Heilbron«, 11. Jan. (Vom Zellengefängnis.) Die Zellen bauten des Zellengefängnisses, bas vor kurzem durch -einen Dach stuhlbrand heimgesucht wurde, sind vorläufig wieder gedeckt. Am 15. Januar kann der Betrieb wieder ausgenommen werden. Die in Besigheim, Neckarsulm, Weinsberg und Oehringen unter gebracht gewesenen Gefangenen sind bereits wieder hier. Im Laufe der nächsten Woche werden auch die in anderen hiesigen Gefängnissen und in Hall untergebrachten Gefangenen zurück kehren. Der Dachstuhl soll nicht in seiner alten Form wieder ausgebaut, sondern durch ein ebenes Dach ersetzt werden.
Tübingen, 11 . Jan. (Endlich crwucht.) Im verflossenen Sommer wurden im Ammertal umfangreiche Felddiebstähle ausgeführt, bis endlich einige -beherzte Grundstückseigentümer einige Nächte opferten und den Dieb Jak. Gottl. Holoch, Wein
gärtner und Taglöhner (außerhalb Etters wohnend) auf frischer Tat ertappten.^ Nachdem der Täter sich zur Wehr gefetzt
und
seinem Gegenüber die Joppe über Las Gesicht zu ziehen versucht hatte, um unerkannt zu entkommen, erhielt er nach 11c berwältigung eine ordentliche Tracht Prügel. Nunmehr ist er zu einer Gefängnisstrafe von 7 Wochen rerureilt worden. Die Grundbesitzer atmen erleichtert auf in der Annahme, es möge einem solch rücksichtslosen Felddieb sein Diebeshandwerk Hof feutlich ftir immer gelegt sein.
Tübingen, 10. Jan. (Schafdiöbe vor Gericht.) Vor der Strafkammer hatten sich wegen Schafdiebstählen bzw. Hehlerei auf den Markungen Eningen u. A. und Bempflingen zu verantworten der 19 Jahre alte Erdarbeiter Lorenz Staidle von Oberhaar, BA. Neuburg, der 20 Jahre alte Hilfsarbeiter Wilh Ludwig von Stuttgart, der 24 Jahre alte Hilfsarbeiter Johs Rufeis von Stuttgart, der 24 Jahre alte Dienstknecht Wilhelm
Geckeler von Ohnastetten OA. Urach, der Säger Friedr. Krauß ^ '-elm Jlleson in
von Stuttgart, wegen Hehlerei der Bäcker Wilhel Stuttgart, der Metzger Eugen Schaal in Stuttgart und die Pferdehändlersehefrau Lina Daferner in Untertürkheim. Tie Strafen lauteten auf Gefängnis von 6 Monaten bis zu Jahren, bei der Daferner auf eine Geldstrafe von 100 Goldmark,
Tettnavg, 11 . Jan (Vater und Sohn als Anstifter' zum Meineid.) Landwirt Pfänner aus Kümmertsweiler und sein Sohn hatten den Wagnerssohn Meßmer aus Rickartshofen, einen Kriegsbeschädigten, als dieser eine Rechnung cinkassieren kam, mißhandelt; Labei ging das Glasauge des Meßmer in Trümmer. In 'dem Strafprozeß gegen die beiden Pfänner hatte auf deren Anstiftung ein Nachbar namens Stoppel zu ihren Gunsten unter Erd eine falsche Aussage gemacht. Dieser Tage wurden nun alle drei nach Ravensburg überführt, wo sie der Aburteilung durch das -Schwurgericht entgegensetzen.
Tuttlingen, 11. Jan. (Veteranen -der Arbeit.) -Eine seltene Feier fand bei der AG. für Feinmechanik, vormals Jetter und Scheerer in aller Stille statt. Die stattliche Anzahl von 32 Veteranen der Arbeit waren von der Direktion zu einer besonderen Ehrung für geleistete langjährige Dienste geladen. 15 Jubilare mit Äjähriger und 17 Jubilare mit 35jähriger Dienstzeit waren versammelt. Kommerzienrat Dr. Scheerer begrüßte die Jubilare und sprach ihnen mit zu Herzen gehenden Worten Anerkennung und Tank der Firma aus. An l2 Jubilare mit 25jähriger Dienstzeit konnten Ehrenurkunden der teilt werden, während 13 Jubilaren mit 35jähriger Dienstzeit die ihnen von der König-Karl-Jubiläumsstiftung verliehene Medaille übergeben werden konnte. Außerdem wurde jedem von der Firma eine Jubiläumsgabe überreicht.
Jllerrieden OA. Laupheim, 11 . Jan. (Brand.) Abends gegen »7 Uhr brach in dem Anwesen des Fabrikarbeiters Stephan Bösch Feuer aus wodurch das ganze Anwesen eingeäschert wurde. Das Mobiliar konnte zum größten Teil gerettet werden, dagegen ist das Getreide, Stroh und -Heu vollständig verbrannt.
Baden.
Pforzheim, 11. Jan. Der Arbeitgeberverband für Pforzheim und Umgebung nahm in seiner gestrigen Mitgliederversammlung den Bericht seiner Berhandlungskommiinon über die mit den Gewerkschaften gepflogenen Rahmentarifverhandlun-, gen entgegen und beschloß, durch Anschlag in den Betrieben die Arbeitnehmerschaft von dem Außerkrasttreren der bisher auf Grund des Tarifvertrags gültigen Arbeitsbedingungen in Kenntnis zu setzen; die Bestimmungen des Lohnabkommens und der Arbeitsordnung werden hiervon nicht berührt. — Zum Scheitern der Tarifverhandlungen in der Schmuck.oareninüu- strie bringt -die „Pforzheimer Freie Presse" in ihrer Ausgabe vom 10. Januar eine Darstellung, die, wie der Pressedienst des Arbeitgeberverbandes erklärt, den Tatsachen widersvricht. Gescheitert siud die Verhandlungen daran, daß die Gewerkschaftsvertreter jede Positive Stellungnahme zur Arbeitszeitfrage trotz wiederholter Aufforderung hartnäckig ablehnten. Wie eine Verständigung möglich sein soll, wenn eine Partei zu einer der wichtigsten zur Erörterung stehenden Fragen nicht klare Stellung nimmt, ist unerfindlich. Der Versuch, dem Arbeitgeberverband die -Schuld an dem oerrragsloten Zustand zuzuschieben, scheitert an -der aktenkundigen Tatsache, daß die Gewerkschaften die zur Vermeidung der Tariflosigkeck vorgeschlagene Verlängerung -des alten Tarifs um einen Monat ablehnten. Im übrigen ist es bezeichnend, daß die Gewerkschaften der Oefsentlichkeit gegenüber ihren eigenen Gegenentwurf tot- schweigen, der in völliger Berkcnnung der wirtschaftlichen Lage Forderungen ausstellt, die weit über alles bisher in irgend einem Lande arbeiterseilig Verlangte hinausgehen. U. a. wird eine Vermehrung des Urlaubs, ein vierzigprozentiger Ferienzuschlag, Erhöhung -des Ueberstundenzuschlages, Verringerung des Filialabstrichs, Mitwirkung des Betriebsrats bei Einstellungen und Entlassungen, unterschiedliche Behandlung der Stadt- und Landarbeiter, weckergehende Bezahlung versäumter Arbeitszeit, Urlaubsgewährung bei fristloser Entlassung wegen Diebstahls usw.. Recht des Arbeiters auf über tarifliche Bezahlung, Verbot für -den Arbeitgeber zur Ablehnung solcher Forderungen, Erreichung des tariflichen Spitzenlohncs mit 22 statt mit 25 Jahren, Einschränkung der Gewerbefreiheit für Hausgewerbetreibende, Geldbußen für Arbeitgeber (nicht auch für Arbeitnehmer) u. dergl. mehr gefordert. (Pforzh. Anz.)
Pforzheim, 11. Jan. Gestern nachmittag um halb 4 Uhr wurde im Kauzlerwald der verheiratete 36 Jahre alte Taglöhner Nikolaus Ganz von hier tot anfgffunden. Er hat sich zu-.n Holzsammeln mit einem Handwagen dorthin begeben und war zweifellos L-rrrch seine Arbeit abg"mattst. Aeutzere Verletzungen konnten nicht sestgestellt werden. Es ist anzuneihmen, daß er an einem Herzschlag gestorben ist. Ganz ist schon seit einem halben Jahr arbeitslos und hinterläßt eine Frau mit 3 kleinen
Bon der badischen Grenze, 11. Januar. Daß es einen Fuchs im schneereichen Winter, wo er selbst kein Futter findet, in die Nähe der menschlichen Wohnungen treibt, um sich dort ein Huhn aus dem Stalle des Bauern zu holen, ist wohl keine Seltenheit. Jetzt ist es aber vorg kommen, Laß sich bei einem Landwirt fünf Rebhühner einstellten, um im Hofe ihre Nahrung zu suchen. Man kann daraus ersehen, wie groß die Nahrungssorgen der Feldtiere im schneereichen Winter sind.
Vom Murgtal, 11. Jan. Aus Veranlassung des Badenwerks find am letzten Samstag rund 1700 Bauarbeiter beim Murgwerk in Forbach ausgesperrt worden.
(Sv
Neueste Nachrichten.
Frankenttznl, 11. Jan. Der LandgerichtSdinktor Gießen
und der Bürgermeister Zaun sind von den Separatisten ver hastet und nach Speyer gebracht worden. Sie sollen offen bar wie die in Zweibrücken verhafteten Beamte als Geiseln für die Erschießung der Separatistenführer festgehalten werden.
ZweibrLcken, 12. Januar. Die von den Separatisten verhafteten Geiseln sind sämtlich wieder freigelaffen worden Sie mußten sich sämtlich verpflichten, das Weichbild der Stadt nicht zu verlassen.
Koblenz, 11. Jan. Angesichts der Gefahr eines neuen sonderbündlerischen Putsches hat die deutsche Polizei die ihr von der Besatzungsbehörde im Oktober abgenommenen Feuer Waffen wieder erhalten. Die Separatistin wiederum haben die Bewachung des hiesigen Schlosses verstärkt.
Köln, 11. Jan. Die Streikbewegung nimmt in der Ruhrindustrie zu. In München-Gladbach streiken sechs Me tallwerke, 14 Textilwerke und die städtischen Straßenbahnen In allen Betrieben im Bezirk Benrath-Reißhau, sowie in Benrath und Hilden wird gestreikt. Im Düsseldorfer Bezirk kam es zur Einigung des sozialdemokratischen Metallar beiterverbandes mit den kommunistischen Betriebsräten über eine gemeinsame Streikleitnng.
Ordrvf, 11. Jan. In das Gefchästslokal der Filiale Gräfenroda des Hofbankhauses Max Müller in Gotha drangen gestern abend nach Geschaftsschluß acht maskierte Räuber unter Vorhaltung von Revolvern und Handgranaten ein. Die vorhandenen Barbeträge fielen den Räubern in die Hände. Wie der „Thüringer Waldbole* in Ordruf zuverlässig erfährt, ist das Hofbankhaus durch Rückversicherung voll gedeckt. Die Räuber sind unerkannt entkommen. Die Depots und die Depositen sind unverletzt, da die Eindring linge keinen Versuch machten, an die Tresors heranzukommen.
Essen, 12. Jan. Der erste Staatsanwalt am Landgericht Essen, Schulte-Pelkun, ist als Geisel festgenommen worden.
Erfurt, 11. Jan. Wegen großer Waffenschiebungen im August und September 1920 tm Reichswerk z» Erfurt wurde der Fabrikant Walter Sauerbrey aus Suhl wegen versuchten Betrugs und Vergehens gegen das Waffengesetz vom 7. August 1920 zu 9 Monaten Gefängnis und Hermann Tann aus Erfurt, sowie Betriebsleiter Hermann Sonnenberg aus Erfurt wegen versuchten Betrugs und verbuchten Diebstahls zu je einem Jahr Gefängnis vermteilt. Die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen.
Berlin, 12. Jan. Eine interalliierte Militärkontroll- ömmission hat gestern auch in Paderborn dem dort garniso- nierenden Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 10 einen Besuch abgestattet. Für heute haben Kontrollkommissionen ihr Kommen noch in Dresden, Cannstatt und Breslau ange- ündigt. — Nachfolger Dr. Petersens im Reichstage wird Kaufmann Johannes Büll, Mitglied der Hamburger Bür- erschaft. — Die letzten Verhandlungen im oldenburgischen iandtag zwischen Sozialdemokraten, Demokraten, Zentrum und Deutscher Volkspartei zwecks Bildung einer parlamentarischen Regierung sind wieder ergebnislos verlaufen. Man einigte sich jedoch dahin, die Verhandlungen nach dem Zu- ammentritt des Landtages, der etwa Mitte Februar erfolgen wird, sortzusetzen. — Die evangelische wir die katholische Geistlichkeit der Pfalz hat bereils vor einigen Tagen eine offizielle Absage an die Separatisten ergehen kaffen. — Wegen des Artikels „Die Politik Ludw'gs XIV. in der Pfalz", der einen Auszug aus dem englischen Blatte „Daily Herald" darstellt, in der die Loslösungsbestrebungen der Pfalz verurteilt werden, wurde die „Botroper Volkszeitung" von der Besatzungsbehörde für die Dauer von acht Tagen verboten. — Der Dollarkurs erfuhr am Freitag keine Veränderung.
Benthe«, 11. Jan. Seit gestern sind die Belegschaften der Donnersmark-Hütte und der Deichselwerke wegen Verweigerung verlängerter Arbeitsleistung ausgesperrt worden.
Paris, 11. Jan. Die Bank von Frankreich erhöhte den Diskont von 5 auf 5'/»°/»-
PariS, 11. Jan. Laut „Matin" soll Lord Curzon die Absicht haben, die pfälzische Separatistenfrage dem Völkerbund zu unterbreiten.
London, 11 . Jan. Der frühere italienische Ministerpräsident Nitti veröffentlicht im „Manchester Guardian* einen- scharfen Artikel gegen die Hegemoniebestrebüngen Frankreichs.
London, 12. Jan. Reuter meldet, daß die in Scapa Flow versenkte deutsche Kriegsflotte demnächst gehoben werden solle. Die Kontrakte seien zwischen der Admiralität und einer Bergungsgesellschaft unterzeichnet werden. Es handle sich um 68 Schiffe, von denen eine ganze Anzahl zum Abbruch verkauft und eine kleinere Anzahl für Uebungszwecke als Ziele Verwendung finden würden
Sofia, 11. Januar. Das Amtsblatt veröffentlicht das von der Sobranje angenommene Amnestiegefetz. Sämtliche Aufständische, die an den von den Agrariern und den Kommunisten bis Ende 1923 hervorgerufenen Wirren teilgenommen haben, fallen unter die Amnestie. Es wird eine Ausnahme gemacht hinsichtlich der Anstifter der Aufstandsbewegung, der Organisationen der Kauipfhundertschaften und derjenigen bewaffneten Aufständischen, die sich im Auslande aufhalten und nicht binnen drei Monaten nach dem Inkrafttreten des Gesetzes nach Bulgarien zurückkehren.
Aufruf der württ. Industrie- und Hanbels-Goldnote.
Ab 14. Januar 1924 wird die Württ. Industrie- und Han- dels-Goldnote aufgerufen. Die Einlösung erfolgt in der Weise, daß in der Zeit vom 14. Januar 1924 zunächst dis 15. Februar 1924 -die Württ. Industrie- und Handelsgoldnote durch die Württ. Vereinsbank in Stuttgart — nicht anderwärts — gegen Goldanleihe oder Gol-danweisung-en der Württ. Notenbant, die auf 4.20, 21 und 105 Mark lauten und voll mit Devisen gedeckt sind, umgewechselt wird. Es ist also nicht zutreffend, vielmehr eine unnötige und unbegründete Beunruhigung des Geschäftsverkehrs, wenn von unverantwortlicher Seite empfohlen wird, neben anderen Geldern die Annahme der wertbeständigen Württ. Industrie- und Handelsgoldnote künftighin im Zahlungsverkehr zu verweigern, da sie am 15. Januar 1924 verfalle. Eine derartige ohne jede sichere Unterlage gegebene Mitteilung beunruhigt und laßt in ferner stehenden Kreisen den unbegründeten Schluß auskommxn, als ob dieses wertbeständige, gut gedockte und von Len württernbergischen Handelskammern
im Interesse der württembergischen Wirtschaft herausgegebene -Geld ohne irgendwelche Einlösungs- und Ersatzmüglichkeit aus dem Verkehr gezogen würde, ohne die notwendige Einlösungs- Möglichkeit und Schaffung des Gegenwertes zu gewährleisten. (Wir entnahmen die gestrige Notiz einer auswärtigen Zeitung, die mit uns -das Opfer einer voreiligen Maßnahme wurde. Schristl.)
Sperrung -er Rheinbrücke bei Ludwigshase«.
Lubwigshafen, 11. Jan. Der Verkehr über die Rheinbrücke ist heute vormittag >410 Uhr von der Besatzungsbehörde ohne vorherige Ankündigung für Personen, die nicht im Besitz eines Passes sind, plötzlich gesperrt worden. Ob und inwieweit es sich bei dieser, die Bevölkerung der Doppelstadt Mannhcim-Lud. wigshafen -hart treffenden Maßnahme um eine Repressalie wegen des Speherschen Attentates handelt, war nicht zu erfahren. Wie wir noch hören, wird heute nachmittag von 2 bis 3 Uhr und morgen vormittag von 8 bis 9 Uhr ein Austausch durch den Brückenschluß aus-gesperrter Personen stattfinden. Der Güter- und Lebensmittelverköhr soll während einer bestimmten Tageszeit nicht behindert werden. In der Mittagsstunde war auch der Verkehr mit Personenzügen zwischen Mannheim und Ludwigshafen möglich.
Abrücken der „Freien Bauernschaft" von den Separatisten.
Frankfurt a. M., 11. Jan. Wie berichtet wird, fand dieser Tage eine Sitzung des Gesamtvorstandes der „Freien Bauernschaft -der Pfalz" statt. Anwesend war auch der Vertreter der französischen Provinzdelegierten. Es entstand eine heftige Debatte, aus der jedoch mit übcrwiegendsr Mehrheit der Beschluß der „Freien Bauernschaft" hervorging, daß jedem Mitglied der „Freien Bauernschaft" verboten «ein soll, sich an der separatistischen Bewegung in irgend einer Weise zu beteiligen. Wie mitgeteilt wird, find verschiedene Mitglieder der „Freien Bcm- eriychaft", die sich in diesem Sinne beteiligt haben, aus der Vereinigung ausgeschlossen worden. Heinz-Orbis hatte bereits Vor längerer Zeit seinen Ausschluß erhalten.
Es ist nur natürlich, daß angesichts der Stimmung in der Pfalz die ,)Freie Bauernschaft der Pfalz" sich beeilt, jeden Zusammenhang mit den Separatisten abzuleugnen und auch nach außen hin durch Ausschluß der Separatisten in ihren Reihen zu dokumentieren. Lange Zeit war Las allerdings anders und unter Führung von Heinz-Orbis machte die „Freie Bauernschaft" stramm in -Separatismus. 'Daß man auch im reckstsrhei- nischen Bayern die Bewegung der „Freien Bauernschaft" keineswegs als -so harmlos anfieht, wie man jetzt den Anschein zu erwecken sucht, zeigen die gestrigen Vorgänge im Verfaffungs- ausfchuß des bayerischen Landtags. Hier erklärte -der bayerische Minister des Innern, Dr- Schweyer, zu einem Antrag des raktionslosen Abgeordneten Dr. Roth aus Gewährung voller Versammlungsfreiheit für die Organi-ation „Freie Banern- -chaft" im rechtsrheinischen Bayern, daß der Landtag in dieser Frage nicht zuständig fei. Die „Freie Vau wnschaft" sei eure ausgesprochen politische Organisation, sic durchaus nicht harmlos sei. Der Ursprung derselben reiche auf die „Freie Pfälzer Bauernschaft" zurück, deren Gründer der berüchtigte Heinz- Orbis -toar. Die „Freie Bauernschaft" habe auch im rechtsrheinischen Bayern in hetzerischer Weise die Staatsautorität zu untergraben versucht. Es liege Veranlassung vor, die Polizeibehörden ans die Tätigkeit der Organisation aufmerksam zu -machen. Der Antrag wurde schließlich mit 14 g-gen 12 Stimmen -der Sozialdemokraten und Demokraten abgelehnt, die sich von dem Standpunkt gleichmäßiger Sicherung der Versamm- lnngs- und WaWfreiheck dafür ausgesprochen hatten.
Gegen die Geiselverhaftunge« in Speyer.
Berlin, 11. Jan. Gegen -die Verhaftung von Geiseln durch die pfälzischen -Separatisten, -die ohne Billigung und Unterstützung durch die französischen Besatzungsbehörden in Speyer nicht möglich gewesen wäre und nicht aufrecht erhalten werden könnte, wird von der Reichs regier u-ng bei der Rheinlandkom- missio-n alsbald Protest eingelegt werden. Aus Bayern sind nicht -die geringsten Anhaltspunkte vorhanden dafür, daß die Tat von Personen begangen worden ist, die unter dem Machtbereich der sestgenommenen Amtspersonen stehen oder standen. Die Zwecke Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die Atlentatcr- in den eigenen Reihen -der Erschossenen zu suchen sind.
Me Besatzungsbehörden Hauptschuldige des Sep-rratistenterrorS.
Berlin, 11. Jan. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett hat -die gestrige Nachmittagssitzung der Erörterung der pfälzischen Angelegenheit -gewidmet. Durch die Ermordung des Separatisttmführers Heinz-Orbis ist die durch die separatischen Putsche und ihre Begünstigung durch die Besatzunzsbehörden geschaffene unhaltbare Lage bl tzart-g beleuchtet' worden. Seit Wochen ist -die wehrlose Bevölkern-rg aus Gnade und Ungnade dem ungehemmten Terror einer ikrupellvsen Bande ausgelie- 'ert, die sich als unbeschränkte Herren im Lande ausführen. Plünderungen, Vertreibungen, Freiheitsberaubungen, Raub und Erpressung sind an -der Tagesordnung. Die rechtmäßige Polizei wird durch die Besatzungsbehörden auf Schritt und Tritt gehindert, von ihren gesetzlichen Mitteln Gebrauch zu machen. Das französische Militär, das sonst in jedem harmlosen Vorfall sofort eine Bedrohung der Sicherheit der Be- iatznngstruppen und der öffentlichen Ordnung erblickt, sieht nicht nur tatenlos diesem Treiben zu, sondern begünstigt cs in jeder Beziehung. Die neueste Eniwicklungsphase ist, daß den Gewalttaten der Separatisten in der Phraseologie der Bcsa- -znngsbshörden der Anschein der Legitimität gegeben wird. Raub heißt nicht mehr Raub, sondern Konfiskation, Vertreibung — Ausweisung, Freiheitsberaubung — Haff und Gefängnisstrafe. Dieser Politik der Heuchelei wird die Krone aufge- 'etzt, wenn jetzt die verbrecherischen Akte dieser Banden, die Las Gegenteil von Recht und Gesetz sind, als Verordnungen und Gesetze behandelt und genau so, wie die Gesetze des Reiches und der Länder, von dem Büro der Interalliierten Rheinlandkommission registriert werden. Die Reichsregierung yat hiergegen durch die .deutschen Vertretungen in Paris und Brüs- -el schärfste Verwahrung einlegen lassen. Me Reichsregierung iaht mit Stolz auf den bewundernswerten Kampf, Len »>e Pfälzer Bevölkerung aus ihrem gesä-hrlick-en Vorposten für Deutschlands Dasein und Deutschlands Einheit kämpft. Me Reichsregiernng wird im engsten Einvernehmen mit der bayerischen Staatsrogierung alles, was an ihr liegt, tun, damit nicht nach den Absichten des kleinen .Haukens von Hochverrätern der erdrückenden Mehrheit eine Lostrennung aus-genötigt wird, der sie mit jeder Faser ihres Seins widerstrebt.
Bon -er Reichsbahn.
Berlin, 12. Jan. Aus die in einigen Berliner Morgen- zeitungen vom 11. Januar verbreitete Ilachricht über die Sanierung der Reichsbahn wird von amtlicher Seite folgendes mitgeteilt: Bekanntlich erhält die deutsche Reichsbahn seit dem 15. November 1923 von der allgemeinen Reichsfinanzverwol- tung keine Zuschüsse mehr und ist vielmehr darauf angewiesen, ihre Finanzen allein zu regeln. Me Vorbereitungen zur Umwandlung der Reichsbahn in ein nach vrivatwirtschaftlichen Grundsätzen arbeitendes Betriebsunternehmen sind im Gange. Es wird voraussichtlich möglich sein, demnächst Näheres hier- über in der OeffenÄichkeit mitzuteilen. Unabhängg davon ist aber der Retchsverkehrsurinister sofort daran gegangen, die innere Wirtschaft -des Unternehmens, soweit dies- inr jetzigen Rah
men möglich ist, zu nanzlage anzupasse Verkehrs sind umst worden. Alle in V dies die Betrisbssicl lerhältungsarbeiten Lausende Verträge Möglichkeit gestreckt führt, als dies -der der entbehrlichen B durchgeführt. Der bereits ab 1. 11. in der Wirtschastskont gaben und Einnah tremmng von der der Ausgleich der schon jetzt möglich, blicken. Die auf d triebsausgaben eins 1. Januar 1924 Äur terverkehr voll gebe Betriebsrechnung g< werden, daß die sta schaffungen für die kann. Immerhin a> ein bemerkenswerte Reichsverkshrsminis- zur Erleichterung -! und bei der gogenw hebliche Ermäßigun führen, so geschah t hierin für die Belel ganzen günstig beei triebswirtschast scha jenigen laufenden A bahnen noch immer Händen, um die An solche Ausgaben un leihen, wie dies auch Auslande Mich ist. verwandt, die bisihe bahn sich -weiter sell der Lage muß man die Einnahmen ans entwickeltes Verkehr trotz der Abkommen aus dem Uebergaug daß auch im übrige die Konsolidierung schastsl-age erwarten
General
Parts, 11. Jan nete Grumbach spri die der Führer der Müller, vor ungefä men hat. Er sei s Metz zu einer Unt sein Erstaunen noch ohne ^Umschweife -de nung -der Pfalz vo fügt hinzu, General litäten besitzen, sonf mens Hermann M unterschrieben halbe Wesen ist.
Berlin, 12. Jav Grumbachs im „Qu kanzler Hermann 8 wärts", wonach er i mehrere Volksversai halbe er mit dem (? eine inständige Ui blem einer deutsch-s habe er ausdrücklich des Rheinlandes üb- 8 18 der Reichst,erflehe Bajonette das kehr nach Berlin hc Reichsminister Rath Mitteilung gemacht- Inhalt der Ünterrei
Paris, 11 . Jan Kammer eine Jntc ratistensührers Heck welche Maßnahmen denke, um die Frei schützen.
Die französische uw Paris, 11 . Jam rat von Hösch, ist l jchcn Direktor des Z Reesa, empfangen l sitzung Mer -die an vella Reesa hat de auf die deutsche Not im Umfange von b geht Punkt für P, 84. Dezember ein, i man nach den Aeus annehmen konnte, i den. Es entstand l träger und dellt Re
der französischen Re Frage nicht erschöpf mcare bereits am 1 Regierung jederzeit zunehmen und sie s< die erteilt worden s künftigen Verhandb ten gedauert.
Brüssel, 12. Ja dem deutschen Gesck gierung aus das den geben. Die Antwo reit, auf dem seit t ven Widerstandes eck aber daran festgehal Modus vivendi nur der behandeln könne S-u ändern, und daß «taße von der loyo durch Deutschland all Millionrnkrebi srauzösi Gesttzentwurf eingcb rmch Len verschieden^ Kye Regierung ford-