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Württemberg
, — Durch Entschließung des Herrn Staatspräsidenten wurde die Stelle des Vorstands -der landwirtschaftlichen Winterschule in Calw dem Landwirtschaftsinspcktor Boßler in Reutlingen mit der Amtsbezeichnung Oekonomierat zu übertragen.
Nagold, 15. Mai. (Bubenstreich.) Durch Giftweizen, der am Ufer der Nagold von unbekannter Hand gestreut wurde, verendeten !7 Enten verschiedener Tierbesitzer. Untersuchung ist eingeleitet.
Stuttgart, 13. Mai. (Bezirkswohltätigkeitsvereine.) Am 10. Mai fand in Stuttgart nach längerer Zeit wieder einmal eine Besprechung der Zentralleitung für Wohltätigkeit mit den Vorsitzenden der Bezirkswohltätigkeitsvereine statt. Bei der Versammlung, die von Staatsrat von Kern geleitet wurde, waren fast sämtliche Bezirkswohltätigkeitsvereine des Landes vertreten, und außerdem die Ministerien des Innern und der Ernährung und die Landesversicherungsanstalt Württemberg. Zunächst wurden alle mit der Kleinkapitalrentnerhilsc, Mittcl- standsnothilfe und Altershilfe zusammenhängenden Fragen eingehend besprochen und etwaige Zweifel und Anstände aufgeklärt. Diese Ausspache wird sicher dazu beitragen, daß die genannten Hilfswerke in allen Bezirken des Landes gleichmäßig durchgeführt werden. Ferner wurde die Frage der Tuberkulosebekämpfung beliandelt und zwar insbesondere in der Richtung, wie -das Verhältnis der Bezirkswohltätigkeitsvereine zu den neuen Tuberkulosesürsorgestellen sein soll. Allgemein kam zum Ausdruck, daß für -die Bezirkswohltätigkeitsvereine auch neben den Tuberkulosefürsorgestellen noch ein reiches Feld der Betätigung vorhanden sei, besonders aus dem Gebiete der wirtschaftlichen Fürsorge für die Tuberkulosekranken. -Schließlich wurde noch allgemeine, Aufgaben der freiwilligen Wohl-
regelmäßigen, zeitlich zn-sammenliegenden Verkauf der Häute und Felle zu ermöglichen. Eine Entscheidung hierüber wurde aber noch nicht getroffen. Das Salz hat in den letzten Monaten infolge der Steigerung der Fördcrungs- und Transportkosten eine beträchtliche Preiserhöhung erfahren, von 700 auf 6000 M. der Waggon. Durch Verliandlungen ist es der Häute-Verwertung gelungen, eine lOproz. Ermäßigung für sich herauszuschlagen.An das Referat knüpfte -sich eine rege Aussprache, in deren Verlauf manche da und dort -bestehende Unklarheit in befriedigender Weise beseitigt wurde. Der Borsitzende, Bezirksobermeister Häu- sermann. schloß die Versammlung mit der Versicherung, daß in keinem Verband so viel gearbeitet worden sei wie im süddeut-
sck-en und daß -die Verbandsleitung auch fernerhin das möglichste -. M' ' "" - ... - - -
tun werde. Mit einem Begrüßungsabend in Kugels Festsaal fand der erste Tag seinen Abschluß.
Böblingen, 15. Mai. (Diamantene Hochzeit.) Einer der ältesten und angesehensten Bürger unserer Stadt, Privatmann Wilhelm Dinkelacker feierte mit feiner Gattin Panline, geb.' Wagner das Fest der diamantenen Hochzeit; der Jubilar steht im 87., seine Lebensgefährtin im 82. Lebensjahr. Der Geistliche, der sie vor 60 Jahren in Aidlingen getraut hat und im 92. Le
bensjahr steht, ist auch noch am Leben.
Bäckermeister Eckl vor Gericht. Er hatte eine größere Menge Mehl versteckt und später, als eine Preissteigerung eingetreten war, Brot hieraus hergestellt; er verschaffte sich dadurch einen unrechtmäßigen Gewinn von 1206 Mark. Eckl wurde zu 4000 Mark Geldstrafe und zu acht Tagen Gefängnis verurteilt. Der übermäßige Gewinn wird eingezogen.
Wieder einer. Das Erfurter Blatt der Kommunisten, das „Note Echo", wurde schon bei der Gründung dadurch erheblich geschädigt, daß zwei Genossen, die den Ankauf der Maschinen vornehmen sollten, mit dem Gelds durchgingen. Jetzt sind wieder große Unterschlagungen aufgedeckt worden. Der Genosse Zshrfuß, der erst für den redaktionellen, dann für den Anzeigenteil verantwortlich zeichnete, unterschlug Anzeigengelder. Ferner ließ er Gelder der Russen-Hilfe und die Kasse -der Freidenker mit auf die Wanderschaft gehen.
Berliner Schleurmerleben. Wie das Geld in gewissen Berliner Schlemmerlokalen hinausgeworfen wird, zeigt die Feststellung, d'e gelegentlich der Aushebung eines Nachtlokals in der Bülowstratze in Berlin gemacht wurde. Dort wurden nachts
um 2 Uhr noch 40 Personen angetroffen, die meist Sekt tranken, den sie mit 770 Mark die Flafth
Tübingen, 15. Mai. (Landw. Bezugs- und. Absatzgenossen-! solche Subjekte. Schrift!.)
e zu bezahlen hatten. Dafür wurden ihnen „Schönheitstänze" geboten. (Die Peitsche für
schaft.) Der Landw. Bezirksverein beschloß auf seiner Mitgliederversammlung die Gründung einer B
Eine Vcrbrecherorganisation: „Die rote Feuerhand". Nach r Breslauer Meldung gestand dort '
fahrtspflege und die Beschaffung von Mitteln zu ihrer Erfül- - --- ^ Tagung nahm einen durchaus
, ^ GUgs- und Ablatz-, wie z einer Breslauer Meldung gestand dort der 22jährige Bergmann
einer Viehzucht-Genossen,chaft. Ein Vertreter der Studenten- - König, welcher wegen kleinerer Diebstähle vor einem halben Hilfe legte die Not der Studentenschaft dar und teilte mit, daß Jahr verhaftet worden war, im Laufe der Zeit ein, daß vor täglich 1100 Studenten durch die Studentenhilfe geipeist wurden.! längerer Zeit eine weit verzweigte Vevbrecherorganisation, dis Die Unterstützung durch die Landwirte wurde zuges-agt. ^ ! „Rote Feuerhand" gegründet worden sei, deren Tätigkeit sich
Rottenburg, 15. Mai. (Gewerbebank.) Bei einem Umsatz ganz Deutschland erstrecke und deren Mitglieder zum Teil von über 128 Millionen Mark erzielte die -Gewerbebank einen ^ besseren Kreisen angehören. Bisher hat König 31 Straf-
lung eingehend erörtert. Die ......... __ _,_
befriedigenden Verlauf und hinterließ allgemein den Eindruck, wie wertvoll es ist, wenn die Zentralleitung, die ihre Ausgaben ohne die Unterstützung -der Bezirkswohltätigkeitsvereine gar nicht durchführen kann, von Zeit zu Zeit mit diesen peerfünlich' Fühlung nimmt. In der jetzigen Zeit bedarf die amtliche Fürsorge mehr wie je der Ergänzung Lurch die freiwillige Wohlfahrtspflege. Es wäre dringend erwünscht. Laß die Bezirkswohltätigkeitsvereine, denen neue wichtige fürsorgerische Aufgaben übertragen sind, immer mehr von allen Kreisen der Bevölkerung unterstützt und so zum Mittelpunkt der freiwilligen Wohlfahrtspflege in ihren Bezirken werden.
Stuttgart, 15. Mai. (Gebäudsbrandversicherung.) Durch eine Verfügung des Ministeriums des Innern vom 5. Mai ist der Zuschlag zu den nach Friedenspreisen berechneten Brandent- ichädigungen bis zu 1100 Prozent erhöht worden (bisher 900 Prozent), so daß der Gebäu-deeigentümer im Brandfall jetzt gesetzlich bis zum I2fachen der Entschädigung nach Friedenspreften zu beanspruchen hat. Zugleich wird dringend geraten, sich freiwillig weiter durch eine Teuerungsversicherung zu decken, die mindestens 1000 Prozent und nicht über 2000 Prozent bei Hochbauten beträgt. Anträge sind an die Gebäudebrandversicherung durch den Ortsvorsteher zu stellen.
Eßlingen, 15. Mai. (Fleischertag.) Zu dem heute hier stattfindenden Bezirksfleischertag des Dezi
Zezirksvereins Württem
berg im Deutschen Fleischerverband haben sich schon gestern sehr
i. Die Tagung be-
Reingewinn von 73313 Mark, aus dem wieder 5 Prozent Dividende zur Verteilung kommen. Der Mitgliederstand beträgt 1116 Genossenschafter.
Zum Metallarbeiterstreik.
Stuttgart, 15. Mai. Vom Verband Württ. Metallindu- strieller wird uns geschrieben: Die Arbeitsaufnahme im Oberland macht Fortschritte. Die Maschinenfabrik Weingarten, vorm. H. Schatz, arbeitet jetzt voll, nachdem auch die dem Hirsch-Dun- kerschen Gewerkverein und dem deutschen Metallarbeiterverbanü angehörenden Arbeiter der Firma wieder zur Arbeit erschienen find. Bei der Firma Escher WyßL Cie. in Ravensburg hat sich die Zahl der Arbeitenden auf 169 Mann erhöht. In Len Bi- beracher Betrieben haben -gleichfalls etwa 150 Arbeiter -die Arbeit wieder ausgenommen. Ferner ist im Schwarzwald ein weiterer Betrieb mit 50 Arbeitern mit 48stündiger Arbeitszeit wieder voll in Betrieb genommen worden. Die Zahl der arbeitenden Betriebe ist damit auf 44 mit 3900 Arbeitern gestiegen.
Obertürkheim, 12. Mai. Der Gemeinderat bewilligte auf Antrag der kommunistischen Vertreter für die streikenden Metallarbeiter 80 000 Mark, ferner die Stundung der Gasrechnung, außerdem für jedes Kind unter zwei Jahren 1 Liter und für Kinder von zwei bis sechs Jahren Liter Milch pro Tag.
Lauffen, 15. Mai. Wie anderwärts, beantragt auch hier die sozialdemokratische Rathausfraktion die Einführung von Not- siandsarbeiten und verschiedener Unterstützungsmaßnahmen für die streikenden Metallarbeiter. Der Antrag wurde aber gegen die Stimmen -der Antragsteller abgelehnt.
Handel und Verkehr.
Stuttgart, 16. Mai. (Landesproduktenb örfe.) An der Landesproduktenbörse vom^Montag notierten je 100 Kilo
viele Teilnehmer aus dem Lands ein-gefunden gann vormittags mit einer geschlossenen Vorstandssitzung-in der Post. Nachmittags fand in der „Traube" eine Versammlung des Häute-Verwertun-gsverbandes statt. Direktor Häußermann (Stuttgart) gab dabei einen ausführlichen Bericht über die Einrichtungen, die im Laufe des Jahres getroffen wurden und Wie ^ sich die Leitung bemüht hat, die Interessen der Mitglieder wahr-! zunehmen. Im Herbst v. I. haben die Käuferverbände Fo-- Lerungen gestellt, deren Erfüllung die Existenz der Häutever-! Wertung in Frage gestellt hätte. Doch haben die gepflogenen! Verhandlungen zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Die - Läuteauktionen vollziehen sich so ziemlich ordnungsmäßig. Der i Württ. Häute-Auktionsverband umfaßt 50 Genossenschaften und - Häuteverwertungsvereinigungen. Im letzten Jahre wurden etwa, 120 000 Kalbfelle und 11 000 Schaffelle versteigert mit einem Ge-! samterlös von 150 Millionen Mark. Die Forderung des Käu- j ferverbandes, die in Württemberg bestehenden 50 Verladestellen; auf 5 zu vermindern, wurde insoweit erfüllt, daß jetzt nur noch- 10 vorhanden siird. Die Bemühungen, die Umsatzsteuer nur ein-- mal statt zweimal zu bezahlen, hatten Erfolg, weil der Verband § die Häute im Aufträge und für Rechnung der Eigentümer der- - kauft. Dagegen war es nicht möglich, von der Konjunktur-! Gewinn-Abgabe für die bei Aufhebung der Zwangswirtschaft! vorhandenen Häute befreit zu werden. Es konnte aber in be- > gründeten Fällen die sog. Häutekommission einen Nachlaß ge- > währen. Infolge der Konjunktur-Schwankungen wurde auch! die Frage der Einführung von Häutebörsen erörtert, um einen'
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Rückkehr deutscher Missionare erbeten. Nach einer Mitteilung der auch in Württemberg bekannten Goßnerschen Mission, die in 80jähriger Arbeit unter dem Koks-Stamm in Ostindien eine über 100 000 Mitglieder zählende evangelische Volkskirche gegründet hat, hat im März d. I. eine allgemeine Ver- - treterversammlung der christlichen Kols -an die britische Regierung die Bitte gerichtet: „Sie möchte Len während des Krieges von ihrem Arbeitsfeld vertriebenen Missionaren die Rückkehr gestatten." Es ist nicht ausgeschlossen, daß das für die Kols wie für die deutschen Missionare gleich ehrenvolle Gesuch Erfolg hat.
Die „Heidelberger Studenten" aus Frankfurt. Mit 200 000 Mark -brannte der Sohn eines Fabrikanten «ns Frankfurt durch. Ihn begleitete sein 19jähriger „Freund", ein Hausdiener. Köln wurde für sie auf die Dauer von vier Tagen das Schlaraffenland. In hohen Summen wurde das Kapital verschleudert. In den Geschäften kaufte man nach Herzenslust, trank Wein und Sekt nach Belieben — einmal gar 19 Flaschen auf einmal — fuhr im Kraftwagen durch die Stadt und nach Königsküriter — so lebten sie vier Tage in Köln als „Heidelberger Studenten". Leider mußte die Kölner Kriminalpolizei Essig in ihren Freudenbecher gießen. Im Besitz des Fabrikantensohnes fand man noch 132 000 M., 30 000 M. waren durch Autofahrten verpulvert, 15 000 M. hatte man dem Fahrer gegeben zur Anschaffung von neuen Automobildecken, zwei jungen Mädchen schenkten die Kavaliere 5000 und 3000 M.
...^ . nominell
ab württ. Stationen: Weizen 1500 bis 1520 (am 8. Mai 1510 bis 1530), Sommergerste 1380 bis 1400 (1380 bis 1420), Hafer 1180 bis 1200 (1180 bis 1210), Weizenmehl Nr. 0 2125 bis 2145 (unverändert), Brotmehl 1825 bis 1845 (unverändert). ,Die ordentliche Generalversammlung der Landesproduktenbörse findet am 22. Mai nachmittags im Börsenlokal statt.
Neueste Mülheim a. d Ruhr, 15. Mai.
Als Sonmag abend
7 Uhr die Ruhr-Fähre 18 Personen übersetzte, verursachten drei junge Burschen durch Schaukeln eine Panik. Das Boot schlug um. Von den Insassen konnten zwei Personen und oas sechsjährige Töchterchen einer Frau nicht gerettet werden. Die Later erreichten schwimmend das Ufer. Man ist ihnen auf der Spur.
Halle a. S., 15. Mai. In der heutigen Sitzung des Kreistags wurde der kommunistische Arbeitersekretär Grabow in Halle mit 15 Stimmen zum Landrai des Saalekreises gewählt. Der Demokrat Mutzak erhielt 10, der kommissarische Leiter, Regierungsrat Müller (Soz.) 2 Stimmen.
Berlin, 15. Mai. Wie die „Vossische Zeitung" aus Genua meldet, hat gestern der Präsident der Konferenz, Facta, die Vereinigten Staaten von Amerika offiziell eingeladen, an den Verhandlungen mit den Russen in Haag teilzunehmen. Man hofft, daß die Antwort im Laufe des Heu-
Brotwucher. Wegen Brotwuchers stand in Regensburg der' tigen Tages in Genua ewt-effen wird
Gerechtigkeit.
Roman von Eduard Appel.
14. (Nachdruck verboten.)
„Bist du schon auf dem Meer gefahren Onkel?" mischte sich Emma drein.
„G"wiß, mein Ki V, wie in J-asien war."
„Bist du fetzt auch übers Meer gekommen?" wollte Adolf wissen.
„Wo bist du denn hergekommen?" drängte Emma.
Decker erbleichte und schwieg in starrer Verlegenheit.
»Jetzt — jetzt" — stammelte er endlich — „ja — du weißt nicht, wo das ist."
Und nun plapperten die kleinen Mäulchen, ohne auszusetzen, weiter und bestürmten Decker mit Fragen und Einwänden.
> Hatte er das verdient? — Warum musste das Schicksal ihn so hart treffen? Was hatte ec denn verbrochen, warum mußte er so Wi-wn? — Warum?
Da öffnete sich dis Tür und Frau Decker trat mit strenger Miene ein. Als sie nun gar bemerkte, daß einige Sessel etwas verschoben waren und der Teppich nicht überall glatt auf dem Boden auslag, verfinsterte sich ihr Gesicht ganz unheimlich.
Und sofort begann sie ihre endlose Standrede. Sie entrüstete sich über die hes'r'chende Unordnung, die im Zimmer war, sowie darüber, daß ihr Mann die Kinder vollständig verwöhne. Sie fand sie auch, seit er hier sei, schon viel ungezogener und unordentlicher.
„Jsts dort schön wo du warst?"
„Gehst du wieder dorthin zurück?"
„Wohin gehst du denn jetzt?"
„Uebers Meer?"
„Da kann man ja ertrinken."
„O geh nicht, Onkel, ich möchte weinen."
„Wir haben dich so lieb."
„Bleib bei uns, Onkel!"
„Ja. Ganz, Onkel, ganz."
„Möchtest du nicht unser Papa werden?"
„Ja, ja. Heirate Mama und dann bleibst du immer bei uns."
„WA wollen dich recht lieb haben."
„Und recht artig sein, recht folgen."
„Auf keine Katzen werfe ich mehr mit Steinen." „Ich will auch schon alles essen."
„Nicht wahr du bleibst, Onkel?"
T«cker wischte mit der Hand über die Augen.
O! wie das alles schmerzte, wie weh das tat! Dieses Versteckenspielen, dieses Lügen und Verdrehen, — so Weh — so entsetzlich weh!
Ruhig ließ er den langen Wortschwall über sich ergehen und wandte nur ein, daß man Kindern doch einige Freiheit gönnen, daß man sie ein wenig tummeln lasse müsse. Es sollte ihr doch Freude machen, daß sie frisch und munter seien. Ob sie denn haben wollte, daß sie den ganzen Tag dasäßen, wie die Fledermäuse in der Sonne und den Kopf hängen ließen. Dafür seien es ja Kinder. Es werden ihnen noch früh genug die Flügel gestutzt werden. Das wollte aber die strenge, sittenreine Frau ganz und gar nicht einsehen und sie fragte, ob man sie vielleicht wie die Wilden aufwachse - w'-en sollte.
„Man kann mit der Erziehung nie streng genug sein und nie früh genug anfangen" — sagte sie. Die Kinder hatten sich indessen, als sie die gestrenge Mama erblickten, sachte gedrückt.
„Da heißt es immer," fuhr sie fort, — „es sind ja noch Kinder, sie verstehen es ja noch nicht, laßt sie doch. Und so werden die Unsitten groß gezogen und Laster daraus; aus den kleinen Wildlingen werden große — Lumpen." Sie machte einige Schritte und wandte ihm beim Fenster stehend den Rücken zu.
„Ja natürlich," ereiferte sich Decker. — „Ta ist mast gleich ein Lump, ein Anarchist, ein Verbrecher! Nicht
eine einzige freie Regung darf sich entfalten, nicht sine selbständige Empfindung. Wo ein Mensch nur die geringste Kraft in sich spürt, wo er nur einen kurzen Anlauf nimmt, um einen kecker- Sprung zu wagen — gleich sind die Sittenrichter da, um ihn zurückzureißen."
„Man soll wohl den Menschen ins Leben stürmen lassen ohne jede moralische Stütze?"
„Hör mir mit der Moral auf! Die Moral, die der Mensch nicht in sich trägt, die man ihm erst künstlich, wie eine Schminke, aufs Gesicht streichen muß, ist nicht den Tropfen Wahrheit wert, der sie wieder wegwischt."
Frau Decker wandte sich rasch nach ihrem Manne um.
„Das sind ja schöne Ansichten," meinte sie höhnisch. —
„Und wo steht es denn geschrieben, daß diese Anschauungen, schlechter sind als die unseren? Deshalb, wtzjl sie natürlicher sind? Es gibt überhanvr nur eine Sitte, eine Religion und ein Gesetz."
„Wie das wohl heißt!"
„Wie es heißt — Liebe!"
„Liebe? Ist sie denn nicht unter den Gerechten?"
„Keine Spur. Ihr habt die Liebe in schwarzen Haß verdreht."
„Wir?"
„Ihr! ja! mit euerer falschen Moral, euerer falschen Frömmigkeit, euerer falschen Gerechtigkeit."
Sie trat ihm mir finsterem Gesichte einige Schritte näher. Mit verschränkten Armen stand sie vor ihm, mit zusammen gekniffenen Lippen und strafenden Blicken, gleich einem unerbittlichen Richter vor der V-. Endigung des vrteUsspruches.
„Du" — schrie sie? „du wagst es, uns zu schmähen? Denke über dich und uns nach: Lenke über die Schmach, die du über uns gebracht hast. Werden die Kinder jevxtt« unter ehrliche Leut ttet-eu d«n»en?"
taten, darunter mehrere Morde und 15 Brandstiftungen ein-ge- standen, -welche die Verbrecherbande verübt haben soll. Als mitverdächtig wurden elf Personen verhaftet, darunter der frühere Direktor Karlik von den Schlesischen Kohlen- und Kokswerken.
Ei« ungarischer Hauptmann als Taschendieb. Anfang Februar machte sich in Berlin das Treiben einer Bande von Taschendieben sehr unangenehm bemerkbar, die sich die Autoomni- busse als Schauplatz ihrer langfingrigen Tätigkeit ausgesucht hatten. Eines Tages beobachteten zwei Kriminalwachtmeister zwei sehr elegant gekleidete Herren, die auf einem Autoomnibus einem Herrn mit einer Art Zange die Uhrkette durchknipsten. Einer der Taschendiebe entpuppte sich als der ehemalige ungarische Fliegerhauptmann Stefan von Stortsey. - Vor Gericht behauptete er, in bitterster Not gehandelt zu haben. Er wurde zu 1 Fahr und 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Hohe Strafe für die unerlaubte Einfuhr von narkotische« Mitteln in der Union. Der amerikanische Senat hat ein Gesetz angenommen, das die unerlaubte Einfuhr von narkotischen Mitteln in den Bereinigten Staaten mit einer Geldstrafe von 5000 Dollars oder mit einer längeren Gefängnisstrafe belegt.
Berlin, 15. Mai.
Mßischen Landtags hc , die Auslieferung des tzung des Asylrechtes rungsvertrages erklärt, .schließen: Das Staat- ^ in Deutschland ii ,d Vachi nicht auszuli Berlin, 15. Mai. e englische Regierung .x Gräber der in Deu Unterhandlung. Di eutschland begrabenen »zigen Sammelfriedho fier Friedhof unterge st. — Von den in ( ird ein großer Teil n, Berlin, 15. Mai. eichswirtschaftsrats bei stetzes über die Aen! »gestellte mit den Vo urde eine Einigung d Z versicherungspslichtft >000 Mark erhöht wi Muß des Unterauss mzwinisterium haben chiihung der Löhne fü ,men. Sollten die V hluß gebracht werden e neuen Löhne bereits «szuzahlen. — Der fr kettcher, der Begründe Mion allibera llib eralei klin Grunewald im s m hatte von 1873 bi Ädeck-Pyrmont vertrc uimen über Oberschl- mf unterzeichnet.
Kattowitz, 15. Ma ! auf die Druckerei d< hm „Volkswillens" ei lei Arbeitsbeginn fand Mmitbomben, die di >i waren. An beider -rsagt, sodaß die beab! mmerhin hat der Drr hebliche Störung erlit iiiche Anweisung ger Prengkörper durch O- -gewartet werden muß Beuthev, 15. Ma -er Antonienhütte, das ht ist, den Belagerum Paris, 15. Mai. ' i Samstag den Vor abois, besucht Hut, sto >r John Bradbury, d m italienischen Delec zerikanischen Vertrete )yden. Besuche ab. ren Fortgang.
London, 15. Mai. eunde hätten dadurch, i, das britische Volk s »ente gemacht. Engl - englisch-französische iglisch-deulsche oder er > stürzen. Vielleicht s -n eine zeitweilige Js De Weg zum europä London, 15. Mai. r amerikanische Publ «erikanischen Volkes m Regierung zu eig it der europäischen s ! amerikanischen Jdeei -egen des Ausgleichs r Reparationen anger London, 16. M sjorkshire Eoening Ne- i der westlichen Zivilist sticht darin, daß in laalen wirtschaftlich vo ledenspakt ist für der Mdlegender Bedeutun London, 15. Mo l>ben die Mitteilung ei >e britische Delegation