Andernfalls sind Nachverhandlungen am Ende des Monats in Aussicht genommen. Der wertbeständige Gehaltsanteil soll auf mindestens 70 Prozent erhöht werden. Eine Preis­senkung soll auch in Württemberg mit aller Beschleunigung herbeigeführt werden. Von den Wirtschaft!. Organisationen der Landwirtschaft, der Industrie, des Groß- und Klein­handels werden alsbaldige Maßnahmen in dieser Richtung erwartet. Gegebenenfalls wollen die Tarifparteien in ge­meinsamem Vorgehen Hemmungen, die sich dieser zur Ge­sundung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse dringend erfor­derlichen Entwicklung entgegenstellen, beseitigen.

Heilbronn, 5. Dez. (Deckeneinsturz.) Als die Schüler einer Schulklasse der Rosenauschule nach der Vesperpause ins Schulzimmer traten, stürzte der vordere Teil der Decke unter lautem Krachen ab. Nicht weniger als 3 Kalkbrocken, über 5 Kg. schwer, fielen von über 6 Mtr. Höhe auf das Pult und 4 ebenso große auf den Stuhl. Zum Glück war das Schulzimmer leer. Eine wertvolle Vase ging in Trümmer und der Tintenkrug wurde zum schwarzen Meer. Der Lehrer kann von Glück sagen, daß er nicht am Pulte war, sonst wäre sein Leben ernstlich gefährdet gewesen.

Waiblingen, 5. Dez. (Neubau auf Subskription.) Die Erstellung eines Altersheims hat sich als außerordentlich dringend erwiesen. Nächstdem ist auch die Bereitstellung von Räumen für die Frauenarbeitsschule und für die hauswirt­schaftliche Fortbildungsschule dringend erforderlich, da diese beiden Einrichtungen bis jetzt mietweise in einem fremden Gebäude untergebracht sind. Als Bauplatz ist der Schaf­hausplatz vorgesehen. Der Bau erfordert einen Aufwand von etwa 100 000 Goldmark. Die Stadt will diesen Be­trag durch Zeichnungen in Stadt und Bezirk aufbringen. Es werden Anteilscheine von 10, 20 und 50 Goldmark aus­gegeben, die bis zum 1. Januar 1931 mit 50 Prozent Auf­zahlung auf den Nennwert zurückbezahlt werden. '

Göppingen, 5. Dez. (Betrüger.) In einer Metzgerei hat ein junger Mann zwei Paar Peitschenstecken zu 60 Pfg. gekauft und hiefür eine Württ. Industrie- und Handelsgold- note über 0,42 Goldmark gleich ^/ro Dollar in Zahlung ge­geben; auf dieser ist der Goldmarkbetrag 0,42 in 10,42 und der Dollarbetrag */,» in "/ abgeändert. Die ganze den Nennwert enthaltende Druchatzreihe ist mit Tusch überfahren. Da der Käufer großen Wert darauf legte, daß ihm gerade wieder wertbeständiges Geld in dem Betrag von 0,42 Gold­mark herausgegeben wird, ist anzunehmen, daß er mehrere solche abgeünderte Goldnoten in den Verkehr gebracht hat und noch bringen wird.

Rottweil, 5. Dez. (Ehrenbürger.) In einer Festsitzung des Gemeinderats, an der auch Oberamtmannn Regelmann und die oberen städt. Beamten teilnahmen, ist dem zurück- tretenden Stadtschultheiß Glükher eine kunstvoll ausgeführte Ehrenurkunde überreicht worden, worin ihm nach einstimmigem Beschluß in dankbarer Anerkennung seiner unermüdlichen und erfolgreichen 36jährigen Amtsführung das Ehrenbürgerrecht verliehen wird. Ferner wurde beschlossen, den bisherigen Königsplatz künftig Edwin Glükher-Platz zu heißen.

Schwenningen, 5. Dez. (Brand.) In der Nacht brach in einem Schulzimmer der Polizeiwache, wo vorher ein Verein eine Versammlung abgehalten hatte, ein Brand aus, der aber rechtzeitig entdeckt wurde. Schutzleute und die Weckerlinie erstickten das Feuer, bevor es größeren Schaden anrichtete, lieber die Entstehungsursache konnte noch nichts bestimmtes ermittelt werden.

Blanbevren, 4. Dezbr. (Genossenschaftshilfe bei der Lebensmittelbeschaffung.) Die landwirtschaftliche Genoffen­schaft Seißen verkauft an einem Tag in der Woche in Blau­beuren Mehl, das sie selbst hat mahlen lassen, unmittelbar an den Verbraucher. Das Mehl kann auf diese Weise billiger sein, als wenn die Genoffenschaft die Frucht dem Müllerr verkauft hätte. Auch Frucht und Kartoffeln hat die

Sas M«lkin litt sieben Mstechlen

Erzühtuag vo« Gottfried Keller sd

Hu!" rief die Frau,was find das für Geschichten'. Und willst du wirklich deinen eigenen Sohn hier für einen sol­chen Schubiak halten? Und es ist denn geschrieben, daß ge­rade seine Brüder ein solches Unglück treffen sollte, das sie zu seinen Knechten machte? Sie, di« sich schon selbst zu helfen wußten bis jetzt? Nein, da glaube ich doch zur Ehre unseres eigenen Blutes, daß wir durch eine reiche Heirat nicht der­gestalt aus dem Häuschen gerieten, vielmehr sich meine bessere Ansicht bestätigen würde!"

Ich will nicht behaupten." erwiderte Hedigsr,daß es gerade bei uns so zuging«: aber auch bei uns würde die äußere und endlich die innere Ungleichheit eingeführt: wer nach Reichtum trachtet, der strebt seinesgleichen ungleich zu werden"

Larifari!" unterbrach ihn die Frau, indem sie das Tisch­tuch zusammennahm und zum Fenster hinausfchütteite:ist denn Frpmann, der das Gut in Händen hat, um das wir uns streiten, euch andern ungleich geworden? Seid ihr nicht ein Herz und eine Seele und steckt immer die Köpfe zu­sammen?"

Das ist was anderes!" ries der Mann,was ganz an­deres! Der hat sein Gut nicht erschlichen oder in der Lot­terie gewonnen, sondern Taler um Taler durch seine Mühe erworben seit vierzig Jahren. Und dann sind wir nicht Brü­der, ich und er. und gehen einander nichts an und wollen es ferner so Hallen, das ist' der Punkt! Und endlich ist der nicht wie andere Leute, der ist noch ein Fester und Aufrech­ter! Wir wollen aber nicht immer nur diese kleinen Privat­verhältnisse betrachten! Glücklicherweise gibt cs bei uns keine ungeheuer reichen Leute, der Wohlstand ist ziemlich ver­teilt; laß aber einmal Kerle mit vielen Millionen entstehen, die politische Herrschsucht besitzen, und du wirst sehen, was die für einen Unfug treiben! Da ist der bekannte Spinner­könig. der hat wirklich schon viele Millionen, und man wirft

Genossenschaft billiger abgegeben. Das Beispiel der Ge­nossenschaft verdient überall Nachahmung.

Friedrichshafen, 5. Dez. (In Nummer Sicher.) Fest­genommen und dem Amtsgericht Tettnang eingeliefert wurde der ledige Dienstknecht Albert Köpf, der eine Reihe von Dachbodendiebstählen begangen hat. Billige Vergnügungs­fahrten wollten sich drei Bürgerssöhne von Allmannsweiler leisten. Sie entwendeten zu diesem Zweck auf erschwerte Weise im Riedlehof ein Motorrad und in der Luftschiff Halle ein großes, volles Benzinfaß. Nachdem sie dem Mo­torrad anstelle des schwarzen Anstrichs einen schönen roten gegeben und das Benzinfaß im väterlichen Schuppen im Erdboden vergraben halten, begannen beim Mondenschein die Probefahrten. Das fahrtenlustige Trio wurde aber von den Landjägern ausgehoben. Das entwendete Gut ist bei­gebracht.

Gegen de« Wucher.

Die in der letzten Zeit beobachtete beunruhigende Steige­rung der Grundpreise für Waren und Leistungen wird in der Hauptsache damit begründet, daß die Geldenrwerrunzsperluste bei der Preisbildung berücksichtigt und als Sicherungszuschläge (Risikoprämien) in den Papiermarkpreis eingerechnet werden müßten. Solche Zuschläge sollen nicht beanstandet werden, so­weit sie eine entsprechende Verteilung des Risikos bezwi-cken und nicht, wie es häufig geschieht, eine Abwälzung des ganzen Ri­sikos auf den Verbraucher herbeifühven. Zweifellos verlieren sie aber jede Berechtigung, wenn die Zahlung nicht in Papier- mark, sondern in wertbeständigen Zahlungsmitteln (Goldan­leihe, Rentemnark usw.) erfolgt, und damit die Gefahr eines Verlustes durch Geldentwertung nicht mehr gegeben ist. Zn diesem Falle muß auf den durch den Sicher unzszuschlag er­höhten Grundpreis ein diesem Zuschlag entsprechender Nachlaß gewährt werden, da sonst ein übermäßiger Geivinn gemacht wird. Das ist eine Selbstverständlichkeit; man hat jedoch dar­aus nicht die Folgerung gezogen, Laß nunmehr ein sofortiger Abbau der Risikoprämien bei wertbeständiger Zahlung ein- treten müsse, sondern eine Preissenkung nur in Aussicht gestellt sobald eine genügendeSättigung" der Bevölkerung mit wert­beständigem Geld und eine Stabilisierung der Währung einge­treten sei, die eine genaue Kalkulation ermögliche. Dieser Wech­sel auf die Zukunft kann nicht akzeptiert werden Mit solchen Vertröstungen wird dem notleidenden Volke nicht geholfen. Es will mit Fug und Recht jetzt schon Taten sehen. Wenn man für eine ungewisse Uebergangszeit zulassen wollte, das; die erhöhten Grundpreise auch für wertbeständige Zahlungsmittel gelten, dann würden Liese neuen Zahlmrgsmittel von vornherein in ihrer Kaufkraft entwertet und auf die abschüssige Bahn der Pa- piermark gedrängt werden. Im günstigsten Falle würde man anstelle einer Stabilisierung der Währung zu einer Stabilisie­rung unerträglicher Grundpreise kommen. Wer also die Mit- arbÄt an der Gesundung unseres schwer erschütterten wirb schastlichen Lebens ernst nimmt, darf nicht einen Gewinn bean­spruchen, der jeglicher Berechtigung entbehrt. Er darf sich auch nicht darauf berufen, daß eine genaue Kalkulation des Preis­nachlasses zur Zeit noch nicht möglich (ei. Hat man es fertig gebracht, die Gefahr der Geldentwertung in die Preise hinein zu kalkulieren, so kann es nicht aus unüberwindliche Schwierig­keiten stoßen, sie im einzelnen Fall auch wieder herauszukalku­lieren und in Abzug zu bringen. Das ist bei einigem guten Willen gewiß möglich. Wo dieser gute Wille nicht vorhanden ist oder ein entsprechender Abzug aus Vegucmlichkeit unter­bleibt, muß Bestrafung wegen Preiswuchers erfolgen. Die Preistreiberei bei Gegenständen des täglichen Bedarfs ist mit empfindlichen Freiheitsstrafen und Geldstrafen auch dann be­droht, wenn sie nicht vorsätzlich, sondern fahrlässig begangen wird. Das gilt allgemein auch für Äe Landwirtschaft.

Baden,

Pforzheim, 5. Dez. Wie leicht heutzurage der harmloseste Bürger mit der Wucherpolizei in Berührung kommen kann, zeigt lt. Psorzheimer Anzeiger folgender Fall: Der Eigentüurer eines Hauses in der Neustadt hat einen äußerst widerhaarigen Mieter, der ihm schon fest langem bei den Mietzahlungen Schwierigkesten machte. Um sich nicht mehr mit dem Mann auseinanVersetzen zu müssen, übertrug der Vermieter einem Bekannten die Berechnung und Len Einzug der Miete. Auch diesem gegenüber fuhr der Mieter in ,einem Widerstand fort, indem er u. a. erklärte, die Ausführungsbestimmungen des Mietenausschusses gingen ihn nichts an. Bei der Erfolglosig­

keit seines Auftretens verfiel der Mieter auf eine neue » benswürdigkeit: er übersandte dem Beauftragten am Sonm mittag durch seine zwei Töchter die Miete für November ' Form eines ganzen Paketes von Papiergcldscheinen. nackig?

die im Laufe des Monats an ihn ergangene Aufforderung in.

alsbaldigen Begleichung der fälligen Betriebskosten unbeawa! gelassen hatte. Neben einigen größeren Scheinen bestand da» Geld u. a. aus Zehnmilliardenscheinen, einigen losen EinmM arden- und Fünfhundertmillionenscheinen und schließlich einem ganzen Bündel Fünshundertmillionenicheinen. Dm ^

ue-

berbringern wurde bedeutet, daß ein FünshundertnüLionew

schein ein Zwanzigstel-Pfennig bedeute, daß einem nicht mutet werden könne, das viele Geld zu zählen, und Laß umn ^ zuvor an geeigneter Stelle in einigermaßen gangbare Schein? uuiwechseln möchte. Die beiden Damen erklärten, dazu Me» sie keine Zeit, und der schwergekränkte Mieter setzte nun wcäi der Zurückweisung des Bettelgeldes die Wucherpolizei ^ Bewegung. Die Folge war: Es wurde ein Protokoll mit ge­wohnter deutscher Gründlichkeit auch liber die Persönlichen uni Vermögensverhältnisse desUebeltäters" ausgenommen unk dieser von dem Beamten mrf die Verordnung vom 7. November Angewiesen, wonachder Abschluß und die Erfüllung von Per- trägen über die Lieferung von Waren oder die Bewirkung von

Leistungen deshalb nicht verweigert werden darf, weil die Zah- in «-i-ewae" Wobei der Beamte wie sch

lung in Reichsmark erfolgt".

Kollege der Ansicht war, daß unterReichsmark" uneingeschranü selbst Einmarkscheine zu verstehen seien und deshalb auch solche

bei jeder Zahlung selbst in großen Mengen angenommen wer- w-n (! !) An denFall" ließen sich mancherlei

den müßten.

trachtrmgen knüpfen; vorerst mag sich jeder Bürger seine eige­nen Gedanken darüber machen.

Karlsruhe, 5. Dez. Hier haben die Maßnahmen und Anre­gungen der Behörden für den Preisabbau sich bisher hauptsäch­lich aus dem Fleischmarkt ausgewirkt. Die Fleischpreise habe» neuerdings eine Ermäßigung von 10 Pfennig, sämtliche Wurst- Preise eine Herabsetzung um 2030 Pfennig erfahren. Wh mitgeteilt wird, stehen weitere Preisermäßigungen der Fleisch Preise bevor. In den übrigen Lebensmittelbranchen hört ma, bis jetzt verhältnismäßig sehr wenig von Preisabbau. Der Butterpreis soll bis Ende der Woche bis zu 50 Prozent herab­gesetzt werden können. Das Pfund Butter, das jetzt noch stS Mark kostet, soll zu etwa 2.50 bis 2.20 Mark verkauft werde» können. (Bad. Presse.)

Karlsruhe, 1. Dez, In den umliegenden Wäldern mach» sich zurzeit Holzdiebe breit. Schon seit Wochen wird der M) links und rechts der Alb beim Rheinhafen von DiebesgesiM, das sich dort eingenistet hat, niedergehauen. Das Waldstück rechts der Alb ist beinahe gänzlich verschwunden. Das sich wird an die Karlsruher Bevölkerung verkauft. Durch die fran­zösische Besetzung des Rheinhafens ist es der Polizei zurzeit nicht möglich, der Diebesbande beizukommen, cs nmß aber mit aller Deutlichkeit darauf hingewiesen werden, das; der Erwerb dieses gestohlenen Holzes strafbar ist. Die Polizei wird die Personen, die solches Holz erwerben und damit Las verbrecheri­sche Treiben der Waldfrevler unterstützen, fcststellcn und der Staatsanwaltschaft Mitteilen, die zugesagt hat, unnachsichtlich dir Beschuldigten schwer zu bestrafen,

Saig (Amt Neustadt, 4. Dez. Der Bäcker- Karl Friedrich Hundertpfund, der die Küfereheleute Wilhelm Köpfer hier er­mordet und dann in den Brandweiher geworfen hat, wüst» am Montag in Landau in der Rheinpfalz verhaftet. In der Nacht zum 23. November hatte er in Wörth am Rhein über­nachtet und die Absicht ausgesprochen, nach Straßburg zu gehe», Dort hat er nämlich mit seinen Eltern bis zum Jahre 1SII gewohnt; seine Mutter liegt dort begraben.

Pfullendorf, 4. Dez. Einen unangenehmen Ausgang nah» für den Landwirt Anton Restle von Wald der von ihm erho­bene Einspruch gegen die Strafe des Amtsgerichts ivegen Preis­treiberei. Weil er Ferkel, die nur 200 Millionen Mark west waren, zu 300 Millionen zu verkaufen suchte, hatte ihm dal Amtsgericht Pfullendorf 90 Millionen Mark Geldstrafe aufer- legt. Sein Einspruch auf gerichtliche Entscheidung beantwor­tete das Wuchergericht in Konstanz mit der Verurteilung z» zwei Monaten Gefängnis und 10 Billionen Mark Geldstrafe, außerdem hat er die Kosten zu tragen und das Urteil wird ver­öffentlicht.

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Tödlicher Ausgang. Der 18jährige Sohn des Schneider­meisters Rufs in Herhingen, der vergangene Woche beim Am­tieren mit einem geladenen Terzerol durch einen Kamerad?« infolge eines Schusses schwer verletzt wurde, ist jetzt in der Klinik in Tübingen gestorben.

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ihm vor. daß er ein schlechter Bürger und ein Geizhals sei, weil er sich nicht ums Allgemeine kümmere. Im Gegenteil, ein guter Bürger ist er, der nach wie vor die andern gehen läßt, sich selbst regiert und lebt wie ein anderer Mann. Laß diesen Kauz ein politisch herrschsüchtiges Genie sein, gib ihm einige Liebenswürdigkeit, Freude an Aufwand und Sinn für allerhand theatralischen Pomp, laß ihn Paläste und gemei»- nützige Häuser bauen und dann schau, was er für einen Scha­den anrichtet im gemeinen Wesen, und wie er den Charakter des Volkes verdirbt. Es wird eine Zeit kommen, wo in un­serem Lande, wie anderwärts, sich große Massen Geldes zusammenhängen, ohne auf tüchtige Werse erarbeitet und erspart worden zu sein; dann wird es gelten, dem Teufel die Zähne zu weisen; dann wird es sich zeigen, ob der Faden und die Farbe gut sind an unserem Fahnentuch! Kurz und gut! ich sehe nicht ein, warum einer meiner Söhne nach fremdem Gute die Han- ausstrecken soll, ohne einen Streich gearbeitet zu haben. Das ist ein Schwindel wie ein anderer!"

Es ist ein Schwindel, der da ist, so lange die Welt steht," sagte die Frau mit Lachen,daß zwei sich heiraten wollen, die sich gefallen! Hieran werdet ihr mit all euren großen und steifen Worten nichts ändern! Du bist übrigens allein der Narr im Spiele; denn Meister Frymann sucht weislich zu verhüten, daß deine Kinder den seinigen gleich werden. Aber die Kinder werden auch ihre eigene Politik haben und sie durchführen, wenn etwas an dem Handel ist, was ich nicht weiß."

Mögen sie." sagte der Meister,das ist ihre Sache; die meinige ist, nichts zu begünstigen und so lange Karl minder­jährig ist. jedenfalls meine Einwilligung zu versagen."

Mit dieser diplomatischen Erklärung und der neuesten Nummer desRepublikaners" zog er sich in sein Studier­zimmer zurück. Frau Hediger dagegen wollte sich nun hin­ter den Sohn machen und ihn neugierig zur Rede stellen; doch bemerkte sie erst jetzt, daß er sich aus dem Staube ge­macht hatte, da chm die ganze Verhandlung durchaus über­flüssig und unzweckmäßig erschien und er sich überhaupt scheute, seine Liebeshändel vor den Eltern auszukramen.

Desto zeitiger bestieg er am Abend das Schiffchen mb ruderte hinaus, wo er schon viele Abende gewesen. Allein er sang sein Liedchen einmal und zweimal und sogar dir aus den letzten Vers, ohne daß sich jemand sehen ließ, und nachdem er länger als eine Stunde vergeblich vor dem Zimmerplatz gekreuzt hatte, fuhr er verwirrt und niederge­schlagen zurück und glaubte, seine Sache stände in der Tat schlecht. Die vier oder fünf nächsten Abende ging es ihm ebenso, und nun gab er es auf, der Ungetreuen nachzu­stellen, als wofür er sie hielt; denn obgleich er sich ihres Vorsatzes erinnerte, ihn nur alle vier Wochen sehen zu wol­len, so hielt er dies nur für ein« Vorbereitung zur gänz­lichen Verabschiedung und verfiel in eine zornige Traurig­keit. Es kam ihm deshalb höchst gelegen, daß die Uebungs- zeit für die Scharfschützenrekruten begann, und er ging vor­her mit einem Bekannten, der Schütz war, mehrere Nach­mittage hindurch auf die Schießstätte, ;un sich notdürftig zu üben und die zur Anmeldung erforderliche Anzahl Treffer aufweisen zu können. Sein Vater sah ziemlich spöttisch die­sem Treiben zu und kam unversehens selbst hin, um den Sohn noch rechtzeitig von dem törichten Unterfingen abzu­halten, wenn er, wie er vermutete, gar nichts könnte.

Allein er kam eben recht, als Karl ein halbes Dutzend Fehlschüße schon hinter sich hatte und nun eine Reihe ziem­lich guter Schüsse abgab.Du machst mir nicht weiß." sagte er erstaunt,daß du noch nie geschossen habest; du hast heimlich schon manchen Franken dafür ausgageben, das steht fest!"

Heimlich habe ich wohl schon geschaffen, aber ohne Ko­sten. Wißt ihr wo, Vater?"

Das Hab' ich mir gedacht!"

Ich habe schon als Junge oft dem Schießen zugesehen, aufgemerkt, was darüber gesprochen wurde, und seit Lah­nen schon empfand ich eine solche Lust dazu, daß ich davon träumte, und wenn ich noch im Bette lag, in Gedanken die Büchse stundenlang regierte und Hunderte von wohlgeziel­ten Schüssen nach der Scheibe sandte."

(Fortsetzung folgt.)

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