größere Geschäfte abgraste und von manchen belangreiche Auf­träge erhielt, die in viele Billionen gehen. Wo bleibt hier die Umsetzung des schönen Satzes in die Tat: .Zauset am Platze"? Es wäre mit auch eine Unterstützung der Presse, deren man sich gewöhnlich nur dann erinnert, wenn es sich uni kostenlose Aufnahme einer redaktionellen Notiz oder eines Eingesandt im Sprechsaal handelt. Dasselbe gilt bei Erteilung von Druck­aufträgen. Die Gehilfenschaft wäre nicht zur Kurzarbeit ge­zwungen, wenn derartige Aufträge nicht nach auswärts erteilt würden, wo man sie sicher auch nicht billiger erhält. Schriftl.)

Württemberg.

Stuttgart, 6. Dez. (Weitere Ermäßigung der Grund­preise bei Fleisch.) Ab Freitag kostet je das Pfund: Ochsen- und Rindfleisch 1. 80 (bisher 110 Goldpfg.), Rindfleisch 2 70 (90). Kuhfleisch 55 (80), 2. 40 (55-55), Kalbfleisch 95 (120), Schweinefleisch 180 (200), Hammelfleisch 7585 (100), Schasfleisch 50-55 (60-75) Pfg. Rabatt wird bei wertbeständiger Zahlung nicht mehr gewährt; die Fleisch­preise sind entsprechend weiter ermäßigt worden.

LudwigSburg, 6. Dez. (Tragischer Tod.) Der Vor­stand des Rangierbahnhofs Kornwestheim, Eisenbahnamtmann Morlock, wurde abends, als er sich von seiner hier gelegenen Wohnung nach seiener Dienststelle begeben wollte, von dem Auto einer Jagdgesellschaft erfaßt und sofort getötet.

Baihiugen a. F., 6. Dez. (Aus der Presse.) Die Allgemeine Filderzeitung und der Filderbote in Möhringen sind zusammengelegt worden und erscheinen unter dem NamenFilderbote" als Tageszeitung für den Amtsober­amtsbezirk Stuttgart.

Hirschau OA. Rottenburg, 6. Dez. (Rathausbrand.) Heute nacht kurz nach 3 Uhr brach im Rathaus aus unbe kannter Ursache Feuer aus, das in dem Holzgebälk und den vielen Akten so reichlich Nahrung fand, daß in kurzer Zeit das ganze große Haus einem Feuermeere glich. Durch das rasche Umsichgreifen des Feuers war es nicht möglich, von dem wichtigen Aktenmaterial etwas zu retten. Die Feuer­wehr war rasch zur Stelle, mußte aber ihren ganzen Einfluß aufbieten, um die stark gefährdeten Nachbargebäude zu retten. Die ganze Einwohnerschaft mußte stundenlang Wasser tragen. Der Schaden, den die Gemeinde erlitten Hai, läßt sich noch nicht übersehen. Das Rathaus selbst war das schönste Ge­bäude im Ort, mit schönem, geschnitztem und verziertem Gebälk und galt als Sehenswürdigkeit. Unersetzbar ist der Wert des Aktenmaterials der Grundbücher, Gemeinderats­protokolle usw. Dem Militär- und dem Gesangverein sind die Fahnen, die dort aufbewahrt waren, verbrannt. Der Raum, in dem die Feuerlöschgeräte aufbewahrt wurden, hatte schon gebrannt, als die Geräte herausgeschafft wurden. Wenn das Feuer eine kurze Zeit später entdeckt worden wär->, so würde das Unglück unübersehbar groß geworden sein.

Kottweil, 6. Dez. (Zur Stadtschultheißenwahl.) Die Kandidatur des Stadtschultheißen Ritter in Schramberg bleibt bestehen. Er hat an den Gemeinderat in Schramberg folgendes Schreiben gerichtet:Dem Gemeinderat muß ich leider mitteilen, daß in Rottweil infolge der von mir nicht verschuldeten Verspätung der Zurücknahme meiner Bewerbung um die dortige Stadtfchultheißenstelle eine Lage entstanden ist, die mich zwingt, mich in Rottweil zur Wahl zu stellen." Die Rottweiler Zentrumspartei hat in ihrer letzten Ausschuß- Sitzung daraufhin einstimmig beschlossen, die Kandidatur Ritter tatkräftig zu unterstützen.

Friedrichshafen, 6. Dez. (Dampferumänderung.) Auf der Schiffswerft liegt das DampfbootKönig Wilhelm", um ein neues Gewand zu bekommen. Das württ. Wappen an der Radkastenseite ist entfernt. An seine Stelle wurde eine Schaufelraddekoration in grauer Farbe gesetzt. Der Bolkswitz bezeichnet diese Malerei als ausgehende Sonne. Der NameKönig Wilhelm" ist beibehalten, ebenso die Farben Schwarz-Rot am Schiffsrumpf. Aehnlich wie dieses ^ Schiff wurden die SchwesternschiffeKönigin Charlotte",!

König Karl" undWürttemberg" renoviert. Die »Stadt Friedrichshafen" und derHohentwiel" tragen noch ihre württ. Wappen.

Baden»

Pforzheim, 6. Dez. Der Multiplikator für die Goldmark­löhne und Goldmarkgehälter der gewerblichen Arbeiter, der Angestellten und des weiblichen Kaüineltperwnals beträgt für die Lohn- und Gehaltswoche vom 1. bis 7. Dezember 1923 wie in der Vorwoche eine Billion. In der Brauerei Bcckh er­eignete sich gestern nachnnttag Uhr ein Unglücksfall. Als der verheiratete 24 Jahre alte Ärauereiarbeitcr Hermann Hu­ber im Keller mit dem Oeffnen eines Lagerfrsses beschäftigt war und dabei eine Leiter bestieg, verlor er das Gleichgewicht und stürzte auf den Hinterkopf, daß er eine schwere Verletzung erlitt. Er wurde mit dem Sanitätsauto ins Krankenhaus ge­bracht, wo er aber schon um 4 Uhr starb.

Donaueschingen, 4. Dez. Die Schäden des großen Brandes, der vor zwei Monaten Wutöschingen heimsuchte, sind noch nicht beseitigt. Vorerst konnten einige Häuser unter Dach gebracht werden, während bei den übrigen erst die Grundmauern über den Erdboden hervorragen. Leider ist augenblicklich die Bau­tätigkeit lahmgelegt, da die Geldmittel erschöpft sind. Die durch die Holzwertanleihe aufgebrachten Gelder sind durch die Geldentwertung aufgezchrt worden. Eine nach Karlsruhe ent­sandte Mordnung, die bei der Gebäudeversicherungsanstalt eine bessere Finanzierung erreichen wollte, erh-elt die Mitteilung, daß die Anstalt erst Zuschüsse leisten dürfe, wenn die Bauten einen gewissen Fortschritt erreicht hätten.

Die Berechtigung wertbeständiger Bezahlung.

Ein Landwirt schreibt: Vor mir liegt eine Notiz in der Neuen Badischen Lcmdeszeituug", nach der die Amerikaner uns nicht unterstützen wollen,weil die deutschen Bauern nicht ge­gen Papiermark verkaufen". Glaubt Senn der Zeitungsschreiber solchen Unsinn selber? Oder will er sich nur bei seinen Lesern beliebt machen und sie gegen diewucherischen" Bauern auf­hetzen? Warum der Bauer nicht gern gegen Papiermark ver­kauft, sollen folgende Beispiele erläutern: Ein Freund aus Mannheim bat mich schriftlich, ihm 5b Eier zu besorgen. Meine Schwestern kauften diese (es war im August) in unserem und in den Nachbardörfern zusammen und schickten sie nach Mann­heim. Nach vier Wochen erfolgte die Bezahlung, für die ich gerade noch ein Ei bezahlen konnte. Derselbe Freund bat mich um einen Sack Weizenmehl. Ich bekam einen solchen nur gegen Tausch von 1h Zentnern Grünkern und schickte ihn nach Mannheim. Drei Wochen später erfolgte die Bezahlung, die gerade zum Kaufe von einem Pfund Mehl ausreichte. Am Fälligkeitstage mußte ich, um meine Steuern bezahlen zu können, vier Sack Weizen verkaufen. Als ich zum Finanzamt kam, war dieses seit 10 Minuten geschlossen. Am nächsten Tage war der Multiplikator von 306 auf 600 hinauigesetzt worden, so «daß ich zum Steuerbezahlen noch zwei lveitere Sack Weizen verkau­fen mußte. Ich liefere Milch an ein städtisches Krankenhaus. Noch heute ist intt dickes dir Milch vom Monat August (jetzt schreiben wir Ende November!) her schuldig Kann der sach-i lich D-nftndc uns Landwirren wirklich verübeln, daß wir wi-.k-I lich nicht mehr gegen Papiermark verkaufen können? Warum' regt sich denn der Städter auf, wenn wir in wertbeständigem Geld noch nicht einmal den Friedenspreis fordern? Warum da­gegen bezahlt er ohne Murren für industrielle und andere Er- zeugnisse Las 1h- bis 3fache vom Friedenspreis?

d' Gantscha (ottomaneartige Liegestätte) na und fuzet erklärbar). ^

Der Vesuv in Tätigkeit. Der Vesuv strömt wieder

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masten aus und die glühende Masse bedroht Die Bevölkerung ist außerordentlich besorgt fluchtbereit.

Todesurteil an der eigenen Frau. Vor dem Krieau«, zu Mons hatte sich der belgische Major Spourmont zu verim Worten, weil er seine Frau zum Tode verurteilt und das urteil selbst vollstreckt hatte. Der Major war während ^

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zurückgeblieben waren. Schon nach kurzer Zeit kam ihm U Gerücht zu Ohren, daß ihn seine Frau in seiner AbwckeM mit einem anderen Manne betrogen habe. Der Major melte daraufhin die Beweise für die Schuld seiner Frau W stellte sie dann vor ein Familiengericht, das aus seinen beid« Söhnen bestand, von denen der älteste noch nicht 15 Jahr-^ war. Unter der Wucht der Beweise gestand die Frau L Vergehen ein. Die beiden Söhne erklärten sie für schM worauf der Vater sie zum Tode verurteilte. Er ließ ihr W Zeit zu einem letzten Gebet und dann erschoß er sie in Ge-A wart seiner Kinder. Das Kriegsgericht hat den Major Hz, gesprochen.

vor

Vermischtes»

Auch 1924 kein Karneval in Bahren, Wie wir erfahren, soll auch der Karneval 1924 in Anbetracht der Not weiter Teile des Volkes in Bayern ausfallen. Karnevalistische Veran­staltungen aller Art sollen verboten werden. Die amtlichen Stellen werden sich in den nächsten Tagen mit dieser Frage befassen.

Wertbeständiges Sterben. In Abänderung der Leichen- ordnung in Kempten wurden sämtliche Gebühren wertbeständig festgesetzt auf ein Viertel der Friedensgrbühr, vervielfältigt mit dem jeweiligen Reichsindex. Als Stichtag gilt der TodeÄag.

Allgäuerisch. In der Schule eines Allgäuer Gebirgsdorfes bespricht der Lehrer den Abend und die an chm im Bauernhaus­halt vorzunehmenden Verrichtungen. Zum Schluffe fordert er den Nazi des kleinen Gütlers an der Halde auf, zu erzählen, was bei ihm zu Hause geschieht, wenn die Dämmerung sich senkt. Der Nazi entledigt sich seiner Aufgabe mit folgender Darstellung: Wenn es Abend wird, dann tuat ma d' Fall« (Fensterladen) ring (herein), d' Muatr hockt st' an d' Gunkl (Spinnrad) und spinnt. D'r Vater röcht a Pfif«, flackat auf

Handel und Verkehr.

Stuttgart, 6. Dez. (Vom Wochenmarkt.) Auf ^ heutigen Wochenmarkt machte sich bezüglich des Obstes ch, starke Neigung zu Preisüberfordcrungen geltend. Es kchz ten heute: Edeläpfel 2022 Pfg, Tafeläpfel 15-zg Spalierbirnen 2530, Tafelbirnen 15-25, Schnitze 25 Hz 30, Dörrzwetschgen 6070, Nüsse 1,201,30 Mk. das W Kraut 1.5-1.8 Pfa., Rotkraut 8-10, Köhl 5-8. Zch beln 1520, Rote Rüben 711, Bodenkohlraben iz Spinat 20-25 Pfg. das Pfund, Rettiche 3-8, Sellmej bis 13, Rosenkohl 1028, Grünkohl 812, Endiviensals! 413 Pfg. das Stück, Butter 2.80 3, Schweiveschnich 1,351,50, Margarine 11,10, Schmelzmargarine Ist bis 1,2 Mark, Kokosfett 0,901,2. Palmin 11,2, FeiiM 1,21,5 Mk. das Pfd., Salatöl 1,7 Mk. das Liter, Eminm- talerkäse 2,2-2,3, Tilsiter 22,3, Rahmkäse 1.8, W- steinkäse 1.21,5 Mk. das Pfund. Kräuterkäse 10 Pferch der Stöpsel, Camembert 2,2 Mk. die sechsteilige Schachtel, Mehl 30 Pfg., Gries 3550, Erbsen 45-50, Bohnen 4 bis 45, Linsen 4555, Kunsthonig 85100, SauerkrM

10 Pfg. das Pfund, Kartoffeln im Kleinverkauf 6 Pfg, zentnerweise 5 das Pfund, Kalkeier 22, italienische Eier 23, Fleckeier 1518 Pfg. das Stück.

Stuttgart, 6. Dezbr, (Landesproduktenbörse.) U Stimmung am Getreidemarkte ist wesentlich ruhiger geworden, das Angebot ist größer, dagegen halten die Käufer zurüch der Unterschied zwischen Goldmark und Papiermark hat sij erheblich verringert. Es notierten je 100 Kilo in Billionen bezw. Goldmark: Weizen 2526 bezw. 2324 (am 3. Dez 2830 bezw. 2425), Sommergerste 2223 bezw. 20 bis

20.5 (2324 bezw. 2021), Roggen 2223 bezw. 20 bii 21 (2527 bczw, 2223), Hafer 1717,5 bezw. 16 bii

16.5 (19,520 bezw. 16,517,5), Weizenmehl 43-45 bezw. 4042 (4850 bezw. 4244), Brotmehl 38-45 bezw 3537 (4345 bezw. 38-40), Kleie 9-10 beA 8-8,5 (910 bezw. 88,5), Wiesenheu 1011 bezw. S bis 9 (1011 bezw. 89), Kleeheu 1213,5 bezw. 10 dir

11 (unv.), drahtgepreßtes Stroh 910 bezw. 78 (uns.)

Stuttgart, 6. Dez Dem Donnerstagmarkt am Vieh und Schlacbthof waren zugeführt: 146 Ochsen (unverkäuflich, 150 (30) Jungbullen, 221 (20) Jungrindrr, 222 (90) Kühe, 182 Kälber, 174 Schweine, 26 Schafe. Erlös aus je ein Pfund Lebendgewicht in Goldpfennig (Multiplikator 1 Billion): Ochsen 1. 3640 (letzter Markt: 46-52-, 2. 26-33 <33 bis 42). Bullen 1. 3034 (4043), 2. 21-28 (32-38), Jungrinder 1. 3740 (4852), 2. 30-34 (38-44), 3. 23-26 (28-36), Kühe 1. 30-35 (36-40), 2 18-28 (26-32), 3. 815 (1222). Kälber 1. 52-55 (60-62), 2 4650 (52-56), 3. 3844 (4550), Sänveme 1.

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Das ist vortrefflich! Da wird man in Zukunst ganze Schützenkompagnien ins Bett konfignieren und solche Ge­dankenübungen anordnen; das spart Pulver und Schuh'!"

Das ist nicht so lächerlich, als es aussieht," sagte der erfahrene Schütz, der Karl unterrichtete,es ist gewiß, daß von zwei Schützen, di« an Auge und Hand gleich begabt sind, der, welcher ans Nachdenken gewöhnt ist, Meister wer­den wird. Es braucht auch einen angeborenen Takt zum Abdrücken, und es gibt gar seltsam« Dinge hier wie in allen Hebungen."

Je öfter und je besser Karl traf, desto mehr schüttelte der alte Hediger das Haupt: die Welt schien ihm auf den Kopf gestellt; denn er selbst hatte, was er war und konnte, nur durch Fleiß und angestrengte Uebung erreicht: selbst seine Grundsätze, welche die Leute sonst so leicht und zahl­reich wie Heringe einzupacken wissen, hatte er nur durch anhaltendes Studium in seinein Hinterstübchen erworben. Doch wagte er nun nicht mehr Einsprache zu tun und be­gab sich von hinnen, nicht ohne innerlich« Zufriedenheit, einen vaterländischen Schützen unter seinen Söhnen zu zäh­len: und bis er seine Wohnung erreichte, war er entschlossen, demselben eine gut sitzende Umsonst von besserem Tuche zu machen.Versteht sich, muß er sie bezahlen!" sagte er sich: aber er konnte schon wissen, daß er seinen Söhnen nie etwas zurückforderte und daß sie ihm nie etwas zu erstatten be­gehrten. Das ist Eltern gesund und läßt sie zu hohen Jah­ren kommen, auf daß sie erleben, wie ihre Kinder wiede­rum von den Enkeln lustig geschröpft werden, und so geht es von Vater auf Sohn, und alle bleiben bestehen und haben guten Appetit.

Karl wurde nun auf mehrere Wochen in die Kaserne gesteckt und gedieh zu einem hübschen und gewandten Sol­daten, der, obgleich er verliebt war und nichts mehr von seinem Mädchen sah noch hörte, dennoch aufmerksam und

munter seinem Dienst oblag, so lange der Tag dauerte; und des Nachts ließen die Reden und Possen, welche die Schlaf­kameraden aufführten, keine Möglichkett übrig, seinen Ge­danken einsam nachzuhangen. Es war ein Dutzend Leute aus verschiedenen Bezirken, welche ihre heimischen Künste und Witze austauschten und verwerteten, lange nachdem die Lichter gelöscht waren und bis Mitternacht herankam. Aus der Stadt war außer Karl nur noch einer lwbei. welchen er von Hörensagen kannte. Der war einige Jahre ilter als er und hatte schon als Füsilier gedient. Seines Zeichens ein Buchbinder, arbeitete er seit geraumer Zeit keinen Streich mehr und lebte aus den in die Höhe geschraubten Miet­zinsen alter Häuser, die er mit Geschick und ohne Kapital zu kaufen wußte. Manchmal verkaufte er eines wieder an einen Gimpel zu übertriebenem Preise, steckte, wenn der Käufer nicht halten konnte, den Neukauf und üie bereits be­zahlten Summen in die Tasche und nahm das Haus wieder an sich, indem er den Mietern abermals aufschlug. Auch hatte er's im Griff, durch leichte bauliche Veränderungen die Wohnungen um ein Kämmerlein oder kleines Stübchen zu vergrößern und abermals eine bedeutende Zinserhöhung eintreten zu lassen. Die Veränderungen waren durchaus nicht zweckmäßig und bequem erdacht, sondern ganz willkür­lich und einfältig; ebenso kannte er alle Pfuscher unter den Handwerkern, welche die wohlfeilste und schlechteste Arbeit lieferten, mit denen er machen konnte, was er wollte. Wenn ihm gar nichts anderes mehr einfiel, so ließ er eines seiner alten Gebäude auswendig neu anweihen und erhöhte aber­mals die Miete. Dergestalt erfreute er sich einer hübschen jährlichen Einnahme, ohne eine Stunde wirklicher Arbeit. Seine Gänge und Verabredungen waren bald besorgt, und ebenso lang, als vor seinen Machereien, stellte er sich vor den Bauwerken anderer Leute auf, spielte den Sachverstän­digen, redete in alles hinein und war im übrigen der dümmste Kerl von der Welt. Daher galt er für einen klu­gen und wohlhabenden jungen Mann, der es schon früh zu etwas brächte, und er ließ sich nichts abgehen. Er hielt sich nun zu gut für einen Jnfantsriesoldaten und hatte Of­

fizier werden wollen. Da er aber dafür zu faul und un­wissend, hatte man ihn nicht brauchen können, und nun war er durch hartnäckrsche Aufdringlichkeit zu den Scharfschützen gekommen.

Hier suchte er sich mit Gewalt im Ansehen zu erhalten, ohne sich anzustrengen, lediglich durch seinen Geldbeutel. Er lud die Unterinstruktoren und die Karneraden fortwäh­rend zum Zechen ein und gedachte sich durch plumpe Frei­gebigkeit Nachsicht und Freiheit zu verschaffen. Doch er­reichte er nichts, als daß er gehänselt wurde und allerdings eine Art Nachsicht genoß, indem man es bald ausgab, etwas Rechtes aus ihm zu machen und ihn laufen ließ, so lange er die andern nicht störte. Ein einziger Rekrut schloß sich ihm an und machte chm den Bedienten putzte ihm Waffen und Zeug und redete zu seinen Gunsten und das war ein reicher Bauernsohn und junger Geizkragen, welcher stets furchtbare Freß- und Trinklust empfand, sobald er sie auf fremde Kosten befriedigen konnte. Der glaubte sich den Himmel zu verdienen, wenn er seine blanken Taler voll­ständig wieder nach Hause tragen und doch sagen konnte, er habe lustig gelebt während des Dienstes und gezecht wie ein wahrer Scharfschütz; er war dabei lustig und guter Dinge und unterhielt seinen Gönner, der bei weitem nicht besaß, was er, mit seiner dünnen Fistelstimme, womit er hinter der Masche allerlei ländliche Modelleder gar seltsam M singen wußte; denn er war ein fröhlicher Geizhals. So leb­ten di« beiden, Ruckstuhl, der junge Schnapphuhn, und Spörri, der junge Vauernsilz, in herrlicher Freundschaft. Jener hatte immerdar Fleisch und Wein vor sich stehen Usch tat, was er mochte, und dieser verließ ihn so wenig als mög­lich, sang und putzte ihm die Stiefel und verschmähte sogar die kleinen Geldgeschenke nicht, die jener abließ.

Die andern trieben indessen ih.cn Spott mit -hnen und machten unter sich aus, daß Ruckstuhl in keiner Kompagnie sollte geduldet werden. Das galt jedoch für seinen Famulus nicht, denn er war.wunderlicherweise ein ^uter Schütz, »ad im Heer ist jeder willkommen, der seirn Sache versteht, mag er dabei ein Philister oder ein Wildfang sein. (Fons, folgt )

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