112
glücklichen, hochangesehenm und reichbegüterten Familie gestört hatte?" Das Haus UschakoffS war immer gastfrei gewesen, und die großen Jagden auf Trappen und Hühner versammelten alljährlich eine große Anzahl von Fremden und Einheimischen und besonders des Adels in der Umgegend. Was konnte bei so lebhaftem Verkehr alles möglich gewesen sein?"
Aber das war eS nicht allein, was mich beunruhigte. Jene geheimnisvollen Andeutungen UschakoffS bestätigten sich. Eine schwere, unheimliche Wolke der Unzufriedenheit schien in der Luft zu schweben. Wiederholt waren mir dunkle Andeutungen zugekommen über Umsturz und Verschwörung, aber das Unfaßbare entzog sich jeder näheren Prüfung.
So mochten einige Monate vergangen sein und ich fand das Gleichgewicht meiner Stellung wieder, indem ich mich besonders den Arbeiten der Vrrwaltungs- komiteeS deS Regiments widmete.
Da war eS einer TageS, als mir ein Schreiber in der Kanzlei des Komitees durch seine unangemessene Haltung auffiel. Schon vor einigen Wochen bemerkte ich in der Front deS Regiments einen Unteroffizier, der durch die Zartheit seiner GesichtSzüge, wie durch das Vornehme und Distinguirte seiner ganzen Erscheinung sehr merklich von den gemeinen Soldaten abstach. Damals erfuhr ich bei näherer Erkundigung vom Eskadronkommandeur, er sei ein Ausländer, heiße Sherwood und diene als Freiwilliger mit der Berechtigung zum OffizierS- rang nach zwölfjähriger Dienstzeit.
Und nun traf ich denselben Menschen, aber total verändert, in der Kanzlei. Er saß da mit verschlafenen Augen, wirrem Haar, durchgsriebenen Ellenbogen und zerrissenen Stiefeln, aus denen die bloßen Zehen hsrvorsahen — der ganze Mensch ein Bild der Verkommenheit und Verwahrlosung.
Ich ließ sofort den Kanzleidirektor rufen, um die Ursache dieser Veränderung zu erfahren.
„Ich wollte schon längst mit Ihnen darüber reden," antwortete der Direktor. „Sherwood führt sich seit einiger Zeit sehr schlecht auf. Ich habe im Arrest diktieren lassen, aber es Hilst nichts. Außerdem können wir ihn nicht entbehren. Seine Sprachkenntnisse und ausgezeichneten Fähigkeiten im Rechnungswesen find so eminent, daß wir ihn dulden müssen, wie er ist. Zwar haben wir unser strenges Augenmerk, daß er seinen Anzug in Ordnung hält, aber eS ist alles umsonst. Er hat sich dem Trünke ergeben ärger als zuvor."
Ich brach die Unterredung ab und ließ Sherwood rufen. Ich fühlte ein gewisses Mittleid mit dem jungen Manne, der seinem Verderben entgegen ging, und konnte den Wunsch nicht unterdrücken, ihn womöglich zu retten. Einige Minuten später stand Sherwood vor mir, und ich betrachtete ihn genaner.
Der junge Mann mochte ungefähr achtundzwanzig Jahre zählen; trotz seiner Verwahrlosung war etwas Vornehmes in seiner ganzen Haltung zu erkennen- Dazu seine wirk! ch fokzinirendd Schönheit. Unter Millionen von Russen hätte man diesen graziösen Wuchs, diese freie, von Locken umgebene Stirn, dieses tiefe, fast schwärmerische Auge vergebens suchen können. Sicher hatte dieser verkommene Mensch schon bessere Tage gesehen und war nicht zu so traurigem Lose erzogen.
Nachdem ich die Tür des KabinetS geschloffen, sprach ich lange und mit Wärme auf ihn ein, um sein Vertrauen zu gewinnen.
Lange erhielt ich keine Antwort. Sherwood stand schweigend und mit niedergeschlagenen Augen vor mir; von Zeit zu Zeit atmete er schwer und zer- knütterte mit der Hand sein« Dienstmütze. Endlich rannen Tränen aus seinen Augen. Nun kannte ich wohl diesen Zustand bei Wüstlingen hinlänglich, um mich nicht täuschen zu lassen; dennoch erschien es hier der ungekünstelte Ausdruck wahrer Reue zu sein. Und so ließ ich ihn ausweinen. Endlich, als er ruhiger geworden war, sagte Sherwood:
„Herr Oberst, der Anteil, den Sie an mir nehmen, verpflichtet mich zu rückhaltloser Offenheit. Ich fühle, wie tief ich gesunken bin und wie wenig ich mich rechtfertigen kann. Die Helle Verzweiflung hat mich soweit getrieben, daß ich die Herrschaft über mich selbst verloren habe. Setzen Sie sich in meine Lage. Ich trat in da» Regiment, lediglich in der Absicht, so schnell als möglich den OifizierSrang zu erhalten. Nicht meinethalben allein — einem angebeteten Wesen sollte eS Rettung bringen, einer Frau, die aus Liebe zu mir ihre ganze Existenz geopfert hat. Nun diene ich schon drei Jahre ohne die geringste Hoffnung aus Avancement. Nirgends ein Ausweg aus dieser enisetzlichen Lage des Elends und der Armut. Und dazu bin ich gezwungen, mein G-heimniS Allen zu verbergen. Wahrlich, man sollte eS verzeihlich finden d->ß mir kein Mittel blieb, um Gram und Verzweiflung zu betäuben, als der Dunk. Sie sehen nun, was aus mi, geworden ist. Allerdings gab es einen Ausweg. Ich konnte desertiren und hätte es auch längst ousgeführt. Ich war entschlossen, in's Ausland zu fliehen, zu den Griechen, die um ihre Freiheit kämpfen. Dort hätte ich Carriers gemacht oder den Tod gefundin; was liegt an mir sonst. Nurnand Hilst dm Verstoßenen und Verlorenen I"
Ich muß gestehen, die Worte des jungen Mannes gewannen mich. Seine sympathische Stimme, seine gebildete Ausdrucksweise berührten mich angenehm, und mein Entschluß, ihm zu helfen, war gefaßt.
„Beruhigen Sie sich, mein Bester," sagte ich und bot ihm Platz an meiner Seite. „Ich will Ihr Vertrauen nicht erzwingen, aber wollen Sie mir Ihre Erlebnisse Mitteilen, so gebe ich Ihnen mein Wort, alle mir zu Gebote stchmden Mittel aufzubieten, Ihre Lage zu verbessern. Dann bot ich ihm Tabak, und da der Samowar auf dem Tische stand, eine Taffe Tee.
(Fortsetzung folgt.)
Hirsau.
Empfehle mich im Anfertigen von
Knabenkleidern
nach neuester Art den Einwohnern von Hirsau und Umgegend.
Reste zu Hosen äußerst billig. Eine Musterkarte liegt zur Ansicht bereit.
Itsnolinv Qussli.
Berneckerhos, St. Berneck.
Unterzeichneter setzt abzugshalber sofort cirka
200 Zentner sehr gut Angebrachtes Bergheu und 1 komplette Bampfbrenne- rei, welche sofort reines fertiges Produkt liefert samt 5 St. Gärbottich u. 1 eisernes Kühlschiff sehr preiswert dem Verkauf aus.
Günstige Gelegenheit für Käufer.
Gutspächter Künstle.
Eine freundliche
ZVshirrrirg
mit 4—5 Zimmern und allem Zubehör hat bis 1. April zu vermieten
Fritz Schaible,
Lederstraße.
Stockfische
empfiehlt fortwährend
Arirdr. Kahler.
Dienftmää<Ken
gesucht.
Ein st-itzig-S jüngeres Mädchen wird bei hohem Lohn sofort oder per 1. März angenommen bei
Siegelkackfaörik, Lammstraße 19,
Pforzheim.
Einen ordentlichen
Jungen
aus achtbarer Familie nimmt auf Ostern in die Lehre
vsnl Vinyon, Mehgermeistrr, Pforzheim, Turnstr. 7.
Magenleidender
gebrauche nur die bestbewährten
Uaiser's
MerumuMraiuelleu
leisten sicheren Erfolg bet Appetitlosigkeit, Magenweh und schlechtem verdorbene« Mage«. Angenehmes und zugleich erfrischendes Mittel. Packet 25 Pfg. bei Th. Wieland, alte Apotheke in Calw; Louis Tcharpf in Ltebenzell; Earl Rehltretter, Keppler-Apotheke und Heinr. Stotz in Weil- derstadt.
s
6. <7. Xssslsr Si LS Xgl. V/ürtt. 8o8l. kss!>riäer>. vsuttclis Fcimumv/elnksüerei.
2u kskon bei.
24 srsle AasrsiclmariSsfi, EsKrUrutst 1826.
Lwil Osorxii i
-lpotdeksr IN. llurlwunu > Oulvv. IN Wivlanä, Lite ^xotkeke ) . ^onis Sekar-pk ) I,isb«n-°«II. ^potkeker 6. älokl /
?srlLion?risäl3,nä.
Lauste« a. N., Haushaltungs- Penstonat für junge Mädchen; sehr empfohlen. Eintritt jederzeit. Prospekte zu Diensten.
nui- 6k0l_ien'8
ÜsudlmLöüsslks (LUS (LrüvL maokt äbL rsillt üsoksulos, rsiki, samiuotvsiok u. sodütLt clon
SroUsk's LsMumsimsiks
Lxvtdskorn unä vroxistoo. In Llllv 2u drrdeii b«i IL. LLrtLlLLv.^rssus Lpotkeks; Lsluriöd Ssutklsr; LrkLrä Lsrv, Laukmaml.
8 oklsflose kläobts
verhütet man bei Zahnweh, wenn man stets etwas Kev vötrer'» vsniils vorrätig hat (aber nur echtes).
Bestandteile: Guajac 1 x, Mastix V>» 8, Sandarax, Myrrhen L '/><> x, äther. Pfeffermünz-, Anis-, Nelkenöl ä'/l<>« 8, Weingeist bis zu 5 x. Per Flacon 50 A mit Gebrauchsanweisung in der alte« Apotheke von Theodor Wieland in Calw und in der Apotheke von Liebenzell.
SchirM »m». Mffchmt
alterprobtes bestes Mittel zur Erhaltung des Leders.
Man hüte sich vor Nachahmungen mit ähnlichen Namen und kaufe nur Büchsen mit , dieser Schutzmarke, welche ä
so und 40 Pfg, zu haben find: Oalrv: Luxen Orsiss.
8. 8 au der.
Lik. Lern.
O. ktsikksr.
L. Lodlorrsrksok. Okr. LeklLttsrer.
Otto Lrüksl.
^1tkviiA8tot1':^0kr. 8 trL°iIs. ksvkiuxeo: ü. Xrau 8 8. llirsLU: Lsrä. 1?kuwm. j 8. ir tk.
Liebeunell: Lr. 8'eko.suleu. AötrliuKvu: 6ottl. 6 rL 2 s. 8suku1s,ok: 4. 8 6 sxsr. Osivlskvim: 6. Li8vk'sr. LtLmwkeim: I,. s i 8 8. 2»V8l8t«i»: 8. lVisäsuwL^sr.
Oberkollbach.
2 «ißk Schafe
mit Lämmern und 1 schwarzes setzt dem Verkauf aus
Michael Rentfchler.
L» Z
Ernstmühl.
Nächsten Sonntag ist große
im Gasthof zum Bären.
Kunde- öörfe
T»lepb<m Nr. S.
Druck und Verlag der A. Oelschläger' schen Buchdruckerei. Verantwortlich: Paul Adolfs in Calw.