V?

Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 4. Auli. (Metallsiegelverschluß bei Postpake­ten.) Als Verschlußmittel für Wertpakete von mehr als 500 bis 3000 Mark werden vom 1. Juli an neben den bisher dor- geschriebenen Lacksiegeln auch Bleisiegel und Stahlblechsiegel versuchsweise zugclassen. Nähere Auskunft erteilen die Post- anstalten.

Birkenfeld, 4. Juli. Bei der jetzigen Milchknappheit und Milchteuerung spielt die Ziegenzucht eine nicht mehr un­tergeordnete Rolle. Darum steht dieselbe und ihre Interessen vertretender Verein in schöner Blüte. Zur Zeit befinden sich

nicht wemger^als.600 Ziegen am Platz. An seiner kürzlich ab­

gehaltenen Mitgliederversammlung beschäftigte sich nun der Ziegenzuchtverein mit wichtigen Fragen, so mit der Abhaltung einer Ziegenausstellung, mit der Bockhaltung, mit dem Ankauf von Weizen und Futtermitteln. Mögen die Bestrebungen die­ses Vereins immer noch mehr Beachtung linden, denn Ziegen kann schließlich auch der kleine Mann halten und sich dadurch die nötige Milch, das unentbehrlichste Nahrungsmittel, sichern.

F.

Herrenalb, 4. Juli. Letzten Sonntag veraustalreie der so rührige Kurkommissar. Herr Lange, ein Kirchenkonzert, das von vielen Kurgästen und Einheimischen besucht war. In dem stimmungsvollen Raum der Klosterkirche erklangen zuerst die herrlichen Weisen des Pastorale A-dur von Kürnberger. vom altbewährten Organisten meisterhaft vorgeirazen. Dann sang Frau Lotte Lange-Bake mit geübter Stimme fthr gefühlvoll das Agnus Dei von Bizet, die Arie Eckerts:Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete" und besonders zart das rührendeWiegenlied Mariä" von Reeger, feinsinnig

geraubt worden war. Die Figur soll einen namhaften Alter­tumswert besitzen.

Tübingen, 4. Juli. (Politische Verhaftung.) Nach der ^Tübinger Chronik soll hier ein Angehöriger der Organisation C verhaftet worden sein, ein Student, der einer Korporation angehört und sich auch im Hochschulring betätigt hat.

Rottweil, 4. Juli. (Wuchergericht.) Von der Wucherstraf­kammer wurden wegen Schleichhandels verurteilt: Karl Mayer, Kaufmann in Breslau, zu 1 Woche Gefängnis oder 6000 M. und 4000 M. Geldstrafe; Ernst Glück in Alpirsbach zu 7 Mo­naten Gefängnis und 5500 M. Geldstrafe; Joseph Jülg, Händ­ler in Urlosfen, zu 1 Monat Gefängnis oder 10 000 M. und 10000 M. Geldstrafe; Karl Umfried, Wirt in Freudenstadt, zu 6 Wochen Gefängnis oder 60 000 M. und 10 000 M. Geld­strafe; Anton Huber, Kaufmann in Alpirsbach. zu 6 Wockien Gefängnis und 10 000 M. Geldstrafe; Ludwig Hauser, Post­bote auf dem Kniebis, zu 10 Tagen Gefängnis oder 1000 M. und 2000 M. Geldstrafe.

Schramberg, 4. Juli. (Unfall.) Am Sonntag abend fiel der 34 Jahre alte verheiratete Uhrmacher Otto Knaps von hier beim Friedhof so unglücklich von einem Lindenbaum, daß er einen doppelten Schädelbruch erlitt und nach kurzer Zeit ver­schied. Er hinterläßt eine Witwe mit sechs unmündigen Kindern.

Glatten, 4. Juli. (Ein weiterer Stollendurchschlag.) In

von der Orgel begleitet. Der neugegründete Kirchenchor gab frischweg Mendelssohns Lied »Wirf dein Anliegen auf den

Herrn!'' und^die stegesfrohe Motette Klaus .sinzu dem

Herrn!" zu Gehör. Einen erbaulichen Genuß gewöhne das Terzett Giordanis für Orgel, Geige und Gesang:Eaeo mio ben , gesungen von Frau Lotte Lange-Bake und gegeigt von Herrn Dr. Hauber. Die ganze Süße südlicher Frömmigkeit wußten die Künstler hineinzulegen. Nach dem Heeren Allegro moderato-Satz aus der Koch'scheu D-dur-Sonate für Orgel geigte Herr Dr. Hauber mit weichem, singenden und wieder glanzvollem Ton das ewig schöne Largo von Händel und die Kavatine von Raff, begleitet von der Orgel. Beethovens ju­belndesGott ist mein Lied", gesungen vom Kirchenchoc, be­schloß das Konzert, das so auch ein Gottesdienst in seiner Art geworden war. Freiwillige Gaben, reichlich gespendet, stärkten den Geldbestand für die neue Glocke. F. H.

Calw, 4. Juli. (Zurücknahme einer Strafverfügung.) Tic gegen 10 Vorstands- und Ausschußmitglieder des Haus- und Grundbefitzervereins ausgesprochene Strafe wgeen Aufreizung gegen eine ministerielle Verordnung wurde It. Calwer Tagbl. zurückgenommen. Die Kosten des Verfahrens übernimmt die Staatskasse.

Württemberg

Freudenstadt, 4. Juli. (Wieder zur Kur.) Reichspräsident Ebert, dessen Gesundheitszustand sehr zu wünschen übrig läßt, kommt heute wieder hierher, um seine Kur fortzusetzen.

Stuttgart, 4. Juli. (Die Demonstrationspause.) Das Te­lephonamt Stuttgart stellte am Dienstag nachmittag von 3 Uhr bis 3.10 Uhr seinen Betrieb auf Anordnung der Reichs- postverwaltung ein. Die Stuttgarter Straßenbahnen lagen von 4 Uhr bis 4.30 Uhr still.

Zuffenhausen, 4. Juli. (Nötigung.) Bei den heutigen De­monstrationen der Arbeiterschaft wurde eine Reihe von Be­trieben, in denen sich die Arbeiterschaft weigerte, die Arbeit niederzulegen, gewaltsam durch Demonstrierende, meist junge Burschen, stillgelegt.

Beihinaen OA. Ludwigsburg. 4. Juli. (Zum Kraftwagen­unglück.) Die Landwirtsfrau Bemmerle ist bei dem Auto­unglück nicht getötet, sondern nur schwer verletzt worden. Ihr -rechter Oberarm wurde zerschmettert, außerdem erlitt sie einen Rippenbruch und weitere schwere Verletzungen. Es gab also nur drei Tote.

Tübingen, 1 . Juli. (Von der Landes-Universität.) Im Sommersemester 1922 befinden sich 3180 Studierende, darunter 242 weibliche, an der Universität. Im einzelnen studieren: Evang. Theologie 599, kath. Theologie 177, Rechtswissenschaft 692. Medizin 541, Philosophie usw. 410, Staatswissenschaften 290, Mathematik und Naturwissenschaften 219, Chemie 147, Zahn­heilkunde 87, Pharmazie 18. Dazu kommen noch 115 zum Be­such von Vorlesungen ermächtigte Personen, so daß die Ge­samtzahl der Teilnehmer am Unterricht 3295 beträgt, darunter 1506 Nichtwürttemberger, unter letzteren 101 deutschstämmige Ausländer. 29 Schweizer und 27 sonstige Ausländer.

Reutlingen, 3. Juli. (Der Rechberger Christophorus.) Bei der Durchsuchung des Zigeunerwagens der Familie Pfister zog die Landjägermannichaft u. a. die Figur des hl. Christo­phorus hervor, die vor längerer Zeit in der Rechberger Kirche

der Nacht auf Samstag erfolgte im Bauabschnitt der Siemens- Bauunion der Durchschlag des Stollens Böffingen-Süd nach Neuneck-Nord. Durch diesen neuen Fortschritt sind nunmehr etwa 3500 laufende Meter zusammenhängender Stollen durch­brochen. Vom Lautertal bis fast zum Gaisbachtal kann man schon heute durch den Berg den Stollen begehen. Nur kurze Zeit noch und man wird.vom Lautertal bis zur kleinen Heim­bachsperre die Berge durchschlagen haben.

Ulm, 4. Juli. (Zeitungsnot.) Auch der Generalanzeiger, der bisher alle 8 Tage herauskam, und derUlmer Landbote'' (Verlag Dr. Höhn-Ulm) haben auf 1. Juli ihr Erscheinen ein­gestellt. Mit der Ulmer Zeitung also 3 Zeitungen allein in Mm.

Ulm, 3. Juli. (Aerztetagung.) Die gemeinsame Tagung des Württ. Äerzteverbands und des Aerztlichen Landesvereins forderte die lückenlose Durchführung der freien Aerztewahl bei allen deutschen Krankenkassen. Zum erstenmal wurde die Schaffung von Erholungsheimen für Aerzte angeregt. Zu­nächst sollen Arztfamilien und Arztwitwen auf dem Land ge­wonnen werden. Stadtärzte in ihrem Urlaub in Pension zu nehmen. Prof. Veiel berichtete über neue Anschauungen in der Behandlung der Zuckerkrankheit, wobei man von der aus­schließlichen Ernährung der Kranken mit Fett und Eiweiß und der Vermeidung der Kohlehydrate (Brot usw.) abgekommen ist und eine neue Diät mit Karamelkuren empfohlen hat. Prof. Birk, Tübingen, sprach über Vorbeugung der Rachitis und Obermedizinalrat Dr. Gnant über das ärztliche Fürsorgewesen.

Essenoorf, O.-A. Laupheim, 4. Juli. (Räuberische Erpres­sung.) Am Sonntag morgen während des Gottesdienstes ha­ben sich zwei junge Burschen in die Stallung der Witwe Keiner hier eingeschlichen, jedenfalls um zu stehlen. Der Sohn der Witwe war zufällig zu Hause und hörte das Geräusch im Stall. Er ging dorthin und sah die beiden Burschen. Diese aber stürzten sich sofort auf den jungen Seiner und überwältigten ihn und banden ihm die Hände mit dem Hosenträger auf den Rücken.Geld her oder du wirst verschossen", schrieen sie und hielten ihm den Revolver vor und schlugen ihn auf den Kopf. Der Üeberfallene wurde ohnmächtig, worauf die Einbrecher ihn in eine Ecke legten und mit einer Decke zudeckten. Darauf mach­ten sie sich auf die Suche nach Geld und fanden auch wirklich 35 000 Mark. Die Nachbarschaft hörte die Hilferufe des Ueber- fallenen. Doch konnten die Räuber aus dem Hause entkommen. Bei der Verfolgung gaben sie noch zwei Schüsse ab. Als der eine den Revolver aus der Tasche zog. riß er das Geld mit heraus, das dann am Wege gefunden wurde. Einer der Täter dürste Bißwunden an einer Hand haben.

Ellwangen, 4. Juli. (Der Bienenschwarm in der Akten­mappe.) Ein Radler sah an einer Wegkreuzung eine große Bienentraube hängen. Obwohl er im Umgang mit Bienen unerfahren war, schüttelte er kurz entschlossen den Klumpen in seine Aktenmappe und fuhr rasch der Heimat zu, wo das her­renlose Volk mit der Königin seinen passenden Platz zugewiesen erhielt.

Näheres wird die wissenschaftliche Prüfung der Erfindung und deren Erfolge durch die berufenen Instanzen ergeben. "

Müllheim, 1. Juli. Nach langen Unterhandlungen ist der Verkauf der ehemaligen Jnfanteriekaserne an die Stadt zur Tatsache geworden. Der Kaufpreis beträgt 1125 000 Marl Die Mannschaftsgebäude der Kaserne sollen zu Schulsälen Lei Volks- und Realschule Verwendung finden. Das frühen Garnisonslazärett ist von der Stadt auf 10 Jahre an da'z Hauptversorgungsamt Karlsruhe verpachtet worden. Das Ge­bäude wird in ein neuzeitliches Versorgungskrankenhaus um­gewandelt.

Welurlingen (A. Lörrach), 1. Juli. Vor 56 Jahren verlor die Frau des Landwirts Konrad Aua. Scheier den Ehering während der Getreideernte auf einem Acker. Vergeblich war damals alles Suchen nach dem wertvollen Ring, auf dem der Name des Mannes eingraviert war. Vor zwei Jahren ging der Acker aus dem Besitz der Familie Scheuer in fremde Hän^ über, und jetzt, nach mehr als 5>L Jahrzehnten, hat der 12 - jährige Sohn des nunmehrigen Besitzers den Ring aus da» gleichen Acker gefunden. Das Kleinod ist den Nachkommen Ln Familie Scheier, die in Höllstein i. Wieseital ihren Wohnsih haben, ausgehändigt worden.

Konstanz, 2. Juli. Mehrere Angestellte einer Singenei Speditionsfirma hatten sich wegen unerlaubter Ausfuhr, Ur­kundenfälschung, Bestechung und Unterschlagung zu verantwor­ten. Sie halten einen bereits zollamtlich abgefertigten, stir die Schweiz bestimmten Waggon zahlreiche Pakete mit Klei­dungsstücken, Schuhen usw. beigefügt, Frachtbriefe und Auz- fuhrbescheinigungen gefälscht und die angeblich vom Zollamt ,'n das Abgabenbuch als zurückgezahlt vermerkten Beträge unter­schlagen. Auf diese Weise verschafften sie sich hohe Beträge, die verteilt wurden. Der 24 Jahre alte Handlungsgehilfe Karl Reize aus Singen wurde zu 6 Monaten Gefängnis und M Mark Geldstrafe, der gleichaltrige verheiratete Spediteur Robert Ott aus Rankwil zu 4 Monaten und 20 000 Mark Geldstrafe der 18 Jahre alte Karl Müller aus Engen zu 3 Monaten Ge­fängnis und zwei weitere Angestellte zu ;e 4 Wochen Gefängnis ' verurteilt.

Bullen 1- 3000- ^Äc>0 2 27003000. Lim 3^200-1406 M^35M. Schweine 1,

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Wlinaen, .3. Juli. 0

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Achern, 3. Juli. LautAHerner und Bühler Bote" hat der seit langen Jahren hier Praktizierende Arzt Dr. Mühlebein eine bedeutende Erfindung gemacht. Durch langjährige Stu­dien und Proben ist es ihm gelungen, ein Serum zu erfinden, das u. a. die erlöschende Sehkraft des Auges in wenigen Minuten schon hebt, Rheumatismus heilt und Krebsgeschwüre zum Schwinden bringt. Die Wirkung des Mittels ist bereits an verschiedenen Personen von einem hervorragenden Chir­urgen Mittclbadens, der die Patienten vor der Einspritzung behandelte und als unheilbar bezeichnete, festgestellt worden.

Bermi-chres.

Tausendjahrfeier der Stadt Goslar. Die Tausendjahr­feier der ehemaligen Kaiser- und Freien Reichs- und Hansa­stadt Goslar ist unter riesigem Zustrom von Fremden am Samstag begangen worden. Die Vertreter der städtischen und staatlichen Behörden, Vereine usw. versammelten sich im gro­ßen Saal des althistorischen Kaiserhauses. Es waren erschie­nen: Finanzminister Dr. von Richter, Minister für Handel und Gewerbe Siering, Oberpräsident Noske, das Präsidium des preußischen Landtages mit Präsident Leinert an der Spitze, zahlreiche Abgeordnete des Reichstages und des Landtags, Oberbürgermeister Leinert, Hannover, teilte mit, daß der Han­noveranische Städteverein als Festgabe die Rathausfenster der Stadt Goslar mit den Wappen der Hannoveranischen Städte schmücken lassen werde. Abg. Senator Beythien, Hannover, sprach für den deutschen Reichstag und Gerstenberg. Hildes- Heim, als Vertreter des Vereins deutscher Zeitungsverleger. Nachmittags fand ein großer historischer Festzug statt. Die Stadt Goslar hat aus Anlaß der Feier 500 000 Mark für Wohlfahrtszwecke ausgeworfen.

Mn Geständnis des Frauenmörders Grotzman». Der Fraueumörder Großmann hat am Samstag vor dem Gericht die Tötung von drei Frauen zugegeben, aber die Absicht einer Tötung dieser Frauen bestritten.

Festnahme eines Dollardiebes. Vor einiger Zeit ist der Bankbeamte Gangloff von Hamburg unter Mitnahme von 5 0 Lollars flüchtig g"- ri ge? Es ist nun gelungm in Swi­nemünde den 20jährigen Gangloff in Gestalt eines Barbesitzrrs zu verhaften. Gangloff hatte noch über 4000 Dollars bei sich, so daß durch seinen vor sechs Wochen begangenen Diebstahl die Bank nicht geschädigt ist, da der Dollar inzwischen immer mehr stieg. Der Defraudant wurde nach Hamburg überführt.

Tauschhandel in Deutschland. Die Sitte breitet sich immer mehr aus, den Pachtpreis landwirtschaftlicher Grundstücke in Naturalien zu berechnen. In Marienchur in Ostfriesland wurde ein 35 Hektar großes Weidegut für jährlich 6500 Pfund Butter verpachtet. Das entspricht bei den heutigen Butter­preisen einer Summe von 300 000400 000 Mark. Im Frieden brachte das Gut nur 4005(X) Mark Pacht.

Preiserhöhung für Bleistifte. Der Verband der Bleistift­fabriken hat den seitherigen Ausschlag von 170 Proz. mit so­fortiger Wirkung auf 250 Proz. erhöht, was einer Preissteige­rung von 30 Proz.entspricht.

Handel und Verkehr»

Stuttgart, 4. Juli. Dem Dienstagmarkt am Vieh- und Schlachthof waren zugeführt: 22 Ochsen, 12 Bullen, 20o Jung- bullen, 158 Jungrinder. 196 Kühe, 430 Kälber, 424 Schweine, 11 Schafe, 1 Ziege, die sämtliche verkauft wurden. Erlöst wur­den aus se 1 Ztr. Lebendgewicht: Ochsen 1. 30003300, 2. 2500

Zur Himmelmoos.

13 ,

Von Hermann Schmid.

(Nachdruck verboten.)

Komm' her, Rosel," sagte Engerl,bist mir alleweil eine liebe G'sellin gewesen; ich nehm Dich auf den Buckel und trag' Dich hinunter".Was fallt Dir ein, Engerl?" Hab' ich dagegen gefragt,Du bist wohl ein kräftiges Leut, qber das ist zu viel, das kannst nit machen."Mit Got­teshilf', hat sie wieder dagegen gesagt,werd' ichs wohl machen können; ich Hab' wohl schon öfter eine viel schwerere Bürd' getragen, Stunden weit; drunten auf der Betbank vor dem Schauerkreuz, da kann ich sie eine Weil' hinsetzen lassen und ausschnaufen; bet' einen Rosen­kranz, daß wir glücklich hinunterkommen!"

Wildel hatte mit leuchtenden Augen und angehaltenem Atem zugehört.Und sie ist wirklich fort?" rief er. Sie hats wirklich zuwegen gebracht? Aber das kannst Du ja noch nicht wissen."

Wohl kann ichs wissen und wohl weiß ichs schon," rieft riumphierend die Alte.Steh' auf den Felsenbrocken hinauf, der am Eck von der Hütten liegt! Dort kannst gerade hinunter sehen auf den Steinerhof.Wenn ich die Rosel glücklich hinunterbring'," hat das Engerl ge­sagt,dann steck' ich auf dem Dach, wo das Mittags- g locket hängt, ein weißes Tüchel an einer Stangen aus, damit Du weißt, wie Du daran bist und Dich nit um­sonst ängstigst"."

Und Du hast das Fährst geseh'n? Und da wird sie wohl bald kommen und Dich wieder ablösen?" rief Wildl erwartungsvoll.

Na," entgegnete die Alte, das Glas zurück emp­fangend,heute kommt sie noch nicht; heut' muß ich schon sehen, wie ich allein zurecht komm'; wie sie die Rosel auf den Rücken genommen hat, da hat sie noch ein Stoßgebet gesagt und hat sich verlobt, sie wollt', weil beut' dock die Kirchweih' ist draußen in der Wnndkapellen.

auch hinaus wallfahren, wenn fies glücklich zustande ge­bracht hätte. Aber jetzt Hab' ich lang' genug geschwätzt; jetzt ist es Zeit, daß ich Feuer anmach' und nach meinen Kühen schon. Und Du wirst auch den Weg unter die Füß' nehmen müssen, sonst kommt Dir doch ein anderer zu­vor mit Deinem .Holzhandel."

Sie verschwand am Fenster, Wilderich aber erhob sich von der Bank, warf die Joppe über die Schulter und rückte den Hut auf dem Kopfe zurecht, daß die Spielhahnfeder sich nach vorn beugte, wie es Brauch ist, wenn es gilt, einen Gegner zum Ringkampse herauszufordern; es war ihry auch gerade so zu Sinn: er hatte einen Entschluß gefaßt und war bereit, es mit der ganzen Welt aufzu­nehmen.

Rasch und kräftig begann er den Weg zurück zu eilen, den er gekommen war.

Die Sennerin ward es gewahr und rief ihm nach: Was tust denn, Bub'? Bist denn ganz verdreht? Dort um's Eck geht der Weg zum Fall- Du gehst ja wieder zurück."

Er antwortete nicht, aber er schwenkte den Hut über'm Kopse und stieß einen langgeozgenen Juhschrei aus, so frisch und hell, daß er auch den Bergen zu gefallen schien, denn weithin riefen sie ihn hallend und verhallend einander nach.

Die Sonne hatte noch nicht lange den Gebirgsrand überschritten und ihr volles Licht auf das Flachland da­vor ergossen, als Wilderich schon den letzten zur Ebene führenden Tlbhang erreichte, von welchem die Rundkapelle in nicht großer Entfernung sichtbar war. Das Kirchlein lag, von allen Dörfern uno Einödhöfen weit abgesondert, auf einem überrasten und bebuschten Vorsprung; dem Wanderer, der über die langgedehnte Hochebene herange­zogen kam, bot sich von da aus der erste Anblick der Berg­welt, die zu seinen Füßen ihre vollsten Reize auszubreiten begann. Die Kapelle, ein wunderlicher nicht unschöner Rundbau, stand bei dem Landvolk in hohen .Ehren, und

die wenigen Tage, an denen sie dem Gottesdienste und da­mit dem Besuche sich öffnete, waren eben so viele Fest­tage, zu welchen Alt und Jung von Tälern und Bergen herbeigeströmt kam- Dann erhob sich an der sonst ein­samen und schweigenden Kapelle, deren Inneres sonst nur durch ein Gitter in der Tür zu sehen war, ein fröh­lich bewegtes, laut schallendes Leben; das Portal war mit grünem Laubwerke geziert; zu beiden Seiten wurden frisch aus dem Walde geholte Fichtenbäume aufgestellt, und auf dem grünen Rasenftecke bauten sich rings um das Heiligtum allerlei Buden und Ständchen auf, um mit Rosenkränzen, bunten Kerzen und frommen Bildchen alles zu liefern, was den gläubigen Gemütern zur Erhöhung der Andacht nötig scheinen mochte.

Tief in Gedanken und des Weges kaum achtend, war Wildel aus dem Walde getreten; gegenüber, nur durch die vorüberführende Landstraße getrennt, sah die Kuppel der Kapelle aus den Bäumen hervor, diese selbst aber liefen in eine schön Spitze aus, die sich, wie eine Land­zunge in einen See, in den Rasenabhang vorschob und dadurch nach innen eine Art grüner Bucht bildete, in welcher, vor den Winden geschützt, Unterholz und Gebüsch die hochragenden Stämme umkleidete.

Es war ein liebliches Bild, das sich dem Auge des frühen Wanderers darbot und ihn still stehen machte; es war die Wiederholung dessen, was er wie einen Schatz immer in und mit sich getragen; stand er doch an der nämlichen Stelle, wo er beim Abschiede von der Heimat noch einmal auf dieselbe zurückgeschaut hatte, wo es ihm zum ersten Male klar geworden, wie viel mehr, als er bisher selber geahnt, er in ihr zurücklasse, und ivv. all seine bis dahin freie Hand sich der erste Mng einer künftigen Kette angelegt.

Lange stand er so und schien sich zu besinnen, ob er wache oder träume.

(Fortsetzung solgt.j

München, 4. Juli. Parteien auf der Z ftg-bung hatte eine ft /die verschiedenen Part denen auf die Gefahre lbeiterschaft Bayerns d Len Regierung gegen je Massen wurden zur Mblik und gegen alle üert. Mit Hochrufen <

> viele schwarz-rot-gold- Mtst-rne mlt sich fuh

> Bannmeile des Landl Sne Polizeiwehr verhin

^Frankfurt a. M., 5

t Räumung der Kaiser jmtungen gekommen w, 'jedenen Häusern besch, m der Waffe Gebrauch, tzt wurden.

Düsseldorf, 5. Juli

r das Gesetz zum Sch Menstößen mit der nin wurden Reden ge «lizei den Platz sauber! di und verhaftet. An Leitenden Angestellten u rausgeholt. Die Straß ,dAuf den Hindenb: «nten entfernt und dur Wenau" ersetzt.

Magdeburg, 4. Juli engen Bewaffnete in i m zu einer Schießerei, per, der dort zum Fel huß verwundet wurde, lg ist in den Abendstu ^en. Aus verschieden i hiesigen Polizei einge Berlin, 4. Juli. Z hängigen Sozialdemok stetet in parlamentarisi rüber zwischen dieser ! ch schweben, daß aber ne Verhandlungen stab Berlin, 4. Juli, b Publik nahmen im all Men Verlauf. P Mder" mit der Reakti mderbande" usw. Dc ei dem ganzen Marsch epnblik, auf die Inte volution ausgebracht, i indenburg und Ludendi lörder Rathenaus und Mn. Die meisten Lai nts hatten geschlossen, lönte aus der Demons > vielen Stellen wurde: nug Folge leisteten, dv orgänge wiederholten I »bedeckten Hauptes mul iwohnen. Als gegen 5 ! erreicht hatten, erklet lindelaber vor dem B iendem Beifall der Ml estalt einer lebensgros ihärpe und rotem Hab Üpft wurde. Um seckft gewöhnliche Aussehe Berlin, 4. Juli. . sieht volle Einmütigkei hrung des Gesetzes zu utsch russische Vertrag >eiter und dritter Lesui s thüringischen Staatsr er Unruhen und Auss nchswehr ist gestern ir *4 und Raftbor einge, ^rschlesiens vollzogen. (Buchdrucker und Hel eichsdruckerei wird jedi Hamburg, 4. Juli, er eintreffenvb Postflu luMlatz bei der Landu ihrung mit Bäumen und Herren und die Filn rletzt. Der Pilot Fr chchm seinen Verletzur , Allenstein, 4. Juli. Ezeiverwaltung wurdi olizeipräsidiums ein ji erdacht der Mitwissers genommen. Wie d, söhrt, handelt es sich p Oppen, der weder ' «chen Beziehungen zu

Innsbruck, 4. I»

feiger" meldet, ist de