steht seit einem Halden Jahr unter Leitung von Hauptlehrer Neig, Neuenbürg, und ist während dieser Zeit auf die statt­liche Zahl von 70 Sängern angewachsen. Am Sonntag, den 30. März, wird die Sängerschar Gelegenheit nehmen, Proben ihrer Leistungen au 9 Männerchören abzulegen, von denen die stimmungsvolleWaldeinsamkeit" von Pache besondere Auf­merksamkeit verdient. Auster 2 Klaviervorträgen «Beethoven und Griez), die auf einem erstklassigen Instrument aus dem Lager von Schund und Buchwaldt, Pforzheim, eindrucksvolle Wirkung versprechen, hat die Gattin des Leiters, Frau He­lene Flcig-Drömer (Sopran) in liebenswürdigster Weise ihre Mitwirkung zugesagt, wodurch die Veranstaltung des Lie­derkranzes ihr besonderes, künstlerisches Gepräge erhält. Ter Erlkönig" von Schubert und die Arie des Aennchen aus der OperFreischütz" von C. M. v. Weber werden die Glanznum­mern in der reichhaltigen Vortragsfslge bilden. Eilt Besuch des Konzerts fei allen Sangesfreunden warm empfohlen.

Herrenalb, 21. März. Gestern nachmittag brach in den Waldungen im Albtale bei der württ.-badischen Grenze auf der Schielberger Seite ein Brand aus, der durch ange­strengte Tätigkeit der Herrenalber und Schielberger Wehren gelöscht werden konnte; bei stärkerer Windbewegung wäre un­absehbarer Schaden entstanden, lieber die Entstehungsursache ist bis jetzt noch nichts Bestimmtes zu berichten.

Apollo-Lichtspiele Calmbach. Das letzte Programm vom vergangenen Sams- und Sonntag mitDie Katastrophe eines Volkes" war äußerst interessant und sehenswert und dürste diejenigen gereuen, die es versäumt haben. Nicht min­derer ist das Programm mit erstklassiger Musikbegleitung, das heute Samstag und morgen sonntag, 22. und 23. März, vovgeführt wird. Siehe auch Inseraten:«:!Zwei gegen Einen" betitelt sich ein Lebensschicksal imch dein amerikani­schen Roman von Frcderick S. Jshman j 6 hochinteressanten und spannenden Akten. Das LustspielE r und die Polizisten" mit dem besten Lustspieldarsteller der Welt:Harold Lloyd" bietet eine Fülle glänzenden Humors daß man aus dom Lachen fast nicht mehr yerauskoinmt. Der Besuch sei äller- bostens empfohlen, da auch eine andere Ueberraschung dein Be­sucher harrt!

Unsere Postbezieher

machen wir darauf aufmerksam, Laß bis.

25. März

bei den Postanstalten, Briefträgern und Landpostboten Be­stellungen für Monat April aus den ,.E » ztälc r" geinacht werden müssen. Vom 25. ab verlangt die Post eine besondere Gebühr von 20 Pfennig. Es liegt also im Interesse der Leser, ihre Bestellungen aus denEnztäler" kür April sofort zu __erneuern.

Handel und Verkehr.

Wirtschaftliche Wochenrnndschau.

Geldmarkt. Die Lage des Geldmarktes wird immer unerguicklicher. Die Geldknappheit nimmt vor Wocbr zu Woche zu. Es ist fabelhaft schwer, Kredit zu erhalten. Hypotveken- gelder scheint es überhaupt nicht mehr zu geben. Sonstwie ge­deckte Kredite werden zumeist nur auf t Wochen erteilt und zu ungeheuerlichen Zinsen; dann müssen sie unweigerlich znrückbe- zahlt werden. Die Industrie und die Landwirtschaft seufzen schwer unter diesem Druck. Die ganze landwirtschaftliche Pro­duktion ist gefährdet, wenn der Bauer, der seine Steuern ohne­hin nicht mehr aufbringt, nicht sehr bald billiges Geld erhält. Auch der Mittelstand in den Städten besonders das Handwerk, befindet sich unter höchstem Druck. Wie soll da eine Bautätig­keit wieder aufleben, wie die Arbeitslosigkeit schwinden, wenn es am Kredit fehlt? Die Kaufkraft des Volkes geht rapid zu­rück. Wird aber dem Geldmangel abgeholicn, so entsteht die Gefahr einer neuen Geldentwertung, was das noch schlimmere Nebel darstellt. Also befindet sich der Geldmarkt in einem feh­lerhaften Kreislauf wie etwa ein Hund, der sich in den Schwanz beißt.

Börse. Auch -das Börsengeschäft leidet andauernd unter der Geldknappheit. Fortgesetzt gibt es Notvcrkäuse und Exeku­tionen. Auch die Plötzliche Erholung des französischen Franken hat für allerhand Spekulanten eine schmerzliche Neberraschung gebracht, die uns aber weiter nicht zu kümmern braucht. Wie gewonnen, so zerronnen. Am meisten freuen sich unsere Auto­mobilfabrikanten und die Weingärtner oder Weinhändler, die jetzt ihre gefährliche Konkurrenz los sind. Aber das Börsen­geschäft -bleibt andauernd schlecht und umsatzlas. Es ist er­staunlich, wie rasch heutzutage die Kursfeststellnng erfolgt und wie wenig Angebot oder Nachfrage es braucht, um einen Kurs aufwärts oder abwärts in Bewegung zu setzen. Die Bank­aktien werden ganz vernachlässigt. Die Papiere der Lebens­mittel überhaupt der Konsumbranche, wozu auch die Brau- creiaktien gehören finden noch ssyer Beachtung. Der Kurs der festverzinslichen Anlagewerte ist daß Gott erbarm. Wie­derum ist zu sagen, -daß die Aussichten für die nächste Zeit nicht günstig sind.

Produktcnmarkt. Die Stimmung im Getreidegeschäft ist etwas fester geworden, wozu schließlich doch der lange Winter beig-etragen haben mag, ferner d'e Tatsache, daß die Angst- und Notverkäufe steuerpflichtiger Landwirte allmählich aufhörrn, weil die Kornböden leer sind. Heu und Stroh kamen an der letzten Landesprodnktenbörse in Stuttgart bei 9,5 und 6,5 gegen die Vorwoche um sine halbe Mark höher. In Berlin notier te Weizen 178 (plus 10), Roggen 116 (plus 9). Braugerste 190 (plus 10). Hafer 125 (plus 3) und Mehl 27-/, (plus 1) Mark.

Warenmarkt. Wiederum ist ein leichtes Anziehen der Preise zu verzeichnen, obgleich de Umsätze beständig Nachlas­sen. Die von der Markstabilisierung erhosstc Neubelebung des Geschäfts war ein flüchtiger Traum. Eine wirklich gute Kon­junktur hat nur die Lebensmittelbranche. Alle entbehrlichen Ge­genstände werden vernachlässigt. Dabei haben die Geschäfts­leute eine fürchterliche Steuerlast zu tragen/ die sic Wohl »der übel an ihren Waren wieder verdienen müssen, wenn sie nicht verarmen wollen. Auch das Ausland kaust nicht mehr viel, doch bestehen in dieser Hinsicht wegen der durch die niedrigen Ar­beitslöhne verbilligten Produktion bessere Aussichten. An eine eigentliche Wiederbelebung des Warenmarktes ist nur zu denken, wenn -der Geldmarkt wieder flüssiger wird.

Viehmarkt. Eine leichte Befestigung der Biehvreise war in -der letzten Woche festzustellen. Essen mutz eben der Mensch, und geringer als der Fleischkonsum zur Zeit ist, kann er kaum mehr werden. Die Stuttgarter Schlachtviehpreise haben am Donnerstag sine leichte Steigerung erfahren, was aber die Ladenfleischpreise zunächst noch nicht beeinflussen dürfte.

Holzmarkt. Die Geschäftslage ist unverändert. Die Nachfrage nach Brennholz hält an, die nach Schnittholz liegt darnieder. Der Ankauf von Stammholz zu Äussuhrzw ecken lohnt sich wegen der hohen Frachten nicht. Die meisten Holz- Verkäufe im Walde -gehen an die Industrie und an die Berg­werke. _ __

Neueste Nachrichten.

Konstanz, 21. März. Gestern ist hier der preußische Staats- minister a. D. Adolf von Scholz im 91. Lebensjahr gestorben.

Aus der Pfalz, 21. März. Der Oberdelegierte der Rheinland­kommission hat die Zeit der nächtlichen Verkehrssperre für Kraftfahr­zeuge um zwei Stunden verkürzt.

Stettin, 2l. März. Der Posthilfsschaffner Finn erschoß in

I Travemünde seine Braut und deren Mutter in ihrer Wohnung; dann brachte sich der Mörder einen Kopfschuß bei. Er wurde in schwerverletztem Zustande ins Krankenhaus eingeliefert.

Hamburg, 22. März. Gestern abend kam es hier zu einem Zu­sammenstoß zwischen den Teilnehmern einer kommunistischen Ver­sammlung von etwa 34000 Personen und der Polizei, die sich den Demonstranten, welche nach der Innenstadt zu ziehen versuchten, ent­gegenstellte. Mehrere Personen wurden verwundet und die Demon­stranten durch Polizeiverstärkungen zerstreut. Nach einer neuen Mel­dung soll bei den Zusammenstößen zwischen kommunistischen Demon­stranten und der Polizei eine Person getötet worden sein.

Paris, 21. März. Joch reiste gestern nach Rom. Nach Havas hat die Reise einen privaten Charakter. Zur Reise sagt die Berliner Zeit", daß die Reise des Privatmanns Joch wahrscheinlich mit der Veröffentlichung der französisch-tschechoslowakischen Geheimverträge Zusammenhänge.

Paris, 21. März. Havas veröffentlicht eine Erklärung des Quai d'Orsay, wonach im Oktober 1918 kein französisch-tschechisches Ab­kommen abgeschloffen worden sei. (Vielleicht ein andermal. Schrift!.)

Paris, 21. März. DerIntransigeant" glaubt zu wissen, daß zwischen Frankreich und Deutschland Verhandlungen über den Aus­tausch des vom Reichsgericht wegen Spionage verurteilten französischen Hauptmanns d'Armont gegen deutsche Gefangene im Gange seien. (Um welchen Preis? Schrift!.)

Parts, 22. März. Dem Pariser Vertreter des W.T.B. ist gestern vormittag in englischen Kreisen erklärt worden, daß von einer von Ramsey Macdonald eingeleiteten neuen Korrespondenz, wie die Chicago Tribüne" sic ankündigt, nichts bekannt ist.

Paris, 22. Marz. Nach demIntransigeant" lehnen einige Pariser Großbanken seit heute Vormittag Termingeschäfte in eng­lischer und amerikanischer Währung ab.

Belgrad, 22. März. Vom Ministerium des Aeußern werden die Angaben de«Berliner Tageblattes" übrr einen Geheimvertrag zwischen Jugoslawen und der Tschechoslowakei als erfunden bezeichnet.

London, 22. März. Nach einer Reutrrmeldung aus Sasebo wird angenommen, daß von der Mannschaft des gesunkenen japa­nischen Unterseebootes niemand mehr am Leben ist, da die Telefon­signale nicht mehr beantwortet werden.

Quenstown (Irland). 22. März. Vier Freistaatsoldaten feuerten mit einem Maschinengewehr gegen britische Soldaten. 1 Soldat wurde getötet und 17 Zivilisten wurden verletzt.

Angora, 22. Mürz. Die Bevölkerung des an der türkischen Grenze gelegenen Bezirks Haffe weigerten sich, die ihr auserlegten erhöhten Steuern an die französischen Behörden zu entrichten. Es kam zu Zusammenstößen zwischen der bewaffneten Bevölkerung und französischen Truppen wobei 100 französische Soldaten und 5 Offi­ziere getötet worden sind. Aus Angst vor Repressalien flüchteten die Syrier auf türkisches Gebiet.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 21. März. Der Landtag trat heute vormittag vielleicht zum letztenmal vor Len Wahlen, wieder zu einer kur­zen Tagung zusammen und stimmte dem Gesetzentwurf zu. wo­nach sich der Landtag künftig aus 80 Abgeordneten zusammen­setzt, ebenso dem Entwurf eines Landtagswahigesetzes nach Len vom Ausschuß für die innere Verwaltung gestellten Anträgen. Nicht geringe Aufregung verursachte ein Antrag des Abg. Ba­zille (BP.), als ersten Punkt auf die Tagesordnung einen An­trag zu setzen, wonach -die Frage, ob das Landgericht -Hall auf­zuheben sei und inwieweit die Grenzen der Oberamtsbezirke zu verändern seien, nicht im Verordnungswege, sondern im Weg der ordentlchen Gesetzgebung -durch den Landtag geregelt wer­den soll. Dieser Antrag war insbesondere auch der Regierung sehr peinlich, well -deren Verordnungen demnächst erfolgen sol­len und gewissermaßen schon unterwegs sind. Zu Beginn der Sitzung wurde der Antrag Bazille zurückgestült. Am Schlüsse der Sitzung gab es dann eine längere Geschäftsordnungsde- batte. Bazille beharrtc auf Behandlung des Antrags und der Abg. Bolz half über die Schwierigkeit der Situation dadurch hinweg, -daß er den Antrag stellte, die Sitzung auf morgen vormittag 9 Uhr zu -vertagen. Der Antrag Bazille wird in­folgedessen morgen zur Erörterung kommen müssen.

Stuttgart, 21. März. (Anfragen und Anträge in, Landtag.) Anläßlich -des heutigen Wiederzusammentritts des Landtags hat die Sozialdemokratie drei Große Anfragen sowie einen Antrag gestellt. Die erste Große Anfrage betrifft die Spar- und Ab­baumaßnahmen besonders in -der Volksschule, die in den betei­ligten Kreisen stärkste Beunruhigung hervorgerufen haben. Tic Anfrage verlangt Auskunft über die geplanten Maßnahmen und Zerstreuung der begründeten Besorgnisse der Elternschaft. Die zweite Große Anfrage richtet sich gegen die Ungerechtig­keiten und sozialen Härten -der AufwectnngSverordnung. Die dritte Anfrage wendet sich gegen die Schonung des Besitzes auf. Kosten der Mieter und verlangt eine Ersetzung der Mietsteuer durch Zuschläge zur allgemeinen Vermögensstuier und falls dies nicht möglich ist, Erhebung der Mietssteuer nur i'.:sc>>veit, als sic zur Förderung der Neubautätigkeit erforderlich ist, ferner Deckung -des allgemeinen Staats- und Gemeindeanfwands ein­schließlich desjenigen für Wohlfahrtspflege, Schul- und Bil- dnngswesen sowie Polizei nur aus den Erträgen der allge­meinen Steuer, die durchweg einen Zuschlag zur Vermögens­steuer erhöht werden sollen. Der von der Sozialdemokratie ge­stellte Antrag verlangt eine Herabsetzung der Geväudestener und eine Erhöhung der Waldsteuer, sowie ein- Staffelung der Grundsteuer zur Schonung -des kleinen landwirtschaftlichen Grundbesitzes. Die Abgg. des Bauernbunds haben eine Kleine Anfrage gestellt, ob -das Staatsm-inisterium bereit ist, die Forstverwaltung anzuweisen, bei der Notlage der Landwirte Waldstreu abzugeben, ohne daß -dis Verwendung von Torrstreu nachgewiesen -wird. Der noch nie dagewesene Geldinangel mackst es insbesondere den kleinen Landw'rten unmöglich, Torf­streu zu kaufen.

Die Staatsvereinsachimg.

Stuttgart, 21. März. Der Siebenerausschuß des Landtags hielt gestern nachmittag eine Sitzung ab, un, zu dem Entwurf einer Verordnung betr. die Aushebung von Oberämtern -Stel­lung zu nehmen. Die Beratungen deS Ausschusses sind ver­traulich. Nach der Schwab. Tagwacht handelte es sich uni die Aushebung von 7 Oberämtern und des Landgerichts Hall. Das Blatt zieht Schlußfolgerungen aus der Stellungnahme der einzelnen Parteien für die Haltung des Ausschusses. Darnach sind BP. und BB. gegen die Aufhebung. Das Zentrum habe bisher eine zweideutige Haltung eingenommen und seine nam­haften Vertreter hätten sich gegen die Lösung der Frage der Lösung'auf dem Verordnungswege erklär, und auch sachliche Bedenken gegen -die Aufhebung von Oberämtern geäußert. Von maßgebenden Persönlichkeiten der Demokratie seien den Deputa­tionen scharfe Erklärungen abgegeben worden. Die Sozialde­mokratie sei für -großzügige Vereinfachung und -Verbilligung und verlange die Erledigung der Angelegenheit aus ordentlichem Gesetzgebungs-Weg. Daraus ergebe sich, daß keine Fraktion den Vorschlag der Regierung gut beiße. Man werde nun abzu­warten haben, was die Regierung weiter tu? und ob sie der Katze den Schwanz stückweise abhacken werde.

Zusammenrottungen vor dem Gerichtsgcbäude.

München, 21. März. Heute abend nach Einbruch der Dunkelheit sammelten sich in der Nähe -der Absperrungen in der Blutenburgstraße größere Menschenmengen ag, die trotz der Aufforderung nicht auseinander gingen. Infolgedessen wurden mehrere Abteilungen Reichswehr ausgeboren, welche -die Umge­bung der Blutenburgstraße unter Zuhilfenahme mit Gummi­knüppeln säuberten. In den Straßenkreuzungen nahmen je ein Offizier mit einem Hornisten Ausstellung. Die Truppe selbst

blieb Gewehr bei Fuß. Heute »mchmittag wurden vor de» Landgericht München zwei Prozesse wegen Mordverabredung« gegen Kahr verhandelt. Im ersten Prozeß handelt cs sich um einen Mordplan -des Nationalsozialisten Richard Seidel, der Ende November mit zwei Mitschuldigen, Karl Gruber uni Kleemann, -verabredet haben soll, Kahr im Auto ebenso zu er­schießen, wie seinerzeit Rathenan erschossen wurde. Seidel er­klärte heute in der Verhandlung, Laß er tatsächlich fest ent­schlossen gewesen sei, Kahr zu beseitigen. Das Urteil lautete für Seidel auf ein Jahr Zuchthaus und ffinf Jahre Ehrverlust. Ti« beiden anderen Angeklagten wurden freigesprochen. Der Staatsanwalt hatte für Gruber zwei Jahre, für die beiden an­deren Angeklagten je eineinhalb Jahre Zuchthaus beantragt.

Der Hitler-Prozeß.

München, 21. März. Mit dem heutigen 19. VerbandlungS- tag im Hitlerprozcß wurde unter allgemeiner Spannung mit den Plaidohers begonnen. Zu Beginn der Sitzung gibt zu­nächst der Vorsitzende im Namen des Gerichts eine Erklärung ab, die auf eine Notiz in derFrankfurter Zeitung" bezug nimmt, wonach Kronprinz Rupprecht im Hintergrund des Pro­zesses stehen soll. In der Erlärung heißt cs u. a.: Die Haupt- Verhandlung hat keinerlei Anhaltspunkte für die Annahme er­geben, daß Kronprinz Rupprecht irgendwie an den Ereignissen vom 8. und 9. November beteiligt ist und in die unmittelbar -damit zusammenhängenden Ereignisse eing-egriffen hätte. Im Urteil des Fnchs-Machhaus-Prozesses ist nachdrücklich wieder­holl sestgestellt worden, daß Kronprinz Rupprecht an der da- j maligen Angelegenheit durchaus unbeteiligt war. Weiter gibt der Vorsitzende einen Gerichtsbeschluß bekannt, wonach die An­träge der Staatsanwälte und der Verteidiger und die letzten Reden der Angeklagten zunächst in öffentlicher Sitzung behan­delt werden. Das Gericht behalt sich aber vor, im gegebenen Fall die Oeffentlich-keit auszuschließen.

Der Strafantrag im Hitlerprozcß.

Lstünchen, 21. März. Im Hitler-Prozeß beantragte heute am Schluß der Plaidohers der beide» Staatsanwälte der erste Staatsanwalt für Hitler acht Jahre Festung wegen eines Ver­brechens des Hochverrats, gegen Krickel, Pöhner und Dr. We­ber wegen Mittäterschaft je sechs Jahre Festung, gegen General Ludendorff wegen Beihilfe zwei Jahre Festung, gegen Dr. Frick unh Rühm wegen Beihilfe zwei Jahre Festung, gegen Brückner und Wagner ein Jahr sechs Monate Festung und gegen Pernrt ein Jahr drei Monate Festungshaft. Sämtlichen Angeklagu« sollen mildernde Umstände zugebilligt werden.

Bei dem Verhalten der Herren Kahr, Lossow und Seisser ' am 8. Novernber dürfe nicht vergessen werden, daß diese sich da­mals in einer furchtbaren Zwangslage befanden und daß sie rücksichtslos in den Gewaltstreich hmAngezogen wurden. Die Männer, die das taten, hätten eine schwere Schuld auf sich ge- - laden. Das Verhalten Hitlers und seiner Leute bewies. Laß ! sie zum äußersten entschlossen waren. Die drei Männer haben ! im Nebenzimmer ihre Erklärung nur zum Schein abgegeben, ' nicht aus persönlichen Gründen, sondern zur Rettung des durch den Putsch aufs schwerste gefährdeten Staats. Tie Verantwor­tung für -das Geschehen und die Folgen ruhen auf denen, die die Aktion unternommen und die Zwangslage geschaffen haben. Die drei Herren erstrebten nach ihrer Darstellung auf Anre­gung norddeutscher Politiker die Errichtung eines nationalen R-eichsdirektoriums auf dem Wege c>er Reichsoerfassung. Cs steht aber jetzt schon fest, daß seit September 1923, begünstigt durch den Konflikt BerlinMünchen, der lautgewordene Ruf ' Auf nach Berlin!" ohne Zutun der drei zu einem Kampfruf geworden war. Ans dieser Einstellung heraus bleiben alle Maßnahmen der -drei, sofern diese nur einigermaßen den äu­ßeren Anschein hatten, zweifellos als Vorbereitung des Mar­sches nach Berlin gedeutet worden, sicher aber sei, daß die Führer des Kampfbundes spätestens Ende Oktober erkannten, daß die drei Herren andere Ziele oer folgen und nicht für den Marsch nach Berlin zu haben waren. Ein Direktorium mit dem Namen Hitler-Lndendorff war nie zwischen den Angeklagten und -den drei Herren -vereinbart worden. Alan brauchte aber Kahrs Namen wogen seines Ansehens in den vaterländischen Kreisen und insbesondere in Norddeucschland. Deshalb wurde ihm auch Pöhner als Ministerpräsident mit diktatorischen Voll­machten beigegeben. Damit sollte Kahr kaltgestellt sein. In einer vom Verteidiger Hitlers veröffentlichten Erklärung vom 10. Dezember sei ansgeführt, daß Hitler anfangs November und am 6. November die Ueberzenigung gewonnen habe, -daß -die drei Herren nicht mehr zur Tat entschlossen seien. In der Be- , sprechung am 6. November hätten die drei unzweideutig ange- kün-digt, daß sie fest entschlossen seien, jeder gewaltsamen Um­wälzung mit Waffengewalt entgegenzutreten. Hitler habe am 8. November schon vor erlangter Zustimmung der drei die na­tionale Revolution im Saale verkündet. Der freie Wille der drei Herren bilde eine recht untergeordnete Nolle. Es ergebe sich -der Schluß, daß -die Urheber der 'Aktion sogar entschlossen waren, nötigenfalls auch bei einer Weigerung der drei das Un­ternehmen dur-chzusühren. Dagegen räume er ein, daß die Angeklagten -die Zustimmungserklärungen der Herren für ernst hielten. Das aber entlaste -die angekl.rgten Personen nicht von der Verantwortung, zu denen er Hitler, Pöhner, Kricbel und Weber rechne. Bei den übrigen Angeklagten könne die Frage der angeblichen Beteiligung der drei insofern eine Bedeutung gewinnen, als sie etwa wegen der Beteiligung der drei Herren ihr Handeln für ein Gesetzmäßiges hielten. Die sämtlichen An­geklagten wußten aber, daß Kahr nicht Diktator in Bayern, sondern nur vom Gesamtstaatsminssterium mit der vollziehen­den Gewalt betraut worden ist. Bis jetzt sei diesen drei Herren nicht nachgewiesen worden, daß sie sich an diesem Unternehmen beteiligten, während es den Angeklagten nachgewiesen sei. Für die Schuldfrage sei die angenommene Nichtveteiligung der drei bedeutungslos. Für die Strafbemessung werde sie ihre Rolle zu spielen haben.

München, 21. März. Die heutige Nachmittagssitznng be­ginnt mit -dem Plaidoyer des Verteidigers Hitlers, Rechtsan­walt Roder. Der Verteidiger bezeichnet zunächst als hervor- ! stechendstes Merkmal der bisherigen Proz^ßgeschehnisse- Aus der einen Seite das deutsche Wesen in seiner edelsten Verkör­perung und auf der anderen die Negierung des deutschen We­sens. Die Angeklagten waren von Anfang an in ihrer Ver­teidigung gehemmt. Von dem gegen Hitler erhobenen Vor­wurf des Wortbruchs sei i-n diesen: Prozeß nichts mehr übrig ! geblieben. Kahr habe selbst erklärt, daß er persönlich gegen- i über Hitler niemals ein Ehrenwort gegeben habe. Der Vcr- i teidiger weist sodann die in der Presse gegen Hitler erhobenen ! Vorwürfe, er habe an -derLos von Ron: '-Bewegung teilge- - nommen und in der Schule die Hostie geschändet, als absolut > unwahr zurück. Zum Verständnis der Tat des Angeklagten müsse man sich in die ungeheuerlichen Zustände zurückversetzen,

Lie im Herbst vorig«: Jahres geherrscht haben. Schon der Bestand -des Generalstaatsko-m-missariats in Bayern bedeutete auf der ganzen Linie den Kampf gegen Berlin. Herr von Kahr habe sich nicht nur als Vollzugsorgan gegeben, sondern er sti auch als Diktator weiter geschritten. Lossow und Kahr hätten die Befehle des Reichswehrministers und des Generals von Sceckt einfach mißachtet und den offenen Kampf zwischen Mün­chen und Berlin veranlaßt. Die Reichsreg'erung habe geradezu «inen Kriegszustand zwischen den Reichsmännern und den bay­erischen Männern als gegeben erachtet. Es dürfe niemand wun­dern, wenn Hitler zu der Auffassung gekoimnen sei, Kahr,

Lossow und Sei sie in dem Kamt stütze. Diese dr bern immer ges< Norden kommen diesem Prozeß - gster Wesse seine die drei Männe: gen gewinne, du sönlich habe die Antwort herum gesprochen Werk September und Vorgänge im Si darstellung gegc stätigt worden ! abgepreßt wurd später ernstlich ten. Es sei am bezüglich -der ne geschaffen werde lerdings sei lei! Horn gestoßen l gezogen hätten hätten, nmrmvh abgeurteilt wer mich dem Strai eine Schuld nift die Handlungen mit den anderer ler habe damals Es liege keine ! daß hier ein M für eine Sache den die bayerisck führen vorgeg-e-I hinter die baye stellt am Schlu chung Hitlers, ! vertagt wurde.

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