mach, den 8. Mai 1922.

Knzrig«.

st in dem Herrn nach langem 8. Lebensjahr meine liebe ste Mutter, Schwiegermutter, und Schwägerin

BohUliger.

chöathaler.

In tiefem Schmerz: fite: Ludwig Bohlirrger «ebst Angehörigen.

sch nachmittag '/s4 Uhr.

' «ezugSprete:

Lictte!>ährlich in Nrmudörg L 15.. Durch die Post Oris- und Oberamts- xerkchr sowie im sonstigen «ländischen Verkehr ^45. m>l Postbestellgeld.

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Der Lnztäler.

KnALiger lür Sas Lnztal unS Umgebung.

Amtsblatt für Sen Vberamtsbezifk Neuenbürg.

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MM«?««»»!

S SS 8ASSK S S8 ^08.

Neuenbürg, Mittwoch, den 10. Mai 1922.

80. Jahrgang.

Deutschland.

Entscheidende Ministerratsfitzung in Paris.

Die Russen für das Schicksal der Konferenz verantwortlich.

Stuttgart, 9. Mai. Die Kommunisten hatten an den Prä­sidenten des Landtags Len Antrag auf Einberufung des Land­tags gestellt, um zum Metallarbeiterstreik Stellung zu nehmen. Präsident Walter hat den Antrag auf sofortige Einberufung Melehnt, da er nicht von der erforderlichen Anzahl von Mit­gliedern des Landtags gestellt wurde.

Stuttgart, 9. Mai. Im Landtag wurden folgende Kleine Anfragen eingvbracht: Bon Abg. Ruggaber (Soz.) wegen Be- lämpfung der Wohnungsnot in Schelklingen. Dort soll Las Staatsrentamt Ulm von der Bauabteilung des Finanzministe­riums beauftragt worden sein, den staatseigenen Gasthof zur Sonne öffentlich zu versteigern, während dis Gemeinde das An­wesen erwerben und Wohnungen einbauen wollte. Die Ver­steigerung soll auf Anweisung der Standesherrschaft in Ober- dischingen erfolgen. Es wird gefragt, was Las Staatsministe- U rimn M tun gedenke, um die Versteigerung zu verhindern und in der Gemeinde Schelklingen die Wohnungsnot zu lindern. W In einer Anfrage Winker (Soz.) wird auf gerichtliche Entschsi- K düng hingewiesen, wonach Lehrerinnen wegen Verheiratung « nicht entlassen werden dürfen. Es wird gefragt, ob das Staats- 8 Ministerium für weibliche Beamte sämtlicher Staatsverwaltun- W gen die gleichen Anordnungen zu treffen - gedenke wie in Preußen, wo bereits verfügt wurde, daß Lehrerinnen wegen Verheiratung nicht entlassen werden, obwohl die Rechtslage um­stritten ist.

Berlin, 9. Mai. Auf Antrag der beiden Rechtsparteien wird der Auswärtige Ausschuß des Reichstags zur Besprechung der « nach dem 31. Mai von Frankreich zu erwartenden Gewaltmaß- Mnahmen am Tag nach der Ankunft des Reichskanzlers ans Ge-

reoiach, 8. Mai 1922.

-klnzcig«.

wir Verwandten, Freunden urige Nachricht, daß unsere ermutter, Großmutter und

litt, ged. HeWttlc,

rrS Witwe,

Alter von 68 Jahren nach n sanft in dem Herrn ent-

r Trauer:

ritte mit Familie.

«n , -

iäck »

Schönthailer mit Familie.

Mittwoch, 10. Mai, nach-

Zum Metallarbeiterstreik.

Stuttgart, 9. Mai. Vom Verband Württ. Metallindustri­eller wird uns mitgeteilt: Im Oberland ist heute die Arbeit in folgenden Betrieben auf der -Grundlage des Vergleichsvor­schlags Lautenschlager, also unter Anerkennung der 48-Stunden- Woche, in vollem Umfange wieder ausgenommen worden: Ma­schinenfabrik Weingarten, vorm. H. Schatz A.-G. mit 700 Ar­beitern, A. Eezner, Maschinenfabrik in Ravensburg mit 30 Ar- .Mern, Biberacher Metallwarenfabrik mit 170 Arbeitern. Bei ,ver Alaschinenfabrik Escher-Wyß L Co. A.-G. in Ravensburg arbeiten etwa 70 Mann. Die Vollmerwerke in Biberach werden morgen den Betrieb eröffnen. Frner haben die Arbeiter der Firma Haueisen L Sohn in Neuenbürg gestern die Arbeit mit 18 Stunden ausgenommen.

Reutlingen, 9. Mai. Die Metallarbeiterschaft nahm eine Entschließung an, daß nur auf der Grundlage des Vorschlags des Reichsarbeitsministers Verhandlungen zu führen feien. Der Bergleichsvorschlag.Lautenschlagers wurde einstimmig verwor­fen, die Streikunterstützung erhöht. Die Textilarbeiter ver­anstalteten eine Sympathiekundgebung für die streikenden Me­tallarbeiter. Gleichzeitig reichten sie neue Lohnforderungen ein. Ten Streikenden wurden von der Verwaltung Des Textfl-Ver- bandes 50 000 Mark überwiesen.

Wie man in den Wald hineinruft . ..

Paris, 9. Mai. Der Präsident der französischen Republik, Millerand, wird heute vormittag 11 Uhr in Paris zurückerwar­tet. Unter feinem Vorsitz findet nachmittags ein wichtiger Mi­nisterrat statt, dem erhöhte Bedeutung bcigemessen wird, da die Frage, welche Stellung Barthou Lloyd George gegenüber in Genua zukünftig einnehmen soll, in diesem Minrsterrat ent­schieden werden soll.

Wahnsinn der französischen Kriegshetze.

DieDena" ist in der Lage, den Inhalt eines Hetzplakats französischer Nationalisten von der Gruppe derAction ftan- caise", das acht Tage lang an Anschlagsäulen und Straßenecken in Paris angeschlagen war, in wortgetreuer Uebersetzung mit ganz unwesentlichen Kürzungen wiederzugeben:

Sechzig Millionen Boches werden hundertvierzig Milli­onen Asiaten jeder Rasse und jeder Zunge einrahmen, und außerdem werden die ungeheuren Mannschaftsreserven Ruß­lands in der deutschen Organisation aufgehen; das bedeutet den Krieg, den Einmarsch in unser Land, das Gemetzel und die Plünderung, dies alles verschlimmert durch die Schrecken der Revolution, der jüdischen Eroberung und seiner unedlen Rächer.

Franzosen! Ihr habt Len Krieg nicht gewollt, Ihr habt von ganzem Herzen gewünscht, ihn zu unterdrücken, zu vermei­den, oder ihn hinauszuschieben. Aber dieser Krieg kommt gegen Euch. Um Euch unter dem Messer einzuschläfern, werden die Verräter Euch sagen, daß es keine Gefahr gibt. Aber die Gefahr kommt. Sie wächst mit jeder Stunde, die Ihr verstrei­chen laßt. Ob man will oder nicht, der Krieg ist da. Man mutz diesen Krieg verhindern! Man muß ihn verhindern. Wie man jedes Verbrechen verhindert, das im Entstehen begriffen ist, da­durch, daß man den Missetäter, der es begehen will, zur rechten Zeit ergreift und unschädlich macht. Es ist dazu noch Zeit Die stärkste militärische Organisation der Welt haben wir. Schwere Opfer haben wir gebracht, um dieselbe aufrecht zu erhalten zu unserer eigenen Sicherheit, und um den Krieg zu verhindern. Möge also unsere Armee ihre Aufgabe als Beschützer des Frie­dens erfüllen. Deutschland ist unseren Kanonen preisgegeben, wir können es vernichten, bevor ein einziger seiner verbrecheri­schen Anschläge ausgeführt ist. Wir müssen in Deutschland ein­marschieren. Wir müssen eindringen in seine Städte, zerstören die Einigkeit seiner Republik und durch sein ganzes Gebiet prak­tische Maßnahmen treffen, um die restlose Tilgung der uns schuldigen Reparationen zu erlangen. Treffen wir diese Polizei­liche Maßnahme nicht, um die Furchtlosigkeit des Feindes zu zerschmettern, so wird es der Feind sein, der bei uns einmar- schiert, wir werden uns darauf beschränken müssen, uns zu ver­teidigen, und wenn wir, wie im Fahre 1918, mit heiler Haut davonkommen was noch nicht sicher ist mit wieviel Milli­onen von Leichnamen würden wir unser Heil wieder bezahlen müssen? Diese Unsicherheit kann nicht länger dauern. Fordern wir daher von der Regierung, daß sie gegen Liesen ungeheuren Krieg das einzige ihr zu Gebote stehende Mittel anwendet: Ein wirkungsvolles, schnelles Handeln, ferner die Anwendung aller Mittel, von deren Richtigkeit uns die Weltgeschichte überzeugen wird!

Neues Entente-Bekenntnis der Regierung Lloyd Georges.

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lerfrische l Bald gesucht.

igen Aufenthalt für Jum- Zimmerwovuring (45 innrer und allem sonstigen Garten in nur waldreicher, zu weit entfernt von Pforz-

Die bekannte Jndustriefamilie Opel hatte zu Ehren des bekannten, im Kriege gefallenen Sportsmannes Dr. Ludwig Opel eineDr.-Ludwig-Opel-Stiftung" begründet, die in>- selsheim mehrere Häuser baute, die zu einem neuen Stadtviertel , vervollständigt werden sollten. Die Stiftungsleitung hatte nun Han die Stadt das Ersuchen gerichtet eine der durch ihre Bauten « neuerstshenden Straßen nach dem Gründer Dr. Ludwig Opel zu , benennen. Diesen durchaus begreiflichen Wunsch erfüllte die ».Stadtverwaltung nicht, sondern beschloß mit der sozialistischen ^(Mehrheit, die neuen Straßen nach sozialistischen Parteiführern H zu benennen. Der Erfolg dieser unverantwortlichen Kurzsichtig- S keit war, daß die Stiftung beschloß, den Häuserbau, der keiner- H lei staatliche Zuschüsse erforderte, einzustellen.

ider, Pforzheim, i

lstraße 86 . H

Ausland

Beginn des Prozesses gggen den Grafen Karolyi.

Budapest, 9. Mai. Unter dem Vorsitz des Kurialrichters Stefan Oswald begann vor dem -eigens zusammengestellten Se- §rMl»llUUHkU >nat des Budapester Gerichtshofes gestern die Verhandlung in

ilhalt, Vermögen, Lebenswandel,! dem gegen den Grafen Karolyi, den Ministerpräsidenten der ,on Beweismaterial in Zivil-und Rückberufung der ungarischen Truppen von der Front und des b i ^ , Zusammenbruchs, angestrengten Konfiskationsprozeß. Der Ver-

l lreier des Aerars -begründete die Anklage und führte aus, Ka- , ! rolhi habe Spionage getrieben, habe mit den unerbittlichsten

diskret durch die Südea" Süd-i finden Ungarns in Verbindung gestanden, einen großen Streik li/ll am ""gezettelt und trage die Hauptschuld an der Verlotterung des ' ^ Heeres. Wegen dieser Verbrechen wird die Konfiskation seines

rechst. 1012 u. 2 4 Uhr außer. Vermögens gefordert: Der Vertreter des Angeklagten sucht Ka-

rolhis Absichten als von patriotischen Motiven ausgehend hin­zustellen. Die Verhandlung dauert an.

Folgen des neuen Wirtschaftskurses in Sowjetrußland.

Aus Helsingfors wird geschrieben: Auf Verfügung des Prä­sidiums des Obersten Sowjets der Volkswirtschaft sind, wie die ^ MoskauerJswestija" meldet, eine Reihe von Betrieben ent- nationalisiert und ihren früheren Besitzern zurückgegeben wor­den. Es handelt sich u. as um folgende Betriebe: Die Werkstät- : bn zur Herstellung von künstlerischen Möbeln von Mettner in ' Moskau, das Laboratorium für Parfümerien und kosmetische MittelDelis" in Moskau. Besitzer Miloslawski und die Kar- -- wffelmehlsabrik der Brüder Kurschin in Archipowka, Gouverne­ment Jaroslaw.

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rode öucliligiiilliiiig,

ldsdkr v. 8 tkvm.

London, 8. Mai. Im Unterhaus erklärte Chamberlain auf die Frage, ob er irgend welche Mitteilungen machen könne über die angeblichen Erklärungen Lloyd Georges in seiner Unter­redung mit Barthou, der Premierminister habe ihn gebeten, mitzuteilen, daß der diesbezügliche Bericht derTimes", nach­dem Lloyd Gegrge Barthou erklärt haben sollte, Frankreich habe England in dem entscheidendsten Augenblick im Stich gelas­sen und könne sich nun nicht Wundern, wenn England neue Freundschaften suche, eine böswillige und vorsätzliche Erfindung sei. Ein anderes Parlamentsmitglied fragte, ob Chamberlain wisse, daß der Chefredakteur derTimes", Wickham Stead, wäh­rend der gesamten Konfrenz im französischen Hauptquartier in Genna gewohnt habe. Chamberlain erwiderte, der Cheftedak­teur derTimes" habe mit niemand in Fühlung gestanden, der befugt gewesen sei, für Lloyd George zu sprechen. Auf eine Frage, ob der Premierminister wisse, daß im ganzen Lande große Besorgnis herrsche wegen der Gefährdung der Entente mit Frankreich infolge der in Genua stattfindenden Erörte­rung, erwiderte Chamberlain, er habe keinen Grund zu der Annahme, daß die Verhandlungen in Genua die Beziehungen der britischen Regierung zu Frankreich gefährden könnten. Be­züglich der Durchführung der Bestimmungen des Versailler Vertrags habe in der Politik der britischen Regierung keine Veränderung stattgefunden.

Die Konferenz in Genua.

Erneute Forderung Rußlands auf Zuziehung der Türkei.

Genua, 9. Mai. Tschitscherin hat gestern Lloyd George mit-. geteilt, Rußland müsse darauf bestehen, daß man die Türkei zu den Verhandlungen znlasse. Rußland und die Türkei seien dar­in einig, daß der russisch-türkische Vertrag unberührt bestände, daß aber endlich die einladenden Mächte, wenn sie wirklich eine Regelung im Orient erstrebten, auch die Türkei zu den Verhand­lungen einladen müßten.

Rückforderung auch des römisch-katholischen KircheriMts.

Genua, 9. Mai. Der Papst wird in dieser Woche den Kar­dinal Picardo nach Genua zu den Delegattonen der Mächte entsenden, um zu verlangen, daß in dem Ausgleichsvorschlag mit Rußland Forderungen aufgestellt werden, die die Religions­freiheit und die Zurückgabe der nationalisierten christlichen Gü­ter in Rußland bezivecken.

Genua, 9. Mai. Barthou versammelte gestern die Jour­nalisten der Kleinen Entente und machte ihnen die Mitteilung, es käme für die Stellungnahme der französischen Delegation nur daraus an, ob die Russen mit Fa oder Nein antworteten. Darnach entscheide es sich, ob die französische Delegation bleibe oder nicht. Auf eine Frage, was dann die anderen Mächte tun würden, antwortete Barthon, das sei ihre Angelegenheit Wenn aber die anderen Mächte die Konferenz fortsetzten, so sei das nicht mehr die Konferenz von Genua.

Aus Stadt» Bezirk und Umgebung.

Herrenalb, 8. Mai. Oberregisseur Lange ist es in seiner Eigenschaft als Knrkommissar in Herrenalb gelungen, bei der Direktion der Albtalbahn vorerst -versuchsweise die Einlegung eines A-bendzuges an Sonn- und Feiertagen ab 18. Juni ab Herrenalb 10^0 Uhr mit-Anschluß an die Fernzüge nach Hei­delberg, Frankfurt usw. zu erreichen. Von der Frequenz dieses Zuges hängt es ab, ob er zu einer dauernden Einrichtung wer­den soll. Dadurch wurde ermöglicht, daß das Schauspiel des badischen Landestheaters in Karlsruhe im dortigen Kurtheater gastieren kann. Der bisherige Kursaal wurde nach Plänen von Emil Burkard mit neuer Bühne und Dekorationen versehen, auf der regelmäßige Gastspiele des Karlsruher 'Schauspiels und anderer benachbarter Bühnen stattfinden werden. Es ist eine seltene Gelegenheit für das Karlsruher Publikum, seine Sonn­tagsausflüge entgegen der bisherigen Geflogenheit durch die günstige Bahnverbindung in das Albtal und zurück entsprechend auszudehnen, wodurch Karlsruhe und Herrenalb die Möglich­keit engerer Fühlungnahme geboten wird.

Wildbad, 9. Mai. Der lang anhaltende strenge Winter hat nun herrlichem, allerdings noch etwas kühlem Frühlingswetter Platz gemacht. Aber auch unser Kurort mit seinen berühmten Quellen hat sich schon gerüstet, um der nun einsetzenden Kurzeit zu begegnen. Der Beginn der Kurzeit wurde dieses Jahr auf den 15. April vorverlegt, aber infolge des langen Winters war die Kurbenutzung sehr mäßig. Während der Wintermonate herrschte hier eine rege Bautätigkeit. Nicht weniger als 20 Wohngebäude wurden neu erbaut. Das Hotel zurEisen­bahn" ist bedeutend vergrößert worden. Die Park- und Bätz- nerstraße wurden nun dem Verkehr übergeben und scheint neben den prächtigen Enzanlagen die belebteste Promenade zu werden. Auch in verkehrstechnischer Beziehung sind Fortschritte zu ver­zeichnen. Die Kraftwagen-Gesellschaft NeuenbürgHerrenalb Wildbad, die das Ziel verfolgt, den Verkehr im Bezirk zu be­loben, hat ihren Wagenpark um zwei neuzeitliche Gesellschafts­autos für -Sonderfahrten während der Kurzeit unter ganz außerordentlichem Kostenaufwand vermehrt. Seit dem 1. April d. I. besteht eine regelmäßige zweimalige Autoverbindung nach EnzklösterleEnztal, die sich eines großen Zuspruchs erfreut, und zweifellos auch von den Kurfremden rege benützt werden wird.

Ein Neuenbürger Geschichtsschreiber.

1. tt. Es hat im Jahre 1810 in Neuenbürg einen Oberamt- mann Kausler gegeben, der 1819 ein Büchlein über Neuenbürg geschrieben hat. Aus ihm sei hier einiges angegeben zur Anre­gung weiterer Notiz über die Stadt. Neuenbürg war 1272 ebersteinisch erhielt 1274 Mauern, kam 1289 an den Markgrafen Hasso von Baden, 1332 an Württemberg. 1431 erhielt es zwei Jahrmärkte und den Sonntagswochenmarkt. 1454 wurde es Freistatt für Totschläger, in der sie sich sechs Wochen und drei Tage bergen konnten. 1619 sei der Markgraf von Baden mehr­fach mit Reiterei in die Stadt gezogen, die einen geflüchteten badischen Totschläger nicht auslieferte, um ihren Freistattcharak­ter zu wahren. Im Pestjahr 1530 war Neuenbürg Zuflucht der hohen Schule in Tübingen, die zur Hälfte hierher sich verzog. 1783 großer Brand. Zerstörung bis auf wenige Häuser. Bis 1806 waren es vier Oberämter: Neuenbürg, Herrenalb, Lieben­zell und Wildbad. Dann kam die Vereinigung.

Der Dekan saß in Wildbad. Der Oberamtmann hat in seinem Büchlein den Wunsch nach mehr Pfarr- und Schulstellen in seinem Bezirk ausgesprochen. Pfarrer waren es 15. In Wildbad und Liebenzell saßen zwei, in Neuenbürg einer. Die Zahl der Schulstellen ist nicht angegeben, Enzklösterle ist be­sonders als für einen Pfarr- und Schulsitz geeignet und dessen bedürftig bezeichnet. Am 2. Januar 1332 wurde die Sankt Egi- dienpfrüude in Neuenbürg gestiftet, am 5. iFebruar 1413 eine Jahrzeit in der Kirche selber von dem Edelknecht Renhard von Schmalenstein. Am 16. September 1399 folgte die Errichtung einer Pfründe der neu gestifteten Sankt Georgenkapelle. Der Archidiakon der Kirche in Neuenbürg ist der Probst St. Guido zu Speyer und die Bürger von Neuenbürg, welche die Pfründe von St. Georg errichteten, bitten den Präsentationsherrn Graf Eberhard von Württemberg, daß er als zum erstenmal diesmal ein Neuenbürger Bürgerskind präsentieren solle. Das Büch­lein von Kausler gibt für die verschiedensten Gebiete wie An­bau, Bevölkerung, Landwirtschaft, Heilquellen,Kunst", d. h. Fa­briken, Holzhandel, Straßen. Nahrungsquellen, Sitten, Ge­wohnheiten, Abgaben, Beamtungen, Forst- und Jagdwesen ganz interessanten Aufschluß und enthält neben der allgemeinen Geschichte des Oberamts noch eine spezielle von Herrenalb, Liebenzell, Wildbad und Stadt Neuenbürg. Alles ist lesenswert und wäre auch wertvoll genug, einer späteren Oberamtsbe­schreibung neben anderem Material zu dienen. Kausler, der auch in Eßlingen, Göppingen und Leonberg Oberamtmann war, wollte übrigens mit Pfarrer Pfister von Untertürkheim 1819 eine württembergische Geschichte heraus geben. Der Tod seiner Gönnerin, der Königin Katharina, die soviel für Würt­temberg getan hat und die er in erster Linie damit in die Ge­schichte ihrer Wahlheimat einführen wollte, hat das Unterneh­men leider vereitelt. Schade. Es wäre eine äußerst wertvolle Sammlung damals noch nie gedruckter Urkunden geworden.