dem Marktplatz, Ausflug nach Althengstett, Gesang im Kran­kenhause und beim Nationaltag und als Glanzpunkt das letzten Sonntag stattgefundene Konzert in der Turnhalle, Lei dessen Erwähnung er herzliche Dankesworte firr Chorleiter Fleig und dessen Gemahlin sowie die übrigen Mitwirkenden fand. Chor­leiter Fleig nahm Veranlassung, den Sänger» zu danken für das außerordentliche Maß von Arbeit, das sie in den letzten Monaten leisteten. Das letzte Konzert zeige, was unermüdlicher Fleiß, zäher Wille und treuer Sängerdienst zu leisten vermö­gen. Der Erfolg habe es bewiesen. Er wisse, daß er den Sän­gern beinahe fast Unmögliches zumutete, sie hätten aber die Belastungsprobe bestanden. Er brachte den Sängern das Ur­teil von Musikdirigent Günth in Pforzheim zur Kenntnis, den er heute persönlich sprach und das alles in allein ein sin die Sängerschar durchaus erfreuliches war, dabei nicht unerwähnt lassend, auf die noch vorhandenen Mängel hinzuwcisen, deren Beseitigung man sich zur Aufgabe machen müsse. Das Kon­zert habe in der Öffentlichkeit allgemein befriedigt. Kassier Höhn teilte mit, daß es ihm nicht möglich sei, einen vollstän­digen Kassenbericht zu erstatten, da noch nicht alle Rechnungen eingegangen wären, er könne aber mitteilen, daß man mit eiucm geringen Plus abschneide. Bei reger Aussprache wurde be­schlossen, ein Konzert am 26. Oktober zu veranstalten und hier­bei u. a. dieSüdslavischen Dorfbilder" zur Aufführung zu bringen, wobei der Wunsch der Sänger zum Ausdruck kam, Laß auch Frau Fleig sich nochmals zur Verfiigung stellen möchte. Außerdem soll ein auswärtiger Konzernängcr beigezogen wer­den. Um die Weihnachtszeit ist ein Familienabend in Aussicht genommen. Die Festsetzung des Februarkonzerts bleibt späte­rer Beschlußfassung Vorbehalten. Angeregt und beschlossen wurde ein Sängerausflug mit Auto nach Baden-Baden und ins Murgtal am 25. Mai, zu welchem Zweck eine Reisekasse angelegt und als Verwalter -Otto Kienzle bestimmt wurde. Im Juni findet die Generalversammlung statt. Die Beteiligung am Wertungssingen beim Gausängerfest des Enzgausängerbun- des in Birkenfeld am 29. Juni wurde nach aufklärenden Mit­teilungen des Chorleiters beschlossen und zwar ''oll im niederen Volksgesang gesungen werden. Die Anlehnung an die vom Pforzheimer Chorleiterverband beschlossenen Sätze, wonach Lei einer Sängerzahl bis zu 30 als Entschädigung des Chorleiters für einen Singabend (i zL Stunden) l6 Mark festzusetzcn ist, wurde gutgeheißen. Die Versammlung bewilligte dem Chorlei­ter in Würdigung seiner außerordentlichen Leistungen für den Abend 6 Mark. Chorleiter Fleig machte nach dieser Richtung aufklärende Ausführungen. Der Sängerbeitrag wurde zunächst monatlich auf 2 Mark festgesetzt, im voraus zahlbar. Als ran besonders wichtiger Punkt lag ein von Wilhelm Girrbach schriftlich eingebrachter und von diesem begründeter Antrag auf Erweiterung der Sängervereinigung zu einem Männergesang- Verein vor. U. a. wurde von dem Antragsteller betont, daß bei Erreichung der gesteckten Ziele eine Erweiterung unbedingt notwendig sei. Aus Kreisen außerhalb der Vereinigung sei die Aufforderung zur Verstärkung des Quartetts wiederholt ausgesprochen worden. Um die Gegensätze auf gesanglichem Gebiet in unserem kleinen Städtchen auszugleichen, hoffte man immer, daß der Liederkranz etwas tatkräftiges unternehmen würde, um eine weitere Spaltung, die auf dessen Kosten ginge, zu vermeiden. Das sei leider nicht geschehen, obwohl es bei gu­tem Willen möglich gewesen wäre, denn beide Vereinigungen erstreben dasselbe Ziel: Pflege des Mänuergesanges und des deutschen Liedes. Durch einen Zusammenschluß wäre es mög­lich gewesen, eine der Oberamtsstadt würdige große Sänger­vereinigung zuwege zu bringen. Als ältester Gesangverein der Stadt hätte der Liederkranz die Initiative ergreifen sollen. Um die Bestrebungen derFreundschaft" zu fördern, geht der An­trag dahin, durch sofortige Gewinnung neuer Sänger und pas­siver Mitglieder die Vereinigung zu vergrößern. Der Antrag zeitigte eine langandauernde Aussprache, an welcher sich fast alle Anwesenden beteiligten. Chorleiter Fleig gab seiner Befriedigung über die edlen Bestrebungen und Ziele der Freundschaft" Ausdruck, erwähnte das Betrübende, daß an einem so kleinen Platze 4 Sängervereinignngen bestehen, fragte, weshalb der Antragsteller bloß vom Liederkranz spreche und hob das öffentliche Interesse an den Bestrebungen derFreund­schaft" hervor, das in einem Besuch von rund 600 Zuhörern beim letzten Konzert zum Ausdruck kam. Auch an ihn sei im Laufe des vergangenen Jahres verschiedentlich herangetrcten worden, die Sängerschar zu vergrößern. Er möchte jedoch bit­ten, seine Person ganz und gar in den Hintergrund zu stellen. Aus den Ausführungen der Versammlungsteilnehmer, auf welche wir im einzelnen nicht eingehen können, ergab sich, daß als wirklicher Gesangverein, der nch die ausschließliche Pflege, des deutschen Männergesanges und des deutschen Liedes zur Aufgabe machte, nur der Liederkranz in Betracht kommen könne, in bezug auf diesen fehlte es nicht an scharfen Ausdrücken, die wiederzugeben wir aus naheliegenden Gründen vermeiden wollen. Der feste Wille, die Bereinigung zu vergrößern, klang aus allen Ausführungen. Hindernd, mit dem Liederkranz wegen einem Zusammenschluß in Verbindung zu treten, wurde dessen Verhalten vor zwei Jahren angeführt, toeiter die Per­sönlichkeit der beiden Chorleiter, da die Mitglieder derFreund­schaft" auf ihrem Chorleiter unter allen Umständen bestehen. Auf Anfrage an Chorleiter Fleig wegen der Bereitwil­ligkeit sich weiterhin zur Verfügung zu stellen, gab derselbe eine beruhigende Zusage, betonte aber die Forderung des unge­schmälerten Rechtes in der Einstellung neuer Sänger in bezug auf deren Stimmbegabung, denn nicht die Zahl, sondern die Qualität sei ausschlaggebend, um befriedigende Ziele zu errei­chen. Als Ergebnis der Aussprache war der einstimmige Be­schluß, ungesäumt an Len Ausbau derFreundschaft" zu einem Männergesangverein zu gehen, zu welchem Zweck eine öffent­liche Einladung ergehen soll zur Gewinnung neuer Sänger und passiver Mitglieder. Weitere Beratungsgegenstände bil­deten Satzungsänderungen, Beschaffung von Notenmaterial, Verkauf des alten Klaviers und Anleitung eines Klavierfonds, sowie Beschaffung eines Vereinsze-chens. Damit war der ge­schäftliche Teil erledigt. Der Vorsitzende schloß die Versamm­lung mit Dankesworten für das bekundete Interesse, worauf im gemütlichen Teil der Gesang in seine Rechte trat.

Wildbab, 29. Febr. In einem unbewachten Augenblick hatte das 2^ jährige Zwillingskind der Fabrikarbeiters-Ehe­leute Fr. Schmid einen auf dem niederen Herd stehenden Koch­hafen mit siedendem Wasser herabgezogen und sich derart ver­brüht, daß es noch in derselben Nacht an den schweren Brand­wunden gestorben ist.

1V Jahre Krieg

hat die Pfalz bis jetzt erduldet, und das Ende ist noch nicht abzusehen; denn der Friede von Versailles ist, wie der Bischof von Speyer, Dr. Ludwig Sebastian, kürzlich, in einer An­sprache an die katholischen Dekane der Pfalz sagte, für die Pfalz kein Friede. Unendlich schlimmer als die vier Jahre Welt­krieg mit seinen fortgesetzten Fliegerangrissen auf die friedliche Bevölkerung ist für die Pfälzer dieser sogenannte Friede, lie­ber 21 000 von Haus und Hof vertriebene Pfälzer, zahlreiche Tote und Verwundete sind die Opfer dieserfriedlichen" Be­setzung, unter deren Schutz und mit deren Hilfe das Separati- stengcsindel seine Gewaltherrschaft in der Pfalz aufrichten konnte. Raub und Plünderungen, Terror-Akte aller Art find dieSeg­nungen" der separatistischenRegierung". Bis aufs Blut ge­quält wird von -dem Separatisten-Gcsindel die Pfälzische Be­völkerung, die schon seit Beginn der Besetzung durch die Fran­

zosen an Drangsalierungen und Einguartierungslastrn ein ge­rüttelt volles Maß zu tragen hat. Die «Separatisten sind die Geißeln, mit denen der französische Proviuzdelegicrte, General de Metz, die Pfälzer züchtigt, um sie für Frankreichs Pläne gefügig zu machen.

Trotz aller Leiden wird die Treue der Pfälzer zum Reich keinen Augenblick wanken. Denkt an die Not der besetzten Gc- biete, an die No t der Pfalz beim Pfrttztag am 2. M ärz:_

Handel und Verkehr.

Schweinemärkte. Bönnigheim: Milchschweine verkauft das Stück zu 1622 Mark, Läufer zu 3050 Mark. Schömberg: Zufuhr 30 Stück. Bis auf einen kleinen Rest wurde alles verkauft um den Preis von 3860 Mark pro Paar. Tettnang: Zufuhr 70 Ferkel und 24 Läufer. Von beiden Arten wurde gerade die Hälfte ver­kauft, und zwar die Ferkel um 16 22 M, die Läufer für 3045 M d. St. Tuttlingen: Zufuhr 57 Milchschweine. Verkauft wurden 37 Stück. Preis pro Stück 1927 Mark. Weilderstadt: Zu­trieb 26 Milchschweine. Bezahlt wurde bei schleppendem Handel 3035 Mark das Paar. Ein kleiner Ueberstand.

Neuem Nachrichten

Stuttgart, 29. Febr. Die Eoang. Landeskirchenversammlung nahm das Gesetz über die Kirchensteuern und die Umzugskosten­leistungen der Kirchengemeinden an.

München, 29. Februar. Von zuständiger Seite erfährt die Korrespondenz Hoffman», daß der im Zusammenhang mit dem Hitlcr- prozetz in Landsberg in Schutzhaft genommene Hauptlehrer Streicher sich wieder auf freiem Fuß befindet. Dagegen trifft die Blättermel­dung nicht zu, wonach die in Landsberg inhaftierten beiden Personen Major von Bolz und Leutnant der Reserve Weiß in den Hunger­streik getreten seien. Beide haben weder dem Anstaltsleiter noch dem Aufseher gegenüber irgendwelche Mitteilung gemacht über einen etwa beabsichtigten Hungerstreik.

Pirmasens, 29. Februar. Das Telegraphenamt in Pirmasens ist von den Franzosen besetzt und für den allgemeinen Verkehr ge­sperrt worden. Es wurden wiederholt Angehörige von Flüchtigen verhaftet, um die Flüchtigen zur Rückkehr zu zwingen. Auf Protest erfolgte die Wiederfreilassung In Pirmasens erscheinen keine Zeitungen. Die beiden Besitzer derPirmasenser Zeitung" sind noch in Haft. In Pirmasens, Kaiserslautern und Neustadt können sich die Separatisten immer noch ungestört in den Straßen umhertreiben und die Bevölkerung belästigen.

Dresden, 29 Febr. Zu der vorgestern erfolgten Festnahme einer Anzahl kommunistischer Stadtverordneter und des Landtagsabgeord­neten Renner wird noch mitgeteilt, daß die Hauptveranlassung zur Verhaftung die Abhaltung einer politischen Versammlung war, die nicht angemeldet, bezw. als Eifenbahnerversammlung angemeldet war. Die bei den Verhafteten Vorgefundenen und bei weiteren Haus­suchungen beschlagnahmten umfangreichen Schriftstücke sind, soweit es sich bisher übersehen läßt, größtenteils Propogandamaterial und unterliegen noch der Ueberprüfung. Nähere Mitteilungen können gegenwärtig mit Rücksicht aus die Untersuchung nicht gemacht werden. Die Festgenommenen befinden sich noch in Haft.

Berlin, 29. Febr. Der Haushaltsausschuß des Reichstages hat den Gesetzentwurf über die Reichshaushaltsführung und Rechnungs­legung für das Haushaltsjahr 1922/23 angenommen. Ferner ermäch­tigte er den Reichsfinanzminister zur vorübergehenden Verstärkung der ordentlichen Betriebsmittel der Reichshauptkaffe bis zu 300 Mil­lionen Goldmark und zur Bestreitung einmaliger außerordentlicher Ausgaben ebenfalls bis zu 300 Millionen Goldmark im Wege des Kredites flüssig zu machen. Nach einer Regierungserklärung wird von dieser Kreditermächtigung nur im Rahmen des unbedingt Erfor­derlichen Gebrauch gemacht werden.

Paris, 29. Febr. Nach einer Havasmeldung aus Washington verlangt die Senatskommission für Einwanderungssragen, daß das Einwanderungskontingent für jede nach den Vereinigten Staaten zu- gelassenc Nationalität auf 2 Prozent der Gesamtzahl der in den Ver­einigten Staaten ansässigen Angehörigen der betreffenden Nationalität auf der Grundlage der Volkszählung für 1910 eingeschränkt werde.

Kleine Anfrage.

Stuttgart, 29. Febr. Der Abg. Taxis hat folgende Kleine Anfrage gestellt: Die neu eingeführten Hohen Hundesteuern ge­fährden die Hundezucht, da sie bei der allgemeinen Notlage für die weniger Bemittelten nicht mehr erschwinglich find. Ist Las Staatsministerium bereit, dafür einzutreten, daß die Steuern herabgesetzt und den anerkannten Liebhaüeczüchtern eine Ver­günstigung durch Einführung der Zw >nigersteuer, wie in allen anderen deutschen Ländern, gewährt wird?

Die Oberämterzusammenlegung.

Ministerialrat Müller, Mitglied der Kommission für Staatsvereinfachung, nimmt in einer längeren Zuschrift zu der Frage der Oberämterzusammenlegung Stellung unter besonde­rer Würdigung der finanziellen Seite dieser Frage. Falls die Staatsregierung jetzt mit der Oberämterzusammenlegurrg ernst mache, geschehe dies lediglich aus dem bitteren nnd unvermeid­lichen Zwang der Verhältnisse heraus. Einige Zahlen würden die Lage der Staatsfinanzen am besten erkennen lassen. Der Personalaufwand des Staats (unter Beiseitelassung der sog. werbenden Betriebe) sei um 22 Millionen höher als vor dem Kriege. Das bedeute eine Steigerung von rund 50 Prozent trotz der geringeren Beamtenbezüge. Auch die Beamtenzahk sei um gegen 50 Prozent gestiegen. Die Steigerung des Per- fonalaufwands sei überwiegend darauf zurückzuführen, daß die Gemeinden vom persönlichen Schulaufivand fast vollständig zu Lasten des Staats befreit würden. Deshalb fti auch der Perso­nalaufwand der Kultverwaltung um gegen 15 Millionen Mark höher als 1914. Die Steigerung der Personenzahl ist vor allem auf die Bildung einer staatseigenen Polizei zurückzuführen, da­neben aber auch auf eine seit 1918 -nngetrerene. nicht unerheb­liche allgemeine Vermehrung des staatlichen Beamtenkörpers. Selbstverständlich waren diese Personalvergrößerungen auch von einer ganz gewaltigen Steigerung des Sachaufwands be­gleitet. Da man längere Zeit mit einem ständigen großen Ab­mangel nicht Wirtschaften kann, blieb kein anderer Weg, als der einer ausgiebigen Herabdrückung der dermaligen Staatsaus­gaben. Das Staatsministerium -des Innern hat ermittelt, daß bei der auf 12 Oberämter beschränkten Zusammenlegung über 80 Beamte dauernd eingespart werden können und daß die ge­samte geldliche Ersparnis rund 20 Prozent des gegenwärtigen Gesamtaufwands für die Oberämter ausmacht Dazu kommen als Nebenwirkungen das Freiwerden von Diensträumen, die Zusammenlegung von Amtsgerichten, der Wegfall von Ober­amtstierarztstellen, die Vereinfachung der Geschäfte, die Steige­rung der Leistungsfähigkeit der Oberämter, die Ersparnisse und Verbesserungen für die Amtskörperschaften usw. Der Ver­fasser fügt hinzu, daß, wenn sich jetzt unter dem Druck der Zeit­umstände die Regierung für die Durchführung des Plans ent­scheide, sie sich auch auf die Landtagsverbandlungen vom Fe­bruar 1921 und den damals gefaßten Beschluß berufen könne.

Der Hitler-Prozeß.

München, 29. Febr. Bei Beginn der heutigen Vormittags­verhandlung wendet sich zunächst im Namen der gesamten Ver­teidigung Rechtsanwalt Dr. Schramm gegen die Behauptungen in einem Teil der Presse, wonach zwar die Angeklagten bestrebt seien, irgend eine Gefährdung der Staats'.nteresscn zu vermei­den, daß das gleiche sich aber von den Verteidigern nicht be­haupten lasse. Schramm legte gegen diesen Vorwurf schärfste Verwahrung ein und nahm zugleich Stellung zu den Karika­turen. die in der Presse veröffentlicht wurden, n. a. zu einer Abbildung des Generals Ludendorff, wie er in Angst aufgelöst vor den Richter hintrcte. Dr. Schramm ersuchte den Vorsitzen­

den dringend, die Verfertiger solch dreckiger Karikaturen au« dem Gerichtssaal zu entfernen. Nach oer Erklärung des Vor­sitzenden sind die betreffenden Leute bereits heute nicht mehr an­wesend. Des weiteren wendet sich der Rechtsanwalt gegen di« Prcssebehauptung, wonach die Angeklagren in ihren Aussagen darauf Hinzielen, die Schuld besonders auf die Herren Kahr, Lossow und Seisser abzuwälzen. Es ftr ein Unding, daß Herr von Kahr, nachdem er glaubte, ein Unternehmen Politisch nicht mehr mitmachen zu können, es nun mit juristischen Mitteln verfolgen lasse. Sodann wird die Vernehmung des Angeklagten Oberstleutnant Kriebel fortgesetzt. Der Angeklagte gibt zu­nächst eine Darstellung seines Verhältnisses als militärischer Führer desKampfbundes" zur politischen Leitung. Kriebel führt aus, daß in einem Verband, der ans dem Grundsatz der Gehorsamkeit aufgebaut sei, die Berantworluirg letzten Endes auf den Führer zurückfalle, der die Befehle und Weisungen er­teilte. Er bittet -deshalb, daß man die Leute, d e jetzt für solche militärische Ausführung von Befehlen im Gefängnis sitzen, sofort freigibt. Der Angeklagte schildert dann im einzelnen die Ereignisse. In der Versammlung bei Kahr habe dieser keinen Zweifel darüber gelassen, daß er nach wie vor der Regierung Stresemann als einer nicht nationalen Regierung feindlich ge­genüberstehe und Laß Liese von Bayern aus bekämpft werden müsse, sei es auf normalem, sei es ans anormalem Weg. Es sei ausdrücklich erwähnt worden, daß der normale Weg natür­lich auch ein nichtparlamentarischer sein könne. Hierauf habe Lossow gesprochen, der im allgemeinen äußerte, daß er völlig mit Kahr einig sei, und ausdrücklich davon sprach, daß er jede Sache mitmache, die Aussicht auf Erfolg habe. Er wolle nur keinen Kapp-Putsch mitmachen und werde sich mit Gewalt ge­gen einen solchen Verband wenden, der sich zu einem -olchen Putsch verleiten lasse. Auch Seisser habe gesagt, daß er treu hinter Kahr stehe. Am Schluß der Sitzung habe er, Kriebel. erklärt, Kahr könne die wirkliche Rettung bringen, wenn er endlich den Entschluß fassen würde, den er nach seiner (Kriebels) Ueberzeugung in sichere Aussicht gestellt hatte. Lossow habe da­zwischen gerufen, solange er nicht 51 Prozent Wahrscheinlichkeit für den Erfolg habe, könne er nicht mitmachen. Unter diesem Eindruck habe er, Kriebel, seine Rundschreiben an die Verbände verfaßt. Es sollte keine Revolution in Bayern gemacht, son­dern nur den drei Leuten ein Sprungbrett gegeben werden. Die militärischen Vorbereitungen seien n cht schwierig gewesen. Da Hitler die politische Leitung hatte, erhielten selbstverständlich die Hitlerleute das Kommando über die Ereignisse im Bürgerbräu­keller. Am 7. November abends »eien die militärischen Vorbe­reitungen noch eingehend besprochen und dabei auch die Ver­haftung der Minister erörtert worden, da bekannt war, daß das Ministerium im Falle von Unruhen sich eine Zusluchtstelle in Regensburg vorbereitet hatte, was verhindert werden mußte. Die Aktion im Bürgerbräukeller am 8. November sei so ver­laufen, wie sie geplant war und wie sie bereits gesihiidert wurde. Als Kahr, Lossow und Seisser herausgeholt worden waren, sei er (Kriebel) ebenfalls aus dein Saal gegangen Er habe dabei die Ueberzeugung gewonnen, daß die Sache verloren sei. Er bewundere Ludendorff, der zum Schlüsse kein Worr der Anklage gegen diese Männer und über ihren Wortbruch gefun­den habe, der an ihm begangen worden war. Er werde unter Beweis stellen, daß, als auf dem Wehrkreiskommando die falsche Nachricht eintraf, Ludendorff sei erschossen worden, der Haupt­mann Riedel die unerhörte Aeußernng getan habe:Das ist die beste Lösung". (Unruhe.) Staatsanwalt Dr. Stenglein be­merkt, man dürfe nicht übersehen. Laß es sich bei den Ausfüh­rungen der Angeklagten um eine einseitige Darstellung handele Er glaube, man müsse auch den anderen Teil hören, ehe man diese Herren in dieser Weife in der Ocffentlichkett herabietze Der Vorsitzende erklärte dazu, es -ei nicht Sache des EtaarS- anwaltes, dem Vorsitzenden eine Rüge zu erteilen. Staatsan­walt Dr. Stenglein erwiderte, er habe nur die Anregung ge­geben, dem Angeklagten eine Rüge zu erteilen. Jnstizrat Kohl bemerkte, daß das Urteil Kriebels über das Verhalten der drei Herren das Urteil aller anständigen Menschen in Deutsch­land sei. Um 10.30 Uhr vormittags trat eine halbstündige Pause in der Verhandlung ein.

Nach Wiederaufnahme der Sitzung um 11 Uhr verbreitete sich der Angeklagte Kriebel über die Vorgänge am Vormittag des 9. November. Im Verlaufe des Vormittags wurde uns klar, daß unsere Versuche, Einblick in die wirklichen Verhält­nisse zu gewinnen, mißglückt waren. Mein Vorschlag, uns in die Gegend von Rofenheim zurückzuziehen, wurde abgelehnt, dagegen wurde der Vorschlag angenommen, selbst in die Stadt zu marschieren, um uns über die Situation zu informieren. Unsere Leute haben mit der Waffe verhindert, daß die Stadt­räte, die als Geiseln festgenommen worden waren, von der wü­tenden Menge gelyncht wurden. Sie verdanken also ihr Leben unseren Leuten. Der Zug zur Residenz erfolgte mit entladener Waffe, mit den Führern Ludendorff, Dr. Weber, Hitler und mir selbst an der Spitze. An der Ludwigsbrücke erhielt die dort postierte Laudespolizei Befehl zum Laden. Auf unsere Zu­rufe ging jedoch die Postenkette ausemander. Beim Einschwen­ken auf den Platz vor der Residenz erschien wieder eine Posten­kette, die auf unseren Anruf, nicht zu schießen, zurückwich. Gleich darauf kam aus der Richtung der Theacinerkirche ein Schwarm Landespolizei auf uns zu und während ein Offizier mit dem Karabiner zum Schlag ausholte, ftel, io wahr ich hier stehe, der erste Schuß von den Truppen der Landespolizei. Ob unsere Leute geschossen haben, weiß ich nicht. Ich selbst wurde aus einem Fenster der Residenz heraus dreimal aus einer Pistole beschoffen. Als die Schießerei aufhörte und ich gesehen hatte, daß um -die Verwundeten Leute beschäftigt waren, ging ich heim. Zu meiner Freude hörte ich, daß sonst nichts passiert war. Schließlich kann ich nur noch sagen, daß ich keinerlei Neue emp­fand mitgewirkt zu haben und - ich stolz bin, es getan zu haben, weil ich einen Ekel vor den Männern habe, die stets mit dem Munde geredet haben, aber nie etwas getan haben. EZ ist mir eine Genugtuung, hier neben Ludendorff, Hitler und den sonstigen Freunden zu fitzen. Die Frage des Vorsitzenden, ob Einigkeit bestand, über Len Vormarsch, um die nicht nati­onale Regierung Stresemann zu stürzen, bejahte Kriebel. Der Vorsitzende glaubt, daß man niemals feststellen könne, wer den ersten Schuß getan habe. Um 1 Uhr mittags wurde die Sitzung unterbrochen.

Bei Wiederaufnahme der Sitzung am Nachmittag wird Ge­neral Ludendorff zur Vernehmung aufgerufen. Er gibt ein Bild seines bisherigen Lebens, das geschichtlich der Welt klar vorliege und voller Arbeit für Volk und Vaterland gewesen sei. Auf die Bitte des Vorsitzenden, sich! über seine politischen An­sichten zu äußern, sagte der General, daß er die Jnpftichtnähme der bayerischen Reichswehr durch den bayerischen Staat als eine Meuterei und Verfassungsbruch ansehe, wenn er auch die Wei­marer Verfassung nicht verteidigen wolle. Ich sehe darin eine Lockerung und Schwächung des Reiches, dis Inkraftsetzung von Erscheinungen, die ich seit langem mit Sorge verfolge. Mein Herz schlägt in glühender Liebe zum Volk und in Sehnsucht für seine Freiheit. Der General geißelt weiter Ausführungen Scheidemanns in einer Rede in Paris vor dem Kriege und be­kennt sich als Gegner der marxistischen und kommunistischen Ideenwelt und damit auch als Gegner der Juden, dis er im Weltkrieg als Gefahr genügend kennengelernt habe. Tie jüdische Rasse sei unserer Raffe entgegengesetzt und darum sei er ein Gegner ihres Einflusses in unserem Land, ebenso wie er sich auch gegen Leu Einfluß der Engländer und Franzosen wenden würde. Zur Frage des Mtramontamsmus übergehend sagte

Ludendorff: Ich ack genau so hoch wie i Polen, Thorn und i trumspolitik das De wurde. General Li Kahrs mit Justizra: bandes, der bereit g rung des Verhältnis habe darin eine -gros deutsche Volk gesehe: sen der Bayerischen die Deutschland abso 9. November hätten hie Abmachungen le bayerischen Minister der Reichswehr getr auf das wir achten nalen Willen Deutfi heraus sei er auf l Er habe mit seinen onalsoziali-sten gegla Arbeiterschaft wir z Weber aufrichtig dm Dann habe er Hitler etwas sittlich Hohes haben Hitler und ic blieben und er, Lud -K beudorff kam dann und betonte, er sei ' ihn nie Selbstzweck, Ludendorff, sei das Schritt zu einer get schienen. Er sehe in schen Staates verköi richtung des Genen fassungsbruch. In ReichÄvehr sehe er Bahn zur Lockerung Vertrauen gehabt, sei er zu Haufe ang im Bürgerbräukelle: Auf seine Frage, w erhalten, das würde im Bürgerbräu Hab sei im Rollen und r habe ihm gegcnübe: Später habe er sich Während seiner Ar aus-geübt worden, nicht zugeredet. No er den Eindruck gei ihren Entschlüssen si ihn sehr schmerzlich einmal ihr Wort ge! noch vorher zrrrückg- handelt und ihre H dert General Luden Halle Und behauptet despolizer erschienen Eindruck sei menschl dendorff schloß fern den Feststellungen: aus Treubruch, Ver tyrerblut gestärkt, e nicht gewollte Ergel wollen nicht einen ' einen Staat unter ultramontcmer GeU den Deutschen gehör bruch von Offiziere: völkischen Bewegunl schen Lossow und 1 Möge die völkische November so stark sammcnschmicdet uv fahren überspannter Frage des Vorsitzer dieser Bewegung v, Bewegung wäre, g< Norden, zu einer c geworden, so daß d wäre. Nach Erledi Sitzung geschlossen

Berlin, 29. Fel Aussprache fällt zu die Weimarer Verf Wirtschaft steht. Dc General von Seeckt nicht unverschont. ' liegt ihm besonders ttk des Verhaltens i und dem Untergan wird zerpflückt und saftigen Hieb. Die den Fanatikern, den zu viel sei. Der 8 » wegen dem Fehlen« ernotverordnuug, b lands über die zu zurück und fordert « macht er erneu Vers die Festigung von süßen und leugnet durch die Notmaßn genommen werden wolle. Dann sch-ld ten Gebietes, Laß u dort für die ungel Zustand, den keine Bedauernd, daß vo

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