sion gemacht habe, seien einstinimig gefaßt und in offiziösen Kundgebungen als Vorschläge der Gesamtregierung bezeichnet worden. Anderslautende Gerüchte dienten bestimmten Zwecken und sollten die Verhandlungen mit der Reparationskommission stören. Das Blatt fügt hinzu, daß die vom Zentrum bisher befolgte Politik der Reichskanzler stütze und ihn als Vertrau­ensmann betrachte.

Kritische Lage im nahen Osten.

Konstantinopel, 7. Nob. Die alliierten Generäle haben Nifaat Pascha mitgeteilt, daß Konstantinopel gegenwärtig ent­sprechend dem Waffenstillstandsvertrag von Mudania unter alliierter Kontrolle bleiben müsse. Rifaat Pascha habe darauf geantwortet, daß er jede Art von Kontrolle ablehne, habe jedoch versprochen, in Angora um Instruktionen nachzusuchen. Im Tschanak ist eine kritische Lage entstanden, da dort türkische Gendarmerie gegen die britischen Linien vorrückt und das Vor­gehen britischer Patrouillen jenseits der Dreimeilenzone ver­hindert. General Harrington wird am Dienstag die Lage mit Jsmed Pascha erörtern.

Konstantinopel, 7. Nov. Die Kundgebungen in den asiati­schen Vorstädten von Konstantinopel haben gestern eine ernste Wendung genommen. Die Fenster der von Christen bewohn­ten Häuser wurden eingeschlagen, vier britische Soldaten durch Messerstiche verwundet. Zwei türkische Polizisten sind verhaftet worden. Die Demonstranten schrien: Nieder mit England, Frankreich und den Alliierten! Man glaubt, daß die Kemalisten versuchen, die Stellung der Alliierten in Konstantinopel unhalt­

bar zu machen, um so der alliierten Besetzung noch vor der Friedenskonferenz ein Ende zu bereiten.

London, 7. Nov. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß gestern zum ersten Mal der neue Zolltarif für die kemalistischen Gebiete zur Anwendung gebracht worden ist. Dieser Tarif macht den fünffachen Betrag der während des Kriegs in Gel­tung gewesenen Tarife aus. Gleichzeitig sind die Bestimmun­gen der nationalistischen. Regierung wegen der Luxusartikel und der alkoholischen Getränke durchgeführt worden. — Eine große Anzahl Personen flüchtete nach den Gesandtschaften mit der Bitte zum Schutz und Hilfe, damit sie das Land verlassen könn­ten. lieber 7000 Griechen haben sich aus den Dörfern in der Nähe der alliierten Linien geflüchtet und sind unter englischem Schutz eingeschifft worden, um nach Saloniki geschafft zu wer­den. Der Abzug der Bevölkerung nimmt zu.

Paris, 7. Nov. Nach einer Havas-Meldung aus Konstan­tinopel haben die alliierten Oberkommissare in einer Unter­redung mit Hamid Bah diesem mitgeteilt, die alliierten Re­gierungen wünschten zwar in keiner Weise, sich in die inneren Angelegenheiten der Türkei einzumischen, erklärten jedoch, daß sie es während der Besetzung von Konstantinopel für notwendig erachteten, den heutigen Zustand aufrecht zu erhalten. Dies be­deute, daß die alliierte Kontrolle sich auf sämtliche Verwaltungs­zweige, das Gesundheitswesen, die Polizei usw., erstrecken müsse.

Paris, 8. Nov. Nach einer Havas-Meldung aus Kon­stantinopel haben die alliierten OLerkommissare ihre Regierun­gen ersucht, Maßnahmen zuzustimmen, die einer Verhängung

Durchschnittliche Jahresarbeitsaerdienste land- und forstwirtschastl. Arbeiter.

Die letztmals mit Wirkung vom 29. August 1922 an festgesetzten durchschnittlichen Jahresarbeitsverdienste land- und forstwirtschaftlicher Arbeiter („Enztäler" Nr. 167 vom 8. 7. 1922) wurden nach der Bekanntmachung des OVA. vom 30. Oktober 1922 (Staats­anzeiger Nr. 255) mit Rücksicht auf die fortschreitende Geldentwertung erhöht und mit Wirkung vom 1. Javuar 1923 an in nachstehender Weise neu festgesetzt:

Forstamts-Bezirke und Gemeinden, für welche die Festsetzung gilt:

Beträge in Mark für

Versicherte über 2l Jahre

Versicherte

zwischen

1k u. 21 Jahren

junge Leute zwischen

14 u. 16 Jahren

Kinher unter

16 Jahren

männl. j weibl.

männl. § weibl.

männl. I weibl.

männl. j weibl.

^ Landwirtschaftliche Arbeiter:

Sämtliche Bezirksgemeinden s 50400! 37800 s 40500 > 30300 s 28500 > 22800 s 9600 j 8400

L. Forstwirtschaftliche Arbeiter:

I. Gruppe:

Forstamt

Calmbach (West), Enz- klösterle. Meistern, Neuenbürg. Wildbad .

89100

66900

71400

53400

50100

39900

16800

II. Gruppe:

Forstamt

Calmbach (Ost), Hirsau, Langenbrand, Liebenzell

81000

60900

64800

48600

45300

36600

15300

III. Gruppe:

Forstamt Herrenalb . . .

72900

54600

58560

43800

40800

32700

13500

14400

12900

11700

Für die Körperschafts- und Privatwaldungen sind die staatlichen Forstamtsbezirke, innerhalb deren die erstgenannten Waldungen liegen, bezüglich der durchschnittlichen Jahres­arbeitsverdienste maßgebend.

Neuenbürg, den 3. November 1922.

Mürtt. Verlichefungsaml:

Amtmann Bareth.

Whimg i>tt WM«.

Die letztckals ab 1. September 1922 neu festgesetzten Oltslöhne, d. h. der ortsübliche Tagesentgelt gewöhnlicher Tagearbeiter, (vgl. Enztäler Nr. 157 vom 8.7.22) wurden nach der^Bekanntmachung des O.V. A. vom 30. Oktober 1922 (Staatsanz. Nr. 255) mit Rücksicht aus die forischreitende Geldentwertung um weitere 300 vom Hundert, also auf das Vierfache der letzten Festsetzung erhöht.

Diese Aenderung tritt ab 1. Januar 1923 in Kraft. Von diesem Tage an gelten folgende Sätze für den Ver­sicherungs-Amtsbezirk Neuenbürg:

Versicherte unter Versicherte von Versicherte über 16 Jahren: 16 21 Jahren: LI Jahren:

mäpnlich 96 Mk. 160 Mk. 224 Mk.

weiblich 80 „ 112 „ 160 „

Neuenbürg, den 3. November 1922. '

Württ. Verficherungsamt: Amtmann Bareth.

§

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des Belagerungszustandes gleichkommen. Die Notwendig dieser Maßnahme werde damit begründet, daß die Neue H waltung Schritte unternehme, die mit der früheren Reax^ im Widerspruch ständen und gegen die Ausländer gerichtet sei, Insbesondere wolle sie die übertrieben hohen Zolltarife gnw? den, die von der Nationalversammlung ausgestellt worden sü und die das Brot verteuerten, die Staatsverträge über - Pflichten und die Rechte der Ausländer (Kapitulationen) heben und die Gesetzmäßigkeit der gemischten Gerichte nicht erkennen. Der frühere Stand der Dinge müsse mindestens ^ rend der Dauer der Konferenz bestehen bleiben.

London, 8. Nov. Reuter erfährt, der Zweifel darüber Angora beabsichtige, das Mudaniaabkommen auszuführen d» Ursache Besorgnis. Es bestehe volle Uebereinstimmung MM den Alliierten, die einhellig der Meinung seien, daß die A antwortung für die Sicherheit der Bevölkerung Konstantimd- völlig auf ihren Schultern ruhe. Die kemalistische Anweisu« an die Zollbeamten würde eine Verdoppelung des Brotpres, und eine Beseitigung der finanziellen Kommissionen, sowie d ottomanischen Schuldenverwaltung zur Folge haben. Ang« habe ferner die Schließung des britischen gemischten Gericht Hofes und der alliierten Sanitätsmissionen angeordnet. — H Konstantinopel wird gemeldet, Rifaat Pascha habe den AM ten eine Note überreicht, in der die Ausweisung der britisch Untertanen aus Konstantinopel gefordert werde. Viele hr, dert Mohammedaner, darunter der vormalige Scheik-ül-' haben in der britischen Botschaft Zuflucht gesucht.

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