cheblich weiterem Umfan-,
. Das Ministerium des^ :ch eine Bekanntmachung ^ tgehende Gewährung von in ^ durch Wegfall des
Baden.
Karlsruhe, 13. Okt. In Philippsburg erregte es große Aufregung, als am 8. Juni der dortige Bürgermeister Julius Pfeiffer von seinem Schwiegervater Vetter erschossen wurde. Der Bürgermeister war 34 Jahre alt, ''ein Schwiegervater, Glasermeister Albert Vetter, ist 72 Jahre alt. Die Beiden lebten nicht gut miteinander. Der Bürgermeister war beliebt, aber „tatkräftig", Vetter galt als Sonderling und als jähzornig. Den letzten Anlaß zu der Tat gab der Umstand, daß Pfeiffer beim Auszug aus dem Hause Vetters einen Posten Werkholz von Vetter wegnahm und zu seinem, Pfeiffecs, Brennholz warf, damit es nach der neuen Wohnung komme. Darüber geriet Vetter in große Erregung. Es kommt hinzu, daß Vetter sich Lurch einen mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn abgeschlossenen Nutznießungsvertrag'stark benachteiligt und sich durch die schlechte Behandlung, die ihm wiederfahren war, verletzt fühlte. Sein Schwiegersohn hatte ihn mehrmals geschlagen und beschimpft. Am Abend des 8. Juni machte Vetter seinem Schwiegersohn wegen des Holzes Vorhaltungen, di- dieser mit Scheltworten und Tätlichkeiten quittierte. Es kam zu einem heftigen Streit. Als Vetter abends schon im Bett lag, tastete er zufällig an sein dort hängendes Jagdgewehr. Das gab ihm den Gedanken ein, Pfeiffer zu erschießen. Er stand nochmals auf und tötete seinen Schwiegersohn durch zwei Schrotschüsse. Vor den Richtern machte der Angeklagte seine Aussagen in großer Ergriffenheit. Er sagte, er werde von heftigen Gewissensbissen gepackt und verfluche den Zufall, der seine Hand nach dem Jagdgewehre führte. Die Zeugen bestätigen, Laß sowohl Vetter wie Pfeiffer als starrköpfige Personen galten. Detters Mutter war zur Zeit der Geburt Vetters geistesgestört. Nach achtstündiger Verhandlung erkannre das Gericht auf vorsätzliche Tötung unter mildernden Umständen. Das Urteil lautete auf 3>L Jahre Gefängnis.
Freiburg, 12. Okt. Die Stuttgarter Kriminalpolizei verhaftete hier zwei Fremde, Len Kellner Schröder und die Telephonistin Halwache, beide reisende Diebe. Letztere hat u. a. in Berlin Schmucksachen im Wert von 400 000 Mark gestohlen. Durch die weiteren Nachforschungen ist das Paar außerdem überführt, in den letzten Monaten in Hamburg, Frankfurt a. M„ Heidelberg und Freiburg i. Br. umfangreiche Diebstähle in Hotels und Lokalen der Lebewelt verübt zu haben. Ein Teil der Beute ist beigebracht.
Breisach, 12. Okt. Ein Franzose, der vor kurzem die Brei- facher Rheinbrücke mit einem ordnungsmäßigen Paß zur Einreise nach Deutschland überschritt, kam nach zwei Tagen in „ einem neuen Anzug zurück, den er auf dem Leibe trug. Er Mannheim nicht rechtzeili, mußte den vierfachen Betrag mit 103000 Mark als Strafe hin- h kommt nun am MontL liegen, die Rückreise trat er in dem älteren Anzug an, den
> er sich aus jFreiburg wieder zuruckholte.
Breisach, 13. Ott. Das Schöffengericht verurteilte den Im Karosse» Landwirt Georg Jakob Häßler aus Bifthoffingen wegen Wein- ' siilschrmg zu 3000 Mark und seine Mitangeklagte Tochter zu MO Mark Geldstrafe. Die beiden hatten einem größeren Posten Wein 30 Prozent Wasser beigemischt. Ferner verurteilte das Schöffengericht den Bauunternehmer Paul Hörnecke aus und den Kaufmann Hermes aus Halle a. S. zu je 20 000 ark Geldstrafe, die versucht hatten, 000 Zentner Zement
;r Notlage in den weiterer Ferientage nach en dem vorliegenden Bedtz tnisfe gebotenen Umfang cganisationen der Mithilfe^ arbeiten wäre angesichts f, bare Aufgabe, eue Bierpreiserhöhung). ^ rknng vom 29. September L chnerhöhung erhalten, erstellten erhöht. JnfolgedeU ember eine neue BierpM
jebung der Zahlungsmittels nigung Württ. Banken ^ :r Zahlungsmittelnot die Atz Sie erhielt aber von ^ migung nicht, da das Reih >is Ende nächster Woche Ix Zahlungsmittelbestände N lir das Monatsende werdx t größere NotenbelieferunM
städt. 50 Pfg.-Scheine mehr e zu 50 Pfennig, ausgegebs . ^werden aus dem Verkch November von der Sich Nach dieser Zeit sind h
(Kriegsgefangenenheimkch Transport von 7 deutsche erwartet und es waren ch .ichen Empfang und zu eine ch in letzter Stunde teil- daß die erwarteten
ssperrung.)
Freitag nachmittag zu -aber und der Belegschaft Tagen die Einberufung eins s jedoch laut „Neckar-Echo' Als nun am Freitag U
>g ihres Verlangens forderb unter Umgehung des Ausfuhrzolls über Br ei, ach nach Frank ein Ultimatum von 5 M reich zu bringen.
etrieb. Schopfheim, 12. Okt. Im Krankenhaus starb am 10. Ok-
; tober der Bürstenfabrikant Maier aus Todtmoosau im Alter kt. (Notstandsmaßnahmen)' von 75 Jahren. Er ist bekannt als Teilnehmer an dem kühnen na wurde der Stadtosie« Patrouillenritt des Leutnants Winsloe und des Grafen Zep-
kark für NotstandsmL >lin im 70er Krieg. _
-n Schätzung kommen, f« DermisckteS.
d Milchbeihilfe 700 Hauö- ^^ ^-r. -
Bedürftigen werden 1M^ Dre „Wem"-Wahrung. Bekanntlich rst man in ver-chre- ^ „Ebenen Bezirken Deutschlands neuerdings dazu ubergegangen,
Nachtatz M den Wert von Leistungen statt in dem ewig schwankenden Gelde ld 300000 Mark für Koks mH der Mode ältester Zeiten in Waren abzuschätzen. Zu dieser Praxis bekennen sich jetzt offensichtlich auch, wie uns aus üsgrabungen). Die Aus' Freiburg i. Br. geschrieben wird, eine Reihe von Berufen, in llbräumuna des Schutts di« deren Entlohnung das Trinkgeld eine Rolle spielt. Wenn man inander liegende Sftdlunae« Freiburg einem Droschkenkutscher oder Disnstmann für eine s» Nr Gefälligkeit oder SonLerleistung ein Trinkgeld anbietet und sich
"u Eerft liegen PsW- dabei vielleicht nicht ganz auf der Höhe des neuen Dollarkurses tten. Bauten aus beim M ^ bekommt man mit genauester Regelmäßigkeit zur Untern lehrreiches Profil gib! wort: „Lieber Herr, ein Viertel Wein kostet jetzt 30 Mark - chichte dieses so wichtige« soviel müssen Sie schon ausgeben."
ldigen das Kulturbild.
Deich hinab und bis zur «Nun, steig nur ein!" osgebunden hatte. „Ich nutzt du anlegen; da hat der Junge nickte schwei- l die Mondnacht hinaus; zurück und bestieg ihn gestanden hatten. Bald ffen, dunklen Stelle, an as Boot sich beilegte und Land sprang. — War's üner Peitsche? Aber es -den Flut smn. Mehrere oas sie für einen Schim- ja, die Gestalt des Jun- Nun hob es den Kopf, es war deutlich jetzt zu Aber — was fiel ihm zurück, den er gekommen fortzuweiden, kein Wie- en; wie weiße Wafser- krjcheimmg hirrzuziehen.
Bootes am diesseitigen immerung den Jungen Nun, Carsten", frug er,
„Nichts war esk" fagte e ich es gesehen: dann >eiß der Henker, wo sich schien doch hell genug: ichts da als die bleichen ) Schafen, und etwas t seine», weihen, langen w leeren Augenhöhlen
muh recht zugesehen,?" zottvergestener Kiewiet, Htruh hingeduckt hatte, d ein paarmal mit der
Schieberei und Steuerhinterziehung. In Kempten wurden die beiden Inhaber der Seifen- und Sodafabcik Gebrüder Schachenmeyer wegen Schiebereien und Steuerhinterziehungen ststgenommen, desgleichen ihr Buchhalter Hans Führer wegen Unterschlagung von 100 000 Mark, ferner der Fabrikangestellte Hins Rottenkolber weg u Veruntreuung von 250 000 Mark Spekulationsgelder, endlich die Kassiererin einer Großhandels- sirma Anna Reimlinger wegen Bücherfälschung.
Drei Millionen für eine Dreizimmerwohnung Im Münchener städt. Ausschuß wuroe mitgetetlt, daß die Herstellung einer aus nur drei Räumen bestehenden Wohnung bis zur Bezugsfertigkeit gegenwärtig einen Gesamtaufwand von nicht fhvrn'iger als drei Millionen Mark orfordert.
Starke Erhöhung der Margarinepreise. Die Niederrhcini- ichen Margarinefabrikanten haben die Macgarinepeeise um 107 Mark für das Pfund erhöht. Die billigste Sorte kostet jetzt S7i Mark das Pfund.
Der Hundertmarkschein, der in Amerika so billig gekauft kerden kann, wird seit einiger Zeit von vielen Zigarrengcschäf- Un m Neuhork als Geschenk in die Zigarrenkiste gelegt, um als Präsent zu dienen mr den Kämer, der eins volle Kiste Zigarren leuft.
Umfangreiche Psiamnenkchtzhungen sind durch Zusammenarbeit der Kölner Wuchervolizei und des Wnchergerichts aus- lAbeckt worden. Die Pslaum'n waren ursprünglich für das Ädustrisgebiet b-ft'-mmr und wurden als angeblich verdorben
Holland ausgeiüh.t. Die Ausfuhrbewilligung wurde Boch Schwind'lmanöv-c erschlichen. In Wirklichkeit bandelte j ks sich um frisches Obst, das zu Phantasiepreisen nach Holland Erkauft wurde. Bis heute wurden fünf Personen aus Köln, Düsseldorf, Stuttgart und Karlsruhe festgenommen. Es handelt sich um 16 Eisenbahnwagen Pflaumen. Im vorigen Jahre i ^ssden auf dieselbe Weise 30 Wagen verschoben. _
Handel und Verkehr.
Calw, 14. Okt. (Vieh-, Pferde- und Schweinemarkt). Mi dem Viehmarkt waren insgesamt 140 Stück Rindvieh Mtlieben. Darunter befanden sich 3 Ochsen, 20 Stiere,
Kühe, 20 Kalbinnen, 46 Rinder, 1 Farrcn. Die Ptnse bewegten sich bei Stieren von 48000 bis 60000 Mk, "dl Kühen von 70000—100 OM Mk., bei trächtigen Kalbinnen M 70OM bis 100 OM Mk., bei Jungrindern von 19 OM As 460 go Mk., je pro Stück. Der Handel war auf dem Ehmarkt ganz flau. Auf dem Pferdemarkt war nichts
zugetrieben. Auf dem Schweinemarkt waren 12 Läuferund 193 Milchschweine. Bezahlt wurden für Läufer 9000 bis 24 OM Mk., für' Milchschweine 4500—8000 Mk. je pro Paar. Der Handel auf dem Schweinemarkt war ziemlich lebhaft.
Nagold, 14. Oktober. (Marktbericht). Auf dem Donnerstag-Markt waren zugeführt: 3 Pferde, 9 Ochsen, 10 Stiere, 27 Kühe, 27 Rinder und trächtige Kalbinnen, 42 Stück Schmalvieh, 2 Kälber, 192 Milchschweine, und 86 Läufer. Verkauft wurden: 1 Pferd, 3 Ochsen, 5 Stiere, 10 Kühe, 24 Rinder und trächtige Kalbinnen, 26 Stück Schmalvieh, 2 Kälber, 174 Milch- und 79 Läuferschweine. Erlöst wurden für das Stück: Pferde 163 OM Mk. Ochsen 110 OM bis 120000 Mk., Stiere 65000—99000 Mk., Kühe 51 OM bis 129000 Mk., Rinder und trächtige Kalbinnen 52M0 bis 145 MO Mk., Schmalvieh 19000—91000 Mk., für 1 Paar Milchschweine 5500—8000 Mk., für 1 Paar Läuferschweine 7600—19 6M Mk. bei größeren bis zu 30 OM Mk. Der Handel war bei Großvieh wegen des hohen Preises gedrückt, bei Schweinen lebhaft.
Stuttgart, 14. Okt. (Obstmarkt). Nach den Mitteilungen der Zentralvermittlungsstelle. des Württ. Obstbauvereins ist der Obstgroßmarkt trotz reichlicher Zufuhr nicht mehr im Stand die übermäßige Nachfrage zu befriedigen. Publikum und Kleinhandel reißen sich um die bessere Ware, am meisten gesucht sind -haltbare Winteräpfel und unreife Tafelbirnen. In Quitten und Zwetschgen wird die Nachfrage gedeckt, Weintrauben gehen flott ab. Geringes Obst wird viel angeboren, findet aber nur schwer Abgang. Die gegenwärtige Zeit ist die ungünstigste für Eindeckung des Winterbedarfs; viel Obst ist noch auf den Bäumen, auch finden die Züchter jetzt nicht die nötige Zeit, sich um den Absatz der haltbaren Ware zu kümmern. Der Mostobsthanoel ist ins Stocken geraten, die Preise gehen zurück» alle Mostereien sind überlastet.
Württembergifcher Holzmarkt. Die sturzartige Entwertung der Maä hat auch den Holzmarkt in ungeahnter Weise mitgerisfen. Der da und dort bestehende Mangel an Rundholz und das Begehr nach Rohware überhaupt trug noch mehr zur Verschärfung der Lage bei. Dies gilt namentlich vom Nadelstammholz, bei dem allein namhafte Posten umgesetzt wurden. Die Preise folgten hier sprungartig der Bewegung der Auslandsdevisen. Während zu Ende des Juli sich die Erlöse zwischen 1300—1500 v. H. der früheren Landesgrundpreise (240 ^ für 1 Festmeter 3. Klasse) bewegten, haben die Angebote der letzten Wochen den Rahmen von 1000—1300 v. H. der Landesgrundpreise vom 1. August (I7M Mk. je Festmeter 3. Klasse) angenommen. Damit dürfte allerdings der Höhepunkt-zumindest erreicht und vorerst ein gewisses Gleichgewicht hergestellt sein. Sonstige Sortimente, insbesondere Laubstammholz, sind in nennenswertem Umfang nicht umgeseU worden. Bemerkenswert sind einige Papierholzverkäufe der letzten Tage, bei denen sich die Erlöse zwischen 4000—-6M0 Mk. je Raummeter (entrindet) bewegten.
Neueste Nachrichten-
Leipzig, 15. Okt. Für die nächste Tagung des Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik, die am 24. Oktober beginnt, sind zwei Sitzungstage in Aussicht genommen. Neben der Rathenausache gegen Kapitänleutnant Dietrich uyd Dr. Stein sind noch zwei andere unter das Schutzgesetz fallende Sachen gegen den Kaufmann Goethe aus Halle und gegen den Maschinenbauer Ziepke angesetzt.
Berlin, 16. Oktober. Der „Montagspost" zufolge werden demnächst Zusatzbestimmungen zu der Devisenordnung erscheinen, die eine Reihe noch vorhandener Lücken ausfüllen sollen. Namentlich werde bei der Umwandlung der Verordnung des Reichspräsidenten in ein Gesetz von der Regierung beim Reichstag beantragt werden, Bestimmungen einzufügen, die die Wirksamkeit der Vorschriften erhöhen und insbesondere die nachträgliche Revision der bisher getätigten Devisengeschäfte-ermöglichen werde. Nach derselben Quelle soll die vom Reichswirtschaftsministerium vorgeschlagene Schaffung einer wertbeständigen Anleihe zur Kapitalsanlage für inländische Sparer jetzt auch die grundsätzliche Genehmigung des Kabinetts gefunden haben. Die Vorlegung eines Gesetzentwurfs, mit dessen Ausarbeitung das Finanzministerium betraut sei, stehe schon für die nächsten Tage bevor.
Berlin, 16. Oktober. Nach einer Meldung der Montagspost ist der Ostrauer Bergarbeiterstreik beigetegt worden. Die Arbeit wird heute Montag wieder ausgenommen. Die Arbeitgeber haben die Einführung der achtstündigen Arbeitszeit anstatt der sechsstündigen für Obertagarbeiter an Sonnabenden und ferner die Herabsetzung der bisherigen Löhne um 25 Proz. bis zum 18. November und von da ab eine weitere Lohnherabsetzung um 5 Proz. durchgesetzt.
Berlin, 15. Ott. Die angekündigte Reise der deutschen Industriellen unter Führung von Hugo Stinnes nach den zerstörten Gebieten Frankreichs, die am 19. Oktober angetreten werden sollte, ist lt. „Voss. Ztg." aufgegeben worden. Dagegen trifft in den nächsten Tagen Lubersac in Berlin ein, um ergänzende Verhandlungen über seinen Vertrag mit Stinnes und dessen praktische Durchführung zu pflegen. — Vom Montag ab kostet das markenfreie Brot in Berlin 160 Mark. Das Markenbrot wird voraussichtlich vom 20. Oktober entsprechend der Verdreifachung des Preises für Umlagegetreide etwa das Doppelte des jetzigen Preises kosten. — In Rossitten bei Memel hackte ein aus der Irrenanstalt zurückgekehrter Bauer seiner Frau und seinen beiden Kindern die Köpfe ab. Er ergriff die Flucht. Die ihn verfolgende Polizei, die der Wahnsinnige mit dem Beil bedrohte, schoß den Flüchtenden nieder.
Paris, 16. Okt. Im Departement Creuse ist gestern Viviani mit großer Mehrheit zum Senator gewählt worden.
Paris, 15. Okt. Der Nationalrat des Allgemeinen Arbeiterverbands (E.G.T.) trat gestern zusammen und sprach sich in einer Resolution für die Verteidigung des Achtstun
dentags aus, der von der Reaktion bedroht sei. Der Nationalrat forderte die Vertreter der Gewerkschaftsinternationale, namentlich die Gewerkschaften der Transport- und der Bergarbeiter auf, ihre Tätigkeit zu vereinigen, um dem Ansturm, der in der ganzen Welt gegen den Achtstundentag zu erkennen sei, Widerstand zu leisten.
Paris, 15. Okt. Der ehemalige Ministerpräsident und radikale Führer Painleve hielt gestern in einer von der Republikanischen Liga in Bordeaux einberufenen Versammlung eine Rede, in der er sagte, Frankreich wolle Sicherheit und Stabilität der unerläßlichen Reparationen. Die Sicherheit und Stabilität wolle es nicht für sich allein, sondern für alle Nationen. Es wolle sie nicht auf Gewalt, sondern auf Gerechtigkeit aufbauen. Die Politik eines „alles zahlenden Deutschland" nennt Painleve demagogisch. Die Politik, welche die Republikaner ihr gegenüberstellten, sei nicht Verzicht, sondern eine Realisierung im Bereich des Möglichen. Man solle mit aller notwendigen Beschleunigung wieder aufbauen, indem man deutsche Arbeiter und deutsche Materialien verwende. Man müsse einen Teil der Aktien der großen deutschen Unternehmungen zu deren Bezahlung verwenden und ein für allemal die deutsche Schuld festsetzen zwecks Abschlusses einer großen internationalen Anleihe.
Athen, 16. Okt. Wie die Blätter melden, hat die Regierung dem Oberkommandierenden der griechischen Armee in Thrazien die Anweisung erteilt, mit der Zurückziehung der Truppen zu beginnen.
Angora, 16. Okt. Die ersten 25M Mann Gendarmerie werden unverzüglich nach Thrazien abgehen. Im ganzen sind 8000 Mann vorgesehen.
Kovstavtinopel, 16. Okt. Der griechische Oberkommiffar Simopulos hat das Protokoll von Mudania unterzeichnet.
— Wie gemeldet wird, soll die Räumung Thraziens durch die Griechen heute um Mitternacht unter Kontrolle der Alliierten beginnen. Die an der Tschataltscha-Linie stehenden Franzosen werden die Grenzlinie überschreiten und zum Zwecke der Räumung durch die Griechen vorrücken. Die britischen Streitkräfte werden gleichfalls über die Grenze vorgeschoben werden.
Das Urteil im Rathenauprozetz.
Leipzig, 14. Okt. Das Urteil im Prozeß wegen des Ra- thenau-Mordes vor dem Staatsgerichtshof wurde um 3 Uhr verkündet. Es werden verurteilt: Ernst Werner Techow wegen Beihilfe zum Morde zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, Hans Gert Techow wegen Beihilfe und Begünstigung zu vier Jahren 1 Monat Gefängnis, Günther wegen Beihilfe in Tateinheit mit Begünstigung zu 8 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, v. Salomon und Niedrig wegen Beihilfe zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, Jl- semann unter Freispruch von der Unklage wegen Beihilfe und Begünstigung wegen Vergehens gegen die Verordnung über Waffenbesitz zu zwei Monaten Gefängnis, Schütt und Diestel wegen Begünstigung zu zwei Monaten Gefängnis, Tillessen wegen Vergehens gegen die öffentliche Ordnung zu drei Jahren Gefängnis, Plaas wegen desselben Vergehens zu zwei Jahren Gefängnis. Freigesprochen werden Warnecke, Steinbeck und Voß unter Auferlegung der Kosten auf die Reichskasse. Außerdem wurde auf Einziehung der Maschinenpistole erkannt. Die Gefängnisstrafen von Schütt und Diestel gelten als durch die Untersuchungshaft verbüßt.
Die Berliner Presse zum Urteil im Ratyenau-Prozeß.
Berlin, 15. Ott. Die heutigen Morgenblätter besprechen das Urteil des Leipziger Staatsgerichtshofs im Rathenau- Prozeß. Die „Deutsche Zeitung" nennt die Strafen ungeheuerlich. Die Techows gehörten in eine Besserungsanstalt. Die „Kreuzzeitung" schreibt, absolute Klarheit sei darüber geschaf- - fen, daß die Deutschnationale Volkspartei und andere nationale Vereinigungen in keinerlei Beziehungen zu dem Mord standen. Der „Tag" äußert sich ähnlich. In der „Germania" werden die Beteiligten als unchristlich und undeutsch charakterisiert. Deutschland komme aus der Mordlust nicht heraus, wenn nicht das „Liebe deinen Nächsten" Gewicht erhalte. In der „Vosfi- schen Zeitung" heißt es, der Prozeß habe erwiesen, daß es Mordorganisationen in Deutschland gehe und die Anstiftung zum Mord bei uns gefahrlos sei. Die Fäden des planmäßigen Kampfes gegen die Republik seien unentwirrt. Das „Berliner Tageblatt" spricht die Hoffnung aus, daß durch das gerechte und würdige Urteil des Staatsgerichtshofes das Unkraut, das den Boden der Republik mit Unfruchtbarkeit bedrohe, entwurzelt werde. Der „Vorwärts" vermißt die Enthüllung der Mordorganisationen und hält das Urteil nicht für eine republikanische Tat, die man erwartete. Die „Rote Fahne" glaubt, daß der Prozeß die vollkommene Untauglichieit des Staatsgerichtshofes erwiesen habe. In der „Volkszeitung" fordert Hans Hhan die sofortige Beschlagnahme der sämtlichen in der Rathenaumordsache zustande gekommenen Polizeiprotokolls durch den Oberreichsanwalt bzw. den beauftragten Untersuchungsrichter. Ferner müsse der Angeklagte Günther unter schärfste im Sinne der Schutzhaft gedachte Bewachung gestellt werden. Die aus der Tatsache des Giftmordversuchs sich unzweifelhaft ergehende Folgerung sei die Gewißheit, daß Günther unendlich viel mehr wisse, als er bisher ausgesagt habe. Es sei dringend erforderlich, ihn so zu halten, daß nicht etwa der außerordentlich weitreichende Arm der Organisation Consul bis in seinen Gewahrsam hineinlange.
Schwere kommunistische Ausschreitungen.
Berlin, 15. Ott. Der Bund für Freiheit .und Ordnung hatte für heute vormittag 10 Uhr seine Mitglieder nach dem Zirkus Busch zu einer Versammlung eingeladen, in der bekannte Redner über Deutschlands Not sprechen sollten. Bereits um 9 Uhr sammelten sich infolge eines Aufrufs der „Roten Fahne" mehrere hundert Personen vor dem Zirkus an, die die Versammlungsteilnehmer durch Redensarten belästigten und tätlich angriffen. Als Schutzpolizei einem Verletzten zu Hilfe eilte, wurde ein Beamter am Hinterkopf schwer verletzt, so daß er besinnungslos niederstürzte. Eine zufällig vorbeifahrende Radfahrerpatrouille der Schutzpolizei von vier Mann wurde von den Rädern gerissen und niedergeschlagen. Die Räder wur-
artt den täglich erscheinenden sGu-tNIer* werdsn fortwährend von allen Postanstccktcn und unseren Austrägern entoegen-enommen.