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Gesamteindruck der Aufführung läßt sich dahin zufammenfafsen: ES war ein außerordentlich ge­lungener, nach jeder Richtung musterhaft arrangierter Festabend, an den man noch lange mit großer Be­friedigung zurückdenken wird. War es am Montag und Dienstag abend den Schillerfreunden und -Freundinnen ein Bedürfnis, durch Teilnahme an der glänzend verlaufenen Schillerfeier in der Turnhalle und am Georgenäum dem Dichterfürsten Schiller den Tribut der innigsten Verehrung und Dankbarkeit zu zollen, so war es am Dienstag morgen der glücklichen Schuljugend die höchste Freude, den Liebling und Landsmann des württem- bergischen Volkes mitehren zu dürfen. Ueber die Feier des Realprogymnasiums haben wir noch Folgendes nachzutragen. Mit dem ChorAn die Freude" wurde die Feier eröffnet; hell und klar klangen die mächtigen Akkorde der frischen Knaben­stimmen. Rektor vr. Weizsäcker hob die Be­deutung Schillers für die Jugend und Schule hervor und feierte in begeisterten Worten die große Persön­lichkeit des Dichters. Nach dem weiteren Gesang Regst du o Lenz die jungen Glieder" hielt Ober­reallehrer Schmehl die Festrede. Der Redner brachte in seinem Vortrage an der Hand einiger nachher von den Schülern deklamierter Gedichte gewisse charakteristische Züge aus Schillers äußerem LebenSgang und einige hervorragenden Merkmale seiner menschlichen und dichterischen Eigenart zur Anschauung. An die harten Kämpfe mit dem Leben, die Schiller nach seiner Flucht aus Stutt­gart zu bestehen hatte, erinnern dieTeilung der Erde" undPegasus im Joche", an die Ent­täuschungen, die auf hochgespanntes jugendliches Hoffen und Streben folgen,die Ideale." Es ent­halten jedoch alle drei Gedichte einen Trost: Dem Dichter wird der Himmel geöffnet, Pegasus wird durch Apollo erlöst, für den Verlust der Ideale wird dem Dichter Ersatz durch Freundschaft und Arbeit. Schillers Zug nach innen zeigtDer Antritt des neuen Jahrhunderts". Wenn der Mensch außer sich keine Stätte mehr findet, wo Freiheit, Glückseligkeit und Schönheit gedeihen können, so muß er sich in des Herzens heilig stille Räume flüchten, er muß sich in seinem Innern eine Welt der Größe und Voll­kommenheit erbauen und ausgestalten. Dann lockt ihn, wie das GedichtAn die Freunde" zeigt, auch daS große Weltgetriebe nicht mehr, er findet an stiller Stätte und in einem kleinen, auserlesenen Kreis den besten Boden für das Gedeihen des Geisteslebens. Der Vortrag schloß mit 2 Fragen und deren kurzer Beantwortung. Erstens: Warum ist Schiller der Lieblingsdichter des deutschen Volkes geworden? Weil uns in seinem Leben und Dichten eine erhabene, große Gesinnung, verbunden mit Treuherzigkeit und Biederkeit, ein guter, reiner, edler Mensch entgegentrttt, weil Heldenhaftigkeit im Verein mit Menschenliebe und Menschenfreundlichkeit her­vorragendste Züge seines innersten Wesens find. Die 2. Frage: Wie feiern wir Schiller am würdig­

sten? Nicht durch den Glanz äußerer Festlichkeiten, sondern dadurch, daß wir uns bestreben, sein Bestes in uns aufzunehmen, Tag für Tag besser und edler zu werden und soweit es in unseren Kräften steht auch an der Hebung und Veredlung unserer Mitmenschen zu arbeiten. Diesem gedankenreichen Vortrag folgte der GesangES lächelt der See" mit Violinen- und Cellobegleitung, sodann Dekla­mationen Schillerscher Gedichte durch Schüler aller Klassen. Die ganze Feier machte auch auf die Jugend einen ergreifenden Eindruck und gewiß hatte der Rektor der Anstalt Recht, wenn er am Schluß seiner Ansprache sagte: Schiller wird fortleben in den Herzen der deutschen Jugend auch in den spä­testen Zeiten. Mit dem ReiterliedFrisch aus, Kameraden" u. s. w. fand diese Feier um 11 Uhr ihren würdigen Abschluß und in freudig erregter Stimmung eilte die glückliche Jugendschar an das Rathaus, um sich am Festzuge in den Stadtgarten anzuschließen. Bei dem Einpflanzen der Schiller­linde an dem landschaftlich prächtigen Platz beim Horlacherstein wurde von den Mädchen folgender Weihespruch von Rektor vr. Weizsäcker ge­dichtet vorgetragen:

Lehrer: Hier lasset uns weilen Am freundlichen Ort,

Hier laßt uns verteilen Die Rollen sofort! zu

Du fasse die Hacke

Und lockre den Grund!-

zu L:

Du greife zur Schaufel

Und höhle das Rund!-

zu 6:

Du setze das Bäumchen Nun mitten hinein-

^ L 6: Nun drüber die Erde,

Daß es mög' gedeihn Und daß es einst werde,

Das, was eS soll sein,

Ein Denkmal, wie innig Die Jugend geehrt Den Dichter, der sie wie Kein and'rer gelehrt Das Schöne, das Edle,

Die Wahrheit, die Pflicht,

In Werken der Bühne,

Im heitern Gedicht!

L: Schon hundert der Jahre Sind hingerauscht Seit er mit dem Grabe Das Leben vertauscht,

Und noch blüht sein Ruhm doch In strahlendem Glanz,

Noch schmückt seine Locken Der Lorbeerkranz.

6: Nach hundert und aber- Mal hundert Jahr Mög' in seinem Schatten

Der Urenkel Schar Des Dichters gedenken.

Dem heut wir den Baum,

Die Linde, gepflanzet Im sonnigen Raum.

(Reigen)

v: Wachse, blühe, deutscher Baum, Strebend in den Himmelsraum!

L: Mit der duft'gen Blüte paare Sich des Blätterdaches Pracht!

Stehe in dem Sturm der Jahre,

Von der Liebe Aug' bewacht.

Nimm ihn auf, o heil'ge Erde,

Nimm den zarten Pflegling ein.

Den wir, daß er dauernd werde,

Heut auf Schillers Namen weih'n!

L: Lächle ihm der warme Aether,

Ewig klar und ewig blau!

6: Sonne, gib ihm deine Strahlen,

Erde, gib ihm deinen Tau!

Alle: Sonne, gib ihm deine Strahlen,

Erde, gib ihm deinen Tau!

^: Wachse, blühe deutscher Baum, Strebend in den Himmelsraum.

Stehe in dem Sturm der Jahre, Daure in der Zeiten Flucht!

Alle: Stehe in dem Sturm der Jahre, Daure in der Zeiten Flucht,

Das einst deines Schattens Gabe Noch den spät'sten Enkel labe.

Wenn der Hauch der lauen Winde Säuselt in der Schillerlinde!

So endigten ohne alle Unfälle und Störungen die Feierlichkeiten, mit welchen Calw Schiller auf die würdigste Weise geehrt hat und welche noch lange fortdauern werden im Andenken derer, denen eS beschieden war, daran teil zu nehmen. Seht, welch' ein Fest, des Tages werden sich die Kinder spät als Greise noch erinnern!

X Gechingen, 10. Mai. Auch hier wurde der Todestag des großen Dichterfürsten Schiller in würdiger Weise gefeiert. Es wurden die aus Brande's Kunstverlag in Stuttgart hervor­gegangen Lichtbilder mit Text vorgeführt. Schüler­chöre umrahmten und verschönten die erhebende Feier. Leider stand ein geeignetes großes Lokal nicht zur Verfügung, da die Benützung der Kirche verweigert wurde und mußte daher zu diesem Zweck eine Schule verwendet werden.

)( Wildberg, 10. Mai. Die vomKirchen- chor am Montag abend im Saale des Schwarz­waldbräuhauses veranstaltete Schillergedächt­nisfeier erfreute sich eines zalhreichen Besuchs. Das Lied von der Glocke nach Ranberg wurde von den Zuhörern mit lebhaftem Beifall ausgenom­men. Gestern abend konnte man vom Sulzer Eck aus auf den Höhen der Alb und des Schwarz­waldes 30 und einige Schillerfener zählen. Ein seltenes Schauspiel.

Tränen und der Jammer nun? Ich sage nichts weiter, Sie werden die Tat­sachen kennen. Die Gefangenen find bereits etngebracht, Murawief, Pestel, JuschnefSki, Bulgari, Davtdoff Alle, Alle ich scheue mich, sie wieder zu sehen, und doch wird es kaum zu vermeiden sein. Der Riesenprozeß ist bereits im Gange. Von seiner Schwierigkeit macht sich Niemand eine Vorstellung. Tausende von Zeugen werden erwartet; dazu die Komplikationen seit fünfzehn Jahren. Der Kaiser will der Sache bis auf den Grund gehen. Es heißt, daß mindestens Fünfzig zum Tode verurteilt werden. Trubetzkoi, Rylejef, Bestuscheff, auch Murawieff, JuschnefSki und Bulgari. Was liegt mir daran! Sie haben ihr Los nicht anders gewollt.

Ich soll als Zeuge öffentlich auftreten.' Natürlich. Der Minister will mich nun moralisch kompromittiren und vernichten, nachdem ich verbraucht bin. Aber er soll sich vorsehen, daß er nicht selbst über mich in die Grube stürzt. Er hat eigenmächtig gehandelt, trotzdem ihm Kaiser Alexander die Hand ge­bunden. Er hat mir den Feuerbrand des Geheimnisses entreißen wollen, und so ist die Glut ins Lach geflogen. Ich wollte, sein Gewissen wäre so rein wie das meine!"

Noch Eins," hieß es im letzten Briefe.Auch Wadkowskt, mein Schwager, ist nun seinem Verhängnis verfallen. Ich habe früher nichts von ihm geschrieben, denn ich traute der Sicherheit der Briefe nicht ganz und wollte nicht auf seine Spur leiten oder ihn graviren. Jetzt ist die Vorsicht unnötig, denn Sie erhalten diesen Brief durch besonderen Boten. Sie wissen, man brachte ihn schon in der ersten Hälfte deS Dezembers hierher, verhaftet mit seiner Frau. Seine Lage war damals ganz ungefährlich, nur seine Abreise hatte ihn verdächtig gemacht, aber beweisen konnte man ihm nichts, denn seine Papiere hatte er richtig verbrannt.

Glücklicherweise hatte seine Frau die Klugheit gehabt, ihre Juwelen bei sich zu behalten, und so gelang eS ihr, den Wächter zu bestechen, sich und ihren Gatten zu befreien, gerade in der Nacht vor der Revolution.

Aber was tat der Rasende. Statt sich in Ruhe zu verhalten, suchte er sofort die Bundesbrüder im Moslemischen Regiment auf, und als er erfahre«, was im Werke war, stürmte er mit auf den Jsaoksplatz, entschlossen, den Ent­scheidungskampf mitzuwagen, und das Schicksal seiner Freunde zu teilen. Und ich fürchte, er hat blutige Schuld auf sich geladen. Noch kennt man den Mörder des Miloradowiisch nicht, aber unter vielen Namen nennt man auch WadkowSki. Einige Stunden lang hatte der Aufstand Ausficht zum Siege; doch das wissen Sie. Nachher und am andern Tage wurden alle Offiziere verhaftet. Wadkcwski aber noch am nämlichen Abend. Seine Frau hatte ihn nicht wiedergesehen.

Als ich von seiner Anwesenheit erfuhr, war er schon verloren. Später ist es mir gelungen, ihn auf der Peter-Paulsfestung zu sprechen. Sie können sich denken, wie er vor Wut aufschäumte bei meinem Anblick. Jamestown heißt der Ehrlose, dem längst Alle den Tod geschworen haben, aber Sherwood ist ihnen bisher noch unerreichbar geblieben. Ich ließ ihn austoben, dann habe ich ruhig mit ihm verhandelt, stundenlang. Stellen Sie sich sein Er­staunen vor, als er erfuhr, wie nahe ich ihm stand, daß der geächtete James­town sogar sein Schwager war.

Bei meinem zweiten Besuche erbot ich mich, ihn zu retten mit Gefahr meiner Freiheit und meines Lebens; ich sage Ihnen, Oberst, wüßte man alles, was ich getan, man würde mich als Mitschuldigen behandeln können. Leider mißtraute er mir, und sein Stolz mochte einem Verräter nichts zu danken haben. Er will sein Geschick tragen wie ein antiker Held.Willst du etwas