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Reuenbürg, Dienstag den 16. August 1921.

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I. N. Zu den mancherlei Dingen, die mancher nicht weiß, Mört auch die Tatsache, daß unsere evangelische Landeskirche an Kirchengut besaß, das ihr am 2. Januar 1806 der frisch- Mckene König Friedrich wegnahm, feiner ansgedrückt mit dem Staatsgutvereinigte". Seither ist der Staat rechtlich und moralisch verpflichtet, für die Bedürfnisse der Kirche aufzukom- mn, denn er hat ihr ja ihr Vermögen genommen. Man kann «uch derber sagen: gestohlen! Es soll hier nicht weiter geredet «erden von den mancherlei Anläufen, die genommen wurden, das Kirchengut von dem Staat wieder herauszubekommen. Sie beweisen in erster Linie, daß auch Königsworte Rauch und Schall sein können, denn König Wilhelm hat vor rund 100 Jahren feierlich versprochen, das Gut herauszugeben und fein Versprechen nicht gehalten! Von 182030 saß eine Kom­mission in der Sache und brachte nichts zu Stand, sollte Wohl auch nichts zu Stand bringen! Auch in der 48er Revolution hat die Frage keinen Ruck vorwärts getan! Wer wie viel Papier und Tinte ist in der Sache verschrieben worden, man lese nur einmal den zehnten Teil all der Verhandlungen durch, llnd so stehen wir heute vor der Tatsache, daß über die Be­dürfnisse der ev. Kirche entschieden wird von einem Landtag, der ebensogut gar kein kirchliches Interesse haben kann, als ein nur höchst mäßig temperiertes. Das sind selbstverständlich »nhaltbare Zustände. Wie groß war denn nun aber das alt- vürttembergische Kirchengut? Es bestand um 1800 in einem Grundstock von 33 Mill. Gulden. Es gehörten dazu 450 Ort; schasten, Weiler, Höfe, Mühlen und dergl. Sie waren einge­ieilt in 22 Kloster-, Ober- und Stabsämter und enthielten annähernd 70 000 Einwohner, d. h. den zehnten Teil vom ehe­maligen Württemberg. Die Einnahmen in 17S9-1800 betrugen annähernd 2,4 Millionen Gulden, die Ausgaben annähernd 1,7 Millionen Gulden, der Ueberschuß war also annähernd 700 000 Gulden im Jahr. Das alles läßt sich heute noch Mau Nachweisen, allerdings in mühseliger Arbeit. Wer diese klrbeit soll sich lohnen u. hätte seitens der Kirche längst gemacht werden müssen von Herzog Ulrichs Zeiten an bis auf den heutigen Tag. Es ist bekannt und in den verschiedensten alten Quellen, vor allem auch außerwürttembergischen, nachzulesen, wie das ev. Herzogtum Württemberg um dieses Kirchengut beneidet und darob gepriesen wurde, auch wie alt die Vor­schläge sind, den Grundstock nicht anzngreifen, statt dessen aber die jährlichen Mehrerträge zu kapitalisieren und entsprechende Reserven für schlimme Zeiten der Geldentwertung zu schaffen. Man hätte das gekonnt, und es wäre gescheiter gewesen, als die fürstlichen Schulden damit zu zahlen und den hohen Ge­lüsten zu fröhnen und wie der Jude Süß das Kirchengut zu plündern. Aber freilich, wo sollte in den Zeiten derTyrannen" der Mann Herkommen, der dafür gesorgt hätte?! Die Ver­waltung des Kirchenguts war um 1800 eine geordnete, genaue and durchsichtige und ihre Arbeit kam nicht bloß der Kirche D gut. Der Forstrat er hieß Jäger bereifte im Jahr 17S6 bis 28 000 Morgen Waldung, dem Kirchengnt unterstand das Medizinalwesen und der einzige Landestierarzt. Es baute öde Mbgegenden an, verbesserte die Wasserversorgung, führte den Krappbau ein, kümmerte sich um die Schafräudebehand- kung, hatte das ganze niedere und höhere Schulwesen unter sich, errichtete ein Kameral- und Forstinstitut, bereitete ein Oekonomiekommissariat vor und traf die zahlreichsten Verbes­serungen in Unterricht und Erziehung im ganzen Land. Was endlich den Apparat anlangt, so hatte das Kirchengut 1795 1090 höhere, mittlere und niedere Beamte, die ihrerseits unter anderem die Besoldungen von 2397 Pfarrern und Lehrern zu »ermitteln und für die ökonomische Unterhaltung der betr. An­stalten zu sorgen hatten. Also eine große Sache. Diesen ganzen vortrefflich funktionierenden Apparat warf König Friedrich mit einem Federstrich um und hat damit eine Entwicklung betr. Freiheit der ev. Kirche eingeleitet, an der wir heute noch kran­ken. Was in den Jahren bis 1796 alles mit dem Kirchengut Setrieben wurde, ist den Kennern der Sache vertraut getrie­ben von fürstlicher Willkür und schnöden Beamten und Krea­turen. Wir bemerken ausdrücklich, daß wir z. B. das nicht als Mißbrauch des Kirchenguts ansehen, wenn 1796 die Kosten kür den Waffenstillstand (17. Juli) mit den Franzosen, die 1 Millionen betrugen, in erster Linie vom Kirchen gut getragen werden mußten. Es sind ja damals zur Sicherheit sämtliche Gefälle des geistlichen Guts verpfändet worden und in diesen Tagen jährt es sich das Geld mußte vom 6.16. August bei einander sein. Das war also Not, und in der Not muß alles zusammenhelfen. Wer andere Dinge vorher waren keine stkot, so die Sachen, in denen der Jude Süß eine Rolle spielte, der am 4. Februar 1738 gehenkt wurde, während man seine christlichen Mitspitzbuben laufen ließ, und viele andere Dinge, die eine eigene Darstellung erforderten. Wenn vom Kirchengut Geld verwendet wurde fürBefestigungsanlagen auf dem Hohen- kkiel, so mag das als Landesinteresse noch berechtigt sein. Nenn 1796 die ungarischen Ochsen der Oesterreicher eine Seuche einschlevpten, die mehr Geld verschlang, als alle die sonstigen Kriegslasten, so mag die Anstellung des Landestierarztes Walz zur Steuer der Not ans Kosten des Kirchenguts sich noch recht- artigen lassen, da ja das andere Medizinalwesen auch dorther bezahlt wurde, aber die Sängerin und die Tänzerinnen der verschiedenen fürstlichen Herren lassen sich unter kein Landes- kntereffe rubrizieren und wie gesagt, so manches andere durch­aus auch nicht. Interessant aber ist in heutiger Zeit zu er- kahren, wie man diejenigen zu behandeln wagte, die in Sachen des Kirchenguts von Zeit zu Zeit nichts anders verlangten, «ls was Nhland a»ch verlangt hatdas alle gute Recht". 1830

hat man Unterschriften gesammelt, um die längst versprochene Herausgabe des Kirchenguts zu beschleunigen. Darauf haben dieuntergeordneten Kirchendiener" eine Verwarnung be­kommen, sie seien nicht zur Vertretung der Kirche gegenüber dem Staat oder den höheren Kirchenbehörden berufen, sondern einzig und allein zur Befolgung der von der Kirchen­gewalt ausgehenden Anordnungen. An diesem Erlaß haben die Pfarrer bis 1848 geschluckt, dan haben sie seine Aufhebung verlangt. Wenn man noch einen Blick auf die Verwendung des Kirchenguts durch Herzog Ulrich und seinen Sohn tun will, so wird man sagen können, dieser selber hat es allerdings nichtverschlemmt und verpraßt", aber er hat es doch stark dazu verwendet, seine Schulden zu zahlen, und dazu war es eigentlich nicht da. Viktor Ernst redet in Len Württb. Jahr­büchern 1911 davon, Ulrich habein möglichster Beraubung der Kirche sein Heil zu finden geglaubt". Von Herzog Chri­stoph sagte er, er habe der Kirche gegeben, was sie brauchte, aber das Kirchengut nie und nirgends ausschließlich für kirchliche Zwecke bestimmt und keinen Augenblick habe er dabei die welt­lichen Interessen außer Acht gelassen. Daraus erklärt sich, daß von 1565 cm ein Drittel der ganzen Landessteuer verfassungs­mäßig als Last auf den Einkommensüberschuß des Kirchenguts gelegt wurde, wie ja nach der Schlacht bei Lauffen 1534 das Ländle bankrott gewesen wäre ohne das Einspringen des Kir­chenguts, das bekanntlich immer auch Armengut war neben dem, daß es als Schulgut benützt wurde. In den Verhand­lungen des 19. Jahrhunderts hat man kirchlicherseits lange und off das Fehlen einer Synode beklagt, die Regierung ließ sich mahnen und mahnen und das Haupt der Kirche war der König oder die Regierung und die tat nichts. 1830 haben Merklin und Georgii gegen die sog. Rentenabfindung energisch protestiert, wie sie die zweite Kammer beschlossen hatte. Georgsi hat die Aufregung über diese Nichterfüllung des in Pa­ragraphen 77 der Verfassung gegebenen Versprechens das Leben gekostet. Heute haben wir nun Synoden und haben nun, wenn wir so sagen wollen, eine selbständige Kirchenregie­rung, aber wird sie sich an die Frage des Kirchengnts machen: energisch, fleißig und ohne Wanken? Wenn nach den Berechnungen von 1905 allein aus den 128 000 Morgen Wald, die das Kirchengut zählte, über 3 Millionen im Jahr gezogen werden könnten, so wäre allein schon diese Jahressumme in heutige Ziffern umgesetzt es der Mühe wert, daß auch das ev. Kirchenvolk lernte, sich etwas um diese Dinge zu kümmern, lind dazu setzen wir diese Betrachtungen einmal in das Be- zirksblatt des größtenteils ev. Bezirks Neuenbürg.

Deutschland.

Berlin, 15. Aug. Dr. Stresemann, der Vorsitzende des Reichstagsausschusies für auswärtige Angelegenheiten, hat heute Vormittag mit dem Reichskanzler eine eingehende Be­sprechung über die Gesamtlage sowie über die zur Erledigung stehenden Einzelfragen. Besonders war Oberschlesien Gegen­stand der Besprechung. Ein Zeitpunkt für die Einberufung des auswärtigen Ausschusses wurde in der Besprechung noch nicht festgesetzt.

Berlin, 15. Aug. Der Reichskanzler und der Reichs­minister des Aeußern werden dem auswärtigen Ausschuß einen ausführlichen Bericht über die gesamte außenpolitische Situa­tion, besonders über den Stand der oberschlesischen Frage erstatten. Der Sitzung des auswärtigen Ausschusses werden Besprechungen des Reichskanzlers mit den Parteiführern vor­ausgehen, zu denen die Einladungen bereits ergangen sind. An eine vorzeitige Einberufung des Reichstags wird infolge des Beschlusses des Obersten Rats, die oberschlesische Frage dem Völkerbund zu unterbreiten, nicht gedacht.

Berlin, 15. Aug. Nach den hier vorliegenden Nachrich­ten ist zur Stunde in Oberschlesten alles ruhig, trotz des großen Gefühls der Enttäuschung, daß die Hinausschiebung der Entscheidung über Oberschlesien in der gesamten Bevölke­rung hervorgernfen hat. Bis zum 8. August war allerdings die Gefahr eines neuen polnischen Aufstands sehr groß. Der für diesen Tag als Einleitung einer neuen Aktion geplante Generalstreik scheiterte jedoch vor allem an der Kampfesmüdig­keit der polnischen Bevölkerung. Die Gefahr eines neuen Aufstandes liegt also weniger Sei der Masse der polnisch-gesinn­ten Oberschlesier, als vielmehr bei den dort amtierenden pol­nischen Aufstandsbehörden, die angeblich zu Liquidationszwek- ken dienen sollen. In Wirklichkeit zielt aber ihre Tätigkeit dahin, durch lokale Zwischenfälle die deutsche Bevölkerung zu provozieren und sie zu Unbesonnenheiten zu verleiten. Auf deutscher Seite hat man die Absichten der Polnischen Auf­ständischen durchschaut. Alle deutschen Stämme sind bemüht, die Bevölkerung zur Ruhe zu ermahnen, damit derartige pol­nische Pläne zum Scheitern kommen. Zur Beruhigung der Bevölkerung wird auch beitragen, daß die deutsche Regierung von morgen ab die Erwerbslosenfürsorge in Oberschlesien in Kraft setzt. Die deutsche Regierung tut also alles, um die oberschlesische Bevölkerung in Ruhe zu halten.

Der Streik der Eisenbahnarbeiter in Kassel im Zunehmen.

Kassel, 15. Aug. An dem auf dem Bahnhof Oberstadt ausgebrochenen wilden Streik sind die Arbeiter der hiesigen Eisenbahnwerkstätte, Kohlenarbeiter, Hilfsheizer und Wagen­putzer beteiligt. Nachdem am Sonntag die Aussicht auf die Beilegung des Streiks auf friedlichem Wege günstig gewesen war, haben sich die Verhältnisse durch das Eingreifen der Kommunisten, die in Automobilen nach Bebra, Göttingen, Marburg und anderen Orten fuhren, um die dortige Arbeiter­schaft Streik z« bewegen, erheblich verschärft. In Mar­

burg sollen die Arbeiter ebenfalls in den Streik getreten sein. Auch soll die Arbeitseinstellung auf die Bezirke Frankfurt a. M. und Erfurt übergegriffen haben. Die Eisenbahndirektion hat in einem Anschläge die streikenden Arbeiter aufgefordert, den planmäßigen Dienst sofort wieder aufzunehmen, andern­falls sie als entlassen gelten. Eine Reihe von Arbeitern hatte sich daraufhin zur Arbeit gemeldet, doch wurde sie von jünge­ren Streikposten an der Verrichtung der Arbeit verhindert. Einige junge Personen, die den Betrieb auf den Bahngleisen störten, wurden verhaftet. Der Eisenbahndirektionspräsident hat die Beamten zur Nothilfe aufgefordert, welcher Auffor­derung seitens der Beamten sofort entsprochen wurde. S« konnte der Eisenbahnbetrieb im wesentlichen aufrecht erhalten werden. Die Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamten und -Anwärter hat es, obwohl sie die Forderung der Arbeiter an sich anerkennt, entschieden abgelehnt, den wilden Streik durch dessen Ansbruch die Verhandlungsmöglichkeiten nicht erschöpft waren, irgendwie zu unterstützen.

Kassel, 15. Aug. Der Streik der Eisenbahnarbeiter hat sich in Kassel auf die Arbeiter der Hauptwerkstätten und auf einige Bahnmeistereien und Güterabfertigungen ausgedehnt. Außerdem sind inzwischen Arbeiter in Marburg, Freysa, Bah Wildungen und Paderborn in den Streik getreten. Unter fortgesetzter Mithilfe der Beamten fast aller Gruppen ist e- gelungen, den gesamten Personen- und Güterverkehr mit un­bedeutenden Ausnahmen instand zu halten. Es wird indessen erforderlich sein, den Personenverkehr etwas einzuschränken. Näheres darüber wird durch Anschläge auf den Bahnhöfen bekanntgegeben.

Reichspräsident und Neichsregierung an die Oberschlefier.

Berlin, 15. Aug. Der Reichspräsident und die ReichS- regierung erlassen folgenden Aufruf:

Die Entscheidung über Oberschlesien ist Wider Erwarte« nicht gefallen. Der Spruch ist vertagt worden. Die LeidenK- zeit des oberschlesischen Volkes hat ihr Ende noch nicht gefun­den. Es gilt, in zäher Ausdauer weiter auszuharren. Ober­schlesier! Unsere Sache ist gerecht. Die Gerechtigkeit wird und muß siegen, wenn das Selbstbestimmungsrecht der Völker Gel­tung haben soll. Ihr habt Euch mit überwältigender Mehrheit für Deutschland ausgesprochen. Euer und des Reiches Wohl­ergehen hängt davon ab, daß Oberschlesien beim Reiche ver­bleibt. Oberschlesier! Ihr habt bisher trotz schwerster Heraus­forderungen musterhafte Ruhe und Ordnung bewahrt. Die berechtigte Abwehr der Gewalttaten polnischer Insurgenten hat auch die Welt nicht verargt. Bewahrt auch weiterhin die Selbst­zucht, die Euch bisher ausgezeichnet hat! Laßt die kühle Ueber- legung nicht schwinden und laßt Euch durch nichts zu unüber­legten Handlungen verleiten, die Eurer gerechten Sache nur Schaden bringen würden! Mit Euch hofft das ganze deutsche Volk, daß der Tag nicht fern ist, an dem die Schranken zwischm Euch und dem Mutterland wieder fallen, an dem das Selbst­bestimmungsrecht der Völker in der Wiedervereinigung Ober­schlesiens mit Deutschland, dem es seit 7 Jahrhunderten ange­hört hat, Anerkennung findet zum Besten OLerschlesiens, deS Deutschen Reichs, des wirtschaftlichen Wiederaufbaus Europas und des Friedens der Welt.

Der Reichspräsident: Ebert. Die Reichsregierung: Dr. Wirüh.

Keffelexplosion in der Ueberlandzentrale Tschcchnitz.

Als in der Nacht zum Montag mehrere Arbeiter in de« großen Kesselhaus der Ueberlandzentrale in Tschechnitz, KreiS Breslau, in dem sich sieben Kessel befanden, beschäftigt war§n, entstand plötzlich in Kessel 5 eine heftige Rauchentwicklung, der alsbald eine ungeheure Explosion folgte. Ein Arbeiter ver­mochte sich ins Freie zu stürzen. Gleich darauf stürzten die Pfeiler des Kohlenbunkers zusammen und schütteten ihren In­halt, ungefähr 3000 Tonnen, ins Kesselhaus, alles unter sich begrabend. Die Westseite des Kesselhauses ist vollkommen ein­gedrückt. Ein Arbeiter wurde schwer verletzt und ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen. Zwei weitere wurden unter den Trümmern des Kesselhauses begraben und sind bis jetzt noch nicht geborgen. Durch die Wucht der Explosion wurde auch das Dach des angrenzenden Maschinenhauses zum Einsturz ge­bracht. Die Ursache der Katastrophe ist noch nicht festgesteklt.

Nene polnische Nebergriffe.

Wie die Blätter melden, versuchen größere polnische Ban­den von jenseits der polnischen Grenze in der Nähe von Mys- lowitz in Oberschlesten einzudringen. Besatzungstruppen und Apo-Beamte stellten sich ihnen entgegen. Nach kurzem Feuer­gefecht zogen sich die Banden über die Grenze wieder zurück- Als sie jenseits der Grenze waren, eröffneten sie eine lebhafte Schießerei auf die oberschlesischen Ortschaften längs der Grenze.

Im Kreise Rosenberg wurde, wie dieVossische Zeitung" meldet, gegen das Auto des wegen seiner Unparteilichkeit bei der deutschgesinnten Bevölkerung beliebten englischen Po- lizeioffiziers Majors Cressp eine Eierhandgranate geworfen, die zwar explodierte, aber keinen Schaden anrichtete.

Benthe«, 15. Ang. Gestern Abend gegen 7^ Uhr wurde eine vor dem Waldplatz in Dombrowa auf die Straßenbahn wartende etwa lOOköpfigc Menschenmenge von etwa 30 biS 40 Banditen plötzlich umzingelt, mit Stöcken geschlagen «rck mit Waffen bedroht. Mehrere Männer und Frauen wurden durch Stockschlägc blutig verletzt. Ein Kaufmann aus Beuthen wurde mit einem Gummiknüppel derart geschlagen, daß er ivS Krankenhaus geschafft werden mußte. Als Polizeibeamte her­beieilten, ergriffen die Banditen die Flucht und entkamen un­erkannt. Heute Abend gegen 6 Uhr versuchten Insurgent«, unterstützt von Mannschaften der Gemetndewache Hohenlinde,

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