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die Gründe an, welche die Sozialdemokratie bewrwen, dagegen
Stellung zu nehmen. In der Aufwertung ssrage bezeichnet« er es als ein Unrecht, wenn einem verarmten Gläubiger ein leistungsfähiger Schuldner gegenübergeftellt werde und daß nur IS Prozent aufgewertet werden sollen. In solchen Fällen sei eine höhere Aufwertung ang^eigt. Bei der Mietsteuer kritisierte Redner, datz sie nur zu 10 Prozent für Nvubauzwccke Verwendung finden soll, die übrigen 90 Prozent dagegen für Bedürfnisse des Staates, der Gemeinden und der Polizei zur Verwendung kämen. Die sozialdemokratische Partei habe im Reichstag den Antrag gestellt, die Mietsteuer aufzuheben und dafür eine progressiv wirkende Vermögenssteuer zu setzen. Redner stellte fest, datz die Gebäude sich nur zum 4. Teil der Friedenshöhe rentieren, deshalb habe die Sozialdemokratie den Antrag eingebracht auf emg Herabsetzung der Gebäudesteuer und eine Erhöhung der Waldsteuer. Am Schlutz seiner Ausführungen fordert er die Wähler auf, durch Abgabe des sozialdemokratischen Stimmzettels der Partei Len Rucken zu stärken, damit sie die Interessen des arbeitenden Volkes entsprechend vertreten könne. »
Erst nach wiederholter Aufforderung des Vorsitzenden zur Aussprache nahm ein auswärtiger Genosse namens Stroh- ecker das Wort, der in langen Ausführungen an allem möglichen herumkam und weidlich über die sportlustige Jugend, über Beten und Sekten, Pfaffen und Kirchen, bürgerliche Presse, den Psorzheimer Tarifentwurf und das Unternehmertum wetterte. Herr Heim von den Kommunisten gab zu, datz der Zug bei den kommenden Wahlen bedauerlicher Meise nach rechts gehen werde. Er bezeichnte es als selbstverständlich, datz überall, auch bei den Parteien, Fehler gemacht werden, machte aber der Sozialdemokratie den Vorwurf, daß sie von vornherein dem Ermächtigungsgesetz zugestinunt hätte, wo sie doch wußte, daß dieses dem Proletariat Fesseln anlege. An dem Ausnahmezustand trage die Sozialdemokratie mit Schuld, eS sei ein unverzeihlicher Fehler, daß die Sozialdemokratie diesem Gesetz zustimmte, «das der Rechten die Gewalt in die -Hand gab, und der Reichspräsident dem Reichswehrminister, dem General Sseckt und in Württemberg General Reinhardt Generalvollmacht erteilte. Nicht nur kommunistische, auch sozialdemokratische Versammlungen wurden verboten.. Die Kommunisten seien kerne Freunde der Rechten, ob aber bei einer sozialdemokratischen Mehrheit etwas besonderes herauskomme, solle dahingestellt bleiben. Wenn man warten wolle, bis man mit Ersül- lungs- und Verständigungspolitik zur Freiheit gelange, dann werde man so alt wie Methusalem. Wolle man das kapitalistische System beseitigen^ dann muffe man Gewalt anwenden. Die Sozialdemokratie hätte seit 1918 bis heute in dieser Hinsicht genügend Zeit gehabt, aber bis jetzt sei noch nichts geschehen. Sie helfe Lein arbeitenden Volke nicht auf, ein Strebertum um Parlamentssitze mache sich bei ihr bemerkbar und ein Sträuben, diese Sitze aufzug'ben. Redner würde es lieber sehen, wenn das arbeitende Volk an Stelle des Stimmzettels auf die Barrikaden stiege und seine Freiheit auf diese Art erkämpfte. An der Aussprache nahmen noch teil die Genossen Strecker und Miedel, die oerschiederre Punkte zur Sprache brachten und im allgemeinen mir- den Ausführungen des Hauptredners einig gingen, während Herr Müller von den Kommunisten in die Kerbe seines Parteigenossen Heim schlug. Der Hauptredner ging äuf verschiedene Anzapfungen namentlich von konrmursistischer Seite ein und suchte sie an Hand von Tatsachenmaterial zu widerlegen, wobei er aber hin und wieder von kommunistischer Seite unterbrochen wurde. Es zeigte sich so recht die tiefe Kluft, welche die gemäßigte verantwortungsbewußte Sozialdemokratie von den Kommunisten trennt.
Nach Worten des Bedauerns durch den Vorsitzenden über diese Begleiterscheinungen und Dankesworten an den Referenten erstattete in vorgerückter Ttuwre Gemoinderat Heim zelmann den Rathausbericht. Auf die Ausführungen im einzelnen einzugehcn, ist uns des beschränkten Raumes wegen unmöglich, wir müssen uns mit einem Auszuge begnügen. Dem neugewählten Gemeinderat (natürlich den bürgerlichen Vertretern), hatte er manches am Zeug zu sticken. Zwar tourde der Forderung der sozialdemokratischen Rathausfraktion bezüglich Vertretung in Len Kommissionen von der bürgerlichen Mehrheit stattgegeben, aber die neuen bürgerlichen Gcmeinde- räte seien nicht frei von Jnteressenpolitik. Er führte in dieser Beziehung verschiedene Beratungen über den elektrischen Krast- und Lichttarif an, wo bei einigen Gemeinderäten, die erstmals gewählt wurden, so recht Liese Jnterssenvolitik zutage trat. Man wisse aus früheren Zeiten, wenn Gewerbetreibende auf dem Rathaus sitzen, sorgen sie etwas für sich. Der Bürgerpgr- tei machte er Len Vorwurf, daß si». in Sachen des Kraft- und Lichttarifs ihr Wort nicht hielt. In der Frage von Bewilligung von Holz an die Bäcker und Schreiner beleuchtete er die Gegensätze der Leiden GewerLeverireter. In der BeerLi-
gungsfrage wurde von der sozialdemokratische» Fraktion der Antrag gestellt, das Beevdigungswesen auf die Stadt zu übernehmen, der Antrag wurde abgelehnt. Auch hier wurde nicht das Wort erfüllt, das am Tage der Wahl von den bürgerlichen Vertretern gegeben wurde: Auch wir haben für die Arbeiter noch etwas übrig. So sehe es auf dem Rathaus aus, wo die Bürgerlichen die Mehrheit haben. In der Wohnungsfrage wurde hervorgehoben, daß die Stadtgemeinde dafür immer Opfer gebracht habe so gut es ging. Daß die Stadtgemeinde das sogenannte Wiederkaufsrecht fallen ließ, wurde als ein Fehler bezeichnet. Das Schießen möge ein ichöuer Sport sein, aber die Bürgerschaft dürfe dadurch mcht HMstigi werden. 'Der Schützenverein hätte sich einen anderen Platz Wahlen sollen. So war die Fraktion genötigt, gegen einen Beitrag zu stimmen. Dann ging Redner auf die erste Sitzung im neuen Jahr ein, mit einem Rückblick auf 1923 und einen Ausblick aus 1924 durch den Stadtvorstand und den von der sozialdemokratischen Fraktion gestellten Antrag auf vorläufigen Verzicht der Si- tzungstaggelder der Gemeinde!ätc zu Gunsten der Kriegerwcn- sen und dessen Ablehnung durch die bürgerliche» Vertreter. (Hierüber kam seinerzeit im „Enztäler' eine Richtigstellung, die die Sache in ein ganz anders Licht stellte, wie sie der Berichterstatter üarzustellen beliebt. Schrift!.) Als der Berichterstatter, nachdem er weidlich „die Sünden der bösen bürgerlichen Gemeinderäte" ans Licht gezogen hatte, davon ^redete, daß unglücklicherweise ein Tagwachtschreiber im Zusammenhang mit dieser ersten Sitzung einen Artikel dahinlanzicrte, beschlich uns ein Gefühl der Verwirrung. Außer dem Schriftleiter des „Enztäler" und den Gemeinderäten einichl. des Vorsitzenden war in der fraglichen Sitzung sonst niemand zugegen. Wer konnte wohl den Tagwachtärtikel verfaßt haben, wenn nicht der Berichterstatter selbst, der noch vor wenigen Jahren, als linksstehender Parteiführer eifrig bemüht war. dem rechtsstehenden in der Versammlung wiederholt angezogenen Psorzheimer Anzeiger Neuigkeiten aus Neuenbürg zu berichten? Oder hat vielleicht ein böser Kommunist oder gar ein böser Bürgerlicher den Artikel verfaßt? Wir erkennen gerne an, daß Herr Winker mit großer Sachlichkeit sprach, von dem Erstatter des Rat- haukberichts können wir ein gleiches nicht sagen. Wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, eS war ein gut Stück Wabl- mache, die aber demjenigen, der nicht Lurch die Parteibrillc schaut, nicht verborgen bleibt. Zum Schluß warnte der Redner vor weiterer BÄämPfunA der Linksparteien unter sich- Die Sozialdemokratie stehe ein für das Wohl aller Volksschichten, wenn sie aber in der Minderheit sei, wäre dies nicht immer möglich. An der Aussprache beteiligten sich die Genossen Heim, Fmkbeiner, Göttinger, Mappus, Hartmann und Miedel, wobei verschiedene Punkte angezogen wurden. Herr Finkbei- ner gab Aufschluß in Sachen der Wohnungsfrage und kennzeichnet« seinen Standpunkt bei BerwMgung eines Beitrages zum Schießhaus, wofür er stimmte. Die Gründe müssen als berechtigt anerkannt werden. Als er bemerkte, wenn man ihm Hiewegen einen Strick drehen wolle, habe er nichts dagegen, hatte Wohl mancher der Anwesenden das Gefühl, daß auch ein sozialdemokrockischer Vertreter es mit dem besten Willen nicht allen Genossen recht machen kann. Nach beinahe fünfstündiger Dauer schloß der Vorsitzende die Versammlung mit der Aufforderung, jeder Genosse möge Lei den Wahlen seine Pflicht tun.
WÄrttemdertz
Bad Teinach, 22. März. (Schultheißenwavl.- Bei dcr heute vorgenommcnen Ortsvorsteherwahl wurde Oberamtssekretär Dupper von Herrenberg mit 187 von 239 abgegebenen Stimmen gewählt.
Nagold, 24. März. (Ein Jubilar der Presse.) Der Senior des Hauses Zaiser, Herr Emil Zaiser, Verleger des „Gesellschafter", feierte in körperlicher und geistiger Rüstigkeit den 80. Geburtstag. Der Jubilar ist heute noch im Betriebe tätig, dem er seit Jahrzehnten mit Erfolg die ganze Arbeitskraft widmet. Den herzlichen Glückwünschen, die dem Jubilar aus diesem Anlaß von seinen Mitbürgern, insbesondere aber auch aus dem Leserkreise zuteil wurden, schließen sich auch die Kollegen der Presse an.
Stuttgart, 24. März. (Enttäuscht.) Tausende die sich gestern auf dem Cannstatter Wasen den Fallschirmabsprung des Pforzheimers Arthur Geist ansehen wollten, erlebten eine bittere Enttäuschung. Westwind und Regenböen machten Len bekannten Strich durch die Rechnung. Als der Fallschirm entfaltet werden sollte, brach die Rerßleine und Gerst stieg mit Paul Strahles Flugzeug nicht in die Höhe. Letzteres führte einige Rund- und Paffagierflüge aus. Der Fallschirmabsprung soll am nächsten Sonntag versucht werden.
Brackenheim, 23. März. (Ein Schwabenstreich.) Der „Zaberbote" kritisiert die Aufhebung des Oberamtshezirks Brackenheim und rrennt sie einen richtigen Schwabenstreich. In der
Absicht zog die Regierung auS, «ne wesentliche StaatSIMM» fachung durchzuführen, daS Ergebnis ist kläglich. Die sieb« kleinsten Bezirke, die sich nicht wehren konnten, keine Gönn« ; in Stuttgart besitzen, Dolchstößler im eigenen Lager hattn^ blieben auf der Strecke. Wir find wirklich gespannt, welche Sparsamkeitsrechnung aufgemacht wird, um dieses Todesurteil für sieben Bezirke zu rechtfertigen. Wenn die Franzosen durch einen Federstrich eine solche Verordnung erlassen, nennt ma« es brutal, schamlos; wenn es die eigene Regierung tut, komM einem zum Bewußtsein, daß wir im freien Volksstaat leben!- In einer Handwerkerversammlung in Nordheim sprach Hcnst- werkskammershndikus Dr. Frey von einem wahren Abba«, fimmel.
Weinsbrrg, 24. März. (Stadtschultheißenwahl.- Bei der gestrigen Stadtschultheißenwahl erhielt Obersekrstär Wew- brenner 1290 Stimmen, dcr bisherige Stadtschultheiß Ttrehle 370 Stimmen. Weinbrenner ist somit gewählt.
Mm, 24. März. (Lokalstreik der Eisenbahnarbeiler i» Mm.) Am Samstag, den 22. d. Mts., haben die Arbeiter der Station Nlm ohne Einhaltung der vorschriftsmäßigen Kündigungsfrist die Arbeit niedergelogt, well die Ersenbahnverwal- ' tung ihre Forderung auf Aufhebung der 9stündigen Arbeitszeit ab gelehnt hat. Bei diesem Streu handelt es sich wie d«t dem Vorgang in Kornwestheim um ein wildes Vorgehen ohne i die Arbeiterorganisation. Dcr Betrieb aus der Station tlst, ist nicht gestört.
Erolzheim OA. Mberach, 24. März. (Tödlicher Ausgang.)' Der Söldner Braig, der mit einem wiwgewordenen Stier über die Illerbrücke bei Kellmünz stürzte, ist nun feinen schwere» Verletzungen erlegen.
Vom Oberland, 24. März. Kommunistische Sprengstoff- lager.) Wie verlautet, wurden am Samstag vormittag durch Mmer Schutzpolizeibeamte drei Schwacher Kommunistenführer, bekannte Persönlichkeiten, verhaftet und per Auto nach Ulm in Untersuchungshaft überführt. Vor längerer Zeit H in Markdorf an der badischen Grenze Sprengstoff in größer» Mengen entwendet worden. In den Zrppelinwerken in Friedrichshasen wurden unlängst geheime Machenschaften der Kommunisten ausgedeckt, die diesen Sprengstoff zur Herstelttw» von Handgranaten usw. verwendeten. Untersuchungen, die darüber angestellt worden sind, haben ergeben, baß noch « verschiedenen anderen Orten des Oberlands derartig« Spreng- stofflager der Kommunisten sich befinden. Die in Bibevach augestellten Ermittelungen — die durch den Verrat eines Kommunisten noch erleichtert wurden — hatten den Erfolg, in Birkendorf ein geheimes Sprengstofflager auszudecken. Auch t> Nlm sind Verhaftungen von Kommiullsten vorgenommen war- ^ den. Die Untersuchungen sind im Gange.
Bade«.
Baden-Baden, 23. März. Vor einiger Zeit, wurden hier der Stadtrat Hartmann und der Stadrverordnete Glöckle, beide der Kommunistischen Partei angchörend, unter dem Verdacht des Vergehens gegen das Sprengstoffgesetz bzw. wegen Beiseiteschaffung von Sprongmaterial verhaftet. Beide wurden aber wegen mangelnder Beweise wieder in Freiheit gesetzt. Nunmehr ist das damals gestohlene Sprengmaterial in der hiesigen Seuchenbaracke aufgefunden worden und die Angele-! genheit hat abermals zu einer Anzahl von Verhaftungen An-. laß gegeben. Hartmann und Glöckle haben sich allerdings! durch Flucht der Verhaftung entzogen, dagegen wurden fest- genommen ein Bürogehilfe, fünf Tagelöhner, ein Schriftsetzer, ^ zwei Gärtner, ein Zimmermann, und ein Hausbursche. Dir! Verhafteten) teil ledig, teils verheiratet, wurden in Unter-! snchungshaft nach Karlsruhe überführt. Man nimmt an, dass! mit dem gestohlenen Sprengstoff in hiesiger Stadt ein ko»- munistischer Anschlag geplant war, worüber ja Wohl die weitere Untersuchung Aufklärung bringen wird.
Stockach, 24. März. In den letzten Tagen kehrten «och Steißlingen drei Steißlinger Bürgersöhne in die Heimat zurück, die nach Argentinien ausgew ändert waren. Die Enttäuschten berichteten von Argentinien nichts Gutes und schilderten, datz sie in schlechten Wohnu.rgen aur Strohsäcken oder in Kellern schlafen mußten unter schwerer täglicher Arbeit.
Radolfzell, 24. März. Der Kamvf, den die Freunde der Heimat Hn die Erhaltung des Hohenstofieln geführt habe», scheint mcht von Erfolg begleitet zu sein. Nach dcr Radols- zeller Schöffengerichtsverhandlmig gegen den Dichter Ludwft Finkh hatte seinerzeit der Vertreter des Barons von Hornstei» eine Erklärung abgegeben, wonach der wettere Abbau des : Hoheustoffeln eingestellt werden solle. Vorübergehend war dieS auch tatsächlich der Fall. Iiun hat aber der Baron von Hornstein inzwischen seinen Anteil an dem Unternehmen an die Mitteldeutsche Hartstein-Jndustrie verkauft, die jetzt s nt Wochen bereits die Vorarbeiten zur Wiederaufnahme des Betrieb* im Basaltsteinbruch am Hoheustoffeln betreiben läßt.
zz) Der Kampf im Spessart.
Erzählung von Levin Schütting
Der Sachsenhäuser besah den Krontaler, den Wilderich vor ihm auf den Tisch legte, und sagte kopfnickend: „Run ja, gut bandeln ist schon mit Euch, das seh' ich. Ihr gebt zwei Gulden für eine Geschichte, die jeder Stammgast — beim Abendschoppe» in. ruhigern Zetter, heißt das. Euch umsonst gäbe. Run, schönen Dank dafür, und was die Geschichte angeht, so ist sie die: der alte Schüft wa» eben schon ein alter Schöfj, als er ein junges Weib nahm, das eine recht süße Frucht sein mutz, nach dem Sprichwort von den Früchten, woran die Wespen nagen. Unter den Wespen mein' ich die Franzosen, die vor Jahren, unter Lupine dazumal, nach Frankfurt kamen und bald ein und aus schwärmten beim Schüft. Eine erwachsene Tochter war ebenfalls im Hause, von der ersten Frau her, die schon lange, lange Jahr« tot sein mutz, denn ich habe niemals etwas von ihr gehört oder gesehen ..."
„Und diese Tochter heißt Benedicts?" fiel Wilderich in größter Spannung ein.
„Venedicte — ich denke so, obwohl ich nicht darauf schwören kann, und es auch nichts zur Sache tut — also eine Tochter war im Hause und von der sagte man, daß sie einen Franzosen heiraten werde; das muß ihr nun wohl die junge Frau Schöff, ihre Stiefmutter, die keinen von diesen säubern Franzosen mehr heiraten konnte, weil sie schon den alten Schüft hatte, bitter mißgönnt und beneidet haben, denn sie lebten wie Hund und Katze, Stiefmutter und Stieftochter, sagt man. Und wie hätt's auch anders sein können, da die Stieftochter von der Mutter um ihr ganzes Erbe betrogen war; denn der Schöff, im Vorbeigehen gesagt, ist ein steinreicher Mann, sein« Weinberge bei Hochheim bringen ihm ein Jahr ins andere gerechnet . . ."
„Aber ich bist' Euch." unterbrach ihn Wilderich, „wie hatte s»»n di« Stiefmutter die Tochter um ihr ganzes Erbe betrogen ?"
.Wie? Run das ist doch zu begreifen. Die Stiefmutter hatte sich gesputet, ein Kin« zu bekommen, und dies Kind war
s eine derber, und wie die böse Welt wissen wollte, dem alten : Schöff nicht im geringsten ähnlich sehender Junge; und da das meiste von des alten Mannes Gut Lehngut, oder wie man es nennt, so erbte nun statt der Tochter, die früher alles zu bekommen glaubte, alles dieses Kind, dieser Junge, dieser Wechselbalg, und Ihr könnt es der Demoisell« Venedicte oder wie sie heißen mag, wahrlich nicht LLerlnehmen, wenn sie dem teuren Brüderlein zehnmal im Tage den Tod an de, Hals wünschte. Na, den Tod hat sie ihm vielleicht just nicht angetan, aber so was man nennt um die Ecke gebracht, hat st« ihn doch, denn eines schönen Morgens sind sie beide verschwunden gewesen, beide Kinder des guten Herrn Schöff — die Demoijelle samt dem jungen Erben — auf und davon auf Nimmerwiedersehen — das heißt, Wiedersehen wird man die Demoiselle schon, und das sobald der alte Mann gestorben ist; Demoiselle Venedicte wird dann schon sich präsentieren, um das Erbe in Empfang zu nehmen, und wird ja auf der Leute Fragen, wo der Junge hingekommen und was sie damit gemacht hat, auch schon ihre Antwort parat haben — es ist feit dem Tage, wo sie mit ihm durchgegangen ist, Wasser genug durch den Main geflossen, daß sie sich auf eine genügende Antwort hat vorbereiten können I"
„Ah!" rief Wilderich ans, „und das alles ist wahr, Ihr glaubt, daß es wahr sei, Ihr glaubt, die Tochter des Schöffen Hobe aus Habsucht und um des Erbes willen. Las st« früher als das ihrige betrachte» durfte, ihren Stiefbruder entführt, vielleicht sogar ..."
„Ob ich's glaube? Don meinem Glauben ist nicht di« Rede — ich erzähl' Euch nur, was sich die Stammgäste hinter dem Schoppen im Hinterstüble darüber erzählen."
„Und erzählen sich diese auch, ob und wie der General Du- vignot mit alledem und mit der Familie des Schöffen zusam- menhängt?"
„Mit der Familie?" antwortete boshaft lächelnd der Sachsenhäuser. „Nun freilich meinen sie, daß der Duvignot, seit er vor Jahren zuerst ins Haus einquartiert ist, dam t in Zusammenhang gekommen und insbesondere auch, daß er damit zu- snmmenhiing», daß »er Schöff überhaupt mit seiner zweiten
Frau, so was man nennt, Familie hat! Aber," fuhr er jetzt erschrocken auf. „ich will des Henkers sein, wenn ich da nicht die Stimme der Falkenwirtin im Hofe hör« — Gott steh' «tc bei, es wird mir übel ergehen, daß ich hier — ja, ja, ich komme schon — daß ich hier jo lange die Stadtbas' bei Euch gemacht habe." In der Tat ertönte der Ruf: „Jakob, Jakob!" von einer kreischenden Frauenstimme ausgestoßen, in diesem Augenblick vom Hofe her bis in die Dachkammer des Hausknechts, und dieser war aufgesprungen und hatte bereits den Arm «ach der Türklinke ausgestreckt, als Wilderich ihn zurückhielt: „N«c noch eins . . . wißt Ihr, wer ein Mann sein kann, dessen Name die Anfangsbuchstaben E. de V. hat?"
„Nichts weih ich — nichts davon," rief der Hausknecht, de» Anschein nach ohne nur recht auf die Frage zu Horen, aus «nd rannte davon.
Wilderich hatte sich erhoben und starrte ihm nach. Er m« kaum klug geworden aus diesem wirren, unzusammenhängend«» Bericht, aus dieser Menge erschreckender Tatsachen, di« über ihn in so kurzen Worten ausgeschüttet waren; und jetzt Pani» er und fühlt« noch die ganze Wucht des Schlages, den ihm dir direkte Anschuldigung versetzt hatte, welche gegen Benedict« i- ' dieser Erzählung gelegen — di« Anschuldigung eines ganz nw- ! erhörten und abscheulichen Verbrechens, Pas sie begangen h» ! ben sollt« und das durchaus abscheulich und völlig «mpörmch, j war, weil es gus den niedrigsten Motiven hervorgegangen sei» ! sollte, aus bösem Hatz und aus gemeiner Habsucht > Das aber gerade — das war es auch, was Wilderich bald erleich- ! tert und dann freier und freier wieder aufatmen ließ; was ihn - bald sich selber Vorwürfe machen ließ, so erschrocken zusammen« gefahren zu sein bei einer solchen Anklage, die, das fühlte « in tiefster Seele, nur törichte Bosheit oder die auf eine täuschende Kombination von zufälligen Umständen hin blind urteilende Dummheit erheben konnte — gegen sie, gegen Bens- , dicte, die, je mehr sie sich selber vor ihm angeklagt hatte, und je mehr andere sie vor ihm anklagten, nur desto reiner und i
edler, nur desto mehr jeder Aufopferung würdig vor sein« I
Seele stand! (Fortsetzung f»lgt.)
Bo» Tode
Eichönwald in 8 phisch die Nachr stellte in der Hei und ließ den To drei Söhnen na veranlassen. In er, wo dieser li, fragte in seinen hatte, daß die 8 mernummer. T schlief, der Wcm aus und begann geglaubte um au weinen sah, und Verwandten ein Eine Nachfrage nach SchönLrun seltsames Zufall Vorname des Ei Familie Riedl st Freispruch z Berlin, der den seine Frau oft ^ er nach durchzeck Frau mitzhandel Ei« „Raffle mer in Königsb- Graf wegen ein« Worten. Der A von der Untevsek williger den Kri er drei Monate tätig. Er macht zeichmmy „Kauf besondere aber k Gold und Devis, nuar 1922 eine : Das Mädchen stc Lenen bei ihrer liehen Grundstüc als Mitgift zug, Begegnung mit ter als er war i düng fand Gegei Monat später ir bun-g wurde in - Stadthalle geseic Gäste geladen, wiesen, die Feie: richten. Offenbc bringen, daß er aufzutreten Vers gebung in dieser künftige eine sch Aufmachung der Lochgettsfeier so den bezahlt wert gestellt seien. G sprechend war d« Gegessen und gei was noch außer schmausen: die § Ms die Geschäft Herte, daß zu vr mit dem Bemerk Pferd, dann wir Ausrichtung der tun Hochzeitsfeie den Anzahlunge: — Nachdem der zug geprellt hat; einer Vollmacht Mitgift zugefall, auch nicht so ger schwistern gehör wurde sodann s< nen Mark. Im junge Frau sitze anderen Mädche: Lol wurde hier j laß dieser Verlo Prozeß wegen B aereien brachten Gefängnis und Eine Krank, nalfall ist infolg eines Erbschafts aufgedeckt Worte Gattin eines ii unter dem drm< Meineids, der 2 Hast genommen worden. Die V beschuldigt, ihre: Mutter vergifte: haben.
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