Ei» weißer Ratze.
Die Liga für Menschenrechte gab zu Ehren von Anatole France, der den Nobelpreis erhalten hat, ein Festtnahl. auf de« der Gelehrte u. a. erklärte: Die Liga für Menschenrecht wendet sich gegen den Krieg. Deshalb sieht sie auch mit Besorgnis. daß der kriegerische Geist dem Kriege gefolgt ist. Durch Gewalt wird man nichts erreichen. Bis jetzt haben wir nichts mit dem Frieden anzufangen gewußt. Wir muffen die schuldigen Reparationen verlangen und erhalten. Das ist nur Gerechtigkeit. aber nicht von einer einzigen Nation, sondern von allen Staaten der Welt. Ich rufe den Franzosen zu: Hasset nicht, sondern suchet zu vergessen. Im gemeinsamen Elend aller Böller hat vielleicht Frankreich am wenigsten gelitten. Wir kennen nicht eine bleiche Arbeitslosigkeit, wie die Engländer. Das Elend kommt uns näher. Wir haben nur ein Mittel, es zu beschwören: den Frieden. Den wahren Frieden, nicht den, der in Len prunkvollen Friedensverträgen nieder geschrieben ist, sondern den, der Europa wieder zum Auferstehen bringen kann. Wenn wir die erste Nation der Welt bleiben wollen, dann muß es durch ein gerechtes Anfängen dessen sein, was möglich und gut ist, dann müssen wir nach dem herrlichen Wort von Goethe ausrusen: Seien wir gute Europäer!"
Ein Sparprogramm auch für Frankreich.
Finanzminister de Lastehrie hat die Ministerien aufgesor- dert, ihm baldmöglichst die Budget-Vorschläge für 1923 zu übermitteln. Der Finanzminister weist dabei auf die Schwierigkeit hin, für das kommende Jahr einen Ausgleich zwilchen Ausgaben und Einnahmen herzustellen, denn in kurzem würden die besonderen Einnahmen aus der Kriegsgewinnsteuer und aus der Liquidation des Hecresguts fehlen, die im Budget für 1922 mit 3^ Milliarden eingesetzt waren. Zu gleicher Zeit seien aber die Ausgaben für die öffentliche Schuld gnvachzen. Bevor man an neue Steuern denke, sei es notwendig, dafür -u sorgen, daß die bestehenden Steuern mehr einbringen. Bor allen Dingen wünscht der Finanzminister eine Vereinfachung der Verwaltung und die Herabsetzung des Personals auf den Stand von 1914.
Loucheur gegen Amerika.
Paris, 21. Febr. Der ehemalige Wiederaufbauminister Loucheur hielt gestern in Lyon vor einer Vereinigung von Industriellen, Kaufleuten und Landwirten eine Rede über die wirtschaftliche Krise. Er sagte n. a., da Rubel, Mark und Krone ihre Kaufkraft verloren hätten, so seien heute Rußland. Deutschland und Oesterreich vom Wirtschastsmarkte Europas ausgeschieden. Das bedeute natürlich ein Verschwinden des Gleichgewichts der Handelsbilanzen. Das Mittel gegen diese Krise sei die annähernde Gleichheit der Produktions- und Konsumptionsziffer. In England habe man brutal die Produktion herabsetzen wollen. Dadurch habe man 2 Millionen Arbeitslose geschaffen und den nationalen Reichtum herabge- mindert. Alle diese Probleme beschäftigen die Staatsmänner, die an der Konferenz von Genua teilnehmen würden. Man wolle allerdings keine zu plötzliche Rückkehr zur Vorkriegszeit. Loucheur sagte alsdann über die Reparationsfrage. Deutschland. das kein Gold habe, könne nur bezahlen, wenn es die Produtte seiner Industrie ausführen könne. Deshalb habe man geglaubt, daß Deutschland Rohmaterialien und fabrizierte Produtte liefern könne, um am Wiederaufbau mitzuacbsiten. Er, Loucheur, habe eines Tages Llohd George mitgeteilt, daß Frankreich auf einen Teil der Forderung an Frankreich verzichte. Lloyd George schien geneigt zu sein, auf diese Vorschläge einzngehen. aber unter der Bedingung, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika auch England gegenüber sich so verhielten. Das Parlament der Vereinigten Staaten habe diese Kombination aber abgelehnt. Er danke den Amerikanern, daß sie gekommen seien, den Krieg mitzumachen. Aber etwas weniger Lanke er ihnen für den Frieden, den sie Europa be- schert hätten
Aus Stadt» Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg. (Sitzung des Gemeinderats am 21. Februar.) In das Bürgerrecht mit Nutzung wurden ausgenommen: Eugen Heim, Arbeiter in der Bügeleisenfabrik. Adolf Kuhnle. Zeichner, Wilhelm Gauß, Former, Johannes Widmann, Former, Linus Zeller, Güterbeförderer, gegen die üblichenGebühren.
Der Gemeinderat erklärt sich mit einem durch die weitere Geldentwertung begründeten Antrag der C. Meeh'ichen Buchdruckerei auf Erhöhung der Einrückungskosten für städtische Anzeigen einverstanden. Der Preis für die einspaltige Kleinzeile oder deren Raum beträgt nunmehr 1 Mark, Rabatt wie seither.
Längere Zeit nahm die Beratung der Brennholzverso r g u n g für die hiesige Einwohnerschaft in Anspruch. Zu dieser Sache ist am 6. Februar, nachdem seitens der Stadtverwaltung und des Gemeinderats bereits die einleitenden Schritte unternommen waren, ein Antrag der Kommunistischen Partei, Ortsgruppe Neuenbürg, eingegangen. Der Vorsitzende gibt das Ergebnis seiner seitherigen Bemühungen bekannt. Nach längerer Beratung wurde beschlossen, das im Stadtwald anfallende Brennholz bis auf weiteres nicht zu versteigern, sondern nach noch festzusctzenden Grundsätzen zu verlosen, ferner bei dem Ministerium Protest gegen die unbeschränkte Brennholzversteigerung zu erheben und zu bitten, den Brennholzbezug zu angemessenen Preisen zu ermöglichen.
Der Vorsitzende gibt die in der letzten Zeit eingegaagenen Erlasse bezw. Zuschriften betr. Milchversorguug und die von ihm eingenommene Stellung hierzu bekannt. Der Gemeinderat ist damit einverstanden.
Das Ministerium des Innern hat die Festsetzung der Feuerwehrabgaben mit den Stufen 5, 20, 30 und 50 M. genehmigt. Allseitig, auch vorn Verwaltungsrat der freiwilligen Feuerwehr, wird gewünscht, daß die jungen Leute, die sich dem Dienst der Feuerwehr nicht unterziehen wollen, möglichst hoch eingeschätzt werden. Zur Vervollständigung der Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr wird die Anschaffung von 2 Handseuerlöschern beschlossen, welche im Wachlokal aufbewahrt werden sollen. Bei diesem Anlaß wird daraus aufmerksam gemacht, daß es im Interesse jeder Haushaltung liegt, sich zu erkundigen, wo sich der nächste .Handfeuerlöscher befindet.
Der Gemeinüerat nimmt Kenntnis von der Bekanntmachung des Ministeriums des Innern über Baudarlehen und Bauholzabgaben zum Wohnungsbau vom 10. Febr 1922.
In Sachen der Landpostbotenfahrt Schömberg- Neuenbürg erstattet der Vorsitzende Bericht über die am letzten Samstag mit der Oberpoftdirektion stattgehabte Unterredung. Dem Vorsitzenden wird zu den weiteren Unterhandlungen Vollmacht erteilt.
Die Stadtgemeinde unterstützt die Bestrebungen der Stadt Pforzheim, die darauf «fielen, zu verhindern, daß ein Fern- Schnellzugspaar Karlsruhe—Pforzheim—Stuttgart auf die Kraichgaubahn umgeleitet wird.
Die Wahlzeit des Stadtpflegers Essich läuft am 31. Marz d. I. ab. Der Gemeinüerat beschließt von einem Äusschreiben der Stelle abzusehen. Darauf wird Stadtpfleger Essich in sofort vorgenommener geheimer Abstimmung auf die zehn Rechnungsjahre 1922—32 einstimmig wiedergewählt.
Stadtbaumeister Staiger legt mehrere Vorentwürfe für ein Kriegerdenkmal vor. Der Gemeind;rat beschließt nach Besprechung, das Stadtbauamt zu beauftragen, zunächst den ausgewählten Entwurf für die Seilerinsel weiter zu be
arbeiten. Entgültig soll erst Beschluß gefaßt werden, wenn auch die Einwohnerschaft Gelegenheit gehabt hat, ihre Ansichten zu äußern. ^
Schluß der Sitzung 10 >4 Uhr. K.
Neuenbürg. 23. Febr. (Postalisches.) Heeresrenten werden diesmal schon Samstag, den 25. d. M. ausbezahlt.
WÜr»»e«iverg.
Stuttgart, 21. Febr. (Die Weinteuerung.) Die Deutsche Wirtszeitung schreibt: Die Weinteucrung hat in den letzten Wochen eine geradezu erschreckende Form angenommen. Die Wcinpreise im Großhandel kommen auf über 20 Al. das Liter zu stehen und die Wirte selbst können kaum unter 25 M. das Liter kaufen. 'Dazu kommt noch die Weinsteuer mit 5 M., so daß den Wirt ein Liter Wein auf 30 M. zustehen kommt. Die Weingärtner in Württemberg und der Weinhandel, soweit er noch württ. 1921er Weine hat, verlangen 10 000 M. pro Eimer, was auf das Liter 33,33 M. macht, mit Steuer 40 M. Die Ausschankpreise haben mit diesen Hohen Ankaufspreisen keineswegs Schritt gehalten.
Stuthgart, 22. Febr. (Zuckerpreis.) Der erhöhte Zuckerpreis von 7 bis 8 M. im Großhandel beträgt im Kleinhandel vom März ab 1 Pfund Kristallzucker 9,40 M., Sandzucker 9F0 M., Würfelzucker 9,70 M.
Vom Ries, 22. Febr. (Großfeuer.) In der Putzmiihlen- fabriik Bachmann in Kleinforheim brach Großfeuer aus. Den alsbald auf dem Brandplatz erschienenen Feuerlvehren der umliegenden Ortschaften Möttingen. Appetshofen, Groß-Sorhüm, Ziswingen. Balgheim und MönchÄeggingen gelang cs im Verein mit der Ortsfeuerwehr, den Brand auf die Werkstätte, deren Fußboden zuerst in Flammen stand, zu beschränken; die Entstehungsursache ist unbekannt.
Erbach bei Ulm, 22. Febr. (Die leidigen Holzverstcigerun- gen.) Das sreiherrliche Ulm-Erbach'sche Rentamt wollte hier eine Brennholzversteigerung abhalten. Der Adlersaal war bis zum letzten Platz gefüllt. Kaum hatte der Verkauf begonnen, da war schon so ein großes Durcheinander im Saale, daß die Versteigerung eingestellt werden mußte. Die vielen Minderbemittelten lehnten sich gegen die Steigerung der Preise auf, bis der Leiter der Versteigerung erklärte. Laß das Holz nunmehr verteilt werde und in erster Linie die Minderbemittelten bedacht werden sollen.
Baden.
Pforzheim, 22. Febr. Auf dem Bahnhof ereignete sich gestern abend ein schwerer Unfall. Fast täglich sieht man Leute in die bereits fahrenden Züge steigen oder gar fahrenden Zügen nachspringen, obgleich dies streng verboten ist. So war es auch gestern wieder. Der 22 Jahre alte ledig? Schneider Friedrich Bader von Mühlacker wollte noch aus Bahnsteig 1 aus den schon in 'Bewegung befindlichen Zug, der um 6,17 Uhr abging, aufspringen. Er kam aber zu Fall und wurde von den Rädern überfahren oder den Trittbrettern so gequetscht, daß er beide Oberschenkel brach und in der Leistengegend schwer verletzt wurde. Man zog ihn zwar noch lebend hervor. Aber als das Auto kam, das ihn nach dem Krankenhause abholen wollte, war er bereits tot. Der Vorfall ist wieder eine ernste Mahnung, nicht in fahrende Züge einzusteigen.
Grüningen bei Villinqen. 22. Febr. Ein schwerer Kircheneinbruch wurde hier verübt. Das Tabernakel wurde unter schwerer Beschädigung erbrochen und das Ciborium sowie ein Nepositorium gestohlen. Die Hostien wurden zum Teil auf dem .Friedhof, zum Teil auf Len angrenzenden Feldern zerstreut aufgefunden. Von den Dieben hat man noch keine Spur.
Pfaffenweiler (Amt Staufen). 20. Febr. Die Post beginnt zu sparen! Seit etwa acht Tagen stellt das Postanit Schallstadt der Posthilfstelle hier die Postsachen im Tage nur noch einmal zu; angeblich, weil von den zwei Postgehilfen der eine versetzt worden sei. Diese Maßnahme hat bei den Geschäftsleuten große Erbitterung hervorgerufen; man hofft, daß diese Verfügung nur für kurze Zeit Geltung haben wird.
Weinheim, 21. Febr. Zn der in Bensheim erfolgten Verhaftung des Juwelcnhändlers Bernhard Diesinger aus Pforzheim wird berichtet, daß Liese Waren seines Bruders, der in Pforzheim ein größeres Juwelengeschäst hat. Vertrieb. Er hatte auch die Vertretung anderer Pforzheimer Firmen übernommen. Um zu Geld zu kommen, verkaufte er die Waren meist unter Einkaufspreis; seine Unterschlagungen werden auf 15 Millionen Mark angegeben.
Heidelberg, 21. Febr. Eine gewaltsame Kindessittführung hat sich gestern nachmittag hier abgespielt. Ein von seiner Frau getrennt lebender Ehemann wollte sein etwa 2 Jahre altes Kind wieder zu sich holen. Der Großvater des Kindes wollte dieses aber nicht herausgeben und es kam zu einer wüsten Schlägerei, aus der der Vater des Kindes als Sieger hervorging und sich mit dem Kinde entfernte.
Vermischtes.
Günzburg, 22. Febr. (Preistreiberei.) Der 40 Jahre alte Spezereiwarenhändler Eugen Trefz in Stuttgart wurde vom Amtsgericht hier wegen Vergehens der Preistreiberei znr Gefängnisstrafe von 14 Tagen und zur Geldstrafe von 5000 M. verurteilt.
Von der bayerischen Grenze, 21. Febr. Die Brüder Leonhard und Anselm Berger gerieten im Gasthaus in Unterknör- ringen in Streit. Als letzterer ans dem Gasthaus gewiesen wurde, ging er heim, holte ein Militärgewehr und lauerte seinen Bruder auf. Als dieser aus der Straße erschien, schoß er ihn nieder. Der Brudermörder ist verhaftet.
Häute und Leder. Die scharfe Auswärtsbewcgung am Rohhäutemarkt hat aus allen in diesem Monat stattgefundenen Versteigerungen angehalten und ein Ende dieser Haussestimmung scheint vorerst nicht abzusehen zu sein. Im freien Verkehr ist man jedoch zurückhaltender und folgt der wilden Aufwärtsbewegung auf den Auktionen nicht. Wenn auch die Qualität der Ware im freien Verkehr erheblich minderwertiger ist als die auf den Auktionen zum Verkauf kommende Innungs- Ware, so sind die Händler schon dadurch gezwungen, höhere Forderungen abzulehnen, und schließlich sind auch die Lederhersteller wenig geneigt, den Händlern erneute Aufschläge zu bewilligen, zumal höhere Preise für Leder aller Art schwer durchzusetzen sind und man die Ansicht vertritt, daß die Konsumenten eine weitere Verteuerung der Fertigware kaum auf sich nehmen werden. Am Ledermarkt setzte sich die Aufwärtsbewe- gnng ebenfalls fort, wenn auch hier nur sehr schwer höhere Forderungen durchzusetzen sind. Bedarf ist jedoch genügend vorhanden, doch zeigen die Käufer für größere Abschlüsse wenig Neigung.
Mißglückte GeldunterschlriMng beim Roten Kreuz. Nach Unterschlagung von 360 000 Mark flüchtig geworden sind zwei Boten des Roten Kreuzes Berlin, ein 19jähriger Richard Ka- sisko und ein 20 Jahre alter Arthur Bluhm. Es handelt sich um Privatgelder, die Lurch das Rote Kreuz an Angehörige in Rußland befördert werden sollten. — Dazu teilt uns das Rote Kreuz mit. daß die beiden Täter bereits verhaftet sind und die unterschlagene Summe von 360 000 M. beigebracht ist.
1922 ein Regenjahr? Der Sekretär der meteorologischen Kommission von Calvados, Abbe Gabriel, der als Autorität , auf seinem Gebiet gilt, sagt dem Jahr 1922 einen über das > normale Matz hinausgehenden Regenreichtum voraus Abbe I Gabriel stützt seine Voraussage auf ein Studium der Nieder- I schlagskarten, rückwirkend bis zum Jahre 1835. Er kommt zu
dem Schluß, daß auf jedes trockene Jahr ein niedrrschlagreicheU Jahr folge, das wieder von einem trockenen Jahr abgelöK wird. (Was aber doch nicht immer stimmt, wie die Erfahrun> lehrt.)
Die ungenügend« Eierversorgung. Nach einer Statistik des Bayerischen Statistischen Üandesamts hat sich der Kleinhandelspreis für Eier seit 1914 versechzitzfacht, seit 1913 sogar verhundertfacht. Das Ei hat damit von ,amtlichen Lebensmitteln den tollsten Preissprung gemacht. In der Vorkriegszeit waren wir mit Eiern zum allergrößten Teil vom Ausland abhängig. Wir führten Eier ein: im Jahre 1892 für 70)9 Millionen Mark, 1901 für 104S Millionen Mark und 1913 für 193,9 Millionen Mark. Nehmen wir den Preis für ein Ei mit 4 Ps. an, so ergibt dies beinahe 5 Milliarden Eier, die wir allein 1913 einführten. Unser größter Eisrlieftrant war Rußland, das uns 1913 allein für über 80 Millione» Mark Eier überwies. Dann kam Oesterreich mit 76F Millione« Mark. Der größte Bedarf an Eiern wurde in den Großstädten Lurch die Lieferungen des Auslands befriedigt. Nun hat aber die Eiereinfuhr heute so gut wie ganz aufgehört, aus Gründen, die wir nicht näher erörtern brauchen. 1920 konnten wir nur 4919 Tonnen Eier einführen, gegen 395 395 Tonnen im Jahre 1913. Das ist noch weniger als ungefähr der 70. Teil. Die Hoffnung auf ausländische Eier ist heute geringer als je. An der holländischen Grenze stellten sich kürzlich die Eier für den Händler auf 23 M. Pro Stück. Nach der Viehzählung vom 1. Dezember 1916 betrug der ganze GeMgelstand Deutschlands rund 65 Millionen Stück, wovon nur ein geringer Teil Legehühner sind. Unter diesen Umständen ist an eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Eiern vorläufig gar nicht zu denken.
Ein Millionenkonkurs. Vor dem Landgericht München 1 beginnt ein Prozeß, der einen Millionenkonkurs zum Gegenstand hat. Der 39 alle Packer und Ausgeher von der Heiden aus Duisburg kam im Jahre 1900 nach München und cröffnete nüt einem Kapital von 500 M. ein Altpapier- und .vadernae- schäst, machte Bankrott und gründete ein neues Geschäft. In diesem brachte er es auf Paisiven in Höhe von 3 829 000 M., denen lediglich 50 000 M. Aktiven gegenüberstanden. Diese enormen Summen sind durch das verschwenderische Leben von der Heidens verbraucht worden. Er wird sich nun vor dem Gericht wegen 110 Vergehen des Betrugs, seine Frau Wege» 27 Vergehen des Betrugs zu verantworten haben. Der Angeklagte gibt seine Verfehlungen zu und bezeichnet sie als eine Folge seines Nervenleidens. Die Gläubiger sind um Beträge oon 5000 bis 500 000 M. geschädigt. Unter ihnen befinden sich Angehörige aller Stände, sogar arme Witwen, denen von der Heiden kleinste Beträge abzunehmen verstand.
Rätselhafte Entführung eines Gastwirts. Der in der Lothringer Straße in Berlin wohnhafte Gastwirt Joses Pompe! wurde Sonntag abend von drei in das Lokal cindringende» Männern mit vorgehaltenem Revolver trotz seines Wiver- standes und seiner Hilferufe in ein vor der Tür stehendes Auto geschleppt. Trotzdem ein Heek von Beamten sofort Nachforschungen anstellte, konnte über den Verbleib des gewaltsam Entführten bis jetzt noch nichts festgestellt -werden.
Das Verfahre« gegen den Menschenjäger dom Schielowfee. Zu der Angelegenheit des schießluftigen Herrn von Kaehn« wird nunmehr bekannt, daß entgegen bisherigen Meldungen ein Haftbefehl gegen ihn nicht erlassen ist. Er ist lediglich für Mittwoch beim Amtsgericht Werder für einen Vernehmungstermin geladen. Das Interesse lenkt sich jetzt wieder auf eine« geheimnisvollen Lcichenfund, den Herr von Kaehne vor einem halben Jahre 10 Minuten von seinem Schloß machte. Der. 17jährige Sohn eines Obstzüchters ans Teltow wurde dort als Skelett gefunden. Nach Herrn von Kaehnes Aussage hätte er Selbstmord begangen. Der bei ihm gefundene Revolver war aber nicht entsichert. Das .Berliner Tageblatt" erinnert jetzt wieder an dieses Verbrechen.
Raubüberfall auf einen Kassierer. Auf Len Kassierer der Zementfabrik in Szczakowa wurde ein Raubübersall verübt, wobei ihm Lohngelder in Höhe von 16 Millionen polnischer Mark entrissen wurden. An dem Ueberfall waren sechs Räuber beteiligt. Die Fabriklcitnng hat auf die Entdeckung der Räuber eine Belohnung von 600 000 Mark ausgesetzt.
Eine Karriere. Im Prager LanLesverteidigungsministe- rium befindet sich ein Legionäroberst, -er mit 38 Jahren bereits Settionsches ist und Lessen ganze Vorbildung in der Absolvierung eines — HandelÄurscs besteht. Sodann ist er als' Lagermeister in eine Fabrik eingetreten und im letzten Kriegsjahr war er tschechischer Legionär in Italien. Die „Oeske Slo- vo", der wir diese Mitteilung entnehmen, bezeichnet die Karriere dieses Mannes als geradezu rätselhaft.
Wegererlebnis über dem Besuvkrater. Der britische Flieger Dobham wurde bei einem Flug dicht über dem Kratcrrand des Vesuvs durch einen Schwefeldampfausbruch 1000 Fuß hoch geschleudert. Es gelang ihm aber, sein Flugzeug unbeschädigt zu landen.
Handel und Verkehr.
Kempten i. A, 22. Febr. (Börsenbericht der Allgäuer Butter- und Käsebörse) Der in der vergangenen Woche von den Mitgliedern für Ware, die nach Orten außerhalb des Produk- tionsgebiets mit der Bahn verschickt wurde, erzielte Gesamt- durchschnittspreis für ein Pfund ohne Verpackung, ab Versandstation war einschl. der Verkäufe nach heutigem Börsendurchschnitt: a) für Butter 34,72 (33,61), Gesamtumsatz 73 53S Pfund; b) für Weichkäse mit 20 Proz. Fettgehalt 13,54 M. (12,61), Gesamtumsatz 409 164 Pfund; c) für Allgäuer Rundkäse 19,60 M. (16,86), Gesamtumsatz 138181 Pfund. Marktlage: Nachfrage nach Butter und Weichkäse gut, nach Allgäuer Rundkäse sehr gut.
Neueste Nachrichten.
Mönchen, 22. Februar. Die Demokraten in Bayern nehmen mit aller Entschiedenheit gegen die vom Reichsfinanzministerium geplante Zwangsanleihe Stellung, und zwar deshalb, weil nach ihrer Ansicht dadurch das Wirtschaftsleben Deutschlands die schwerste Erschütterung erfahren würde.
Saarbrücken, 22. Febr. Das an der Ermordung des spanischen Ministerpräsidenten Dato führend beteiligte Ehepaar Nikola Fort und Lucia Jonquina Fort ist am Montag, von Berliner Kriminalbeamten begleitet, hier eingetroffeu und wurde französischen Polizeibeamten übergeben, die die beiden über Frankreich nach Spanien bringen. Nach der „Nationalzeitung" hat die deutsche Regierung bei der Notifizierung der Auslieferung gegenüber der spanischen Botschaft der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die beiden Mörder des spanischen Ministerpräsidenten nicht zum Tode verurteilt würden.
Limburg an der Lahn, 22. Febr. Von der hiesigen Strafkammer wurde der Frankfurter Kommunist Gustav Wolfs wegen einer in öffentlicher Volksversammlung gehaltenen Rede, in der er zum Sturz der Regierung und zum Anschluß an Sowjetrußland aufgefordert hatte, auf Grund des § 130 des Strafgesetzbuchs zu 5000 Mark Geldstrafe verurteilt.
. KSl«. 23. Febr. I jj,d den Angestellten der „»g wurde beschlossen, ei ßark zu verlangen. In stichsfinanzminister und Men Entschließung w lunmung namentlich in «r Beamtenschaft durch di
Remscheid, 22. Febr. ,ann, der gemeinsam mil Aalzverfahren für Röhre ,hr gestorben. Der Verst ssannesmann, deren E Marokko im Jahre 1910 stereffes gestanden hatte
Laagen in Rheinh simwer wurde von der rht Tagen Gefängnis un B er als Inhaber der leinen Theaterstückchens a ölen hatte. Das Theater! «d behandelte die Wiede seimat. Durch die Au sfr fischen Behörde, die Sie Mrdet werden können.
Weimar, 22. Febr. rute das Grundsteuerges sehr zum Sturz des M «ndtags führte, mit einst ,m des Landbunds bei ( «genommen.
Berlin, 22. Febr. Mte Beratung des Etat! olionalen und Deutschen teuwahl des Präsidenten lürte: Vor Regelung d« mte in der Neuwahl de jerden. Die Regierung jesprechungen eintreten u iit bekommen, zu der Fr
Berlin, 22 Febr. 2 jhnte die Anträge, welc sihilfen an die Beamten m 44—50000 Mark b, jaftsbeihilfen wurden ir >lagenen Form vom Hai ss Reichsministeriums di «gsetat 10 Millionen b Hchsarbeitsministeriums jr Zulagen zu Renten , ksickerung bewilligt.
l Berlin, 22. Februar.
sierikanischcn Geschäftstv jrichtet: Mit tiefer Ante jchrichten entnommen, das stoma" beim Ueberfliege jodiert und mit der geso sihlreiche Menschenleben l
bitten, hochverehrter H lerunglückten und der N x herzlichste Anteilnahm jermitteln zu wollen.
Bertta, 23. Febr. E »e zahlreiche beschickte R e „Freiheit" berichtet, hi er die politische Lage, n e Mehrheit der unabhä jten, das von den Re mensvotum abzulehnen, e Konferenz diese Gründ hme der Kommunistische! le Entschließung angenon 8 Mitglied zunächst der jeiden hat. Am Schluß Äieferung der beiden S «testiert.
Berlin, 22. Febr. H legenheit des Rittergutsb i Tatorte statt. Die L «fisdamer Untersuchungsrst ernehmung waren erschier fiwager des niedergeschost islegesohn. Herr v. Kähr mkt der Notwehr. Nac iie Vernehmung des verst jihaus erfolgen. Die So sd die Kommunisten ha! gebracht. Sie bezeichne! ! Kähne als gemeingefähr i Staatsregierung dageg
Berlin, 23. Febr. 2 t, die in Berlin weileni mnission habe der Reick cht, die in Cannes veri !ge von 1450 Millionen ch, sondern an alle all r Frage der Sachlieferung, Kutsche Allgemeine Zeitr l erfährt, der Auswär! Men. Sein Vorsitzende > bereits für morgen einz rde das Problem der „L dieser Sitzung ausführlst Berlin, 22. Febr. Z isters Rufenberg in Pet lt, daß die deutsche Re t interalliierten Kommiss stritte zu tun. Der Aus