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^ S44
Reuenbürg, Mittwoch, den 18. Oktober 1922
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Der Kaiser über den Kriegsausbruch.
Im zehnten Kapitel seiner „Erinnerungen" behandelt der Kaiser nach den Veröffentlichungen der „Agence Radio" die Kriegserklärung. Es heißt darin: „Als die Nachricht von der Ermordung meines Freundes, des Erzherzogs Franz Ferdinand, eintraf, verließ ich die Kieler Woche und kehrte nach Hause zurück, denn ich hatte die Absicht, mich nach Wien zu dem Leichenbegräbnis zu begeben. Aber von Wien aus bat man «ich, auf das Projekt zu verzichten. Ich erfuhr später, daß nnter anderen Fragen auch die meiner persönlichen Sicherheit tzizu gekommen war, eine Erwägung, die ich selbst natürlich außer Acht gelassen hatte. Sehr beunruhigt über die Wendung, welche die Ereignisse nehmen konnten, beschloß ich damals, meine Nordlandreise aufzugeben und in Berlin zu bleiben. Der Kanzler und das Auswärtige Amt hatte eine andere Anschauung. Sie wünschten gerade, daß ich die Reise unternehmen sollte, die auf Europa beruhigend« Wirkung ausüben werde. Lange leistete ich Widerstand, aber Bethmann-Hollweg legte dar, daß die Aufgabe einer «»gekündigten Reise den Glauben «wecken könne, daß die Lage viel schwerer sei, als sie damals in Wirklichkeit war. Der Verzicht ans meine Reise könne sogar zur Entfesselung des Krieges führen und dafür könne man mich verantwortlich machen. Ich konferierte mit dem Chef des Generalstabes. Er betrachtete die Lage ruhig und bat, seinem Urteil zu vertrauen. Als ich dies sah, entschloß ich mich schweren Herzens, ans die Reise zu begehen. Der berühmte Krowrat vom 5. Juli aber fand niemals statt. Das ist eine Erfindung böswilliger Leute. Meine Flotte befand sich in Fjords von Norwegen. Während meines Aufenthalts in Ballholmen übersandte mir der Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten nur selten Nachrichten. Ich wurde gleichwohl durch die norwegische Presse unterrichtet. Ich sah ein, daß die Lage immer schwieriger wurde und telegraphierte wiederholt an den Kanzler und das auswärtige Amt, wobei ich denselben erklärte, daß ich es für klug halte, zurückzukehren. Jedesmal bat man mich, die Reise nicht zu unterbrechen. Als ich erfuhr, daß die englische Motte nach der Revue von Spithead nicht aufgelöst wurde, sondern zusammen blieb, telegraphierte ich noch einmal nach Berlin, daß meine Rückkehr mir nötig erscheine. Mein Standpunkt wurde aber nicht geteilt. Als ich aber durch die norwegische Presse erfuhr, — Berlin hatte mir nichts davon gesagt —, daß Oesterreich ein Ultimatum an Serbien abgesandt hatte, und als ich die Note Serbiens an Oesterreich kennen lernte, kehrte ich, ohne weiteres abzuwarten, zurück und befahl der Flotte, sich nach Wilhelmshaven zu begeben. Fm Augenblick der Abreise erfuhr ich aus norwegischer Quelle, daß ein Teil der englischen Flotte in die nördlichen Gewässer abgedampft war und den Auftrag hatte, während wir uns noch im Friedens- zustand befanden, sich meiner zu bemächtigen."
Wichtig zu bemerken ist folgendes: Am 26. Juli hatte man im Auswärtigen Amt dem englischen Botschafter Edward Goschen erklärt, daß meine spontane Rückkehr bedauerlich sei, weil sie beunruhigende Gerüchte Hervorrufen könne. Nach Potsdam zurückgekehrt, fand ich den Kanzler und das Auswärtige Amt in Konflikt mit dem Chef des Generalstabs. General v. Moltke brückte die Ansicht ans, daß der Krieg unbedingt ausbrechen werde, während Kanzler und Auswärtiges Amt überzeugt waren, daß man hierzu nicht gelangen werde. Der Krieg lönne vermieden werden. Erforderlich sei lediglich, daß ich nicht dm Mobilisationsbefehl erteile. Dieser Streit ging durch die nächsten Tage hindurch fort. Ms man General v. Moltke mitteilte, daß die Russen die Häuser längs der Grenze anzündeten, daß sie die Bahngeleise an den Grenzstattonen aufrissen und große Mobilisationspläne ausgaben, begann bie Diplomatie in der Wilhelmstratze zu begreifen. Das beweist klar, daß man m Juli IS14 zum Krieg nicht bereit war. Möge man endlich doch aufhören, zu sagen, daß wir den Krieg vorbereitet hätten!
Im Frühjahr 1914, als der russische Hofmarschall den russischen Zaren Nikolaus II. fragte, welches seine Projekte für das Frühjahr seien, antwortete der Zar: „Ich bleibe dieses Jahr zu Hause, weil wir Krieg haben werden". (Diese Antwort soll dem Kanzler Bethmann-Hollweg bekannt geworden sein, ich küßte aber damals nichts davon, und erst im November 1918 habe ich davon erfahren.) Das ist derselbe Zar, der mir 1914 in Björkö und in Baltischport aus eigenem Antriebe sein Ehrenwort gab, das er durch einen Händedruck und durch eine Umarmung noch feierlich bekräftigte, daß er niemals das Schwert gegen Deutschland ziehen werde, falls ein Krieg in Eu> ropa ausbreche, und daß er das Schwert niemals an der Seite Englands ziehen werde. Dies tat er in Anerkennung der treuen freundschaftlichen Haltung, die der deutsche Kaiser während des russisch-japanischen Krieges bewiesen hatte, während England, Rußland einen schlimmen Streich gespielt hatte. Er haßte England. Der Kaiser wiederholt dann, was er bereits früher erwähnt hatte, daß er sich im Frühjahr 1914 mit Ausgrabungsarbeiten auf Korfu beschäftigte. Aber während dieser Zeit hatten die Feinde den Angriff vorbereitet.
Die deutsche Diplomatie dagegen versagte, sie sah den ^rieg nicht kommen, sie wollte, daß der Frieden um jeden Preis aufrecht erhalten werden solle. Den Anzeichen maß die Diplomatie nicht die richtige Bedeutung bei. Auch darin kann kan einen Beweis für die friedliebende Gesinnung Deutschlands erblicken. Die Ansichten des Auswärtigen Amtes erregten un Lande eine gewisse Opposition, ebenso im Generalstab und
der Admiralität, die im Bewußtsein ihrer Pflicht Warnungen erteilten und wollten, daß man sich zum Widerstand vorbereite. Die Armee konnte es dem Answärttgen Amte nicht verzeihen, daß sie durch die Fehler des Answärttgen Amtes überrascht worden war, und die Diplomaten warm verärgert, weil trotz ihrer Hoffnung der Krieg ansgebrochm war.
Deutschland.
Berlin, 17. Okt. Der „Vorwärts" behauptet, General v. Seeckt hätte sich gegen die Absicht, den Grafen Brockdorff- Rantzau als Gesandtm nach Moskau zu senden, ausgesprochen, und knüpft daran die Frage, ob der Kommandeur der Reichswehr nach dem Muster der Heeresleitung sich in die politischen Geschäfte zu mischen wünsche. Man wird einstwellen die Meldung als recht glaubwürdig ansehen dürfen.
Berlin, 17. Ott. Wie schamlos die Polen die Deutschen in den neuen polnischen Gebieten behandeln, zeigen die Beschlüsse des polnischen Landtags in Kattowitz am 13. Oktober. Diese besagen, daß Las Altersprästdium nur an einen Polen fallen darf. Ferner wurde beschlossen, auf deutsche Anfragen in den Verhandlungen nur polnisch zu antworten. Der bekannte Hetzer gegen Deutschland, Abg. Korfanth, schrie bei der Besprechung dieser Angelegenheit in den Saal: „Denken Sie an die Leiden des polnischen Volkes. Me Anfrage in dem polnischen Mutterland muß in polnischer Sprache sein. In dem Augenblick, wo Ihr zu Polen kamt, müßt Ihr Euch fügen!"
Berlin, 17. Okt. Im Anschluß an die Pressemeldungen, daß her preußische Richterverein und das Kölner Richterkollegium gegen das von der Interalliierten Rheinlandskommisston ergangene Verbot der Vollstreckung der gegen den Hochverräter Smeets erlassenen rechtskräftigen Strafurteile deutscher Gerichte vrotestiert haben, wird bekannt, daß auch die Reichsregierung sich bereits mit der Angelegenheit befaßt hat und daß Schritte gegen bep unerträglichen Eingriff in die deutsche Rechtspflege Levorstehen.
Berlin, 17. Okt. Me Kosten der Genua-Konferenz betrugen für Mutschland etwa 20 bis 23 Millionen Mark, das ist der hundertste Teil der Summe, di'e in diesen Tagen von einigen Blättern genannt wurde. — Eine japanische Militärmission traf in Begleitung eines französischen Majors in Koblenz ein, um die Besatzungsverhältnisse im Rheinland kennen zu lernen. Die Mission begibt sich auch nach Köln und Düsseldorf.
Gemeinsame Vertrauensknndgebung für dm Reichspräsidenten.
Berlin, 16. Ott. Auf Grund des Ergebnisses der heutigen interfraktionellen Besprechung beim Reichskanzler hält es oas „Tageblatt" für wahrscheinlich, daß die Koalitionsparteien zusammen mit der Deutschen und der Bayerischen Volksparter in der Mittwoch-Sitzung des Reichstags eine gemeinsame Erklärung abgeben, in der dem Reichspräsidenten das Vertrauen ausgesprochen und er ersucht wird, das Amt vorläufig weiterzuführen.
Berlin, 17. Ott. Der „Vorwärts" teilt mit, daß der Reichsparteiausschuß der Zentrumspartei dem von Stresemann gemachten Vorschlag der Verschiebung der Reichsprästdenten- wahl im Prinzip zugestimmt habe, falls sich die Verschiebung der Wahl aus verfassungsmäßigen Gründen rechtfertigen lasse.
Rechts- «nd Linksputschisten.
Berlin, 17. Ott. Es scheint nun doch, als ob der Bund für Freiheit und Ordnung, 'dessen Versammlung am Sonntag zum Anlaß der blutigen Straßenkämpfe geworden st, nicht ohne Schuld gewesen ist. Me „Deutsche Allg. Zeitg." hatte einen Bericht gebracht, wonach die Veranstaltung einen ausgeprägt antisemitischen Charakter gehabt haben soll. Me Redner hätten unter einer schwarz-weiß-roten Fahne gestanden, auf der mit Gold die Worte „Mit Gott für Kaiser und Vaterland" standen, und einer von ihnen hätte für den kommenden März einen Rechtsputsch angekündigt. Eine Darstellung der „Berliner Volkszeitung" erklärt sogar, der sogenannte „Selbstschutz" des Bundes für Freiheit und Ordnung hätte in der' Hauptsache aus knüppelbewerten jungen Burschen bestanden, die mit Hakenkreuzen geschmückt waren. Bei den ersten Zusammenstößen hätten sie sich auch als die schlagkräftigeren erwiesen und hätten gerufen: „Hoch Techow,- schlagt die Juden tot, nieder mit der Republik!" Schließlich lesen wir wieder in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung", der Bund für Freiheit und Ordnung, der im Frühling vorigen Jahres gegründet worden sei und an dessen Spitze damals Abgeordnete des Zentrums und der Demokraten standen, hätte zunächst einen vorwiegend unpolitischen Charakter gehabt. Dieser Charakter habe sich aber verändert, nachdem Teile der nach dem Gesetz zum Schutze der Republik aufgelösten Soldaten-, Offiziers- und Jugendverbände das Ashlrecht in dem Bund erworben hätten. Endlich behauptet die „Vossische Zeitung", es handle sich hier um eine deutsche Abart von Faszismus, um eine Maskierung der „national-sozialistischen Arbeiterparteien", die ihren Hauptsitz in Bayern hätten.
Dem mag sein, wie ihm will, jedenfalls liegt selbst in diesem Fall die Schuld bei der Polizei, die sich vorher über den Charakter des Bundes für Freiheit nnd Ordnung hätte unterrichten sollen. War aber erst einmal die Versammlung gestattet — darin geben wir dem „Berliner Tageblatt" unbedingt recht —, so mußte die Polizei sie auch schützen. Im übrigen hat eine kommunistische Versammlung, die gestern abend in der Hasenheide tagte, deutlich erwiesen, daß jeder Versuch, die Kommunisten rein zu wischen, vergeblich ist. Der Hauptsprecher
führte aus, er bedauere den blutigen Zusammenstoß am Sonn» tag nicht. Me Kommunisten würden ihn nicht nur einmal, sondern hundertmal wiederholen. Man würde nicht eher ruhen, bis die Deutschnationalen und die gesamte Bürgerschaft der» nichtet seien. Die Arbeiterschaft solle sich für die Kämpfe der nächsten Wochen bereit halten, und Herr Remmele meint sogar, es gebe in Deutschland nur eines: entweder Hakenkreuz oder Sowjetisten. Schließlich berichtete ein weiterer Sprecher, 1500 Genossen säßen bereits hinter Schloß und Miegel. Es sei deshalb beschlossen worden, daß heute vormittag die Betriebsräte sämtlicher Groß-Berliner Betriebe beim Polizeipräsidenten die Forderung stellen sollten, sämtliche Verhafteten sofort freizulassen. Werde dem Verlangen nicht Folge gegeben, so werden am Mittwoch sämtliche Betriebe stillgelegt. Im Laufe des gestrigen Abends fanden auch Zusammenrottungen von Frauen vor dem Polizeipräsidium statt, deren Männer bei den Straßenkämpfen verhaftet wurden. Sie verlangten sehr energisch die Freilassung ihrer Ehegesponsen, zogen aber ab, als sie die Zwecklosigkeit ihrer Forderungen einsahen. Unter den einstweilen noch Verhafteten befinden sich verschiedene Funktionäre der Kommunistischen Partei. Ein Aufruf der Polizei an Len Anschlagsäulen setzt 500 000 Mark für die Ermittlung und Ergreifung der an den Gewalttaten Beteiligten aus.
Ein Amerikaner als Augenzeuge über die Berliner Tumulte.
Ein Amerikaner hat sich mit einer bemerkenswerten Zeugenaussage über die gestrige Straßenschlacht in Berlin gemeldet. Er konnte zufällig Teile der Vorgänge vor dem Zirkus Busch beobachten. Ein nur gebrochen deutsch sprechender Mensch, sehr unauffällig und erbärmlich gekleidet, habe an der Stelle dauernd die auf seinen Befehl hörenden Lumpenproletarier auf einzelne Leute gehetzt: „Jetzt den dort; setzt den da!" Prompt wäre dann der Bezeichnet« immer überfallen, niedergeschlagen, ausgeplündert und mißhandelt worden. — Am selben Abend traf unser Amerikaner seinen Ausländer am Kurfürstendamm in sehr eleganter äußerer Ausmachung in größerer Gesellschaft und stieg ihr nach. Es ging in das russische Luxusrestaurant „Monikoff" am Kurfürstendamm, wo nian zunächst hundert Mark Garderobegeld bezahlen muß. Me Gesellschaft, einschließlich des Rädelsführers vom Zirkus Busch, fing dort an, kräftig zu schlemmen. Der Amerikaner fragte einen Kellner, wer das sei, und erhielt die Antwort: „Oh, das sind Bolschewisten, die feiern irgendeinen Sieg!" (Und der dumme deutsche Michel, der das Sprichwort vergessen hat: „Durch Schaden wird man klug!" bezahlt die Zeche. Schriftl.)
Rückwirkungen des Marksturzes auf die deutsche Finanzlage.
Berlin, 16. Ott. Der Neichsrat hat heute vormittag den vierten Nachtragsetat für 1922 angenommen, der zunächst die im Laufe des Sommers und des Herbstes gewährten Teuerungszuschläge legalisieren soll, und eine erhöhte Kreditermächtigung für den Reichsfinanzminister um 120 Milliarden Mark, die zum überwiegenden Teil wegen Zahlungen aus dem Friedensvertrag nötig sind. Während auf Grund des Moratoriums vom 21. März 1922: 720 Millionen Goldmark an Barzahlungen und 1450 Millionen an Sachleistungen zu bewirken waren, die nach dem Berechnungsverhältnis von 1: 70 zusammen 151,9 Papiermilliavden ausmachten, muß heute ein Umrechnungsverhältnis von 1 : 700 zugrunde gelegt werden, wodurch sich der Betrag auf 1519 Papiermilliarden erhöht. Wie der Berichterstatter hervorhob, sind das Forderungen, die jedes venünftige Maß übersteigen und denen man immer nur noch fassungslos gegenüberstehen kann. Ein weiterer Kredit von 120 Milliarden ist für die Reichsgetreidestelle zur B^ahlung des Umlagegetreides und des ausländischen Getreides vorgesehen, wird jedoch durch die späteren Verkäufe wieder esnkom- men. Die bisherigen Rentensätze für Kriegsinvaliden sollen verdoppelt werden.
Ausland.
Eft« türkische Antwort an Lloyd George.
Paris, 17. Okt. Der „Temps" veröffentlicht eine türkische Antwort auf die Rede Lloyd Georges, in der der Pariser Vertreter der türkischen Regierung mit den angeblichen „Jrrtü- mern, Anklagen und Beleidigungen" dieser Rede abrechnet. Die Behauptung Lloyd Georges, daß die Türken kalten Bluts und ohne Skrupel eine halbe Million Armenier und 500 000 Griechen ermordet hätten, sei unhaltbar. Die armenische Bevölkerung habe nach allen türkischen und europäischen Statistiken niemals mehr als 1 175 000 Köpfe gezählt. Von diesen seien nach der Behauptung der Gegner selbst 100 000 Köpfe in den Kaukasus geflohen und 52 000 seien, wie das französische Kommissariat in Syrien offiziell festgestellt habe, aus der Provinz Adana ausgewandert. Woher kämen schließlich die Armenier, die sich noch in Konstantinopel und sonst in der Türkei anfhielten? Es seien im Krieg bedauernswerte Fälle vorgekommen, da die türkische Armee nach zwei Fronten zu kämpfen gehabt habe, aus der einen Seite gegen die kaiserlich russischen Truppen, auf der anderen Seite gegen die armenischen Aufrührer, die einen erbarmungslosen Guerillakrieg gegen ihre Landsleute geführt hätten. Was Lloyd Georges Behauptung über die Ermordung der Griechen betreffe, so müsse man sich Wundern, wie ein Staatsmann die Wahrheit so entstellen dürfe. Ob Lloyd George etwa die 500 000 griechischen Opfer gezählt habe? Nicht erwähnt habe er dagegen die griechischen Greueltaten und die Verwüstungen in Anatolien? Was werde man