Baden-

Pforzheim, .9. Jan. Die Tarifverhandlungen in der Schmnckwareninvüstrie sind gescheitert, da die Vertreter der Gewerkschaften eine Stellung,rckhnre zu der vom Arbeitgeber­verband vorgeschlagenen Verlängerung der Arbeitszeit auf 5! Sttmden verweigerten. Da sic schon vorher eine einmonatliche Verlängerung des am 91. Dezember abgelaufenen Tarifver­trags abgelehnt hatten, herrscht nunmehr Tarislosigkeit.

Mannheim, 7. Jan. Infolge von Wohnuugsstrcitigknten kam es zwischen dem ö3jährigen verheirateten Wirt Georg Metz und dein verheirateten Maschinisten August Feuchtmeyer zu einein -Wortwechsel, in dessen Verlauf Metz von dem Feucht- meyer durch einen Revolverschuß getötet wurde.

Vermischtes'

Rührende Dankbarkeit eines Wiener Kindes. Eine Heidel­berger Familie, die vor zwei Jahren ein Wiener Kind ausge­nommen hatte, erhielt jetzt zum neuen Jahre ein längeres Glückwunsch schreiben von ihrem anhänglichen Gaste. Das Krnd gedachte mit Dank der Zeit, die es in Heidelberg zugebracht, be­richtete, Latz es selbst krank gewesen, daß der Barer durch Krank­heit seine Stelle verloren hätte. Aber trotz eigener Hilfsbe­dürftigreit hat es das Kind nicht unterlassen, dem Briefe zwei Dausendkronenscheine beizufügen, die auf seine Bitte zur Un­terstützung notleidender Kinder in Heidelberg verwendet wer­den sollen. Ein schöner Zug kindlicher Güte.

Grotzfeuer. Kurz vor II Uhr nachts brach im bayerischen Lcuringen in dem zwischen Klosterstraße und Klosterhos liegen­den, mit dem Mädchenschulgebäude zusammenhängenden Häu­serblock Feuer aus. Die Brandursache, ist bis letzt noch unbe­kannt. Beim Entdecken des Brandes durch die Tochter Anna des Oekonomen Andreas Strehls standen dessen Wohnhaus so­wie das mit diesem zusammenhängende Anwesen des Anton Stuhler in Flammen, die sich sehr rasch dem Hause des Pri­vatiers Pfaffenberger mitteilten. Die reichlichen Heu- und Strohvorräte gaben dem Feuer gewaltige Nahrung, so daß mächtige Feilergarben zum nächtlichen Himmel emporlohten. In großer Gefahr standen die Wohngebäude des Wein- und Spirituosenhärrdlers Union Hitzler sowie der Rieserschen Le- derhandlnng, ferner das an den eigentlichen Brandherd -in nordwestlicher Richtung anstoßende Oekonomieanwesen des Kas­par Schmid, wie auch die Wohnräumlichkeiten und die Haus­kapelle des Schulklosters. Die bedrohten Gebäulichkeiten konn­ten gerettet werden, allerdings das Hitzlersche Haus, von dem ein Teil des Dachstuhls dem Feuer zum Opfer fiel, nur unter großen Beschädigungen. Das Strehlesche Anwesen ist ganz- lich ausgebrannt, so daß nur mehr die Ummssungsmanern ste hen, nicht viel bester steht cs mit den Häusern des Stichler und Pfaffenberger. Bei letzteren Beiden konnte ein größerer Teil des Mobiliars gerettet werden, bei Strehle nur sehr wenig. Das Vieh konnte in Sicherheit gebracht iverden.

Gut zurückgegeben. Im „Petit Puristen" befindet sich die lrachfolgende Anzeige in deutscher Sprache:

Dollar, dem Allmächtigen hat cs in seinem unersorschliLcn Ratschlüsse gefallen, unsere innrgstgeliebte Schwester Marie Reichsmark zu sich in die Ewigkeit zu nehmen.

Nach fünfjährigen, mit erstaunlicher Geduldigkeit ertrage­nen Leiden erlag die Schwester den Ketten eines hartnäckigen Hauste- und Baissefiebers, oftmals vergeblich gestärkt durch Wirthsche, Cnnosche und Stresemannschc .Heilungsversuche.

An ihrem Grabe trauern unter anderem sämtliche Jndu- strieritter und Börsenschieber Deutschlands

Möge ihr der Papierkorb leicht »ein.

Die nachfolgenden Hinterbliebenen:

Marie Rentenmark, Franziska Bodenmark, Gertrud Roggen mark und unser krankes Rückenmark.

Ein deutscher Leser hat daraufhin an den „Petit Puristen ein Schreiben gerichtet, in dem er gegen die Todesnachricht der Reichsmark Einspruch erhebt und 'einer Meinung dahin Aus­druck gibt, daß allem Anscheine irach bei den, Monsieur Franc oie Vorzeichen der Schwindsucht offenkundig zu Tage treten, so daß mit seinem Versinken in den -'eichen Gefilden des Papier- korbes vielleicht ebenso wie mit dem der Reichsmark zu rechnen sei.

Handel und Verkehr.

Stattgart, 9. Januar. (Industrie- und Handelsbörse.ä Auf der heutigen Industrie- und Handels-Böcse zogen die Preise bei einem unveränderten Dollar von 4.2 Billionen ein nienig an. Es notierten von Baumwollgarnen: Engl. Trofsel, Warp- und Pincops Nr. 20 112—114 Dol lar Cents (letzte Börse: 110—113), Nr. 30 122—124 (120 bis 123), Nr. 36 124-126 (122-125). Nr. 42 127—129 (125—128) Dollar-Cents, je das Kilo. Von Baumwoll geweden: Cretonnes 17'/«—17'/. (17-17'/«), Renforces 14'/»—15 (15'/«—15'/«), glatte Cattunr oder Croises 13'/- bis 14 (13—13'/-) Dollar-Cents, je das Meter. Nächste Börse: 23. Januar.

Stuttgart, 9. Jan. (Börsenbericht.) Der Mangel an Geld hemmt das Geschäft an der Börse, so daß ste heute kkcht lustlos sich gestaltete. Auf allen Marktgebieten gab es Abschwächungen. Auch im Freiverkehr war die Stimmung flau. Es notierten: Von Banken: W. Hypothckmb. minus 0,75 (2,75), Württ. Vereinsbank minus 0,25 (4,75); von Brauereien: Ravensburg minus 0,5 (2,5), Wulle minus 3 (8); von Textilwerten: Erlangen minus 1 (l6). Kolb und Schüle minus 0.5 (21), Koltern minus 7 (35). Wolldecken Werlderstadt minus 2 (32), Eßlingen minus 9 (50), Württ.

20 (100), Württ. Leinen minus 10 (60); von Maschinen- und Metallwerten: Daimler minus 0.7 (3 9) Femmech. Tuttl. minus 11 (39), Hansa minus 0.25 (3.5)' Hühner mmus 10 (45), Junghans minus 1,5 (10.5), Koch Lauph. minus 5 (44), Magirus minus 0,25 (ch5), Eßlmgen minus 1,5 (8), Hesser minus 1,1 (5,1).

mrnus 3 (22), Neckarsulm minus 0,75 (6). Württ. Metall mrnus 9 (50); von den übrigen Werten: Bad Anrlm minus 3 (26.5). Bamberg Mälz, minus 2 (6).

(1.4), Besigh. Oel minus 6 (37), Cement Herdeiberg minus 7 (13). D. Verlag minus 4 (37), Ger­mania mrnus 2 (16), Kaiser Otto minus 0.5 (3,75), Knopf mrnus 1 (5), Koln-Rottw. minus 0.25 (12,75), Leibbrand mmus 0,3 (2.3). Kraft Altwürtt. plus 2 (12), Krumm ^us 0-1. (3,9), Lack Ludwigsburg minus 2 (10), Neckar- e Eßlmgen plus 0.25 (3,75), Salz minus 10 (100), Schleppschchahrt plus 2 (13). Stutig. Bäcker minus 1.5 A°^enb mmus 1,5 (7,5). Stuttgarter Zucker m nÄ Südd. Holz minus 1 (17,5). Union D. L.

minus 2.5 (8), Verein. Oel mmus 6 (44), Ver. Filz minus

5,5 (40), Württ. Elektr. minus 0,5 (8), Württ. Transport plus 15 Bill. (50 Bill.), Ziegel Ludwigsb. minus 3 (13).

Balingen, 9. Jan. (Viehmarkt.) Zugefiihrt wurden 8 Farren (nicht verkauft), 10 Ochsen (Preis 450—520 Mk.), 37 Kühe (Preis 10jährig 173 Mk.; 4jährig trächtig 200 bis 340 Mk.), 52 Kalbinnen (Preis 1'/-jährig bis 2jährig 200-340 G.M.), 8 Stierle (Preis '/«jährig 130 Mk.), 73 Stück Jungvieh (Preis 1 jährig 135, '/-jährig 116.'/«jährig 70 Mark). Der Handel war sehr flau. — Dem Schweine­markt wurden 133 Milch- und 3 Läuferschweine zugeführt. Der Preis für ein Milchschwein betrug 13—27 Mk., Läufer­schweine wurden nicht verkauft. Der Handel war etwas flau.

Allgäuer Butter- und Kasebörse vom 9. Jauuar.

Es kosteten: Butter 1,50—1,85 Mk., grüner Weichkäs 38 bis 45 Pfg.), konsumreifer 44—60 Pfg., ausgebeizter Rundkäs 1—1,10 Mk., konsumreifer 1,25—145 Mk., Werk­milchpreis 15,9 Pfg. vom 10.-17. Jan.

Ausfuhr vo» Butter uud Käse aus Bayern. Die bisher in Bayern bestehende Kontingentierung des Versands von Butter und Käse ist aufgehoben worden. Dem freien Handel ist dadurch wieder die Möglichkeit gegeben, sich Milcherzeugnifse aus Bayern zu verschaffen.

Neueste Nachrichten

München, 9. Januar. Im Verfassungsausschuß des bayerischen Landtags erhob Abgeordneter Dr. Dirr (Dem.) scharfe Beschwerde dagegen, daß Staatskommissar Gareis in Nürnberg eine öffentliche Beamtenversammlung der Demo­kratischen Partei verboten habe und verlangte, daß der Minister dafür sorge, daß solche Eingriffe unterbleiben. Der Minister des Innern erklärte, den Fall sofort untersuchen zu lassen.

München, 9. Jan. Zu der Nachricht, daß die vater­ländischen Verbände nnd Gruppen Bayerns beabsichtigten, Ludendwff als Reichstagskandidaten aufzustellen, erfährt die Korrespendenz Hoffmann aus führenden Kreisen der vater­ländischen Verbände Bayerns, die 25 Spitzenverbände um­fassen, daß von dieser Seite keine Absicht für eine derartige Nominierung besteht oder bestanden hat.

Mannheim, 9. Januar. Wie wir erfahren, hat der 1. Staatsanwalt beim Volksgericht in Würzburg gegen 19 Führer der pfälzischen Separatisten Steckbriefe wegen Landesverratsverbrechens erlassen, das nach den neuen bayerischen Verordnungen mit dem Tode bestraft wird. Die Haftbefehle richten sich u. a. gegen den Präsidenten Franz Josef Heinz-Orbis, den Wirtschaftsminister Bley-Kirchheim- bolanden, May Schifferstadt. Nikles und Kaßmann aus Kaiserslautern, Steitz aus Marnheim, Detzel-Herxheim und Schwab-Pirmasens.

Mainz, 9. Jan. Nach einer Meldung des Mainzer Anzeigers" ist von der Interalliierten Rheinlandskomnüssion der Ausweisungsbefehl gegen den Regierungsral Oppenheim, hessischer Landeskommissar in Mainz, Und den Direkior der Mainzer Ortskrankenkaffe, Wagner, zurückgenommen worden.

Koblenz, 10. Jan. Nach Meldungen aus der Pfalz und anderen Orten des besetzten Rheinlandes bereiten die Separatisten einen neuen Putsch vor,

Köln, 9. Hart. Die Regelung der Berkehrssräge im Brückenkopf Köln ist stoch nicht abgeschlossen, da die Ver Handlungen zwischen London und Paris bisher kein Ergebnis gezeigt haben. Wie dir ^Kölnische Zeitung" von unterrich leter Seite erfährt, stehs die britische Regiervng nach «re vor auf dem Standpunkt, daß die deutsche Eisenbahnvdr waltung im Brückenkopf KK^ aufrecht erhalten bleiben soll

Krefeld, 9. Jan. In des Krefelder Textilindustrie ist es plötzlich zu Arbeitseinstellung^ gekommen. Nach der „Krefelder Zeitung" haben Syndikalisten, die aus Hoch- Emmerich kamen, die Arbeiter unter Drohungen gezwungen, die Arbeit einzüstellrn und die Fabriken' zu verlassen, Me Bewegung griff auch auf Uerdingen über stich nimÄt an Umfangzu.

Dresden, 9. Ja». Der sozialdemokratisch/ Landtags abgeordnete Müller-Chemnitz ist heute zum Minister des Innern ernannt und in sein Amt eingeführt worden.

Wollmirstrdt, i. Sachsen, 9. Jan. Pastor Heinrichs wurde auf dem Wege zwischen Ringfurth und Bertingen er­froren aufgesunden. Der 61jährige Seelsorger hatte in seinem Filiatdorf Ringfurth am Abend eine Predigt ge halten und wollte auf seinem Rade nach Hause fahren. Unterwegs scheint ihn eine Ermattung befallen zu haben, so daß er vom Rade fiel und im Schnee seinen Tod ge­funden hat.

Berlin, 10. Januar. Laut „Vorwärts" beschloß der Vorstand der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion gestern, der Reichsregierung neuerdings die schleunige Beseitigung des militärischen Ausnahmezustandes nahezulegen. — Gestern trat im Reichsverkehrsministerium der Organisationsausschuß zusammen, der über die Neuorganisation bei der Reichsbahn und über die mögliche Gestaltung ihrer künftigen Betriebs- orm beriet. — Laut „Berliner Lokalanzeiger" ist für den Bereich des Arbeitgeberverbandes der rheinisch-westfälischen Zemennndustrie nach längeren Verhandlungen der Uebergang zum Zehnstundenarbeitstag vereinbart worden. — Nach der „B. Z. a. M." traf Kommerzienrat Louis Hagen gestern in Berlin ein. Gleichzeitig kamen auch die anderen Mit­glieder des Gründungskonsortiums der geplanten Rheinisch- Westfälischen Bank in der Hauptstadt an, um die Entschlüsse des Reichskabinetts in dieser Frage kennen zu lernen. — Die «Vosfische Zeitung" ist in der Rheinpfalz abermals für drei Tage durch die französische Besatzungsbehftde verboten worden. — Der Dollarkurs erfuhr keine Beränderung.

Paris, 9. Jan. Nach einer Havasmeldung aus New York teilt eine amerikanische Petrolcumgesellschaft mit, daß die mexikanischen Aufständischen ihre Petroleumfelder in Pierra Bianca und Ehapapoteuner besetzt hätten. Die Schächte feien geschlossen und die Gesellschaft habe durch

das Vorgehen der Aufständischen einen Verlust von 30 bis 40000 Faß Petroleum erlitten.

Paris, 9. Jan. Havas erklärt, gewisse Blätter Hütten eine Aeußerung Tschitscherins wiedergegeben, die Sowjetre­gierung sei durchaus von den Bemühungen des französischen Botschafters in Rom, Barrere, Mussolini an dem Abschluß eines Abkommens mit Sowjetrußland zu hindern, unterrichtet. Diese Behauptung, erklärt Havas, sei völlig wahrheitswidrig.

Paris, .9. Jan. Nach einer Havasmeldung aus Düssel­dorf sind am 7. Jan. 3 Strafvollstreckungen und 30 Aus­weisungsbefehle rückgängig gemacht worden.

London. 9. Jan. Der Hamburger Dampfer „Franken­wald" ist wegen Streiks der deutschen Besatzung, die nach den englischen Lohnsätzen entlohnt sein will, in den Viktoria­docks in London stillgelegt worden. Die Besatzung wird von dem englischen Nationaloerband der Seeleute und Heizer unterstützt.

London, 10. Januar. Bei dem Brande im Londoner Hafen sind ungefähr 1000 Tonnen Kautschuk vernichtet worden.

London, 10. Jan. Wie aus Niagarafalls gemeldet wird, wurde in Ontario ein neues Elektrizitätswerk einge­weiht, durch das die aus den Niagarafällen zu gewinnende elektrische Kraft um 55000 auf 330000 Pferdekräfte erhöht wird. Im nächsten Jahr wird durch zwei weitere Werke die Gesamtenergie auf 550000 Pferdekräfte erhöht werden.

London, 10. Januar. In der gestrigen Versammlung der Parlamentßfraktion der Arbeiterpartei unter dem Vor­sitz Ramsey Macdonalds wurden alle bisherigen Beamten der Partei bis auf weiteres wiedergewählt. Ferner wurde beschlossen, daß die Arbeiterpartei, falls sie zur Kabinetts­bildung berufen werden sollte, dieser Forderung stattgeben soll.

Tampico, 10. Jan. Die Regierungstruppen haben den Hafen völlig in ihrem Besitz.

Der Prozeß gegen den Hitler-Putsch.

München, 9. Jan. Wie die „Münchner Neuesten Nach­richten" erfahren, soll der Prozeß gegen die am Hitler-Putsch beteiligten Personen wegen des großen Umfangs geteilt wer­den. Der Hauptprozeß werde gegen acht oder neun Personen sich richten. Die Anklageschrift für diesen Teil des Verfahrens werde in den nächsten Tagen dem Volksgericht zugehen. Mög­licherweise werde der Hauptprozeß noch gegen Ende Januar durchMührt. Anschließend daran sollen weitere Verhandlun­gen stattftnden.

Uneinigkeit über die bayerische Wahlreform.

München, 9. Jan. Der Verfaffungsausichuß des Landtags beendete am Mittwoch vormittag die allgemeine Aussprache über den Gesetzentwurf zur Abänderung des Landeswahlgesetzes. Wesentlich neue Gesichtspunkte ergäben sich in der Aussprache nicht mehr, doch ging aus den Partnerklärungen hervor, daß die Ansichten über die Art der Reform des Wahlgesetzes und den Abhau des Landtages nach wie cor weil auseinandergehen und Laß es daher sehr fraglich erscheint, ob das Gesetz überhaupt zu­stande kommen wird, nachdem seine Verabschiedung im Plenum die für Versassungsgesetzc notwendige Mehrheft erfordere

Syndikalistische Umtriebe im Ruhr^hjet

Krefeld, 9. Jan. Jti der Krefelder Te^Ä/chustrie ist Plötzlich zu Arbeitseinstellungen gekommen. Nach der „Kreselder Zeitung" haben Syndikalisten, die aus Hoch-Emmerich kommen, ore Arbeiter unter Drohungen gezwungen, die Arbeit einzu- stellen und die Fabriken zu verlassen. Die Bewegung griff auch auf Uerdingen über und nimmt an Umfang zu. Infolge der Anssperrung der Arbeiter in der Nenhofer Kalkindustrie sind dort größere Unruhen ausgebrochen. Arbeitswillige und die Technische Nothilfe wurden rm der Arbeit gehindert. Schließ­lich wurden auch die Landjäger von den Ruhestörern entwaff­net. Daraufhin ist eine Abteilung Reichswehr nach Neuhofen entsandt worden die heute durch Schutz- und Landespolizei abgelöst werden soll. Nach den letzten Meldmren soll eure Be­ruhigung eingetreten sein.

Der thüringische Innenminister unter Anklage.

Berlin, 9. Jan. Die öffentliche Klage gegen den vor eini­gen Tagen verhafteten thüringischen Innenminister Hermann und den Regierungsassessor Kunze ist erhoben und die Vorun­tersuchung eingeleitet worden. Die Anklage lautet in beiden Fällen aus schwere Urkundenfälschung im Amte. Die thüringi­schen Minister haben gestern wiederholt mir der Reichsregierung über die von ihnen erhobenen Beschwerden verhandelt. Wie der „Vorwärts" hört, hat das Reichskabinett ihnen formulierte Beschlüsse vorgelegt, von deren Annahme es die Regelung der Streitfrage abhängig macht. Die thüringischen Minister haben sich ihre Erklärung Vorbehalten. Die Verhandlungen gehen infolgedessen noch weiter. In Weimar ist es inzwischen, wie die Blätter von dort melden, gelungen, die Einheitsliste des „Thü­ringer Ordmrngsbundes", der sämtliche bürge.lichen Parteien umfaßt, für die kommenden Landtugswahlen, nnd zwar für alle vier Wahlkreise auszustelleu.

Rene Pntschgerüchte in Sachse«.

Berlin, 9. Jan. Me „Deutsche Zeitung" läßt sich aus Dresden berichten, daß seit einigen Tagen in Sachsen wieder Gerüchte über erneute Putschabsichtrn der Kommunisten um­gehen. Man lege an amtlicher Stelle diesen Nachrichten größere Bedeutung bei, was auch daraus hervorgehe, daß seit Samstag die Landespolizei erhöhte Alarmvorvereitungen getrosten habe. Unter anderem sei auch das Dresdener Polizeipräsidium durch starke Nebersallkommandos gesichert. -

Wieder MilitärkontroLe.

Wie bereits in der ausländischen Presse angekündigt worden war, hat die Militärkontrollkommission der Reichsrcgierung mitgeteilt, daß am 10. nnd 12. Januar in einer Reihe von deutschen Städten Kontrollbesuche stattftnden sollten. Die Be­uche sind, soweit bisher Ikachrichten von deutschen Verbindungs­stellen vorliegen, zum Teil auch den militärischen Komnrando-

Vom Kriegsministerium zum Kailshause. Der historische Bau in der Leipziger Straße in Berln, in dem sich das preußi- 'che Kriegsministerium seit rund SO Jahren befindet, soll dem Geschäftsleben dienstbar gemacht werden. Die Staatsregierung will Kapital aus dem Hause schlagen und zu diesen! Zwecke Lä­den hineinbauen lassen. Das Haus erhielt leine heutige G talt Mitte der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Vordem hatte auf dem Grundstück oas Palais des Ministers v. Happe gestanden, der es auf -iner Baustelle errichtet hatte, die ihm von -Friedrich Wilhelm 1. geschenkt worden war. Spä­ter kaufte das Haus, zu dem einer der schönsten Gärten dcr damaligen Zeit gehörte, ein Graf Reuß nir öl 000 Taler, und von diesem erwarb eS — Ende des 18. Jahrhunderts - der Staat. Anfangs diente es verschiedenen fiskalischen Zwecken - später wurde es der Sitz des KriegsmrnisterrumS.