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Kernsprecher Rr. 4.

Für telekonische Aufträge wird keinerlei Gewähr über­nommen.

Neueiibürg, Mittwoch, den 11. Oktober 1922.

n 10. Oktober 1922.

izeigr.

ber, morgens 3'/- Uhr, iegervater und Groß-

Mechaniker,

Leiden erlöst worden.

m Hinterbliebenen.

Mittwoch, den 11. Okt.,

Deutschland.

80. Jahrgang.

ebunk

1

6N1A6K6N- K6NOMM6N!

Berlin, 10. Okt. Unter dem Vorsitz des Staatsministers a. T. Dr. Drews wurden gestern die Verhandlungen über den Gesetzentwurf eines neuen Beamtenrechts zu Ende geführt. Be­züglich der Eidesleistung einigte man sich dahin, daß der Be­amte, der sich weigert, den Eid auf die Republik zu leisten, durch Spruch der Disziplinartammer aus dem Amt entfernt werden kann. Dix Bestimmungen über die Amtsverschwiegen­heit, Nebenbeschäftigung und die Annahme von Geldgeschenken sollen im wesentlichen erhalten bleiben. Hinsichtlich des Streik­rechts setzte Dr. Drews auseinander, daß dieses Recht den öf­fentlich-rechtlichen Beamten in keiner Form gegeben werden könne. Bezüglich des Rechts auf Einsichtnahme in die Per­sonalakten einigte sich die Konferenz dahin, daß dem Beamten die Einsicht in seine Personalakten gestattet werden soll. Hin­sichtlich der Haftung der Beamten wurde allgemein der Wunsch geäußert, daß die Bsamten dem Geschädigten gegenüber Pri­vatrechtlich nicht haftbar sein sollen, daß vielmehr Staat oder Gemeinden haftbar bleiben. Das Ergebnis der Konferenz wird in einem Gesetzentwurf zusammengefaßt werden, der dem Reichsrat und dem Reichstag übergeben werden soll.

Der Rathenau-Prozeß.

Leipzig, 9. Okt. Während in den ersten Tagen des Pro­pstes im Straßenbild vor dem Reichsgericht nichts darauf hin­deutete, daß sich ein Prozeß von ungeheurer Tragweite hinter den Mauern des ReWsgerichts abspielte, sammelten sich heute o* vor dem Reichsgerichts-Platz große Menschenmengen an. Die

^ Kontrolle ist heute äußerst streng. Nur Personen, die sich durch

I 'Lichtbild ausweisen, werden zugelassen. Dazu ist die Anzahl

III II A-^lI der Zuschauer auf ein Drittel verringert worden. Der I R Vorsitzende eröffnet« die Sitzung um 9.20 Uhr und stellte fest,

daß sämtliche Angeklagte zur Stelle sind. Er teilte weiter mit, es habe sich ergeben, daß die Krantheitserscheinungen, die bei verschiedenen Angeklagten ccm Samstag eingetreten waren, einen ernsthaften Hintergrund hätten. Nach den bisherigen Untersuchungen, die jedoch noch keineswegs ein endgültiges Er­gebnis darstellten, sei der Verdacht nicht ausgeschloffen, daß ei« Attentat auf die Gesundheit oder sogar das Leben eines der tz,.Angeklagten vorliegen könnte. Der Verdacht habe die Sichs- rungsmaßnahmen veranlaßt. Hierauf wurde in die Ver­handlung eingetreten. Zunächst wurde der Landwirtschasts- lehrer Duckarat-Berlin als Zeuge vernommen, der mit Gün- ther zusammen das Wilhelms-Gymnasium besucht hatte. Er e »lHUlen nach gesetzliche sagte über Günther aus, dieser sei stets ein hilfsbereiter Ka- ft mit dem neuen wärst merad gewesen, habe sich aber außerordentlich beeinflussen vappen darf auf Rechnuri lassen. Auf -er Schule habe er als fanatisch gegolten. Nach ulkassen erfolgen. Zcb balst dem Erzbergermord habe er ihn zufällig getroffen. Den Mord rebrl Schulvorständen ft die Günther aufs Schärfste verurteilt. Fm weiteren Verlauf ansnbl-n ' der Verhandlung sagte der Angeklagte Tillessen aus, er habe in

' ! Berlin von dem geflüchteten Brandt erfahren, daß Kern ein

großes Unternehmen, nämlich die Ermordung Rathenaus, vor­habe. .Er habe Kern davon abgeraten und schließlich den Ein­druck gewonnen, daß Kern schwankend geworden sei. Auf Be­siegen bestritt der Angeklagte ausdrücklich seine Mitschuld an der Ermordung Rathenaus und erklärte, er habe sich auch nicht veranlaßt gesehen, den Kernschen Plan anzuzeigen, da er tatsächlich der Meinung gewesen sei, daß Kern seinen Plan bereits aufgegeben habe. Der Angeklagte Plaaß, der mit Tillessen befreundet und Geschäftsführer des Verbands natio­nalgesinnter Soldaten des Norddeutschen Bundes, in Frank­furt a. Main und Schriftleiter derDeutschvölkischen Rund­schau" war, sagte aus, Tillessen sei über die Ermordung Erzber­gers empört gewesen. Der Angeklagte erklärte, er habe ange­nommen, daß Tilleffen, dessen Einfluß auf Kern er gekannt habe, Kern von seinem Plan abbringen würde. Von einer Anzeige des Mordplans habe er abgesehen, da er aus Aeußerun- 8en Kerns entnommen habe, daß er den Plan habe fallen las­sen. Damit ist die Vernehmung der Angeklagten beendet.

Es folgt? die Vernehmung einer Reihe von Polizeibeamten, die bei der Verhaftung und der polizeilichen Vernehmung der Angeklagten mitgewirkt haben. Daran schloß sich die Ver­nehmung des Zeilgen Studienrat Retz an, der über die Vor­gänge auf dem Festabend des Deutsch-Nationalen Jugendbundes aussagen soll, auf dem Günther mit großem Jubel als Mörder Rathenaus begrüßt worden sein soll. Der Zeuge sagte unter anderem aus, daß Günther nur dann maßlos zu übertreiben Pflegte, wenn es sich um seine Person gehandelt habe. Anläß­lich der Konferenz von Genua habe er geäußert, er betrachte Rathenau als einen vielfachen Millionär, nicht als Vertreter der Arbeiterklasse oder als Vertreter der Demokratie, sondern als tüchtigen Vertreter der Großfinanz. Von seinen Beziehun­gen zu rechtsstehenden Persönlichkeiten sprach er sehr viel, nannte jedoch nicht Namen. Nach der Vereidigung des Zeugen tvurde Günther über seine Beziehungen vernommen. Er gibt Zu, mit Ludendorff in Verbindung gestanden zu haben, mit dem er über eine etwaige Wiederaufnahme des Jagow-Prozesses verhandelt habe. Auch zu Helfferich, Graf Reventlow Oberst Bauer habe er Beziehungen gehabt. Es folgte

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in Len Kassen der Reichsbank und trägt nicht zum geringsten zur Stützung ber Währung bei. Das ist ein unhaltbarer Zu­stand. Die Regierung muß die letzte Energie darauf verwen­den, um den Sturz der Mark endlich aufzuhalten. Sie darf da­bei auch nicht vor dem subjektiven Urteil von Männern zurück­schrecken, deren Denken und Fühlen im Fdeenkreis der Vor­kriegszeit befangen ist und die mit dem Goldschatz eine nutzlose Prestigepolitik treiben wollen. Es ist unbedingt erforderlich, Laß dem Sinken der Mark ein Ziel gesetzt wird. Man schaffe ein wertbeständiges Anlagepapier, nennen wir es Goldschatz­wechsel, verbiete rücksichtslos jeden spekulativen Devisenhandel, sorge dafür, daß die vorhandenen Devisen nur den dringlichsten volkswirtschaftlichen Bedürfnissen zugute kommen und be­kämpfe rücksichtslos die Zahlung in ausländischer Währung im Inland«. Wohl kann auch dieses Mittel den sicheren Erfolg nicht versprechen, die Mark einigermaßen in die Höhe zu brin­gen; aber es wird das willkürliche Spiel mit der Kaufkraft eines Volkes endlich einschränken und der Welt zeigen, daß das deut­sche Volk nicht gesonnen ist. Len Kreisen der Spekulation seine Arbeitskraft und das Recht auf Leben zu opfern. Und darauf kommt es an. Es ist die höchste Zeit!

Wilhelm ll. und derDolchstoß".

Berlin, 10. Okt. Wilhelm ft. läßt seine Mitarbeiter auf dem Gebiet der Verwaltung immer noch Revue passieren. Da sein Verbrauch in der Beziehung recht groß gewesen ist, kann dieses Kapitel sich noch beträchtlich ausdehnen. Nebenbei be­kommen die inneren Mitarbeiter bessere Zensuren, als die auf dem äußeren Gebiet. Herr v. Goßler und Trott zu Solz wer­den bedeutend und hervorragend genannt. Althoff erhält sogar das Prädikatgenial". Auch Puttkamer, Podbielski und der lange Möllen erhalten ein Lob, obwohl Wilhelm H. jetzt wieder nicht unterläßt, festzustellen, daß er allein der Kluge gewesen und deshalb Bülow von der Berufung Möllers zurückgehalten habe, der schließlich doch am Parlament gescheitert sei. Von politischer oder, wenn man will, von psychologischer Bedeutung sind die Sätze, zu denen sich der Kaiser im Anschluß an den Be­richt über seine Schulreform »ersteigt, die er gegen einenver­zweifelten Widerstand der Philologie" durchzusetzen versucht habe. Die kaiserlichen Sätze lauten:Das Germanentum in seiner Herrlichkeit ist dem erstaunten deutschen Volk erst durch Chamberlain in seinenGrundlagen des 19. Jahrhunderts" klar gemacht und gepredigt worden. Aber, wie der Zusammen­bruch des deutschen Volkes zeigt, erfolglos. Man hat zwar Deutschland über alles gesungen, aber man hat auf Befehl der Feinde das Kaisertum stürzen und das Reich zerschlagen lassen, hat sich unter die Führung von kulturell .meilenweit tiefcr- stehenden russischen Verbrechern gestellt und damit dem eigenen schwer kämpfenden Heer den Dolchstoß in den Rücken versetzen lassen. Wären die Deutschen aller Schichten und aller Stände zur Freude und zum Stolz an ihrem Vaterland erzogen ge­wesen, dann wäre eine solche Selbsterniedrigung eines großen Volkes undenkbar gewesen." Mit andern Worten, wäre das deutsche Volk trotz der vierjährigen Hungerblockade so hohen Mutes gewesen,, wie Wilhelm ft., dann hätte der untadelige aber nicht verstandene Kaiser es sicher nochherrlichen Zeiten" entgegengeführt.

Die Kommunisten Sie Ursache Ser ungenügenden Ueberschichten.

Die mehrheitssozialistischeWestfälische Allgem. Volkszei­tung" in Dortmund berichtet. Laß die Belegschaft der Zeche Scharnhorst in einer Versammlung zum Verfahren von Ue- berstunden sich bereit erklärt. Im Geheimen wurde nun ein schändlicher Plan betrieben, den Kameraden ein für alle mal die Ueberarbeit zu verekeln. Die von der Morgenschicht kom­menden Leute wurden mit den Ausdrücken Verräter, Hallunken und anderen Schmährufen von den Kommunisten empfangen, man vergriff sich sogar an den Leuten und mißhandelte sie. Am meisten hatte man es auf den Betriebsrat abgesehen, auch dieser wurde mißhandelt. Man scheute sich nicht, alte Invaliden zu schlagen, man zertrümmerte ihnen sogar die Fahrräder. (Auch die Regierung trägt daran ihr Teil Schuld; gegen Ele­mente, die sich auf diese Art gegen ein ganzes Volk vergehen, sollte rücksichtslos vorgegangen werden. Schriftl.)

^ureigen

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Gutachten des Sachverständigen Sanitätsrat Schütz über die geistig? Verfassung Günthers. Der Sachverständige hält Gün­ther für einen Psychopaten, aber nicht für einen Geisteskranken. Er müsse als vermindert zurechnungsfähig bezeichnet werden.

Zum Sturz Ser Mark.

Berlin, 10. Ott. Im heutigen Leitartikel desVorwärts" ^er sich mit dem neuesten Marksturz beschäftigt, heißt es: Der Dollar steht fast aus 3000. Eine Milliarde Gold liegt untätig

Ausland.

Paris, 7. Ott. In der Frage der beschlagnahmten Goethe- Dokumente hat das Zivilgericht in Lyon jetzt entschieden, daß die strittigen Gegenstände von der angekündigten Versteigerung ausgeschlossen seien, daß sie aber, um der Forderung dreier Gläubiger Genüge zu tun, unter Obhut des Sequester bleiben sollen.

Lonöon, 10. Ott. Zwei Beamte des Londoner Autzen- amts sind von London in einem Flugzeug anfgestiegen, um sich nach Konstantinopel zu begeben. Der Aufstieg erfolgte am Montag früh 10 Uhr. Der Flug führte über Köln. Man hofft, und daß diese beiden Kuriere bis nachmittags in Konstantinopel ein- das treffen werden. Sie überbringen General Harrington neue

wichtige Anweisungen.

Riga, 9. Okt. Einem Bericht von zuverlässiger Seite zu­folge hat der Vollzugsausschuß der Sowjetregierung die Sow­jetvertreter in Angora und Amolow angewiesen, der dortigen Regierung mitzuteilen, daß jedes Uebereinkommen zwischen Ke- malisten, Großbritannien und den anderen Mächten über die Dardanellen, das ohne Rußlands Kenntnis abgeschlossen werde, als Verletzung des russisch-türkischen Abkommens angesehen und zu den ernstesten Folgen führen würde.

Der Faszisten-Terror.

Wien. 9. Ott. Der Faszisten-Terror in Deutsch-Süd-Tirol geht nach einer Brixener Meldung weiter. In Brixen wurde eine Anzahl deutschen Firmenschilder zertrümmert. Infolge­dessen sind das Rathaus und alle öffentlichen Gebäude militä­risch bewacht. In Trient soll wieder Ruhe herrschen. Die Zi­vilbehörden haben die Gewalt wieder übernommen. Der von den Faszisten geforderte Rücktritt des Zivilkommissars für Süd­tirol Credaro, der sein Demissionsanerbieten bereits eingereicht hat, steht bevor. Als Nachfolger sollen General Badotti oder Adamo in Betracht kommen.

Amerika erkennt die Wichtigkeit Ser türkischen Frage.

Washington, 10. Ott. Man hat ernste Gründe, zu glauben, daß das türkische Problem die Vereinigten Staaten zwingen wird, sich in gründlicherem Maße als bisher an den Angelegen­heiten Europas zu beteiligen. Staatssekretär Hughes soll be­reit sein, anzuerkenne», daß diese eine der wichtigsten Fragen ist, die Amerika jemals interessiert haben, seit es dem Vorschlag der Alliierten zugunsten der Freiheit der Meerengen beigetreten ist. Man glaubte, daß Hughes bereit sein dürste, die Union die Verantwortung auf sich nehmen zu lassen, um eine befriedigende Lösung des kleinasiatischen Problems herbeizuführen. In au­torisierten Kreisen werde man daher nicht erstaunt sein, wenn Amerika an der Konferenz teilnehmen würde, die die Frage des nahen Ostens regeln soll. Es ist aber zweifelhaft, ob die Re­gierung in der internationalen Kommission, die die Verwaltung der Meerengen übernehmen soll, sitzen wird. Die Opposition des Senats würde sie daran hindern, wie in der Frage der Wiedergutmachungskommission.

Eigenartige Beleuchtung der Zusammenhänge.

Paris, 10. Ott. Der von einer längeren Reise durch Eu­ropa zurückgekehrte Kandidat der Demokratischen Partei bei der letzten amerikanischen Präsidentenwahl, James Cox, soll in politischen Kreisen erklärt haben, daß nach seiner Kenntnis der Dinge und nach den Erkundigungen, die er in Europa ein­gezogen habe, die schwersten Bedingungen des Versailler Ver­trags nicht, wie bisher absolut angenommen, aus Veranlassung Frankreichs zur Durchführung stehen. Cox halt den Einfluß Hoovers für das schnellste Mittel, um den Zusammenbruch Deutschlands und Oesterreichs durch eine Entscheidung der Re­parationskommission unter Mitwirkung Nordamerikas zu ver­hindern. Cox ist der Ansicht, daß die Wiedergutmachungskom- misfion sich vernünftigen Vorschlägen der Vereinigten Staaten unterordnen würde.

Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 10. Ott. Auch an dieser Stelle sei auf den gestrigen Aufruf an die Land Wirte hingewresen, wel­cher den Zweck hat, das entsetzliche Los unserer armen alten und gebrechlichen Kleinrentner und Witwen, die erwerbsun­fähig und dadurch bei der wahnsinnigen Teuerung dem lang­samen Tode des Verhungerns preisgegeben sind, in etwas zu lindern. Das Los dieser Bedauernswerten ist geradezu ein verzweifeltes. Wohl Pocht die Not an die Türe jedes einzelnen, aber wer noch im Erwerbsleben steht, ist wenigstens einiger­maßen im Stande, der dringendsten Not zu steuern. Anders ist dies bei alten und gebrechlichen Personen, die gerne arbeiten würden, es aber bei der Gebrechlichkeit des Alters mit dem besten Willen nicht mehr vermögen. Die Landwirte haben schon wiederholt in Deutschlands schwerster Zeit bewiesen, daß sie Sinn und Verständnis für die Not ihrer Nebenmenschen haben, und sie haben sich ftymer bereit gezeigt, nach Kräften zu Linderung der allgemeinen Not beizutragen. Möchte daher auch der diesmalige Appell an ihre Güte keine verschlossenen Herzen, sondern einen erfreulichen Widerhall bei ihnen finden und sie in diesem Bestreben, wohl zu tun, soweit ihre Kräfte es er­lauben, anderen die quälendste Sorge des Hungers vom Halse schäften, sich selbst aber dadurch hohe, innige Freude bereiten.

Neuenbürg, 9. Ott. (Eine Bahnsteigkarte 2 Mark.) Zur Erleichterung der Schalterabfertigung und mit Rücksicht auf den Mangel an 50-Pfennigstücken wird der Preis der Bahn­steigkarten vom 10. Oktober ab auf 2 Mark erhöht. (Auch eine Begründung!)

Württemberg.

Calw, 7. Ott. (Handelskammer.) Am 3. Oktober fand hier unter dem Vorsitz des Herrn Kommerzienrats Wagner in Calw eine Sitzung der Handelskammer statt, aus deren zahl­reichen Verhandlungsstoffen einige für die Allgemeinheit wich­tige herausgegriffen seien: Der Geschäftsführer, RA. Rhein­wald in Calw, berichtete über den derzeitigen Stand der Han- delskammergesetzgebung. Ein Reichsgesetz ist zur Zeit in der Entstehung begriffen, das die Handelskammern zu einer reichs­gesetzlichen Institution im Anschluß an die Organisation der übrigen Wirtschaftsorganisationen (Bezirkswirtschaftsräte) Ma­chen soll. Damit hängt zusammen die Frage, ob die Zahl der Kammern im Reich und in Württemberg erheblich vermindert werden soll. Die Kammer schließt sich der Auffassung einer Opposition an, die für die kleineren Kammern unter allen Um­ständen Las Recht der Selbstbestimmung erhalten wissen will. Bei der Abgrenzung der Zugehörigkeit der einzelnen Firmen zur Handels- oder Handwerkskammer bestehen alte Streit­punkte zwischen den beiden Organen. Es soll versucht werden, in einem schiedlichen Verfahren unter den beiden in der Weise zu entscheiden, daß die Steuer entsprechend der Kopfzahl bzw. der Lohnziffer verteilt wird. Nach dem Vorbild anderer Kam-