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Neuenbürg, Donnerstag, den 27. April 1922.
8«. Jahrgang.
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Deutschland.
München, 26. April. Die Münchener Mehrheitssozialisten haben für heute nachmittag, unmittelbar nach Schluß der Betriebe, Massenversammlungen anberaumt über das Thema „Teuerung, Wucher und Preistreiberei". Man hat sich die wirksamsten Redner unter den sozialistischen Abgeordneten des bayerischen Landtages und des Reichstages gesichert.
Die Zeugen im Prozeß über Sie Eisner-Fiilschungen.
München, 26. April. Bei dem morgen beginnenden Prozeß des ehemaligen Sekretärs Eisners, Fechenbach, gegen eine Anzahl von AÜinchener Zeitungen, wegen des Vorwurfs der Dokumentenfälschung sind als Zeugen geladen worden u. a. der frühere deutsche Gesandte Fürst Lichnowski und der Legationssekretär v. Bülow im Auswärtigen Amt. Diese beiden Zeugen sind von ihrem Diensteid jedoch nicht entbunden worden, sodatz sie für den Prozeß nicht in »Frage kommen. Es ist mit Sicherheit zu erwarten, daß die ganzen Fragen: Eisner, Revolution, Kriegsschuld und Dokumentenfälschung zur Aufrollung gelangen, da, wie verlautet, von seiten der Beklagten etwa 20 Zeugen und Sachverständige anhängig gemacht worden 'sind.
Tagesordnung der Finanzminister-Konferenz in Würzburg.
Am Donnerstag findet in Würzburg die bereits angekündigte Konferenz der deutschen Jinanzminister statt, auf der u. a. die Frage einer anderweitigen Verteilung der Reichssteuer zwischen Reich, Länder und Gemeinden behandelt werden soll. Ferner die Frage, ob die Vorschüsse, die jetzt das Reich den Ländern und Gemeinden für die Erhöhung der Beamtenbesoldung auszahlt, endgültig auf das Reich übernommen oder Ländern und Kommunen aufgebürdet werden sollen. Reichsfinanzminister Hermes wird zu diesem Zweck aus Genua eintreffen.
Keine Sonderabrede mit Krupp.
Berlin, 26. April. Die „Daily Mail" hat dieser Tage behauptet. in einem angeblichen Geheimvertrag zwischen Sowjetrußland und Deutschland sei ein Paragraph, durch den Rußland der Firma Krupp Konzessionen zur Herstellung von Geschützen und Kriegsmaterial in einer Anzahl russischer Fabriken verleihe. In der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" wird auf eine Anfrage bei der Firma Krupp festgestellt, daß von einem solchen Abkommen auch nicht das geringste bekannt ist.
Der Kölner Männergesang-Berein in Berlin.
Berlin, 25. April. Der Reichspräsident wohnte dem Empfang des Kölner Männergesangvereins in der Staatsoper bei und hielt eine Ansprache. Er rief dem KölnerMännergesang- verein einen herzlichen Willkommensgrutz zu, der vom Rhein in die Reichshauptstadt gekommen sei, um neue Bande zu knüpfen und das Interesse auf die Nöte unseres Rheinlandes zu lenken. Auf allen laste schwer das Bewußtsein, daß unsere regsamen arbeitssamen Volksgenossen im Westen gehindert werden, ihre Kräfte frei zu entfalten und ungehindert mitzuarbeiten an der Wiederaufrichtung unseres staatlichen und wirtschaftlichen Lebens. Me fremde militärische Besetzung im Frieden und die Art ihrer Durchführung sei für ein Volk von der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung des deutschen ein hartes Schicksal. Der Reichspräsident erinnerte besonders an die riesigen Kosten für die übergroße Zähl der Besatzungsstreitkräfte und daß Deutschland trotz äußerster Anstrengungen für die Erfüllung der Friedensbedingungen fortgesetzt mit weiteren Gewaltmaßregeln gedroht werde. Wie solle dabei die Atmosphäre des »Friedens aufkommen. Und doch brauche die Welt und jedes Volk den Frieden so notwendig wie das tägliche Brot.' Ohne gegenseitiges Vertrauen, ohne friedliche Zusammenarbeit aller Völker sei das Schicksal Europas besiegelt. In erster Linie leide jetzt die rheinische Bevölkerung; aber in brüderlichem Mitgefühl werde das ganze deutsche Volk ihre Last mittragen. Das Rheinland habe im Lause dieser schweren Jahre immer erneute Beweise seiner Treue zum Vaterland gegeben und mit Entrüstung den Wahngedanken einer Trennung vom Reiche von sich gewiesen. Der Reichspräsident dankte für dieses unerschütterte Aushalten von ganzem Herzen und gab die Versicherung, daß ebenso -das übrige Deutschland stets Treue um Treue vergelten werde. Der Reichspräsident wies darauf hin, daß der Kölner Mannergesangverein in diesen Tagen aus eine 80jährige überaus erfolgreiche Vergangenheit zurückblicke und daß er weit über seine Heimatstadt hinaus als einer der allerersten und besten Männerchöre bekannt sei. Der Reichspräsident schloß mit dem Wunsch, daß die anwesenden Rheinländer in ihre schöne engere Heimat die Gewißheit mitnehmen; soweit deutsches Wort und deutsches Lied klingt, stehen wir in bösen wie i» guten Tagen als Glieder eines Volkes und eines Reiches treu zusammen, geeint in dem Wunsch nach der Erhaltung und dem Wiederaufbau unseres geliebten Vaterlandes.
Deutsche Pressestimmen zu den Kriegsfanfaren Poineares.
Zur Brandrede Poineares in Bar-Ie-Duc schreibt der ./Berliner Lokalanzeiger: Man täusche sich nicht, die Zeichen stehen auf Sturm. Mag sein, daß er noch einmal beschwichtigt wird. Wie aber eine derartige irrsinnige Politik wie die Frankreichs sich mit irgend einer Politik auf die Dauer wird vertragest können, das ist nicht einzusehen. — Die „Zeit" erklärt: Die Drohungen Poineares geben uns klar zu verstehen, daß der kurze Traum der Gleichheit, der Genua beherrschen sollte, ausgeträumt ist und daß der Vernichtungswille Frankreichs wieder das Wort hat. — Die „Tägliche Rundschau" meint: Dre ganze Rede läßt -sich nach berühmtem Muster überschreiben: Lügenhafte Behauptungen. Die Rede ist als Vorbereitung auf kommende Dinge lehrreich. — Die „Kreuzzeitung" spricht von unverhüllten Drohungen Poineares.
Preffeknebelung in Oberschlefien.
Kattowitz, 25. April. Die Interalliierte Kommission hat Einfuhr und Vertrieb des „Berliner Tageblatts', des „Berliner Lokalanzeigers", der ,-Breslauer Morgenzeitung , der Breslauer Zeitung" und des „Simpliffimus/ bis aus werteres verboten. Auch ist das Erscheinen der „Oberschlesischen Grenzzeitung" untersagt worden.
Ausland.
Dänischer Fanatismus.
Die Kränze, die die Deutschen Sonderburgs am Jahrestag der Schlacht bei Düppel am Denkmal der Düppelhöhe niedergelegt hatten, wurden am nächsten Tage in der Nähe zerfetzt und zerrissen aufgefunden. Man hatte gleich begründeten Verdacht zu glauben, daß dänische Soldaten die Täter seien. Eine Untersuchung, die das dänische Oberkommando angestellt hatte, hat tatsächlich ergeben, daß zwei dänische Soldaten den Grabfrieden auf den Gefilden von Düppel in so roher Weise gestört hckben. Beide haben eine Gefängnisstrafe erhalten, und der dänische Chef, Herr Oberst Moltke hat dem Khffhäuserverband deutscher Kriegerverein und dem deutschen JugendLund in Sonderburg, die die Kränze gestiftet hatten, sein Bedauern über die Verfehlung der Soldaten ausgesprochen.
Es muß noch erwähnt werden, daß 150 Schüler der dänischen Privat-Realschule in Flensburg am Düppeltage die Gäste der höchsten dänischen Kommandobehörde in Nordschleswig, des „Sönderjydsk Sommando", waren. Es ist nicht das erste Mal, daß offizielle dänische Behörden auf solche Weise die dänische Propagandaarbeit südlich der Grenze zu fördern suchen.
Poincare sucht Hilfstruppen gegen den Rapallo-Bertrag.
Belgrad, 25. April. Poincare hat an die Kleine Entente ein Memorandum gerichtet, in dem eine Zusammenkunft mit der Kleinen Entente mit der Botschafter-Konferenz verlangt wird, mit dem Zweck, den deutsch-russischen Vertrag für ungültig zu erklären.
Die Konferenz in Genua.
Genua, 25. April. Alexander Sulcils hat im Namen der ukrainischen Delegation dagegen protestiert, Laß Rakowski als Genueser Vertreter der Ukraine auftritt.
Genna, 25. April. Tschitscherin sprach in einer scharfen Note den Polen das Recht ab, an den Verhandlungen über die Anerkennung Rußlands noch teilzunehmen, nachdem Polen Rußland bereits anerkannt hat.
Androhung des französische« Rückzuges aus den Verhandlungen mit Rußland.
Paris, 26. April. Die Agence Havas meldet, in Politischen Kreisen habe man immer weniger den Eindruck, daß man in Genua zu einem Einverständnis mit den Sowjets kommen könne, mindestens soweit die französische Delegation in Frage komme. Man bemerke in dieser Hinsicht, daß die Entschließungen der an d'er Konferenz teilnehmenden Mächte'nicht unbedingt einstimmig gefaßt werden müßten. Nichts würbe, wie es scheine, gewisse Delegationen zwingen, mit den Abgesandten von Moskau zu verhandeln, wenn die gestellten Bedingungen ihnen unannehmbar erschienen. Barthou und seine Kollegen würden nicht zugeben, daß Konzessionen in den wichtigsten Grundfragen, die Poincare in seiner Denkschrift vom Januar festgelegt habe, gemacht werden. Was die Projekte internationaler Abkommen betreffe, so sei man der Ansicht, daß diese Abkommen gegenstandslos seien, da der Artikel 10 des Völkerbundsstatuts bestehe, den man unter Len gegenwärtigen Verhältnissen für ausreichend erachte.
Dr. Wirth will nicht zurückweichen.
Der Sonderberichterstatter der rechtsgerichteten „Hamburger Nachrichten" hat im Anschluß an die Rede des Reichskanzlers mit diesem eine Unterredung gehabt. Der Sonderberichterstatter sagte u. a.: Ich glaube, im Sinne des ganzen deutschen Volkes zu sprechen, wenn ich zum Ausdruck bringe, daß Sie hier in Genua Worte gefunden haben, auf die war alle so lange warteten. Ihre Versicherung: „Ziel der deutschen Regierung ist die Wiedergewinnung der nationalen Freiheit", hat den Klang einer glücklichen Verheißung. Der Reichskanzler erwiderte: „Es ist mir eine besondere Freude, wenn meine Gegner mit mir zufrieden sind. Ich habe die Hoffnung, daß uns die Herren von der Presse, ohne Unterschied der Partei, zur Seite stehen werden. Der Berichterstatter antwortete: Herr Reichskanzler. Las glaube ich, versichern zu können, das ganze deutsche Volk, von den Kommunisten bis zu den Deutschnationalen, wird geschlossen hinter der Regierung stehen, wenn sie fest bleibt, wenn sie von dem hier in Genua nun einmal abgeschlossenen Vertrag mit Rußland auch unter feindlichem Druck nicht zurückweicht. Dies Versprechen — antwortete der Reichskanzler — kann ich Ihnen geben, wir werden auf keinen Fall zurückweichen.
Der Friedensplan Lloyd Georges.
Genua, 25. April. Hier werden jetzt Einzelheiten über den Plan Lloyd Georges bekannt. Alle in Genua vertretenen Nationen sollen sich dazu verpflichten, für einen längeren Zeitraum — man spricht meist von 10 Jahren — keinen anderen Staat mit den Waffen anzugreifen. Diese Einzelheiten werden besonders von französischer Seite als nicht befriedigend bezeichnet. Auf die Frage, oh auch gegenüber einem Staate, der den Pakt nicht einhalte, keine militärische Maßnahme ergriffen werden sollen, erwiderte Lloyd George, daß lediglich das Mittel der Blockade angewendet werden dürfe. Demgegenüber betonte ein Gegner dieses Planes, daß dann jeder Staat, der den Pakt nicht einhalten wolle, Zeit zu gewinnen suchen werde, um sich so ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen, daß er nichts von der Blockade zu befürchten hätte._
Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg. (Gemeinderatssitzung vom 25. April.) An die Amtskörperschaft wird der Antrag gestellt, die von der neuen Straße Neuenbürg—Waldrennach hergestellte Abzweigung vom Schnaizteich bis zur Höfener Staatsstr. talaufwärts als Beitragsstraße anzuerkennen, da diese Strecke die direkte Verbindung Waldrennach—Höfen darstellt und einem größeren Verkehrsbedürfnis dient.
Der Gemeinderat erteilt den Auftrag zur Wiederherstellung der eingestürzten Stützmauern an der Alten Pforzheimer Strasse und am Reutweg. Durch den Einsturz an der Alten Pforzheimer Straße ist eine Heuscheuer des Wagnermeisters
Mayer zusammengedrückt worden, worüber Anzeige an die Haftpflichtversicherung zu machen ist.
In der Alten Pforzheimer Straße ist die Verlängerung der Kanalisation beschlossen worden, nachdem die Frage der Anliegerbeiträge geregelt ist. Es wird angeregt, an die Amtskörperschaft heranzutreten, daß dieselbe mit der Stadtgemeinde zusammen das Abwasser vom Krankenhaus in die städtische Kanalisationsanlage einführt, um den wenig erfreulichen Zustand des dortigen offenen Grabens zu verbessern.
Sodann werden die Bausachen der Herren Th. Held, Fr. Wetzel, Jakob Keck und der Landesbaugenossenschaft der Finanzbeamten besprochen.
Die Holzabrechnungen von den vollendeten Neubauten am Maienplatz und Hummelacker liegen vor. Die Restlieferungen von Bauholz an die Sägewerksbesitzer Buck (Grä- fenhausen). Kling (Pfinzweiler) sowie an Zimmermeister Paul Korng hier mtt zusammen 70 Festmeter werden nach längeren Verhandlungen genehmigt.
Die Anschaffung eines Hydrantenstandrohrs mit Schlauch- material für Notfälle auf der Ziegelhütte soll im Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat der Feuerwehr weiter verhandelt werden. Beschlossen wird die Einrichtung einer Straßenlampe auf der Ziegelhütte zwischen Tannenburg und Haus Wagner und die Anschaffung eines Widerstandes für das Elektrizitätswerk zur Zählerprüfung.
In der Frage der Milchsammelstelle einigte man sich nach längeren Verhandlungen, zu denen auch der Milch- handler Wentsch zugezogen war, dahin, daß ab 1. Mai die Außenbezirke bei halbwegs günstiger Witterung wieder an Ort und Stelle beliefert werden, während das Zentrum der Stadt die Milch an der Sammelstelle abzuholen hat. Eine andere Lösung ließ sich bei dem Umstande, daß die größere Menge der Milch erst nachmittags eintrifft, nicht finden. Ab 1. Mai d. I. kommen auch die Milchverbilligungszuschüsse größtenteils in Wegfall, da die Mittel hierfür annähernd erschöpft sind. Bekanntmachung über die Einteilung der Bezirke folgt noch.
In Sachen des Eisenbahnbaues Neuenburg— Marxzell hat am 18. Ä. M. hier eine Versammlung der beteiligten Gemeinden stattgefunden, welcher Gemeinderat Kaiser von hier angewohnt hat. Derselbe erstattet heute Bericht. Nach dem Beschluß der Versammlung soll, obwohl in den nächsten Jahren an den Bau der Bahn nicht gedacht werden kann, die Planbearbeitung zu Ende geführt werden. Der Aufwand hierfür werde etwa zusammen 112 OM Mark betragen. Hieran soll sich jede beteiligte Gemeinde ihrer Einwohnerzahl nach beteiligen. Bei der Beratung zeigte sich, daß der hiesige Gemeinderat dem Projekt wohlwollend gegenübersteht und dasselbe zu fördern geneigt ist. Es wird deshalb beschlossen, daß die Stadtgemeinde sich an den Planbearbeitungskosten der Strecke Neuenbürg— Marxzell mit einem festen Beitrag von 50M M. einschließlich der am 25. Juni 1919 verwilligten 2000 M. beteiligt.
Me mit den neuen Gehaltsregelungen auf 1. April verbundenen Beschlüsse soll der dafür eingesetzte Ausschuß vorberaten.
In Durchführung der Kapitalkleinrentnerfürsorge wird vom Gemeinderat beschlossen, die Verpflichtung abzugeben, daß die hiesige Stadtgemeinde den auf sie entfallenden Kostenanteil, d. h. ^ des auf die Gemeinde entfallenden Aufwands, übernimmt.
Außerhalb der Tagesordnung kommt ein Antrag der KPD., Ortsgruppe Neuenbürg und des Deutschen Metallarbeiterverbandes, Verwaltungsstelle Pforzheim, zur Beratung, welcher dahin geht, den streikenden Metallarbeitern eine einmalige Unterstützung in Höhe von 100 M. für Verheiratete und von 75 M. für Ledige aus der Stadtkasse zu gewähren und im Falle der Ablehnung sofort Notstandsarbeiten durch die Stadtverwaltung in Angriff zu nehmen. Nach längerer Beratung wird darauf ein Antrag aus der Mitte des Kollegiums angenommen, Laß die Stadtgemeinde sich bereit erklärt, über die Streikdauer in einzelnen Notfällen auf Ansuchen Milch für Kinder aus städtischen Mitteln anweisen zu lassen und ebenso in einzelnen Notfällen für Schuldigkeiten an die Stadt (Wasserzins, elektrisches Licht usw.) Stundung auf Antrag zu gewähren.
Zum Schluß werden noch eine Anzahl Rechnungssachen erledigt und die Sitzung um 11 Uhr nachts geschlossen.
L.
Grunbach, 27. April. Die Ob er s ch I e sier ki nd er, die seit dem 3. März in unserem Ort, durch freundliche Bemühungen von Herrn Pfarrer Klöß (Engelsbrand) und die opferwillige Hilfsbereitschaft von sechs Familien eine Erholungsstätte gefunden hatten, sind am Montag wieder abgc- reist. Herzlich war der Abschied. Die lieben Pflegeeltern hatten getan, was sie konnten. Diesmal hatte ein jedes der Kinder «Pakete und Päckchen, während sie nur mit drei Kartons eingezogen 'waren. Nicht nur für die Kinder selbst war gesorgt, nein, auch noch an ihre -Eltern und Geschwister nahmen sie Geschenke mit, von den freundlichen Gastgebern gespendet. — Eine Gewichtszunahme war Lei allen zu verzeichnen und zweifellos waren die Bäckchen noch röter geworden, hätten sich die Kinder mehr im Freien bewegen können, das naßkalte Wetter verhinderte es aber. Mit dem Mittagzuge kamen sie in Ealw an. Da Herr Pfarrer Klöß verhindert war, die Kleinen selbst nach -Stuttgart zu bringen, so sprang für ihn der Vertrauensmann fürs Nagoldtal der Vereinigten Verbände heimattreuer Obcr- schlefier Gemeinderat May (Calw) ein. In Calw besuchten die Kinder noch die Familien, die ihnen auf der Herreise Nachtlogis und Verpflegung gewährt, und erhielten auch da noch kleine Geschenke. Dann gings mit dem Zuge 3,50 Ühr nach Stuttgart. An den «Fenstern stehend nahmen sie Abschied von den im Sonnenglanz liegenden Städten und Dörfern. Viele Fragen galt's zu beantworten, denn gut unterrichtet wollten sie sein, damit sie viel erzählen könnten. In Stuttgart wurden sie von Len Herren und Damen des Vorstands der Vereinigten Verbände heimattreuer Oberschlesier empfangen, dann gings in? Waisenhaus am Charlottenplatz. Dort blieben alle Kinder des Transports (über 80) über Nacht, um am andern Morgen 6,48