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Da in letzier Z-it größere Mengen von Staupm an den Obstbäumen sich bemerkbar ge­macht haben, so werden die Ortsbehörden beauftragt, die Obstbaumbefitzer zur Entfernung der Raupen unter Hinweisung auf 8 368 ZIff, 2 des R,-Str.- G.-B. aufzufordern.

Bezüglich der Anwendung von Kupferkalk- Arsenikpulver wird auf die Mitteilung im Land­wirtschaftlichen Wochenblatt Nco. 19, S. 333, auf­merksam gemacht.

Calw, 17. Jnni 1905.

K. Oberamt.

Voelter.

Vagesnesigkette«.

Neuenbürg, 16. Jnni. Zwischen jungen Burschen von Dennach und Waldrennach kam es in Dennach zu einer großen Schlägerei, wobei auch der Polizsidiener geschlagen und in den Kopf gestochen wurde. Fünf Waldrennachsr Täter wurden dem Amtsgericht eingeliefert und nachdem sie ein Geständnis gemacht hatten, wieder in Freiheit gesetzt.

Stuttgart, 16. Juni. Die Kammer der Abgeordneten hat heute in der Schlußabstimmung die Gesetzentwürfe betreffend die Penfionsrechte der Körperschaftsbeamten und ihrer Hinterbliebenen, sowie betreffend die Aenderungen des Beamtengesetzes und des Bolksschullehrergesetzss angenommen und trat sodann in eine längere Debatte über die Forderung der Regierung von 50000 zu Vorarbeiten für Herstellung eines Großschiffahrtswegs auf dem Neckar von Mannheim bis Heilbronn ein, sowie über eine Resolution, worin dis Kammer der Abge­ordneten die Erwartung ausspricht, daß die württ. Regierung alle geeigneten Schritte zur Vermeidung der Einführung von Schiffahrtsabgaben auf dem Rhein ergreifen werde. Berichterstatter Hang teilte mit, daß dis Kommission diese Anträge einstimmig angenommen habe, worüber der Abz. B etz seine Freude aussprach. Abg. Käß trat zunächst der Behauptung entgegen, daß der Großschtffahrtsweg den Eisenbahnen Konkurrenz machen werde, der

Sonntag, tze» 18. Zum 1905.

Kanal werde im Gegenteil auf die Eisenbahnen befruchtend wirken; ohne ihn könne stch dis Schwerindustrie nicht weiter entwickeln, der Land­wirtschaft, für die der Berichterstatter durch den Kanal eine Schädigung befürchtet hatte, werde der Wasserweg Vorteile bringen hinsichtlich der Werts­erhöhung des Grund und Bodens, sowie eines Neuerblühens der Mühlentndustrie und eines billi­geren Beförderungswegs für unser einheimisches Obst; die Fortführung des Kanals nach Stuttgart sei selbstverständlich, auch müsse die Verbindung mit der Donau im Auge behalten werden. Redner kritisierte dann in scharfen Worten die Ablehnung Badens, das stch von dem Kanal keinerlei Vorteile verspricht, an den Kosten der Vorarbeiten mitzu- tragen; die Haltung Badens sei nicht freundnachbar­lich, sondern kurzsichtig und engherzig, sein Stand­punkt sei ein Krämerstandpunkt. Letztere Aeußerung veranlagte den Präsidenten, den Redner zu bitten, sich in seinen Ausdrücken zu mäßige«. Abg. Rem- bold verlangte, d-ß die Frage nüchtern und skeptisch geprüft werde. Der Kanal dürfe volkswirtschaftlich nicht nur der Industrie und namentlich derjenigen in der Gegend des Kanals zu gute kommen; man müsse sich fragen, ob die Industrie in anderen Gegenden nicht notleiden werde; finanziell dürfe kein gewagtes Experiment gemacht werden, schon jetzt müsse man auch die Weiterführung des Kanals bis Cannstatt und die Verbindung desselben mit der Donau im Auge behalten, ohne eine solche Weiter­führung sollte man den Kanal überhaupt nicht bauen. Die interessierten großen Städte und die Industrie müßten zu den Kosten herangezogen werden; seine Partei behalte sich vollständig freie Hand vor. Graf von Uxk«ll sprach einige Bedenken gegen den Kanal in Bezug auf den Ertrag der Forsten, namentlich in Hinsicht auf eine Verteuerung des Floßholztransports, sowie auf eine Aenderung der Preise des Brennholzes aus. Hieber bezeichuete das Verhalten Badens als eine bedauerliche Tat­sache, verlangte ebenfalls die Wetterführung des Kanals bis in das Herz des Landes und dadurch die Berücksichtigung der ganzen Industrie, nicht nur derjenigen Heilbronns. Die Befürchtungen für die Landwirtschaft seien unbegründet und übertrieben.

! ALonnementDpr. in d. Stadt pr.Biertelj. MI. l.ioincl.Lrägerl.

! MerteltLhrl. Kostd«Plg«preir ohne Lestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ! orts-erl-hr 1 MI., f. d. sonst, «erlehr MI. 1.10, Bestellgeld A> Pfg.

In dem großen internationalen wirtschaftlichen Kampf werde dasjenige Volk seiner Landwirtschaft und Industrie den Platz behaupten, dessen Produk­tionsbedingungen durch hochentwickelte Transport­einrichtungen am günstigsten gestellt seien. Hauß- m a n n-Balingen beglückwünschte den Minister zu einem Landtag, der soviel vorwärtsdrängendes Ver­ständnis für volkswirtschaftliche Fragen habe, daß eine solche Forderung einstimmig angenommen werde. Nichts werde für die Eisenbahnen ein besserer Zu- tretber sein als ein Hafen. Von Preußen und Baden müsse eine bundesbrüderltche Haltung ver­langt werden, erstens dürfe man die Schiffbar­machung des Neckars durch Schiffahrtsabgaben auf dem Rhein nicht unmöglich machen, Baden werde seine Vorteile aus dem Kanal schon noch erkennen. Abg. Kloß erklärte die Zustimmung seiner Partei zu den Anträgen der Kommission, worauf Minister v. Pischek eine genaue Prüfung aller Faktoren versprach und die Ansicht vertrat, daß der Kanal in das Herz des Laubes zu führen sei. Im Interesse der Industrie habe man allen Grund, jede mögliche Verbilligung des Kohlenbezugs anzustreben; auf dem Wasserweg werde man minde­stens '/< billiger transportieren können, als auf der Eisenbahn; doch habe man andererseits auch mit ungünstigen Verhältnissen zu rechnen, einmal damit, daß 91 km der 115 Km langen Strecke auf Baden entfallen, von dem man abhängig sei, von dem er aber hoffe, daß es stch von den Vorteilen des Kanals überzeugen werde; sodann, daß die Bahnlinie kürzer sei als die Wasserstraße und schließlich, daß das starke Gefälle des Neckars eine große Anzahl von Schleichen erfordere. Zu rechnen habe man dann auch mit den Wasserwerken und mit dem Eingehen der Kettenschiffahrt; jedenfalls würden die Vorteile des Kanals so groß sein, daß sie nicht ausgewogen werden können durch die ungünstigen Momente. Man werde die Berechnungen aufs peinlichste an­stellen und er hoffe, daß sie günstig ausfallen werden. Dann werde auch die Regierung nicht zögern, eine Vorlage einzubringen. Bei der Abstimmung wurde die Regierungsforderung von 50 000 in einfacher Abstimmung einstimmig angenommen. Die Ab­stimmung über die Resolution ergab, H6 Ja und

Die schwarze Dame. > °

Roman von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Draußen nämlich in dem schon dunklen Hofe stand Jakob der zahme Rabe des Hotels, der Andächtigen zuschauend und zuweilen mit dem Schnabel gegen die Scheiben fahrend.

Auch ihm war'S langweilig in der sonntäglichen Stille und zu früh war'S ihm noch sein gewohnte- Obdach zu suchen. Er schien zu fragen, wo denn die andern wieder seien, der ganze lärmende Küchentroß, dem er zuzuschauen gewohnt war. Aber die Alte öffnete unwillig da» Fenster, sie jagte ihn fort, mit dem Buche nach ihm schlagend, und Jakob hüpfte in den immer dunkler werdenden Hof hinein.

Jakob war ein zwar sehr müßige«, aber altberechtigtes Mitglied de» Hotel- Personals.

Nach einer Traditio» de» Hauses hatte Papa Lübke ihn mitgrbracht; aber rS fragte seitdem Niemand, wem er gehöre; er war da, stand keinem im Wege und spielte den Komiker de» Hofe».

Jakob verbrachte die Sommernächte stet» auf seiner Tonn«; wenn e» regnete kroch er unter dieselbe, ei» geflügelter Diogenes.

Die Winternächt« durfte er bei Papa Lübke hinter dem Ofen verbringen und beide verstanden sich in alter Freundschaft. Wenn der erster« de» Abend»

seine Hütte suchte, stand Jakob schon wartend auf der Schwelle, und schlüpfte an seiner Seit« hinein.Gute Nacht, Papa Lübke* rief er, wenn der Alte sich zu Bett legte, und vergaß dieser, ihm mit Gleichem zu antworten, so fügte er selbst hinzu:Gute Nacht Jakab!"

Auch für den alten Lübke gab'S Ruhe heute. Er saß in seinem Pavillon, die müden, verschwommenen Augen auf den Hof gerichtet, den Ellenbogen auf den Tisch gestützt, die Hände gefaltet.

Sorgfältig hatte er den Schweiß von dem Türfenster abgewischt. Auf dem eisernen Ofen stand di« kleine weiße Kaffeekanne, auf dem Tisch die Taffe und der Kuchen für den erwarteten Gast; er selbst genoß Beide» nie, er war von strenger Mäßigkeit, speiste nur einmal de» Tage» unten beim Koch in der Küche und auch da nahm er nur da» Notwendigste zu sich.

Wie er da saß, wartete er heut« länger als sonst; ihm war'» wenigsten» so, denn di« Zeit ward ihm lang. Die schweren, in tiefe Falten aurlaufenden Lider fielen ihm zu, denn seine Sehkraft ermüdete in dem Hinausblicken auf einen Fleck, und der Wintertag war heute so trübe und grau ....

Auf dem heißen Ofen begann die Kanne eine leis« summende Musik. E» war heut« sogar stiller im Hotel und im Hofe, als sonst an den Sonntagm.

Ein Geräusch schreckte ihn endlich au» traumschwerer Ruhe; er schaute er­schreckt vor sich hin.

Ich wäre fast eingeschlafrn! der weit« Weg heute Morgen hat mich müde gemacht!'