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haben eine bessere Preissteigerung erfahren. Auch Kalbleder und Zeugleder waren angenehm. ES wurden verkauft und amtlich verwogen: 1) Sohl- und Waschleder 8557 Pfd., 2) Rindleder undWild- oberleder 50 670 Pfd., 3) Zengleder 616 Pfd., 4) Kalbleder 2833 Pfd., zus. 62 676 Pfd. mit einem Gefamtumsatz einschl. Schafleder und Rohware von 110 000

Durlach, 23. Febr. In Berghaufen be­gingen die Phil. Jak. Nothweiler Eheleute das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Von dem Großherzog traf ein Geschenk von 50 ^ ein.

Die Kölner Polizei verhaftete drei Mitglieder einer Falschmünzerbande, die seit längerer Zeit Köln und andere rheinische Städte mit falschem Gelde überschwemmten. Zahl­reiche Falsifikate und die zur Anfertigung des Geldes gebrauchten Werkzeuge wurden beschlagnahmt.

Berlin, 24. Febr. Nach einer Meldung des Generals v. Trotha vom 22. Februar wurde Anfangs Februar ein Ersatz-Transport unter Leut­nant Reith halbwegs zwischen Owik und Epukiro von etwa 20 Traugottleuten angegriffen. Der Gegner wurde zurückgeschlagen und verlor 6 Tote.

Bern, 24. Febr. Unter dem Jubel der Arbeiter ist heute früh 7 Uhr 20 Min. die letzte 2V- Meter starke Scheidewand gefallen und damit nach 7jähriger harter Arbeit das Riesenwerk des Simplon-DurchschlagS vollendet worden. Um die angegebene Zeit wurde das trennende Felsstück von Süden her durch Minen gesprengt. Es lief alles glatt ab. Indes wird die feierliche Eröffnung des Tunnels vorläufig noch nicht erfolgen, da die als Damm dienenden Eisentore aus technischen Gründen noch eine Weile geschlossen bleiben müssen.

Innsbruck, 24. Febr. Heute früh 6 Uhr 25 Minuten erfolgte bei klarem Himmel und schönem Wetter ein heftiges Erdbeben von 5 Sekunden Dauer. Begleitet wurde dasselbe von Knall- und Donner-Geräuschen. Gefässe wurden geschüttelt, Uhren standen still und daS Vieh wurde unruhig. Im Mittelgebirge wurden die Erdstöße weniger heftig wahrgenommen. Auch aus Hall und Ziller­tal werden Erdstöße gemeldet, wobei mehrfach Ge­bäude Beschädigungen erlitten.

Paris, 23. Febr. Ueber die Beschlüsse der Hullkommission verlautet, ein englisches Mit­glied habe den Wunsch geäußert, daß in den Schluß­folgerungen deS Berichts der Admiral Roschdjestw ensky einen Tadel erhalte, weil er 10 Minuten lang das Geschützfeuer auf englische Fischerboote unterhalten und es nachher unterlassen habe, ihnen Hilfe zu leisten. Auf eindringliches Ersuchen des russischen Kommissars sei jedoch dieser Passus abgelehnt worden. Im Ganzen sei der Bericht in der Tat für Rußland sehr günstig. Aus London wird mitgeteilt, daß die konservative englische Presse gegen den Bericht der Kommisston lebhaft Einspruch erhebt und bedauert, daß England den schiedsgerichtlichen Weg betreten habe. Auch die liberale Presse mache

aus ihrer Enttäuschung über das Ergebnis der Hullkommission keinen Hehl.

Warschau, 23. Febr. In der unteren Stadt find schwere Unruhen ausgebrochen; Truppen find zur Beilegung eingetroffen. Die Arbeiter in der Gasfabrik legten die Arbeit nieder. Heute wurden hier 3 Tataren verhaftet, welche eine geheime Waffenniederlage hatten. Alle Privat-, Knaben- und Mädchenschulen wurden geschlossen. Die Zensur über die polnischen Tagesblätter wurde neuerdings verschärft. Gleichzeitig wurde den In­habern von Restaurants, Kaffeehäusern u. s. w. ver­boten, ausländische Zeitungen auszulegen.

Warschau, 24. Febr. Die Mannschaften der städtischen Polizei verlangen auch hier Lohner­höhung, andernfalls fie in den Ausstand treten wollen. Auch die Telegraphenbeamten, die Steuer- und Zollbeamten drohen mit Streik. Man befürch­tet weiter, daß die Arbeiter der Gaswerke heute Nacht die Arbeit einstellen, weswegen die Gaswerke militärisch bewacht werden.

Lodz, 23. Febr. Heute wurde nur in den kleinen Fabriken gearbeitet. In den großen wurde wegen Widerrufs der Zugeständnisse, die am Mon­tag den Arbeitern gemacht wurden, die Arbeit nieder­gelegt. Die hiesigen Eisenbahnbeamten find hier in den Ausstand getreten. Die Güter­und Personenzüge werden angehalten. In.der Handelsschule wurde der Unterricht eingestellt.

Moskau, 24. Febr. Die Beisetzung des Großfürsten Sergius ist gestern nach feierlicher Einsegnung der Leiche in der Alexiuskirche des zum Kreml gehörigen Tschudow-Klosters erfolgt. In Petersburg wurde in der Isaak-Kirche ein Trauergottesdienst abgehalten, an dem die Hof­chargen, der Reichsrat und die Generalität teilnahmen. In Zarskoje-Selo fand im Beisein des Kaisers, beider Kaiserinnen, der Mitglieder der kaiserlichen Familie und des diplomatischen Korps ein Requiem statt.

Der Mörder des Großfürsten Sergius soll eingewilligt haben, wichtige Erklärungen abzu­geben, aber nur der Großfürstin-Witwe. Diese soll seinem Wunsche willfahrt haben.

Petersburg, 24. Febr. Es bestätigt sich, daß die Wwe. des Großfürsten Sergius, Groß­fürstin Elisabeth mit dem Mörder ihres Gatten im Gefängnis eine 25 Minuten dauernde Unterredung unter vier Augen gehabt hat. Sie befragte ihn über die Ursachen, die ihn znm Atten­tat veranlaßt haben, worauf der Attentäter anwor- tete: Für das Wohl Rußlands. Die Großfürstin verließ den Mörder mit den Worten: Möge Gott Ihnen verzeihen!

Petersburg, 24. Febr. Durch Tagesbefehl des Großfürsten Wladimir werden der Chef der ersten Batterie der berittenen Garde-Artilleriebrigade, Davidoff, und vier andere Offiziere, darunter Oberstleutnant Polowzeff und drei Untermilitärs dieser Brigade wegen des beim Wasserweihefest ab- gefeuertcn Kartätschenschusfes dem Militärgericht überwiesen.

Charakterprüfung des jungen Mannes nötig, und ich sah mit Freuden die gün­stige Wendung des ersten Gesprächs.

Shrrwood war von diesem Tage an ein ganz anderer Mensch; er hörte auf zu trinken, kleidete sich nicht nur sauber, sondern elegant. Den Dienst ver­richtete er musterhaft, und bei allen Aufträgen bewies er ungemeine Fähigkeiten, besonders in Sachen der geheimen Polizei, was bei meiner besonderen Dienst­branche in meinen Augen eine unschätzbare Eigenschaft war.

Auch bei den Tischgesprächen entwickelte er eine Fülle von Kenntnissen und war der reizendste Gesellschafter von feiner Bildung, ein gewiegter Kopf, der, bisher eingeschüchtert und eingeengt, nur Spielraum brauchte, um sich glänzend zu entfalten. Mehr und mehr erschien er mir als ein unvergleich­licher, genialer Mensch, der mit hundert Geschicklichkeiten und bestechenden Eigenschaften sich die Zuneigung Jedermanns zu gewinnen wußte.

Auch meine Sympathie gewann der Liebenswürdige von Tag zu Tag mehr, wenn ihm auch bei aller Heiterkeit eine gewisse Schwermut unüberwind­lich blieb. Sehr erklärlich: die Sehnsucht nach Weib und Kind peinigte ihn oft wie eine zehrende Krankheit. Mit rührender Klage erzählte er von feinem Töchterchen, das nun längst laufen gelernt und ihn gewiß nicht mehr kennen würde. Und wenn er von seiner Fra« sprach, leuchtete sein Auge von Stolz und Leidenschaft. ES beruhigte mich, dabei zu erfahren, daß seine Gattin keineswegs in bedrängten Verhältnissen lebe, sondern von ihrer Schwester Tatiana nach Kräften heimlich unterstützt werde. Die Korrespondenz schien ziemlich lebhaft, denn mit kindischer Freude zeigte mir Sherwood jeden Brief, de« er empfing. Damals kam mir wiederholt der Gedanke, ihm eines Tages

Petersburg, 24. Febr. Wie telegraphisch hier gemeldet wird, kamen gestern in der Stadt Krinski im Gouvernement Grodno große Straßen- «nruhen zum Ausbruch, die einen stark regierungs­feindlichen Charakter trugen. Gegen 500 streikende Arbeiter durchzogen, die Marseillaise singend, mit roten Fahnen die Hauptstraßen und zerstörten auf dem Wege die Telcgrophenleitungen. Hierauf be­gaben sie sich in das Postgebäude, wo sie sich aller Dokumente, Bücher und Korrespondenzen bemäch­tigten und die Beamten zwangen, die Arbeit nieder­zulegen. Das Gebäude des Bürgermeisteramts und die Wohnung des Polizeimeisters und der Gen­darmerie-Offiziere wurden vollständig demolirt und aus der Kasse der Stadtverwaltung 600 Rubel ge­stohlen. Da die Telegraphendrähte zwischen Krinski und Grodno durchschnitten waren, konnte militärische Hilfe erst am nächsten Tage requirirt werden. In der Stadt herrscht allgemeine Panik. Alle Geschäfte find geschlossen.

Petersburg, 24. Febr. Maxim Gorki wird nach Hinterlegung einer Kaution von 10 000 Rubel, welche der literarische Bund aufgebracht hat, aus der Festungshaft entlassen werden. Es find nur noch einige Formalitäten zu erfüllen, dann er­folgt die Freilassung. Gorki darf aber Petersburg nicht verlassen, da demnächst sein Prozeß zur Ver­handlung gelangt. Der Privatdozent Annenskt ist jetzt ebenfalls aus der Festung befreit worden. Er mußte ein Schriftstück unterzeichnen, daß er Peters­burg vor der Verhandlung seines Prozesses nicht verlassen werde.

Petersburg, 24. Febr. General Stössel erklärt im Rußkoje Skomo, alle in französischen und englischen Blättern erschienen Interviewe mit ihm für freie Erfindung. Er habe keinen ausländischen Korrespondenten empfangen, wohl aber sein Bursche, der von ausländischen Korrespondenten belagert war und seine Weisheit zum Besten gab.

Sevilla, 23. Febr. Hier fällt so dichter Schnee, wie man es seit Jahren nicht erlebt hat. Auch im Süden Frankreichs, bei Tarbes, fällt reichlicher Schnee.

Km jaMisch-r»Mni Krieg.

Petersburg, 24. Februar. Ueber die Bergung der russisch en Verwund eten besonders nach der Schlacht am Schaho entwirft jetzt Dr. KoßlowSki, Mitglied des Aerzte- oereins in Charbin ein schreckenerregendes Bild. Der Rücktransport der Verwundeten begann am 15. Okt. und dauerte zwei Wochen bet anhaltendem Schneesturm und 14 Grad Frost. 30 000 frierende und hungernde Verwundete waren fast gänzlich ohne ärztliche Pflege. Vielen Verwundeten wurden er­frorene Gliedmaßen amputiert. In einem Zuge hatten alle Verwundete angefrorene Beine und Arme.

Paris, 23. Febr. Unter den Gründen, warum Rußland gegenwärtig nicht an den Abschluß des Friedens denke, führt derTemps" an, daß Kuropatkin erst im März den entscheidenden Angriff

eine Ueberraschung zu bereiten, die schöne Nadjtschda heimlich kommen zu lassen und fie mit ihrem Gatten wieder zu vereinen.

Diese Vergünstigung sollte der Lohn sein, wenn er sich eines gewissen Auf­trags würdig erzeigte, der ihm nicht bloß Ehre, sondern auch Mittel und weitere Verbindungen einbrachte.

Mit diesem Auftrag hatte cS folgende Bewandtnis:

In jener Zeit traf ich mit meinem Regimentskommandeur Gwers mit einem Gutsbesitzer im Gouvernement Kiew, dem verabschiedeten General Ale­xander Lwr witsch, zusammen. Er brachte die Rede unter anderem darauf, daß es bei uns so wenig geschickte Mechaniker gebe. Deshalb könne man bei uns selbst mit Aufwand großer Mittel keine Fabriken anlegen, weil im Falle der Beschädigung einer vom Ausland bezogenen Maschine nirgends ein geschickter Meister aufzutreiben sei und die Fabrik aus diesem Grund ihren Gang ein­stellen müsse.

Das sei auch bei ihm der Fall gewesen. Er habe einen Deutschen ge­funden, der ihm eine Wassermühle gebaut; so lange er gelebt, blieb die Mühle im Gang und habe bedeutenden Nutzen gebracht. Seitdem der Deutsche aber gestorben, sei die Maschine verdorben und stehe nun, da sich kein Maschinist finde, fie zu reparieren.

Da ich mich erinnerte, daß Sherwood bei seinem Vater die Mechanik erlernt, schlug ich ihn zu diesem Dienste vor, und der General war sofort ein­verstanden. Mau schickte sogleich nach Sherwood. Er übernahm die Repa­ratur der Mühle, und nachdem die Bedingungen festgestellt, reiste er unver­züglich auf das Gut des Generals, dem Flecken Kamenka, ab. (Forts, folgt.)