feuerte einen Schuß auf den Landjäger ab. Nur mit Mühe konnte Bihler überwältigt werden. Nach seiner Verhaftung verweigerte er jede Auskunft und stellte sich geisteskrank. Die ärztlichen Sachverständigen erklärten ihn aber für zurechnungsfähig und sein Verhalten als Simulation. Die Geschworenen erkannten auf versuchten Totschlag. Das Gericht verurteilte Bihler zu 1 Jahr 10 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust.
Schwenningen, 4. Mai. (Leichenfund.) An der Burg Vöhrenbach wurde an einem Baum ein gut gekleideter junger Mann erhängt aufgefunden. Außer Geld fand man in seiner Brieftasche ein sehr gutes Zeugnis vor, lautend auf Len Namen Iranz König aus Rottweil. Wer der so unglücklich aus dem Leben geschiedene junge Mann ist, wird die Untersuchung er-
Friedrichshafen, 4. Mai. (Abgelehnt.) Die Arbeiterschaft hat das Anerbieten der Großbetriebe zur Wiederaufnahme der Arbeit abgelehnt, solange die Organisationen eine Einigung nicht erzielt haben.
Langenargen, 2. Mai. (Selbstmord.) Der verheiratete Kaufmann Veigl, der vor dem Krieg in Straßburg ansässig war und sein Vermögen durch die veränderten Verhältnisse verloren hat, sprang in einem Anfall von Schwermut in den See. Seine Leiche wurde bereits geländet.
Mergentheim, 4. Mai.- (Die deutsche Einigkeit.) In der „Tauberzeitung" lesen wir folgende, für die deutsche Einigkeit und Brüderlichkeit bezeichnende Beschwerde: Im Sommerfahrplan soll der Stuttgarter (Berliner) Abendschnellzug in Lauda keinen Anschluß mehr nach Bad Mergentheim bekommen, weil derselbe 25 Minuten später gelegt ist. Diese Maßnahme während der Kurzeit bildet für Mergentheim eiste Zurück, etzung, die wir nicht stillschweigend Hinnehmen können. Da es sich um einen Zug handelt, der von Württemberg gefahren wird, sollte von Stuttgart aus dahin gewirkt werden, daß die Bedürfnisse der württembergischen Badestadt Mergentheim von Karlsruhe aus nicht derart ignoriert werden. Wir bitten dringend um nochmalige Prüfung und Berücksichtigung wenigstens während der Kurzeit.
Preistreiberei mit Milch uud Milcherzeugniffeu.
Stuttgart, 3. Mai. lieber die Bemessung der Preise für Milch und -erzeugnisse enthält ein Urteil des Bayerischen Obersten Landesgrichts vom 9. März 1922 folgende Ausführungen:
„Der Angeklagte, der Mitinhaber einer Großkäserei ist, vereinbarte nach Aufhebung. der Zwangswirtschaft von Milch und deren Erzeugnissen mit seinen Milchlieferern einen Milchpreis zunächst nicht, weil die Milchlieferer sich zu einem festen Preis nicht verstanden, sondern die Entwicklung der Marktpreise für die Milcherzeugnisie abwarteten. Sie wollten mit dem Eintritte der freien Wirtschaft an dem Gewinn aus den Milcherzeugnissen Anteil haben und entweder selbst die Verarbeitung der in ihren Betrieben erzeugten Milch in die Hand nehmen oder die Verarbeiter der Milch veranlassen, ihnen entsprechend der allgemein erwarteten Preissteigerung für Butter und Kaie höhere Milchpreise zu gewähren. Diesen Standpunkt nahmen auch die Landwirte der Gemeinde V. ein, denen der Angeklagte im Mai und Juni' 1921 für den Liter Milch den Höchstpreis von 1,40 M. gezahlt hatte. Um einen Druck auf den Angeklagten auszuüben, kündigten sie ihm am 25. Juli 1921 für den kommenden 1. August die Lieferung der Milch mit dem Beifügen, daß sie von diesem Zeitpunkt an die Milch selbst verkäsen und verbuttern wollten.
Der Angeklagte befürchtete nach seiner Behauptung, sein« sämtlichen Molkereien zu verlieren, wenn er den Milchlieferern nicht die Preise bewilligen würde, die selbstkäsende Genossenschaften im Juli 1921 herausgewirtschaftet hatten. Auf Grund seiner Erkundigungen habe er sich einen Milchpreis von etwas über 2 Mark für den Liter errechnet. Er habe sich deshalb für berechtigt gehalten, den Milchlieferern einen Preis von 2 M. Kuzugestehen. Diesen Preis habe er für bedenkenfrei erachtet, weil die ihmzugrunde gelegten Butter- und Käsepreise sich auf dem freien Markte gebildet und weil die Behörden selbst die Preisbildung auf dem freien Markte für diese Milcherzeugnisse als künftig für den Milchpreis maßgebend erklärt hätten. Aus diesem Grunde habe er auch am 27. Juli und 2. August 1921 in öffentlichen Versammlungen entgegen der Ansicht verschiedener Versammlungsteilnehmer die Meinung vertreten, daß die Käser den Landwirten 2 M. für den Liter Milch zahlen müßten, wenn sie im Bezüge der bisher gelieferten Milch bleiben wollten.
Der Angeklagte vereinbarte nicht nur mit den Landwirten von V.. sondern mit allen seinen Milchlieferern einen Preis von 2 M. für den Liter Milch, und zwar mit Rückwirkung auch für den Monat Juli 1921.
Daß der Angeklagte durch sein Handeln den Milchpreis vorsätzlich gesteigert hat, unterliegt keinem Zweifel. Der Preis, den die Landwirte für die in ihren Betrieben erzeugte Milch in
MerechNgrert-
Loman von Eduard Appel.
t. (Nachdruck verboten.)
„Aber wie konnte er zugeben, wie konnte er schweigen «nd einen Unschuldigen verurteilen lassen?"
„Er hatte ja davon keine Ahnung. Er war nur auf einem kurzen Ur'a-:5 hier und mutzte sich nach Beendigung derselben wieder einschiffen. La er dann von Europa lange nichts sah und hörte und keine europäische Zeitung in die Hand bekam, erfuhr er auch kein Wort von der bösen Geschichte."
„Gräßlich! Gräßlich!" rief Klara, die Hände ringend.
„Sie können ja, wenn Eie alles gehört haben, tun, wie Sie wollen: Eie können unsere Entdeckung verschweigen oder Borr verr, Gericht ausliefern; aber ich leg« Ihnen ans Herz, nichts zu übereilen und alles wohl zu überlegen.
Ihr Vater hat seine Stoafe abgebützt — leider un° gerechterwrise — aber er hat sie verbüßt und ist wieder frei. Hier können Eie nichts mehr nützen. Ihn aber können Sie vollständig vernichten — und er ist ein Ehrenmann, «in ver für den Nachbarn sein
Leben hergebe. Ich schätze ihn sehr und eS tät mir leid um ihn.
„Kommen Sie heute abend zu uns und schauen Eie sich die Bescherung an. Ich erzähle Ihnen dann ausführlich den ganzen Hergang. Werden Eie kommen?"
„Gut! ich komme. Ich brenne ja darauf, alle« zu erfahren." ^
„Also auf Wiedersehen — bei« Ehrtstbaum. Leben Sie wohl!"
Er »eichte Ehr die Hand und ließ dabei einige Sekunden war« feine» Bttck auf dem ihren ruhen. Dan« ging «.
Klara sah ih« »ach.
„Braver -deichch," dachte st», „d » «»er, tre«er -eemtd."
Aba» da«« «»«Wde «iud u r dar G ed an se a« «L da«
Anspruch nahmen, war nicht nach den Gestehungskosten berechnet, sondern schloß einen Anteil an dem Gewinn in sich, den die Verarbeiter der Milch erzielten."
Hiernach enthielt der Preis, den die Milchlieferer von dem Angeklagten für die Milch bekamen, einen übermäßigen Gewinn. Die Ansicht, daß bei der Preisbestimmung die Verwertungs- Möglichkeit der Milch bei Verarbeitung zu Butter und Käse zu berücksichtigen sei, kann als richtig nicht anerkannt werden. Nicht nach dem Preise der Erzeugnisse, die aus der Milch hergestellt »erden solle», darf beurteilt »erden, ob der von dem Erzeuger der Milch geforderte Milchpreis zu einem iibermätzi- gen Ge»in« für ihn führt, sonder« nur nach seinen eigenen Gestehungskosten. Der Preis Ser Milcherzeugnisse dagegen ist nach de« Preise des Rohproduktes, der Milch, zu bemessen. Ein Recht der Milchlieferer auf Anteilnahme an dem Gewinn der Verarbeiter der Milch besteht demnach nicht.
Auch der Preis, zu de« die Käser ihre Erzeugnisse aus der Butter, und Käsebörse in Kempten absetzten, bedeutete für sie einen übermäßigen Ge»in«, »eil zu der in Betracht kommen- den Zeit für Butter und Käse eine normale Marktlage nicht bestanden, sondern sich eine Notmarktlage für diese Waren gebildet hatte. Wie allgemein bekannt ist, setzte nach Aufhebung der Zwangswirtschaft in den Kreisen der Verbraucher eine sehr große Nachfrage nach Milcherzeugnissen ein. Die Verbraucher bestürmten den Kleinhändler, die Kleinhändler den Großhändler, die Großhändler den Hersteller von Milcherzeugnissen um Lieferung von Käse und Butter. Die Folge war eine sehr große Knappheit in diesen Waren. Die Preise dafür gingen sprungweise, ohne Rücksicht auf die Gestehungskosten, in die Höhe, die wirtschaftliche Notlage wurde von den Herstellern von Milcherzengnissen nach Möglichkeit ausgenützt, der Preis ständig hinaufgesetzt. Ein wirksamer und gerechter Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage war infolge der Warenknappheit nicht möglich."
Baden.
Freiburg, 3. Mai. Die Spekulation auf die Leichtgläubigkeit oder Dummheit der Mitmenschen bleibt nach wie vor ein lohnendes Geschäft für die Gaunerzunst. Ein 22jähriger „Schriftsteller" Anton Erath aus Laupheim (Württ.), der sich fälschlicherweise für einen promovierten Dr. Phil, und Dozenten ausgab, Sterndeuter, Okkultst und Teufelsaustreiber sein wollte, prellte mit diesen Vorspiegelungen eine Frau in St. Georgen bei Freiburg, bei der er längere Zeit wohnte, um den Betrag von zusammen 5500 M. Einer Professorenfamilie in Emmendingen schwindelte er 20 000 M. ab, die er zu einem kostspieligen Lebenswandel und zur Anschaffung eines Motorrades verwendete. Das Vertrauen der Professorsleute, insbesondere der Frau, gewann er mit der Behauptung er sei imstande, ihren in einer Krankenanstalt befindlichen Sohn aus der Ferne auf telepathischem (übersinnlichen) Wege heilen zu können. Auf den Rat des E., der als „Hellseher" prophezeite, die Franzosen würden zu Beginn des Jahres 1922 in Baden einrücken und daun würde kein Stein auf dem andern bleiben, verkaufte die Professorsfamilie ihr Haus in Kenzingen. Das hiesige Schöffengericht verurteilte den Schwindler zu der verhältnismäßig milden Strafe von 20 Wochen Gefängnis. — Die Butternot in den Städten wird durch die Tatsache beleuchtet, daß vor dem Kornhaus auf dem Münsterplatz, wo die Gesellschaft „Stadt und Land" an den Samstagen Butter zum Verkauf bringt, die Butterliebhaber sich schon in der Nacht zuvor, von 1 Uhr morgens ab einfinden, um nach sechs- bis sieben- stündigem Harren ein halbes Pfund Butter kaufen zu können.
Heidelberg, 3 Mai. Das Verschwinden der Tochter de? Professors Ealomons findet jetzt auf eine sehr natürliche Weise seine Aufklärung. Prof. Salomon erhielt von seiner Tochter ein Telegramm, daß sie, einer plötzlichen Eingebung folgend, einer zurückliegenden Einladung einer Patentante gefolgt sei. Da sie darüber keinerlei Nachricht nach Hause komnien ließ, mußte man aunehmen, es sei ihr etwas zugestoßen.
Schwetzingen, 2. Mai. Von dem am Samstag an der Bahnstrecke Schwetzingen-Friedrichsfeld gestohlenen Leitungsdraht ist etwa die Hälfte im Walde gegen Rheinau zu wieder aufgefunden worden. Der oder die Spitzbuben konnten die etwa 70 Kilo wahrscheinlich nicht weiter tragen.
Mannheim, 3. Mai. Gestern vormittag stürzte sich eine 46 Jahre alte Kaufmannsehefrau in geistiger Umnachtung aus ihrer im dritten Stock gelegenen Wohnung und erlitt einen Schädelbruch, au dessen Folgen sie gleich darauf starb.
Vermischtes.
Die Folgen einer unsinnigen Wette. Der 19jährige Gelegenheitsarbeiter Alfred Diemer in Bad Homburg verpflichtete sich infolge einer Wette, einen halben Liter Schnaps in einem Zug auszutrinken. Das hat er auch getan, sank aber darauf tot
Gräßliche, das fte eoe» ersatzre» hatte und traurig sank ihr Kops auf ihre Brust nieder.
O! war sollte sie tun? Wir würde das enden? Borr oder ihr Rater — einer mußte geopfert werden.
ui.
Es war am zweiten WeihnachtStage, alr Lecker, jener Fremde, welcher einer Abends so überrascht bei der Familie Decker eingekehrt war, zum AuSgehen angezogen, im Wohnzimmer seiner Frau gegenüberstand. Düster star..e er vor sich hin, während sie ihre:, strengen Blick aus ihn gerichtet hielt.
„ES ist ja nicht denkbar," sagte sie finster, „wie wir weiter miteinander leben sollen. Er wird immer etwa» zwischen uns stehen."
Decker ließ den Kopf ties«rr sinken, dann murmelte er: „Ich verstehe dich."
„ES ist alle« in mir erstorben," fuhr Frau Decker kalt fort — „wenn ich auch wollte, e» geht nicht. Du bist mir fremd, völlig fremd geworden."
„Ich werde gehen."
„Warum bist du überhaupt gekommen?" fuhr sie jäh auf.
„Warum ich — kam?"
„Lu wußtest doch, daß zwischen dir und deiner Familie die Mauern de« Gefängnisses stehen. An jener» Tag, an welchem da« Gericht sein Schuldig über dich ausgesprochen hatte, war unsere Gemeinschaft zu Ende. Wak willst du also noch? Weshalb kamst du?"
„Warum ich kam?" wiederholte Lecker wehmütig. Und innig und prunklo» antwortete er:
„Weil ich nach den Kindern Sehnsucht hatte — »nd — nach dir."
„Und an die Schande dachtest d» »icht? Einmal fcho» «utzten »ir vor ihr fliehe», «atzte» »io der- »e«e» unser« Heimat und unsere yo«»nd« verlasse» Md auch hierher verfolgst d« »w». a»ch vo» hier
Mast der »r»S vEtvaiba«."
1922 ei« gutes Obstjahr? DaS vorige Jahr brachte unfein Obstbäumen einen besonders günstigen Fruchtknospenansatz. T« ein großer Teil der Obstbäume schon in Blüte und die Bienen zum Ausflug bereit sind, sehnt der Obstzüchter statt des kühlen, regnerischen April gerade jetzt warme, sonnige Tage herbei.
Wie lange reicht der Eisenvorrat der Erde? Diese Frag? ist nicht ganz nebensächlich. Der Eisenverbrauch geht geschichtlich zwar weit zurück. Schon die Aegypter haben 2000 Jahre vor Christus Eisen- und Stahlgeräte gekannt, ebenso die Asiaten (Chinesen, Indier, Babylonier, Asshrer) in grauer Vorzeit. Aber erst die Neuzeit hat einen gewaltigen Eisenverbrauch mit sich gebracht. Der erste Band des kleinen Brockhaus, ein wertvolles Nachschlagebuch in vier Bänden, schreibt darüber: „Da der Weltverbrauchan Eisen allein während des 19. Jahrhunderts von 2 auf 50 Millionen Tonnen jährlich stieg (Gesamtverbrauch bis jetzt etwa 900 Millionen Tonnen), so dürfte der Eisenvorrat der Erde in wenigen Jahrhunderten erschöpft sein."
Unerschwingliche Lebensrmttelpreise in Oesterreich. Di«
Preissteigerungen in Wien haben dieser Tage eine katastrophale Wendung genommen. Nachdem das Fleisch bereits 4200 Kronen das Kilo kostet, wird nunmehr der Preis für ein Brot aus 740 Kronen erhöht. Ein kleines Stück Weißgebäck kostet 46 Kronen. Gleichzeitig wird die Erhöhung für die oberschlesische Kohle vorgenommen. Ein Kilo oberschlesischer Kohle koste! 70 Kronen. Zu diesen Erhöhungen kommen noch die Erhöhungen der Posttarife und der Telephontarife und ab 1. Mai eine bedeutende Erhöhung aller Wohnungsmieten. Die Wiener Zeitungen erhöhen den Preis für die Sonntagsausgabe auf 76 Kronen, für die Wochentagsausgabe auf 70 Kronen und für die Abendausgabe auf 20 Kronen.
Der „Wunderdoktor von Homburg" ff.
Gustav Adolf Müller-Czerny, der sich mit Vorliebe auch noch den Beinamen Egon Roderich gab und in Gonzenheim bei Homburg im Rosengarten eine Villa bewohnte, wo er jeden Freitag und Samstag den Besuch von vielen hundert kranken Personen erhielt, da sein Ruf als „Wunderdoktor von Homburg" weit über die Provinz hinausging, ist am Freitag im Homburger Krankenhaus nach einer Blasenoperation gestorben, Er hatte ein Älter von 59 Jahren erreicht. Müller-Czernh, früher Journalist, war ein Sohn des bekannten Frankfurter Journalisten Müller-Renz und ein Bruder des jüngst verstorbenen Müller-Herfurth. Er gab seit Jahren ein Wochenblättchen heraus, das sich durch viele Seltsamkeiten auszeichnete. Während des Krieges bekam er plötzlich die Jdeee, daß er Kranke heilen könne, daß er gesund, krank- und totbeten könne, er machte darüber seinen näheren Bekannten Mitteilung, die sich über seine Auslassung lustig machten. Plötzlich hörte man, daß er sich in Gonzenheim bei Homburg als Wunderdoktor niedergelassen habe und großen Zuspruch finde. Die Behörde hat sich ein paarmal mit ihm beschäftigt, doch wurden die gegen ihn eingeleiteten Verfahren wieder eingestellt, weil sich zahlreiche Personen rasch fanden, die erklärten, von chm geheilt worden zu sein. Diese „Heilungen" gingen sehr rasch vor sich. Müller-Czerny strich dem Patienten über den kranken Körperteil, sprach ein paar, mehr oder minder religiöse Worte und erklärte daun Len Patienten für geheilt. Aus weiten Teilen Deutschlands kamen die Leute zu ihm, er hatte glänzende Einnahmen, kaufte sich eine Villa und mußte, da er den Andrang nicht allein bewältigen konnte, noch Bedienungspersonal zulegen. Er nahm Massenheilungen vor, die nichts kosteten, wer aber privat behandelt sein wollte, mußte mindestens fünfzig Mark bezahlen. So hatte er denn im Lause von wenigen Jahren ein sehr stattliches Vermögen erworben, der Zuspruch war so groß, daß er schließlich zwei Heiltage einrichtete, Freitag und Samstag. Er nahm auch Fernheilungen vor. Täglich kamen zahlreiche Briefe an ihn von Patienten, welche Geld zur iFernheilung enthielten. Die Aerzte haben vergebens gegen diese Müllersche „Heilkunst" Stellung genommen, der Zuspruch hat nicht nachgelassen. Er hat es auch verstanden, eine ansehnliche Reklame mit angeblichen Blindenheilungen zu machen. Er führte höchst seltsame Redensarten, erklärte, daß in ihm der Geist des verstorbenen mächtigen Bischofs Roderich sei, der ihm Heilkraft verleihe, zuweilen erklärte er, daß sogar Gott in ihm sei, im zivilen Leben sei er ein armer Mensch, wenn er aber zu heilen anfange, daun sei er von Gott begnadet. Er war übrigens sehr vorsichtig, er erklärte, daß es ihm nur gelinge, 70 Prozent Kranke zu heilen. Wer nicht gesund werde, der gehörte zu den 30 Prozent, die nicht geheilt wurden. Ueb- rigens war der Wunderdoktor durchaus nicht knauserig, in Frankfurter Kaffees und Restaurants, wo er verkehrte, war er bei den Kellnern wegen seines reichlichen Trinkgeldes sehr beliebt. Ein Frankfurter Rechtsanwalt hat im Auftrag seiner Frau, die von ihm getrennt lebte, sofort das ganze Besitztum mit Beschlag belegen lassen, die Räumlichkeiten wurden nunmehr den ganzen Tag einer gründlichen Untersuchung unter-
,-ogen, es wurde eine gebildet, die bis nacht Ecken der geräumigen von 508 492 Mark. Merin auf dem Wej 120 000 Mark Inhal Hunderte von Einsch kommen waren, auch Necknet man den We: das der Wunderdokto schätzt werden.
Hs«
Stuttgart, 4. Ma Schlachthof waren zu bullen, 124 Jungrind 2t Schafe uud 4 Zisg wurden aus einem L 2650. 2. 1700 bis 2100 Ojungrinder 1. 2400 b Me 1- 1700 bis 1950. 2600 bis 2700. 2. 235' 2800 bis 2900, 2. 220( Großvieh belebt, bei
Stuttgart, 4. Mo Häute- und Fellaukti 20 Prozent ein. Im (bis zu 29 Pfund) 4 « M., Kuhhäute 30 .häute (bis 29 Pfundj Fresserfelle 53,05 M..
Ulm, 4. Mai. T 23 Stück Großvieh, einem Zentner Level WO bis 2000 M., I: 2150, Kühe 2. 1200 bi MO, 2. 2400 bis 260 2150 M. Verlauf d Kälbern lebhaft.
Ne
„Ich wußte, daß ich unschuldig bin."
„Wer glaubt daran?"
„Ja, ja! Wer glaubt daran!"
„E» spricht zu viel dagegen."
Lecker schüttelte den Kopf.
„Freilich! Freilich!"
„Weißt du, war ich mir manchesmal denke?" fragte er, vor seiner Fra» stehen bleibend.
„War?"
„Daß e» eine Lu««heit ist, ein ehrlicher Mensch zu
München, 4. Mai
Präsidenten Ebert zu geladen. Der Reichs sich aber die Bestim halten.
Nürnberg, 4. M
16jähriger Äehrlin, nommen hat: Eine 2 Noten, 1000 Francs Noten, eine Million ! zu 10 OOO Kronen), 3 Berlin, 5. Mai. Proteststreik der städ In allen städtischen zahlreich eingefund« durchgeführt werd e Büß der „Voffischen : rechnen, daß die stäi wieder vollzählig in kartell gehörenden E sam mit Len Vertrel beschlossen, mit allen Kommunisten angest neswegs stattfinde : Laufe des heutigen l ,nommen wird.
Berlin, 4. Mai. Paris behufs Fühlu Ein bestimmter Zah Vom 1. Juni ab t truppen nur noch i s datierten betragen. - ! wieder ausgebaute V denkmal zur Erinne: ! fingen umgestaltetw: ! Berlin, 5. Mai.
! hielt Ministerialdire ! Halts der allgemeine ! trag, in dem er sag ! von neuen Berausch l Milliarden neuer St samt also rund 50 V diesem Mehrertrag arden vorgesehen, so insbesondere dazu die zialrentner auszubes ständnis mit diesen ^ London, 4. Ma zwischen den irischer das Schloß Ormont heftigem Hampfe vo der genommen woi j Dienstag vormittag ! gene gemacht. Zwis und der irischen irr! . Haus ein Wafftnstills 1 tag nachmittag 4 Uh
fein."
„Run ja — du kannst freilich so etwas denken."
„Kommt e« denn wirklich darauf an, daß man eS ist? Man ist doch da», w^z» einen die Menschen machen."
„Man ist da«, wozu mau sich selbst macht," Wiel sie ihn schroff ab.
„Hm! — Lu kannst ein Gauner vom Wirbel bis zur Zehe sein, wenn du nur über keinen Paragraphen stolperst, wenn du dich nur immer recht höflich vor dem Codex verbeugst."
„La» verstehe ich nicht, wie einer, der da» Gesetz achtet, schlecht sein soll."
„Lie Verbrecher, die das Gesetz bestraft, sind ja oft nur eine Folge jener, welche es schirmend unter seine Fittich« nimmt."
„«» soll wohl die Diebe und Mörder beschützen?"
„La» ist ei» Spektakel, «e«» so ein armer Teufel, de« der Hunger dis Besinnung ausgefresse» hat, in ein« Börse »roiffi L«r»m aber, doch er tausend
fach bevohle» ist, Wmmact sich leise -atze."
„R«t«! och« — -loch V« »ahra» «W-oHsigkesi"
„Die doch M«S» ocho»
„Lie lei» -«tzooch«, d«»«t "
„Hie MH MWoMMH« »Mts."
W s MMUMT , Wstt.)
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Stuttgart, 4. M
der Metallarbeiter l ßung gegen den Ä Lautenschlager ange nähme zugunsten -< Zurücknahme dieses In einer weiteren ( deren Wortführer d , den .Kampf in versch
Stuttgart, 4. M Tagen scharfe Ausei ter-Verbandes stattg tigen Metallwarenß nerstag, den 4. Mc Stunden-Woche wie heute auch vollzähln hatte vor jede iFabr giert, die mit Gewal ten. Es wird Sache arbeitswilliger Arb Machtmitteln zu ve vensburg und Frie Verbandes haben de des Oberbürgermeisi ffin Weiterstreiken > wörtlich halten.
Mannheim, 4. ! lung der streikenden sekretär Brümmer empfahl, den Vemi riums als Vermittl württembergischen :