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Der EnZlälLr.
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Neuenbürg, Samstag, den 6. Mai 1922
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Rundschau.
Die Konferenz von Genua ist nichts als eine weltpolitische llebersetzung des Parlamentarismus: Man redet viel, kommt aus den Krisen nicht heraus, und was übrig bleibt sind die Kostenrechnungen. Einige Tage sah es aus, als ob die Konferenz zum Gespött der ganzen Welt werden sollte. Die Alliierten vermögen sich nicht zu einigen. Frankreich und ab und zu auch Belgien sind halsstarrig und bestehen auf ihren Bedin-. gungen für eine Verhandlungsbasis mit Rußland. Deutschland gegenüber betont Frankreich ausschließlich sein Sanktionsverlangen. Man redet von einem Gottesfrieden, behält sich aber das Recht zu Gewaltmaßnahmen gegen Deutschland vor. Ein Gottesfriede, oder wie sie so schön sagen, eine Treuga Dei, die den Franzosen das Recht gewährt, nach Gutdünken deutsches Gebiet zu besetzen, ist überhaupt kein Friede, geschweige ein Gottesfriede. Wenn es so weiter geht, so wird das Ergebnis von Genua noch schlimmer werden als das von Versailles. Wenn aber die Konferenz scheitert, so ist nicht Deutschland daran schuld. Wir können nur unterschreiben, was für alle gilt, für Deutschland ebenso wie für Frankreich, nicht aber ein Abkommen, das immer noch zwischen Siegern und Besiegten unterscheidet. Lloyd George will an sich von Sanktionen nichts wissen, aber er ist, wie immer nach vorausgegangenen großen Worten, zu Zugeständnissen an die französische Hartnäckigkeit bereit und strebt nach den berühmten, leider wiederholt erlebten Mustern einen Kompromiß mit Frankreich an, besten Kosten wir bezahlen müssen. Der 31. Mai rückt rasch heran. Wenn nicht die Neutralen eingreisen und dafür sorgen, daß der Geist, dm Genua auf Europa ausgießen sollte, in letzter Stunde noch erscheint, so kommen wir mit Ende dieses Monats in die schwerste Gefahr.
Immerhin ganz ohne positive Ergebnisse ist die Konferenz bis jetzt nicht gewesen. Die Entschließungen der Finanzkommission und der Verkehrskommission sind angenommen worden; das heißt, man will dem Währungsproblem — nebenbei bemerkt, kostet der Dollar bereits wieder über 300 Mark — ernsthaft zu Leibe gehen und auch die Verkehrsbarrieren ans dem Wege räumen. Man will die Währung stabilisieren, um Len wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas zu ermöglichen und hat zu diesem Zweck Resolutionen gefaßt, die hoffentlich Mehrwert sind als das Papier, auf dem sie stehen. Der italienische Minister des Auswärtigen. Schanzer, mit seinem Leutschklin- - genden Namen hat das durchgesetzt. Im übrigen gab es auch da noch Mißverständnisse genug. Sie reden wie beim Turmbau von Babel: alle durcheinander und an einander vorbei, ohne sich zu verstehen. Llohd George und Tschitscherin kämpfen um die Führung. Der französische Vertreter Barthou hatte großen Streit mit seinem Ministerpräsidenten Poincare. Dieser wieder ergeht sich in scharfen Ausfällen gegen Llohd George. Er verlangt Zusammentritt des Obersten Rates, weigert sich, nach Genua zu gehen und behandelt die Konferenz mit unverhohlener Geringschätzigkeit.
Der 1. Mai ist abgesehen von einigen Katzbalgereien unter Len üblichen Aufzügen mit Musik und Demonstrationen im allgemeinen in Deutschland ruhig verlaufen. Die Hauptstadt Württembergs hat sich am 1. Mai einen besonderen Ruhm dadurch erworben, daß in Stuttgart an diesem Tage sogar der Straßenbahnverkehr ruhte, woran die Kranken, die Aerzte und wer sonst im Dienste der Nächstenliebe aus dieses Verkehrsmittel angewiesen ist, keine Freude hatten Etwas unbeliebteres als einen Straßenbahner gibt es daher in Stuttgart gegenwärtig nicht. Von dem leidigen Metäll- arbeiterstreik ist leider nichts gutes zu berichten, er geht mit ungeschlachter Kraft und noch größerer Erbitterung, die in Zeitungsinseraten Leider Parteien zum Ausdruck kommt, weiter. Nach den letzten Berichten sollen in einigen Betrieben die Arbeitswilligen unter Anerkennung der 48-Stunden-Woche u. entsprechenden Lohnerhöhungen die Arbeit ausgenommen haben, durch Streikende aber daran gehindert worden sein. Man fragt sich unwillkürlich, wie das noch enden soll, verzeichnen doch Zeitungsberichte bereits einen Schaden von einer halben Milliarde. Das ist der ganze Streit nicht wert, umsomehr, als kein Teil schuldig sein will. Möchte doch endlich aus beiden Seiten der Gedanke des Entgegenkommens Platz greifen, damit diese wirtschaftliche Selbstzerfleischung, die am schwersten den Arbeiter trifft, ein Ende nimmt.
NeutfchLund.
Gegen Wucher und Teuerung.
. Stuttgart, 5. Mai. Der neugegründete Bund gegen Wucher und Teuerung hielt im Siglehaus eine erste öffentliche Versammlung ab unter dem Vorsitz von Stadtpfleger Wagner. Professor Bauser entwickelte das Programm des Bundes, der eine Abwehrorganisation gegen di'e Preissteigerungen bilden
will. Frau Blos beleuchtete das Kinder- und Wohnungselend. Dann sprachen sieben Vertreter der großen Organisationen der Arbeiter, Angestellten und Beamten , in zustimmendem Sinne. Ernährungsminister Keil meldete seinen Beitritt zum Bunde an, wies aber darauf hin, daß mit der Gründung und mit allgemeinen Anregungen das Problem noch lange nicht gelöst sei. Wenn die Verbraucherkreise jetzt gegen Wucher und Teuerung sich zusammenschließen, so begrüße er dies und werde gerne mit ihnen zusammenarbeiten. Dieselben Kreise hatten aber vor kurzer Zeit die Beseitigung der Zwangswirtschaft gefordert, was dann den Behörden die Waffen zur Regulierung der Preise aus der Hand schlug. Die Regierung sei deshalb auch in der Zuckerfrage machtlos, weil seit Herbst v. I. die völlig freie Wirtschaft eingeführt sei. In der Frage der iFleisch- versorgung habe man ihm geraten, in Berlin auf den Tisch zu schlagen, um eine Beschränkung der Viehausfuhr zu erreichen. Ein drittes telegraphisches Gesuch sei von Berlin aus erst heute ebenso rasch und stürmisch abgelehnt worden. Dennoch halte er es für eine innere Notwendigkeit zur Beschränkung der Viehausfuhr zu kommen, weil die Kaufkraft der Bevölkerung in
Württemberg nicht so groß ist wie im Rheinland. Dann fand eine Entschließung Annahme, in der gegen Wucher und Schie- bertum die schärfsten Maßnahmen gefordert werden, ferner die Heranziehung der Verbraucher im Ernährnngsbeirat und bei Wuchergerichten. Das Umlageverfahren für Brotgetreide soll beibehalten und für die Kartoffelversorgung wieder eingeführt werden. — Der Bund erhielt am ersten Abend zahlreiche Mitglieder.
Fechenbach-Proß.
München, 4. Mai. Gestern gingen im Fechenbachprozeß die Plaidohers zu Ende. Die Verhandlungen zogen sich bis gegen Mitternacht hin. Nachdem vorgestern der Vertreter des Klägers nicht weniger als fünf Stunden gesprochen hatte, kamen gestern die Anwälte der Beklagten zu Wort, deren Ausführungen ebenfalls breit angelegt waren, wenn auch nicht in einem so außergewöhnlichen Maße. Ohne dem Spruch der Richter vorgreifen zu wollen, kann man doch schon jetzt sagen, daß nach dem bisherigen Verlauf des Prozesses eine Freisprechung sämtlicher Beklagter die größte Wahrscheinlichkeit für sich hat. Auf die Frage der Schuld am Kriege, die in dem Prozeß und auch in den Plaidohers eine hervorragende Rolle spielte, wird sich natürlich das Urteil nicht beziehen können. Zu entscheiden ist lediglich, ob die Eisnersche Veröffentlichung des Schönschen Gesandtschaftsberichts als Fälschung anzusprechen ist, ob in dieser Beziehung der Privatkläger Fe- chenbach an dieser Fälschung wesentlichen Anteil genommen hat; ferner ob in dieser von den Beklagten ausgestellten Behauptung eine Beleidigung zu erblicken ist, und schließlich, ob die Beklagten den 8 193, in Wahrung berechtigter Interessen gehandelt zu haben, in Aspruch nehmen können.
Unter der Knute.
Essen, 4. Mai. Aus Kamp (Kreis Moers) wird gemeldet, daß auf Befehl der belgischen Besatzungsbehörde wiederum ein neuer Schießplatz von 126 888 Hektar eingerichtet worden ist. Zu diesem Zweck mußte innerhalb acht Tagen ein stark mit Stangenholz bewachsenes Gelände freigemacht werden, das unter normaler Verwendung der Mittel einen Reinertrag von 127 000 Mark jährlich einbringt. Die angrenzenden Verkehrswege werden durch die Schießereien derart gefährdet, daß starke Verkehrsstockungen eintreten müssen. Es ist unverständlich, was Frankreich und Belgien mit allen den militärischen Anlagen in einer Zone, deren Besetzung nach drei Fahren abläuft, anfangen will. Man scheint die Begriffe Krieg und Frieden La drüben immer noch nicht auseinanderhalten zu können.
Wesel, 4. Mai. Von dem belgischen Kriegsgericht wurde hier der Landarzt Gustav K. aus Wesel, der sich mit seinem Wagen nachts auf dem Wege nach Müllheim a. d. Ruhr befand und wegen Unsicherheit einen Revolver zu sich gesteckt hatte, wegen unerlaubten Waffentragens zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. K., der wegen seines guten Rufes zugleich Ehrenfeldhüter in Wesel ist und damit die Berechtigung zum Waffentragen hat, ist durch diese unerhört hohe Strafe seinem landwirtschaftlichen Betrieb während der Hauptarbeitszeit entzogen worden. Ein Gesuch um Umwandlung der Haststrafe oder Strafaussetzung ist von dem belgischen General in Duisburg abgelehnt worden.
Frankfurt a. M., 5. Mai. Wie die „Frankfurter Zeitung" ans Nierstein erfährt, erschien heute vormittag in aller Frühe eine französische Abordnung von zehn Mann in der Wohnung des Herausgebers der „Niersteiner Warte" Lodtrenter und besetzte sämtliche Zugänge des Hauses ohne andere Angabe eines Grundes, als daß sie auf höheren Befehl handelten. Sie durchsuchten alle Ecken, Winkel und Gewölbe der Druckerei und auch des Hauses. Sie kehrten das unterste zu oberst, sodaß an einen geregelten Geschäftsbetrieb nicht zu denken war. Vergeblich fragte man sich, was die Franzosen zu ihrem Vorgehen veranlaßt hat, da von einer Provozierenden Haftung des Blattes keine Rede sein kann.
Die Schleifung der Festung Koblenz.
Koblenz, 4. Mai. Die Zerstörung der Festung Alexander ist schon ziemlich weit vorgeschritten. Der nordwestliche Teil ist bereits verschwunden. Am Freitag wurde, wie die „Ammroc News" berichten, eine ungefähr 40 Meter lange drei Fuß breite und zehn Fuß hohe Mauer gesprengt, wozu etwa zehn Zentner Pikrin benötigt wurden. Der Vorgang wurde gefilmt. Die Trümmer flogen bis zu 100 Meter im Umkreise umher.
25 000 Polen los.
Obernhausen, 4. Mai. Aus dem Ruhrgebiet sind 25 000 polnische Arbeiter nach Frankreich abgewandert, wo es ihnen recht erbärmlich gehen soll, denn die Löhne der deutschen Kohlengruben erhalten sie von ihren französischen Freunden bei weitem nicht, dagegen haben sie längere Tagesarbeit. Trotz Zuzugs hat sich die Belegschaft der Ruhrzechen um 5000 Mann verringert. Deutsche Arbeiter werden noch gesucht.
Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.
Der bevölkerungspolitische Ausschuß des Reichstages begann gestern seine Verhandlungen über den Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, der die Behandlungspflicht der Geschlechtskrankheiten durch approbierte Aerzte und die Aufhebung der Reglementierung der Prostitution als Kernpunkte enthalte. Im Gegensatz zur Mehrzahl der Redner erklärte der bayerische Vertreter, daß die bayerische Regierung dem vorliegenden Gesetzentwurf skeptisch gegenüberstehe, da er vielfach religiösen und sittlichen Grundlagen und Empfindungen des bayerischen Volkes widerspreche. Der Ausschluß Wird heute in die Spezialdebatte eintreten.
Ausland
Deutschlands Bevormundung dnrch die Reparationskommisfion.
Paris, 5. Mai. Die Reparationskommission sandte an die deutsche Regierung eine Note, in welcher es heißt: In Artikel 2 des deutsch-russischen Vertrages von Rapallo verzichtet
89. Jahrgang.
die deutsche Regierung auf alle Ansprüche bezüglich der Anwendung der Gesetze und Maßnahmen der Sowjetregierung gegenüber deutschen Reichsangehörigen, des Reichs und der Länder selbst. Die Reparationskommission bemerkt dabei, daß die deutsche Regierung nicht auf Rechte verzichten kann, welche auf die Reparationskommijsion übergingen gemäß des Artikels 260 des Versailler Vertrags. Die Reparationskommission bittet um Bestätigung dieses Standpunktes. 2. Der Verzicht des Artikels 2 scheint ebensowohl aus die Rechte des Reiches und der Länder wie der deutschen Reichsangehörigen Anwendung zu finden. Unter Bezugnahme auf Artikel 248 des Versailler Vertrages wünscht die Reparationskommission eine vollständige Angabe aller Rechte des Reichs oder der Länder zu erhalten, welche den Gegenstand eines Verzichtes bilden könnten sowie um Angabe der Gründe, auf denen die Zustimmung Lex Kommission nicht vorher eingehoft wurde. Da der Vertrag abgeschlossen wurde, ohne daß die Ansicht der Reparationskommission vorher eingeholt wurde, glaubt sich die Kommission zu der Annahme berechtigt, daß sich Nachteile für Len Haushalt nicht ergeben. Me Kommission wäre für ausdrückliche Versicherung dieser Art dankbar. Me Kommission hält sich auch für berechtigt, die Art der Durchführung des Vertrages von Rapallo von Zeit zu Zeit zu überprüfen.
Lieber Amerikaner als Franzosen?
Paris, 4. Mai. Der „Temps" meldet, Laß verschiedene Länder, darunter auch Deutschland, in Washington vorstellig geworden seien, um die Abreise der beiden letzten amerikanischen Jnfanteriebataillone um mindestens einen Monat, d. h. bis 1. Juni d. I. hinauszuzögern. Angeblich soll dieses Ersuchen mit der Reparationsfrage Zusammenhängen.
Kritik BanLerlips am Reparationssystem.
Paris, 4. Mai. Der Vertreter des „Temps" in Genua hatte ein Interview mit Vanderlip, der ihm u. a. sagte: „Ich bin vollkommen der Ansicht, daß Mutschland so viel zahlen muß, daß man von der Art und Weise, wie eine Nation der anderen Summen zahlt, wie sie für die deutsche Entschädigung vorgesehen sind, keine rechte Auffassung hat. Die Rc- parationsfrage ist hier in Genua verboten und mit Recht; denn Liese Konferenz ist nicht für eine derartige Diskussion geeignet. Aber ich bin überzeugt, daß ein wirtschaftlicher Wiederaufbau oder etwas was einer Rückkehr zum alten ordentlichen Handelsleben Europas gleichkommt, nicht möglich ist, solange nicht eine vernünftige Diskussion über die Kriegsentschädigungen stattgesunden hat. Das soll nicht heißen, daß ich wünsche. Laß Mutschland weniger zahle, aber ich möchte, daß Deutschland eine bestimmte Kriegsschuld auferlegt wird, die es zu zahlen imstande ist. Nach dem jetzt befolgten System wird man von Deutschland eine Entschädigungssumme erlangen, die nach meiner Ansicht keinen Vergleich aushält mit der Summe, die man hätte erreichen können, wenn man mäßigere Mittel angewandt hätte. Wenn die jetzigen Reparationsbedingungen nicht abgeändert werden, so ist Deutschland nach meiner Ansicht gezwungen, seinen Verpflichtungen nicht nachzukommen. Und wenn dann diese Nichterfüllung mit einer militärischen Besetzung beantwortet wird, dann wird der Wirt-, schaftliche Wiederaufbau Europas neuerdings einen Aufschub erleiden."
Einberufung des Obersten Rates vor 81. Mai?
London, 4. Mai. „Daily Expreß" weiß mitzuteilen, daß im englischen Außenministerium der Plan besteht, von verschiedenen Mächten den Antrag zu einer Sitzung des Obersten Rates stellen zu lassen, die vor dem 31. Mai stattfinden müsse. Es soll dadurch verhindert werden, daß Frankreich eine eigenmächtige Handlung vornimmt, die nicht im Interesse des europäischen Friedens liege.
Die Konferenz in Genua.
London, 5. Mai. Die Meldung, daß Frankreich beschlossen habe, in der Forderung gegenüber den Russen sich in Genna auf die Seite Belgiens zu stellen, findet große Beachtung. — „Pall Mall and Globe" schreibt, wenn Poincare Las gesamte Werk der Genueser Konferenz zu zerstören wünsche, so sei dies eine dramatische Gelegenheit, um den Dolch zu zücken. Die Welt aber werde weiter schreiten, auch wenn Frankreich die Konvention verletze. — „Star" berichtet, der Bruch zwischen den Alliierten erweitere sich. Me Genueser Konferenz stehe von neuem der Gefahr eines Abbruches gegenüber. Frankreich habe durch seinen Beschluß, den belgischen Einwand gegen oie an Rußland gerichtete Note zu unterstützen, die Alliierten in zwei Lager geteilt und eine gemeinsame Aktion in dieser Frage scheine jetzt unmöglich.
London, 5. Mai. Mr Sonderberichterstatter des Manchester Guardian" in Genua schreibt: Der erste Schritt des ersten Stadiums ist jetzt vollendet u. Rußland weiß, was es von Europa als Ganzem zu erwarten habe. Rußland werde vielleicht der Ansicht sein, daß Sonderabkommen für Rußland vorteilhafter seien als eine gemeinsame Maßnahme. Angenommen, die Russen lehnten die Forderungen ab und verlangten Sonderabkommen, so werde Genua in Gefahr sein, in eine Orgie der Konzessionsjägerei und des Feilschend ausznarten, da jode Nation darnach streben würde, bessere Bedingungen zu erhalten. Genua sei bereits voll von Vertreter großer Gesellschaftsinteressenten, die darauf warteten, ein planmäßiges Rennen nach Beute zu beginnen.
Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.
Sonntagsgedanken.
Die ganze Welt ist wie ein Buch.
So wenig wie Gottes Wesen aufhört, so wenig hört auch das Sprechen der Schöpsungsworte auf. Er spricht noch immer und ist unaufhörlich tätig; denn keine Kreatur vermag ihr Wesen von sich selbst zu haben. Darum: so lange eine Kre-