Nicht Wahr, du hast es gespürt, so ist cs auch mit unserer be­sonderen deutschen Not? Wenn wir unseren deutschen Weg treulich zu Ende werden gepilgert haben, dann winkt uns auch da die Heimkehr.Frisch auf, frisch auf zum Rheine" (Männerchor von Ernst Hansen) klingt wunderfein dann wieder Las Lied!In dunkler N ach r" (Mannerchor von Richard Arnold) ist's licht und Helle geworden! Durch Not und Sorgen hat Gottes Hand es zu.End' gebracht.Der Tag erwacht! Der Tag erwacht!"

Und nun ein Paar Worte auch Euch, Ihr braven Sänger. Es hat mich gestern abend wieder mächtig bewegt, Eurem und Eures ausgezeichneten Leiters edlen, hochstrebenden Kimstwillen am Werke zu sehen. Ihr habt mächtig gearbeitet an Euch und viel errungen. Wie ist Euer Ton an Klang gewachsen und was für eine Fülle strömte aus Euron '.5 Kehlen! Ihr bringt eine flotte Arbeit. Fest, schmissig und rassig mit gutem, run­dem Zusammenklang sucht Ihr Eure Ehörc hinzustellen. Nmso weher hat es mir getan, daß es Euch noch nicht vergönnt war. Eure besondere Not, von der ich Euch schon voriges Jahr sprach, beseitigen zu können. Wieder frag ich: Wo sind, wo blei­ben die Tenöre die Eurer Chorarbeit zum Glanz den sinnlich bezaubernden Schimmer geben könnten? Aus dieser Not er­wuchs das, was nicht befriedigen konnte. Allerdings muß ich Euch noch eines ernstlich ermahnen: Ruhigere Tempis! Eure Stimmen sind nicht so elastisch und modulationsgewandt. Eure Gestellungskraft noch nicht so entwickelt wie Euer frohgemutes Wollen, um bei. solchem Stürmen die weichen, schmeichelnden Tonfarben nickst zu verlieren. Wenn Eure Nervosität dann dem Tempo des Leiters dazu noch etwas voraneilt, dann ist cs um den zarten Duft in Liedern wie Abends. Das Mohn­blümchen, den Schwäbischen Volksliedern ge­schehen. Das war sehr schade. Wenn der Bursch zum Städtele naus und seinen Schatz zurücklassen muß, eilt er nicht so sehr, trotz der sicheren Gewißheitübers Jahr" nicht, lind am schö­nen Rhein? Ei, da gibt es nicht nur feurige, alles bezwingende Weine und Rheintöchter, sondern auch tausendwunderfeine" Dinge: reinen Trank, holde Frauen! Ihr seid nicht umsonst so viel im Ton gestiegen! Solcherlei Steigen trübt und betrübt dann. Für die brave Darbietung des Weinzierl'schen Ehorcs Heute ist heut!" und Len Arnold'chen Schlußchvr besonderen Dank!

Der Sängerin, Frau Fleig, möchte auch ich einen Dankes­strauß winden. Freilich, duftende Nelken und zierliches Spargel­grün Hab ich nicht. In meinem Garten wachsen nur arme Worte. Immer lausche ich mit stiller Wonne ihrem Gesang, besonders ihrem Weichen, luftigen Pianisstmo. Das seligeAlle­luja!" umzittert mich heute noch. In den Höhen möcht ich frei­lich gerne noch etwas leuchtendes Karmin sehen. An derLie- besfeier" von Weingartner Hab ich mich besonders ergötzt. Zu den Figaro-Arien eine kleine Bitte: Die Erinnerung an Theater und berühmte Tradition weg und lies hinein in die Erinnerung an Len eigenen glühenden Liebesmai!

Eine reine Quelle musikalischer Freude waren mir die in­strumentalen Darbietungen auf Harmonium und Klavier. Man­chem mögen die beiden Instrumente zusammen nicht cingehen. Mir hat's Wohlgefallen. Wahrhaft feierlich klangDer Zug zum Münster". Ich bin im unsichtbaren Zug leibhaft mitge­schritten durchs Tor in den hohen Lönedom! Wundervoll Arioso und Chor aus Rienzi! Beim Pilgerchor beeinträchtigte mir den Genuß etwas die pompöse Erinnerung ans Theater und die Probleme, die sich an die Uebertragung von Opernwerken auf andere Instrumente ergeben. Doch darüber roden wir nicht. Nur die Bitte an den Konzertleitcr, er möge bei einein anderen Konzert einmal Originalwerke für diese Instrumente darbietcn Gespielt wurden die Instrumente vortrefflich vom Konzertlci- ter, Herrn Fleig (Harmonium) und Herrn Halm, Eonwciler- Stuttgart (Klavier). Außerordentlich präzis war das Zusam­menspiel und ein edles, wohlausgeglichenes Zusammenklingen beider Instrumente erreicht- Herr Fleig hat meisterhaft, die dynamischen Möglichkeiten des Harmoniums ausgeschöpft und Herr Halm mit wundervollem Anschlag saubere, klare Töne ge­bracht und mit viel Geschick aus der Uebertragung orchestrale Wirkung illusioniert. Herrn Halm möchte ich bitten, seine au­ßerordentliche Musikalität doch mehr in den Dienst der Vermitt- lurig anderer großer Meister zu stellen.

Herrn Fleig, dem Führer, brauch ich kein besonderes Lob mehr spenden. Was ich bis jetzt 'agte und daß ich mit so viel Liebe den Sinn seiner gestrigen Tat zu erspüren 'Uchte, sagt ihm genug. Ich Hab ihm zur Anerkennug nur d^n Wunsch: Mögen die sangestüchtigen Mannen Neuenbürgs, insbesondere seine Tenöre, herbeieilen, um sein wahrhaft richtiges, hochstre­bendes Kunstwollen zu unterstützen, daß immer mehr gelingt, was der Vorspruch von Gottfried Keller (sehr schön gesprochen von Herrn Stengelin) anhebt:

Verschließt des Kummers dunkle Gruft

Und stellet ein das Klagen!

Laßt lieber uns die Mwenluft

Mit seidnen Fahnen schlagen!

So treiben wir den Teufel aus.

Schon wird es frei und licht im Haus!

Wir aber reih'n uns Mann zu Mann Und heben froh Las Lenzlied an!

In diesem Sinn vorwärts zu neuer Tat, wackereFreund­schaft"! Theodor Ruppert.

Württemberg.

Stuttgart, 25. Febr. (Vom Württ. Frontkämpferbund.) Bei der jüngst vom Württ. Frontkämpferbund abgehaltenen 1. Mitgliederversammlung zeigte sich ein rasches Anwachsen der Mitgliederzahl. Es wurde eine Frontkämpferhilfc gegründet, um den unverschuldet in Not geratenen Frontkameraden mit hilfreicher Hand zur Seite zu stehen. Mit dem Zentralverband der Kriegsbeschädigten, Landesverband Württemberg, wird eng znsammcngearbeitet. Der Bund nimmt sich auch besonders der vom Beamtenabbau betroffenen Kameraden an und läßt sich die Unterbringung stellenloser Kameraden mit Erfolg angelegen sein. Am 29. März wird im Festsaal der Liederhalle der erste FrPckkämPferabend in festlicher Weise nbgehalten werden.

Stuttgart, 25. Febr. (Pfalz- und Rheinrag in Württem­berg.) Das Ministerium des Innern hat die Oöeräancr ange­wiesen, Vorbereitungen für den Pfalz- und Rheintag am 2. März zu treffen. Wo Vereine der Pfälzer und Rheinländer vertreten sind, sollen Liese Verbände in erster Linie zur Ver­anstaltung der Kundgebungen hcrangezogcn werden. Im übri­gen sollen die staatlichen und kommunalen Behörden die Ver- aUstaltrrng selbst in die Hand nehmen. Ueberall voll vormit­tags in öffentlicher Kundgebung durch eine Rede auf die Pfalz- und Rheinlandnot hingewiesen und zu einer Geldsammlung aufgefordcrt werden. Veranstaltungen dieser Art im Freien kön­nen, falls eine Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung nicht zu befürchten ist, durch die Oberämter genehmigt werden. Für Stuttgart ist dg« bekannte Historiker Professor Dr. Onken an der Universität München als Redner gewonnen worden.

Stuttgart, 25. Febr. (Neuzuteilung der ausgelösten Ver- sorgungsämter.) Nachdem die Versvrgungsämier Biberach, Calw, Gmünd, Hall, Heilbronn, Mergentheim, Ravensburg und Reutlingen aus den l. April aufgelöst worden lind, wurden zu­geteilt dem Versorgung samt Ellwangen: die Veriorgungsämtcr Hall und Mergentheim, ferner die Oberämter Gmünd, Welz­heim und Neckarsulm dem Versorgungsamt Rottweil: das Versorgungsamt Reutlingen, ohne das Oberamt Urach, ferner die Oberämter Nagold und Hcrrenberg, dem Versorgungsamt Stuttgart das Versorgungsamt Heilbronn obne Neckarsulm, ferner die Oberämter Calw, Neucnb u r g . Schorndorf und Urach, dem Versorgungsamt Ulm die BerGrgimgsämter Bibc- rach und Ravensburg, sowie das Oberamt Göppingen.

Stuttgart, 25. Febr. (Parlamentarier-Geburtstag.) Der Reichs- und Landtagsabgeordnete Wilhelm Bazille (Bürgerpar­tei), Regiernngsrat in Stuttgart, vollendet am 25. Februar sein 50. Lebensjahr. Bazille wurde am 25. Februar l874 in Eß­lingen geboren.

Feuerbach, 25. Febr. (Leicheninnd.) Die Leiche des feit November vorigen Jahres vermißten Schreinermeisters Frey von hier ist jetzt auf dem Horn anfgesunden worden. Vermö­gensverlust hat den fleißigen Mann dazu getrieben, seinem Le­ben durch Erhängen ein Ende zu machen.

Ludwigsburg, 25. Febr. (Am Grabe des Königs.) Am ge­strigen Sonntag fanden sich an der weihevollen letzten Ruhe­stätte des Königs anläßlich seines heutigen Geburtstages viele Besucher ein, insbesondere auch eine Verkratung von Jnng- Leutschland, die einen Kranz mit Schleife niederlegte. .Heute er­folgten zahlreiche weitere Kranzniederlegungen, insbesondere von den Kreisen der Offiziersvereine.

Geislingen a. St., 23. Febr. (Unter die Näder.) Am Sams- -tag abend ist etwa 300 Meter oberhalb -des Bahnhofs ein Ei­senbahnbediensteter von dem 8.25 Ubr hier ankommenden Schnellzug überfahren und sofort getötet worden. Der Ver­unglückte wollte, weil er den Personenzug versäumt hatte, zur Heimfahrt nach Urspring einen Güterzug benützen. Da die Be­nützung von Güterzügen verboten ist, wollte er oberhalb der Station auf treu schon angefahrenen Güterzug anfspringen. In diesem Augenblick fuhr dm: Schnellzug heran, erfaßte und zer­malmte den Unglücklichen.

Ulm, 25. Febr. (Vom Brandplatz.) Am Freitag wurde versucht, den Telephonständer vom Daö>e herunterzureißen, da er eine ständige Gefahr für jede Arbeit war. Zu diesem Zweck wurde ein Drahtseil an dem Ständer befestigt und unten von einem Auto angezogen. Der Ständer kam wohl ins Wanken, stürzte aber nicht ein. Am Samstag wurde nun eine 30 Meter lange Magirnsleiter herbeigeholt. Pioniere bestiegen sie lösten die Drähte los und bearbeiteten das Holzwerk mit einem Beil. Um >411 Uhr wurde dann wieder angezogen und der Ständer, der ein Gewicht von etwa 50 Zentner haben fall, stürzte mit lautem Krachen in das Hausinnere. Dem Schau­spiel wohnte eine große Zuschauermenge an.

BadeN-

Pforzheim, 25. Febr. Der Schlichtungsausschuß hat sich für die Beibehaltung der 48-Stundenwoche in der Schmuckwaren- industrie ausgesprochen. Der Arbeitgeberverband hat des Schiedsspruch einstimmig abgelehnt.

Freiburg, 24. Febr. Die hiesige Staatsanwaltschaft teilt mit: Der Doppelmörder Karl Friedr. Hundertpfund von Saig soll nach unkontrollierbaren Nachrichten in der Fremdenlegion sein. Das ist nicht wahrscheinlich, da er mit Lichtbild in den französischen Fahndungsblättern zur Verhaftung ausgeschrieben ist. Möglich ist, daß er irgendwo unter deir Separatisten zu suchen ist.

Triberg, 25. Febr. Der im Kostgefälle tot aufgefundene Valentin Scherer von Schonach wollte zum Namenstag seines Vaters auf Skiern über den Rohrhardtsberg, nachdem er eine Fahrt unternommen hatte, nach Schonach zurück. Dabei ist der junge Mann wahrscheinlich vor Erschöpfung ohnmächtig niedergesunken und erfroren.

Konstanz, 25. Febr. Fünf Reichenaucr, zumeist kleine Landwirte, sind vom Wuckiergericht wegen Ausfuhr von drei Kälbern im Oktober 1923 zu Gefängnisstrafen von 35 Mo­naten und zur Zahlung von 3000000 Goldmark verurteilt worden. Das Fleisch war in kleineren Mlengen über die Grenze gebracht worden. Obwohl das Gericht die Notlage der Land­wirte anerkannte, die selbst in dieser Zeit nur mit wertbestän­digem Geld einkanfen konnten, mußte es nach dem Gesetz auf hohe Strafen erkennen. Unter den Angeklagten befand sich auch ein Fischer, der Fische nach der Schwerz ausgeführt hatte. Man war in den Fischerkreisen der Ansicht, daß diese Ausfuhr er­laubt sei, da auch die Schweizer Fischer die Fische ungehindert ausführen durften.

Vermischtes»

Ausgebrannt- Am Mkolar-Platz in München-Schwabing ist ein rroch nicht bezogener Neubau vollständig ansgebrarmt. Das Trockenfeuer der Koksöfen verursachte den Brand.

Die eiste deutsche Eisenbahn wieder in Betrieb. Die Lud- wigsbähn, die zwischen Nürnberg und Fürth verkehrende.Lo­kalbahn, deren Betrieb während der Nachkriegszeit infolge Un­rentabilität stillgelegt werden mußte, wird jetzt, da der Straßen­bahn- und Staatsbahnbetrieb nicht mehr ausreichen, wieder in Betrieb genommen werden. Auf der Strecke der Ludwigsbahn wurde am 7. Dezember 1835 die erste deutsche Eisenbahn mit der Stephensohnschen LokomotiveAdler" und dem englischen Lokomotivführer Wilson eröffnet.

8o Bocksbeutel Frankenwein als Dichterpreis. Ein sehr verlockendes Preisausschreiben erläßt soeben der Stadtmagistrat Würzburg. Nachdem im Juli 1923 mit gutem Gelingen ein fränkischer Schriftstellertag in Würzburg veranstaltet worden war, soll er, in diesem Jahre wiederholt werden, ja sogar er­weiterte Form finden. Den Ehrenplatz des Festprogramms soll ein Festspiel erhalten, das diesmal, dem Hauptfesttag, dem Ki­liansfest entsprechend, seinen Stofs in der Kilianslegende finden, oder dem jedenfalls ein Stoff zugrundegeiegt werden soll, der mit der Kilianslegendc im Zusammenhang steht. Die Auffüh­rung soll ans einem der Plätze Würzburgs durch Laienspieler stattfinden. Musik und Mlassenauszüge können zur Verwendung gelangen. Der Preis für das Stück beträgt 50 Bocksbeutel edlen Frankenweins. Da über dessen Güte kein Wort zu ver­lieren ist, so wird so mancher fränkische Dichter Lust haben, sich als Nachfahre Scheffels und Trojans zu bewähren.

Sechs Tage in einer Dachsteinhutte eingcschneit. Der Linzer Staatsanwalt Dr. Schneck und zwei Linzer Bankbeamte, die eine Skitour in das Dachsteingebiet unternommen und tagelang nicht zurückgekehrt waren, galten als verloren, bis die Touristen acht Tage nach ihrem Aufstieg wohlbehalten nach Linz zurück­kehrten. Bei herrlichstem Wetter in der Adamek-Hütte im Dach­steingebiet angckommen, brach nachts ein orkanartiger Schnee- sturm aus, der sechs Tage dauerte und ein Verlassen der Hütte die glücklicherweise gut verproviantiert und mit Brennmate­rial versehen war vollkommen unmöglich machte. Von La­winen, die in nächster Nähe der Hütte mnrusgesetzt zu Tal don­nerten, blieb die Hütte infolge ihrer geschützten Lage verschont. Nach sechs Tagen war die Gewalt des Sturmes gebrochen und die Touristen konnten die Tatfahrt anircten. Die Totgeglaubten wurden in Linz mit allgemeiner Freude begrüßt.

Der Weiße Tod. Wie aus Innsbruck gemeldet wird, sind die Leichen der am 7. Februar im Sellrain durch eine Lawine verschütteten drei Berliner Touristen, Dr. Walter Fischer, Wal­ter Wegener und Oskar Höhne jetzt amgefunden worden.

Eine merkwürdige Bestattung. In Villanova di Bagnaca- vallo hatte kürzlich der Kommunist Dargoni das Zeitliche ge­segnet. Die Verwandten beschlossen, die Bestattung zu einer faszistenseindlichen Kundgebung zu benützen. Sie kleideten die Leiche in ein rotes Totengewand nnd banden ihr einen Gürtel um. auf derEs lebe Lenin!" zu lesen stand. Während des

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Der Kampf im Spessart.

Erzählung von Levin Schücking.

Hoheit", entgegnete der Kapitän,eine sranzöstsche Schwa­dron gibt sich nicht gefangen, und wenn auch zehn Erzherzoge oder Reichsfeldmarschalle es ihr gebieten wir sind umzingelt zum Teufel, was schadet's, wir werden uns Lust machen! Lassen Sie mich mit diesen meinen Leuten zu meiner Mann­schaft auf den Hof hinaus; ich habe Ihnen vorhin aus Groß­mut Ihren Degen gelassen und verlange jetzt von Ihrer Groß­mut, daß Sie mich zu meiner Mannschaft hinauslassen."

Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie sich hinausbegeben sollen,"

Mit diesen meinen Leuten?"

.Mit Ihren Leuten da, wenn Sie mir Ihr Ehrenwort ge­ben, daß Sie draußen Waffenruhe Herstellen Bubna, gehen Sie mit und halten Sie unsere Leute zurück und daß Sie wiederkommen, damit ich weiter mit Ihnen rede. Ich habe Ihnen nicht gesagt, daß ich von Ihnen Ergebung auf Gnade und Ungnade verlange."

Der Kapitän eilte mit seinen Leuten hinaus-, der eine der Adjutanten des Erzherzogs folgte ihm; man hörte draußen ihre Stimmen fluchend und wetternd durch den Lärm schreien und das Getümmel legte sich.

Die Chasseurs kehrten, wie man durch die Fenster sah, zu ihren Pferden zurück, der Wachtmeister trieb die letzten und kampflustigsten vor sich her und hatte bald die ganze Schar im Sattel. Der Kapitän aber, der sich, sobald er die Ruhe hergestellt, von allen zuerst auf sein Pferd geworfen hatte, sprengte dicht an das offene Fenster der Halle hinan und schrie hinein:Nun, meine Königliche Hoheit, bitte ich um das, was Sie mir sagen wollten! Ich werde hier draußen an der Spitze meiner Leute ein besseres Verständnis dafür haben, ni« >>i-innon in Gewalt ne vou« en ääpiaise!" 1

Mein lieber Kapitän", antwortete der Erzherzog lächelnd, Sie verkennen meine Absichten. Sie hätten ruhig zurückkehten können."

Ich habe mein Ehrenwort, zürückzukehren, nicht gegeben!"

Nein, aber Sie geben das, solange wir unterhandeln, Waf­fenruhe halten lassen zu wollen?"

Ich gebe es!"

Wohl denn, so hören Me. Sie sind mit Ihrer Schwa­dron abkommandiert zur Beschützung dieser Dame hier?"

Das bin ich!"

Und wenn ich Sie zwänge, die Waffen zu strecken, so ipürde die Dame nicht allein weiter ziehen können; ich hätte mich selber der Aufgabe zu unterziehen, sie z» beschützen und zu be­schirmen ?"

Ich müßte sie Ihrem Schutze, Ihrer Ritterlichkeit anemp­fehlen, Hoheit!"

Und sie scheint in dieser Beziehung ein wenig verwöhnt, mein Kapitän?"

Es wäre Mangel an Erziehung, wenn ich Ew. König­lichen Hoheit widerspräche." ,

Wer ist die Dame?" ^ ' -

Sie ist die Gattin des Schöffen und zeitigen Schult­heißen Vollrath zu Frankfurt am Main."

,)Des Schultheißen, eines dem Hause Oesterreich so ver­bundenen und, soviel ich weiß, auch treu ergebenen Mannes?" rief der Erzherzog aus.Madame", wandte er sich an Frau Marcelline,ich hätte nicht geglaubt, in Ihnen eine so er­bitterte Feindin zu finden."

Hoheit", stammelte Frau Marcelline, weiß wie ein Tuch und nur höchst mühsam so viel Atem gewinnend, um reden zu können,ich kann nichts als meine Verzweiflung ausdrücken, daß ich so unbesonnen"

Daß Sie jo unbesonnen sich in eine Lage brachten, wo

Sie nun meinem Schutze Übergeben werden sollen! Beruhi­gen Sie sich, Sie sollen der Demütigung entgehen, einem Manne, den Sie hassen wie mich, etwas zu verdanken zu ha­ben. In der Tat, Kapitän", wandte der Erzherzog Karl sich durchs Fenster an den französischen Offizier zurück,ich habe nicht die geringste Lust, mich länger der gefährlichen Nähe einer solchen Feindin, wie Madame uns ist, auszusetzen. Ich überlasse sie gern Ihrem weiteren Schutz, und damit Sie diesen ausüben können, ziehen Sie unbelästigt mit Ihren Leuten davon. Wie Sie mir meinen Degen gelassen, lasse ich Ihnen die Waffen. Aber ziehen Sie sofort ab."

Der Kapitän Lessaillier senkte vor dem Erzherzog die Spitze seines Säbels.

Königliche Hoheit, das find Bedingungen, die ich anneh­men kann. Ich danke Ihnen dafür. Sie werden einen Ver­künder Ihres Ruhmes und Ihres Edelmutes mehr in der Welt haben."

Ich -kämpfe nicht um den Ruhm, mein Kapitän, sondern um die Befreiung des Reich« von hochmütigen Feinden; das ist alles, was uns je die Waffe in die Hand drücken wird ge­gen die, welche nichts hinderte, unsere Freunde zu sein."

Der Erzherzog entließ den Kapitän mit einer stolzen Ver­beugung des Hauptes, und dann sagte er zu Frau Marclline: Und nun, Madame, brechen Sie auf."

Madame hatte ihre Farbe, ihren Mut wiedergefundeu.

Aber ich gehe nicht ohne diese meine", sie stockte meine Gefangene", rief sie dann entschlossen,nicht ohne sie!"

Was hat das Mädchen verbrochen?"

Soll ich das hier Ew. Hoheit berichten, diese lange, er­schütternde Geschichte, während alle diese Zeugen umherstehen und während Sie mich zu raschem Aufbruch mahnen?."

(Fortjetzuyg folgt.)