ne deutschen Unternehmungen i,' tzland.

Unterhaus fragte James, ob ^ diplomatischen Vertreter in Rub- rnt habe, welche bis vor kurzem sen war, und ob das Auswärtig, die Sowjet-Regierung Krim and gewährt habe, einschließlich ng einer großen Waffenfabrik m interson erklärte im Namen des keine Kenntnis von der erwähn, Südrußland eine Konzession bon worden, aber über ihren Charal- - Der Interpellant dürste einer len sein. Der deutsche Vertreter und hat mit dem früheren Di- upp, Herrn Wiedfeldt, der deut­en ist, nichts zu tun. este Haltung.

sche Delegierte Rakowski erklärte en daß die Antwortnote der rns- haus praktischen Bahnen bewege r Diskussionen bilden werde. Ul­egation die Forderung Barthons w Nein ablehnen, denn die Kon- ciedenskonferenz, wo der Sieger iktieren könne. Man sei hierher che zu verhandeln und Rußland Gleichberechtigung nicht abgehen.

MUrsskr. glkchle» orrlchwtnden meist sei» Ich»«», wenn man den Scham» von lucker'« Pute»«-iv«<IIr>a»I Zeile abend» eintrocknea läßl. Schau» «st morgen» abwaschen und mit lacke»», vre»» nachstreichen. Arostariig, Wirkung. °o« lautenden bestätigt In allen vpolheken. Drogerien, Par. gtmerte» u Fciteurgelchälten erstäwich

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^ l 09

Neuenbürg, Donnerstag, den 11. Mai 1922.

80. Jahrgang.

Der sterbende Mittelstand.

Ein Korrespondent des holländischenAllgemeen Handels­blad" hat in seiner Zeitung eine Anzahl Berichte unter dem .TitelDer sterbende middenstand" (Der sterbende Mittelstand) veröffentlicht, in welchem er eine Schilderung des heutigen Deutschland gibt und der Lage, in der sich viele Angehörige die­ses Standes befinden. Es heißt u. a. darin:

Der Krieg hat den Mittelstand wirtschaftlich erwürgt. Und die besten Vertreter des Mittelstandes, dieBildungsschichten", d. h. die Professoren und Dostoren, die Schriftsteller und Ma­ler, die Lehrer und Ingenieure, die Beamten und Studenten sie fließen in breiten Strömen der anfsteigenden Arbeiter­klasse zu Es ist nur noch eine Frage der Zeit, vielleicht nur noch von wenigen Monaten, bis auch hier die geistigen Arbeiter und alle diejenigen, die Träger von Wissenschaft und Kultur sind, zu dem Niveau des Proletariats herabgesunken sein werden."

Es ließen sich unzählige Beispiele anfführen, eines immer krasser als das andere, zum Beweise dafür, daß in Deutschland der Deklassierungsprozeß besonders des geistig arbeitendenMittel- standes in großem Maßstabe eingesetzt hat. Ein erschreckendes Beispiel für die Richtigkeit dieser neutralen Beobachtung geben einige nüchterne, aber darum um so beweiskräftiger Zahlen, die die Einkommenbewegung der verschiedenen Arbeitnehmergrup­pen in der niederrheinischenen Bauindustrie kennzeichnen und das Mißverhältnis zwischen den Entlohnungserhöhungen deut­lich werden lassen. So erhielten:

monatliche Bezüge demnach gegenüber

19 3 i. '2. 2 . dem Mittelwert

Mark Mark der Frieüensbezüge

s) ungelernte Handlanger 112 2660 das 23,8 fache

b) Maurer u. Zimmerer 134 2800 21

c) Buchhalter 110250 2000 11

ch leitende Angestellte 400-530 3000-3500 7,2

Der Korrespondent geht nunmehr aus die Notlage der deut­schen Studentenschaft ein.

Das Leben der deutschen Studenten dieser Zeit eignet sich nicht mehr dazu, in Form lustiger Skizzen und humoristischer Erzählungen gefeiert zu werden, vielmehr bietet es Stoff zu einem rührenden Drama. Einst fröhliche, blühende Gesichter, lachende, lebenslustige Augen, leicht gerundete Bierbäuche, jetzt ein bleiches, mageres Antlitz, ernste Augen und weite We­sten. Das sind die Studenten der Zeit seit 1918. Will der Leser Ziffern? Oft sind sie beredter als Worte. So auch hier. Von den 12 000 Studenten in Berlin müssen etwa 8000 ihren Unter­halt selbst verdienen. Als Hilfs- und Privatlehrer, als Bank­angestellte, als Stenothpisten, als Korrespondenten, als Stadt­reisende oder Versicherungsagenten. Von diesen 8000 sind etwa 3000, die im Dienst der einen oder anderen Unternehmung stehen und täglich 8 Stunden arbeiten. Der Rest des Tages bleibt ihnen dann für das Studium und den Schlaf.

Besonders tragisch erscheint dem Holländer die Berelendung des Künstlertums. Mit den Studenten müssen die Künstler hier­zulande als die erbarmungswürdigsten der hinwelkenden Klasse der Intelligenz betrachtet werden. Während andere Katego­rien von Geistesarbeitern sich noch mit dem Mut der Verzweif­lung festklammern an höheren Sprossen, hat ein Teil der Künst­ler, der Dichter und Maler, der Schriftsteller und Bildhauer seit langem schon den Kampf aufgegeben, um sich tiefer und tie­fer sinken zu lassen, sinken bis zum Niveau des Proletariats.

Ein sehr großer Teil dieser Geistesarbeiter mußte Hand­werker werden, um nicht zu verhungern. Journalisten, Beamte und Lehrer immer tiefer gleiten sie hinab, immer näher kom­men sie dem Rande des Abgrunds.

Man muß sich eigentlich darüber wundern, und es gereicht sowohl den deutschen Journalisten wie den deutschen Beamten zur Ehre", so schreibt der Holländer an anderer Stelle,daß sie unter solchen elenden Verhältnissen noch stets so unange­kränkelt ehrlich geblieben sind. Wie leicht könnten sie sich ab und zu eine kleine Schiebung leisten und damit ihr Monats­einkommen um ein Par hundert Prozent verbessern. So groß aber auch die Verführung und die Zahl der Verführer ist Journalisten und Beamte sind für die Bestechung nicht zu haben. Sieüben Treu und Redlichkeit" und bleiben arm. Schließlich werden sie noch von denen, die nicht so streng auf Treue und Redlichkeit bedacht waren, dumm gescholten. Aber den Hut ab vor solchen Dummen, die die moralische Kraft haben, rechtschaf­fen und ehrlich zu bleiben, während ihnen das Wasser bis an die Kehle reicht und sie jeden Augenblick untergehen können in der stets wachsenden Flut wirtschaftlichen Elends. Es wäre auch eine Kleinigkeit, eine Liste von deutschen Künstlern, die schon ganz oder doch fast proletarisiert sind, durch Beispiele zu ver­längern. Ich habe mir verschiedene notiert: ein Maler, der im Braunkohlenbergwerk als Häuer wirkt ein anderer, der Straßenbahnführer geworden ist ein Bildhauer, der als Hei­zer bei der AEG. arbeitet, ein vierter, der als Straßenfeger sein Brot verdient. Aber auch ohne solche Einzelbeispiele dürfte aus dem Gesagten klar genug geworden sein, daß diese beiden Gruppen von deutschen Künstlern das Los aller deutschen In­tellektuellen teilen und vor dem Untergange stehen."

Der erschütternde Bericht schließt:Ihr Todesschrei wird übertönt durch den wild dahinstürmenden Strom des wirtschaft­lichen Elends das den deutschen Mittelstand mitreißt in seinem stufenden Lauf, den Mittelstand, der einst der Träger der Nation war, und der jetzt im Sterben liegt."

In dieser anerkennenswert verstehenden Art äußert sich also ein Neutraler über das Sterben des deutschen Mittelstandes. Wie angesichts dieser wahrheitsgetreuen Schilderung man noch irgendwo, besonders in Frankreich, von dem Wohlleben der Deutschen sprechen kann, bleibt jedem objektiv Urteilenden danach ein Rätsel.

Mit vollem Recht hat in Genua der ReichswirtschastsMini- ster Schmidt auf die Verelendung Deutschlands und die schlimme Luge des deutschen Mittelstandes hingewiesen. Er legte an

authentischen Zahlen dar, wie das Leben des Mittelstandes sich vor dem Kriege gestaltet hat und wie es in den letzten Jah­ren und besonders in den letzten Monaten immer mehr und mehr in Not und Elend versunken ist. Wie muß das erst einem Ausländer auffallen, der Deutschland in der «Vorkriegszeit kannte, seinen Reichtum und seine Kultur geschätzt und geachtet hat und der jetzt vielleicht aus ennem hochvalutarischem Lande in das verelendete Deutsche Reich kommt und sieht, wie hier der größte Teil der Menschen lebt. Gewiß, auch dem Arbeiter geht es nicht rosig, aber er hat doch ganz andere Machtmittel in der Hand, seine Lage zu verbessern und er macht davon za auch genügend und oft sogar ziemlich rücksichtslos Gebrauch. Aber der sogenannte Intellektuelle, der Arzt, der Rechtsanwalt, der Kleinrentner, der Beamte, der sog. ge­hobene Angestellte usw., sie alle müssen sich heute mehr als küm­merlich durch das Leben schlagen und sind nicht eine solche kom­pakte Masse, um geschlossen eine Hebung ihrer Lebenshaltung durchsetzen^ zu können. ___

Deutschland.

Stuttgart, 9. Mai. Der Zeniralverband württ. Gemeinde- und Körperschaftsboamten erwidert auf eine Einsendung zur Besoldungsfrage folgendes: Das württ. Körperschaftsbesol­dungsgesetz ist durch den Willen des Landtags zustande gekom­men, die Boäzugsbestimmungen durch Las Staatsministerium. Die Reichs- und Staatsbeamtenschaft sollte sich mit der Ein­gruppierung der Gemeindsbeamten abfinden, denn die Stellen im Körperschaftsdienst lassen sich nicht schematisch mit denen im Staatsdienst vergleichen. Die Körperschaftsbeamten können nichts dafür, Laß die mittlere Beamtenschaft Württembergs im Reichs- und Staatsdienst zum Teil in zu niedere Besoldungs­gruppen eingereiht ist, obwohl die mittleren Beamten Würt­tembergs eine weit bessere Berufsausbildung als ihre Kollegen in den übrigen Ländern haben. Es ist aber nicht richtig, daß sich Gemeindebeamte in jugendlichem Älter in der Besoldungs­gruppe 11 befinden, ebenso nicht, daß die Gemeindebeamten den Staatsbeamten um zwei Besoldungsgruppen voraus seien und daß es Regierungsräte gebe, die den halben Gehalt eines mitt­leren Gemeindebeamten beziehen. Die württ. Beamtenschaft ver­urteilt ein solch unkollegiales Vorgehen, wie es der geannte Ar­tikelschreiber durch seine Einsendung an die Tagespreise verdient.

Mainz, 10. Mai. Zahlreiche ehemalige Offiziere der deut­schen Wehrmacht, welche im besetzten Gebiet wohnen, haben sich wegen ihrer Mitgliedschaft beim Deutschen Offizierbund vor dem Kriegsgericht des Generalstabs der französischen Rheinarmee zu verantworten.

Erfurt, 9. Mai. Das Disziplinarverfahren, gegen den Eisen­bahninspektor Menne, den Lokomotivführer Thiem und den Eisenbahnsekretär Dibligk wegen Anstiftung zum Eisenbahner­streik wird am 11. Mai vor der hiesigen Disziplinarkammer beginnen.

Berlin, 10. Mai. Die Einnahmen des Reichs haben im April.den Voranschlag um 35 Proz. überschritten, die Ausgaben aber auch, nämlich um 65 Proz.

Antwortnote an dir Rcparationskommission.

Berlin, 10. Mai. Es wird in der Antwort an die Repara­tionskommission erneut die Bereitwilligkeit der deutschen Re­gierung zur Balanzierung des Etats zum Ansdruck gebracht, andererseits werden die Forderungen der Reparationskommis­sion nach 60 Milliarden neuen Steuern sowie die von ihr beab­sichtigte Einrichtung einer Finanzkontrolle abermals abgelehnt. Im Großen und Ganzen ist die deutsche Antwortnote als eine Fortführung der zwischen der deutschen Regierung und der R-eparationskommission im Gang befindlichen Unterhandlungen über die deutschen Reparationslasten zu betrachten.

Die Parteiführer in der Reichskanzlei.

Berlin, 10. Mai. Gestern nachmittag fand in der Reichs­kanzlei der bereits angekündigte Empfang der Parteiführer durch Vizekanzler Bauer und Reichsfinanzminister Dr. Hermes statt. Sämtliche Parteien außer den Kommunisten waren ver­treten. Es waren erschienen von deutschnationaler Seite die Abgg. Westarp und Hoetsch, bon der Deutschen Volkspartei die Abgg. Stresemann und Brünninghaus, von den Demokraten Koch und Erkelenz, vom Zentrum Marx und Becker (Arnsberg) und von den Unabhängigen Crispien und Dittmann. Die beiden Minister unterrichteten die Erschienenen von der politischen Lage, sowie über die Frage der Reparationen. Wie verlautet, ist auch die deutsche Antwortnote an die Reparationskommission, die in den nächsten Tagen abgehen soll, berührt worden.

Ausland

Paris, 10. Mai. Marschall Joffre ist von seiner sechsmona­tigen Propaganda-Reise nach dem Fernen Osten und nach Ame­rika wieder in Paris eingetroffen.

London, 10. Mai. DerEvening Standard" erfährt, daß es trotz aller Ableugnungsversuche wahr sei, daß Frankreich seine Wehrfähigen von 1918 für den Einmarsch ins Ruhrgebiet mobilisiere.

Die Konferenz in Genua.

Rom, 10. Mai. Die päpstliche Kurie erhob in einer vom Kardinalstaatssekretär ausgefertigten Denkschrift auch bei den nicht russischen Konferenzmächten die Forderung auf Rückerstat­tung des nationalisierten römisch-katholischen Kircheneigentums in Rußland.

Der französische Ministerrat lehnt jedes Entgegenkommen in der Frage des nationalisierten Privateigentums ab.

Paris 9. Mai. Die Agenoe Havas glaubt zu wissen, daß der Ministerrat in seiner heutigen Sitzung die von dem Mini­sterpräsidenten an die französische Abordnung in Genua gegebe­nen Weisungen genehmigt und bestätigt hat. Unter anderen

Möglichkeiten zog der Ministerrat den Fall in Erwägung, daß eine weitere vermittelnde Fassung für den Artikel 7 der Denk­schrift an die Sowjet-Abordnung vorgeschlagen wird, um die Zustimmung Frankreichs und Belgiens zu erreichen. Die Regie­rung beschloß, in dieser Hinsicht keine Zugeständnisse zu machen. Sie ist wie bisher der Ansicht, daß die Rechte der französtsckien Staatsangehörigen «auf ihr Privateigentum streng .gewahrt werden müssen. Sie will über diesen Gegenstand nur einen ganz deutlichen Wortlaut annehmen, wie auch Verpflichtungen, die von Seiten der Moskauer Regierung ganz ernste Garantien für die Ausführung bieten. Wenn auch die belgische Regierung, so unwahrscheinlich dies auch nach der letzten Erklärung Theunis erscheint, eine neue Formel annehmen würde, so würde sich die französische Regierung nur anschließen, wenn sie ihr vollkomme­ne Genugtuung in dieser Frage des Privatbesitzes gibt, die sie für außerordentlich wichtig hält.

Enttäuschung Beneschs über Sen Konferenzverlauf.

Prag, 10. Mai. Ministerpräsident Dr. Benesch erklärte in einer Unterredung, daß die Konferenz das nicht halten werde, was sie versprochen habe. Das wichtige wirtschaftliche Problem sei der Zustand Deutschlands mit seinen Verpflichtungen, der mit der wirtschaftlichen Erneuerung Europas in Einklang zu bringen sei.

Schanzers Kompromrtzvorschlag.

Genua, 9. Mai. Ein Communique der Agenzia Stefani weist auf die vermittelnde Tätigkeit der italienischen Delegation und besonders des Außenministers Schanzer hin, der, wie ver­sichert wird, eine juristische Formel für den Artikel betreffend das Privateigentum in Rußland, den Hauptgrund für die Dif­ferenzen, vorgeschlagen habe. Nach Schanzers Vorschlag soll der Grundsatz des russischen Staatsbesitzes der nationalisierten Gü­ter formell anerkannt werden, während andererseits den früheren Besitzern die Nutznießung der Güter selbst zugesichert werden soll. Diese Formel bildet somit einen Mittelweg zwischen den beiden gegenüberstehenden Auffassungen.

Die russische Antwort.

Genua, 10. Mai. Die Antwort der russischen Delegation auf das Memorandum der Mächte wurde gestern dem Vor­sitzenden der Konferenz überreicht. Der offizielle Text der Note wird erst heute veröffentlicht werden. Der Antwort ist ein Brief Tschitscherins beigegeben, der die versönliche Haltung der Sowjets Letont. Das Memorandum erinnert daran, unter wel­chen Bedingungen Sowjetrußland die Einladung der Mächte zur Teilnahme an der Konferenz angenommen hat. Weiter wird darauf aufmerksam gemacht, daß die russische Delegation von den Sitzungen der Unterkommission für russische Angelegenheiten ferngehalten wurde. Dann bedauert das Memorandum, daß die Unterschrift zweier Mächte fehle, die am meisten mit den Inter­essen der Sowjets verbunden seien. Was die Frage der Pro­paganda in den anderen Ländern betrifft, so erklärt die russische Delegation, daß diese Klausel rein politisch sei. Betreffs der Schuldverpflichtungen und der russischen Vorkriegsschulden er­klärt die Note, Laß Rußland viele Opfer. gebracht habe. Ruß­land würde seine Verpflichtungen einhalten unter der Bedin­gung, daß es sofort Kredite erhalte, und zwar von Regierung zu Regierung. Diese Kredite müßten in bar geleistet werden, denn dies sei für den Wiederaufbau unbedingt nötig. Die Russen erklären weiter, daß es ihnen unmöglich sein würde, einen allge­meinen Vertrag abzuschließen, wenn man keine Garantie gebe, die die Bewilligung von Krediten enthalte.

Prag, 10. Mai. Berichte aus Genua aus den Reihen der Kleinen Entente besagen, daß die russische Antwort die Kriegs­schulden und die Vorkriegsschulden anerkennt, aber jede fremde Kontrollkommission ablehnt. In der Frage der Rückgabe des Privateigentums knüpft die russische Antwort an den Ar­tikel 5 des ursprünglichen englischen Memorandums an, dessen Tendenz durch das Konferenz- Memorandum verschärft worden sei. Rußland wäre bereit, die Rückgabe des Privateigentums nur in der Form des gleichen Rechts durchzuführen und lehnt insbesondere die Rückgabe des rumänischen Goldschatzes ab. Man hört, daß die russische Antwort in vier Punkte formuliert sein wird. Forderung der Sowjetregierung nach einer Anerkennung de jure. Moratorium für Kriegs- und Vorkriegsschulden. Fest­setzung der Höhe der sofort erreichbaren Kredite. Regelung der Konzessionen.

London, 10. Mai. Am späten Nachmittag traf gestern hier die Meldung ein, daß die Russen sämtliche Bestimmungen der Denkschrift mit Ausnahme der Artikel 1 und 7, die sich auf die Propaganda und auf die Rückerstattung des Privateigentums beziehen, annehmen. Sie wünschen eine Abänderung der das letztere betreffenden Bestimmungen und wollen außerdem die bedingungslose Zusicherung einer Anleihe von 20 Millionen Pfmid ^erhalten._

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 9. Mai. Die Allgemeine Ortskrankenkasse Neuenbürg schreibt uns über die Versicherungslage im April:

Durch die fortwährende Steigerung des Mitgliederstanües hat dieser am 30. dieses Berichtsmonats die Höhe von 7472 er­reicht, obwohl nach den Witterungsverhältnissen in den beiden ersten und in der letzten Woche des April eine Mitgliodersteige- rung nicht zu erwarten gewesen wäre. In der dritten Woche hatte das Meldewesen eine so starke Form angenommen, wie cs in diesem Jahr noch nicht aufzuweisen ist. Die Mehrzahl der Anmeldungen entfallen auf weibliches Hotel- und Gastwirtsver- sonal. Eine weitere noch viel ausgedehntere Form wie bisher ist aber im kommenden Monat zu erwarten. Die Anmeldungen haben, sowohl die Zahl der Holzhauer als auch der Bauhand­werker vermindert, dagegen sind zahlreiche Anmeldungen der Kulturarbeiterinnen erstattet worden. Bei den übrigen Berufen ist eine ziemlich gleichmäßige Meldetätigkeit zu verzeichnen. Vom Mttgliederstand entfallen auf: