religiös neutral; er befaßt sich nicht mit militärischen Dinge», namentlich nicht mit Ausbildung und Uebung im Waffengebrauch.
Kamerad Baron v. Gaisberg, der ebenfalls den Weltkrieg mitmachte, brachte in einem warmen Nachruf an Württembergs letzten König die Gefühle für Fürst und Vaterland zum Ausdruck: Er führte aus: Kameraden! Wenn wir der im vorigen Jahre von uns gegangenen Kameraden gedenken, so drängt sich uns alten Soldaten vor allem die Erinnerung an unseren auf seinem Jagdschloß in Bebenhausen am 2. Oktober Heimgegangenen ehemaligen König und obersten Kriegsherrn vor die Seele. Schlichte Einfachheit — jedem äußerlichen Prunk und jeder Verherrlichung seiner Person abhold — und feinfühlende Herzensgüte, das waren die vornehmsten Eigenschaften des erlauchten Entschlafenen. Treubesorgt für das Wohl seines Volkes waltete er seines königlichen Amtes in hohem Pflichtbcwußtsein und mit tiefem, heiligem Ernste. Mit ganz besonderer Liebe aber hat er stets an seinen Soldaten gehangen und deren Ergehen und Erlebnisse im Weltkrieg mit fürsorgender Anteilnahme verfolgt. Wem von uns hat das Herz nicht höher geschlagen, wenn es im Felde hieß: Der König kommt, um uns zu besuchen! Mit Stolz hat er sich an den Ruhmestaten seiner Württembergs! erfreut und ihnen bei feinen Besuchen Anerkennung gezollt. Die herzgewinnende Art und der warme Ton seiner Ansprachen sowohl an die Truppenteile als an einzelne verriet die treue, landesväterliche Fürsorge und das persönliche Interesse und Wohlwollen für jeden einzelnen. Wahrlich, er hat es um sein Volk nicht verdient, daß auch ihm die Revolution die Entsagung vom Throne brachte. Aber da zeigte sich erst seine Seelengröße: Trotz des Undanks, den er erfahren und der seinem empfindsamen Herzen tiefste Wunden schlagen mußte, kein Wort des Grolls — nein, er entsagte mit der hochherzigen Kundgebung, daß seine Person niemals ein Hindernis sein sollte für die freie Entwicklung und für das Wohlergehen seines Landes. So fügte er sich diesem schweren Schicksalsschlag und mit dieser Krone — der Krone hoher, edler Gesinnung, die ihm niemand rauben konnte — wird er unvergessen fortleben in jedem Württembrr- ger-Herzen. Wer die tiefe Ergriffenheit und die von Herzen aufrichtige Trauer gesehen hat, welche die in ungezählten Scharen herbeigeströmten Landeskinder an seiner Bahre in Bebenhausen, auf seiner letzten Fahrt durchs Land nach Marienwahl und beim Geleite zum schlichten Grab aus dem alten Friedhof in Ludwigsburg beseelte, der mußte einen unauslöschlichen Eindruck davon empfangen, wie tief dieser Fürst in feinem Volke ohne Unterschied der Parteien wurzelte. So wollen auch wir alte Soldaten ihm ein treues Gedenken bewahren, wie auch er uns die Treue gehalten hat bis zu seinem letzten Atemzug. Seinem unvergänglichen Andenken weihen wir ein stilles Glas!
Der von Kassier Proß erstattete Kassenbericht zeigte, wie dieser einleitend ausführte, ein erfreuliches Bild. Nach Abzug aller Ausgaben ergiht sich ein Vermögenszuwachs von 1106,45 Mark. Der Vorstand dankte Schriftführer und Kassier für ihre Tätigkeit, worauf dem Kassier Entlastung erteilt wurde. Daran schloß sich die Ehrung von vier Kameraden, welche dem Verein Sb Jahre angehören, durch Neberreichung von Urkunden. Deren Namen sind: Christian Allmendinger, Gottlieb Blaich, Karl Kaiser, Albert Neugart- ' 'Dis Ueberrei- chung erfolgte durch den Vorstand unter Dank für dem Verein bewiesene Treue und der Hoffnung, daß dieselben noch lange dem Verein angehören mögen. Namens der Geehrten sprach Dank aus Kamerad Allmendinger unter Zusicherung unwandelbarer Treue für den Verein. 28 Kameraden hatten sich
für Erwerbung der Hindenburg-Denkmünze gemeldet, deren Verteilung unter Anschluß eines Besitzzeugnisses erfolgte. Weitere Bewerbungen wurden in der Versammlung gemacht, solche können weiterhin bei der Vorstandschaft erfolgen. Der heutige Preis beträgt 15 Mark. Von einem Kameraden waren drei Denkmünzen gestiftet worden, wovon je eine Fahnenträger Stahl und Vereinsdiener Blaich zugewiesen wurde. Nach eingehender Aussprache wurde beschlossen, das Krankengeld von 25 auf 30 Mark zu erhöhen und ferner allen Kameraden ohne Ausnahme ins Grab zu schießen. Hierzu wurde noch bemerkt, daß es dringend wünschenswert sei, bei Begräbnissen sich zahlreich und vor allem um die Fahne zu scharen, um geschlossen vor das Trauerhaus zu marschieren. Zu Fahnenbegleitern wurden bestimmt die Kameraden Schneider, Kläger, Emil Haist und Wagner. Für den Frühjahrsausflug einigte man sich auf einen Sonntagnachmittag mit dem Ziel ins untere Amt, und zwar zur Zeit der Kirschenblüte; das weitere soll dem Ausschuß überlasten bleiben. Kamerad Christian Seeg,er nahm Veranlassung, Vorstandschaft und Ausschuß für deren Mühewaltung im vergangenen Jahre zu danken, worauf nach Erledigung weiterer Angelegenheiten und gemeinschaftlichem Gelang, sowie eines Solos von Kamerad Haist „Die neue feldgraue Felduniforkn" die in echt kameradschaftlichem Geist verlaufene Versammlung ihren Abschluß fand.
Waldrennach, 27. Febr. Die am gestrigen Sonntag vom
Bezirks-Obst- und Gartenbauverein angesetzte Baum- schnitt-Vorsührung war vom herrlichsten Wetter begünstigt und wies einen außerordentlich starken Besuch von hier und Umgebung auf. Nach einleitenden Worten des Vereinsvorstands wurde mit entsprechender Erklärung durch Oberamts- haumwart Weiß der Schnitt an Len vor einem Jahr gesetzten Birnbäumen der neuen Straße sowie an älteren Obstbäumen, zum Schluß nochan Pyramiden in dem Garten eines Mitglieds vorgezeigt. Me Erschienenen folgten den Vorführungen mit großem Interesse. Vorstand Knödel sprach zum Schluß dem Vortragenden, Herrn Weiß, dem Ortsvertrauensmann, Fritz Münchinger und Len Erschienen namens des Vereins den Dank aus mit der Hoffnung, daß auch diese Veranstaltung gute Früchte tragen möge.
Wildbad, 27. Febr. Die Stadtverwaltung hatte bei ihrem Holzverkauf das Raummeter zu 80 M. angeschlagen. Die Käufer steigerten Tannenholz bis 435. Buchenholz bis 550 M., je drei Raummeter.
Württemberg.
Stuttgart. 27. Febr. (Drohender Kampf in der Metallindustrie.) Der Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses über die Arbeitszeit und die Teuerungszulagen in der Metallindustrie wurde von der Verhandlungskommission der Arbeitnehmer abgelehnt, ebenso von einer Funktionärkonferenz. Es wurde beschlossen, den Schiedsspruch den Mitgliedern zur Abstimmung zu unterbreiten. Mese soll am 1. März stajtfinden. Lehnen die organisierten Arbeiter mit einer Dreiviertelmehrheit den Schiedsspruch ab, so ist der Kampf in der württ. Metallindustrie da.
Stuttgart, 27. Febr. (Me Baumarktpreise.) Zur Frage des Wohnungsbaus ist von größtem Interesse eine genaue Kenntnis der Preisentwicklung, die auf dem Baumarkt seit 1914 stattgefunden hat. Wir können unseren Lesern das amtliche Material darüber vorlegen. Seit 1914 bi« 2. Februar 1922 sind die Preise gestiegen bei Ziegel uni das 38L0- fache, bei Zement um das 22,60fache, bei Kalk um das 41fache, bei Holz um das 58fache, Lei Eisen uni das 56,50fache, bei Glas um das ölWfache, bei Fuhrkosten um das 27,80fache, bei den Arbeitslöhnen (durchschnittlich) uni das 17,80fache, bei den Gehältern (Bauführer) um das 11,10fache, bei den Gesamtkosten um das 28fache.
Stuttgart, 25. Febr. (Regimentssest.) Das Feld-Art.-Regt. 238 feiert am 12 März im Saalbau Wüste seinen RegimentStag und zugleich eine Gedächtnisfeier für die gefallenen Kameraden.
Eßlingen, 27. Febr. (Landeskirchengesangfest.) Am Sonntag, den 18. Juni findet hier ein Landeskirchengcsangsest, das von den evangelischen Kirchengesangvereinen Württembergs veranstaltet wird, statt. Das letzte vor 2 Jahren wurde in Göppingen abgehalten.
Reutlingen, 27. Febr. (Ehrung.) Die Demokratische Partei Reutlingen hat Vizekanzler a. D. Friedrich Payer zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Tübingen, 25. Febr. (Kirchenräuber.) Vor der hiesigen Strafkammer hatte sich der 37 Jahre alte und wiederholt vorbestrafte Taglöhner Jakob Rath aus Belsen zu verantworten. In Sträflingskleidung vorgeführt, tvar er bei gutem Humor unumwunden geständig, am Abend des 26. Dezember zwischen 7 und 8 Uhr in seiner Heimatgemeinde Belsen über die 1,30 Meter hohe Kirchhofmauer gestiegen zu sein. Nachdem er aus der Nordseite der Kirche ein Fenster mit seinem Taschenmesser gewaltsam erbrochen habe, sei er durch dasselbe in die Kirche eingestiegen und durch die unverschlossene Türe in die Sakristei gegangen, wo er sich die Abendmahlsgefäße habe aneigasn wollen. Diese waren in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt. Er suchte den Schlüssel, und nachdem er ihn auf dem Schrank gefunden hatte, öffnete er den Schrank und stahl einen rergol- deten Abendmahlskelch, eine vergoldete Hostienbüchse, eine Kanne aus Zinn und einen Zinnteller im Gesamtwert von etwa 5000 M. Me gestohlenen Gegenstände wurden bei dem Antiquitätenhändler Artur Stern in Stuttgart gefunden und der Kirchengemeinde Belsen wieder zurückgegeben. Das Gericht verurteilte den Angeklagten, dem Anträge des Staats anwalts gemäß, zu 3-< Jahren Zuchthaus.
Oberndorf, 25. Febr. (Fliegergrab.) Unter Führung eines deutschen Offiziers traf gestern nachmittag, wie der „Schwarzwälder Bote" berichtet, eine englische Kommission hier ein, um die Gräber der drei gefallenen englischen Flieger zu besichtigen. Me Grabstätten wurden in Ordnung gefunden.
Gosbach OA. Geislingen, 27. Febr. (Gestörte Holzverstei- aerung.) Die Brennholzversteigerung aus den Gemeindewal- oungen konnte wegen der Preistreiberei der Käufer nicht stattfinden. Es war festgesetzt worden, daß für den Raummeter nicht höher als 250 M. höchstens 300 M. geboten werden dürfe. Da sich die Käufer nicht daran hielten, wurde die Versteigerung abgebrochen und aufgehoben. Der Äemeinderat beschloß, daß jede Familie ohne Unterschied 2 Raummeter Holz zugewiesen erhalten und der Rest frei versteigert werden soll.
M«, 37. Febr. (Ein teures Schweinchen.) Drei betru»- kene Arbeiter stahlen in Göppingen nachts aus einem verschlossenen Stall ein kleines Schweinchen, das sie im Vorbeigeh»» grunsen hörten. Me Verhandlung fand seinerzei: vor Ln» Schöffengericht in Göppingen statt. Zwei Angeklagte, die i» den Stall eingedrungen waren, das Schloß aufrisien, und daS Schweinchen holten, erhielten sie 5 Monate, der dritte, der außen stehen blieb, erhielt 3 Monate. Nun legten zwei Berufung ein, was zur Folge hatte, daß einem die Strafe von 5 auf 4 Monate ermäßigt wurde. Aber immerhin für ein Schweinchen im Werte von zirka 700 M. zusammen zwölf Monate für die drei Angeklagten.
Baden.
Pforzheim, 27. Febr. Zu dem Millionendiebstahl, den sich der Kaufmann Dissinger in Bensheim an der Bergstraße hatte zu Schulden kommen lasten, wird noch berichtet, daß von den unterschlagenen Schmucksachen im Gesamtwert von etwa 15 Millionen Mark in den letzten Tagen in -Frankfurter Gold- warengeschästen aus den Unterschlagungen herrührende Gegenstände im Wert von etwa 2 Millionen Mark beschlagnahmt werden konnten. In die Affaire, die immer weitere Kreise zieht, ist als Hauptmittäter der Kaufmann Ehrlich in Frankfurt verwickelt, der im letzten Jahr von Disfinger für 10 Millionen Mark Waren bezogen, dafür aber nur 3sH Millionen Mark bezahlt hat. Er kaufte die Schmucksachen, die Dissinger als Vertreter verschiedener Pforzheimer Firmen zu vertreiben hatte, als sog. Altmetall ein und verkaufte die Sachen an Frankfurter Juweliere weiter. In die Angelegenheit sind auch mehrere Frankfurter angesehene Goldwarengeschäfte verwickelt.
Mannheim, 25. Febr. Der günstige Wasserstand des Rheins ermöglicht einen lebhaften Schiffahrtsverkehr. Nach dem Oberrhein fahren wieder tagtäglich Schleppzüge. Der Schlepploh» nach Karlsruhe steht auf 18 M.. nach Lauterberg auf 25 M. und nach Kehl—"Straßburg auf 45 M. für die Tonne. Zu Tal ist der Verkehr flau, da wenigGüter am Markte sind.
Mannheim, 27. Febr. Die Wucherpolizei hat auf einem Auto 30 000 Eier beschlagnahmt, die in das besetzte Gebiet gehen sollten.
Vermischtes.
Eine neue Berliner Sensation? Die Berliner Presse weH davon zu berichten, daß angeblich geplant sein soll, in Berlin Stiergefechte nach spanischem Muster abzuhalten. Es soll dafür das Stadion in Aussicht genommen sein, das bisher der Schauplatz ehrenvoller Wettkämpfe war. Es wäre ein weiterer Beweis für die fortschreitende Entartung unseres öffentlich«» Lebens, wenn tatsächlich der spanische Sticrkampf mit all seine« Grausamkeiten in Berlin ausleben und als Anreiz aus blutdürstige Instinkte wirken sollte. In der Zeit vor dem Krieg hätte niemand an ein solches Unternehmen gedacht. Das Berliner Polizeipräsidium erklärt, daß cs dem Unternehmen die Konzession verweigern werde. Wir hättest eine andere Entscheidung auch nicht erwartet.
Schreibt deutsch in die deutsche Schweiz Der deutschen Handelskammer in der Schweiz liegen Belege darüber vor, daß Angebote und Reklameürucksachen deutscher Firme« an Firmen der deutschen Schweiz häufig in französischer Sprache erfolgen. Die Handelskammer schreibt dazu: Es braucht kaum betont zu werden, wie befremdend eine solche Reklame Lei Len deutschsprechenden schweizerischen Firmen wirkt, und wir bitten dringend alle deutschen Firmen, mit ihren Kunden in der deutschen Schweiz deutsch zu korrespondieren.
Ein heiteres Zwiegespräch im deutschen Reichstag. Anläßlich der Beratung über das Wohnungsabgabegesetz wandte sich der deutschnationale Abgeordnete Bazille scharf gegen de» Achtstundentag, der zu einer Verelendung der Mästen führe. Auf einen Zuruf des Abgeordneten Hoffmann entspann sich folgendes heitere Zwiegespräch: Abg. Bazille: „Was sagen Sie, Herr August Hoffmann?" — Abg. Hoffmann: „Ich heiße nickst August, sondern Adolf." — Abg. Bazille: „Verzeihen Sie, Herr Hofsmann, daß ich Sie für einen August gehalten habe!" — Abg. Hoffmann: „Das ist ja gar nicht nötig. Sie sind de, Heiterkeitsbazillus/'
Der neue Gaunertrick. In das 'Warenhaus Louvre i» Mülhausen kam kürzlich ein Unbekannter und suchte angeblich im Aufträge des Arztes Dr. Bannwarth zwei Anzüge un» einen Ueberzieher aus; er ließ alles verpacken und durch ei» Laufmädchen zu dem genannten Arzt bringen. Mittlenveile begab er sich selbst nach der Wohnung des Arztes und wartete dort im Sprechzimmer die Ankunft des Laufmädchens ab. Als dieses mit dem Paket kam, nahm es,ihm der Gauner ab und veranlaßte Las Mädchen, mit der ausdrücklich bedungenen quittierten Rechnung im Wartezimmer Platz zu nehmen. Als dir Reihe an das Mädchen kam und dieses die Rechnung präsentierte, klärte sich allmählich der Schwindel auf. Der Gauner aber war mit seiner Beute längst entkommen.
Haus Friedberg.
Erzählung von Ewald August König.
40. (Nachdruck verboten.)
Etwa zehn Tage mochten nach der Verhaftung des Försters verstrichen sein, als eines Morgens ein Wagen vor der Lindenschenke hielt. Zwei Herren stiegen aus, der Graf Willibald und der Doktor Schwabe, die mit lautem Gelächter in das Haus traten. Röschen befand sich im Schenkzimmer. Sie wollte es eben verlassen, als die Herren eintraten.
„Holla, schönes Kind, entfliehen darjst Du mir nicht!" ries der Graf, dessen Arme das Mädchen umschlangen. „Heute kommst Du nicht so wohlfeil davon." Er wollte das Mädchen küssen. Röschen stieß ihn vor die Brust, daß er zurücktaumelte.
Ter Doktor lachte. Willibald war im ersten Augenblick verwirrt, dann aber stürzte er sich wieder aus das Mädchen, um sein Vorhaben auszuführen.
In drohender Haltung erwartete ihn Röschen, ihre zornslammenden Augen blickten ihn fest an. „Sie sind hier nicht in der Stadt, Herr Graf," sagte sie, „es könnte Ihnen leicht begegnen, daß Ihnen dieses Haus verboten würde, wenn Sie fortfahrcn, unser Hausrecht zu verletzen."
Der Gras trat unwillkürlich einen Schritt zurück. „Ist der Farbenklcckser noch immer in der Nähe?" spottete er. „Mag er kommen, diesmal werde ich ihn nicht schonen!"
„Ich werde selbst meine Ehre verteidigen!" rief das Mädchen. „Und wäre meine Kraft zu schwach, io dürften die Herren sich nicht wundern, wenn unser Knecht ste vor die Türe wirft."
„Das bietest Du mir?" fuhr der Gras aus.
„Das biete ich jedem, der seine Ehre so vergißt, daß er ein wehrloses Mädchen angreist."
Trotz dieser Drohung wollte Willibald den Kampf aufnehmen, in dem er ja nach seiner Ansicht Sieger bleiben mußte. Aber der Wucherer legte seine Hand auf den Arm des Grasen und hielt ihn zurück.
„Verlieren lvir nicht die Zeit mit solchen Kindereien," sagte er mit scharfer Betonung, „wir sind deshalb nicht hierhergekommen!"
Röschen benutzte diesen Augenblick, um das Zimmer zu verlassen. Sie fragte nicht einmal nach den Wünschen des Grafen.
Graf Willibald entriß mit ungestümer Hast seinen Arm der .Hand seines Begleiters. „Sie haben mir keine Vorschriften zu machen, Doktor!" sagte er wütend. „Kümmern Sie sich um ihre eigene Person. Das Mädchen muß für ihre Frechheit gezüchtigt werden. Warte nur, sobald ich hier Herr bin, werde ich die Rechnung mit Dir ordnen!"
„Es dürften wohl noch einige Jahre hingehen, ehe Sie hier Herr werden," spottete Schwabe. „Und selbst wenn Sie später einmal Ihren Vater beerben, haben Sic hier noch immer nichts zu befehlen. Durch leere Drohungen setzt man sich leicht der Gefahr aus, lächerlich zu erscheinen."
„Herr, was fällt Ihnen ein?" brauste der Graf aus. „Sie sagen mir Grobheiten —"
„Ich muß es, wenn ich Ihnen die Augen öffnen will," erwiderte der Wucherer achselzuckend. „Lassen wir das jetzt, wir haben an andere Dinge zu denken. — He, Wirtschaft! Wo steckt der Wirt?"
„Was befehlen die Herren?" fragte der Lindenwirt, der in diesem Augenblick eintrat.
„Eine Flasche Wein und Butterbrot mit Schinken," befahl der Gras; „aber wenn ich bitten darf, etwas rasch."
Ter Wucherer betrachtete die Lithographien, mit denen die Wände geschmückt waren. Es waren wertlose Bilder, gleichwohl schienen sie die Aufmerksamkeit des i Doktors zu fesseln.
Der Lindenwirt kehrte sehr rasch zurück, es war sonst seine Gewohnheit nicht, sich zu beeilen. Nachdem er die Gläser gefüllt hatte, wollte er sich wieder entfernen. Willibald ersuchte ihn, zu bleiben.
„Sie werden erraten, weshalb ich hier bin," nahm der junge Mann das Wort, ich will da oben einen Besuch machen." !
„Wenn es Ihnen gelingt, Herr Graf!" sagte der. Wirt mit einem unfreundlichen Blick auf den Wucherer.!
„Na, wir werden sehen. Der alte Philipp ist ja! zur großen Armee abgegangen?" j
„Verunglückt, Herr Graf." ^ '
„Man hat mir gesagt, er sei auf der Jagd erschossen! worden. Daß er ein Hauptspitzbube war, wußte ich, längst, aber ich hatte keine Ahnung davon, daß er den! Rehbraten so sehr liebte."
„Der alte Mann war eine ehrliche Seele. Nicht, für sich, sondern für seinen Herrn war er auf die Jagd gegangen." >
„Hat er das selbst gesagt?" spottete Willibald. „Er j wollte also auch noch durch Verbrechen seinen Herrn' an sich ketten? O, er war ein geriebener Bursche, mich sollte es gar nicht wundern, wenn mein Vater scho», ein Testament zugunsten dieses Mannes gemacht hätte.' Dieser Schuft hat meinem Vater geraten, alle Güter zu, verkaufen und das Geld in die Kunstsammlung zu stellen. Eine solche Sammlung kann man schon seinem Diener hinterlassen, nicht aber ein gräfliches Stammgut. Er hat den Grafen Leonard gegen seine Kinder! aufgehetzt. Mir ist das alles im Lauf der Zeit so klar, geworden, wie das Sonnenlicht. Jetzt hat er seinen j Lohn!" ,
Der Lindenwirt schüttelte den Kopf. Er konnte! dieser Ansicht nicht beipflichten, aber er mochte auch! nicht dem Grafen schroff entgegentreten. l
„Ist jetzt ein anderer Diener oben?" fragte der, Doktor. j
(Fortsetzung folgt.) 's
/SS8 kommunistische Zeit»
- Meldung behauptet di ravo Lidu". sie könne fick x Presse-Werbetätigkeit
, russischen Bolschewismi ierstütze in Europa mit 'in Deutschland, weitaus jschewismus noch besser cheren Deutschland, 20 ir vien, 13 in England ui jauptet, seine Quelle sei
ßL
Handel i
Stuttgart, 27. Febr. reu auf dem Getreiden» dernm schwach. Die Pi gerdings gestiegen. Am württ. Stationen: Win bruar 940 bis 970) M., S> uar 870 bis 900) M., Ho eizenmehl Nr. 0 1635 bis : ark, Brotmehl 1385 bis !
- 650 (500 bis 510) M., l ahtgepreßtes Stroh 150 b
Mm, 26. Febr. Bei de :r wurden 4200 Großviel Haffelle abgesetzt Die H te Las Pfund Ochsenhäuü chäute 42,40 bis 42,70 M., tute 40,40 bis 41 M., Kalbs le auf 11,50 bis 17 M.
Neueste
Augsburg, 28. Febr.
- Landtagsabgeordnete l Mönche«, 27. Febr.
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Mönche», 27. Febr. iterhin auf die Firmen ^deutschen Waggonfabrik rke ausgedehnt. Es str< Mönchen, 27. Febru mrnalisten Fechenbach, el zen die „Süddeutschen mesten Nachrichten" und l 2. März vor dem Sch ndlung kommen sollte, w chenbach vertagt. Es h, entlichung Kurt Eisners nan geknüpften Vorwurf ( Dresden, 27. Febr. schloffen gestern laut „Vol > Arbeit einzustellen, we er ihre Forderungen zu Bischofswerda, 27. F »de am Sonntag frük sohnung erschlagen aufge :au und deren Mutter Hs Wochen verheiratet.
' Berlin, 27. Febr. Nc llgemeinen Zeitung" hat u Samstag einige Ver ipfangen und ihnen mi emokraten und Sozialder er das Mantelgesetz erzi ! nichts geändert worden.
den letzten Tagen dar ien unzutreffend.
Berlin, 27. Februar, kaf Wolffl Metternich, de »ährend der Revolution eiliger Kommandeur de larstall von sich reden m lrgerrecht nachgesucht, wr ammer verhandelt wurde, rrungsgegner teilte die h mg des deutschen Auswä letternich sich auf Geheiß mg an die Spitze der Sj e Aufstandsbewegung zv .lünderungen und Diebstä Berlin, 27. Febr.
) Verbänden von Beruf, treik für das Berufsbean K Beamtenrätegesetzes ! leamtenkammer mit öffent urde eine Arbeitsgemein ibildet. Um die streikge immenfaffen zu können, s irtschaftsfriedlichen Eisend 'jmommsn werden.
Berlin, 27. Febr. 5 olizei Willi Ziebler, der r Wptkasse 850000 unt orrespondenz zufolge, in ! riminalpolizei festgenomn »elfershelfer, Unterwachtn er Tat in Köpenick ver Intersuchung ist es allerdii -umme etwa 600000 Mc !r selbst besaß kein Geld Berlin. 27. Febr. iittergutsbesitzer v. Kähne abt, daß ein hinreichender egt. Bei der Niederschü Iso nach dem bisherigen 1 iotwehr vor. Auf Grün Intersuchungsrichter die Vo sauptmann von Kähne ab