Vermittlungsaktion des Reichsarbeitsministers wird sich in dieser Woche kaum noch auswirken können, so daß vor Sonntag mit einer Aenderung der Lage nicht zu rechnen ist. Reichs- und Staatskommissar Mehlich hat heute die Vertreter der vier Bergarbeiterverbände zu einer Besprechung geladen. Morgen sollen Besprechungen mit den Vertretern der Zechenverbände stattfinden. Die eigentlichen Einigungsverhandlungen sollen erst in der nächsten Woche einsetzen. Dr. Brauns, der >
zur Kölner Messe reisen wollte, bleibt in Berlin, üm jederzeit eingreifen zu können. Der „Vorwärts" behauptet übrigen-, daß die Gewerkschaften die Lage noch keineswegs verzweifelt ansehen. Es erscheine durchaus möglich, daß die Zechenbesitzer Ueberraschungen erleben.
Gegen Streik und Schiedsspruch.
Essen, 9. Mai. In allen Belegschaftsversammlungen, welche überfüllt waren und teilweise unter freiem Himmel stattfanden, wurde das Vorgehen der Grubenbesitzer auf- Schärfste verurteilt, der Wille der Bergarbeiter zur Arbeit entschieden betont und jede Streikparole nachdrücklich abgelehnt. Die Aufforderung zum Generalstreik, die in einigen Versammlungen von Anhängern der Union erhoben wurde, fand bei dem Großteil der Versammlungsteilnehmer eine entschiedene Ablehnung. Es wurde gefordert, daß die Bergarbeiter nicht allein die Träger der Reparationslasten sein dürsten. , Diese Lasten seien vielmehr gleichmäßig auf alle Schultern des Vol» kes zu legen. An der Forderung der Beibehaltung der 7-Stun- denschicht unter Tage, und der 8-Stundenschicht über Tage wurde seitens der Ruhrbergarbeiterschaft festgehalten. Die Beschlüsse der Revierkonferenz wurden einmütig gebilligt. Da- Angebot des Schiedsspruchs in der Lohn- und Arbeitszeitsrage sei für die Bergleute unannehmbar.
Die Nutznießer des Streiks.
Düsseldorf, 9. Mai. Die Separatisten machen sich jetzt bei dem Kampf im Ruhrbergbau in Neumühl bemerkbar. Sie treten unter dem Namen Rheinischer Volksbund auf und stehen unter Führung des berüchtigten Separatisten Gattner. Bezeichnenderweise wurde seitens der Besatzungsbehörde «ine Belegschaftsversammlung genehmigt, während sonst alle Ver- sammungen verboten sind. In dieser Versammlung wurde dir Lage besprochen und beschlossen, auch die Not-standsarbeiten nicht zu verrichten. Diejenigen Arbeiter, welche die Notstands- arbeiten ausführen, sollen durch die republikanische Notwehr „Reno" — so nennen sich neuerdings die Bergbau-Separati- stentrupps — daran gehindert werden. Es wurde eine Kampfleitung, bestehend aus einem Sozialisten und vier Sonderbündlern, gewählt.
Zunahme der Arbeitswilligen.
Essen, 9. Mai. Auf den Zechen „Westerholt", „Kaiserstuhl" und „Katharina" nimmt die Zahl der Arbeitswilligen täglich zu. Durch ausgestellte Streikposten werden die Arbeitswilligen an der Einzeichnung in die Listen zur Wiederaufnahme der Arbeit gehindert. Es ist teilweise zu Angriffen und Auseinandersetzungen gekommen. Die Bedrohungen auf der Zeche „Westerholt" sind so stark, daß die Durchführung der Not- standsarbeiten, zu denen sich die Kesielheizer freiwillig gemÄ- det hatten, in Frage gestellt ist. Ferner wird von einer Reihe Zechen gemeldet, daß die Gesuche um Arbeitswiederaufnahme ständig im Steigen sind. Es ist zu erwarten, daß im Laufe des Abends in den Revieren Dortmund und Bochum Neueinstellungen vorgenommen werden können. Die Zahl der eingefahrenen Belegschaftsmitglieder beträgt 28 000 Mann. Mittags wurde von einer Reihe von Zechen des Ruhrgebiets gemeldet, daß die Belegschaften fall vollständig eingefahren sind. Auf der Zeche „Gute Hoffnungshütte" haben sich 10 000 Man» zur Arbeitswiederaufnahme gemeldet.
Ergebnislose Verhandlungen.
Recklinghausen, 9. Mai. Die heutigen Verhandlungen in Recklinghausen sind ergebnislos verlaufen. Handelsminister Siering erklärte, daß infolge der Micumlasten unbedingt an der achtstündigen bzw. zehnstündigen Arbeitszeit festgehalten würde. Von gewerkschaftlicher Seite wird der Telegraphen- Union mitgeteilt, daß in Bergarbeiterkreisen durchaus Verständnis dafür vorhanden sei, daß Mehrarbeit geleistet Werden müsse, nur wolle man für die Mehrarbeit auch Zuschläge für Ueberarbeit haben.
Berlin, 10. Mai. Die Blätter sprechen in ihren Meldungen aus dem Ruhxgebiet von einer Verschärfung des Kampfe- im Bergbau. Kommunisten und auch die jetzt im Ruhrgebiet sehr rege tätigen Separatisten gewännen an Einfluß unter den ausgesperrten bzw. streikenden Bergarbeitern. Die Zahl der Hüttenwerke, die infolge Kohlenmangels zur Stillegung ihre- Betriebes gezwungen seien, habe sich weiter erhöht. Auch Hab« hie Koksverforgung mehrerer Städte, darunter Essens, eingestellt werden müssen. Der „Vorwärts" veröffentlicht einen Aufruf des Allgem. Deutschen Gewerkschaftsbundes und de- Afa-Bundes, in welchem die Arbeiter und Angestellten aufgefordert werden, für die ausgesperrten Bergarbeiter de- Ruhrgebiets unverzüglich Sammlungen einzuleiten, da es sich bei dem Kampf der Bergarbeiterschaft um die Verteidigung de- Achtstundentags der deutschen Arbeiter handele.
Das amtliche Reichstagswahlergebms.
Berlin, 10. Mai. Nach den neuesten amtlichen Feststellungen des Wahlergebnisses, die z. T. bereits auf den von de« Kreiswahlausschüssen anerkannten Berechnungen beruhen, wurden abgegeben insgesamt 29311443 Stimmen. Davon entfallen auf:
Ver. Sozialdemokratische Partei Deutschlands 5991547
Deutschnationale Volkspartei 3 764 628
Zentrum 3 901057
Deutsche Volkspartei 364674?
Demokratische Partei 166142S
Kommunistische Partei i ' - 3 728 069
Bayerische Volkspartei ' 941983
Bayerischer Bauernbund i - 685 273
Deutsch-Hannoversche Partei > 818 505
Deutsch-Völkische Freiheitspartet ' 1922628
Landliste ' 568 780
Deutsch-Soziale Partei 638 348
NSPD. ' l »34 708
Bund der Geusen ' 58690
Christlich-Soziale Volksgemeinschaft 124 42S
Arbeitnehmer-Partei 36199
Freiwirtschaftsbund ' 36 024
Häußerbund 33 862
Nationale Freiheitspartei 59114
Nationale Minderheiten 1Z8540
Partei der Mieter 46991.
Republikanische Partei ' 45 687
Sozialistischer Bund »5 617
Nicht in die Reichsliste eingeschlossene Gruppen 16 967
Die Verteilung der Mandate nach Kreislisten, VerbandS-
listeni und nach den bei den Reichswahlvorschlägen Ausgeschie- denen ist folgende:
Ver. Soz. Part. Deutschland- Deutschnat. Volkspartei Zentrum
Deutsche Volkspartei Demokratische Partei Kommunistische Partei Bayerische Volkspartei Bayerischer Bauernbund Deutsch-Hannoversche Partei Deutsch-Völk. Freiheitspartei Landliste
Deutsch-Soziale Partei Gesamtzahl der Mandate
82 plus 11 plus 7 gleich 100 80 Plus 3 plus 13 gleich 96 52 plus 5 plus 8 gleich 30 plus 8 plus 6 gleich 9 plus 12 plus 7 gleich 42 plus 11 plus 9 gleich 14 plus 0 plus 2 gleich 2 plus 5 gleich 0 Plus 1 gleich
3 plus
4 plus 13 plus
7 plus 0 plus
9 plus 10 gleich
1 plus 1 gleich
2 plus 2 gleich
65
44
28
62
16
10
5
32
»
4
33« Plus 64 plus 71 gleich 471
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