Gelände des neuen Schlachthofs erstellte Markthalle für die Aufnahme eines Großvieh- und Kleinoiehmarkes eingerichtet.

Die Prozesse in Waidshut.

Ein weiterer Aufruhrprozeß beschönigte die Strafkammer in Waldshut. Angeklagt waren diesmal 18 Personen, darunter als Rädelsführer oer 29jährige frühe.e Hausdiener und nach­malige Schlosser Josef Leber aus Wehr, der am 17. September mit seinen Anhängern eine Stillegung der industriellen Betriebe in Wehr und Umgebung erzwang, wobei er den Direktoren der Fabriken drohte, wenn sie nicht freiwillig sich zu den Lohnver­handlungen in Schapfheim einfänden, würden sie nnt Gewalt dahin gebracht werden. In Schopfheim fand an diesem Tage im Rathaus eine Verhandlung über Neuregelung der Löhne zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern stab., welchen auf Ersuchen des Bezirksamts Fabrikant Horn aus Fahrnau und auf Ersuchen der Gewerkschaftsvertreter Amtsvorstand Winter­mantel beiwohnten. Während dieser Besprechungen hielt vor dem Bezirksamt der berüchtigte Kommnnntenführer Ersing aus Rhe nfelden an eine nach Tausenden zählende Menschen­menge aufputschende Ansprachen, wozu auch die erfundene Be­hauptung herhalten mußte, in Lörrach kämpften Hakenkreuzler und Faszisten in den Uniformen der Schutzpolizei gegen die Ar­beiter. Damit wurde die Wut der Men'chenmassen bis zur Siedehitze gesteigert und die Losung:Auf nach Lörrach!" war bald allgemeines Feldgeschrei. Leber und der im Verlauf der Freiburger und Waldshuter Prozesse erwähnte Maler Göcke drangen in den Rathaussaal ein, wo Leber au! den Tisch sprang und rief:Jetzt ist es Schluß; es wird nicht mehr weiter ver­handelt, die Beamten und Fabrikanten müssen mit nach Lör­rach, wir ziehen alle dahin, die Fabrikanten als Geiseln an der Spitze!" Auf diese Worte entstand im Rathausiaa! ein großer Tumult, Tische und Stühle wurden umgeworfen, die Türe zum Bürgermeisterzimmer, wohin sich ein Teil der Fabrikanten zu­rückgezogen hatte, drückte man ein, und es wurden sowohl Ober­amtmann Wintermantel wie Fabrikant Horn, letzterer unter gröblichen Mißhandlungen, herausgeholt und gewaltsam in die vor dem Bezirksamt stehenden Automobile gebracht, welche die Fahrt nach Lörrach antraten. In Lörrach gelang es Ober­amtmann Wintermantel mit Unterstützung einiger besonnener Arbeiter aus Schopfheim, nach kurzem Aufenthalt mit der Bahn nach Hause zu fahren, während Fabrikant Horn stundenlang schweren Mißhandlungen ausgesetzt war, bevor es ihm gelang, unter fast romantischen Umständen aus Lörrach wegzukommen und über Haagen und Endenburg m Badenmeiler ein vorläufi­ges Asyl »i finden. Die umfangreiche Zeugenvernehmung er­gab im allgemeinen nur Einzelheiten aus den oben zusammen- fassend geschilderten Vorgängen. Das Urteil lautete für den Hauptangeklagten Leber auf 1 Z4 Jahre Zuchthaus und Aber­kennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre. 13 der übri­gen Angeschuldigten erhielten Gefängnisstrafen von 3 bis 15 Monaten; 4 Angeklagte wurden sreigrsprochen.

Vermischtes.

Ivvv Jahre Christentum. Die Provinz Pommern feiert in diesem Jahr das 1000jährige Jubiläum ihrer Christianisierung. Die denkwürdige Feier wird verbunden mit dem 1000jährigen Jubiläum der in Pommern eingewurzelten Berliner Missivns- gescüschaft.

Ein Hilferuf. Die Mutter des im Weltkriege gefallenen deutschen Fliegers Jmmelmann hat durch Vermögensverlust ihr Häuschen in Herrliberg bei Zürich cingebüßt und befindet sich jetzt in großer Not. Es wird öffentlich zu Gaben aufgefor- i dert, um Frau Jmmelmann wieder zu ihrem Heim zu verhelfen, j

Pariser Lebensmittelpreise. Paris hat zurzeit folgende Le-' bensmittelpreise: Butter (1 Kilo) :^2,i0 Fr., Weizenmehl (1 Kilo) 2,70 Fr., Milch (1 Liter) 1,30 Fr., bestes Rindfleisch "1 Kilo) 16 Fr., Schweineschmalz (1 Kilo) 12 Fr. Der Franken sank gestern abermals. Das Pfund Sterling stieg gestern wie­der auf 102^. ^

Todessturz vom Turm der Kathedrale. Ein entsetzliches Drama, dessen Ursache man noch nicht kennt, hat sich in London an der Kathedrale von Westmiuster abgespielt. Eine Frau, die man für eine Jrländerin hält, hat sich, begleitet von einem fünfjährigen Mädchen und einem etwa siebenjährigen Knaben.: von der höchsten Plattform des Turmes aus einer Höhe von etwa 75 Meter heruntergestürzt. Die drei Personen lvaren auf der Stelle tot.

Ratten im Straßenverkehr. Londoner «nd Pariser Ue- berraschungen. In London erregte dieser Tage eine Riesen-' ratte peinliches Aufsehen. Sie »loh mit großen Sätzen durch eine der belebtesten Geschäftsstraßen. Aber die Angst des Pu-! blikums scheint noch größer gewesen zu sein, als die der Ratte.! Das Tier, das Len englischen Zeitungen Gelegenheit zu spaß-j hasten Betrachtungen gibt, war in der Million Street mit! furchtbarem Gequietsche auf das Pflaster gestürzt. Sie schien! aus den Wolken gefallen zu sein. In Wirklichkeit Nmr sie aus. einem Bündel Lumpen gesprungen, das ein Mann aus einem Laden holte. Zahlreiche Frauen wurden beim Anblick des? gefürchteten Tieres von panischem Schrecken ergriffen. Einige verloren ihre Pakete; sie rafften ihre Kleider zusammen, liefen kreischend in die nächsten Haustore oder blieben wie Salzsäulen stehen. Endlich nahte ein Polizist. Er rettete bald die Situa­tion, setzte seinen Fuß fest und sicher auf das hilflose Tier, das tm Strom der Wagen und Menschen nicht aus noch ein wußte. Eine andere Rattenepisode hat sich in Paris abgespielt. Ter! Matin" berichtet, daß ein Arbeiter beim Nachhausegehen auf der Straße zwei Ratten sah, die nebeneinander liefen. Als der Arbeiter eine der beiden Ratten erschlagen hatte, bemerkte er, Laß die andere ruhig stehen blieb. Man trat näher heran, und dabei ergab sich folgendes: die arme Ratte war blind. Sie hat sich von ihrer sehenden Kameradin an einem Strohhalm rühren taffen, dessen Ende sie noch fest zwischen den Zähnen hielt. Sie konnte nicht weiterlaufen, da sie führerlos war. Und sie stünde, vielleicht noch da, wenn sich nicht der Arbeiter und schließlich ' eine zoologische Gesellschaft ihrer angenommen hätten. Plötz­lich imponierte allen dieser bei niederen Tieren selten beobach­tete Kameradschaftsgeist.

Handel «nd Verkehr.

Stuttgart, 28. Febr. (Landesproduktenbörse.) Auf dem Ge­treidemarkt sind keine Veränderungen zu verzeichnen, die Stimmung bleibt fest, bei kleinem Geschäft. Es notierten je 100 Kilo: Weizen 20,2520,75 (am 25. Februar: 20,25-20,75», Sommergerste 21,50 bis 22,50 (21 -22), Roggen 17,50-18 (18- 18,50), Hafer 14-14,50 (unv), Weizenmehl 30,2531,25 (unv.), Brotmehl 27,3528,25 (uno.), Kleie 99,50 (unv.), Wiesenheu 88,50 unv.), Kleeheu 9 bis 10 (unv.), drahtgepreßtes Stroh 5,506 (unv.).

Stuttgart, 28. Febr. Dem Donnerstagmarkt am Vieh- und Echlachthof waren zugesührt: 179 Ochsen, 45 Bullen, 200 Iungbullen! (unverkauft 50), 218 Iungrinder, 158 Kühe, 542 Kälber, 693 (50) Schweine, 47 Schafe. Erlös aus je 1 Pfund Lebendgewicht in? Goldpfg.: Ochsen 1. 33-36 (35-38), 2. 2430 (25-31),' Bullen 1.« 2831 (31-33), 2. 2126 (23 29). Iungrinder 1. 36-40 (39-42), - 2. 3235 (3437). 3. 2329 (24-30). Kühe 1. 2631 (27-32),! 2. 1924 (20-24), 3. 1116 (1216). Kälber l. 53-55 (53-561, 2. 47-51 (48-52), 3. 3545 (40-46), Schweine 1. 65-70 (7173). ? 2. 62-64 (65-69), 3. 50-58 (5863). Verlauf des Marktes: bei? Kälbern belebt, sonst langsam. Ucberstand in Großvieh und Schweinen. >

Balingen, 27. Febr. Zugeführt wurden 22 Farren, Preis 650 bis 800 Mark: 52 Ochsen und Stierle (>/.'/« jährig), Preis 90 bis 180 Mk.: 1Ill-jährig 200260: Zugochsen da. Paar 600850, fette Ochsen ein Stück 550680: 73 Kühe, Preis 220560: 109 Kalbinnen, Preis 320 580: 145 Stuck Jungvieh Preis ('/«^»jährig) 85140, ('/,l'/gährig 160220 Mark. Der Schweinemarkt war mit 168 Milchschweinen befahren. Der Handel war flau, ein kleiner Rest blieb unverkauft. Preis für ein Milchschwein 32 Mark.

Fruchtpretse. Giengen a. Br.: Weizen 10.5012.50, Roggen 11, Gerste 1011.50, Hafer 78.20, Erbsen 14, Ackerbohnen 9 bis 10 Mk. je pro Ztr. Ebingen: Haber 7.707.80, Weizen 11 bis 12, Gerste 10 Mk. per Ztr. Lauingen: Weizen 12.10 Kernen 10.60, Roggen 10, Gerste 11.60, Hafer 7.50, Ackerbohnen 10 Mk. Nördlingen: Weizen 10.80, Roggen 11.20, Gerste 11.20, Hafer 8, Bohnen 9, Lein 14 M. pro Ztr. Heidenheim: Weizen 11.8012.50, Gerste 10.50-11, Haber 7.80-9, Roggen 11. Erbsen 17 Mark pro Zentner. Urach: Kernen 9.50, Weizen 11, Dinkel 8 8.50, Roggen 9, Gerste 8 9, Haber 7.208 Mark.

Vom württ. Brennholzmarkt. In der Zeit vom 9.15. Februar wurden auf Grund der Verfügung betr. Brennholznotstandsversorgung aus württ. Staatswaldungen an Gemeinden 16700 Rm. freihändig verkauft. Der Erlös stellte sich durchschnittlich aus 147 Prozent der Bezirksgrundpreisc bczw. des Anschlags. Der Erlös für Brennholz im Ganzen, also einschließlich des im Aufstreich verkauften Brenn­holzes, im Durchschnitt vom 9. bis 15. Februar bezifferte sich auf 150 Prozent der Bezirksgrundpreise bezw. des Anschlags. Der Min­destpreis für schönes Brennholz in günstiger Abfuhrlage beträgt 130 Prozent, der Mindestpreis für geringes Brennholz in ungünstiger Abfuhrlage beträgt 90 Prozent der Bezirksgrundpreise bezw. des Anschlags. Die Höchstpreise sollen in der Regel die Mindestpreise um nicht mehr als 50 Prozent übersteigen, also höchstens IM bezw. 130 Prozent betragen.

Neueste Nachrichten.

Stuttgart, 28. Februar. Die Landeskirchenversammlung wählte Prälat Dr. von Merz mit 72 von 85 Stimmen zum Kirchenpräsi­denten.

München. 28. Febr. Finan^minister Dr. Krausncck hat sich zu den Besprechungen der Finanzminister der Länder nach Berlin be­geben. - Der Bischof von Regensburg hat den Geistlichen seiner Diözese verboten, sich als Kandidaten für die Reichstags- oder Land­tagswahlen aufstellen zu lasten.

Ludwigshafen. 29. Febr. Die Wahlen zum bayerischen Landtag in der Pfalz werden an dem für das rechtsrheinische Bayern fest­gesetzten Termin, den 6. April, nicht stattfinden können, weil bisher wegen der Verhältnisse in der Pfalz keinerlei WahlvorbereitungeB möglich waren. Die bayerische Regierung ist durch die Reichsregie­rung bei der Rheinlandkommission vorstellig geworden, die Landtags­wahlen in der Pfalz zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden zu lassen.

Berlin, 28. Febr. In der Mühlenindustrte ist heute die techni­sche Nothilfe eingesetzt worden und zwar in der Neuköllner Weizen­mühle. Die Nothelfer sind mit dem Umschaufeln des feuchtgeworde­nen Getreides auf dem Boden der Mllhie, sowie mit dem Ausladen von Eisenbahnwaggons beschäftigt, deren Getreideinhalt bereits Schimmel angesetzt hat. - Einer Blättcrmeldung aus Breslau zu­folge, hat die Arbeitslosigkeit, die zu Anfang dieses Jahres dort noch etwa 40 OM Arbeiter umfaßte, zur Zeit eine Verringerung bis auf rund 20OM Erwerbslose angenommen. Die Kurzarbeit hat fast gänzlich aufgehört.

Hamburg, 28. Febr. Durch Schließung der Werften sind, den Blättern zufolge, 25 bis 30 OM.Arbeiter erwerbslos geworden.

Pari», 28. Febr. Das Komitee Dawes hatte heute vormittag seine angekündigte Besprechung mit dem Leiter der Wirtschaftsabtei­lung des Völkerbundes, Sir Artur Satter, der seinen Ausführungen den schriftlichen Bericht zugrundelegte, den er auf Ersuchen des Ko­mitees über die Sanierung Oesterreichs erstattet hat. Sir Artur Salter hat nach Havas auf Grund der in Oesterreich erzielten Er­gebnisse erklärt, daß man, was Deutschland anbelange, der Zukunft mit Vertrauen entgegensetzen könne, falls zu seinen Gunsten etwas Gleichartiges wie in Oesterreich durchgeführt werden sollte.

Der Hitler-Prozeß.

Nochmals der Fall Ehrhardt. Die Aussagen Krickels. -

Ausschluß der Oeffentlichkeit.

Mönche«, 28. Febr. Die heut ge Vormittagssitzung konnte erst um 10^ Uhr vormittags eröffnet werden, da nach Mit­teilung des Gerichtsvorsitzenden General von Ludendorff bei der Fahrt zum Gerichtsstände eine Amopanne erlitten hatte.

Zunächst bemerkt Justizrat Kohl zu der gestrigen Mittei­lung des Generals EPP, daß in «einer Gegenwart das Proto­koll über die Sitzung am 6. November 1923 zwischen Kahr und den Kampfbund-Vertretungen nicht verlesen worden sei, daß in Gegenwart Epps ein solches Protokoll verlesen worden sei, wel­ches sich mit den Vorgängen bei der Besprechung zwischen Kahr und Vertretern der Kampfverbände befaßte. Der erste Staats­anwalt Stenglein erklärt zu der Behauptung, daß Kapitän Ehr­hardt trotz des bereits früher geäußerten Wunsches Pöhners, Ehrhardt als Zeugen zu vernehmen, nicht vernominen werden konnte, da seinerzeit der Aufenthalt dieses Zeugen nicht festge­stellt werden konnte. Gegen Ehrhardt schwebe ein Stiafoer- fahren. Jetzt habe die Staatsanwaltschaft kein Interesse an der zeugenschaftlichen Vernehmung Ehrhardts. Zu den Ausführun­gen des Staatsanwalts erklärt Justizrat Zezschwitz, er würde sich dies gefallen lassen, wenn er nicht schon am 1. Dezember 1923 ein Schreiben an den Generalstarrsanwalt nnd an das Ju­stizministerium gerichtet hätte, in welchem er darauf gedrungen habe, daß das Verfahren gegen Kahr, Lossow und Seisser auch mit ausgenommen werde. Wenn oecartige Anträge gestellt würden, dann sei es verfehlt, sich auf Aussagen nur einiger Herren der Staatsanwaltschaft zu beschränken. Rechtsanwalt Holl betont, daß von einer gewissen Seite dem Kapitänleutnant Ehrhardt mitgeteilt worden sei, er werde, wenn er von der Verteidigung als Zeuge geladen werde, von der Staatsamvalt- schast verhaftet werden.

Hierauf setzte das Gericht die Vernehmung des Angeklagten fort. Zunächst machte der militärische Führer des Deutschen Kampfbundes, Oberstleutnant a. D. Kriebel, teils in öffentlicher, teils in geschlossener Sitzung über 'eine Tätigkeit und über seine Beweggründe ein'ge Ausführungen. Er erklärte: Schon bei der Waffenstillstandskommission in Spaa haben wir das ganze Elend mitgemacht, da ist uns klar geworden, daß auch die Feinde im Innern beseitigt werden muffen, bevor an die ande­ren Fragen herangetreten werden könnte. Wir mußten erle­ben, wie dort von den Ministern der Revolution die Belange des deutschen Volkes preisgegeben und verschleudert wurden. Kriebel erklärte weiter, er habe damals, als er von Svaa abge­fahren sei, den Schwur getan, daß er nicht rasten würde, das zu erfüllen, was er geschworen habe. Der Angeklagte schil­derte seine Tätigkeit als Stabsoffizier der Äandesleitung der Einwohnerwehren und machte hierbei die Feststellung, daß die Einwohnerwehren darnals nicht aus Veranlassung Kahrs ent­standen, sondern von verschiedenen Männern unter Führung des Forstrats Escherich geschaffen worden seien. Auch an der Po­litischen Bewegung in Norddeutschland im März 1820 hat sich Kriebel beteiligt. Er habe sich damals seine Staatsstreichsporen verdient. Als dann die Auflösung der Einwohnerwehren ver­langt worden sei, habe er sich zu Kahr begeben, uni Aufklärung über die Lage zu erhalten. Kahr habe cs aber abgelehnt, ihm eine Antwort zu geben. Es sei also nicht richtig, daß Kahr nicht die Schuld an der Auflösung trage. Richtig sei, daß die Schuld an der Auflösung der Einwohnerwehren einzig und al­lein bei Herrn von Kahr liege. Nach dieser Erkenntnis habe

sich sein Verhältnis zu Kahr merklich gelockert. Er habe da­mals erkannt, daß er kein Mensch der offenen Hintertür sei. Die Auflösung der Einwohnerwehren Habs zur Folge gehabt, daß sich die wahrhaft vaterländisch gesinnten Männer von dieser Organisation hätten wegwenden müssen. Der Angeklagte kam dann auf seine Tätigkeit im Sinne eines Anschlusses Deutsch- Oesterreichs an Bayern zu sprechen. Im Jahrs 1922 habe er für den vaterländischen Gedanken gearbeitet, ohne aber in der Oeffentlichkeit in Erscheinung zu treten. Der Angeklagte er­wähnte im wetteren Verlauf seiner Beziehungen zur Neichs- flagge. lieber die Reichsflagge sei dann mit den übrigen Verbänden in Berührung gekommen und habe dann Hitler ken­nen gelernt. Er betonte ausdrücklich, daß er zu Hitler nicht auf Grund einer Beeinflussung durch seine Reden gekommen sei. Den eigentlichen Grund werde er später erwähnen. Später sei er dann zum Kampfbund gekommen, besten militärischer Leiter er schließlich geworden sei. Der Angeklagte bittet dann, seine weiteren Ausführungen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit machen zu dürfen. Auf eine Frage des Vorsitzenden erklärte Kriebel, er halte es für notwendig, in seinem Bericht zusammen­hängend fortzufahren. Das Gericht zog sich zu einer kurzen Beratung zurück und beschloß, die Oeffentlichkeit bei den wei­teren Ausführungen Kriebels auszuschließen, La sie eine Ge­fährdung der Staatssicherheft bedeuten würde. Hierauf wurde der Sitzungssaal geräumt.

In der Nachmittagssitznng wurde Oberstleutnant a. D Kriebel vernommen, dessen Ausführungen unter dem Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfanden und die ganze Sitzung ausfüllten. Auch die Pressevertreter hatten keinen Zutritt. Am Freitag wird General a. D. Ludendorff über wirr Verhalten an den Ta­gen des 8. und 9. November 1923 sich zu äußern haben.

Neue Anschläge aus die Pfalz.

Es liegen Anzeichen dafür vor, daß man sich in der Pfalz auf neue Ueberraschungen gefaßt machen mutz, die den frühere« nach Zwecken und Zielen gleich sind, während nur die äußere« Formen wechseln. Aus Koblenz wird gemeldet, daß der mili­tärische StaL der früheren separatistischenRheinbundtruppen" mit dem Generalsekretär von Matthes, Rosenbaum, wieder nach Koblenz übergestedelt sei. Bei demGeneralsekretär Rosen­baum" handelt es sich um einen 26jährigr« Studenten aus Köln, der während der Besetzung von Frankfurt am Main den Fran­zosen als Dolmetscher und später in Mainz als französischer Spitzel gedient hat.

UWer die gegenwärtige Lage in der Pfalz wird aus Pir­masens gemeldet: Im Anschluß an die llutigen Ereignisse vom 12. und 13. Februar sind von der französischen Besatzungsbe­hörde noch neue Verhaftungen Vorgenvmmen worden. Die ge­naue Zahl ist nicht festzustellen, da niemand Zutritt zu den Ge­fängnissen hat. Nicht einmal die Offizialverteidiger werden zu- gelaffen. Schätzungsweise sind 50 Verhärtungen erfolgt, wäh­rend etwa 200 Bürger sich der drohenden Verhaftung durch die Flucht entzogen haben. Die Separatisten halten sich noch im­mer im Rathaus auf. Sie verhöhnen die Bevölkerung täglich auf den Straßen, drohen mit Rache und verrichten SP tzeldienste für die französische Besatzungsbehörde. Unter dem Schutz des Belagerungszustandes treiben sich zahlreiche Separatisten in der Stadt umher. Die städtischen Schutzleute verrichten ihren Dienst in Begleitung von Marokkanern. Säbel und Schuß­waffen sind ihnen angenommen. Die Verkehrssperre bis 7 Uhr morgens und das Verbot des Fahrradverkehrs wird mit aller Strenge auch bei Tage durchgeführt. Verbrecher, die früher dauernd die Gefängnisse bevölkerten, terrorisieren nach wie vor die Bevölkerung, während angesehene Bürger, die sich der Ach­tung i>er Stadt und des Gerichts erfreuen, im Gefängnis schmachten. Da die Stadtverwaltung infolge der Verhaftung unentbehrlicher Beamten nur mangelhaft durchgeführt werden kann und andererseits zahlreiche Privatbetriebe, deren Leiter verhaftet oder geflüchtet sind, schwer gefährdet sind, leidet öie Bevölkerung außerordenlich. Die Rückkehr des durch die Se­paratisten ausgewiesenen Bürgermeisters, sowie zweier Stadt- räte ist immer noch nicht möglich Von den Separatisten ver­folgte Flüchtlinge, die nach dem Zusammenbruch der Separati- stenherrschaft zurückgekehrt sind, wurden von den Franzosen aufs neue verhaftet. Sämtliche Sportvereine sind von den Franzo­sen aufgelöst, die Sportgeräte und die Protokollbücher wcgge- nommen Worten. Solange notorische Verbrecher unter dem Schutze der Franzosen in dem besetzten Gebiete frei umherlau­fen dürfen, muß es eine Forderung der gesitteten Well sein, die Freilassung der Gefangenen, die wegen ihres Widerstandes gegen die Separatist«nbewegrmg verhaftet worden sind, zu er­wirken.

Kommunistenverhastnnge« in Sachsen.

Dresden, 28. Febr. In. der heutigen Landtagssitzung er­hielt man durch einen kommunistischen Antrag auf Haftentlas­sung des Abgeordneten Renner Kenntnis von der gestery hier erfolgten Verhaftung von 66 Kommunisten. Wie der kommu­nistische Abgeordnete Nötiger mitteilte, befinden sich unter den Verhafteten eine Reihe kommunistischer Stadtverordneter. Die Versammlung sei eine Gemeindeverrreterversammlung gewestn, die sich mit den kommenden Reichstagswahlen beschäftigt habe Landtagspräsident Winkler teilte mit, daß er vom Polizeipräsi­denten die Auskunft erhalten habe, die betreffende Versamm­lung sei als Eisenbahnerversammlung angemsldet gewesen Das Äcichswehrkommando habe angsvrdnet, daß der Abgeord­nete Renner solange in Hast behalten lverden müsse, bis das bei den Versammlungsteilnehmern und bei den Haussuchungen beschlagnahmte Material gesichtet sei. Der Landtag wird sich mit der Angelegenheit noch einmal am Schluß der heutigen Sitzung befassen. Nach stundenlanger Aussprache nnd Ge­schäftsordnung sdebatte wurde der deutschnationale Mißtrauens­antrag gegen die Stimmen der Deutschnationalsn, der Kommu­nisten und einiger Linkssozialisten ab geleimt. Vorher kam cs jedoch noch zu großen Skandalszenen, in deren Verlaus gegen den Tisch des Präsidenten ein Schreibzeug geschleudert wurde, das den Vizepräsidenten Bübsmann traf. Die kommunistischen Abgeordneten Ellrock und Zipfel wuroen für drei Sitzungen ausgeschloffen. Da sie den Saal nicht verlassen wollten, mußten die Verhandlungen zweimal unterbrochen werden, bis endlich um 10 Uhr abends der Präsident die Tagung mir der Erklä-

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Berlin, 28. Feb schen Aussprache br ner groß angelegter Mission den Dank fr dem Erfolg ihrer L der Reparationsfrcg dere. Nach einem H schränkung aller St auf die Besatzungsk begrenzt sei. Für o an Reparationszahl Las Gelingen einer Verfügung Deutsch! angesehen werden. Absicht habe, kein . Vereinbarung. Wc Wirtschaft nicht abx rung der Produktft internationale Anl« wert, daß diese niög der Micumverträge, nister, das Deutsche ser Verträge nicht bringe aber große l reich mit sich. Mit in Frankreich trotz licher Beziehung nc lange aber der fra: onsleistungen leugn unmöglich. Deutsck Goldmark betragen, in Deutschland sei Politik, die Deutsch! gungen zur Ergebn nister auf die Untc delsvertrags und d< parationsabgabe zu bei den deutsch-engl der anderen Seite s lungen dies leider r Parlament die Aul teile und der Verhc Eintritt Deutschlan Reichsregierung die Augenblick keine M sührungen dankte d keit und sprach die Zusammenleben der Achtung gewährleis (Demokrat) wünsch! schwert sich gegen i der Eeamtenabbau amten müsse ein B hälter erheischten d chende Vermögenssfi als eine Mietssteue Volkspartei) wünsch sessionellen Hader , und Syndikate sein steuerlich zu erfaffei machten vom Reich Frölich hält eine ük Hauptschuld an den abwälzen. Der ' tritt die föderalistisö schwert sich über Lai Vertreter veranlaßt, die Weiterberatung

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Berlin, 28. Feb luchmczustand dni Verfügung des Re der Reichsverfaffun Vollzugsgewalt in sondere des Reichs: nach Aufhebung -d< Möglichkeit bestehe, nen, was zur Aufr Innern notwendig

Berlin, 29. Feb von, 28. Februar 1 des Herrn Reichsp: schen Ausnahmezus strebungen vom 28 des Freistaates Bat bestehenden wefterg düng der LH 2 un! men. (gez.): Jarr< Um

Berlin, 29. Fel abend zwischen dem sprechungen über d Beschlüsse wurden, Dr. Jarres, erklär: desBerliner Tag Reichstages von de: der Spezialdebatte Der von der Deuts wonach der Reichst« Wahlen für den ne ist übrigens noch m len beabsichtigen, z, ausgelöst werde un Zwischen den Frakt sprechungen über ! Entwickelung im <? eines Fnitiativantr Reichstag seinem T für die Auflösung ivahlen ein Ende se

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Paris, 28. Feb: Verlegenheit um d 95 Stimmen der L der Liberalen und treibt die Vogelstra

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